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Blood-red Diamond

- Blutrote Seele -
von

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Prolog

Eine unheimliche Stille erfüllte die kahlen, weißen Flure. Kein einziger Windhauch verirrte sich so tief in die verwinkelten Gänge des Gebäudes. Die Luft stand still. Kein Mensch war zu sehen.

Nur erahnen konnte man sie. Sie, die in den kleinen Zimmern lagen und sich im Reich der Träume befanden. Es fühlte sich an, als hätte die Zeit angehalten. Als hätte die Welt sich unter dem Teppich aus Abermillionen Sternen zur Nachtruhe gelegt.
 

Es war buchstäblich die Ruhe vor dem Sturm.

Immer wieder rollte der weit entfernte Donner wie das leise Knurren eines Hundes über die nachtschlafende Stadt. Die Fenster begannen zu vibrieren, als das Röhren des Himmels ertönte. Wie eine kaputte Glühbirne zuckten Blitze über die Dächer der Stadt.
 

Doch das alles blieb unbemerkt von den wenigen Personen, die zu dieser späten Zeit überhaupt nicht an Schlaf dachten.

Ein Schrei durchbrach die Stille und ein gequältes Stöhnen folgte. Schweißperlen rannen wie die klaren Tropfen eines Wasserfalls über ihre blasse Haut. Die Hitze des Tages war längst gewichen und doch fühlte sich die Luft noch unerträglich heiß an.

Der beinahe eisige Wind, der plötzlich die bunten Gardinen an den Fenstern, wie die Umrisse eines Geistes, blähte, schien das Bett überhaupt nicht zu erreichen.
 

Ein erneutes Stöhnen folgte und echote unnatürlich laut von den Zimmerwänden wieder. Die Unruhe wuchs sekündlich. Plötzlich war die unheimliche Stille verschwunden und einer Lautstärke gewichen, die der Stimmung auf den sonnengefluteten Straßen der Stadt glich. Menschen rannten durch den Raum, als der Alarm geschlagen wurde. Immer mehr strömten in das kahle, überhitze Zimmer. Schreie hingen in der Luft. Die nervöse Stimmung drückte auf die Anwesenden.
 

Weitere Schreie und der salzige Geruch von Tränen mischten sich unter die abgestandene Luft. Als wenn die Natur ebenfalls erwachte, erschütterte ein lauter Donnerschlag die Szene. Die Lichter flackerten, ehe ein gezackter Blitz das Schwarz des Himmels in ein unheimliches Glühen tauchte.

Wie eine Armee von Tausendfüßlern wedelten dutzende Hände hektisch über dem kleinen, schmalen Bett herum. Dicht gedrängt, sodass kaum ein Entkommen aus dessen Mitte war. Schwarze Fäden zogen sich wie Spinnenweben wild über den schneeweißen Untergrund.
 

Ein letzter lauter Schrei ertönte und plötzlich war alles ruhig. Die Welt hielt den Atem an. Eine ohrenbetäubende Stille legte sich über die Anwesenden. Jeder von ihnen wartete gespannt auf das lang ersehnte Geräusch. Das Geräusch, welches den Unterschied zwischen Tränen und Gelächter bedeutete. Bange Sekunden, die sich wie Jahre anfühlten und dann … Der kleine Körper schien sich seine winzige Lunge aus dem Leib zu schreien. Die angespannte Atmosphäre löste sich in einem kurzen Moment in Luft auf. Ein Wunder war geschehen.
 

„Es ist ein wunderschönes Mädchen! Herzlichen Glückwunsch!“ Die Stimme des Mannes zauberte den Anwesenden ein Lächeln auf ihre verschwitzen Gesichter.

„Du hast es geschafft, Liebling!“ Ein erleichtertes Lachen. Eine Hand, die liebevoll gedrückt wurde.

„Ich möchte sie sehen!“, ertönte die schwache Stimme der Frau, kurz bevor der Arzt zu ihr heran trat und das kleine, frisch geborene Lebewesen zu ihr auf das Krankenhausbett legte. Ihre schwachen Arme legten sich zärtlich um den kleinen Körper und ihre dunklen Augen strahlten vor Freude. Ihr persönliches Wunder lag endlich in ihren Armen.
 

„Sie ist wunderschön.“ Eine weiße Haut, schwarze Haare und dieselben dunkelbraunen Augen, wie ihre Mutter. Ein Engel, der auf Erden gekommen war.

