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Die Nanny

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine erste Doctor Who Geschichte und ich muss sagen, ich bin nicht einmal so abgeneigt. Entstanden ist sie durch einen Traum, den ich hatte, was doch schon recht speziell ist. Aber ich habs geschafft und diesen Traum niedergeschrieben. Allerdings sind bei einem Traum die Erwartungen ja auch nicht allzu hoch. Es ist nur ein kurzer One-shot und wird vermutlich auch nie eine Fortsetzung bekommen. Dennoch hoffe ich, dass euch die Geschichte gefällt. Komplett anzeigen

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Tabeah Johnson war eine kleingewachsene junge Frau. Sie hatte schulterlange, blonde Haare, die sie heure zu einem Knoten auf dem Kopf trug. Die Sonne schien ihr in den Nacken und sie zog den Kragen ihrer Weste etwas höher. Es war ein angenehmer Frühlingstag, nicht zu warm und nicht zu kalt, sondern genau richtig. Sie war gerade aus einem Bus gestiegen und lief nun die Straße des Londoner Vororts entlang. Zu ihrer Linken befanden sich kleine Einfamilienhäuser, eines neben dem anderen aufgereiht, auf der rechten Seite waren eine große Grünfläche, ein Park und ein Spielplatz, auf dem sich einige Kinder tummelten. Sie hörte ihr Lachen und Grölen noch bis zum Ende der Straße, an dem Tabeah nach links abbog. Schon aus der Ferne konnte sie das etwas heruntergekommene Haus sehen. Der Vorgarten war verwildert und die Fassade des Hauses schmutzig. Doch es kümmerte sie nicht. Immerhin ging es nicht um das Gebäude, sondern um die Frau, die in diesem lebte.
 

„Wenn Sie mehr Informationen wollen, sollten sie Sophie Abbot aufsuchen. Sie kann ihnen sicher noch mehr erzählen“, hatte ihr Professor Tabeah nahegelegt. „Ich kann Ihnen ihre Telefonnummer und Adresse geben, damit Sie sich bei ihr melden können“ Die blonde Frau nahm die Notiz entgegen und blickte kurz darauf, ehe sie diese einsteckte. „Wussten Sie, dass Miss Abbot vor nun fast dreißig Jahren den gleichen Kurs besucht hatte, den sie nun besuchen? Sie interessierte sich auch sehr für Mythen und Legenden. Und dann... wurde sie selbst dazu.“ Tabeah runzelte die Stirn ein wenig. Wenn diese Frau Zeugin war... dann konnte es ja eigentlich keine Legende sein, oder? Es musste geschehen sein. Andererseits erzählte sie vielleicht auch nur Lügen. Wer wusste das schon. „Vielen Dank, Professor“, sagte Tabeah zu dem Mann und verließ den Hörsaal.
 

Die blonde, junge Frau stand vor der Tür dieses alten Hauses. Noch einmal vergewisserte sie sich, mit einem Blick auf die Notiz, dass sie richtig war. Hier wohnte Sophie Abbot also. Vor dreißig Jahren war sie also dem Doktor begegnet? Sie konnte sich es nicht recht vorstellen, dass das wirklich geschehen war. Auch wenn sie sich für den Kurs „Moderne Mythen und Legenden“ eingeschrieben hatte, bezweifelte Tabeah doch stark, dass auch nur eine der Geschichten wahr war. Sie konnte es einfach nicht recht glauben. Es war doch auch Unsinn, was sie da so hörten. Dann aber gab es jene Momente, wie das vorhergegangene Telefonat mit Sophie Abbot...
 

Sophie griff den Hörer des läutenden Telefons. „Abbot hier. Guten Tag?“, sagte sie höflich. „Ha-hallo. Mein Name ist Tabeah Johnson. Ich besuche an der Uni einen Kurs über moderne Legenden“, erklärte sie höflich, „Und mein Professor meinte, ich solle mich doch in einigen Fragen an Sie wenden. Es... es geht um den Doktor“. Stille trat ein und es dauerte ein wenig, bis Sophie wieder antwortete. „Der Doktor... diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Es gibt nicht viele, die sich wirklich für ihn interessieren und ihn nicht sofort als Märchen abtun“ „Miss Abbot, sind Sie... ihm wirklich begegnet?“ „Aber ja, mein Kind. Es ist nun schon eine so lange Zeit her... aber ich würde das niemals vergessen, auch wenn ich mich manchmal kaum daran erinnern kann, wo ich meinen Schlüssel hingelegt habe“, antwortete die ältere Frau lachend, „Es ist, als wäre es gestern gewesen... Er tauchte einfach so auf... und verschwand ebenso plötzlich wieder. Aber was rede ich hier am Telefon. Komm doch vorbei“ „Wenn Sie das erlauben, sehr gerne. Ich möchte ihre Geschichte hören.“, gab Tabeah zurück.
 

Und nun stand sie hier vor der Tür. Ein Seufzen entrann Sophie, als sie die Hand zur Klingel hob. Doch sie ließ sie wieder sinken. Warum nur, war sie so nervös? Sie sprach einfach nur mit einer alten Frau über eine gut inszenierte Legende. Ihr Professor hatte gesagt, er war sich selbst nicht sicher, ob er an all diese Dinge glauben sollte. Doch er hatte sie studiert, um sich noch eingehender damit zu beschäftigen. Zu einer Entscheidung, ob es den Doktor nun gab oder nicht, war er auch in den letzten Jahren nicht gekommen.
 

