Oni und Kami
„Takumi, du solltest wirklich noch liegen bleiben“,
versuchte Ai mich zurückzuhalten, worauf Haru aus dem Nebenraum, ins Zimmer
kam.
„Was wir das wenn es fertig ist“, fragte Haru verwundert.
„Er will zum Tempel seines Onkels“, antwortete Ai
aufgebracht, während ich aufstand und anfing mich umzuziehen. Dabei musste
ich sehr langsam vorgehen da ich nicht grade wenig Schmerzen hatte.
„Und wieso willst du grade jetzt zu deinen Onkel, Saga kun“,
fragte er mich dann anklagend.
„Mein Onkel wurde ins Krankenhaus eingeliefert, weil er gestern
Abend nicht weit vom Tempel angegriffen wurde“, sagte ich während ich meine
Schuhe zuband. „Nach dem was er mir berichtete, muss ich auf schnellsten weg
zum Tempel und für ihn einspringen.“
„Aber wieso kann niemand anders für dich einspringen“, sagte
sie verzweifelt.
„Ai, Süße, ich muss da hin, den meine Familie ist die
einzige die weiß was dort im Tempel versiegelt ist“, sagte ich ruhig und
stand, fertig angezogen auf. „Wenn das ist, was ich denke, dass es meine Onkel
angegriffen hat, ist die ganze Stadt in Gefahr.“
„Was bist du wirklich“, fragte Haru und stellte sich mir in
den Weg. Ich seufzte laut und ließ müde die Schultern hängen.
„Der Begriff der am besten auf mich zutrifft ist Onmyouji.
Sie waren in 8 bis 12 Jahrhundert sehr verbreitet. Sie haben Exorzismus,
Reinigungsritualen und Astrologie betrieben, um es ober flächig zu erklären. Um
genauer zu werden bräuchte ich einige Stunden“, sagte ich. „Übrigens weiß ich
auch das euer Clan seid je her von Youkais verfolgt wird. Was wiederum erklärt
wieso Yakuzas sich für Exorzisten interessiert.“
„Woher“, fragte Haru aufgebracht.
„Im gesamten Haus sind Ofuda angebracht und jeder von euch
trägt mächtige Schutzzauber mit sich herum“, antwortete ich ruhig. „Solche
Dinge kann ich spüren.“
„Wie spüren“, fragte Ai verwirrt.
„Kennst du das Gefühl, wenn du dir einbildest das irgendwo
etwas gewesen sein muss. Nun so in etwa kannst du es dir vorstellen, nur ist
es bei mir stärker und es gibt verschiedene Nuancen dieses Gefühls“, antwortete
ich ihr erblich
„Gut, es scheint ja wirklich sehr wichtig zu sein, dass du
da hin geht, aber nicht alleine“, sagte Haru und zog sein Handy aus der Tasche.
„Du solltest eigentlich noch einige Zeit im Bett verbringen, daher wird Kaito
dich begleiten, nicht das du uns noch umkippst.“
Ich nickte schweigend, worauf er kurz telefonierte und kurz
darauf kam Kaito ins Zimmer. Er hatte
knallrote Haare, trug eine Schuluniform, er hatte Kopfhörer auf und sein
Gesicht zeigte sehr deutlich langweile Als Shou ihn dann erklärte das er mich
begleiten soll, war er nicht grade begeistert von der Idee.
„Du wirst ihn begleiten, sonst kannst du was erleben“, fuhr
Ai ihn nun wütend an, worauf nicht nur er zusammen zuckte. Er nickt daraufhin
heftig und wenig später, saß er neben mir in meinem Wagen und wir fuhren eine
ganze Zeit, bis wir im Tempel ankamen.
Als ich neben dem Tempel parkte und wir ausstiegen, kamen
schon meine Tante, sowie meine kleine Cousine aus dem Wohnhaus, neben dem
Tempel.
„Takumi, mein Schatz“, rief meine Tante, lief auf mich zu und
fiel mir um den Hals.
„Niisan, du hattest versprochen uns schon viel früher zu
besuchen“, schimpfte das dreizehn jährige Mädchen mit mir, was mich zum Lachen
brachte.
