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fatal desire

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Na, meine Güte.
Momentan braucht es aber lange zum Freischalten. Ist das normal?
Sonst waren einzelne Kapitel immer innerhalb von maximal 6 Stunden oben.
Jetzt warte ich schon mehr als doppelt so lange.
Zum Glück habe ich aber gerade einen guten Schreibfluss und kann mich so ein bisschen
ablenken von der Warterei.
Obwohl ich doch immer so interessiert an Feedback bin >.<

Naja, hoffentlich wird mein Wunsch auf Freischaltung heute noch erfüllt.
Viel Spaß mit dem Kapitel und immer brav Bescheid geben, wenn euch was
nicht gefällt oder verbessert werden könnte.
Lob höre ich natürlich auch gerne ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hach ja, ich bin momentan etwas im Stress und komme deswegen kaum dazu,
die einzelnen Kapitel auf dem Laptop zu tippen
(in meinem Motizheft ist die Geschichte theoretisch schon fertig - wenn ich nicht
wieder auf die Idee komme, ab der Hälfte alles über den Haufen zu werfen und zu ändern).
Und auf Arbeit habe ich im Moment auch eher wenig Zeit, mich mal an den Rechner zu setzen Ausserdem habe ich wenig Lust, meinem Meister eventuell erklären zu müssen "was zur Hölle ich da schreibe" :-D
Ausserdem fängt bald wieder die Saison an, wo ich mich in erster Linie um die Berichterstattung und das Schreiben von Texten für ein Onlinemagazin kümmern muss.

Geht also nicht so hart mit mir ins Gericht, wenn ihr mal länger auf ein neues Kapitel warten müsst ^^

btw: nur noch 2 Kapitel bis zum ersten Adult *trommelwirbel* O.o Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ahhh! Tut mir leid, aber ich bin momentan voll im Stress.
Ich bin froh, dass ich mal Zeit gefunden habe, das nächste Kapitel hochzuladen >_<

Ich habe mich jetzt übrigens dazu entscheiden, erst einmal diese FF hier fertig zu stellen, ehe ich mich um die andere kümmere (da fehlt mir momentan die inspiration für den Mittelteil und besonders der Weg dahin...).
Die einzelnen Kapitel habe ich bereits fertig mit der Hand geschrieben und müsste nur noch abtippen (dabei fallen mir aber ständig neue Ideen ein. Naja. ) , stellt euch auf knapp 15 Kapitel ein...

Ich versuche wirklich, mich zu beeilen, aber es ist schwierig, prickelnde Momente zu beschreiben, wenn neben einem ständig der doofe Lehrling sein Brötchen mampft -.-
In diesem Sinne: wünscht mir Glück, dass ich die Woche mal bisschen meine Mittagspause überziehen kann ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
neuer Tag, neues Kapitel.
Mal schauen, ob sie zusammen freigeschaltet werden ^^

Das nächste Kapitel wird übrigens wieder Adult :-p Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hach ja!
Ich habe mir mal wieder viel zu viel Zeit gelassen...
Eigentlich wollte ich euch nicht so lange warten lassen, aber ich bin eben einfach nicht dazu gekommen, die Kapitel zu schreiben. Ich hatte immer mal wieder Zeit in der Mittagspause, aber selbst da ist meistens wieder was dazwischen gekommen.
Naja, hier auf alle Fälle erst einmal was neues zum Lesen. (hoffentlich befriedigt das kurzzeitig eure Gier ^^ )
Ich versuche auch, das nächste Kapitel (Juhuuu! Adult! *tralalala* ) direkt anzuschließen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Momentan keine große Zeit für Vorwort.
Der Stress frisst mich noch auf -.-

ich hab mich entschieden, diese fanfic noch ein bisschen zu verlängern.
es wird nochmal herzschmerz geben, aber auch genug große gefühle und den ein oder anderen
wtf-moment.

musikalische untermalung bei diesem kapitel (damit die emotionen noch besser fließen ^^)

https://www.youtube.com/watch?v=a9-O2OfTD5Y

viel spaß beim lesen.
ich hoffe ja, dass ich nach dieser woche auch mal wieder zum lesen komme :-(
und kommis verteilen *asche auf mein haupt* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
das kapitel ist etwas kurz, da es sozusagen nur ein zwischenkapitel ist.
ich hoffe, es macht euch trotzdem spaß ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Bääm! ^^
So langsam kommen wir zum Höhepunkt der Geschichte (im wahrsten Sinne O.o ).
Aber freut euch nicht zu früh. Ich hole nochmal den großen Holzhammer raus *muharharhar* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
ja, ich weiß.
dieses kapitel ist recht kurz.
aber ich wollte nicht zu viel hinein stecken, um es möglichst spannend zu halten ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich weiß...
das Kapitel ist recht kurz.
Aber großartig länger werden auch die nächsten nicht mehr.
Ich hab an sich auch keine Lust, diese Fic noch mehr in die Länge zu ziehen.
Ausserdem ist auch in kurzen Kapiteln alles wichtige gesagt, da muss ich nicht wahnsinnig ausschweifend schreiben. ^^

Im Übrigen bin ich momentan eher mit meiner neuen Story beschäftigt (*Schleichwerbung*) und dann noch mit
einem Projekt, an dem mehrere Autoren beteiligt sind.

Aber keine Sorge, ich kümmer mich noch um "Fatal Desire" und auch mein anderes Baby "Böses Erwachen".
Mir fehlt nur momentan so ein bisschen die Zeit und der Laptop (*schnief* der ist kaputt gegangen :-/ )

Sooo, genug gelabert!
Viel Spaß mit diesem Kapitel und nicht allzu sauer sein, wenn es bis zum nächsten noch ein Stück dauert.
Ihr könnt euch aber nochmal auf Herzschmerz, Dramatik und eine große Portion Fummeln freuen ^^
man kennt mich ja nicht anders *räusper* :-D :-D Komplett anzeigen

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»Vergiss es!«

Um seinen Worte zu verstärken, verschränkte Mamoru demonstrativ seine Arme vor der Brust und lehnte sich mit finsterem Blick auf dem Stuhl zurück.

»Komm schon, bitte.«, sagte Motoki mit flehendem Ton in der Stimme.

»Nein.«, war die knappe Antwort des Schwarzhaarigen. Von ihm aus konnte sein Freund auch auf die Knie fallen, es war ihm egal.

»Du hast auch was gut bei mir.«

Doch selbst darauf erhielt er nur ein rigoroses Kopfschütteln und ein: »Wenn es danach ginge, müsstest du mir mittlerweile die Welt zu Füßen legen.«

Motoki versuchte es nun mit einem traurigen Hundeblick.

»Wir sind doch Freunde.«

Mamoru hasste es, wenn sein bester Kumpel es wieder einmal auf diese Tour versuchte.

»Das bedeutet aber nicht, dass ich dich ständig bei der Organisation deiner Affären unterstütze.«

»Als ob das so oft vorkommen würde.«, Motoki sah jedes Mal wie ein kleiner Junge aus, wenn er schmollend die Unterlippe vorschob.

Mamoru hob seine Hand und tat, als würde er zählen, ehe er sein Gegenüber mit hochgezogenen Augenbrauen fragte: »Reden wir von diesem Monat oder dem letzten?«

»Sehr witzig.«

»So witzig finde ich das gar nicht.«, erwiederte Mamoru und erhob sich nun von seinem Platz. »Und die Frauen, die du hintergangen hast, sicher noch weit weniger.«

Er wusste, dass jetzt wieder dieselbe Ansprache kam, wie jedes Mal, wenn er versuchte seine Lebensweise zu erklären.

»Ich bin nun mal ein Mann mit Bedürfnissen.«

Ja, da war sie wieder. Die gleiche alte Leier.

»Und die kann eine Frau alleine eben nicht erfüllen.«

Mamoru verdrehte die Augen, als es plötzlich klingelte. Beinahe war er froh darüber, dass ihn die Türglocke vor Motokis selten dämlichen Argumenten, warum ein Mann niemals einer Frau treu bleiben kann.

»Das ist sie!«, der Blonde lief aufgeregt zwischen Couch und Esstisch hin und her und herrschte Mamoru an: »Los, mach schon auf. Sag deinen Text wie abgesprochen.«

»Ich hab dir bereits gesagt, ich mach nicht mit.«, erwiederte er trocken, musste jedoch erkennen, dass ihm sein Freund kein Stück mehr zuhörte, sondern lieber im Spiegel überprüfte, ob seine Haare richtig lagen.

Er hatte es wieder geschafft, dachte Mamoru und öffnete seufzend die Wohnungstür.

Vor ihm (nein, eher 20 Zentimeter weiter unten) stand ein junges blondes Mädchen mit der verrücktesten Frisur, die er jemals gesehen hatte. Aber das schockierte ihn weit weniger, als die Tatsache, dass sie eine dieser typischen Schuluniformen trug.

»Hallo.«, ihre Stimme war klar und hell. »Ist Motoki da?«

Mamoru starrte sie noch geschlagene fünf Sekunden stumm an, ehe er die Tür wieder schloss.

Er überbrückte die wenigen Meter bis zu Motoki mit drei großen Schritten und bedachte ihn mit einem finsteren Blick.

»Bitte sag mir, dass du neuerdings auf Rollenspiele stehst.«

»Bitte?«, eher gelangweilt drehte er sich langsam um und wäre fast einen Schritt zurück gewichen.

Mamorus war sonst ein ruhiger Typ, vieles ließ ihn einfach kalt. Insbesondere die Eskapaden seines Mitbewohners. Aber diesmal sah es wirklich böse aus und flüsterte mit unterdrückter Wut: »Sie ist eine Schülerin.«

Motoki zuckte gleichgültig mit den Schultern, antwortete: »Na und? Sie ist süß.«

»Und minderjährig.«, die Ignoranz seines Freundes brachte ihn fast zur Weißglut. »Hast du den Campus bereits durchgevögelt, dass du jetzt schon die Schulen abklappern musst?«

»Quatsch!«, winkte Motoki lachend ab und ergänzte:»Sie ist ab und zu in der Spielhalle, in der ich jobbe und interessiert mich schon lange. Ausserdem brauche ich mal Abwechslung von diesen anstrengenden Studentinnen.«

»Abwechslung?«, Mamoru wusste gar nicht, was er darauf sagen sollte.

»Ja, Studentinnen haben einen großen Nachteil. Sie sind, im Gegensatz zu Mädchen, die noch zur Schule gehen, einfach nicht so...«

»Naiv, sich auf die einzulassen?«, beendete Mamoru die Aussage seines Freundes grinsend.

»Unschuldig.«, berichtigte dieser mit zusammengekniffenen Augen.

Mamoru froren die Gesichtszüge ein. Er war augenblicklich wieder ernst und starrte sein Gegenüber ungläubig an.

»Ist das dein Ernst?«, er fragte lieber nochmal nach. Vielleicht hatte er ihn ja auch einfach falsch verstanden. Er hoffte es inständig.

Doch Motoki nickte und sprach lächelnd weiter :»Es gibt für ein Mädchen in dem Alter doch nichts Besseres, als von einem erfahrenen Mann in die Liebe eingeführt zu werden.«

Noch nie zuvor hatte Mamoru so sehr das Bedürfnis gehabt, jemandem am Kragen zu packen und ihm einfach nur die Fresse zu polieren.

Doch er beherrschte sich und beließ es bei einer Frage: »Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, was du für ein wiederliches Arschloch bist?«

»Häufiger.«, antwortete Motoki und widmete sich wieder seinem Spiegelbild. »Und jetzt mach die Tür wieder auf und lass sie rein.«

Mamoru schüttelte den Kopf, ersparte sich so jeden weiteren Kommentar.

Das blonde Mädchen stand noch immer genau so vor der Tür wie eben, scheinbar hatte sie sich kein Stück vom Fleck bewegt.

Als er sie mit einer Geste herein bat und sie an ihm vorbei ging, nahm er eine zarte Duftnote wahr. Eine Mischung aus Pfirsisch und Vanille, überlegte er und blickte ihr hinterher. Wie alt sie wohl war? Schätzungsweise 16 oder 17.

Mamoru versuchte einen Blick auf ihren Körper zu erhaschen, aber diese Schuluniformen waren einfach so furchtbar geschnitten, dass beinahe alles bedeckt war.

Ihr Gesicht war hübsch. Sie war wirklich süß, keine Frage. Aber er konnte kein Stück nachvollziehen, was Motoki mit einem schüchternen und unerfahrenen Mädchen wie ihr wollte. Was war so interessant daran, den ewigen Status "Typ, der mir die Unschuld genommen hat" zu erhalten?

Motoki ging auf sie zu, umarmte sie lang und sagte dann irgendwas zu ihr, was Mamoru nicht hören konnte. Das brauchte er auch gar nicht, er wusste es sowieso. Es war immer dieselbe Ausrede. Und auch der Ausdruck auf dem Gesicht der Mädchen war jedes Mal der gleiche.

Gleich würde Motoki auf seinen Freund zeigen und sie würde Mamoru fragend anstarren.

Ja, da war der Fingerzeig, dachte er und wartete bereits auf das Fragezeichen im Gesicht des Mädchens. Gelangweilt hob er den Kopf.

Das blonde Mädchen schaute nicht fragend, nicht mal annähernd. Stirnrunzelnd stellte der Schwarzhaarige fest, dass sie ihn finster anstarrte. Zwar nur kurz, aber er hatte es genau gesehen.

Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Motoki sich mit seiner Frauenauswahl diesmal keinen Gefallen getan hatte.

»Das kann ja interessant werden.«, murmelte er, mehr zu sich selbst und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Wie sich herrausstellte, war sie tatsächlich 16.

»Mamoru, das ist Bunny.«, hatte Motoki sie vorgestellt.

Ein merkwürdiger Name. Aber seltsamerweise schien er perfekt zu ihr zu passen.

Ein kleines Häschen, dass vor dem großen bösen Wolf beschützt werden muss, sinnierte Mamoru.

Er wartete ab, bis Motoki sein Schauspiel beendet hatte und wieder einmal die Ausrede missbrauchte, er müsse unbedingt nochmal in die Unibibliothek um etwas enorm Wichtiges zu recherchieren.

Mamoru verdrehte unbeobachtet die Augen, als er sich einen Kaffee eingoss.

Es verblüffte ihn immer wieder, wie leicht sich Frauen von dem charmanten Äusseren seines Freundes beeinflussen ließen und zum kleinen Dummchen avancierten, die einfach alles glaubten und sei es noch so fantastisch.

Motoki verabschiedete sich rasch und plötzlich war Mamoru allein mit dem Mädchen.

Nicht zum ersten Mal musste er sich um Motokis Freundinnen kümmern, wenn er die Chance hatte, bei einer anderen Frau einen, wie er es immer so humorlos umschrieb, wegstecken zu können. Und wie immer fragte sich Mamoru, wie sein Freund es trotz den ständigen Techtelmechteln noch schaffte, sein Jurastudium auf die Reihe zu bekommen.

Er drehte sich zum Wohnzimmer um, wo diese Bunny auf dem Sofa saß und unschlüssig in einem der herumliegenden Magazine blätterte.

Sie hatte faszinierend blaue große Augen und eine süße kleine Stupsnase über einem Mund, der nicht nur zum Küssen einlud.

In ein paar Jahren würde dieses Mädchen jedem Mann den Kopf verdrehen, da war sich Mamoru sicher.

Seltsamerweise konnte er Motoki sogar ein bisschen verstehen. Diese kleine Blondine hatte etwas Besonderes an sich. Etwas, dass auch seinen Jagdinstinkt weckte und er tief in sich das Bedürfnis hatte, herauszufinden, wie unschuldig sie wirklich noch war.

»Was glotzt du so?«

Mamoru schreckte aus seinen Gedanken hoch. Was hatte sie gerade zu ihm gesagt? Er musste sich verhört haben. Mit fragendem Gesichtsausdruck wollte er lieber nochmal nachfragen, öffnete gerade den Mund.

Als Bunny ihn erneut anblaffte: »Reicht es dir nicht, dass du mir die Tür vor der Nase zugehauen hast?«

Mamoru war sprachlos. Wie redete dieses Gör mit ihm? Vielleicht war seine anfängliche Einschätzung doch nicht gerechtfertigt.

Nach wenigen Sekunden des Schweigens hatte er sich allerdings wieder gefangen und stellte langsam seine Tasse weg. Er wollte wissen, was in diesem Mädchen vor sich ging. War sie wirklich nur wütend, weil er sie bei der Begrüßung so unfreundlich behandelt hatte oder war da doch mehr. Zumindest war es durchaus interessant zu sehen, dass sie wohl zwei Gesichter besaß. Das freundliche und unschuldige gegenüber Motoki. Und dieses, was sie ihm jetzt zeigte. Welches war echt?

Er setzte sich ihr gegenüber und betrachtete sie einfach nur stumm. Da war ein Funkeln in ihren Augen, das von Ehrgeiz und Mut zeugte.

»Willst du nicht ein Foto machen? Dann hast du mehr davon.«, ihr Blick war unfreundlich.

Mamoru lächelte trotzdem.

»Findest du es gut, wie du mit mir redest?«, fragte er und stützte sich auf seine Knie auf, um sein Kinn auf seine gefalteten Hände zu legen.

»Findest du es gut, dass du mich wie einen Esel im Treppenhaus stehen lassen hast?«

Dieses Mädchen gefiel ihm. Sie hatte scheinbar keinerlei Scheu oder gar Respekt vor ihm. Motoki würde noch sein blaues Wunder mit ihr erleben und ein kleines bisschen hatte er auch Mitleid mit ihm. Aber nur minimal.

Mamoru versuchte, sichtlich amüsiert, zu erklären: »Ich war nur überrascht, weil du so jung aussiehst.«

Bunny schnaubte.

»Wäre es besser, wenn ich wie eine alte Schachtel aussehe?«

Jetzt war sein Ehrgeiz gepackt. Er wollte sie reizen, ihre harte Hülle knacken.

»Ich finde dein Aussehen durchaus anziehend.«, antwortete er und setzte sein hinreißendstes Lächeln auf.

Scheinbar brachte das bei seinem Gegenüber rein gar nichts. Genervt verzog sie das Gesicht und sprach mit gespielt angewiedertem Ton: »Du bist nicht nur unhöflich, sondern auch noch ein Schleimer, was?«

Das saß. Noch nie hatte ihn eine Frau derart beleidigt. Und das, obwohl er ernsthaft versucht hatte, mit ihr zu flirten.

Jeder andere hätte jetzt wahrscheinlich aufgegeben. Aber Mamoru hatte es schon immer gehasst, zu verlieren. Er dachte ernsthaft darüber nach, wie er es bewerkstelligen konnte, dass dieses Mädchen ihn mochte. Sie sollte ihn anbetteln, bei ihr zu bleiben.

Dass sie eigentlich mit Motoki zusammen war, blendete er aus. Nein, es war ihm schlicht egal oder höchstens ein weiterer interessanter Aspekt in einem Plan, der plötzlich in seinem Kopf anwuchs. Eine vollkommen verrückte Idee, von der er aber einfach nicht abzubringen war.

Lächelnd blickte er die noch immer scheinbar wütende Bunny an.

Ja, er würde Motokis Konkurrent werden. Natürlich nicht öffentlich. Aber er hatte ab jetzt ein Ziel vor Augen. Er würde sich Bunnys Unschuld holen.

Die folgenden Tage verbrachte er so wie immer.

Mit der üblichen Mischung aus Uni, Arbeit und Lernen.

Trotzdem war sein geschmiedeter Plan noch immer tief in seinem Hinterkopf verbandelt. Auch, wenn er nicht nur einmal sich selbst dafür eine verpassen wollte.

Doch immer wieder, wenn er alles verwerfen wollte, wurde sein Ehrgeiz durch Irgendwas erneut geweckt. Sei es einer von Motokis vielen dummen Sprüchen, wie er Bunny am schnellsten ins Bett bekommen würde. Oder die Erinnerung an Bunny selbst.

An dem Nachmittag hatten sie letztendlich doch noch die Zeit bis zu Motokis Rückkehr überbrücken können. Er mit lernen und Bunny mit Fernsehen. Es durchaus lustig, sie dabei zu beobachten, wie sie Cartoons schaute und sich dabei mehrfach vor Lachen auf dem Boden kugelte.

Aber er schaffte es nicht, weitere Informationen aus ihr herauszukitzeln.

Motoki konnte er schlecht fragen. Mamoru hatte sich bisher auch nicht für die vielen Frauenbekanntschaften seines Freundes interessiert. Da würde es nur auffallen, wenn er sich plötzlich nach einer davon erkundigte.

Mamoru konnte nur darauf hoffen, dass Motoki sie in nächster Zeit nochmal an ihn abschieben würde. Dann müsste er nur den richtigen Zeitpunkt erwischen und versuchen, Bunny näher zu kommen.

Seufzend fuhr er sich durch die schwarzen Haare.

Das letzte Mal, dass er sich wegen eines Mädchens so verrückt gemacht hatte, war fast zwei Jahre her. Damals hatte er gerade erst seinen Nebenjob im Krankenhaus angefangen und war dabei sein bisheriges Leben von Grund auf zu ändern. Kaum zu glauben, dass er mal genauso wie Motoki war, teilweise sogar schlimmer. Er hatte ohne Rücksicht auf Verluste oder gar Gefühle gelogen und betrogen. Jede Nacht eine Andere war an der Tagesordnung.

Und dann lernte er diese Frau kennen. Satori, eine angehende Ärztin im vorletzten Semester. Sie war eigentlich überhaupt nicht sein Typ. Viel zu brav, mit Hornbrille und einer von diesen furchtbaren Frisuren, wie sie nur vertrocknete alte Mathelehrerinnen trugen. Aber irgendwas an ihr reizte ihn. Er wusste nicht, ob es dieses Funkeln in ihren Augen war oder die Tatsache, dass sie jegliche Annäherungsversuche von Männern rigoros ablehnte.

Mamoru brauchte Wochen, um es überhaupt erst einmal zu schaffen, sie auf einen Kaffee einzuladen. Ein Erfolgserlebnis, dass ihn beflügelte, noch ein paar Schritte weiter zu gehen. Dies nahm allerdings so viel Zeit in Anspruch, dass er keine Motivation mehr hatte, sich um andere Frauen zu kümmern.

Und so lernte er zum ersten Mal, dass es viel interessanter und sogar weitaus befriedigender, seine gesamte Energie auf nur eine Beziehung zu beschränken. Ausserdem lernte er in den 12 Monaten mit Satori mehr über den weiblichen Körper, als in all den wilden Jahren vor ihr.

Lächelnd führte er sich das ein oder andere Erlebnis vor Augen.

»Herr Chiba. Sie sind noch hier?«

Die überraschte Stimme ließ ihn aufsehen. Die Stationsärztin hatte den Aufenthaltsraum betreten und ihn so in seinen anregenden Tagträumen unterbrochen.

»Ich wollte noch ein ppar Patientenakten für morgen vorbereiten.«, sprach Mamoru ruhig.

»Sie arbeiten zu viel.«

Was sollte Mamoru darauf antworten? Er liebte seinen Beruf. Ausserdem war der Job als Pflegehelfer die beste Vorbereitung auf seine baldige Zeit als Assistentsarzt.

»Wollten Sie nicht heute Abend auf das Schulfest meiner Tochter?«, fragte sie freundlich.

Der schwarzhaarige junge Mann nickte.

»Dann sollten Sie langsam nach Hause.«, die Ärztin klopfte ihm auf die Schulter und wies Mamoru damit an, von seinem Stuhl aufzustehen. »Haben Sie viel Spaß und lenken Sie sich mal von der Arbeit ab.«

Ablenkung konnte Mamoru wirklich gebrauchen. Aber ob er die ausgerechnet auf dem Fest einer Privatschule finden konnte, war fraglich. Dort würde er immer wieder mit hübschen Mädchen in Schuluniformen konfrontiert werden, die ihn wahrscheinlich alle an Bunny erinnern würden.