„Und nun sehen Sie sich dieses Bild an“, sagte der bereits betagte Professor und blickte zu seinen Studenten vor sich. Auf der großen Leinwand über ihm erschien ein Bild eines schwarz-weiß Fotos. Es zeigte eine Menschenmenge, in der an einer Stelle ein roter Kreis um jemanden gezogen worden war. „Das ist eine Aufnahme des Doktors. Das Foto stammt aus dem 19. Jahrhundert“, erklärte der Mann und zog sein Jackett mehr um seinen Bauch, versuchte ihn damit ein wenig zu verdecken. „Das ist doch Fotomontage!“, mischte sich einer der Studenten lautstark ein. Sofort fand er auch Zuspruch bei den anderen. „Das kann man ganz leicht machen, wenn man sich ein wenig mit Computern auskennt!“, bestätigte auch ein anderer der Kommilitonen. „Na dann... wie wäre es hiermit?“, fragte der Professor nun und drückte einen Knopf auf der kleinen Fernbedienung in seiner Hand. Das Bild auf der Leinwand schaltete weiter und zeigte nun ein Ölgemälde eines Theatersaals. „Dieses Bild stammt aus einer Zeit, lange bevor es überhaupt Kameras gabt, geschweige denn Computer. Es ist ein Gemälde aus dem 16. Jahrhundert. Wenn Sie genau hinsehen, erkennen sie womöglich auch hier eine Person, die nicht recht ins Bild zu passen scheint.“ Tabeah ließ ihren Blick über die Leinwand gleiten. Es dauerte einen Moment, doch dann entdeckte sie ihn. Ein Mann, der jenem vom vorigen Foto sehr ähnelte, saß zwischen den anderen Zuschauern. Während alle auf dem Bild historische Kleidung trugen, schien er nicht recht dazu zu passen, mit seinem Anzug. „Das ist doch auch nachträglich verändert worden!“, protestierte wieder einer der Studenten. „Sie können sich das Original gerne im Tresorschrank der Universitätsbibliothek für Okkultes ansehen und sich davon überzeugen, dass dort nichts nachträglich verändert wurde.“, widersprach der Professor nur schmunzelnd.
 

Diese beiden Bilder... nein, noch viele mehr waren es gewesen, die sich Tabeah angesehen hatte. Vor dem Doktor hatte sie bereits von den Beobachtern gehört, die auf vielen Bildern über die Jahrhunderte zu sehen gewesen sein sollen. Aber der Großteil der Darstellungen hatte sich als Fake herausgestellt. Dieser Doktor schien jedoch echt zu sein... zumindest waren die Bilder sehr glaubwürdig. Doch was hatte Tabeah schon für eine Ahnung? Sie hätte es ja auch nicht einschätzen können, ob man nun an dem Bild etwas verändert hatte oder nicht, wenn sie direkt davor gestanden hätte. So musste sie ihrem Professor einfach Glauben schenken. Doch es konnte ja auch Zufall sein, oder? Vielleicht waren es einfach Menschen, die einander zufällig ähnlich sahen. Man sagte ja, so etwas würde es geben. Jeder habe irgendwo auf der Welt einen Zwilling. Dann aber war die Ähnlichkeit dieser vielen Männer ein wenig zu groß, oder nicht?
 

Tabeah schüttelte den Kopf. Sie musste aufhören sich solche Gedanken zu machen. Sie stand nun schon eine gefühlte Viertelstunde vor der Tür und hatte noch immer nicht geklingelt. Kurz sah sie auf die Uhr. Nein, es waren gerade mal zwei Minuten vergangen. Wenn sie nicht zu spät sein wollte, sollte sie aber trotzdem endlich an der Tür läuten. Sonst wäre es doch sehr unhöflich. Also überwand sie sich und drückte die Klingel. Es dauerte ein wenig und sie war gerade versucht wieder zu gehen, als sich die Tür öffnete. Eine ältere Frau mit angegrautem Haar stand vor Tabeah und lächelte diese an. „Guten Tag. Du musst Tabeah sein, nicht wahr? Komm doch rein“, meinte sie höflich und die Jüngere nickte. „Guten Tag, Miss Abbot“ „Ach, nicht so förmlich. Nenn mich Sophie.“, sagte Sophie kopfschüttelnd und führte Tabeah ins Wohnzimmer. Es war sehr altmodisch eingerichtet, aber auch sehr ordentlich und gemütlich. Dem äußeren Blick nach, hätte Tabeah es nie vermutet, dass es so schön hier drin aussehen konnte. Es roch gut, nach Rosen und dem frisch aufgebrühten Tee, der auf dem Tisch stand. „Setz dich doch und trink. Nimm dir ein paar Kekse, wenn du möchtest“, sagte Sophie und deutete auf den Teller mit Leckereien. „Vielen Dank“, erwiderte Tabeah, nahm Platz und trank sogleich auch von dem Tee.
 