„Tut mir
leid Oba san, Toru chan. Ich wollte wirklich früher vorbeikommen, aber
ich hab es leider nicht geschafft”, grinste ich beide an, als meine Tante mich los ließ. „Ach ja,
das hier ist Kaito.“
Erst jetzt bemerkten die beiden ihn, der regungslos hinter
mir gestanden hatte. Als Toru ihn dann musterte wurde sie sofort rot, was mich
zum grinsen bracht.
„Hey meine Kleine, er ist nicht für dich und ich denke mal
das du ihn zu jung bist“, flüsterte ich ihr ins Ohr. Empört schlug sie mir
gegen die Schulter, was mich nur zum Lachen brachte und wir gingen alle ins Haus.
Sofort machte sich Toru daran uns allen einen Tee zu kochen. Es war ein Haus im
alten japanischen Still.
„Werdet ihr hier schlafen“, fragte Toru aufgedreht nach dem
wir uns einige Zeit unterhalten hatten.
„Werden wir. Ich werde blieben bis Oji san aus dem
Krankenhaus kommt und den Tempel weiter betreiben kann“, sagte ich freundlich.
„Kannst du mich dann Morgen zur Schule fahren, sie wohlen
mir nicht glauben das du mit mir verwandt bist“, meinte sie und sah mich mit
großen Welpenaugen an. Seufzend gab ich nach.
„Gut dann werde ich mich mal umsehen und den Bannkreis
verstärken“, sagte ich dann.
„Soll dir einer von uns zur Hand gehen“, fragte meine Tante
sofort.
„Nicht nötig, Kaito kann mir helfen“, antwortete ich und
stand auf. Kaito tat es mir gleich und ich zeigte ihn sein Zimmer für die
nächsten Tag. Danach zog ich meine Tempelkleidung an. Umgezogen ging ich dann,
zusammen mit Kaito in den Tempel. Dort schrieb ich Formel auf weiße rechteckige
Zettel, mit denen ich dann nach draußen ging. Dort warf ich sie in die Luft,
sagte leise etwas und die Siegel flogen davon.
„Was war das“, fragte Kaito erschrocken.
„Ich habe den vorhanden Bannkreis verstärkt“, antwortete ich
und sah ihn grinsend an. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten das zu tun und
diese liegt mir eben am besten.“
„Kannst du auch Geister und Youkais sehen“, fragte er mich
nun unsicher.
„Das kann ich seid ich denken kann und ich nehme sicher
richtig an wenn sage das deine Familie das auch kann“, antwortete ich. Er sah
mich mit großen Augen an und nickte einige Zeit.
„Ich werde dir etwas zeigen, womit du dich falsch nötig
gegen böse Geister oder Youkais verteidigen kann“, sagte ich ruhig zu ihn. Ich
zeigte ihn wie er die Hände falten musste und brachte ihn einen Bannspruch bei.
Es klappte auf an hieb, worauf er mich ein wenig stolz ansah. Danach ging ich
mit ihn ins innere des Tempels, in einen der hinteren Räume. Dort befand sich
ein kleiner schwarzer, schmuckloser Schrein. Vor dem Schrein brannte
Räucherwerk, dessen Duft den kleine Raum gänzlich erfühlte.
„Ist das der Gott der hier verehrt wird“, fragte Kaito
unsicher.
„Nein! In diese Schrein ist ein mächtiger Youkai versiegelt,
der vor langer Zeit Rache, an den hier ansässigen Gott schwor“, antwortete ich
und kniete mich vor den Schrein. „Nach der Legend waren die beiden früher
einmal Freunde, doch eines Tages töteten Menschen einen Großteil der hier
ansässigen Youkais. Die Youkais wollten darauf hin dann die Menschen auslöschen,
doch der Gott schützte sie, worauf ein erbitterter Kampf zwischen den Youkai und
dem Gott entbrannte. Schließlich versiegelte man den Youkai hier um schlimmeres
zu verhindern.“
Kaito schwieg und sah mir dabei zu wie ich das Siegel das
auf den Schrein lag verstärkte. Nach einer Stunde hörte ich erschöpft auf und
stand auf, doch ich schwankte sofort, da mir schrecklich schwindelig wurde.
Sofort war Kaito da und half mir mich draußen auf die Stufen des Tempels zu
setzten.
„Du schwächelst Menschenkind“, erklang nach einigen Minuten
eine belustigte Stimme.