Doch er hatte es versprochen.

Mit der Tochter der Stationsärztin, und somit seiner potenziellen Vorgesetzten, war er schon länger befreundet. Auch sie wollte Medizin studieren und erhoffte sich von Mamoru den ein oder anderen Tipp. Mehr war zwischen ihnen nie passiert. Die Schülerin war für ihn eher wie eine kleine Schwester. Was vielleicht auch an ihrem jungen Alter lag.

Dass er diese Prioritäten jetzt bei Bunny, die genauso alt war, über den Haufen warf, konnte er nur schwer erklären.

Während er sich umzog, überlegte er in Gedanken, ob Bunny ihn ebenso lange hinhalten würde wie damals Satori. Und ob er sich wirklich auf Motokis Niveau herab lassen wollte, Bunny nur ihrer Unschuld zu berauben. Oder wollte er sie seinem Freund regelrecht ausspannen? Und dann? Bisher lehnte die kleine Blondine jeglichen Kontakt zu Mamoru ab, gab ihm unfreundliche Antworten und wollte ihn mit ihren Blicken am liebsten töten. Was würde sie dann erst von ihm halten, wenn er sie plötzlich dazu bringen wollte, mit ihm fremdzugehen?

Mamoru seufzte erneut.

Er sollte sich wirklich nicht so viele Gedanken machen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Er konnte nicht in die Zukunft schauen und wusste somit auch nicht, ob er überhaupt auch nur einen Teilerfolg bei Bunny verbuchen konnte.

Trotzdem hatte er tief in seinem Inneren das Gefühl, dass dieses Mädchen mehr werden konnte, als nur ein kleines Abenteuer.

Mit dieser Erkenntnis schnappte er sich seine Jacke und ließ hinter sich die Tür ins Schloss fallen.

Er kam sich vor, als wäre er im falschen Film.

Wann bitte hatten Teenager angefangen, sich so extrem zu verändern?

Mamoru hatte fast der Schlag getroffen, als er das Schulgebäude betreten hatte, um nach seiner Freundin zu suchen. In der Empfangshalle standen dutzende junge Mädchen in Schuluniformen, die sie allerdings so verändert hatten, dass er dachte, er hätte sich in der Tür geirrt und wäre auf dem Filmset für einen Softporno gelandet.

Wo waren all die unschuldigen Schülerinnen in ihren altbekannten Uniformen, wie er sie in Erinnerung hatte. Die Mädchen hier hatten ihre sonst knielangen Röcke so weit hoch gezogen, dass sie nur knapp den Po bedeckten. Und auch die Blusen im Matrosenlook waren weit aufgeknöpft und ließen keinerlei Spielraum mehr für Fantasie.

Das Schlimmste allerdings war die Tatsache, dass die jungen Dinger auch noch genau wussten, wie sie auf das andere Geschlecht wirkten und das dementsprechend ausnutzten.

Ehe er die große Halle durchquert hatte, wurde Mamoru ganze sechsmal angebaggert, zweimal in den Hintern gekniffen und bekam vier eindeutige Angebote. Die Blicke, die ihm zugeworfen wurden, zählte er irgendwann nicht mehr mit.

Er war mehr als froh, als er endlich das ihm bekannte Mädchen aus einer Tür in einem der angrenzenden Gänge heraustreten sah.

»Sind die immer so drauf?«, fragte er, noch immer geschockt.

Die junge Schülerin vor ihm lächelte amüsiert, hielt sich die hand vor den Mund.

»Normalerweise tauchen hier nicht so oft attraktive Medizinstudenten auf.«

»So wie du das sagst, klingt das aber gar nicht freundlich.«, Mamoru grinste frech und umarmte sein Gegenüber freundschaftlich.

»Schön, dass du gekommen bist.«

»Glaubst du etwa, ich enttäusche freiwillig die Tochter der berühmten Doktor Mizuno?«, er stemmte spielerisch die Hände in die Hüften, sah sich dann neugierig um. »Also, wo bekomme ich hier was Anständiges zu trinken her?«

Er folgte dem Fingerzeig des Mädchens und befand sich kurze Zeit später in einem Klassenraum, der zu einer Art Bar umdekoriert wurde.

Hinter einem hohen Tisch, der mit Bambusmatten beklebt war, standen zwei Schülerinnen, die Getränke ausschenkten.

Eines der Mädchen fiel sofort auf, ihrer einzigartigen Frisur sei Dank.

»Bunny.«, äusserte Mamoru überrascht. Hatte er sich doch nicht getäuscht. Ihre Schuluniform war ihm bekannt vorgekommen. Nun wusste er auch woher, hatte er sie doch oft genug bei seiner Freundin gesehen.

»Was willst du denn hier?«, sie war wie immer die Unfreundlichkeit in Person, was ihm aber eher ein Grinsen bereitete.

»Ich wurde eingeladen.«, antwortete Mamoru wahrheitsgemäß.

»Wer würde sich denn freiwillig so unbeliebt machen?«, Bunny starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

Als er aber das Mädchen neben sich zu sich ranzog, schien sie überrascht.

»Meine gute Freundin Ami Mizuno war der Meinung, dass ich hier mit Sicherheit viel Spaß haben werde.«

Bunnys Blick fiel kurz auf besagtes Mädchen, wechselte dann aber wieder zu dem großen schwarzhaarigen jungen Mann. Spitz meinte sie: »Dann sollte ich mich heute wahrscheinlich von allen Türen fern halten.«, damit drehte sie sich von den beiden weg.

»Woher kennst du sie?«, Ami zog Mamoru in eine ruhigere Ecke und starrte ihn fragend an.

»Sie ist Motokis neue Freundin.«

Ami stutzte. Auch sie kannte Mamorus Mitbewohner, blieb aber zum Glück bisher von seinen Annäherungsversuchen verschont. Doch sie wusste trotz allem, dass Motoki das Wort Freundin anders definierte, als der Großteil der Menschheit.

»Und wieso ist sie so unfreundlich zu dir? Was hast du ihr getan?«

Mamoru hob abwehrend beide Hände und sagte: »Wir haben uns nur auf dem falschen Fuß erwischt. Ich hab ihr gar nichts getan.«

»Aber du willst.«

Ami bedachte ihn mit einem durchdringlichen Blick, der Mamoru wieder einmal zeigte, warum er so gerne mit ihr befreundet war. Sie war ihm ähnlich. Zwar nicht in allen Eigenschaften, zumindest hoffte er das inständig. Und so konnte sie mit nur einem Blick erfassen, dass er etwas vor hatte.

»Eventuell. Ich hab mich noch nicht zu Hundert Prozent entschieden.«, er zuckte mit den Achseln, um seine Unentschlossenheit noch zu unterstzreichen.

»Und was?«

Anstatt einer Antwort, lächelte er nur geheimnisvoll und drehte den Kopf noch einmal in Richtung Bar.

Bunny war damit beschäftigt, einer Gruppe Schüler mehrere Gläser mit den verschiedensten Getränken zuzubereiten. Man konnte ihr ansehen, wie sehr sie im Stress war und sich immer wieder mit dem Handrücken über die glänzende Stirn wischte.

Das Schicksal schien es wohl doch gut mit hm zu meinen. Er war hier und Bunny war auch hier. Jetzt müsste er nur noch einen passenden Moment abwarten und versuchen, sie allein irgendwo anzutreffen.

Das Wichtigste war definitiv, dass er sie davon überzeugen musste, dass er nicht so bösartig war, wie sie annahm. Der rest würde sich schon entwickeln. Mamoru würde dafür sorgen.

Sie war verschwunden.

Mamoru wollte sich am liebsten in den Hintern beissen.

Die ganze Zeit über hatte er sich stets in der Nähe der Bar und dem Raum darum aufgehalten um sie unbemerkt im Auge behalten zu können.

Und dann verließ er ein einziges Mal kurz seinen Beobachtungsposten, um eine Zigarette zu rauchen. Er hatte sich dieses elende Laster schon lange abgewöhnt, aber ab und an verspürte er den Appetit danach. Besonders, wenn er sehr viel Stress hatt oder, so wie jetzt, Ablenkung brauchte.

Suchend blickte er sich in den Gängen um.

Die meisten Besucher waren schon gegangen und einzelne Schüler am Aufräumen. Aber von einem blonden Mädchen mit langen Zöpfen war nicht der Hauch einer Spur zu sehen.

Mamoru wollte schon fast aufgeben und genervt selbst die Heimreise antreten.

Als er sie sah.

Auch, wenn sie hinter einem großen Baum auf dem Schulhof versteckt, ob von ihr selbst beabsichtigt oder nicht, saß. Er konnte förmlich spüren, dass es Bunny war.

Langsam ging er durch die große offen stehende Tür und geradewegs auf sie zu. Sie kauerte in einer seltsamen Haltung an den dicken Stamm geleht auf dem Boden. Als er näher kam, erkannte er eine Weinflasche in ihrer Hand, offen, aber er konnte nicht erkennen wieviel daraus bereits fehlte.

Er konnte es sich allerdings vorstellen, als er Bunnys Gesicht sah. Ihre Augen waren glasig und ihre Wangen stark gerötet. Und ihr Blick, als sie zu ihm aufsah, sprach Bände.

»Immer noch hier?«, lallte sie und musste sich ein Kichern unterdrücken.

Mamoru ging augenblicklich vor ihr in die Hocke und betrachtete sie besorgt.

»Wenn ich gewusst hätte, dass eure Schulfeste immer so enden, wäre ich Amis Einladungen wahrscheinlich eher gefolgt.«, er nah Bunny die Flasche aus der Hand und besah sich das Etikett. Anerkennend meinte er: »Ein guter Jahrgang.«

»Kennst du dich mit sowas aus?« , sie schaute ihn aus großen fragenden Augen an.

»Kein bisschen.«, gab er trocken zurück, was Bunny einen minutenlangen Lachanfall verschaffte und Mamoru sich irgendwann selber grinsend neben sie setzte.

»Also, was feierst du?«, fragte er und nahm einen großen Schluck aus der Flasche.

Aus Bunnys Gesicht wich die eben noch vorherrschende Freude einem tieftraurigen Ausdruck. Sie starrte auf den Boden vor sich und Mamoru hatte den unbestimmten Verdacht, dass ihr Kummer etwas mit seinem Mitbewohner zu tun haben könnte.

»Es ist wegen Motoki.«, flüsterte Bunny fast lautlos.

Bingo! Ob sie herausgefunden hatte, dass er ein doppeltes Spiel mit ihr spielte? Was hieß doppelt? Dutzendfach.

»Ich will ihn nicht enttäuschen.« , erzählte sie weiter. Sie lallte noch immer ein wenig, aber der Lachanfall eben schien sie wohl ein Stück weit ernüchtert zu haben. »Er ist so viel älter als ich und hat bestimmt schon eine Menge Erfahrung.« Wenn du wüsstest, dachte Mamoru. »Und ich kann ihm gar nichts vorweisen. Das ist so armselig.«

»Was soll daran armselig sein?«, fragte Mamoru und nahm abermals einen Schluck Wein. Eigentlich schmeckte er ihm gar nicht, aber er wusste nichts mit seinen Händen anzufangen und wollte nicht nur steif neben Bunny sitzen.

»Andere Mädchen in meinem Alter haben schon viel mehr erlebt. Und ich? Ich hab noch nicht mal einen Jungen geküsst.«

Mamoru musste unwillkürlich lächeln. War dieses Mädchen sonst immer schon fast boshaft zu ihm, schien der Alkohol sie nun regelrecht zu besänftigen. Sie saß wirklich hier neben ihm und erzählte ihm auch noch von ihren Sorgen. Irgendwie gefiel ihm das.

»Das ist alles?«

Bunny schaute ihn nun doch böse an und spuckte fast vor Zorn: »Lachst du mich aus?«

»Nein.«, Mamoru schüttelte den Kopf. »Ich finde es nur merkwürdig, dass du dir über so eine Belanglosigkeit den Kopf zerbrichst. Lass es doch einfach auf dich zukommen und genieß den Moment, wenn es so weit ist. Es ist nur ein Kuss, was soll da schon groß schief gehen?«

Bunny zog die Knie an den Körper und legte ihren Kopf darauf ab.

»Du hast doch gar keine Ahnung. Klar, kann da was schief gehen. Was, wenn ich nicht gut bin? Wenn ich keine Luft bekomme? Oder sabbere?«

Mamoru runzelte die Stirn. Solche Fragen hatte er sich noch nie gestellt. Warum auch? Küssen war schließlich nichts, was man lernen musste. Jeder konnte küssen, auf seine Art und Weise. Und trotzdem saß dieses Mädchen hier neben ihm und machte sich so viele, teilweise auch vollkommen unwichtige oder gar verrückte, Gedanken darüber, dass er nicht wusste, ob er darüber lachen oder weinen sollte.

»Bunny.«

Sie hob den Kopf und sah ihn fragend mit ihren großen blauen Augen an. Der Anblick war einfach unwiederstehlich und bestärkte Mamoru noch in seinem Vorhaben.

Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie.

Erst war sie wie versteinert, doch dann öffnete sie ihre Lippen und ... tat nichts. Zumindest, bis sie ihn von sich weg stieß.

»Bist du bescheuert?« , Bunny sprang erregt auf, hielt sich aber am Baum fest, um nicht zu schwanken.

Mamoru verzog das Gesicht.

»Ok, das war wirklich nicht besonders gut.«

Bunny erstarrte. Und jammerte dann los: »Siehst du? Wenn du Motoki gewesen wärst, hättest du mich jetzt mit Sicherheit ausgelacht.«

Mamoru erhob sich ebenfalls.

»Da hilft nur Eines. Du brauchst Übung.«

»Und du brauchst scheinbar eine aufs Maul.«

»Wer nicht will... «, Mamoru drehte sich um, als wolle er gehen. Das war gemein und wahrscheinlich auch halbe Erpressung. Aber er wusste, dass er nur so sein Ziel erreichte. Zumindest hoffte er das. Als er schon fast wieder im Schulgebäude war und sich gar nicht mehr so sicher war, ob seine Strategie nicht doch fehlschlug, hörte er endlich das erlösende Wort aus ihrem Mund.

»Warte.«

Er drehte erst nur den Kopf um und grinste.

»Du darfst Motoki nichts davon erzählen.«

Nun drehte er auch den Rest seines Körpers in ihre Richtung und antwortete: »Warum sollte ich?« , langsam lief er auf sie zu und kam erst ein paar Zentimeter vor ihr zum Stehen. »Also gut, schließ die Augen.«

»Wenn du irgendwas perverses machst...«

»ich sage dir rechtzeitig Bescheid, bevor ich die Tierkadaver raushole.«

Bunny verzog angeekelt das Gesicht: »Sowas machst du?«

Mamoru verdrehte die Augen: »Natürlich, jeden dritten Mittwoch im Monat. Und jetzt schließ schon die Augen und atme ganz ruhig weiter.«

Das blonde Mädchen tat wie ihr gehießen und doch konnte man ihre Anspannung scheinbar mit Händen greifen.

Mamoru legte seine Hände auf ihre Schultern, strich mit den Daumen sachte über ihre Wange und beugte sich langsam vor.

»Entspann dich einfach und mach das Gleiche, was ich tue.« , flüsterte er und versiegelte erneut ihre Lippen mit seinen.

Zwar war sie im ersten Moment wieder eine lebende Statue, doch als Mamoru mit seiner Zunge über ihre Unterlippe glitt, schien alles ganz schnell zu gehen. Bunny öffnete den Mund, empfing Mamoru bereits mit ihrer Zunge und nach kurzer Zeit war sie bereits in der Lage mit ihm zu spielen, ihn zu reizen und so sein Blut in Wallung zu bringen.

Mamoru konnte nicht anders. Er zog sie an sich, umfasste ihr Gesicht und vertiefte den Kuss wie es nur möglich war. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Dieses Mädchen machte ihn so wahnsinnig, dass er sich kaum noch unter Kontrolle hatte. Ehe es zu spät war, löste er sich von ihr.

»Wow.« , flüsterte sie atemlos und bestätigte damit das, was auch Mamoru gerade dachte.

»Naja, dann danke.« , Bunny lächelte ihn an. Und es war echt.

Wenn sie gewusst hätte, dass sie ihm gerade eine Mordslatte verschafft hatte, würde ihr das Lachen wahrscheinlich vergehn.

Drei Tage waren nun schon seit dem Abend des Schulfestes vergangen.

Drei Tage, in denen Mamorus Gedanken immer und immer wieder abschweiften, wenn es seine Zeit zu ließ. Hin zu ihr und zu diesem Kuss.

Er hatte das Gefühl, ihre Lippen noch immer zu spüren und sie noch immer zu schmecken. Unglaublich, was diese eine intime Berührung bei ihm ausgelöst hatte. Wenn er ihr nicht bald noch ein ganzes Stückchen näher kommen würde, müsste er sich Wohl oder Übel anderweitig umsehen, um endlich Erlösung zu finden.

Er hatte Motoki heute mit in die Bibliothek begleitet, allerdings um wirklich Bücher auszuleihen und nicht wie sein Freund, die gesamte Zeit im Videoraum mit irgendwelchen Komilitoninen zu verbringen.Mamoru sah sich um. Vielleicht sollte er sein Glück auch mal bei der ein oder anderen anwesenden Studentin versuchen. Nur, falls die Sache mit Bunny doch nicht von Erfolg gekrönt sein sollte.

Sie hatte sich schon wieder in seine Gedanken geschlichen. So langsam reichte es auch einmal. Am Ende würde noch seine halbe Doktorarbeit von ihr handeln.

Stirnrunzelnd führ er sich durch die Haare und erstarrte, als er ein kleine blonde Gestalt vorbei huschen sah. Das dürfte nicht wahr sein. Litt er jetzt sogar schon unter Halluzinationen? Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger einer Hand die Augen, bis er nur noch bunte Punkte flackern sah.

Als er wieder klar sehen konnte, schaute er auf und erschrak so sehr, dass er fast einen kleinen Schrei von sich gegeben hätte.

»Freut mich auch, dich zu sehen, Blödmann.« , Bunnys Augen waren feindselig zu Schlitzen verengt.

»Du siehst du so anders aus.«

Sie hab genervt die Hände :»Hui, ich hab keine Schuluniform an. Denkst du, ich bin damit verwachsen? Ich hab auch normale Klamotten.«

Und die standen ihr wirklich gut, wie Mamoru zugeben musste. Das rosa Minikleid betonte ihre schlanke Figur genauso wie die schwarze Leggins, die ihr nur bis zu den Waden reichte und den Blick frei gab auf goldenen High Heels, die sie fast 10 Zentimeter größer erschienen machten.

»Was tust du hier?« , er hatte sich doch noch von ihrem Anblick lösen können und ihm war wieder eingefallen, was er eigentlich sagen wollte.

Bunny zuckte unschlüssig mit den Schultern.

»Ich wollte eigentlich zu Motoki, aber der geht nicht an sein Handy. Zu Hause war er nicht, also bleibt ja nur der Ort, wo er neben der Uni die meiste Zeit verbringt.«

Gut, dass sie sein Lieblingshotel noch nicht kannte.

Halt! Sie wollte zu Motoki. Wenn sie ihn hier entdeckte und besonders sein Treiben, wäre der Tag gelaufen. Und auch Mamorus Plan. Er wollte Bunny zwar verführen, aber nicht, wenn sie am Boden zerstört war und Liebeskummer hatte. Sie sollte aus freien Stücken in seine Arme fallen und nicht, weil sonst kein Anderer da war.

Er schaute sich suchend um. Vor ein etwa einer halben Stunde war sein Freund mit einer europäisch aussehenden Blondine hinter einer angrenzenden Tür verschwunden. Wenn er also keine ausschweifende

liebesnacht verbringen wollte, würde Motoki jeden Moment wieder auftauchen. Und damit direkt in Bunnys Blickfeld fallenen.

Kaum hatte er darüber nachgedacht, erkannte Mamoru auch schon den blonden Haarschopf seines Mitbewohners der hinter der dunkelbraunen Holztür hervor kam.

Bunny sah in diesem Moment gerade in eine andere Richtung. Aber das würde sich in wenigen Sekunden wieder ändern.

Leicht panisch schaute er zwischen den Beiden hin und her. Er konnte Motoki nicht einmal einen Hinweis geben, ohne dass Bunny es bemerkt hätte.

»Bunny?« , es ging nicht anders. Auch, wenn er normalerweise nicht so agieren würde.

Als Bunny fragend aufsah, ergriff Mamoru ihr Handgelenk und zog sie hinter ein Bücherrregal, das sich direkt neben ihm befand und horizontal zum Raum stand und somit schlecht beziehungsweise gar nicht einsehbar war.

Ehe das blonde Mädchen etwas dagegen sagen konnte, verschloss Mamoru ihre L ippen bereits mit einem Kuss und drückte ihren Körper an das schwere Regal. So hatte sie die gefährliche Tür im Rücken.

Mamoru vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass Motoki und seine neueste Eroberung die Bibliothek verlassen hatten. Als er sich gerade wieder von Bunny lösen wollte, und sich bereits eine Entschuldigung im Kopf zurecht gelegt hatte, schlang diese ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich.

Mamoru war erst überrascht, doch dann durchaus angetan von der Situation. Er schloss die Augen und vertiefte ihr Zungenspiel, strich mit den Händen ihren Rücken entlang bis zu ihrer Hüfte und presste sie an sich.

Er spürte ihren beschleunigten Herzschlag, hörte ihren Atem und war überrascht, wie stark sie auf seine Berührungen reagierte. Ein aussenstehender Beobachter hätte die Beiden mit größter Sicherheit für ein normales Liebespaar gehalten. Ein merkwürdiger Gedanke, der Mamoru innerlich ein wenig Unbehagen bereitete, ob positiv oder negativ, konnte er noch nicht einordnen.

Seine Hand wanderte unbewusst von ihrem Rücken weiter hinab bis zu ihrem Po. Zufrieden stellte er fest, dass sich ihr Hintern genauso fest anfühlte, wie er sich vorgestellt hatte. Seine Finger schienen ein Eigenleben zu entwickeln, als sie die warme Rundung umfassten. Nach und nach wanderten sie tiefer und erforschten den Weg zu der verlockendenen Hitze zwischen ihren Schenkeln.

Bunny drückte ihn von sich.

Scheinbar war er doch etwas zu forsch.

»Warum hast du das gemacht?« , fragte sie, noch immer sichtlich ausser Atem.

Mamoru grinste. Eigentlich ging ein Großteil dieses Kusses von ihr aus, aber darüber sah er gerne hinweg. Ihm reichte allein der Anblick ihrer erröteten Wangen und dem Glanz in ihren Augen.

Noch immer lächelnd antwortete er trotzdem: »Ich hatte Lust dazu.« , das war nicht einmal gelogen. Und er fügte augenzwinkernd hinzu: »Auch ohne den Geschmack von Wein ziemlich lecker.«

Er drehte sich um und schlenderte gemächlich davon.

Es war zwar nicht die feine Art, Bunny einfach dort stehen zu lassen. Aber hätte er sie noch länger in seiner unmittelbaren Nähe gespürt, hätte er für nichts mehr garantieren können.

Nachdenklich betrachtete er seine Hand, die noch immer von der Berührung auf Bunnys Hinterteil prickelte.

Dieses Mädchen schien seine komplette Gefühlswelt durcheinander zu bringen. Ob das gut oder schlecht war, musste er noch erforschen.

Bunny und Motoki waren sich doch noch über den Weg gelaufen.