„Wir hatten vor einiger Zeit in der Uni vom Doktor gesprochen“, begann die Jüngere, ohne groß um ihr Anliegen herum zu reden. „Man zeigte uns Bilder und wir haben ein paar Geschichten über ihn gelesen. Aber... so richtig kam dabei nichts raus. Die meisten meinten, die Bilder seien fingiert und auch die Geschichten nur ausgedacht.“ „Und wie denkst du darüber?“, fragte Sophie und lächelte. „Ich... weiß nicht genau. Ich kann mich noch nicht richtig entscheiden, ob ich es glauben soll oder nicht.“ „Dann geht es dir wie mir damals. Ich war ein wenig hin und her gerissen. Es klingt einfach... sehr absurd, nicht wahr?“ Sophie nahm sich einen Keks und biss davon ab, ehe sie eine kleine Kiste auf den Schoß nahm, die neben ihr am Boden gestanden hatte. Sie öffnete diese und nahm einige Fotografien heraus. „Das alles sind Fotos, die mit dem Doktor in Zusammenhang stehen. Es sind leider keine Originale, aber... Ich sammle sie trotzdem. Sie erinnern mich an ihn.“, erklärte sie. Neugierig blickte Tabeah auf die Bilder und nahm sie entgegen. Sie ging sie durch, entdeckte in jedem einzelnen davon den Doktor. „Wer... ist er eigentlich?“, fragte sie dann leise nach. „Ein Wanderer durch Raum und Zeit“, entgegnete Sophie lächelnd. „Das war zumindest seine Antwort auf dieselbe Frage, die ich ihm damals gestellt habe. Er sieht auf jedem Bild gleich aus. Das liegt daran, dass er selbst nicht altert. Er reist von Ort zu Ort, sieht die Welt im Wandel...“ Tabeah nickte nur leicht. Auf jedem Bild war es derselbe Mann, derselbe Anzug. „Und... Wie ist sein Name? Hast du ihn das gefragt?“ „Ja, das habe ich. Sein Name ist 'Der Doktor'. Einfach nur 'Der Doktor'“ „Aber er muss doch einen richtigen Namen haben?“ Sophie schüttelte den Kopf. „Alle nennen ihn den Doktor. Das ist sein Name...“ „Und woher kommt er?“ Leise lachte die ältere Frau. „Ich wünschte ich wüsste es. Er sagte nur, es wäre ein Planet, weit weg von hier“ „Also... ist er ein Außerirdischer?“ „Ein Mensch wäre sicher nicht in der Lage durch Raum und Zeit zu reisen und dabei nicht zu altern, oder?“, erwiderte Sophie schmunzelnd. Tabeah schüttelte leicht den Kopf, nahm nun das letzte Foto, das jedoch nur eine junge Frau zeigte. Sie hatte langes, haselnussbraunes Haar, grüne Augen und ein liebes Lächeln. Fragend wandte sich Tabeah zu Sophie, sah auf ihren Lippen das gleiche Lächeln. „Das... warst du?“ „Ja, viel ist davon nicht übrig geblieben. Ich war in deinem Alter damals. Aber mehr als dreißig Jahre hinterlassen ihre Spuren. Ich werde nächstes Jahr sechzig.“ Tabeah blickte erneut auf das Foto. Sie war wirklich hübsch gewesen. „Du musst viele Verehrer gehabt haben“, stellte sie fest. Doch Sophie verneinte lachend. „Vielleicht mag ich die gehabt haben, doch nach dem Doktor... konnte ich nie einen für mich finden.“ „All die Jahre warst du ganz allein?“
 

Tabeah senkte bedrückt den Blick. Sechzig... und nie hatte sie jemanden an ihrer Seite gehabt? Sie konnte sich das nicht recht vorstellen. Sie selbst war da doch ganz anders. „Das alles mag sehr lang klingen... aber das war es nicht. Die Zeit ist so schnell vergangen... Ich kann es kaum glauben, dass es so lange her war, seit ich ihn getroffen habe“ „Wie lange... hast du Zeit mit ihm verbracht?“ „Nur ein paar Tage. Aber es waren abenteuerliche Tage. Sie waren aufregend und wunderschön. Ich bin mit ihm gereist... in seiner Tardis. So hieß sein Raumschiff. Aber es sieht eigentlich nicht aus wie eines. Es ist eine Telefonzelle. Eine blaue Telefonzelle. Lass mich dir von dem Tag erzählen, als ich ihn das erste Mal getroffen habe...
 

Es war ein kühler Herbsttag. Die Blätter hatten sich schon verfärbt, obwohl es noch nicht einmal Oktober war. Die Sonne schien hell und der Wind wehte nur schwach. Es war sehr schön gewesen. Ich hatte an jenem Tag ein Seminar besucht. Es beschäftigte sich mit urbanen Legenden, so wie es bei dir der Fall ist. Es war sehr interessant. Er erzählte uns damals von dem Mottenmann. Du hast sicher auch schon davon gehört, oder?“ Tabeah nickte nur leicht, sah Sophie erwartungsvoll an. Sie konnte es kaum erwarten mehr zu hören. „Das Seminar ging ziemlich lang, weil es eine Sonderveranstaltung war. Deshalb hatten wir dazwischen eine Pause, in der ich die Waschräume der Universität aufgesucht habe. Ich weiß noch, wie die Gänge dort ausgesehen haben. Alt, hoch... dunkle Farben. Die Böden waren aus Holz oder Schieferplatten, je nachdem wo man sich gerade befand. Den Gang den ich nehmen musste, hatten sie mit Schiefer ausgelegt.“ Ein wenig störte es Tabeah schon, wie sehr die Frau ständig abschweifte. Sie wollte die eigentliche Geschichte hören und nicht von der Dekoration und der Architektur der Universität hören.
 