„Ich hatte gestern nicht grade einen angenehmen Tag und die
Siegel brauchen auch nicht grade wenig Kraft, Baka“, sagte ich müde, während
Kaito sich suchend umsah. Doch ich wusste das Tenjin sama sich nur zeigte wenn
er es auch so wollte.
„Wie redest du mit einem Gott, Menschenkind“, sagte sie
Stimme erbost
„Tenjin sama, bitte unterlasst solche Spiele, du
verschreckst nur unseren Gast“, seufzte ich. Ein kräftiger Windstoß fegte uns
fasst von den Stufen und im nächsten Moment stand ein hübscher Mann, mit langen
schwarzen Haaren, der einen weißen Yukata trug, vor Kaito.
„Wenn ich mich nicht irre gehört der Knabe doch zum
Fushiwara Clan! Was hast du mit diesen Verrätern zu schaffen“, fragte mich der
Gott nun wütend.
„Das Oberhaupt der Familie erpresst mich“, antwortete ich
tonlos.
„Wie kann er es wagen das Oberhaupt des Saga Clans zu
bedrohen. Ich werde ihn zertreten wie einen Wurm“, meinte Tenjin wütend.
„Lass gut sein, wenn ich wollte hätte ich mich schon lange
aus dieser Situation retten können, aber ich finde mein Leben dadurch eigentlich
sehr interessant“, entgegnete ich ruhig.
„Ich versteh dich einfach nicht Takumi kun, du bist noch
schwerer zu begreifen als dein Großvater“, seufzte nun der Gott.
„Äh Takumi san, was soll das heißen du bist das Oberhaupt
des Saga Clans“, fragte Kaito nervös.
„Ach ja, dass kannst du ja gar nicht wissen! Ich gehöre zur
Hauptfamilie des Saga Clans und mein Onkel zu einem Nebenzweig der Familie. Da
ich die einzige noch lebende Person der Hauptfamilie bin, bin ich automatisch
das Oberhaupt“, sagte ich grinsend und kratzte mich am Hinterkopf. „Die Familie
Saga ist schon sehr alt und seid dem wir denken können betreiben wir diesen
Tempel.“
„Aber müsstest du den nicht den Tempel führen“, fragte mich
der Junge nachdenklich.
„Mit einundzwanzig werde ich ihn voraussichtlich
übernehmen“, antwortete ich.
„Ich kann den Tag kaum erwarten, den dann kommen die ganzen
schönen Mädchen wieder hier her zum Beten, um einen Blick auf Takumi zu
erhaschen“, fragte Tenjin breit grinsend.
„Ich weiß schon was du willst! Wenn du wieder anfängst den
Mädchen ständig die Röcke hoch zu wehen, weißt du was dir blüht“, schimpfte
ich, worauf mich Tenjin nur lachend ansah.
„Ich weiß schon“, lachte er und war in nächsten Moment
verschwunden.
„Wieso habe ich nur den Eindruck das ich nicht sehr alt
werde“, seufzte ich und stand auf.
„Weil du dich jetzt schon wie ein fünfzig jähriger anhörst“,
lachte Kaito, worauf er von mir eine Kopfnuss kassierte. Jammernd hielt er sich
den Kopf, während ich durch das Torii in den Wald, der wie ein Kilometer breiter Gürtel, um den Tempel lag.
Eilig lief Kaito mir nach.
„Du Takumi san, ist es nicht gefährlich einen Youkai in
einem Tempel aufzubewahren“, fragte er mich nach einiger Zeit.
„Ist es nicht, den niemand kann den Tempel, weiter als bis
zur Haupthalle, wo der Schrein von Tenjin ist, betreten, selbst Tenjin selber
kann nicht weiter“, sagte ich ruhig zu ihn. „Du konntest nur weitergehen weil
ich es so wollte.“
„Wieso kann man den Kami sama daran hindern weiter in den
Tempel hineinzugehen“, fragte er.
„Du musst es dir so ähnlich wie den Bannkreis vorstellen den
ich eben errichtet habe. Es ist wie ein unsichtbares Schild, das nur wenige
Menschen durchtreten können“, erklärte ich ohne anzuhalten. „Das ist nötig
weil Geister oder Dämonen zu in der Lage sind, unseren Geist zu Manipulieren und so
könnten sie zum Schrein gelangen und den Youkai befreien. Selbst Tenjin könnte
so etwas passieren, den seine Kraft hängt davon ab wie fiele Menschen hier her
kommen und Beten“
„Du weißt echt verdammt viel, sempai“, grinste er.