Aus sicherer Entfernung beobachtete Mamoru die Beiden und musste schmunzelnd feststellen, dass sich die kleine Blondine ihrem Freund gegenüber weitaus distanzierter verhielt, als es eigentlich sein sollte. Insgeheim verspürte er eine leichte Genugtuung, dass er Bunny wesentlich näher stand.

So machte es ihm auch wenig bis gar nichts aus, dass Motoki sie für den nächsten Tag ins Kino einlud. Natürlich mit der Absicht, dass man in dem dunklen Saal sicherlich eine gewisse Nähe aufbauen könnte.

Dass er damit keinerlei Erfolg hatte, sagte Mamoru der Gesichtsausdruck seines Freundes, als er mit Bunny im Schlepptau am frühen Abend zur Wohnungstür herein kam.

Die Enttäuschung in seiner Mimik war unfreiwillig komisch und Mamoru lenkte sich schnell von einem möglichen Grinsen ab, indem er einen Schluck aus seiner Kaffeetasse nahm.

Bunny würdigte ihn allerdings keines Blickes, aber das war er ja schon gewöhnt. Merkwürdig fand er eher, dass sie noch ihre Schuluniform trug. Wäre es nicht angebrachter gewesen, sich vor einem Date nochmal umzuziehen?

»Wie war der Film?« , fragte Mamoru in die Runde, auch um sich von seinen Gedanken abzulenken.

Motoki funkelte ihn böse an, was den Schwarzhaarigen nun doch ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

»Kannst du mir nachher deinen Wagen leihen?« , Motoki goss sich ebenfalls einen Kaffee ein, kam aber überhaupt nicht auf die Idee, seiner Freundin ebenfalls etwas zu Trinken anzubieten.

Stirnrunzelnd übernahm Mamoru diese Aufgabe und hob mit fragenden Augen eine leere Tasse in Richtung des blonden Mädchens, die aber kopfschüttelnd verneinte.

»Wozu?« , er sah wieder Motoki an.

»Ich bin noch mit ein paar Leuten zum Lernen verabredet.« , antwortete dieser und fügte, als er Mamorus ausdruckslose Mimik sah, noch hinzu: »Komm schon, es ist nur ein Alfa.«

»Ja, aber mein Alfa.«

Motoki ließ sich davon nicht beirren und hatte sich bereits den Autoschlüssel von der Kommode geschnappt.

»Fährst du Bunny heim?« , Mamoru verengte seine Augen zu Schlitzen.

»Muss er nicht. Ich komme schon klar.«

Die beiden jungen Männer drehten sich zu ihr um, wobei Motoki erleichtert und gar zufrieden wirkte. Mamoru dagegen starrte das blonde Mädchen nur unschlüssig an.

»Na dann ist ja alles klar.«

Mamoru hatte gar nicht so schnell den Kopf drehen können, wie sein Freund bereits zur Tür hinaus verschwunden war. So langsam aber sicher machte ihn dieses Verhalten wütend. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Dass er ständig sein Auto an ihn ausleihen musste, war er bereits gewöhnt. Aber so wie er Bunny oft genug behandelte und jetzt sogar einfach hier stehen ließ, machte Mamoru fast rasend.

Doch er versuchte, sich zu beruhigen, ehe er sich erneut zu Bunny umdrehte.

»Wie kommst du nach Hause?«

Schulterzuckend gab sie zur Antwort: »So wie der Großteil der Menschen in dieser Stadt auch. Mit der U-Bahn.«

Mamoru horchte auf.

»Um diese Uhrzeit? Jetzt sind die Wagen voll mit Pendlern. Das kann nicht dein Ernst sein.«

»warum? Ich bin schon groß genug, um nicht verloren zu gehen.« , Bunny schob schmollend die Unterlippe vor.

»Aber du bist eine Frau.«

»Na schönen Dank auch. Bist ein Blitzmerker, was?«

Normalerweise hätte Mamoru ihre Antwort zum Schmunzeln gebracht, doch jetzt war er mehr als alamiert.

»Ich habe genug Geschichten von Frauen gehört, die in der U-bahn begrabscht wurden. Willst du etwa auch dazu gehören?«

Er war sichtlich aufgebracht, versuchte allerdings trotzdem ruhig zu bleiben. Er schätzte Bunny so ein, dass sie sich komplett verwehren würde, je lauter er zu ihr sprechen würde.

Jetzt stand sie mit verschränkten Armen vor ihm und schien zu überlegen, was sie antworten soll.

Mamoru nahm ihr das Nachdenken ab und zog sich seine Jacke über.

»Was wird das?« , Bunny beobachte ihn erstaunt.

»Ich begleite dich. Meine Schicht fängt sowieso in einer guten Stunde an und das ist kein wirklicher Umweg.« , er öffnete die Wohnungstür und zeigte ihr mit einem Wink, ihm zu folgen. »Nun komm schon. Ich beisse nicht.«

Zumindest nicht zu fest, dachte Mamoru belustigt und riskierte einen unauffälligen Blick auf Bunnys Hinterteil.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gedankenversunken blätterte Mamoru in einem von den vielen Lehrbüchern vor sich. In den letzten Tagen hatte er sein Studium eindeutig vernachlässigt. Zu oft schlich sich eine kleine Blondine in seine Gedanken und brachten ihn dazu, lieber vor sich hin zu starren, als sich auf seine Vorlesungen zu konzentrieren.

Auch jetzt würde er seine Finger lieber für etwas anderes benutzen, als nur einen Stift zu halten.

Seufzend ließ er sich gegen die Lehne des großen Sofas fallen.

Seit dem Tag, als er Bunny nach Hause begleitet hatte, war fast eine Woche vergangen. Ob er es zugeben wollte oder nicht, er vermisste sie.

Er könnte sie besuchen gehen. Ihre Adresse herauszufinden war nicht das Problem. Ein Blick in Motokis Notizheft und er wüsste dazu noch die Telefonnummern und Körbchengröße aller paarungswilligen Damen in ganz Tokio.

Aber selbst wenn er dann vor ihrer Tür stand. Was wollte er sagen?

`Hey, wollen wir mal wieder U-Bahn fahren?´ , Mamoru fuhr sich kopfschüttelnd mit beiden Händen durch seine schwarzen Haare.

Es war nicht das erste Mal, dass er sich in Tagträumen verlor, wenn er an die ganz besondere Bahnfahrt dachte. Bunnys leises Seufzen hallte in seinem Kopf wieder und er war sekunenlang nicht ansprechbar.

So war es auch gestern, als er die Zeit seiner Mittagspause dazu nutzte, aus dem Fenster zu starren und zufrieden in sich hinein zu lächeln.

Er hatte nicht einmal bemerkt, wie Ami das Zimmer betreten hatte und ihre schwere Schultasche auf den Boden fallen ließ.

Erst das mehrmalige Rufen seines Namens hatte ihn aus seiner schönen Gedankenwelt gerissen.

»Was ist nur los mit dir in der letzten Zeit?« , fragte sie ehrlich besorgt.

Er erwiederte ihre Frage nur mit einem unverständlichen Stirnrunzeln, was Ami dazu bewegte, ihm zu antworten: »Immer, wenn ich dir begegne, hast du diesen merkwürdigen Gesichtsausdruck.«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

Ami sah ihn mit durchdringendem Blick an.

»Mamoru, ich kenne dich langsam gut genug, um zu wissen, dass du irgendwas vor hast.«

Er schaute sein Gegenüber leicht überrascht an. War er wirklich so leicht zu durchschauen?

»Hat es was mit diesem Mädchen von meiner Schule zu tun?«

Mamoru wurde wieder einmal bewusst, warum er mit Ami nur befreundet war. Eine Beziehung zu einem Mädchen, dass ihm so ähnlich war und förmlich seine Gedanken lesen konnte, wäre nie und nimmer eine Erfüllung. Es war ihm wesntlich lieber, wenn eine gewisse geheimnisvolle Distanz zwischen ihm und einer Frau bestand, die er nach und nach durchbrechen könnte.

Ami deutete sein Schweigen mit einem Ja und sprach weiter: »Findest du es richtig, dass du sie so durcheinander bringst?«

Der Schwarzhaarige starrte sie irritiert an? Er brachte Bunny durcheinander? Wie kam Ami auf so eine These?

»Ich habe zwei Kurse mit ihr und in beiden ist sie kaum ansprechbar.«

Das war interessant. Mamoru hätte nicht gedacht, dass er solch einen Einfluss auf das blonde Mädchen hatte. Ja, sie waren sich näher gekommen. Sehr sogar. Aber er hatte sie weder gedrängt, noch in irgendeiner anderen Art und Weise zu ihrem Tun überredet. Ohne ihr Einverständnis würde Mamoru sich augenblicklich zurückziehen.

»Warum bist du eigentlich hier?« , er hatte keine Lust, sich mit Ami über sein Gefühlsleben zu unterhalten. Und erst Recht hatte er keine Lust, dass sie ihn mit ihrem berühmten vorwurfsvollen Blick segnen würde, wenn sie erfährt, was sein Plan sein würde und wie weit er schon vor dem vermeintlich erfolgreichen Abschluss dessen stand.

Ami ging in die Hocke und holte einen weißen Briefumschlag aus ihrer Lederschultasche heraus.

»Ich wollte dich bitten, mich zu einer Party zu begleiten.« , erklärte sie, während sie zwei silberne Karten aus dem Umschlag fischte.

Mamoru nahm sich eine der Karten, die sie ihm hinhielt und studierte den Text darauf.

»Eine Wohltätigkeitsveranstaltung?«

Ami nickte: »Ich soll in Vertretung meiner Muttter dort auftauchen.«

»Und du brauchst noch eine männliche Begleitung?«

Ami zuckte mit den Schultern.

»Sozusagen. Bei dir weiß ich wenigstens, dass du nichts von mir erwartest.«

Ja, Ami war wirklich nur eine Freundin. Seit ihrer ersten Begegnung vor einem Jahr hatte er nie auch nur darüber nachgedacht, ihr in irgendeiner Art und Weise nahe zu kommen. Sie war quasi wie eine kleine Schwester für ihn.

Mamoru öffnete wieder die Augen und kehrte aus seiner Erinnerung zurück.

Und blickte direkt in Motokis helle blaue Augen.

Erschrocken wich Mamoru zurück. Soweit das auf der Couch noch möglich war.

»Hast du geschlafen?« , Motoki grinste ihn frech an.

Stirnrunzelnd sah der Schwarzhaarige seinen Freund an.

»Was machst du schon hier? Bist du Freitags nicht immer Ewigkeiten in der Bibliothek?« , das letzte Wort betonte er extra.

Motoki zog seine helle Jeansjacke aus und warf sie achtlos in eine Ecke des Wohnzimmers, was Mamoru dazu veranlasste, die Augenbrauen hochzuziehen. Er hasste Unordnung, ganz besonders, wenn sie von einem Anderen in seinen eigenen vier Wänden verursacht wurde.

»Ich muss mich noch fertig machen für heute Abend.« , erklärte der Blonde und besah sein Profil in der Spiegelung der verchromten Dunstabzugshaube in der offenen Küche. »Ich muss einen perfekten Eindruck hinterlassen.«

»Hast du wieder eine neue Austauschstudentin kennengelernt?«, Mamoru räumte, mal wieder, Motokis liegengelassene Klamotten weg.

»Nein nein. Bunny hat mich auf eine Wohltätigkeitsveranstaltung eingeladen.«

Mamoru horchte auf. Wohltätigkeitsveranstaltung?

»Im Anwesen Aino?« , fragte er.

Motoki nickte überrascht : »Ja, du weißt davon?«

»Ich wurde von Ami eingeladen. Aber wir kommt Bunny an die Karten?«

Motokis Grinsen wurde noch breiter, als er Mamoru genauso eine silberne Karte vor die Nase hielt, wie er gestern von Ami überreicht bekam.

»Du hast dir wohl die Gastgeber nicht durchgelesen?« , fragte der Blonde.

Mamoru blickte noch einmal auf die Karte und las laut vor: »Es laden ein die Kanzlei Aino & Tsukino. Und?«

So langsam ging ihm das Grinsen seines Mitbewohner auf die Nerven. Konnte er ihm nicht endlich erklären, warum diese Party so wahnsinnig wichtig für ihn war?

Motoki holte tief Luft und antwortete nach endlosen Sekunden nun doch: »Kenji Tsukino gehört zu den besten Anwälten in ganz Japan und zufällig ist er auch noch der Vater von Bunny.«

Mamoru starrte sein Gegenüber geschlagene zwei Minuten lang einfach nur an. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wusste er nicht, was er sagen sollte oder ob er Motoki einfach nur eine verpassen sollte.

»Das ist also der Grund, warum du plötzlich dein Beuteschema geändert hast. Du willst über Bunny an ihren Vater ran?« , Mamoru versuchte wirklich sich zu beherrschen, konnte aber trotz allem nicht verhindern, dass seine Stimme bebte.

Motoki nickte: »Genau! Eigentlich der perfekte Plan.«

»Wenn man davon absieht, dass du sie am laufenden Band betrügst und ihr Vater dir daher wahrscheinlich den Kopf abreissen wird. Oder etwas für dich noch viel Wichtigeres.« , Mamoru konnte sich trotz seiner Wut ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen.

»Solange keiner von Beiden etwas erfährt ist alles gut. Und wenn ich erst einmal in die Kanzlei rein gekommen bin, werde ich plötzlich so viel zu tun haben, dass ich keine Zeit mehr für eine Beziehung habe.« , wiegelte Motoki ab. Und fügte lachend hinzu: »Und bis dahin, kann ich ja noch etwas Spaß mit ihr haben.«

»Ich dachte, sie ziert sich.«

Motoki seufzte: »Ja, das stimmt wohl. Aber du vergisst etwas sehr Entscheidendes. Auf der Party heute Abend wird Alkohol ausgeschenkt.«

»Bist du ernsthaft schon so weit gesunken?« , Mamoru machte sich lieber erst einmal einen Kaffee. Eine seltsame Angewohnheit von ihm. Immer, wenn er sich ablenken wollte, befüllte er seine Kaffeemaschine. Es war so etwas wie ein beruhigendes Ritual.

»Man muss seine Chancen nutzen.« , versuchte Motoki zu erklären. »Und ich quäle mich schon viel zu lange mit ihr herum. Irgendwann will ich auch mal zum Stich kommen.«

»Sehr nette Umschreibung.« , momentan tendierte er wieder zu der These, dass nur ein ordentlicher Schlag auf den Hinterkopf seinen Mitbewohner zur Vernunft bringen könnte.

»Ich bin nur ehrlich. Nicht mal fummeln ist bei ihr drin. Dieses ewige Getue macht mich noch ganz verrückt.« , beschwerte sich Motoki weiter.

Mamoru lächelte innerlich. Was er in den letzten beiden Tagen alles über Bunny erfuhr war wirklich äusserst interessant.

»Vielleicht solltest du deine Taktik ändern.« , riet er seinem Freund.

»Das sagt ausgerechnet der, der seinen Kopf lieber zwischen Bücher steckt, als zwischen die Beine einer Frau.« , gab Motoki ihm zur Antwort.

Mamoru hatte kein Interesse, etwas darauf zu antworten. Er kannte die Wahrheit, das reichte ihm voll und ganz und gab ihm eine gewisse Genugtuung.

Viel wichtiger war allerdings die Tatsache, dass er in wenigen Stunden Bunny wiedersehen würde. Und das könnte durchaus interesaant werden, befand Mamoru und nahm einen Schluck Kaffee.

Er hatte sie sofort entdeckt, als er den riesigen Saal betrat.

Bunny stand in einer Ecke direkt neben dem reichlich gedeckten Buffet und sah einfach umwerfend aus. Sie trug ein bodenlanges fliederfarbenes Seidenkleid mit Spaghettiträgern und einem aufregenden Schlitz, der ihr rechtes Bein bis zur Mitte des Oberschenkels freilegte.

Ihr Haar war wie immer zu den typischen Haarknoten frisiert, aber sie wirkte ein bisschen erwachsener, was wohl an dem denzenten MakeUp lag, dass ihr Gesicht zierte.

Die ganze Fahrt über hatte Mamoru sich Gedanken darüber gemacht, wie er Bunny am besten ansprechen könnte. Und jetzt war sein Kopf bei ihrem Anblick komplett leer.

»Komm, wir begrüßen die Gastgeber.«, Ami berührte Mamaoru leicht am Arm und ließ ihn so aus seinem tranceähnlichen Zustand hochschrecken.

Sie lächelte ihn aufmunternd an. Natürlich hatte sie gewusst, dass Bunny hier sein würde. Hatte sie ihn nur deshalb eingeladen? Mit größter Wahrscheinlichkeit hätte sie auch einen anderen Mann finden können, der sie nur allzu gern begleitet hätte. Ami war hübsch, besonders heute Abend. Sie hatte sich mächtig in Schale geworfen und trug ein schulterfreies hellblaues Cocktailkleid. Selbst ihr silberner Haarreif passte zu dem dezenten Schmuck, der ihren Hals und ihre Arme zierte. Man könnte vermuten, sie und er wären ein Paar. Und doch war immer diese spürbare Distanz zwischen ihnen, die sich einfach nicht verschweigen ließ.

Er nickte Ami zu und folgte ihr in Richtung zweier Männer in teuren Anzügen. Einer davon war Kenji Tsukino. Mamoru erkannte ihn, hatte er sich doch vor der Fahrt zu dieser Feier noch im Internet über ihn informiert.

»Fräulein Mizuno, schön, dass sie kommen konnten.«, begrüßte Kenji Ami freundlich. Scheinbar kannten sie sich schon gut.

Ami deute eine Verbeugung an und antwortete: »Ich danke Ihnen für die Einladung. Meine Mutter hatte leider keine Zeit zu kommen.«, sie deutete auf Mamoru.

»Ich möchte Ihnen Mamoru Chiba vorstellen. Er ist angehender Arzt und ein sehr guter Freund.«

»Guten Abend. Ich freue mich hier sein zu dürfen.«auch Mamoru verbeugte sich und konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass Bunny sein Erscheinen bemerkt hatte und böse in seine Richtung funkelte. Da war sie wieder. Seine kleine wiederborstige Bunny, lächelte Mamoru in sich hinein.

»Ich freue mich immer, neue Gesichter auf meinen Feiern zu sehen. Haben Sie Spaß, amüsieren Sie sich.«, Kenji Tsukino reichte ihnen jeweils ein Glas, wahrscheinlich mit Champagner gefüllt, ehe er sich wieder von ihnen entfernte und weiteren eintreffenden Gästen seine Aufmerksamkeit schenkte.

»War doch gar nicht so schlimm.«, fasste Mamoru zusammen und nippte an seinem Glas. Unauffällig sah er sich im Raum um.

Bunny stand bei einem etwa gleichaltrigen Mädchen mit langen blonden Haaren, das von einer knallroten Schleife geschmückt wurde.

»Das ist Minako Aino. Die Tochter von Herrn Tsukinos Geschäftspartner.«, beantwortete Ami seine ungestellte Frage. Und fügte lächelnd hinzu: »Wenn du Bunny jetzt um einen Tanz bittest, wird sie ihn nicht abschlagen. Es würde einen schlechten Eindruck hinterlassen.«

»Ist das so? Ich habe die Gepflogenheiten in solchen Kreisen nie verstanden.«, Mamoru setzte sich in Bewegung.

Je näher er Bunny kam, um so aufgeregter wurde er. Was war nur los mit ihm?

»Fräulein Tsukino.«, begrüßte er sie so zuvorkommend wie möglich und deutete eine leichte Verbeugung an.

»Du.«

Bunny sprach das einzelne Wort freundlich aus, doch in ihren Augen konnte Mamoru das altbekannte Glitzern erkennen, dass er so amüsant fand.

»Mit wem haben wir das Vergnügen?«, Minako hatte ein derart laszives Lächeln aufgelegt, dass Mamoru gleichzeitig heiß und kalt wurde. Die Mädchen heutzutage waren ihm definitiv eine Spur zu gefährlich.

»Das ist Mamoru. Motokis Mitbewohner.«, erklärte Bunny und versuchte, dabei möglichst gelangweilt zu klingen.

»Und Single?« , fragte Minako ungeniert und fuhr sich durch die langen goldblonden Haare.

Mamoru wich unweigerlich einen Schritt zurück.

»Ich bin... anderweitig interessiert.«, antwortete er und hob die Hand in Richtung Bunny. »Darf ich bitten?«

Bunny starrte ihn überrascht an, blickte dann kurz zu ihrer Freundin und funkelte ihn schließlich an, lächelte aber: »Liebend gern.«

Sie legte ihre Hand in seine und folgte ihm auf die Tanzfläche.

Wie vorteilhaft, dass genau in diesem Moment von dem Streichquartett auf der kleinen angedeuteten Bühne ein langsames Lied gespielt wurde.

Mamoru umfasste Bunnys Taille und zog sie sanft an sich. Auch, wenn sie ihn noch immer verärgert anschaute, sie wehrte sich nicht gegen die innige Berührung.

»Was tust du hier? Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben.«, sie drehte sich mit ihm und bewegte sich geschmeidig zum Takt.

»Schade eigentlich. «, Mamoru lächelte sie charmant an. »Ich hatte angenommen, du geniesst meine Nähe.«

»Wie kommst du auf so eine absurde These?«

»Es hatte sich so angehört. «

Bunny schien genau zu verstehen, dass er auf das Geschehene während ihrer U-Bahnfahrt anspielte denn sofort überzogen ihre Wangen eine leichte Röte.

»Das hast du falsch verstanden. «, sie wand den Blick ab.

»Ist das so? «, Mamoru strich mit der Hand über ihren Rücken und presste ihr Becken an seinen Körper. »Wie hätte ich es denn eigentlich verstehen sollen? «, er flüsterte ihr so nah ins Ohr, dass seine Lippen ihre Ohrmuschel berührten.

Bunny blickte noch immer nicht zu ihm auf : »Ich bin mit Motoki zusammen. «

»Stimmt. «

Das Lied war zu Ende und Bunny löste sich von ihm, sah ihm dabei fest in die Augen und sagte: »Daran kannst auch du nichts ändern.«

Mamoru wusste keine Antwort darauf. Er starrte ihr nur stumm hinterher, als sie mit elegantem Schritt von der Tanzfläche ging. Ihr Hintern sah in dem Kleid wirklich niedlich aus. Trotzdem schwirrte ihm noch immer ihr letzter Satz im Kopf herum. Er würde nichts daran ändern können. Wollte er überhaupt irgendwas daran ändern? Sein Plan beinhaltete eigentlich nicht, dass er Motoki seine Freundin ausspannen wollte. Mamoru wollte ihm lediglich die Möglichkeit nehmen, Bunnys erster Mann zu sein.

»Sind Sie ein Freund von Bunny?«

Mamoru drehte sich überrascht um. Vor ihm stand eine hübsche Frau mittleren Alters mit langen leicht gewellten Haaren und Augen, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Er erkannte die Frau wieder, sie stand vorhin neben Kenji Tsukino.

»Ich bin Ikuko Tsukino. «, stellte sie sich vor und reichte ihm freundlich die Hand.

Jetzt wusste er auch, woher er diese Augen kannte. Bunny hatte genau dieselben, wenn auch nicht den gleichen sanften Ausdruck darin wie ihre Mutter jetzt.

»Mamoru Chiba.«, antwortete er. »Ich bin Motokis Mitbewohner.«

»Dann kennen Sie ja bereits die Eigenheiten meiner Tochter. «, sie lachte leise hinter vorgehaltener Hand.

Mamoru musste unweigerlich lächeln und antwortete nickend: »Ja, sie ist etwas Besonderes.«

»Was ist das zwischen Ihnen Beiden?«

Der Schwarzhaarige sah die Frau verblüfft an. Im ersten Moment wusste er gar nicht, was er auf ihre Frage sagen sollte.