„Die Waschräume damals waren voll mit Spiegeln – zumindest in den Vorräumen. Als ich kurz hinein gesehen habe, um meine Haare zu richten, sah ich zum ersten Mal dieses Mädchen im Spiegel. Es war blond. Die Haare reichten ihm bis zu den Schultern. Es trug eine Collegejacke in knalligem rosa mit dunkelblauem Kragen. Egal wie viel ich mich rund herum umsah, ich konnte jedoch immer nur ihren Hinterkopf sehen. Natürlich machte ich mir keine größeren Gedanken und ging zu den Kabinen. Als ich die Tür geschlossen hatte, sah ich jedoch plötzlich diesen Schatten unter der Tür. Dieses Mädchen musste also davor stehen. Ich hatte aber die Schritte nicht gehört. Ich hatte mich nicht getraut, etwas zu sagen. Also blieb ich in der Kabine, schweigend, bis ich die Schritte anderer hörte. Erst dann bin ich wieder raus, denn auch der Schatten war verschwunden. Als ich meine Hände im Vorraum waschen wollte, sah ich wieder den Hinterkopf des Mädchens im Spiegel. Schnell drehte ich mich um, doch da war auch nicht mehr im Spiegel zu sehen, als ihr hellblondes Haar. Es war noch viel heller als deines. Fast schon weiß.“ Wie aus Reflex ließ Tabeah ihre Hand an ihr Haar wandern, strich leicht die losen Strähnen entlang. „Und was ist dann passiert?“, fragte sie weiter nach.
 

„Ich bin, wenn auch etwas verwirrt, aus den Waschräumen gegangen und wollte zurück zum Seminarraum, als mich ein Professor aufgehalten hat. 'Alles okay mit dir?', hatte er mich gefragt. Ich verstand nicht wirklich, was er wollte. Deshalb habe ich einfach nur mit einem knappen 'Ja' geantwortet. Aber er beanspruchte meine Zeit noch länger. 'Und das Mädchen, das dir gefolgt ist? Es hatte es so eilig, glaube ich. War das eine Freundin? Sie schien besorgt zu sein.' Das hatte mich nur noch mehr verwirrt. Freundin? Mädchen? Ich nickte jedoch nur, wandte mich um. Ich konnte jedoch niemanden entdecken. Also machte ich mich auf den Rückweg zum Seminarraum und setzte mich dort. Plötzlich hatte ich diesen Blick im Nacken. Es war... wie ein Stechen. Ich habe ihn genau gespürt. Also... drehte ich mich um und sah diesen blonden Haarschopf wieder.“ „Bist du nicht hingegangen? Und hast gefragt was das sollte?“, hakte Tabeah nach, doch Sophie verneinte. „Irgendwie war es mir unangenehm... peinlich, verstehst du? Deshalb... konnte ich nicht zu ihr hingehen. Sie hatte mit einer anderen gesprochen und ich drehte mich wieder um, spürte aber schon wieder den Blick. Ich war mir sicher, dass sie zu mir sah, aber als ich versuchte, sie dabei zu erwischen, sah ich nur wieder ihre blonden Haare.“
 

Tabeah lauschte der Frau aufmerksam, musterte sie. Wie sie das sagte, und ausformulierte... es wirkte nicht so, als hätte sie es sich ausgedacht. Alles war zu detailliert, zu genau, zu blumig. Außerdem hielt sie Sophie auch einfach nicht für eine Lügnerin. Nein, diesen Eindruck machte sie einfach nicht. Als sie einen Schluck Tee nahm, verzog sie das Gesicht ein wenig. Er war schon so abgekühlt. „Oh, soll ich dir neuen einschenken?“, fragte Sophie sanft nach, nahm die Tasse und ging den Tee weg schütten, machte neuen für Tabeah, die nun doch ein wenig peinlich berührt war. Sie war so gefesselt gewesen von Sophies Erzählung, dass sie sich weder am Tee, noch an den Keksen bedient hatte. Dies holte sie nun aber nach, nahm einen der Kekse und biss davon genüsslich ab. Sie waren wohl selbst gebacken. Gekauftes Gebäck schmeckte niemals so gut wie das hier. Leicht lächelte sie über diesen Gedanken, blickte auf, als die Ältere zurückkam und ihr den frischen, dampfenden Tee hinstellte. „Hier, mein Kind“, sagte Sophie höflich. „Danke sehr. Die Kekse, sind die selbst gemacht? Sie schmecken sehr gut“, fragte Tabeah nach. „Ja, das sind sie. Wenn du möchtest, kann ich dir gerne ein paar davon mitgeben“ „Das wäre wirklich nett“, erwiderte die Blonde wieder, sah Sophie nun abwartend an. Noch immer hatte sie kein Wort vom Doktor verloren. Und sie konnte es kaum erwarten.
 