„Und etwas Besonderes noch dazu“, lächelte der Vater des Kindes, als er seine Hand nach seiner Tochter ausstreckte und die winzige, linke Hand des Babys berührte. So sanft, als wäre sie aus dem feinsten Porzellan, schob er ihre Finger beiseite und entblößte das wohl Schönste, was die anwesenden Personen je in ihrem Leben gesehen haben.

„Ihre Tochter ist wirklich etwas ganz Besonderes“, sagte der Arzt ehrfürchtig, als er den Stein bewunderte. „Ich habe noch nie ein Baby gesehen, das mit so einem wunderschönen Edelstein gesegnet wurde.“

Rot, wie Blut. Das Licht funkelte in ihm, als würden tausend Flammen darin lodern. Ein mystisches Flackern zierte sein Inneres und unterstrich die Einzigartigkeit dieses Schmuckstücks.
 

„Er wird ihr sicherlich viel Glück in ihrem Leben bringen! Sie wird einen wundervollen Mann kennen lernen und der Segensstein wird zu ihr sprechen.“ Die Frau lächelte die Mutter an, in deren Augen der Stolz leuchtete.

„Unsere Amelina wird immer etwas Besonderes sein genau wie das Geschenk, das ihr bereits so früh gemacht wurde. Möge ihr Leben scheinen, wie dieser Edelstein. Möge sie ihren Weg finden.“
 

Rot, wie das lodernde Feuer.

Schwarz, wie die tiefe Dunkelheit.

Und Weiß, wie die reine Unschuld.
 

Ein blutroter Diamant.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Saph_ira
2015-02-14T21:09:35+00:00 14.02.2015 22:09
Hallöchen,

ich bin einfach hin und her gerissen. Die Atmosphäre, die du in deinem Prolog beschreibst ist einfach ergreifend - im positiven Sinne. Ich finde es toll, dass du die Geburtszene ohne diesen umschreibenden Details machst, sondern mehr in das seelische und emotionale Empfinden eingehst. Das verleiht der Story mehr Intensivität und Mitfiebern mit den Figuren. Dein Schreibstill ist einfach schön, fließend und man kann gleich in die Szene hineinversetzen ohne irgendwelche Fragen zu stellen, was der Autor z.B. damit gemeint haben mochte oder so. ^^ Aber bei dir ist alles Einwandfrei und ich fibere schon mal weitere Kapitels von dir zu lesen. ;-)

Liebe Grüße

Saph_ira
Antwort von:  MarySae
16.02.2015 06:20
Hey :D
Vielen Dank! Schön, dass es dir gefällt! :)
Der Prolog ist schon etwas übertrieben geschrieben... Aber das hat für die Szene gepasst, finde ich.
Der Rest wird etwas ruhiger, "normaler" geschrieben sein. :)

viele Grüße,
Mary
Von:  Nott
2014-09-22T16:02:28+00:00 22.09.2014 18:02
Ich weiß nicht, ich werde mit dem Prolog einfach nicht warm xD Ich glaube, das hatte ich dir auch schon mal gesagt, aber ich finde der hinkt dem Rest deiner ganzen OF qualitativ sehr nach. Man merkt, was für eine angespannte und mystische Stimmung du hier erzeugen willst und das ist dir sicher auch gelungen, für meinen Geschmack allerdings wirkt es viel zu überzogen und würde mich ganz ehrlich gesagt davon abschrecken, weiter zu lesen, wenn ich nichts weiter von einem Buch wüsste ._.
Vergleiche und Metaphern sind gut, können Texten eine gewisse Tiefe geben, hier sind es meiner Meinung nach aber einfach zu viele. Das wirkt überladen, beinahe kitschig und versaut für mich diese schöne mystische Atmosphäre wieder. Ich meine, abschnittsweise beinhaltet jeder Satz eine Metapher, ich denke auf ein paar könnte man locker verzichten. Zwischendrin ein paar schlichte Beschreibungen lassen den Rest denke ich auch besser hervortreten, sodass mehr Wert auf wirklich wichtige Dinge gelegt werden kann und nicht 5 Mal das Blitzen in verschiedenen Bildern verdeutlicht werden muss :D
Ansonsten, insbesondere inhaltlich aber natürlich sehr interessant und ein guter Auftakt :3 *meckern auf hohem niveau xD*

Antwort von:  MarySae
22.09.2014 20:05
So, bisher habe ich jeden Kommentar ebenfalls kommentiert, also höre ich damit jetzt auch nicht auf :D
Los geht's! xD