» Was meinen Sie?«, war alles, was aus seinem Mund kam. Eine eher dämliche Frage, aber was Besseres war ihm gerade nicht eingefallen.

»Ich habe beobachtet, wie Sie meine Tochter ansehen. «,Frau Tsukino blickte in Bunnys Richtung, aber sie nicht direkt an.

»Wir sind nur Freunde, wirklich.«, warum hatte er dieses unangenehme Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen?

» Schade.«

Mamoru horchte auf, sah sie fragend an, doch sie schaute noch immer gerade aus. Erst nach ein paar Sekunden wand sie den Kopf in seine Richtung und erklärte: »Mein Mann mag ein erfolgreicher Anwalt sein, aber er verfügt leider nicht über genügend Menschekenntnis. Ihr Freund Motoki scheint mir andere Ziele zu haben, als das Herz meiner Tochter zu erobern.«

Mamoru musste lächeln: »Ich habe schon immer die weibliche Intuition bewundert.«

»Was ist mit Ihnen?«, sie blickte ihn sanft, aber direkt an. »Haben Sie einen Plan, was Bunny betrifft?«

»Sicherlich einen anderen als Motoki. «, gab er offen zu.

Ikuko zuckte mit den Schultern.

»Der will nur in die Kanzlei meines Mannes. Und Sie? Ist Ihr Ziel das Höschen meiner Tochter? «

Mamoru verschluckte sich beinahe beim Atmen. Mehr als die Frage an sich, schockte ihn die Tatsache, dass sie aus dem Mund einer erwachsenen und eigentlich kultivierten Frau wie Ikuko Tsukino kam.

Diese grinste : »Daran ist nichts verwerfliches. Bunny ist ein hübsches Mädchen und längst kein Kind mehr. Allerdings hat sie auch noch nicht die Reife oder gar Erfahrung einer Frau. Was also reizt Sie an ihr?«

»Ich weiß nicht, ob mir die Richtung gefällt, in die sich dieses Gespräch entwickelt.« , Mamoru legte den Kopf schief. Eine Geste, die er normalerweise albern fand. Aber irgendwie schien sie seinen Gemütszustand in diesem Moment recht gut zu erläutern.

»Ich kenne meine Tochter lange genug, um zu wissen, dass sie niemals etwas gegen ihren Willen tun würde. Sie hat einen starken Charakter, aber auch ein großes Herz. Halten Sie sie nicht allzu lange hin, sonst schenkt sie es vielleicht einem Anderen.«

»Ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht besser wäre.«, sagte Mamoru nachdenklich.

Ikuko schüttelte den Kopf: »Sie haben keine bösen Absichten, das weiß ich.«

» Aber vielleicht sind es auch nicht die besten.«

» Nun, das können Sie wohl nur herausfinden, wenn Sie Ihr Innerstes befragen.«, sie lächelte ihn sanft an, drehte sich dann aber zum Gehen. » Nun, ich muss so langsam mal wieder zu meinem Mann, ehe er sich noch um Kopf und Kragen redet und ihrem Mitbewohner vielleicht noch die Kanzlei überschreibt.«

Mamoru hob die Augenbrauen, entspannte sich jedoch wieder schnell, als sein Gegenüber erneut hinter vorgehaltener Hand lachte und sich freundlich verabschiedete.

Er beobachtete, wie sie in der Menge verschwand.

Erst, als er merkte, wie jemand ihn am Arm berührte, drehte er sich wieder um und blickte in ein Paar vertrauter böse funkelnder Augen und lächelte.

» Worüber hast du mit meiner Mutter gesprochen?«, fragte Bunny mit zusammengebissenen Zähnen. »Komm mit. « , sie zog ihn am Arm aus dem großen Saal.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mamoru schaltete zum wiederholten Male die Kaffeemaschine an, nachdem er sie mit Kaffeepulver und Wasser befüllt hatte. Seine Bewegungen wirkten wie mechanische Abläufe. So wie fast immer in den letzten tagen. Alles, was er tat, tat er, weil er es musste und genau deshalb fühlte es sich an wie einstudiert und irgendwie unecht. Was aber auf jeden Fall echt war, waren seine Gedanken. Immer und immer wieder dachte er an Bunny. Was sie gesagt hatte, was sie getan hatte und ganz besonders, wie sie ihn mit tränenersticktem Gesicht angesehen hatte und danach aus dem Zimmer gerannt war. Er war echt so ein Idiot gewesen. Am liebsten hätte er die Zeit zurück gedreht. Oder er hätte sie aufgehalten und ihr endlich gesagt, was ihn ihm vorging. Aber was war das überhaupt? Er mochte sie, ja. Aber reichte das schon aus? Und mochte er wirklich sie oder nur die Zeit, die sie miteinander verbrachten? Solange er sich darüber nicht zu 100 Prozent im Klaren war, machte es einfach keinen Sinn, mit ihr zu reden.

»Oh, mamoru, das trifft sich gut.«

Motoki kam zur Wohnungstür herein und stürmte zu ihm in die Küche. Genau den hatte er jetzt auch noch gebraucht.

»was willst du jetzt schon wieder?«, er klang genervter als er war, aber Motoki schien das kaum zu merken, oder zu interessieren, denn er antwortete gut gelaunt: »Dein Auto.«

»Was, wenn ich nein sage?«

»Ach komm, es ist nur ein Alfa.«, Motoki winkte ab.

»Ja, aber mein Alfa.«, der Kaffee war endlich durchgelaufen und Mamoru konnte sich eine heiße Tasse seines Lieblingsgetränkes genehmigen.

»Ich brauch ihn auch nicht lange. Ich will nur einkaufen.«

Mamoru schaute seinen Mitbewohner an, der bereits die Autoschlüssel in der Hand hatte. In den letzten Tagen waren ihm viele Dinge ziemlich egal geworden, aber an seinem Auto hang er wirklich. Man konnte es fast als seine erste Liebe bezeichnen.

»Von mir aus.«, sagte er. Wenn Motoki damit einen Unfall bauen würde, hätte er wenigstens einen Grund, ihn krankenhausreif zu prügeln.

»Prima!«, und schon war Motoki aus der Wohnung gerauscht.

Mamoru genoss die Stille, nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee und schloss die Augen.

Es klingelte.

Genervt stellte er seine Tasse hin und schritt gemächlich zur Tür. Motoki konnte auch ein paar Sekunden vor der Tür schmoren, wenn er schon seinen Schlüssel vergaß.

»Hast du was vergessen?«, er erschrak. »Bunny.«

Da stand sie. In voller Größe und Blüte ihrer Schöhnheit. Was sollte er jetzt tun? Am liebsten würde er sie sofort in seine Arme ziehen. Stattdessen stand er nur stumm da und glotzte sie an, wie ein Fisch.

»Motoki ist nicht da.«, sagte er schließlich tonlos.

Bunny nickte:»Ich weiß. Er hat mir eine Nachricht geschrieben. Ich werde hier auf ihn warten müssen.«

Ihre Stimme war der eines Engels gleich und Mamorus Gefühle fuhren Achterbahn, als sie zu ihm aufblickte und ihn fragte: »Lässt du mich rein? Oder willst du mir wieder die Tür von aussen zeigen?«

»Ja! Ich meine, nein! Also... Komm rein.«, was war nur los mit ihm? Seit wann ließ er sich so einfach aus dem Konzept bringen?

Bunny schritt an ihm vorbei und setzte sich schließlich auf die Couch im Wohnzimmer.

Wieder eine Couch. Wieder Bunny. Und wieder ein Rock. Mamoru wurde heiß und kalt zugleich. Er lief schnell in die Küche und öffnete den Kühlschrank, damit er Bunny nicht länger in seinem Blickfeld hatte.

»Willst du was trinken?«, fragte er. Wenn er schon mal hier stand und Freundlichkeit kam ja immer gut an.

»Cola.«, kam die knappe Antwort aus dem Wohnzimmer.

Er folgte der Stimme und reichte Bunny die geforderte Dose Cola.

Mehrere Sekunden stand er einfach nur reglos da und beobachtete das Mädchen, wie sie das Behältnis öffnete und mehrere Schlucke nacheinander tat, ohn in seine Richtung zu sehen.

»Wenn was sein sollte, ich bin im Nebenraum.«, verabschiedete er sich schließlich und lief beinahe fluchtartig in sein Zimmer.

Nachdem er so ruhig wie möglich die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte er sich dagen und atmete tief durch.

Oh Mann. Bunnys pure Anwesenheit machte ihn fertig. Sein Versprechen an sich selbst, sie ab jetzt in Ruhe zu lassen in allen Ehren. Aber er hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde, überhaupt ihre Nähe zu ertragen. Am liebsten würde er jetzt wieder rüber gehen, sie an sich ziehen und atemlos küssen.

Das Klopfen an seiner Zimmertür ließ ihn aus seiner Wunschvorstellung hochschrecken.

Neugierig öffnete er langsam die Tür und war irgendwie überrascht, ein blondes Mädchen davor stehen zu sehen.

»Ist was passiert?«

Bunny zuckte mit den Schultern: »Mir ist langweilig.«

Mamoru musste unweigerlich lächeln.

»Kommt nichts Spannendes im Fernsehen?«

Statt ihm eine Antwort zu geben, betrat sie das Zimmer und schaute sich aufmerksam um. Ihr Blick blieb an dem großen Bücherregal hängen und es hatte den Anschein, als würde sie sich in aller Seelenruhe jeden Buchtitel einzeln durchlesen.

»Studierst du Medizin?«, fragte sie plötzlich in die Stille hinein.

Mamoru nickte, obwohl Bunny ihm den Rücken zugedreht hatte und fügte deshalb ein ergänzendes »Ja.« hinzu.

»Macht es Spaß?«

»Sehr.«, antwortete er wahrheitsgemäß.

Er beobachtete das Mädchen, wie sie sich auf die Zehenspitzen ihrer nackten Füße stellte und ein Buch vom obersten Regalboden fischte. Er erkannte den Titel erst, als sie bereits begonnen hatte, die ersten Seiten umzublättern.

»Das würde ich dir nicht empfehlen.«, warnte Mamoru sie und hob warnend die Hand.

»Warum? Ihhh!«, Bunny schlug das dicke Buch abrupt zu und sah es angewiedert an.

Mamoru nahm es ihr aus der Hand und erklärte: »weil das aus dem Bereich der Pathologie ist. Warte, ich habe, glaube ich, noch ein paar Mangas hier irgendwo.«

Als er direkt neben ihr stand und das Regal durchsuchte, merkte er, wie Bunny einen Schritt vor ihm zurück wich. Diese Bewegung allein schmerzte ihn so sher, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst.

»Keine Sorge, ich tue dir nichts.«, er nahm wieder Abstand von ihr. »Hier.«, und reichte ihr zwei dünne Bände mit auffallend buntem Einband. Diese Mangas hatte er irgendwann einmal von Ami geschenkt bekommen, aber er hatte bis heute nicht hinein geschaut und wusste nicht einmal, um was es eigentlich ging.

»Danke.«

Mamoru passte genau auf, dass sich ihre Finger nicht berührten, als Bunny die Hefte in Empfang nahm. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Er wollte es eigentlich auch gar nicht. Er hatte viel zu viel Angst davor, darin Ablehnung oder gar Hass zu sehen.

Und so tat er das, was die im Moment einzige Möglichkeit schien, um das Versprechen an sich selbst aufrecht zu erhalten. Er ließ Bunny einfach mit ihren Mangas stehen und setzte sich an seinen Schreibtisch, auf dem die Unterlagen zu seiner nächsten Prüfung akkurat gestapelt waren.

Er versuchte wirklich das Mädchen hinter sich auszublenden und sich nur auf die vielen Worte in dem Buch vor sich zu konzentrieren.

»Mamoru?«, Bunnys leise Stimme ließ ihn aufhorchen und er drehte sich auf seinem Schreibtischstuhl zu ihr um.

Als er sie fragend anschaute, überbrückte sie die Distanz zwischen ihnen mit zwei kleinen Schritten, lächelte ihn an und beugte sich dann zu ihm herunter, um ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen zu geben.

Mamoru war vollends verblüfft.

»Danke für die Mangas.«, Bunny lächelte nochmals und drehte sich zum Gehen um.

Doch so einfach wollte Mamoru sie nicht davon kommen lassen. Er erfasste gerade noch ihre Hand und zwang sie so dazu, sich erneut zu ihm umzudrehen. Noch immer saß mamoru auf seinem Stuhl und Bunny stand nun direkt vor ihm.

Was sollte er nur tun?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mamoru seufzte hörbar aus.

»Wie ungünstig.«

Er spielte wirklich mit dem Gedanken, sich einfach tot zu stellen und keinen Laut zu geben. Aber er kannte seinen Mitbewohner lange genug, um zu wissen, dass Motoki keinerlei Anstand besaß und somit in wenigen Sekunden einfach in Mamorus Zimmer platzen würde. Ohne anzuklopfen.

Vielleicht hatten sie noch eine gute halbe Minute, immerhin befand sich neben mamorus Zimmertür ein Wandspiegel. Und genau solche übten auf Motoki eine magische Anziehungskraft aus.

Bunny schreckte ihn aus seinen Gedankengängen, indem sie sich so schnell wie möglich von ihm wegdrückte (was ungemein schade war) und sich nach ihren Sachen bückte (was wiederum nett anzusehen war, da ihr Rock noch immer weit hochgeschoben war).

Sie fuhr sich noch einmal durch die leicht zerzausten Haare und atmete tief durch.

Gegen ihre noch immer leicht erröteten Wangen half das aber auch nicht, stellte Mamoru amüsiert fest.

In diesem Moment wurde die Tür seines Zimmers geöffnet. Natürlich ohne vorheriges Anklopfen.

»Hier seid ihr also.«, Motoki starrte sie verblüfft. »Was macht ihr hier so ganz allein?«

Aus den Augenwinkeln konnte Mamoru erkennen, dass Bunny dem Blick ihres Freundes auswich, stattdessen lieber nochmal ihren rock zurecht zupfte. Eigentlich eine ziemlich verrätterische Geste, aber er bezweifelte, dass Motoki eins und eins zusammen zählen konnte.

»Hab ich euch erwischt!«

Mamoru horchte auf und er, genauso Bunny, starrten den blonden jungen Mann vor sich erschrocken an.

»Ihr habt Mangas gelesen!«, rief er triumphierend und zeigte auf die auf Boden verstreuten Bücher.

Mamoru konnte gar nicht zählen, wie viele Steine ihm gerade vom Herzen gefallen waren und er glaubte, auch Bunny erleichtert seufzen gehört zu haben.

Motoki freute sich noch immer voller Stolz über seine dedektivische Meisterleistung und fügte grinsend hinzu: »Vielleicht tut dir Bunnys Anwesenheit mal ganz gut. Dieses ständige Gelerne war ja nicht auszuhalten.«

»Ja, es ist ganz angenehm mit ihr.«, gab Mamoru lächelnd zurück.

»Freut mich wirklich, dass ihr so viel Spaß zusammen habt. Das solltet ihr öfters machen.«, Motoki redete immer weiter und Mamoru konnte sich kaum noch zurück halten, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, insbesondere, wenn er verfolgte wie Usagis Gesichtsfarbe von tomatenrot zu leichenblass immer wieder hin und her wechselte.

»Ich hab übrigens Reisbällchen mitgebracht.«, Motoki hielt eine bunte Tüte hoch. »Wollt ihr auch welche?«

Mamoru verneinte mit einem Kopfschütteln und fügte hinzu: »Ich hatte bereits einen wirklich leckeren Imbiss.«

»Ich muss nach Hause.«

Mamoru und Motoki drehten beide gleichzeitig ihren Kopf in Bunnys Richtung. Ihr Teint hattte wieder eine gesunde Färbung und auch ihre Stimme war fest. Trotzdem huschte ihr Blick nervös von einem zum anderen.

»Aber ich dachte, wir wollten einen Film zusammen gucken.«

Motoki schien bereits wieder einen seiner ziemlich wirkungslosen Pläne geschmiedet zu haben und war sichtlich erstaunt über das Kopfschütteln seiner Freundin.

»Ich hab vergessen, dass ich noch Hausufgaben machen muss.«

»Hausaufgaben?«, starrte der blonde junge Mann sie beinahe erschüttert an.

Doch Bunny hatte nicht vor, sich zu rechtfertigen. Ehe Motoki noch etwas sagen konnte, hatte sie sich bereits an ihm vorbei gezwängt und ein paar Sekunden später hörte man das geräusch der zufallenden Wohnungstür.

»Was war das denn gerade?«

Mamoru zuckte zur Antwort nur mit den Schultern.

»Was hast du mit ihr gemacht?«, Motoki sah ihn forschend an.

Ein kribbelndes Gefühl breitete sich in Mamorus Körper aus, als er an die letzten Minuten dachte. Nur einen Moment länger, vielleicht eine rote Ampel, an der Motoki hätte warten müssen, irgendeine Frau, die er im Supermarkt angebaggert hätte. All das hätte ihm gereicht.

»Hausaufgaben.«, Motoki schien nicht einmal eine Antwort zu erwarten, sondern schnaubte dieses eine Wort mit einer Mischung aus Unglauben und Verachtung.

»Schülerinnen müssen sowas nun mal machen.«, Mamoru versuchte einigermaßen gelassen zu klingen, doch in ihm tobte ein wahrer Sturm.

Seine Gefühle schienen eine Dauerkarte für die Achterbahn zu besitzen. Und das alles nur wegen diesem einen Mädchen. Die ihn immer wieder in ihre Arme ließ und ihn dann wieder wegstieß. Nur um ihn erneut süße Qualen erleiden zu lassen, wenn er wieder ihre Nähe genießen dürfte.

Wie lange würde er dieses Spiel noch mitmachen? War es für Bunny überhaupt ein Spiel? War sie wirklich so berechnend oder wusste sie wirklich nicht was sie eigentlich wollte?

»Ihr seid doch Freunde, oder?«, Motokis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Hat sie dir vielleicht irgendwas erzählt, warum ich einfach keine Chance habe, endlich einen Schritt weiter zu gehen?«

»Wir kommen ganz gut miteinander aus.«, begann Mamoru und versuchte, seine Worte weise zu wählen. »Aber ich bin nicht ihre beste Freundin, mit der sie über solche Sachen...«

»Das ist die Idee!«

Kaum hatte Motoki das gesagt, war er auch schon aus dem Zimmer gerannt. Solche überstürzten Reaktionen seines Freundes lösten bei Mamoru grundsätzlich ein mulmiges Gefühl aus und so sprang er ebenfalls auf und folgte Motoki in die Küche.

Dieser räumte lächelnd die vorhin hochgehaltene bunte Tüte aus und sinnierte dabei wie zu sich selbst: »Bunnys Freundin ist auch öfters in der Spielhalle. Vielleicht sollte ich sie einfach mal auf einen Kaffee einladen.«

»Apropos Kaffee.«, fiel Mamoru ein und er öffnete die schwarze Hochglanztür des großen Hängeschrankes über der Spüle.

Bevor er stirnrunzelnd etwas zu seinem Mitbewohner sagen konnte, vibrierte sein Handy in der Hosentasche.

Überrascht starrte er auf den Absender der neuen Textnachricht im Posteingang und las in Gedanken den Text: >Komm zum Millenium-Tower. Jetzt. Bunny<

»Ich muss nochmal weg.«, sagte er fast beiläufig.

»Was denn? Etwa ein Date?«

Mamoru fand es albern, sich rechtfertigen zu müssen, antwortete aber trotzdem:»Kaffee kaufen. Du scheinst ja nur Reisbällchen und Shampoo gekauft zu haben.«

»Hey, meine Haare brauchen nun mal viel Pflege.«, hörte er noch die Stimme seines Mitbewohners, ehe er sich beeilte zur Tür raus zu kommen. Ihn hätte jetzt nichts und Niemand aufhalten können, da war er sich sicher.

Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis er endlich ankam. Der Feierabendverkehr in dieser Stadt war der reinste Horror und Mamoru bereute es bereits kurz nach dem losfahren, dass er sich nicht lieber dafür entschieden hatte, die U-Bahn zu nehmen oder am besten zu laufen.

Als er das meterhoch aufragende spitz zulaufende Gebäude in der Innenstadt erreichte, war es bereits hell erleuchtet und stach wie eine glänzende Nadel in den dunklen Nachthimmel.

Er sah Bunny bereits vor dem Haupteingang stehen, als er aus dem Wagen stieg. Noch war sie aber zu weit entfernt, um ihr gesicht und besonders die Mimik darin zu erkennen.

Warum hatte sie ihm diese Nachricht geschrieben? In Mamoru machte sich erneut ein mulmiges Gefühl breit, das mit jedem Schritt in ihre Richtung wuchs.

»Warum hast du mich her bestellt?«, platzte es aus ihm heraus, als er endlich vor ihr stand.

Bunny sah zu ihm hoch, doch er konnte ihren Blick nicht deuten, in ihrem ausdruckslosen Gesicht rein gar nichts lesen.

»Ich weiß nicht.«, antwortete sie flüsternd.

Mamoru starrte sie verblüfft an.

»Du weißt nicht?«

Statt einer Antwort, drehte das blonde Mädchen den Kopf zur Seite und schien auf irgendeine ungenaue Stelle am Horizont zu blicken.

Sie sah im Profil so anders aus, erwachsener. Und auch ihre Augen hatten nicht den gewohnten Glanz.

Mamoru biss sich auf die Unterlippe. Er hatte es schon wieder getan. Wie dumm konnte er nur sein? War er nicht der Erwachsene von ihnen beiden? Wieso nur hatte er sich so von seinen Gefühlen überennen lassen? Wenn er doch wirklich so erwachsen war, hätte er das einzig Richtige tun müssen, und die Situation nicht ausnutzen dürfen, sich gar nicht auf so eine dämliche Sache einlassen sollen. Bunny war noch ein halbes Kind und er hatte nichts besseres zu tun, als sie immer und immer wieder in solche Situationen zu bringen.

»Warst du überhaupt mal zu Hause?«, fragte er in die andauernde Stille hinein.

Ohne ihn anzusehen, schüttelte sein Gegenüber den Kopf.

»Es ist schon dunkel. Komm.«, er berührte ihren Arm. »Soll ich dich nach Hause fahren?«

Bunny starrte ihn stirnrunzelnd an.

»keine Ahnung.«

Ihre Stimm war so leise und ihr Äusseres wirkte so zerbrechlich, dass Mamoru das Einzige tat, was ihm in den Sinn kam. Er überbrückte die kurze Distanz zwischen ihnen und zog Bunny liebevoll in seine Arme, bette ihren Kopf behutsam auf seiner Brust.

»Du bist vollkommen durchgefroren.«, stellte er leicht erschrocken fest und drückte sie gleich noch näher an sich, um sie wenigstens ein bisschen mit seiner eigenen Körpertemperatur zu wärmen.

»Da vorne ist ein Café, ich geb dir einen Kakao aus.«, flüsterte der Schwarzhaarige und schob Bunny in die Richtung, die er eben mit dem Kopf zeigte, ließ sie aber nicht los.

Als sie endlich den kleinen Laden erreicht hatten und das blonde Mädchen ein paar Schlucke aus der dampfenden Tasse vor sich genommen hatte, kehrte nicht nur ihre rosige Gescichtsfarbe zurück, sondern auch fast der alte Glanz in ihren großen blauen Augen.

»Danke.«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang noch immer emotionslos, was Mamoru dazu veranlasste, etwas zu sagen: »Um ehrlich zu sein, hab ich die alte Bunny lieber.«

Sie schaute überrascht auf.

»Was meinst du?«

»Es ist merkwürdig, wenn du mir kein Kontra gibst oder mich gar beleidigst.«, erklärte Mamoru und legte dabei sein Kinn auf der Hand ab, starrte sie so nachdenklich an.