„Wo war ich nur...? Ach, ja. Ich habe während des Rests des Seminar ständig ihren Blick im Nacken gehabt, doch wann immer ich nach ihr schauen wollte, war sie von mir abgewandt...“ Sie schüttelte seufzend den Kopf. „Ich habe es damals nicht verstanden was das sollte. Nachdem der Vortrag um war, packte ich meine Sachen, sah noch einmal zu dem blonden Mädchen nach hinten. Doch ich konnte es nicht mehr sehen. Als ich mich gerade wieder abwenden wollte, entdeckte ich es in einer anderen Reihe, mehr in meiner Nähe, doch wieder war sein Gesicht in der anderen Richtung. Darauf hatte mich ein seltsames Gefühl beschlichen. Ich versuchte es zu ignorieren, nahm meine Tasche und wollte den Raum verlassen. Ich war eine der letzten, weil ich mich so auf 'sie' konzentriert hatte. Als ich gerade zur Tür raus war... da-“ Doch Sophie konnte nicht weitersprechen. Es klingelte und sie entschuldigte sich, um zur Tür zu gehen. Tabeah seufzte tief. Gerade jetzt, wo es richtig spannend wurde. Das durfte doch nicht wahr sein!
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis Sophie wieder zu ihr zurück kam. „Da bin ich wieder. Tut mir leid, die Post. Ich hab ein paar Dinge erwartet.“, entschuldigte sie sich erneut und dachte kurz nach, ehe sie die Erzählung wieder aufnahm. „Also, ich war eine der letzten, die den Raum verließ. Als ich aus dem Saal gehen wollte, spürte ich auf einmal eine Hand auf meinem Mund und eine Hand an meinem Arm, die mich zur Seite zog. Ein junger Mann hielt mich leicht gegen die Wand gedrückt und ich fühlte seinen Atem an meinem Ohr. 'Du hast sie gesehen, oder? Das ist die Nanny', hatte er erklärt.“ „Die Nanny?“, unterbrach Tabeah, hatte unbewusst ihre Hände in den knielangen Rock gekrallt, den sie trug. „Ich muss sagen, in diesem Moment hatte das so absurd geklungen, aber er schien es ernst zu meinen. Ich kann nicht mal sagen, warum ich mich nicht gewehrt habe, aber... Die Tatsache, dass er von diesem Mädchen wusste...“ Sophie brach kurz ab, schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Es beruhigte mich irgendwie. Es ist seltsam das nun so zu sagen, aber... vom ersten Moment an habe ich dem Doktor irgendwie... vertraut. Vielleicht auch nur, weil ich ihn überaus attraktiv fand“, scherzte die ältere Frau und trank von ihrem Tee. Tabeah tat es ihr gleich. Immerhin wollte sie nicht wieder unhöflich erscheinen und den Tee abkühlen lassen. Auch von dem Keks biss sie erneut ab, ehe sie sich wieder Sophie zuwandte.
 

„Ich weiß nicht, wie lang wir dort standen, aber alle schienen den Raum verlassen zu haben. Der Doktor hielt noch immer meinen Mund zu und meinen Arm fest. Vielleicht dachte er, ich würde weglaufen? Keine Ahnung. Aber ich verspürte nicht wirklich den Drang dazu. Stattdessen musterte ich ihn. Er hatte kurze, verstrubbelte braune Haare und tiefe Koteletten. Seine Brauen waren voll, sehr schön geformt und brachten seine Augen gut zur Geltung. Sein Gesicht war eher schmal, er hatte eine schmale, spitz zulaufende Nase und auch eher schmale Lippen. In dem Nadelstreifenanzug, den er trug, wirkte er fast ein wenig schlaksig. Er hatte auch eine Krawatte an... und über dem Anzug hatte er einen langen, braunen Mantel. Lediglich seine Schuhe schienen so gar nicht dazu zu passen. Sie waren zu sportlich, ein wenig sehr legere für das Gesamtbild, aber es passte zu ihm.“ Leicht lächelte Sophie über ihre Erinnerungen. „Aber was rede ich da. Du kennst ja die Bilder von ihm.“ Tabeah lachte etwas. „Es zu hören ist aber viel schöner“
 

„Er hat mich erst sehr zögernd losgelassen und fragte nach einem Namen. Dann ist er zur Tür gegangen und hat einen Blick in den Seminarraum geworfen. 'Da ist sie', hatte er festgestellt. Ich hatte noch immer nicht ganz verstanden, um was es eigentlich ging. Immerhin hatte er nicht wirklich was erklärt. Als ich meinen Namen sagte und ihn wiederum nach seinem fragte, antwortete er nur: 'Ich bin der Doktor.' 'Doktor wer?', hatte ich weiter nachgefragt. 'Einfach nur der Doktor' Ich hatte es so hingenommen, auch wenn mich sein echter Name doch noch immer interessiert.

Wir sind dann vom Seminarraum weg gegangen. 'Sie folgt uns', hatte er gesagt, aber wenn ich mich umgedreht hatte, war da nur wieder die Rückansicht der Nanny. 'Weißt du, warum du ihr Gesicht nicht sehen kannst?', hatte er mich gefragt. Ich habe den Kopf geschüttelt und er erklärte es mir: 'Wenn du ihr Gesicht siehst, stirbt sie. Sie kann ihr Opfer beobachten und nährt sich langsam aber stetig davon, aber wenn ihr Opfer sie ansieht, dann stirbt sie.'“ „Davon alleine?“, warf Tabeah ein, „Aber wie soll jemand nur vom Ansehen tot umfallen?“ „Langsam, langsam. So weit sind wir ja noch nicht“, entgegnete Sophie lachend. „Lass mich nur weitererzählen“ Die Jüngere nickte und aß nebenbei wieder von ihrem Keks.
 

