Mamoru starrte in den Abendhimmel.
Er hatte ein Deja vú.
Schon wieder saß er in seinem Auto und schon wieder drehten sich seine Gedanken nur um Bunny.
Die Erinnerung an ihr Erlebnis auf dem Dach des Krankenhauses beschleunigten seinen Herzschlag.
Nicht nur, weil sie miteinander geschlafen hatten. Es war die Tatsache, wie sie es getan hatten. Das war kein reiner körperlicher Akt. Es war Liebe. Sie wussten endlich, was der jeweils andere empfand und das zeigten sie sich auch.
Dass er dafür seine Pause maßlos überzogen hatte, störte ihn wenig.
Nur die Worte, die danach aus Bunnys süßem Mund kamen, waren ihm im Gedächtnis geblieben, sie hatten sich eingebrannt, Buchstabe für Buchstabe.
»Herr Aino hat meinen Vater zum Essen eingeladen.«, hatte sie gesagt und ein wenig leiser hinzugefügt: >Und Motoki. Ich soll ihn begleiten.«
Ab dem Zeitpunkt hatte er nicht mehr zugehört. Warum auch? Er wusste ganz genau, was kommt.
Motoki würde den Abend ausnutzen. Um endlich sein ekelhaftes Vorhaben in die Tat umzusetzen.
»Worüber denkst du nach?«
Mamoru schreckte aus seinen Gedankengängen hoch. Er sah zu dem blonden Mädchen auf dem Beifahrersitz.
»Worüber wohl?«, er lachte trocken auf.
»Es wird schon klappen. Motoki bekommt seinen Willen und...«
Mamoru unterbrach sie: »Und dann soll alles gut werden? Tut mir leid, aber ich glaube nicht an Happy Ends. Besonders nicht in Verbindung mit Motoki.«
»Wovor hast du Angst? Dass es mir gefallen könnte?«, das blonde Mädchen lächelte schief.
Er wollte darauf nicht eingehen. Allein die bloße Vorstellung bereitete ihm Unbehagen.
»Mamoru.«, sie legte ihre Hand auf seine, mit der er schon die ganze Zeit den Ganghebel umfasst hielt. »Es ist die einzige Möglichkeit.«
»Es gibt mit Sicherheit noch andere. Wir haben nur nicht alles in Betracht gezogen.«
Das Mädchen seufzte und fuhr sich durch ihren goldblonden Pony.
»Ich hab doch schon gesagt, es macht mir nichts aus.«, erklärte sie. »Es ist nur eine Nacht, wenn überhaupt. Vielleicht ist die ganze Sache auch schon nach zwei Minuten vorbei. Ich geb mir Mühe, versprochen.«
Mamoru schaute sie stirnrunzelnd an. Er hatte das Gefühl, sie sprachen über eine simple Sportstunde.
»Motoki wird sich niemals mit nur dieser einen Nacht zufrieden gaben.«, sagte er ernst.
»Muss er aber.«, sie zuckte mit den Schultern. »Deal ist Deal.«
»SO siehst du das also.«, antwortete er trocken und sah wieder aus dem Seitenfenster. Die Sonne war bereits hinter den Hochhäusern verschwunden und die Straßenlaternen tauchten die Umgebung in ein diffuses Zwielicht.
»Ich kann das nie wieder gut machen, das weißt du.«, sagte er leise, ohne sie anzusehen.
Er hörte ihren regelmäßigen Atem. Hatte sie ihn gehört? Oder dachte sie über eine passende Antwort nach?
Mamoru drehte den Kopf nun doch in ihre Richtung. Sie wirkte völlig ruhig.
»Ich kann dir nur ewig dafür danken.«, flüsterte er. »Danke Minako.«
Sie winkte ab: »Kein Problem. Bunny ist doch meine Freundin und wenn es um die wahre Liebe geht, helfe ich immer.«, sie zwinkerte ihm zu. »Und jetzt los! Mein Varer wartet nicht gerne.«
Mamoru atmete noch einmal tief durch, ehe er den Motor startete und mit quietschenden Reifen vom Parkplatz losfuhr.
Dieser Abend würde der schwerste seines Lebens werden.