Bunny lächelte.

»Okay.«, antwortete sie. Und fügte grinsend hinzu: »Lackaffe.«

Mamoru musste unweigerlich selber grinsen.

»Sehr schön. So mag ich dich.«

»Du magst mich?«, fragte Bunny überrascht.

Mamoru nickte und antworte: »Könnte man so sagen.«

»Liebst du mich?«

Diese Frage warf Mamoru komplett aus der Bahn. Die drei Worte hallten wieder und wieder in seinem Kopf nach und sein Herz begann schneller zu schlagen.

»Bitte?«, er krächzte regelrecht. »Wie kommst du darauf?«

Bunnys Blick war fest auf ihn gerichtet.

»Das war eine ernstgemeinte Frage, auf die ich eine normale Antwort will und keine Gegenfrage. Also?«

Da war sie wieder. Die selbstbewusste, manchmal viel zu freche junge Frau, die Mamoru von Anfang an interessiert hatte. In den letzten Tagen hatte er jedoch auch immer wieder ihre weiche und zerbrechliche Seite zum Vorschein gebracht. Was würde passieren, wenn er jetzt einfach Ja sagte? Würde Bunny das freuen? Würde sie ihm vielleicht sogar um den Hals fallen und und glücklich lächelnd in einen tiefen Kuss mit ihm versinken? Wollte Mamoru das überhaupt? Er empfand etwas für dieses Mädchen, da war er sich sicher. Aber konnte man das als Liebe bezeichnen? Was, wenn es nicht so wahr, er sich nur etwas vormachte? Und am Ende würde er sie erneut verletzen, weil er ihre Gefühle nicht teilen konnte. Aber was, wenn sie selbst keine solchen romantischen Gefühle für ihn hatte?

Mamoru war total verwirrt. Er wusste selbst ganz genau, dass es für Sex keine Liebe braucht. Aber für gewöhnlich waren Frauen, und ganz besonders sehr junge, so wie Bunny, da komplett anders eingestellt. Und was war mit Motoki?

»Nein.«, das Wort kam einfach so aus seinem Mund, er konnte nichts dagegen unternehmen. Aber war das wirklich eine Antwort auf Bunnys Frage?

»Aber du willst mit mir schlafen?«

Bunnys Stimme erreichte ihn tief in seinen Gedanken und er starrte sie überrascht an. Er öffnete zwar den Mund, um zu antworten, doch brachte am Ende nur ein simples Nicken zu Stande.

»na dann, lass uns gehen.«

Das blonde Mädchen stand auf und hielt ihm ihre Hand hin.

»Wohin?«, fragte Mamoru, konnte aber nur auf die Hand vor sich schauen. Auf die zarte perlmutfarbene Haut und die langen feingliedrigen Finger.

»In ein Hotel.«

Jetzt horchte er doch auf und blickte zu Bunny hoch, die sich bisher keinen Zentimeter bewegt hatte: »Was? Aber...«

Was sollte er darauf antworten?

»Hast du plötzlich doch kein Interesse mehr?«

»Doch, schon.«, Mamorus Kopf war wie leer gefegt.

»Dann ist doch alles prima.«, das blonde Mädchen ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. Mamoru konnte gerade noch einen Geldschein aus seiner Hosentasche fischen und auf den Tisch werfen. Er wusste nicht einmal, wie hoch der Betrag war. Wahrscheinlich würde die Kellnerin ein fürstliches Trinkgeld erhalten.

»Bunny, dass...«, er hielt sie zurück, als sie den Laden verlassen hatten und schaute sie stirnrunzelnd an. »Das kommt ein bisschen plötzlich, meinst du nicht?«

Das blonde Mädchen hatte erneut diesen starken Gesichtsausdruck, als ob sie sich etwas vorgenommen hatte, von dem sie partout nicht abzubringen war.

»Was, wenn Motoki nicht gekommen wäre?«, fragte sie herausfordernd.

»Dann wärst du gekommen.«, ok, die Antwort war dumm, aber Mamoru konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, was Bunny allerdings mit einem Augenrollen quittierte.

»Ok, ich weiß, was du meinst.«, er nahm ihr Gesicht in seine Hände und legte die Stirn gegen ihre. »Aber so hatte ich das eigentlich nicht geplant.«

»Du hast einen Plan?«

Mamoru biss sich in Gedanken auf die Zunge.

»Nicht direkt.«, versuchte er zu erklären. Eher rauszureden, wenn man es genau nahm. Er konnte ihr ja schließlich nicht den wahren Grund verraten.

»Bin ich nur ein Zeitvertreib für dich?«, fragte Bunny unvermittelt und löste sich von ihm.

Mamoru schüttelte den Kopf.

»Ich weiß nicht, wie ich das nennen soll. Das Einzige, was ich zu 100 Prozent weiß, ist dass du ein Interesse in mir geweckt hast. Und das schaffen nur sehr wenige Frauen.«

Das war nicht mal gelogen, aber warum fühlte er sich trotzdem so schlecht, nachdem er es gesagt hatte?

»Und Motoki?«

Mamoru zuckte mit den Schultern: »Normalerweise ist es mir egal, mit wem er zusammen ist.«

Bunny legte den Kopf zur Seite.

»Sollte ich nicht mit ihm zusammen sein?«, fragte sie.

Nein, verdammt! Du solltest lieber mit einem Mann haben, der dich nicht am laufenden Band betrügt und nur für seinen eigenen Vorteil benutzt, sondern wirklich... liebt.

Mamoru blinzelte sein Gegenüber an.

Bunnys große Augen waren noch immer fragend auf ihn gerichtet.

Wie gern hätte er ihr jetzt genau diese Worte gesagt. Aber das war nicht seine Aufgabe.

»Komm, ich fahr dich nach Hause.«

>>Hier wohnst du also.«, Mamoru und Bunny standen vor einem hübschen kleinen Einfamilienhaus. »ich hätte es nicht so unauffällig vermutete.«

Im Vergleich mit dem palastartigen Prunkbau von der Wohltätigkeitsveranstaltung war das hier sozusagen eine Blockhütte.

»Mein Vater hält nichts davon mit seinem Geld zu protzen.«, erklärte Bunny.

»Eine gute Einstellung.«, lobte Mamoru und sah zu dem dunklen Gebäude hinauf. Bunny hatte ihm bereits im Auto auf dem Weg hier her gesagt, dass ihre Eltern gemeinsam auf einer Geschäftsreise waren und sie somit ganz allein. Das kam wohl häufiger vor und erklärte, warum das blonde Mädchen so oft bei Motoki und ihm in der Wohnung war. Ob sie wohl einsam war?

Hatte sie deswegen in die Beziehung mit seinem Mitbewohner eingewilligt?

Er blickte sie nachdenklich an. Nach aussen hin wirkte Bunny immer so stark und fröhlich, aber war das auch ihre wirkliche Seite oder versteckte sie ihre echten Gefühle hinter einer Maske?

Mamoru konnte gar nichts dagegen unternehmen, als er sich unaufhörlich zu ihr hin bewegte, bis sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

»Du solltest rein gehen.«, flüsterte er.

»Hmm.«, kam es von Bunny zurück, die langsam die Augen schloss.

»Es ist schon spät.«, die Worte waren so leise, dass Bunny sie unmöglich hätte hören können, doch sie antwortete mit einem gehauchten »Ja.«

Ihre Lippen berührten sich, ganz sanft. Mamoru zog das Mädchen näher an sich, vertiefte den Kuss und blendete die Stimme in seinem Hinterkopf aus, die ihn immer wieder dazu anrief, endlich den Mund aufzumachen.

Schon lange war ihm das Morgen egal, was zählte, war das Jetzt und, dass er Bunny in seinen Armen hatte. Was interessierte ihn da die Zukunft oder damit verbundene mögliche Konsequenzen?

»Komm mit rein.«, flüsterte Bunny in den leidenschaftlichen Kuss hinein.

Mamoru küsste ihren Hals und antwortete leise in der Nähe ihres Ohrs: »Dann kann ich für nichts garantieren.«

»Ich weiß.«, sie öffnete die Tür, nahm seine Hand und zog ihn mit sich in den dunklen Flur.

Es war ein schönes Gefühl ihre Finger in seinen verschränkt zu wissen, dachte Mamoru und folgte dem blonden Mädchen die Treppe hinauf bis zu einer unscheinbaren weißen Holztür, durch die sie ihn sanft schob.

Mamorus Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und so konnte er aus den Augenwinkeln den kleinen Raum erforschen. Sie befanden sich in einem typischen Mädchenzimmer mit hellen Möbeln, vielen Fotos an den Wänden und Unmengen an Kuscheltieren und niedlichen Figuren auf Regalen und Schränken verteilt.

Bunny war eben doch noch ein Mädchen.

Mamoru musste automatisch lächeln, als er dachte, dass dies nicht mehr allzu lange der Fall sein würde.

Diese Nacht würde sie alleine ihm gehören, niemand würde sie stören, und er hatte vor, sie auf jede erdenkliche Art und Weise zu lieben.

Er zog Bunny erneut in seine Arme, küsste sie, drückte ihren schmalen Körper gegen die geschlossene Tür und drängte sich an sie.

Mamorus Gefühle fuhren Achterbahn. Einerseits wünschte er sich nichts sehnlicher, als mit dieser Person endlich eins zu werden. Andererseits war er sich noch immer nicht bewusst, was das hier eigentlich sollte. Was würde passieren, wenn es bis zum Äussersten kommt?

Küssen und Fummeln war das Eine. Hier ging es nicht nur um die bloße Vereinigung von zwei Menschen. Für Bunny war das ein weit größerer Schritt und auch Mamoru hatte keinerlei Erfahrung mit dem Thema des Unschuldsraubes. Was für ein dämliches Wort, sinnierte er und strich mit seinen Händen an Bunnys Seiten bis hinunter zu ihren Pobacken entlang, die er zärtlich umfasste und das Mädchen so anhob, dass sie ihre langen Beine um seine Hüften schlingen konnte.

Aber es stimmte, Mamoru war bisher nicht in den Genuss einer unerfahrenen Frau gekommen. Wenn man das überhaupt als Genuss bezeichnen konnte. Nach allem, was er in seinem Studium und von den zahlreichen Erzählungen seiner Bekannten erfahren hatte, musste das Ganze wohl eher ein Graus sein und konnte leicht einem halben Blutbad nahe kommen.

Mamoru stoppte und öffnete die Augen.

»Was ist los?«, fragte Bunny atemlos.

Ihre Augen glänzten vor Erregung und der leicht geöffnete Mund schienen lautlos nach Mehr zu betteln.

Mamoru presste ihren zierlichen Körper an sich und trug sie, noch immer ihre Beine um ihn geschlungen, zu dem großen Bett, dass er vorhin entdeckt hatte.

So sanft wie nur möglich legte er sie darauf ab und stützte sich so über sie, dass seine Hände jeweils neben ihrem Kopf waren.

Durchdringend blickte er in das fragende Gesicht unter sich. Ob er sie damit verunsicherte?

»Willst du das wirklich?«, flüsterte er und bereute seine klischeehaften Worte beinahe wieder, als er Bunnys Stirnrunzeln entdeckte.

Ehe sie etwas antworten konnte, fügte er hinzu: »Es könnte weh tun.«

Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter.

»Ich vertraue dir.«, hauchte sie in den nachfolgenden Kuss hinein.

Tu das nicht. Ich bin nicht besser als Motoki, oder? War er doch auch nur hier, um seinen Plan endgültig zu vollenden. Er würde gewinnen, hätte sein Ziel erreicht in dem Moment, in dem er den Körper dieses wunderschönen ihm vollkommen hilflos ausgelieferten Mädchens in Besitz nahm. Und dann?

Mamoru stockte.

Was wäre morgen früh? Würde Bunny ihn dann noch genauso interessieren?

»Mamoru?«

Er starrte das Mädchen unter sich an. Ihre goldblonden Haare rahmten ihr hübsches Gesicht ein und er konnte erkennen, dass das hier für sie ein genauso großer, wenn nicht gar weit größerer Schritt war.

Das konnte er nicht. Nicht so.

Bunny sollte diese Erfahrung nicht mit irgendwem machen, sondern mit dem Mann, den sie liebte. Und dem sie wirklich vertrauen konnte. Motoki war ganz bestimmt nicht der Richtige dafür. Aber auch er selbst dürfte diesen Schritt nicht gehen. Nicht ehe er sich seiner Gefühle nicht vollkommen bewusst war.

»Ich kann nicht.«, Mamoru richtete sich auf.

»Was?«, Bunny wirkte fast verzweifelt, als er sich von ihr wegdrehte und die Klinke der Zimmertür hinunter drückte.

»Es tut mir leid.«, sagte er noch, ehe er aus dem Zimmer und die Treppe hinunter stürmte.

Als er die Haustür aufzog und ihm die kalte Nachtluft entgegen schlug, atmete er tief ein.

Er war so ein Idiot.

Seit geschlagenen drei Stunden saß Mamoru nun schon in seinem Auto.

Der Himmel verfärbte sich bereits zu einem grellen Morgenrot und die Temperatur im Wagen stieg mit jedem Zentimeter, den die Sonne am Horizont emporkletterte.

Vielleicht würde dann auch endlich das Zittern aufhören. Obwohl sich Mamoru nicht einmal sicher war, dass dieses wirklich von der Nachtkälte herrührte.

Er hatte es sowieso, so gut es ging, ausgeblendet. Waren ihm doch andere Dinge momentan weitaus wichtiger.

Zum Beispiel die Tatsache, dass er ein komplettes Arschloch war.

Er hatte sich wie ein Blödmann verhalten und Bunny ohne eine vernünftige Erklärung einfach zurückgelassen.

Dass sie diese verlangte, zeigten die Unmengen an verpassten Anrufen und Nachrichten in seinem Mobiltelefon.

Mamoru registrierte das Vibrieren zwar, konnte sich aber einfach nicht dazu durchringen zu antworten. Wusste er doch ganz genau, sobald er ihre Stimme hört, hätte er sofort den Motor gestartet und wäre erneut zu ihrem Haus gefahren.

Und dann?

Würde er ihr Rede und Antwort stehen?

Was sollte er ihr sagen?

Oder würden sie direkt da weiter machen, wo sie aufgehört hatten?

Mamoru wurde heiß und kalt bei dem Gedanken daran. Er war seinem Ziel mehr als nah gewesen.

Und dennoch war es kein Stück so, wie er es sich vorgestellt hatte.

All die über Wochen aufgebaute Nähe und elektrisierende Spannung zwischen ihnen beiden war plötzlich wie weggeblasen.

Es war nicht so, dass er nichts mehr spürte. Vielleicht waren es sogar zu viele Gefühle, die sein Innerstes durchströmten.

Seit wann ließ er so etwas zu?

Hatte er sich nicht an dem tag, an dem seine Eltern ums Leben kamen, geschworen, sich nie mehr von seinen Emotionen leiten zu lassen? Immer, wenn er sich öffnete, wurde er verletzt. Warum sollte das jetzt anders sein?

Mamoru hatte etwas Spaß mit Bunny gehabt, mehr nicht.

Er legte seine Stirn auf das lederne Lenkrad vor sich und schloss die Augen.

Und trotzdem konnte er nicht aufhören an sie zu denken. Immer wieder stahl sich ihr Bild in seinen Kopf. Nicht nur ihr Körper, der war sogar eher nebensächlich.

Es waren ihre Augen, die ihn faszinierten. Die ihn anfangs immer wieder böse angefunkelt hatten, ehe Bunny ihn irgendwann voller Sehnsucht betrachtete.

Eigentlich hatte er sein Ziel erreicht. Wollte er nicht, dass sie ihn quasi anbettelt zu bleiben? Wollte er nicht, dass sie voller Leidenschaft seinen Namen flüstert?

Er seufzte und lehnte sich zurück, legte den Arm über seine Augen.

Was wollte er wirklich?

Und was konnte er ihr geben?

Ausschließlich körperliche Befriedigung? Er schnaubte bei dem Gedanken daran.

Nein, da war mehr.

Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er nicht nur den Körper einer Frau besitzen. Er wollte ihr Herz. Bunny war etwas Besonderes.

Noch nie zuvor hatte sich Mamoru so wohl in der Nähe eines anderen Menschen gefühlt. Nicht einmal Satori hatte solche tiefen Gefühle in ihm erweckt.

Diese sanfte Wärme, wenn er an das blonde Mädchen mit der merkwürdigen Frisur dachte. War es das, was alle als Liebe bezeichneten?

Mamoru öffnete die Augen.

»Bunny.«

Ihr Name, der seine Lippen verließ. Es fühlte sich gut an. Richtig.

Er suchte sein Handy, tastete alle Taschen ab, die er am Körper hatte, bis er den harten Gegenstand endlich erfühlt hatte.

»20 Anrufe in Abewesenheit.«, las er stirnrunzelnd die blinkende Anzeige vor. Nach ein paar Tastenkombinationen wusste er auch, dass er fasr genauso viele Nachrichten zugesandt bekommen hatte.

Er wollte sie nicht alle lesen, das hätte ihn vielleicht nur umgestimmt, von seinem Vorhaben abgebracht.

Er öffnete ein neues textdokument. Und stockte.

Was sollte er schreiben?

Dass er ein Idiot ist? Das war Bunny mit Sicherheit auch schon klar geworden.

Dass sie sich von Motoki trennen sollte? Dann müsste er auch erklären warum.

Stirnrunzelnd starrte Mamoru auf den erleuchteten Bildschirm. Er verstand langsam, warum so viele Lieder von Liebe handelten. War die sache doch so kompliziert, dass es genug Stoff zum darüber schreiben gab.

Sollte er ihr einfach die berühmten drei Worte schreiben?

Würde sie das nicht vielleicht überfordern? Und wäre es nicht viel romantischer, ihr das persönlich zu sagen?

Mamoru stöhnte entnervt auf. Seit wann machte er sich Gedanken über Romantik? Dieses mädchen hatte ihn so sehr verändert, er erkannte sich selbst fast nicht wieder.

Er fasste einen Entschluss und tippte das erste Wort in sein Handy.

»Ich.«

Noch einmal schloss er kurz die Augen, tippte danch die restlichen zwei Worte ein.

Mit dem Daumen über dem Sendeknopf las er sich den Satz ein letztes mal durch.

»Ich habe gelogen.«

Er drückte auf den Knopf. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Als er die Wohnungstür aufschloss, starrte er zum x-ten mal auf sein Handy.

Warum schrieb sie nicht zurück? Oder noch besser, rief an? Er hätte jetzt so gerne ihre süße Stimme gehört.

Vielleicht schlief sie auch noch, immerhin war es erst halb sechs. Für gewöhnlich hatte man zu der Zeit andere Sachen zu tun, als die SMS von irgendwelchen Typen zu beantworten.

Und was, wenn sie den text schon längst gelessen hat und er sie aber so verletzt hat, dass sie nun nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte?

Mamoru hielt in seiner Bewegung inne.

Allerdings nicht nur wegen dem Gedanken, der ihm gerade durch den Kopf schwirrte.

Ihm äusserst vertraute Geräusche kamen ihm aus der Wohnung entgegen.

Er seufzte, als er schlussfolgerte, dass das laute Keuchen und Stöhnen aus Motokis Zimmer drang.

Schon wieder hatte er Damenbesuch, obwohl Mamoru ihn mehrfach gebeten hatte, seine Eroberungen nicht immer mit nach Hause zu bringen. Es gab schließlich genug Hotels in Tokio, die sich genau auf diese Art von Gästen spezialisiert hatten.

Während er die Küchenschränke durchforstete und missmutig feststellte, dass er nicht mal mehr einen Notvorrat an Kaffeepulver hatte, ebbte die Lautstärke hinter ihm langsam ab. Wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer an diesem Morgen.

Mamoru schaute erneut auf sein Handy.

Es war fast sechs und Bunny hatte noch immer nicht geantwortet.

In zwei Stunden begann zudem seine Schicht im Krankenhaus. Wie sollte er die bloß überstehen, wenn er ständig daran dachte, ob und wann Bunny sich bei ihm melden würde.

Die Tür hinter ihm ging auf.

»Guten morgen.«, begrüßte Motoki ihn grinsend. »Bist du etwa jetzt erst heimgekommen?«

Mamoru hatte keine Lust darauf zu antworten.

»dass ich das noch erleben darf. Schlag ein!«, Motoki hob grinsend die Hand, ließ sie aber bald wieder sinken, als er Mamorus ernsten Blick sah.

»Kenn ich die Kleine?«, fragte er stattdessen.

Mamoru antwortete kalt: »Ich wüsste nicht, warum ich dir das...«

Er wurde jäh unterbrochen, als eine weitere Person aus Motokis Zimmer kam.

»Toki, hast du meine Schuhe gesehen?«, fragte ein junges brünettes Mädchen, dass ihre schulterlangen Haare mit einer grünen Schleife schmückte.

Aber das fiel Mamoru nicht einmal als erstes auf.. Was ihm dagegen sofort ins Auge stach, war ihre Schuluniform. Dieselbe, wie Ami sie trug. Und wie Bunny.

»Keine Ahnung, Baby. Schau doch nochmal unter dem Bett nach.«, antwortete Motoki und scheuchte sie mit einem Klaps auf den Po in den Raum zurück.

Er wandte sich erneut an Mamoru: »Wie du siehst, hatte ich auch eine erfolgreiche Nacht.«

Mamoru fiel es wie Schuppen von den Augen.

»Bunnys freundin.«, flüsterte er, mehr zu sich selbst.

»Stimmt genau.«, Motoki grinste unverfroren. »Eigentlich wollte ich ja nur mit ihr reden.«

»Aber du hast sie trotzdem gebumst.«, Mamoru starrte sein gegenüber ausdruckslos an.

Der zuckte nur mit den Schultern.

»Es hat sich so ergeben. Die Kleine mag vielleicht brav aussehen, aber die hat es faustdick hinter den Ohren, sag ich dir. Von der könnte sich Bunny ruhig mal eine Scheibe abschneiden.«

Das war zuviel für Mamoru.

Er schnappte sich Motoki am Hemdkragen und schleuderte ihn gegen den Kühlschrank.

Der Blonde war viel zu überrascht von Mamorus Gefühlsausbruch, als dass er sich dagegen wehrte und starrte ihn nur mit offenem Mund an.

»Du widerst mich an.«, Mamoru spuckte die Worte regelrecht heraus. »Du wirst Bunny alles erzählen.«

»Alles?«, Motokis Stimme zitterte.

»Oder ich tue es.«, drohte Mamoru und unterstrich es damit, dass er den Griff um Motokis Kragen nochmals verstärkte.

»Was macht ihr denn hier?«, ertönte eine Stimme hinter ihnen.

Erst mit dem Erscheinen von Bunnys Freundin, er wusste noch immer nicht ihren Namen, ließ Mamoru von seinem Mitbewohner ab.

»Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.«, antwortete der Schwarzhaarige sichtlich ruhiger. Zumindest äußerlich.

»klärt ihr das immer so?«, fragte das Mädchen belustigt.

Irgendetwas an ihr gefiel Mamoru ganz und gar nicht. Es waren keine Äußerlichkeiten, das Mädchen sah eigentlich wirklich ziemlich brav aus. Dass meistens genau solche stark zurückhaltenden Frauen in anderen Bereichen besonders wild wurden, wusste er selbst ganz genau. Trotzdem blieb ihm Bunnys Freundin umsympathisch, warum auch immer.

Ob sie ihn kannte? Hatte Bunny ihr irgendwas erzählt? Und wenn ja, was wusste Motoki?

Weder in desen Gesicht, noch in dem des Mädchens konnte er irgendeine verräterische Mimik entdecken, die darauf schließen ließ, dass sie von ihm und Bunny wussten.