„Er ging mit mir aus der Uni... eigentlich lief ich ihm eher nach. Ich wollte ihn einige Dinge fragen, aber ich brachte einfach nichts heraus. 'Wohin gehen wir?', fragte ich dann doch. 'Zur Tardis. Da haben wir wenigstens für einige Zeit Ruhe', hatte er erklärt. Da ich jedoch nicht wusste, was eine Tardis war, fragte ich ihn auch danach. 'Time and Relative Dimension in Space', war seine Erklärung, die mir, keine wirkliche Erklärung war.“, meinte Sophie schmunzelnd. „Die Tardis ist, ganz einfach gesagt, sein Raumschiff und seine Zeitmaschine gleichzeitig. Zumindest habe ich das später so verstanden. Von außen war sie tatsächlich einfach eine kleine Telefonzelle, aber von innen sah sie ganz anders aus. Sie war riesig und in der Mitte war ein riesiges Schaltpult. Als die Tür hinter uns geschlossen war, fühlte ich mich auf eine seltsame Art irgendwie leichter. 'Spürst du es?', hatte er mich gefragt, als könnte er Gedanken lesen. 'Was?', habe ich aber nur geantwortet. 'Du fühlst dich anders, oder?' Ich nickte und wandte mich zur Tür. 'Warum ist das so?' Ich glaube, es machte ihm sogar ein wenig Spaß mir alles zu erklären und sich darüber zu amüsieren, dass ich absolut keine Ahnung von nichts hatte. 'Ich habe doch gesagt, die Nanny nährt sich von dir. Das heißt, sie saugt dir langsam Kraft und Energie aus. Irgendwann wärst du dann so schwach, dass du nicht einmal mehr stehen kannst. Die Tardis schützt dich aber vor diesem Einfluss. Sie unterbricht die Energieübertragung.' Ich konnte damals nicht mehr, als nur schweigend zu nicken. Es klang schon ein wenig absurd, was er da redete. Trotzdem nahm ich es so hin, denn er wirkte nicht unehrlich. 'Und was... was machen wir nun?', fragte ich nach. 'Wir müssen ihr ein Ende setzen. Sie hat auf diesem Planeten nichts verloren. Sie kommt nicht von hier.' 'Woher dann?' Ich wollte das nicht so stehen lassen. Immerhin sagte er mir da was von Außerirdischen. Das konnte ich nicht sofort einfach glauben. 'Peringrouth', antwortete er nur. Genauso wie du hatte ich auch noch nie von diesem Planeten gehört. Aber immerhin hatte er nun einen Namen. 'Und wie... setzen wir ihr ein Ende?' 'Du musst sie ansehen', erklärte er, 'Dann nimmt sie ihre wahre Gestalt an und verliert ihre Energie. Außerdem kann sie in der Atmosphäre nicht atmen, wenn sie nicht in Menschengestalt herumläuft. Das wird wohl reichen, um sie zu erledigen.'“
 

Tabeah sah Sophie etwas Stirn runzelnd an. Das klang schon irgendwie verrückt. Dabei wirkte Sophie nicht so, als wäre sie es... Noch immer war sie unentschlossen, ob sie ihr alles glauben konnte, doch so oder so, sie wollte die Geschichte zu Ende hören. „Und wie habt ihr es dann geschafft die Nanny zu besiegen?“, forderte sie weitere Erzählung ein. „Es war eigentlich keine große Sache. Nachdem ich mich wieder richtig fit gefühlt hatte, sind wir aus der Tardis gegangen. Da stand sie, an einer Hauswand auf der anderen Seite, den Rücken zu mir gewandt. Das hatte also wieder keinen Sinn. 'Wir brauchen einen Ort mit vielen Spiegeln', stellte der Doktor fest. Ich überlegte einen Moment, ehe ich mich an die Jahrmarktswerbung erinnerte, die überall hing. Dort würde es mit Sicherheit auch ein Spiegellabyrinth geben. Ich schlug also diesen Ort vor und wir machten uns auf den Weg dort hin. Als wir das Gebäude betreten hatten, blickte ich mich um, doch auf den ganzen Spiegeln sah ich sie nur weiterhin von hinten. Wo ich mich auch hin drehte, überall war nur dieses blonde Haar zu sehen. 'Doktor, es hat keinen Sinn', gab ich doch etwas schnell auf. Doch der Doktor kam zu mir, legte seine Hand auf meine Schulter. 'Du musst dich konzentrieren. Es muss einen Spiegel geben, in dem du sie von vorne sehen kannst. Auch wenn es in einer Spiegelung der Spiegelung, der Spiegelung, der Spiegelung...' 'Ja, ich habe es verstanden', unterbrach ich ihn jedoch. So sehr ich mich auch umsah... nirgends war ihr Gesicht. Ich griff in meine Tasche, die ich über die Schulter trug und zog dort meinen Kosmetikspiegel heraus, richtete ihn aus, bis ich plötzlich in ein verzerrtes Gesicht blickte. Ein erschütternder Schrei entfuhr der Nanny. Ich konnte zusehen wie ihr Gesicht schmolz und wie eine Art Schleim auf den Boden tropfte. Darunter war braune, schuppige Haut zu sehen. Ich kann es nicht wirklich beschreiben, was passiert ist, aber sie schnappte nach Luft, versuchte zu Atmen, doch es ging nicht. Wie der Doktor es gesagt hatte, erstickte sie und sank zu Boden, wo sie langsam zerfiel. Es war kein schöner Anblick und er hat mich lange nicht losgelassen. Zurück blieb nur das hier...“ Sophie wühlte ein wenig zwischen den Zeitungsschnipseln und Fotos in der Kiste von zuvor und nahm dann einen kleinen, vertrockneten Klumpen heraus. Er erinnerte ein wenig an einen Stein. Allerdings fühlte er sich anders an, wie Tabeah feststellen konnte. Sie hatte noch nie etwas in dieser Art in den Händen gehalten. „Was ist das?“, fragte sie nach. „Das Herz der Nanny“, antwortete Sophie. „Der Doktor hat mir erklärt, dass darin alle Energie gespeichert ist. Stirbt ein solches Wesen, nehmen die anderen dieser Art das Herz zu sich“, meinte sie. „Es klingt schon etwas eklig, muss ich zugeben...“ Fasziniert sah Tabeah auf den Klumpen, legte ihn dann zurück. „Was ist danach mit dem Doktor geschehen?“, fragte sie nach. Sophie lächelte traurig, ehe sie wieder zu erzählen begann.
 