Ahhh, dieser Kommentar! Er geht mitten... durch mein Herz! T^T Ich war so stolz auf meine Metaphernflut und jetzt das! xD
Aber ich hab sogar ne Ausrede: Und zwar ist die Geschichte quasi von der Mutter erzählt, die das schon seit 18 Jahren beinahe täglich irgendwem, den den nicht interessiert, erzählt. Und im Laufe der Zeit hat sie die Tatsachen ziemlich durch die Mangel gedreht und etwas stark ausgeschmückt xD

Aber gut, ich verstehe natürlich deinen Einwand und ich nehm ihn mir mal zu Herzen :D
Von:  Veluna
2014-07-06T12:27:25+00:00 06.07.2014 14:27
Uii :) Das klingt aber sehr interessant :D
Ich dachte am Anfang schon. Wtf was geht denn hier ab. Das war so ne passende Szene, als würden gleich irgendwo Zombies um die Ecke kommen und plötzlich wird ein Kind geboren. Aber ich muss sagen, ich habe keine Ahnung, wie sich das auch nur annähernd anfühlen muss, ein Kind zu kriegen, aber ich schätze mal, einige Mütter würden dir bei deiner Darstellung zustimmen :D Das ist bestimmt der Horror, schon allein wegen den Schmerzen.

Als das Kind dann da ist, erfährt man, dass es einen Edelstein (amKörper?) trägt. Das finde ich sehr interessant und bin schon total gespannt, was aus dem kleinen Wurm wird. Vor allem wegen deinem Schlusssatz, könnte ich mir vorstellen, dass dieses Kind nicht gerade ein Unschuldslamm wird? Aber ich lasse mich überraschen.
Schreibfehler sind mir jetzt keine aufgefallen. Ich fand es einfach super, wie du ins Detail gegangen bist. Du hast dich zu der anderen Geschichte die ich gelesen habe schon jetzt sehr verbessert.
Ich werde später noch weiterlesen :)
Liebe Grüße

Antwort von:  MarySae
06.07.2014 20:32
Dankeschön! :D Freut mich, dass dir der kleine Anfang schon Mal gefallen hat ^^

Die Kinder haben die Steine in ihrer linken Hand. Sie haben also ihre winzig kleinen Fingerchen darum gekrallt und halten ihn so ganz fest bei sich :)
Aber zu dem Thema wird im Laufe der Story noch mehrfache was erzählt, darum belasse ich es an dieser Stelle dabei ^^

Uhhh, das hört man gerne! :D
Liebe Grüße, Mary :3
Von:  RhapsodosGenesis
2014-06-20T10:19:25+00:00 20.06.2014 12:19
Wow! Der Prolog hört sich schon sehr spannend an! Vor allem durch deinen Schreibstil, der so bildhaft ist, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann. Und durch diese Details wird die Geschichte an sich aufgeschoben, aber auch ausgeschmückt, man weiß, dass es schnell ist, doch trotzdem geht es langsam voran - und die Spannung wächst mit jeder Sekunde!
Bis man dann realisiert, worum es wirklich geht, ist das Kind schon da - und mit ihm dieser Edelstein, Segensstein. Diese Theorie mit den Steinen hört sich schon sehr spannend an! Ich würde gerne mehr über sie erfahren, darum werde ich beizeiten mal wieder weiterlesen! Also: toller Einstieg, ich bin gespannt, wie es dann weitergeht - und ob die PRophezeiung der Mutter eintrifft.

"Rot, wie das lodernde Feuer.
Schwarz, wie die tiefe Dunkelheit.
Und Weiß, wie die reine Unschuld.
Ein blutroter Diamant."
... Ich liebe diesen Teil! Es ist einfach perfekt! Am liebsten würde ich jetzt gleich weiterlesen, geht aber gerade nicht!

Super gemacht, weiter so - liebe Grüße! :)

Antwort von:  MarySae
20.06.2014 13:53
Yay, ich krieg Feedback! :D
Und dann noch so Positives! Das freut mich natürlich ungemein! <3

Ich mag das, etwas kryptisch zu schreiben, und freue mich, wenn ich es wieder tun kann ^^
Natürlich kann man so keine kompletten Geschichten schreiben (da wird man ja sonst kirre), aber ab und zu muss ich solche Einlagen bringen. ^^

Schön, dass dir die Idee des Originals gefällt!
Bin gespannt, ob das nach den nächsten Kapiteln so bleibt. :)

Also vielen, vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!
Freue mich da wirklich sehr drüber!
viele Grüße, Mary


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