»ich muss zur Arbeit.«, sagte Mamoru schließlich.

Das war nicht einmal gelogen, auch wenn er noch viel Zeit bis zum Schichtbeginn hatte. Diese konnte er auch getrost dazu nutzen im Krankenhaus zu duschen und noch den ein oder anderen Kaffee zu trinken.

»Prima, ich muss auch los.Wir können uns ja einen Fahrtstuhl teilen.«, Bunnys Freundin schlüpfte in ihre wiedergefundenen Sandalen und verabschiedete sich von Motoki. Mit einem langen und besonders intensiven Zungenkuss.

Mamoru hingegen beließ es bei einem drohenden Blick, der seinen Mitbewohner an ihr gespräch gerade eben erinnern sollte.

Auf dem Weg zum Fahrstuhl sprachen Mamoru und das Mädchen kein Wort miteinander, was ihm durchaus Recht war. Unauffällig blickte er erneut auf sein Handy. Noch immer keine Antwort.

»Scheinbar habe ich den falschen Mitbewohner ausgesucht.«

Mamoru blickte auf.

»Bitte?«

Das Mädchen verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an.

»das eben hat mir gefallen.«, sagte sie. »ein wenig mehr Enthusiasmus würde Motoki gut stehen.«, sie kam einen Schritt auf ihn zu.

»Aber wir könnten das ja nachholen.«, sie strich ihm mit dem Finger über die Brust.

»bunny sollte wirklich ihre Freundschaften überdenken.«, sagte Mamoru ausdruckslos und hielt ihre Hand fest, ehe sie tiefer wandern konnte.

Ein Lächeln stahl sich über ihr freundlich wirkendes Gesicht.

»Motoki dann wohl auch, nicht wahr?«

Mamoru erstarrte.

»Du weißt es?«

Das Mädchen zuckte mit den Schultern und befreite ihr Handgelenk aus seiner Umklammerung.

»Sie ist meine beste Freundin.«, ein süffisantes Grinsen ließ mamoru einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

»und ich würde zu gerne wissen.«, sprach sie weiter und kam ihm erneut näher. »Ob du wirklich so geschickt mit deinen Fingern bist.«

Er blickte sie emotionslos an.

»entschuldige, aber ich habe eher eine Vorliebe für... «, er machte eine kurze Pause, ehe er lächelnd hinzufügte: »Unverbrauchtes.«

Dem Mädchen gefror das Lächeln im Gesicht.

»was glaubst du eigentlich, mit wem du redest?«, ihre Stimme bebte vor Zorn. »Ich werde Motoki alles erzählen.«

Die Fahrstuhltüren öffneten sich und Mamoru trat hinaus in die große Eingangshalle.

Er drehte noch einmal den Kopf nach hinten und sagte: »Tu, was du nicht lassen kannst.«, ehe er das Gebäude verließ und eine vor Wut schreiende Furie zurück ließ, die ihm hinterherbrüllte: »Das wirst du noch bereuen! Ich werde dafür sorgen, dass Bunny dich verabscheut.«

Das brauchte sie gar nicht mehr, wie Mamoru enttäuscht feststellen musste, als er endlich die lang erwartete Nachricht von Bunny erhalten hatte.

Sie bestand ebenfalls nur aus 3 Worten.

»Ich hasse dich.«, las Mamoru flüsternd.

Das warme Wasser lief ihm über den Kopf.

Wie lange stand er wohl schon hier?

Normalerweise half ihm eine heiße Dusche beim Nachdenken. Wenn die klare Flüssigkeit über seinen nackten Körper lief, konnte er alles Schlechte für einen kurzen Moment ausblenden und sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

Aber diesmal schien es keinerlei Wirkung zu haben.

Er hatte es komplett vermasselt.

Die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte, hasste ihn. Wie konnte er nur so dumm sein und sich diesen lächerlichen Plan ausdenken?

Er hatte mit Bunnys Gefühlen gespielt.

Und auch mit seinen eigenen. Hätte er sich doch nur viel früher seine Liebe zu ihr eingesatnden. Dann wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.

Nein, nicht vielleicht. Ganz sicher.

Dann würde er jetzt nicht hier stehen und darüber nachdenken, ob sein Gesicht nur nass vom Duschwasser war oder von seinen Tränen.

Wann hatte er zuletzt geweint?

»Mamoru?«

Eine Stimme schreckte ihn hoch.

»Bist du hier?«

»Ami?«, er steckte den Kopf aus der Duschkabine. Vor ihm stand das junge kurzhaarige Mädchen. Und war puderrot angelaufen.

Beschämt drehte sie sich weg.

»Die Schwestern haben gesagt, du wärst seit fast einer Stunde hier drinnen.«

Mamoru drehte das Wasser ab und nahm sich das große Handtuch aus seinem Spind.

»hast du dir Sorgen gemacht?«, fragte er, während er sich die Haare trocken rieb und danach das flauschige Frotteetuch um seine Hüften schlang.

»nicht wirklich.«, antwortete Ami, noch immer mit dem Rücken zu ihm gewand. »Aber ein halbes Dutzend Schwestern war schon sdabei, auszulosen, wer nach dir sehen darf.«

Mamoru musste schmunzeln.

Ami drehte sich nun doch zu ihm um, wenn auch zögerlich.

»Du solltest dir vielleicht doch mal eine Freundin zulegen, ehe sie irgendwann auch noch um dich boxen wollen.«

Es sollte ein Scherz sein, aber der traf bei Mamoru eher andere Reize.

»was ist los?«, fragte die Schülerin besorgt.

Scheinbar war ihm der Schmerz anzusehen.

»es ist wegen Bunny.«, schlussfolgerte Ami.

Bingo.

Mamoru setzte sich auf die Holzbank zwischen den Spinden und fuhr sich mit beiden Händen durch die feuchten Haare.

»es ist vorbei.«, sagte er tonlos.

»hatte es da je etwas gegeben, das vorbei sein könnte?«, fragte Ami stirnrunzelnd. Normalerweise setzte sie sich bei solchen Gesprächen neben ihn, aber wahrscheinlich war ihm die Nähe zu seinem nackten Oberkörper jetzt unangenehm. Ihre erröteten Wangen und der Sicherheitsabstand zu ihm ließen zumindest darauf schließen.

Mamoru starrte sie eindringlich an.

»habt ihr etwa miteinander geschlafen?«, fragte das Mädchen erschrocken.

»Nein. Ja. Ach, ich hab keine Ahnung.«, er schüttelte den Kopf.

Ami sagte nichts, sah ihn nur verwirrt an.

»Bist du noch Jungfrau?«, fragte Mamoru in die Stille hinein.

Er konnte erkennen, wie das Mädchen tiefrot anlief und einen weiteren Schrit von ihm zurückwich.

»Mamoru, wir sind Freunde.«, stotterte sie.

Er schüttelte erneut den Kopf: »So meine ich das nicht.«, er schaute sanft zu ihr hoch. »Wie stellst du es dir vor?«

Ami öffnete den Mund, schloss ihn danach wieder. Sie sah aus wie ein Karpfen, der nach Luft jappst. Irgendwann räusperte sie sich und ihr Blick konzentrierte sich auf einen unsichtbaren Punkt irgendwo an der Wand hinter ihm.

»Romantisch.«, sie sprach sehr leise. »Ich muss spüren, dass er nur mich will und es ihn glücklich macht, dass er bei mir ist. Aber das wichtigste ist.«, sie sprach erst weiter, als Mamoru sie fragend anschaute und sie seinen Augen begegnete. »Er muss mich lieben, von ganzem Herzen.«

Ihr Blick war so intensiv, dass es Mamoru schwer fiel, ihm Stand zu halten. Doch er konnte erkennen, welche Frage darin zu lesen war.

»Mein Dienst fängt gleich an.«, wich er ihr aus und drehte sich zu seinem Spind um.

»Mamoru.«

Er hörte Amis sanfte Stimme, wollte sie aber nicht ansehen. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, ihre Augen würden vorwurfsvoll auf ihm ruhen.

»Es ist zu spät.«, flüsterte er.

Es schüttete wie aus Eimern, schon seit Stunden.

Scheinbar würde die Regenzeit in diesem Jahr eher beginnen, sinnierte Mamoru und blickte durch die Windschutzscheibe in den düsteren Vorabendhimmel.

Er runzelte die Stirn. Der Weg vom Parkplatz bis zu seinem Wohnhaus betrug ungefähr 50 Meter.

Selbst wenn er sich beeilte, würde er klatschnass ankommen.

Seufzend dachte er daran, dass er eigentlich immer einen Regenschirm im Wagen hatte. Im Kofferraum.

Scheinbar hatte sich heute die ganze Welt gegen ihn verschworen. Die Schicht im Krankenhaus zog sich auch ewig in die Länge, ganz zu schweigen von dem vielen Papierkram, der sich auf seinem Schreibtisch angesammelt hatte.

Es half alles nichts.

Er öffnete die Autotür und bereute es augenblicklich wieder, als ihm ein Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht spritzte.

Beinahe knurrend stieg er schnell aus, warf die Tür ins Schloss und verriegelte das Fahrzeug nebenbei via Fernbedienung, ehe er sich beeilte zum Haupteingang zu rennen.

Wie erwartet war er komplett durchgeweicht, als er endlich vor der großen Glastür stand.

Das Erste, was er tun würde, wenn er in der Wohnung war, wäre eine heiße Dusche zu nehmen und Tanach eine Tasse frischgebrühten Kaffee.

Ihm lief bereits das Wasser im Mund zusammen, als er an den starken Duft des aromatischen Heißgetränkes dachte. Wenigstens würde Motoki ihn nicht nerven. Das Wochenende verbrachte er grundsätzlich außer Haus.

Er stutze.

Merkwürdig. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden.

Im Vorsaal des Gebäudes war niemand. Langsam drehte er sich um.

Und erstarrte.

»Bunny.«

Sein Atem ging stoßweise und sein Herz hämmerte wie nach einem Marathon.

Bildete er sich das nur ein?

Wollte sein Innerstes so sehr zu ihr, dass sein Unterbewusstsein ihm jetzt schon Halluzinationen bescherte?

Er blinzelte zweimal. Sie war immer noch da. Keine 100 Meter von ihm entfernt auf dem Vorplatz des Wohnkomplexes.

Langsam ging er auf sie zu.

Der strömende Regen war ihm egal. Er registrierte ihn nicht einmal mehr wirklich.

Je näher er dem blonden Mädchen kam, desto mehr konnte er von ihr erkennen.

Das rote Minikleid mit den dünnen Spaghettiträgern, dass an ihrem Körper klebte. Die langen Haare, die durchtränkt vom Regen schwer nach unten hingen. Und ihr Gesicht.

Der leicht geöffnete Mund, die traurigen großen Augen, die ihn vorwurfsvoll anblickten.

Als er genau vor ihr stand, wusste er nicht mehr, was er tun sollte.

Er traute sich nicht, etwas zu sagen, wusste auch nicht einmal, was jetzt überhaupt angebracht wäre.

Am liebsten hätte er die Hand ausgestreckt, das Mädchen berührt.

Mamoru bemerkte, dass sich auf ihrem Körper eine Gänsehaut ausgebreitet hatte, sie zitterte. Wie lange stand sie wohl schon hier? Hatte sie auf ihn gewartet? Oder war sie gerade nur zufällig vorbei gekommen? Vielleicht hatte sie einen Spaziergang gemacht. Im Regen? Ohne Schirm? Um diese Uhrzeit? Mamoru schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. Warum schossen ihm ausgerechnet jetzt solche dümmlichen Gedanken in den Sinn?

»Findet ihr das lustig?«

Ihr Blick wurde finster, was überhaupt nicht zu ihrer leisen brüchigen Stimme passen wollte.

Mamoru runzelte die Stirn. Was meinte sie? Er öffnete den Mund.

»Der Eine sucht die Frauen aus und der Andere vögelt sie?«, unterbrach sie ihn.

Mamoru war nun vollkommen verwirrt.

»Wovon sprichst du?«, fragte er flüsternd, und wusste nicht einmal, ob Bunny seine Worte durch das Rauschen des Regens verstanden hatte.

»Naru hat es mir erzählt.«

Dieses kleine Miststück!

Mamoru wusste sofort, wer gemeint war. Hatte sie ihre Drohung doch wahr gemacht. Aber wozu? Zwischen ihm und Bunny war doch schon alles vorbei. Oder etwa nicht? Wenn doch, warum war sie dann extra hierher gekommen?

»Wieso sie?«, Bunny schien den Tränen nahe.

Mamoru stutzte. Es klang, als wollte sie noch hinzufügen, warum nicht sie selbst.

»ich weiß nicht, was dir deine Freundin... «, er betonte das letzte Wort besonders. »Erzählt hat. Aber ich hatte nichts mit ihr.«

»was hat sie dann in eurer Wohnung gemacht?«, blaffte sie ihm entgegen.

Mamoru war hin und her gerissen.

Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Wenn er es nicht tat, würde es so oder so irgendwann heraus kommen.

»Sie war bei Motoki.«, antwortete er schließlich mit ernstem Blick.

Das blonde Mädchen starrte ihn geschockt an. Sie schüttelte den Kopf und ballte die Fäuste.

Wie gern würde er sie jetzt einfach an sich reissen.

»Bunny.«, er streckte seine Hand aus, stoppte aber, kurz bevor er sie berühren konnte.

»ich hasse dich.«, kam es leise von ihr.

»ich weiß.«, erwiederte Mamoru, genauso leise.

Sie hob den Kopf, er konnte nicht einschätzen, ob die Tropfen auf ihren Wangen vom Regen herrührten oder Tränen waren.

»war alles gelogen?«, ihre Stimme war gequält.

»Wieso alles?«, Mamoru stutze.

Jetz begriff er endlich. Dieser kleine blonde Dummkopf hatte angenommen, sein Satz meinte ihre komplette gemeinsame Zeit.

»Bunny.«

Er konnte sich nicht mehr zurück halten, zog sie in seine Arme und war überrascht und erleichtert zugleich, dass sie keinerlei Gegenwehr zeigte.

Mamoru spürte wie sie zitterte. Oder war er es? Er wusste es nicht, es war ihm auch egal. Alles was zählte war, dass er sie bei sich hatte.

»ich habe damit die Frage gemeint, die du mir gestellt hast.«, flüsterte er sanft an ihr Ohr und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Was ich für dich empfinde.«

Bunny drückte ihn weg und sah zu ihm hoch. Ihr Gesicht war ein einziges großes Fragezeichen.

»Heißt das...«, sie brach den Satz ab, schien nachzudenken.

Mamoru nahm ihr Gesicht in beide Hände.

»Ich liebe dich.«, lächelte er und verschloss ihre Lippen mit einem zärtlichen Kuss.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

>>Das war schön.«, hörte er Bunnys Stimme.

Mamoru hatte die Augen geschlossen, hielt das Mädchen, deren Kopf auf seiner Brust ruhte, fest umschlungen. Er wollte am liebsten ewig so da liegen und Bunny im Arm halten. Seine Bunny.

»Hast du ein schlechtes Gewissen?«, fragte sie leise.

»Nicht ein Stück.«, antwortete er. »Du?«

Bunny zuckte, was Mamoru dazu brachte, die Augen zu öffnen und sich nun doch zu bewegen, um sie anzusehen.

Ihre Wangen glühten noch immer und auf ihrer Stirn glitzerten ein paar Schweißperlen. Er hätte am liebsten jede einzelne davon weggeküsst.

»Motoki ist dein Freund.«, sie klang fast ein bisschen vorwurfsvoll.

»Er war es mal.«, Mamoru hatte irgendwie einen unbändigen Appetit auf eine Zigarette. »Aber er hat sich in den letzten Monaten ziemlich verändert. Er hat Dinge getan, die ich nicht tolerieren kann.«

»ich bin nicht viel besser.«, warf Bunny flüsternd ein.

Mamoru hob ihr Kinn an, zwang sie sanft, ihn anzusehen.

»Sag sowas nicht. Das, was Motoki getan hat...«

Sie unterbrach ihn: »Er hat mich mit meiner besten Freundin betrogen. Und jetzt habe ich mit seinem besten Freund gechlafen. Wo ist da der Unterschied?«

Er runzelte die Stirn.

Was sollte er dazu sagen?

»Es war nicht nur Nanur, oder?«, fragte Bunny in die Stille hinein.

Mamoru antwortete nicht, doch er wusste, dass sie es in seinem Gesicht lesen konnte.

Sie seufzte und legte ihren Kopf wieder auf seine Brust.

»Und ich hab immer geglaubt, er hat keine Zeit, weil er so viel lernen muss.«

»ich weiß.«, antwortete Mamoru.

Plötzlich hob Bunny wieder den Oberkörper und funkelte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

»Wie lange weißt du schon davon?«, fragte sie eindringlich.

Maoru wollte darauf nicht antworten. Er hatte Angst womöglich das Falsche zu sagen und kaputt zu machen, was gerade erst begonnen hatte.

Auch wenn er nicht einmal wusste, was es war, das da zwischen ihnen. Eine Affäre? Oder eine echte Beziehung? Was wollte Bunny? Sie hatte sich bisher nicht zu seinem Geständnis geäussert.

Gut, sie hatten miteinander geschlafen. Aber hatte es für Bunny dieselbe Bedeutung wie für ihn?

»ich wollte nicht, dass er dich bekommt.«, sagte er schließlich.

Das blonde Mädchen sah ihn verwirrt an.

»hast du das deshalb mit mir gemacht? Diese Sachen?«, sie betonte das letzte Wort so, dass es beinahe nach etwas Schlechtem klang. Irgendwie mochte Mamoru das nicht.

Er fühlte sich herausgefordert.

Ehe sie etwas dagegen sagen konnte, ergriff er ihre Arme und drückte sie in die zerwühlten Kissen, beugte sich über sie.

»Diese Sachen..«, er betonte das Wort ebenfalls so schäbig, und vielleicht sogar ein wenig mehr als Bunny. »Habe ich gemacht, weil ich es wollte. Genauso wie du es jedes Mal auch wolltest.«

Er konnte förmlich mit ansehen, wie ihr Gesicht tiefrot anlief. Das gefiel ihm.

»und ich werde es wieder tun.«, flüsterte er herausfordernd und unterstrich seine Aussage demonstrativ damit, dass er genüsslich über ihre Kehle leckte.

Bunnys erschrockenes Stöhnen ignorierte er gekonnt, hob sie ihm doch gleichzeitig ihr Becken entgegen.

Dieses Mädchen machte ihn wahnsinnig. Er konnte einfach nicht genug bekommen.

Von ihrem Körper, ihrem Duft und ganz besonders von ihrem Herzen.

Kein anderer Mann sollte je wieder ihre weiche Haut und die sanften Rundungen ihres perfekten Körpers berühren dürfen.

Mamoru würde dafür sorgen, dass niemand ihr die gleiche Lust bereiten könnte, wie er es tat.

Wie zum Beweis fuhr sein Finger zwischen ihre Schenkel und drang vorsichtig in die feuchte Hitze ein, was Bunny mit einem lustvollen Seufzen quittierte.

»Mamoru.«, hörte er sie stöhnen, als er im selben Rythmus über ihre Brustwarze leckte.

Er liebte es, wie sie seinen Namen ausrief. Daran würde er sich nie satt hören können.

Genauso wenig wie es ihn jemals langweilen könnte, welcher Anblick ihm sich bot, immer dann, wenn Bunny keuchend zum Höhepunkt kam.

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

Nein, er würde dieses Mädchen nie wieder gehen lassen.

>>Ich muss jetzt wirklich gehen.«, Bunny befreite sich aus seiner liebevollen Umarmung und trat in den hellen Flur.

Hatte er gestern Abnd vergessen, das Licht auszumachen?

»Ich muss duschen.«, sagte das blonde Mädchen und zeigte ihm wie zum Beweis eine ihrer langen Haarsträhnen.

»Das kannst du auch hier.«, antworte er und umarmte sie erneut.

»Dann willst du doch nur mitkommen.«, grinste Bunny verschmitzt.

»Gar keine schlechte Idee.«, er drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

Sie hatten sich in dieser Nacht noch zwei weitere Male geliebt.

Wenn es nach Mamoru gegangen wäre, hätte es auch noch so weiter gehen können, aber irgendwann hatte selbst sein durchtrainierter Körper keine Kraftreserven mehr über.

Er nahm sich vor, demnächst wieder regelmäßiger joggen zu gehen.

»wann sehe ich dich wieder?«, fragte er Bunny, die gerade dabei war, in ihre Schuhe zu schlüpfen.

»Willst du das denn?«, sie schaute ihn erstaunt an.

»mehr als alles andere.«, erneut küsste er sie, war regelrecht süchtig nach ihren Lippen.

Ein Klatschen schreckte beide auf und sie starrten erschrocken in die Richtung, aus der das Applaudieren kam.

Mamorus Herz setzte einen Sekundenbruchteil aus.

Motoki.

Was machte er hier? Seit wann war er an einem Samstag in der Wohnung? Und vor allem um diese Uhrzeit?

Es war noch früh am Morgen, die Sonne war erst vor einer halben Stunde aufgegangen. Mamoru hatte es selbst durch das große Fenster seines Zimmers beobachten können.

Er selbst hatte nicht wirklich geschlafen, nur ein bisschen gedöst. Die meiste Zeit hatte er damit verbracht, die schlafende Schönheit in seinem Arm zu beobachten und sich über das warme Gefühl in seiner Brust gewundert, immer wenn sie seinen Namen im Schlaf flüsterte.

»Ein nettes Schauspiel.«, Motokis Stimme klang kühl.

Sie riss Mamoru aus seinen schönen Erinnerungen. Diese Kälte in den Worten seines Mitbewohners war ungewohnt und löste etwas in ihm aus. Wie eine eiskalte Hand, die von Mamorus Nacken bis hinunter zu seinem Steißbein strich und danach wieder hoch.

Er spürte, wie Bunny sich hinter ihm versteckte.

Diese Geste wirkte beinahe albern, war es doch längst zu spät.

Motoki hatte sie enttarnt.

Die wohl schlimmste anzunehmende Situation war eingetroffen. Ihr persönlicher Super GAU.

>>Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage.«, begann Motoki. Er blieb ungewöhnlich ruhig, was seine Worte nur noch angsteinflößender klingen ließen. »Aber du scheinst dein Handwerk zu vestehen. Ihre Stimme klang äusserst zufriedengestellt.«

Der Blonde nickte zu Bunny und Mamoru wusste genau, worauf sein Freund anspielte.

Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Warum nur war Motoki hier? Sonst verbrachte er die Wochenende auch ausser Haus.

»Warum so schweigsam? Hat es euch die Sprache verschlagen?«, fragte Motoki und seine Lippen verformten sich zu einem dünnen Lächeln, das allerdings nicht seine Augen erreichte und unheimlich wirkte.

Mamoru antwortete nicht.

»Als ich dich bat, dich um Bunny zu kümmern, hab ich das eigentlich anders gemeint.«, der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust. »Da stellt sich mir doch die Frage, ob du das auch bei all meinen vorherigen Freundinnen gemacht hast.«

»Nein.«, Mamorus Stimme klang fest.

»Eigentlich ist es mir auch egal.«, Motoki machte eine längere Pause und sah die beiden lächelnd an, ehe sich seine Mimik von einem Moment auf den anderen änderte und er ernst weiter sprach: »Was mir allerdings nicht egal ist, ist meine Karriere.«

In Mamoru brodelte es, aber er versuchte äusserlich ruhig zu bleiben. Schon alleine um Bunnys Willen, die sich noch immer hinter ihm versteckte.

»Herr Tsukino hält große Stücke auf mich.«, sprach Motoki weiter.