„Wir haben danach das Spiegellabyrinth verlassen. Ich habe das Herz mit mir genommen und eingesteckt. Ich wollte es als Erinnerung behalten. 'Wohin gehen Sie nun, Doktor?', fragte ich ihn. 'Oh, mal sehen, wohin mich die Tardis bringt', hatte er geantwortet, was mich ein wenig traurig gemacht hatte. 'Sind Sie alleine unterwegs?', hatte ich gefragt. 'Normalerweise schon', gab er zurück. Das hatte mich doch etwas erschüttert. 'Und... was machen Sie dann so? Alleine?' 'Ach, ich bin mal hier und mal da. Auf der Erde oder einem anderen Planeten. Wie es sich nun mal anbietet und was die Tardis so will' 'Ist es nicht einsam?' Er hatte mir darauf keine Antwort gegeben, blickte nur in den Himmel. 'Ist es nicht faszinierend, wenn man in den Himmel sieht und weiß, das für unendliche Weiten es da noch so gibt?' 'Ich kenne diese Weiten nicht. Aber diese Nanny hat mir gezeigt, dass es mehr gibt, als nur die Erde und die Welt, die wir kennen', erklärte ich ihm und er hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt. 'Möchtest du mich nicht begleiten?'“ „Er wollte, dass du mitkommst?“, fragte Tabeah erstaunt und lächelte. „Ja... er nahm mich mit. Mit auf die Tardis. Ich sollte mir einen Ort aussuchen, den ich sehen wollte. Es machte mir ein wenig Angst, diese Freiheit zu haben, aber... Ich bat ihm darum, mir den schönsten Ort zu zeigen, den er kannte. 'Leider gibt es diesen Ort nicht mehr, aber ich kann dir einen Planeten zeigen, der dir sicher gefallen wird', hatte er gesagt und die Tardis zum Starten gebracht. Ich hatte mit einem Flug durch den Weltraum gerechnet, wie man es in Filmen immer sieht, aber tatsächlich waren wir schon in ein paar Sekunden wieder gelandet. Er gab mir einen Anzug, den ich tragen sollte. Immerhin ist nicht überall die Atmosphäre dieselbe, wie auf der Erde. 'Geh nach draußen', hatte er gesagt und ich habe die Tür der Tardis geöffnet. Ich kann bis heute kaum glauben, was ich dort gesehen habe. Es war leuchtend... bunt. Wir befanden uns auf einer Ebene, neben einem Waldrand. Der Boden war weiß wie Schnee. Ich machte ein paar Schritte nach draußen, fühlte jedoch nicht das weiche Nachgeben. Der Boden war Hart und als ich mich nach unten beugte, erblickte ich feine, glänzende Linien, die sich durch den marmorgleichen Boden zogen. Es schien kein Gras zu geben und die Bäume des Waldes wuchsen auf dem Boden. Sie hatten keine Stämme, wie bei uns. Sie waren auch nicht braun und grün. Wie Schläuche waren schwarze Stängel ineinander gewickelt und bildeten so Stämme. Hier und da sprossen Blätter der gleichen Farbe heraus. Doch so monochrom das auch erschien, als ich zwischen den Bäumen weiter ins Innere des Waldes sah, erblickte die strahlende Blüten, manche riesengroß, manche winzig klein. Doch sie alle schillerten in den buntesten Farben. Sie leuchteten. Jede einzelne dieser Blüten leuchtete. Ich wandte mich zur Tardis und sah den Doktor in der Tür. 'Sieh dich um', rief er mir zu. Ich war verwundert, dass er keinen Schutzanzug trug, doch er konnte ja auch nicht menschlich sein, oder? Vielleicht vertrug er ja die Atmosphäre dort.
 

Ich bin ein wenig weiter gegangen und sah immer mehr dieser Blüten. Sie brachten den ganzen Wald zum Strahlen und Glänzen. Das Licht reflektierte auf dem Boden und schien alles hier zu erhellen. Als ich nach oben in den Himmel sah, war dort nur Dunkelheit. Und dennoch war alles so unglaublich hell. Allein durch die Bäume und deren Blüten. Ich ging wieder ein Stück zurück Richtung Tardis, lief dann in die entgegengesetzte Richtung von zuvor weiter. Es war so weit bis zum Horizont. Nichts war zu sehen, außer dem dunklen Himmel und dem Boden, in dem sich selbst in dieser Ferne Licht zu spiegeln schien. Ich habe noch nie etwas Schöneres und Wundersameres als jenen Ort gesehen. Ich weiß nicht, was da wohl noch so alles gewesen wäre, aber dieses Leuchten und Schillern zu sehen, die Farben, die grellen Lichter... Es war faszinierend. Ich wünschte ich könnte ihn dir zeigen, aber ich muss gestehen, ich habe nicht einmal gefragt, was es für ein Planet war, wo er war, wie er hieß. Ich war einfach so beeindruckt von diesem Wunder, das mir der Doktor zugänglich gemacht hat.“

Tabeah hörte aufmerksam zu. Sie war wie gefesselt, konnte sich kaum vorstellen, was ihr da erzählt wurde und umso weniger konnte sie es glauben. Doch diese Geschichte war so schön, dass sie sie nicht missen wollte, ob sie nun echt oder erfunden war, spielte doch keine Rolle.
 

„Ich unternahm einen kleinen Spaziergang über die Ebene. Hier und da konnte ich weitere strahlende Bäume sehen, doch andere Lebewesen sah ich nicht. Als ich zurückkehrte, stand der Doktor noch immer in der Tür der Tardis, ging dann jedoch zur Seite, um mich einzulassen. Er schloss sie wieder hinter mir und ich legte den Anzug ab. Es brauchte keine Worte, um ihm verständlich zu machen, wie dankbar ich ihm gewesen war, dass er mir jenen Ort gezeigt hatte. Er startete die Tardis wieder, um nach Hause zurückzukehren. Als ich sie verließ, war alles so wie zuvor. Wir standen zwei Straßen von der Universität entfernt, man hörte die Autos, Vögel und Menschen. Es war, als wären wir nie weg gewesen und in diesem Moment dachte ich tatsächlich, ich hätte es mir nur eingebildet oder geträumt, weil es so unwirklich erschien. 'Da wären wir wieder. Und ich verabschiede mich von dir', sagte er lächelnd, doch ich konnte es nicht erwidern. Da zeigte er mir einen solchen Ort und ich... würde hier zurückbleiben, während er noch mehr dieser Plätze sehen würde. 'Werden wir uns wiedersehen?', fragte ich nach. 'Möchtest du es denn?' Ich nickte und er schob die Hände in seine Hosentaschen. 'In Ordnung. Dann komme ich zu dir. Ich finde dich schon. Das habe ich nun ja auch' Als die Tür der Tardis sich geschlossen hatte, trat ich ein paar Schritte zurück. Ich konnte ein seltsames Geräusch hören, das von ihr ausging. Dann verschwand sie und ich blieb zurück. Dieses Geräusch... Ich bin mir sicher, du wirst es erkennen, wenn du es hörst. Es gibt wohl nichts auf dieser Welt, das so klingt. Aber dieses Geräusch machte mir auch schlagartig bewusst, dass es eine Lüge gewesen sein musste. Und nun... sieh mich an. Ich bin eine alte Frau. Und hier gewesen ist er noch immer nicht. Ich weiß nicht einmal, ob er noch am Leben ist. Vielleicht ist ihm auch bei einer Reise etwas passiert? Kann ja niemand wissen...“ Leise seufzte Sophie und Tabeah senkte bedrückt den Blick. Das alles kam ihr so fantastisch vor und gleichzeitig machte es sie traurig. So wie sie Sophie nun sah, hatte sie wohl ihr ganzes Leben nur auf die Rückkehr des Doktors gewartet, obwohl sie nur einen einzigen Tag mit ihm verbracht hatte. Sie konnte es nicht recht nachvollziehen, doch hätte ihr jemand eine ganz andere Welt gezeigt, womöglich würde sie dann auch so reagieren.
 

Als Tabeah wenig später das Haus verließ und die Straße entlanglief, dachte sie über all das nach, was Sophie gesagt und erzählt hatte. Ob sie es sich vielleicht doch nur ausgedacht hatte? Aber das Herz der Nanny... was war es gewesen? Nie zuvor hatte sie etwas so Seltsames gefühlt. Es war aus Material, das sie nicht kannte. Woher also hatte Sophie dieses gehabt? Würde sie wirklich so einen Aufwand betreiben, um ihre Geschichte glaubwürdig zu machen? Nein, der Typ war sie einfach nicht.

Kopfschüttelnd bog sie um eine Ecke, um zur Bushaltestelle zu gehen, als sie plötzlich in dem Park auf der anderen Seite ein Geräusch hörte, eines, das sie noch nie gehört hatte. Neugier packte Tabeah und sie eilte über die Straße. Zwischen ein paar Bäumen sah sie gerade noch etwas, das aussah wie eine blaue Telefonzelle, ehe es sich ganz in Luft auflöste – Die Tardis.



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