»Und?«

»Und er ist sehr angetan von der Tatsache, dass ich mit seiner Tochter liiert bin. Es wäre also äusserst unschön, wenn sich dieser Zustand plötzlich ändert. Auch für dich.«

Als Motoki die letzten Worte aussprach, hielt Mamoru für einen kurzen Moment die Luft an, ehe er fragte: »Was soll das bedeuten?«

»Nun.«, Motoki setzte erneut dieses kalte Lächeln auf, das scheinbar nur Anwälte haben. »Die Kanzlei besitzt durch ihre regelmäßigen Spenden eine gewisse Machtposition in der Universität. Wäre doch schade, wenn sich das eventuell ungünstig auf dein Studium auswirken könnte, nicht wahr?«

»Versuchst du, mich zu erpressen?«, in Mamoru rumorte es.

Motoki lachte trocken.

»Erpressung. Das ist so ein großes böses Wort. Ich will dir nur klar machen, was dein kleines Techtelmechtel für Konsequenzen nach sich ziehen könnte.«

»Konsequenzen.«, das war das Einzige, was über Mamorus Lippen kam. Das Wort geisterte noch weitere Sekunden in seinem Kopf herum.

Der Blonde nickte nur und antwortete: »Deine Eltern würden sich im Grab umdrehen, wenn sie wüssten, dass du ihr ganzes Erbe für ein Schulmädchen aufs Spiel setzt.«

Mamoru sah aus den Augenwinkeln, wie Bunny fragend zu ihm aufschaute. Aber er ignorierte es. Im Moment hatte er weitaus mehr damit zu kämpfen, seinen Körper daran zu hindern, auf Motoki zuzurennen und ihm einfach nur die Fresse zu polieren.

Er wusste, dass sein Mitbewohner sich verändert hatte. Aber er hatte nicht gedacht, dass er sich innerhalb von ein paar Monaten zu einem arroganten und kaltblütigen Arschloch generiert hatte.

»Bunny, du solltest jetzt besser gehen.«, Mamoru sah sie nicht an, blickte stattdessen noch immer auf Motoki, der sich auf dem Sofa zurück gelehnt hatte.

»Was?«, sie starrte ihn halb fragend und definitiv erschrocken an.

Das machte Mamoru ein schlechtes Gewissen, dass er sich nun doch zu ihr umdrehte und sanft lächelnd hinzufügte: »Ich ruf dich später an.«

Bunny nickte nur stumm. Er konnte ihr ansehen, dass ihr sein Rauswurf, er wollte es nicht schön reden, es war einfach einer, missfiel. Trotzdem ließ sie nach einigen Sekunden die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

»Wirklich dumm von dir.«, hörte er Motoki hinter sich.

Diesmal hielt er sich nicht zurück, schließlich war Bunny nicht mehr mit im Raum.

Zielstrebig ging er auf Motoki zu und packte ihn wütend am Hemdkragen. Merkwürdig, das wiederholte sich in letzter Zeit recht häufig, stellte, Mamoru fest und musste beinahe darüber schmunzeln.

Doch schnell besann er sich wieder und sprach leise: »Ich könnte dich mit nur einem Schlag auf die richtige Stelle augenblicklich umbringen, das weißt du.«

»Willst du für dieses Mädchen im Knast landen?«

Mamoru konnte die Angst in den Augen seines Gegenübers sehen. Durch sein Medizinstudium wusste er ganz genau, welche Mimik und Gestik bei Menschen welche Gefühle ausdrückten.

»Es wäre mir immer noch lieber, als dass du in ihre Nähe kommst.«, presste er durch seine gebleckten Zähne hervor. Es war beinahe nur ein Knurren.

Motoki starrte ihn überrascht an.

»Du liebst sie?<<

>>Was geht es dich an?«, Mamoru blaffte sein Gegenüber wütend an.

Er hatte absolut kein Interesse daran, seine Gefühlswelt ausgerechnet mit diesem Wiederling auszudiskutieren. Es ging ihn nichts an, fertig.

Motoki grinste plötzlich: »Der strebsame Mamoru hat tatsächlich sein Herz verloren. Wirklich süß.«

Statt einer Antwort, verstärkte Mamoru nur seinen Griff um Motokis Kragen.

»Das ändert trotz allem nichts an der Tatsache, dass du meinen Plänen im Weg stehst.«

»Was willst du?«, fragte Mamoru wütend.

Ehe der Blonde weiter sprach, löste er Mamorus Hand von seinem Hals und richtete das zerknitterte Stück Stoff einigermaßen.

»Da du mir ja schon die Chance genommen hast, sie zu entkorken...«

»Nievauvoll wie immer.«, unterbrach Mamoru ihn zornig, doch Motoki zuckte nur mit den Schultern und sprach weiter: »Seis drum.«, er machte eine kurze Pause. »Ich will eine Nacht.«

Mamoru starrte ihn stirnrunzelnd an.

»Ist das dein Ernst?«, er war nicht sicher, ob er seinen Mitbewohner richtig verstanden hatte.

»Solange ich mein Ziel in der Kanzlei nicht erreicht habe, wird Bunny auch weiterhin als meine Freundin agieren.«, Motoki stand auf und ging zu dem großen Panoramafenster. Er drehte Mamoru den Rücken zu, sprach aber weiter. »Du kannst sie meinetwegen auch weiterhin besteigen. Von mir aus sieh es als Vorbereitung für mich.«

Mamoru starrte den Rücken seines ehemals besten Freundes an.

»Das ist das Widerlichste, was ich je gehört habe.«

»Kann schon sein. «, Motokis Stimme war ruhig und seine Worte schienen gut gewählt. »Aber ich habe nicht so viel Zeit investiert, um nicht wenigstens einmal in den Genuss dieser Frau zu kommen.«

Mamor schaute auf, als der Blonde sich zu ihm drehte und lächelnd sagte: »Entscheide dich Mamoru. Eine Nacht. Danach gehört sie allein dir.<<

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Mädchen kam auf ihn zu und dabei wippte ihre Schleife im Haar hin und her.

Sie hielt einen Lutscher in der Hand, den sie immer wieder zwischen ihre Lippen schob und ihn dabei herausfordernd anblickte.

»Du bist dieses Mädchen von der Party.«, sagte Mamoru leise. »Ainos Tochter.«

»Die meisten sagen Minako zu mir.«, antwortete sie. »Oder auch "Oh mein Gott, hör nicht auf"«

Mamoru runzelte die Stirn und drehte sich zu ihr um. Dieses Mädchen schien mit einer reichlichen Portion Selbstbewusstsein gesegnet zu sein. Schon ihr Kleidungsstil, knappe Shorts und ein enges trägerlosen Oberteil, schienen darauf zu schließen, dass sie ganz genau wusste, wie sie auf andere Leute wirkt.

»Wirklich interessant, was man in solch öffentlichen Sanitäreinrichtungen alles mitbekommt.«, ihre funkelnden blauen Augen fixierten ihn genau.

»Der Raum ist nur für Mitarbeiter.«

Minako zuckte die Schultern: »Du arbeitest auch nicht hier, oder?«

Einige Sekunden Stille breiteten sich zwischen aus. Während Mamoru krampfhaft darüber nachdachte, was er jetzt tun sollte, lutschte Minako genüsslich an ihrer Süßigkeit, die einen leicht penetranten Apfelgeruch verbreitete.

»Ich dachte eigentlich immer, Bunny wäre mit diesem Motoki zusammen.«

Mamorus Innereien schienen sich zusammen zu ziehen. Sein Kopf war vollkommen leer. Warum hatte er sich schon wieder von seinen Gefühlen leiten lassen? Wären er und Bunny nicht hier rein gegangen...

»Keine Sorge, ich verrate nichts.«, Minako zwinkerte ihm zu. »Bunny ist doch meine Freundin.«

»Das hab ich schon mal gehört.«, antwortete er finster.

Er konnte sehen, dass das blonde Mädchen stutzte, sich aber schnell wieder besann und ihn frech angrinste: »Ausserdem scheinst du die bessere Partie für sie zu sein. Zumindest klang es so.«

Mamoru hatte genug gehört. Er wollte sich nicht länger über dieses leidige Thema unterhalten. Und ganz bestimmt nicht mit noch einer weiteren angeblichen guten Freundin von Bunny. Er hatte bereits einmal erlebt, was dabei heraus kam. Diese knapp 12 Stunden Angst und Vorwürfe wollte er sich nicht nochmal antun.

»Wenn du meinst.«, antwortete er schließlich und drehte sich zur Tür.

Doch er kam nicht weit.

Minako hatte sich blitzschnell an ihm vorbei gedrängt und versperrte nur den Weg.

»Was soll das werden?.«, fragte er. Es sollte eigentlich böse klingen, doch er war viel zu überrascht von der Schnelligkeit dieses Mädchens.

»Warum wirkst du so niedergeschlagen?«, sie blickte ihn forschend an.

»Wie kommst du darauf, dass ich...«

Minako unterbrach ihn, indem sie ihren Finger mahnend empor streckte: »Ich bitte dich. Du hast der Frau, die du liebst, gerade einen wahnsinns Orgasmus verschafft. Und trotzdem guckst du wie ein Miesepeter. Traurig, weil du nicht zum Zug gekommen bist?«

»Nein, das..«, was war nur mit diesem Mädchen los? Sie sah vielleicht niedlich aus, aber schien es faustdick hinter den Ohren zu haben.

»Oder weil sie deine Liebeserklärung nicht erwiedert hat?«, fragte sie weiter.

Mamoru stockte und starrte sie mit großen Augen an.

»Volltreffer, was?«, Minako zwinkerte ihn an, fügte dann aber sanft lächelnd hinzu: »Keine Sorge, dieses Mädchen liebt dich mehr als alles andere auf der Welt.«

»Woher...«, begann Mamoru, wusste dann aber keine weiteren Worte mehr.

»Ich sagte doch, Bunny und ich sind Freunde.«, das blonde Mädchen sagte das mit so stolz geschwellter Brust, dass es beinahe amüsant war. »Ausserdem habe ich ein Gespür für sowas. Bunny liebt dich, sei dir gewiss. Sie hat nur Angst davor, es zu sagen.«

»Angst?«, er war verblüfft.

Minako zuckte mit den Schultern: »Wie lange hast du dafür gebraucht?«

Das ergab Sinn. Die Zeit zwischen der Erkenntnis über seine Gefühle zu Bunny bis hin zu dem Zeitpunkt, als er die drei magischen Worte das erste Mal über die Lippen brachte, schien eine halbe Ewigkeit gewesen zu sein. Dieses Mädchen, dass ihn mit ihren großen hellen blauen Augen so herausfordernd anschaute, schien auf den ersten Blick ein bisschen verrückt zu sein. Aber er hatte das Gefühl, dass sie nicht log, was ihre Freundschaft zu Bunny anging. Und sie hatte ebenfalls nicht das Bedürfnis, ihn anzubaggern, was man von angeblichen anderen besten Freundinnen nicht sagen konnte.

»Ok.«, Mamoru lächelte erleichtert. Auch weil er das Gefühl hatte, dass sie es ernst meinte.

»Da ist immer noch was, oder?«, sie zeigte mit ihrem Lutscher auf ihn.

»Ähhh...«, er stotterte.

»Wo liegt das Problem?, sie dachte kurz nach. »Dieser Blondschopf mit dem großen Ego?«

Mamoru musste unweigerlich nicken: »Motoki.«

Minako sah ihn fragend an.

»was ist mit dem?«, fragte sie und ließ ihren Lutscher wieder so genüsslich zwischen ihren Lippen verschwinden, dass jeder normale Mann wahrscheinlich schon etwas ganz anderes damit assoziiert hätte.

»Er..«, begann Mamoru. Er hatte wirklich das Gefühl, er konnte ihr vertrauen.

»Ja?«, Minako blickte ihn neugierig an. »Au!«, sie sprang urplötzlich in seine Richtung und Mamoru konnte sie gerade noch davor bewahren, der Länge nach hinzufallen, indem er sie in seine Arme zog.

»Huch!? Mamoru?«, ein junges Mädchen mit feuerroten Haaren steckte den Kopf zur Tür hinein, die sie gerade so unsanft geöffnet hatte und starrte ihn überrascht an. »Was tust du...«, Unazuki brach den Satz ab und starrte ihn mit offenem Mund an. Nicht nur ihn, sondern auch Minako, die in seiner Umarmung lag.

Als Mamoru Unazukis Blick folgte, konnte er verstehen, warum sie so geschockt aussah.

Minakos eh schon kruze Hose war nach oben gerutscht und gab den Blick auf eine ihrer Pobacken frei. Die andere war verdeckt. Von Mamorus Hand.

Er stand vor dem riesigen Anwesen und beobachtete eine der vielen Kameras, die ihn fixierten.

Sein Finger drückte auf den Klingelknopf und bereits nach wenigen Sekunden wurde die Tür geöffnet. Ein älterer Mann im Anzug starrte ihn mit seinen faltigen Augenlidern fragend an.

»Was möchten Sie?«, die Stimme des Alten klang rau und verlebt.

»ich würde gerne zu Fräulein Aino. Sie erwartet mich.«, antwortete Mamoru nach einigem Zögern.

»Kommen Sie rein.«, der Alte hielt ihm die Tür auf und zeigte ihm, in den Flur zu treten.

Gut, Flur traf es nicht richtig. Es war eine Eingangshalle, größer als seine gesamte Wohnung und mit Kronleuchern und teuren Gemälden verziert.

Der Boden unter seinen Füßen bestand aus hochwertigen Mamorfließen, die so glatt poliert waren, dass Mamoru Angst hatte, er würde bei einem unbedarften Schritt der Länge nach auf die nase fallen.

Zwar war er bereits einmal Gast in diesem Haus, doch damals hatte er kein Auge für die Details der Einrichtung. Jetzt, wo er allein in diesem riesigen Palast stand, wirkte alles nur noch teurer und opulenter.

»Fräulein Aino befindet sich auf ihrem Zimmer.«, die Stimme des alten mannes hallte in der weiträumigen Halle wieder und ließ Mamoru unbemerkt aufschrecken.

»Die Treppe hoch und dann den ersten Gang bis ganz nach hinten.«, erklärte der Alte. War er so etwas wie ein Butler?

Mamoru folgte der Richtungsangabe und stieg die fullminante Wendeltreppe empor, versuchte aber, möglichst nichts anzufassen. Er kam sich eher vor wie in einem Museum und wartete nur darauf, dass innerhalb der nächsten Minute irgendwo eine rote Absperrung in Form einer Samtkordel vor ihm auftauchte und ihm zeigte, dass Normalsterbliche hier keinen Zutritt haben.

Der besagte erste Gang glich einer Ahnengalerie. Die riesigen Gemälde an den Wänden zeigten herrschaftliche Männer mit ernstem Gesichtsausdruck und zierliche blonde Frauen, die fast unterwürfig in Richtung des Malers blickten. Keiner der Personen schien Ähnlichkeit mit Minako zu haben.

Als er das Ende des breiten Korridores erreicht hatte, stand er vor einer großen rosafarbenen Tür, die unmissverständlich darauf aufmerksam machte, wer sich dahinter verbarg.

In das Holz war ein kleines Blechschild eingelassen, auf dem in großen bunten Lettern der Name Minako stand. Das Schild wirkte irgendwie kindlich, was so gar nicht zu der so erwachsen wirkenden Blondine passen wollte.

Mamoru musste schmunzeln.

Nach wenigen Sekunden fiel im wieder ein, warum er überhaupt hier war.

Er straffte den Oberkörper und klopfte an die Tür vor ihm.

Keine Reaktion. Auch nach meheren Minuten nicht.

Hatte sie ihn etwa nicht gehört?

Er klopfte erneut. Und wartete wieder vergebens.

Halt. War da nicht gerade ein Geräusch?

Mamoru drehte sein Ohr in Richtung der Tür, versuchte die Umgebungsgeräusche auszublenden und sich nur auf den Klang in dem Zimmer zu konzentrieren.

Ob die Tür vielleicht schalldicht war? In diesem Haus relativ vorstellbar, wie Mamoru mit einem Blick auf eine der vielen Kameras in der Decke feststellte.

Seine Finger berührten die Oberfläche vor sich, aber sie fühlte sich vollkommen normal an.

Lackiertes Holz, mehr nicht. Und beim Klopfen hatte es sich auch nicht unauffällig angefühlt.

Mamoru seufzte.

Vielleicht war Minako ja gar nicht da.

Das wäre allerdings äusserst unhöflich, immerhin hatte sie ihn ja her gebeten, ihn regelrecht überredet. Und trotzdem stand er jetzt hier wie bestellt und nicht abgeholt.

Wieder hörte er ein Geräusch.

Eine Frauenstimme, eindeutig. Er legte sein Ohr an die Tür und horchte ganz genau. Ja, jemand war in diesem Zimmer.

Also gut. Dann würde er eben selber einfach die Tür aufmachen, ehe er noch länger hier warten müsste.

Noch einmal holte er tief Luft und drückte dann die goldene Klinke nach unten.

Mamoru war überrascht, als er den raum betrat.

Nicht nur, dass das Zimmer riesig war. Es war dank der vielen bodentiefen Fenster lichtdurchflutet und äusserst gemütlich. Minako schien eine Schwäche für die Farben Gelb und Orange zu haben.

Aber irgendwas fehlte, dachte Mamoru. Nicht nur Minako, sondern auch ein entscheidendes Möbelstück.

Wo war das Bett? Er sah sich aufmerksam um und entdeckte nach einiger Zeit eine weitere Tür. Langsam ging er darauf zu. Dahinter waren Stimmen zu hören. Das hohe Lachen einer Frau und ein Geräusch, das er nicht einordnen konnte.

»Minako?«, Mamoru öffnete langsam die Tür und steckte seinen Kopf ins Zimmer.

Er hatte recht mit der Vermutung, dass das hier ein seperates Schlafzimmer war. Und auch, dass sich Minako darin befand. Allerdings war sie nicht allein. Und sie schien beschäftigt, wie er nüchtern feststellte.

Sie lag bäuchlings auf dem großen Himmelbett. Ihr Kopf befand sich zwischen den Beinen einer jungen schwarzhaarigen Frau, die an das Kopfende gelehnt saß und deren Hände über ihrem Kopf an die Wand gefesselt waren. Sie genoss Minakos Liebkosungen sichtlich und schien seine Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Immer wieder stöhnte sie leise auf, das war wohl das Geräusch, welches er nicht zuordnen konnte, und wand ihren schlanken Körper hin und her so weit ihr das unter den Fesseln möglich war.

Ihre langen Beine wurden von Minako weit auseinander gespreizt, so dass sie keine Chance hatte, sich gegen ihr Zungenspiel zu wehren.

Der Anblick war atemberaubend und Mamoru spürte, wie sein Blut in Wallung geriet.

»Willst du mitmachen oder kurz im Wohnzimmer warten?«

Erschrocken zuckte er zusammen, als er Minakos Stimme hörte. Wie lange muss er hier gestanden haben und die beiden einfach nur angestarrt? Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss.

»Warten.«, stotterte er und stolperte rückwärts ins Wohnzimmer zurück.

Als er es endlich geschafft hatte, die Tür zum Schlafzimmer wieder zu schließen, lehnte er sich schwer atmend dagegen.

Oh Mann. Warum brachte ihn dieses Mädchen nun schon zum zweiten Mal in so eine peinliche Situation?

Mamoru zwang sich, schwer interessiert auszusehen, als er vor dem großen Regal stand und die vielen Buchrücken studierte.

Seit ein paar Minuten stand er schon hier und doch klopfte sein Herz noch immer wie nach einem Marathon.

Er hätte ja fast alles erwartet, aber dass Minako auf Frauen stand, wäre seine letzte Vermutung gewesen.

Die Tür des Schlafzimmers öffnete sich und er drehte sich zu ihr um.

Statt Minako, betrat allerdings ihre schwarzhaarige Gespielin den Raum, nur mit einem roten kurzen Morgenmantel bekleidet, der ihre endlos langen Beine umspielte.

Mamoru sog die Luft ein. Dieses Mädchen schien etwas Geheimnisvolles zu umgeben, eine mystische Aura, die ihn in den Bann zog. Ihre dunklen Augen, die geschwungenen Lippen und die langen schwarzen Haare, all das gab ihr ein edles Aussehen, ein kompletter Kontrast zu der verrückten und aufgeschlossenen Minako.

Das Mädchen bedachte ihn mit einem kurzen Blick und schwebte dann förmlich an ihm vorbei aus dem Zimmer.

»Kommst du?«

Mamoru drehte sich zu Minako um, die scheinbar ebenfalls gerade aus ihrem Schlafgemach kam er sie aber gekonnt ignoriert hatte, weil er von der schwarzhaarigen Schönheit so fasziniert gewesen war.

Die Blondine setzte sich auf eine große Couch in der Mitte des Raumes und zupfte am Ausschnitt ihres orangefarbenen Nachtkleides.

Mamoru setzte sich ihr gegenüber in einen gemütlichen Sessel und überlegte krampfhaft, wie er endlich das Gespräch beginnen sollte. Wenn möglich, nicht mit einem peinlichen Einstieg alá "schönes Zimmer" oder "hey, das sah echt professionell aus gerade". Er schüttelte unbemerkt den Kopf über diesen Unsinn.

»Warum so schweigsam?«, grinste Minako ihn an.

Mamoru räusperte sich nur, zu mehr war er noch immer nicht in der Lage.

»Ich bitte dich.«, die Blondine schaute ihn gespielt vorwurfsvoll an. »Du müsstest auf der ein oder anderen Studentenparty weitaus Schlimmeres gesehen haben.«

Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als das schwarzhaarige Mädchen wieder ins Zimmer kam und geräuschlos an ihm vorbei schwebte, direkt auf Minako zu.

Diese nahm die Hand ihrer freundin, zog sie zärtlich neben sich auf die Couch und begann einfach ihren Hals zu küssen. Die Schwarzhaarige schloss genussvoll die Augen, als Minako begann ihren Morgenmantel zur Seite zu schieben, um sich lustvoll einen Weg von der Kehle ihrer Partnerin bis hinunter zwischen ihre Brüste zu bahnen.

Mamoru war diese Szene äusserst unangenehm und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass es noch schlimmer kommen konnte.

Minako blickte herausfordernd in seine Richtung.

Oder soll ich Bunny fragen, ob sie mal Lust auf eine Privatparty hat?«, fragte sie grinsend.

Ok, es ging scheinbar wirklich noch schlimmer.

Mamoru wurde heiß und kalt zugleich. Alleine die Vorstellung, dass Bunny den Platz der schwarzhaarigen Schönheit einnehmen würde und sich ebenfalls vor Lust und Verlangen wand, ließen seine Gefühle Achterbahn fahren.

»Bitte?«, krächzte er als Antwort, räusperte sich dann allerdings mehrmals und fügte schließlich hinzu: »Nein nein. Ist schon ok so.«

Minako lächelte ihn engelsgleich an, wand sich dann jedoch wieder ihrer Gespielin zu. Allerdings nur, um sie zu bitten, im Schlafzimmer auf die nächste Runde zu warten.

Das Mädchen mit den schwarzen Haaren erhob sich elegant und schritt auf die Tür des Schlafzimmers zu, wo sie, dort angekommen, ihren Morgenmantel zu Boden gleiten ließ und die letzten Meter bis zu dem großen Bett nackt zurück legte.

»Wir sind im Crown unterbrochen wurden.«, hörte er Minakos Stimme weit entfernt, während sein Blick noch immer auf die nun geschlossene Tür gerichtet war.

Plötzlich hörte Mamoru ein Schnippen und schaute in die Richtung der Blondine.

Diese hatte sich zu ihm vorgebaugt und schnippte mit ihren Fingern nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt: »Hallo! Hier!«, sie seufzte, als er endlich wieder Notiz von ihr nahm. »Männer sind echt so leicht zu beeinflussen.«

»Entschuldige.«, sagte Mamoru lächelnd.

Minako starrte ihn überrascht an: »Jetzt weiß ich, warum Bunny dich so liebt.«

Das verstand er nicht. Was hatte er getan?

»Also, wer war dieses Mädchen? Sie kannte dich.«, Minako schlug ihre langen beine übereinander.

»Unazuki.«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Sie ist Motokis Schwester und arbeitet nebenher im Crown.«

Minako legte nachdenklich den Kopf schief.

»Hätte nicht gedacht, dass dieser aufgeblasene Wichtigtuer eine so süße Schwester hat. Manchmal ist das Leben echt ungerecht.«

>Wem sagst du das?«, pflichtete mamoru nickend bei.

»Warum ist Bunny überhaupt noch mit ihm zusammen? Sie erscheint mir an deiner Seite weitaus zufriedener.«

»das ist das Problem.«, Mamoru machte eine kurze Atempause. »Die Kanzlei deines Vaters hat relativ viel Einfluss auf die Universität.«

»Und?«

»Motoki weiß das auch. Und erpresst mich damit.«, erklärte er.

»Ach, er weiß von euch beiden?«, Minako war sichtlich überrascht.

Mamoru nickte: »Leider.«

Minako starrte nachdenklich zur Seite und sprach: »Dieser Motoki hat sich schon ziemlich weit hochgearbeitet. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass er eine Sekretärin nach der anderen vernascht hat und somit Zugriff auf alle wichtigen Unterlagen hat.«

Mamoru hob fragend die Augenbrauen.

»Überrascht dich das?«, fragte Minako direkt.

»Nicht wirklich.«

»Nagut, er will also, dass du dich von Bunny trennst.«, schlussfolgerte das blonde Mädchen.

Mamoru fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, ehe er erklärte: »Er hat mit Bunny angebändelt, um in die Kanzlei zu kommen.«

»Das erklärt, warum er mich damals angegraben hat.«, sprach Minako nachdenklich und fügte hinzu, als sie mamorus fragendes gesicht sah: »Lange Geschichte.«, sie winkte ab. »Erzähl du weiter.«

»Kurz und knapp. Er verlangt, dass Bunny weiterhin seine Freundin mimt. Wenn möglich auch im Bett.«

»Na da schau an. Der Junge ist ja richtig sympathisch.«

»Trotzdem frage ich mich die ganze Zeit, warum Bunny ihrem Vater nicht davon erzählt.«, sinnierte Mamoru nachdenklich.

»Das kann ich dir gerne erklären.«, Minako blickte ihn ernst an. »Herr Tsukino ist recht konservativ, was seine Tochte betrifft. Es hat mich schon überrascht, das er ihre Beziehung zu Motoki überhaupt geduldet hat. Normalerweise lässt er keinen Mann in ihrer unmittelbaren Umgebung zu. Deswegen ja auch die private Mädchenschule. Aber Motoki kann leider sehr charmant und überzeugend sein.«

Mamoru nickte, ließ Minako aussprechen.

»Ich weiß allerdings, dass er versprechen musste, Bunny nicht anzurühren.«

»Was?«, das war ihm neu.

»Tut er es doch, muss er sie heiraten.«, erklärte Minako.

»Und wenn er sie betrügt?«, wollte Mamoru wissen.

Minakos Blick verdunkelte sich: »Wird er in der Hölle schmoren.«

»Aber seine ganzen Affären...«

»Sind allesamt geheim.«, sie zuckte mit den Schultern.

Mamoru saß noch eine Weile schweigend da und dachte über ihr eben geführtes Gespräch nach. Es hatten sich viele neue Erkenntnisse aufgetan, die das Ganze noch viel komplizierter werden lißen. Aber es gab auch eine Chance.

»Minako?«

Sie blickte ihn fragend an.

Er holte tief Luft, ehe er fragte: »Kann ich dir vertrauen?<<

Ihm spukten noch so viele Gedanken im Kopf herum, dass er kaum etwas wahrnahm, als er die Wohnungstür aufschloss.

Viel mehr freute er sich jetzt auf eine große Tasse heißen Kaffee und so führte ihn sein erster Weg zielstrebig in die Küche.

Während er die Schränke nach den Utensilien für eine perfekte Kanne des koffeinhaltigen Getränks zusammen suchte, spürte er die Anwesenheit von noch jemanden im Raum.

Irritiert drehte er sich zum Wohnzimmer um und bereute seine Bewegung gleich wieder.

»Ich habe schon auf dich gewartet.«, sagte Motoki mit seinem nun schon fast standartmäßigem süffisanten Grinsen.

»Kannst du dafür nicht in dein Zimmer gehen?«, antwortete Mamoru und deutete auf das junge Mädchen in Schuluniform, das zwischen Motokis Beinen kniete und ihren Kopf in einer unmissverständlichen Geste hoch und runter bewegte.

Mamoru hatte langsam aber sicher genug davon, ständig Leute beim Oralverkehr zu beobachten.

»Das war nicht meine Idee.«, grinste Motoki. »Aber du hast Recht. Ich verschiebe das auf später.«, er ergriff grob Narus Haarschopf und schob sie von sich weg.

Mamoru drehte sich lieber weg, bevor er noch Dinge sah, die ihm den Appetit auf seinen Kaffee verderben würden.

Als das Mädchen an ihm vorbei lief, wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

Diese Schülerin war entweder nur verrückt oder nymphoman, dachte Mamoru stirnrunzelnd. Mit Sicherheit hätte sie auch keinerlei Problem damit gehabt, sich augenblicklich auch vor ihm auf die Knie fallen zu lassen, um ihre Künste unter Beweis zu stellen.

Kopfschüttelnd drehte er sich wieder zu Motoki, der derweil zum Glück seine Hose wieder geschlossen hatte.

»Du bumst sie noch immer?«, fragte er seinen blonden Mitbewohner.

Motoki zuckte mit den Schultern: »Warum nicht? Sie ist gut. Ausserdem scheinst du ja auch mehrere Eisen im Feuer zu haben.«

Mamoru antwortete nicht, wusste er doch, was gleich kommen würde.

»Unazuki hat mich angerufen.«

Bingo. Geschwisterliebe scheint über Niveau zu gehen.

»Wie kommt es eigentlich, dass du all die Mädels knackst, an denen ich mir die Zähne ausbeisse?«, der blonde junge Mann verschränkte die Arme vor der Brust. »Was machst du anders?«

War die Frage ernst gemeint?

»Ich bin nett.«, antwortete Mamoru trocken.

»Hmm.«, Motoki schien wirklich darüber nachzudenken. »Minako Aino also. Und wie ist sie so?«

Ok, scheinbar schien er sich nur wieder die Größe ihrer Brüste vorgestellt zu haben.

»Schon klar. Ein Gentleman genießt und schweigt.«, lächelte er und erhob sich von der Couch. Er kam auf Mamoru zu und stellte sich lässig an den Kühlschrank gelehnt vor ihn. »Aber wenn du jetzt diese Minako vögelst, hast du ja sicherlich keine Verwendung mehr für Bunny. Du hast dich also entschieden?«

Mamoru zählte in Gedanken langsam bis zehn, überlegte allerdings trotzdem, ob er seinem Gegenüber einfach nur in die Genitalien treten sollte oder ihm schlicht seine Faust in die grinsende Visage rammen.

»Eine Nacht, mehr nicht.«, antwortete er schließlich ruhig.

»Soll mir recht sein. Ich schaue in meinen Terminkalender, wann es passt.«

»Ich entscheide den Tag.«, sagte Mamoru.

Motoki grinste.

»Ok. Aber tu mir den Gefallen und lass sie sich vorher duschen. Ich möchte ungern irgendwelche Körperflüssigkeiten von dir...«

»Naru wartet sicherlich schon auf dich, oder?«, unterbrach Mamoru ihn. Dieser Typ war einfach nur widerlich.

»Stimmt.«, der Blonde stieß sich vom Kühlschrank ab und lief in Richtung seines Zimmers, drehte sich allerdings kurz davor noch einmal zu ihm um. »Also sag mir vorher rechtzeitig Bescheid.«

»Sicher.«, antwortete Mamoru und kippte seinen heißen Kaffee in einem Zug herunter.

Das Getränk brannte in seiner Kehle, aber der Schmerz lenkte ihn davon ab irgendeine Dummheit zu begehen.

Er musste sich jetzt zusammen reissen und voll und ganz auf seinen Plan konzentrieren.

Der Tag zog sich wie Kaugummi.

Nicht nur, dass sich die allmorgendliche Visite verlängert hatte, jetzt musste er auch noch den liegengebliebenen Papierkram der letzten Wochen erledigen.

Mamoru ließ sich seufzend in den Stuhl zurück fallen und betrachtete stirnrunzelnd den nicht kleiner werdenden Stapel an Ordnern vor sich auf dem Schreibtisch.

Er hatte sich zwar extra ins Schwesternzimmer zurück gezogen, um sich besser auf seine Arbeit konzentrieren zu können, aber wirklich geholfen hatte das nicht. In seinem Kopf geisterten trotz allem die immer gleichen Fragen umher. Und dazwischen tauchte Bunnys Gesicht auf. Wie sie ihn anlächelte, sie schmollend ihre Lippen verzog oder auch den Tränen nahe zu ihm aufblickte.

Er hatte ihr so oft weh getan, sie im gleichen Moment aber wieder in glückliche Höhen gewuchtet.

Letzteres war ihm wesentlich lieber.

Nie hätte er gedacht, dass es so schwer sein würde, eine Beziehung zu führen. Wenn sie das überhaupt taten. Momentan war es nur eine kleine Affäre, regelmäßiger Sex. Wirkliche Gefühle brachte nur er über die Lippen. Sollte er Minako Glauben schenken? Liebte Bunny ihn wirklich?

»Ich kann Sie nicht einfach hier reinlassen. Und ausgerufen wird nur in Notfällen.«

Mamoru drehte sich zur Tür des Schwesternzimmers. Direkt davor war der Empfangstresen und scheinbar ein kleiner Tumult, hörte er doch die Stationsschwester nur selten so laut reden.

Neugierig stand er auf und folgte der Stimme. Als er durch die Tür linste, sa er nur zwei blonde Haarbälle, die aufgeregt hin und her wippten.

»Bunny?«, fragte er ungläubig.

»Du kennst das Mädchen?«, fragte die Stationsschwester, eine schon etwas ältere Frau mit kurzen schwarzen Locken, ihn, worauf er nickte und antwortete: »Sie ist ...«, er dachte kurz nach, beendete dann aber doch lächelnd die Antwort mit: »Meine Freundin.«

»Du hast eine Freundin?«, fragte Frau ungläubig und sah immer wieder zwischen ihm und Bunny hin und her.

»Was ist los? Ist was passiert?«, er machte sich ernsthaft Sorgen. Vielleicht hatte Motoki wieder eine neue Forderung gestellt oder etwas weitaus Schlimmeres. Warum würde Bunny sonst den weiten Weg bis ins Krankenhaus zurücklegen?

Diese zuckte nur mit den Schultern.

»Ich wollte dich sehen.«, gab sie kleinlaut zu.

»Das ist alles?«, fragte die Stationsschwester empört. Sie sprach genau das aus, was Mamoru dachte, allerdings fand er es eher amüsant und liebenswert. Deswegen lächelte er der Schwester auch entschuldigend und extra charmant entgegen, ehe er Bunnys Hand ergriff und sie zärtlich mit sich zog.

»Ich wollte eh gerade Pause machen.«, benatwortete er Bunnys fragenden Blick, als er sie ins Treppenhaus führte und die Stufen hoch schob.

Er wollte ihr seinen Lieblingsplatz zeigen. Dort, wo er die meiste Zeit seiner wenigen Pausen verbrachte und entweder lernte oder einfach nur seinen Gedanken nachhing.

»Ist das erlaubt?«, frgate Bunny, als sie schließlich auf dem großen Flachdach des Krankenhauses standen.

»Ich glaube nicht.«, gab Mamoru zu. Ehrlich gesagt, hatte er sich darüber noch nie irgendwelche Gedanken gemacht. »Aber solange wir nichts kaputt machen oder die Patientenruhe stören, ist es den meisten egal.«

Er zog seinen weißen Kittel aus und breitete ihn so auf dem Steinboden aus, dass zwei Personen bequem darauf Platz nehmen konnten. Dann machte er eine einladende Geste in Richtung Bunny, sie möge sich setzen.

»Sehr zuvorkommend.«, grinste sie ihn an und ließ sich sanft nieder, immer darauf bedacht, dass der kurze Rock ihrer Schuluniform nicht verrutschen konnte. Eine belustigende Geste, dachte Mamoru, hatte er doch bereits jeden Milimeter ihres atemberaubenden Körpers eingehend erforscht.

Er setzte sich neben sie und hielt ihr eine Verpackung mit fertigen Sandwiches hin.

»Ist nichts Besonderes, aber ich habe leider gerade keine Zeit für ein 4-Gänge-Menü.«, entschuldigte er sich.

Bunny strahlte ihn trotzdem an und griff sich nach kurzem Überlegen das größte der Brote, in das sie genüsslich biss und mit vollem Mund ein Danke nuschelte.

Dieses Mädchen war einfach einzigartig, stellte er lächelnd fest.

»Erzähl mir was von dir.«, forderte sie ihn kauend auf.

»Was willst du denn wissen?«, fragte er verblüfft.

Bunny zuckte mit den Schultern: »Was ist damit, was Motoki zu dir gesagt hat? Das mit deinen Eltern.«

Mamoru verkrampfte sich. Er wusste, was sie meinte.

»Sie sind tot.«, antwortete er flüsternd. »Sie sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als ich noch ein Kind war.«

Er wollte ihr die Einzelheiten nicht erklären. Er wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde und es war auch nicht das passende Thema für den jetzigen Zeitpunkt.

»So lange bist du schon alleine?«, fragte Bunny plötzlich und er konnte die Trauer in ihren Augen erkennen. Es fühlte sich nicht an wie Mitleid, das kannte er zur Genüge, war sein ganzes Leben doch von Trauerbekundungen und bedauernden Blicken gezeichnet.

In Bunnys Augen dagegen schien tiefe ehrliche Traurigkeit verborgen. Und sie schien weder seinem harten Schicksal, sondern wirklich ihm selbst zu gelten.

War er alleine, einsam? Mamoru dachte darüber nach. Sicher, er hatte keine Eltern mehr und ihm nahestehende Verwandte waren ihm ebenfalls nicht bekannt. Aber er hatte sich irgendwann damit abgefunden und war dadurch sehr früh selbstständig geworden.

»Du sollst nicht mehr alleine sein.«, flüsterte Bunny und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

Allein diese Geste ließ sein Herz schneller schlagen.

Er drehte sich zu Bunny, die ihn voller Wärme ansah, ehe sie ihm einen zärtlichen Kuss gab.

»Ich liebe dich.«, hauchte sie.

Mamoru starrte sie einen kurzen Moment mit großen Augen an.

Sie hatte es gesagt. War das wirklich wahr oder träumte er nur?

Dieses wunderschöne liebenswerte Mädchen hatte ihm tatsächlich ihr Herz geschenkt. Mamoru konnte sich nicht erinnern, wann er je so glücklich gewesen war.

Er zog Bunny an sich und küsste sie, erst ganz zart und vorsichtig, ehe sie ihm Zugang gewährte und er die Verschmelzung ihrer Lippen vertiefen konnte.

Diesmal schien alles von Bunny auszugehen. Sie drückte ihn sanft, aber bestimmt nach hinten, so dass er nun direkt unter ihr lag.

Es überraschte ihn ein wenig, als das blonde Mädchen sich auf ihn setzte und langsam die Knöpfe seines Hemdes öffnete. Als ihre Fingernägel vorsichtig über seine Brust kratzten, schloss er seufzend die Augen.

Diesmal war es anders als sonst. Nicht nur, dass Bunny die Initiative ergriff, auch dass alle Berührungen sanfter und liebevoller waren. Lag es daran, dass sie beide nun um ihre Gefühle füreinander wussten? Mamoru wollte jetzt nicht weiter darüber nachdenken, sondern nur noch genießen. Im Moment war ihm alles egal. Der Ort, die Zeit, all die Probleme schienen gleichgültig, solange er mit Bunny zusammen war und spürte, dass ihre Liebkosungen nur ihm galten.

Mamoru starrte in den Abendhimmel.

Er hatte ein Deja vú.

Schon wieder saß er in seinem Auto und schon wieder drehten sich seine Gedanken nur um Bunny.

Die Erinnerung an ihr Erlebnis auf dem Dach des Krankenhauses beschleunigten seinen Herzschlag.

Nicht nur, weil sie miteinander geschlafen hatten. Es war die Tatsache, wie sie es getan hatten. Das war kein reiner körperlicher Akt. Es war Liebe. Sie wussten endlich, was der jeweils andere empfand und das zeigten sie sich auch.

Dass er dafür seine Pause maßlos überzogen hatte, störte ihn wenig.

Nur die Worte, die danach aus Bunnys süßem Mund kamen, waren ihm im Gedächtnis geblieben, sie hatten sich eingebrannt, Buchstabe für Buchstabe.

»Herr Aino hat meinen Vater zum Essen eingeladen.«, hatte sie gesagt und ein wenig leiser hinzugefügt: >Und Motoki. Ich soll ihn begleiten.«

Ab dem Zeitpunkt hatte er nicht mehr zugehört. Warum auch? Er wusste ganz genau, was kommt.

Motoki würde den Abend ausnutzen. Um endlich sein ekelhaftes Vorhaben in die Tat umzusetzen.

»Worüber denkst du nach?«

Mamoru schreckte aus seinen Gedankengängen hoch. Er sah zu dem blonden Mädchen auf dem Beifahrersitz.

»Worüber wohl?«, er lachte trocken auf.

»Es wird schon klappen. Motoki bekommt seinen Willen und...«

Mamoru unterbrach sie: »Und dann soll alles gut werden? Tut mir leid, aber ich glaube nicht an Happy Ends. Besonders nicht in Verbindung mit Motoki.«

»Wovor hast du Angst? Dass es mir gefallen könnte?«, das blonde Mädchen lächelte schief.

Er wollte darauf nicht eingehen. Allein die bloße Vorstellung bereitete ihm Unbehagen.

»Mamoru.«, sie legte ihre Hand auf seine, mit der er schon die ganze Zeit den Ganghebel umfasst hielt. »Es ist die einzige Möglichkeit.«

»Es gibt mit Sicherheit noch andere. Wir haben nur nicht alles in Betracht gezogen.«

Das Mädchen seufzte und fuhr sich durch ihren goldblonden Pony.

»Ich hab doch schon gesagt, es macht mir nichts aus.«, erklärte sie. »Es ist nur eine Nacht, wenn überhaupt. Vielleicht ist die ganze Sache auch schon nach zwei Minuten vorbei. Ich geb mir Mühe, versprochen.«

Mamoru schaute sie stirnrunzelnd an. Er hatte das Gefühl, sie sprachen über eine simple Sportstunde.

»Motoki wird sich niemals mit nur dieser einen Nacht zufrieden gaben.«, sagte er ernst.

»Muss er aber.«, sie zuckte mit den Schultern. »Deal ist Deal.«

»SO siehst du das also.«, antwortete er trocken und sah wieder aus dem Seitenfenster. Die Sonne war bereits hinter den Hochhäusern verschwunden und die Straßenlaternen tauchten die Umgebung in ein diffuses Zwielicht.

»Ich kann das nie wieder gut machen, das weißt du.«, sagte er leise, ohne sie anzusehen.

Er hörte ihren regelmäßigen Atem. Hatte sie ihn gehört? Oder dachte sie über eine passende Antwort nach?

Mamoru drehte den Kopf nun doch in ihre Richtung. Sie wirkte völlig ruhig.

»Ich kann dir nur ewig dafür danken.«, flüsterte er. »Danke Minako.«

Sie winkte ab: »Kein Problem. Bunny ist doch meine Freundin und wenn es um die wahre Liebe geht, helfe ich immer.«, sie zwinkerte ihm zu. »Und jetzt los! Mein Varer wartet nicht gerne.«

Mamoru atmete noch einmal tief durch, ehe er den Motor startete und mit quietschenden Reifen vom Parkplatz losfuhr.

Dieser Abend würde der schwerste seines Lebens werden.



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Von:  petraengel88
2017-11-10T14:45:33+00:00 10.11.2017 15:45
ich hoffe du schreibst weiter
du hast Po fantastisch geschrieben
Von:  igorrrr
2014-10-27T20:09:06+00:00 27.10.2014 21:09
gemeiner cliffhänger...
ich will weiterlesen!!!!
Von:  badgril0811
2014-10-03T18:19:08+00:00 03.10.2014 20:19
Wow deine ff ist gut freu mich schon aufs nächste kapitel.
GLG Maritta
Von:  Lunata79
2014-09-20T09:23:31+00:00 20.09.2014 11:23
Ich hab diese FF gefunden und in einem Rutsch gelesen.
Die Story ist wirklich der Hammer.
Vorweg muss ich echt zugeben, Motoki ist in meinen Augen einfach nur ein Arsch, der es nicht verdient hat, überhaupt auch nur beachtet zu werden. Ich hoffe echt, dass er seine gerechte Strafe bekommt. Vielleicht sogar persönlich von Bunnys Vater? Und das, ohne Bunny auch nur einmal angefasst zu haben.
Mich würde schon interessieren, was er und Minako geplant haben. Was immer es ist, ich hoffe, ihr Plan geht auf.
Bin schon gespannt aufs nächste Kapitel und hoffe, nicht all zu lange darauf warten zu müssen.

Lg
Lunata79
Von:  Schmusemaus
2014-09-05T22:30:49+00:00 06.09.2014 00:30
Ich bin begeistert von dieser FF :-D zum Glück ist Mamoru dicht ganz so ein Arsch wie sein werter Mitbewohner :-) ich hatte ja erst Angst wegen der Ankündigung, dass die beiden nicht so nett sein sollen, diese FF überhaupt zu lesen. Aber zum Glück hab ich es doch getan. :-) ich bin jetzt echt gespannt wie es weiter geht! Und hoffe, dass das nächste Kapitel schnell da ist!
Mach weiter so! ;-)

LG
Von:  solty004
2014-09-01T07:24:49+00:00 01.09.2014 09:24
Hey,
Es war wider super Kapitel.

Das die beide dass durch ziehen und wirklich auf Motokis bedungen ein gegen sin finde ich nicht gut. Doch denke wen es bei Minako ist denke ich wird sie das verhindern und Motoki auflaufen lässt und vielleicht Mamoru als den großen rette in der Not erscheinen. So das Bannys Vatter ihn als ihr Freund auch Akzeptiren wird.

Bin schon gespannt wie es weiter geht, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty

Von:  Geeny-chan
2014-08-28T08:01:21+00:00 28.08.2014 10:01
Colle Story!! Gefällt mir richtig gut! Bitte schreib schnell weiter!!!
Von:  EL-CK
2014-08-28T07:40:07+00:00 28.08.2014 09:40
Dann bin ich mal auf diesen Abend gespannt....

und natürlich auf das nächste tolle Kapi....
Von:  Vienne
2014-08-27T19:15:32+00:00 27.08.2014 21:15
Genauso kurz wie dein Kapitel ist mein Kommi :)
Ich finde es toll. Punkt :)
♡liche Grüße
Vienne
Von:  solty004
2014-08-26T07:26:10+00:00 26.08.2014 09:26
Hey,
War wieder ein super Kapiteln.

Bin echt gespant was die beiden noch durch machen müssen, um endlich ihre liebe ohne Hindernisse leben können.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty



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