„Kann sein, aber ich muss noch viel lernen bis ich den
Tempel übernehmen kann“, sagte ich tonlos und blieb auf einer Lichtung stehen.
Ich bedeutete ihn still zu sein, holte eine Kette aus grüner Jade hervor,
legte sie um meine Hände und faltete diese. Leise sprach ich lange Bannformel.
Immer wieder konnte man leise schreie hören und panische Schritte.
„Was hast du gemacht“, fragte Kaito unsicher, als ich
aufhörte und mich zu ihn umdrehte.
„Ich habe den Wald von den schwachen, bis mittleren Youkais
befreit“, antwortete ich müde. „Sie sind meistens freundlich und ganz harmlos,
doch sind sie im Moment in Gefahr. Hier treiben sich sehr starke Youkais rum,
die ihre kraft oft steigern, in dem die schwächere Artgenossen fressen.“
„Also schlägst du im Grunde zwei Fliegen mit einer Klappe.
Du schütze die schwachen und dazu verhinderst du das die Starken noch stärker
werden“, erwiderte Kaito, als er neben mir her ging. Ich nickte nur und wir
gingen schweigend zurück zum Tempel, wo uns eine unerwarteter Besuch erwartete.
Mein Auto hatte einen Bruder bekommen und allein dadurch wusste ich, wenn ich
im Haus zu erwarten hatte.
„Wir sind wieder da“, rief ich laut, als wir eintraten und
unsere Schuhe auszogen. Ich hörte wie die Tür zum Wohnzimmer aufgeschoben wurde
und zwei Minuten später stand meine Tante vor mir.
„Dein alter Schulfreund Keisuke kun ist vorbeigekommen, da
du wohl heute Morgen so früh aufgebrochen bist“, sagte sie mir freudiger
Stimme.
„Sag ihn das ich später zu euch komme, ich muss noch ein
wenig arbeiten“, meinte ich tonlos, ohne sie anzusehen.
„Aber Takumi kun, er ist extra hier her gekommen um dich zu
sehen. Komm wenigstens auf eine Tasse Tee ins Wohnzimmer“, versuchte sie mich
zu überreden, doch ich ignorierte sie einfach und ging auf mein Zimmer. Dort
setzte ich mich an den Schreibtisch und suchte etwas in einigen meiner Büchern.
Nach einiger Zeit klopfte jemand an die Tür und schob sie dann auf ohne auf
eine Antwort zu warten. Verwundert drehte ich mich um und sah wie Keisuke hinter
sich die Tür schloss und dabei ein Tablett mit zwei Tassen Tee balancierte.
„Was willst du“, fragte ich unfreundlich, sah dabei aber
wieder in meine Bücher.
„Ich will mit dir reden“, antwortet er und kam auf mich zu.
Er stellte einer der Tassen neben mich. „Das gestern Abend hätte ich nicht tun
dürfen. Ich weiß es ist unverzeihlich, aber ich hoffe du gibst mir noch eine
Chance und wir fange noch mal von vorne an... nun ich mag dich wirklich gerne.“
„Selbst wenn ich es tun würde, was glaubst du wie sich dein
Schwester fühlen würde wenn sie ausfindet das du dich in mich verliebt hast“,
sagte ich trocken und drehte mich auf meinen Schreibtischstuhl zu ihn um. Er
sah mich mit großen Augen an, aber schwieg.
„Ich werde weiter für dich arbeiten und Zeit mit Ai
verbringen, aber mehr sollte da wirklich nicht sein, Kesiuke san“, sagte ich
kalt. Ich wollte mich grade wieder um drehen, als plötzlich Tenjin vor mir
stand.
„Takumi du musst dich beeilen, vor dem Tempel sind plötzlich
Onis aufgetaucht“, sagte er. Sofort sprang ich auf und rannte ohne Rücksicht
auf jemanden zu nehmen nach draußen, zu ersten Torii des Hauptgebäudes. Dort
standen gut ein dutzend Onis, die mit
ihren Keulen den Bannkreis zu zerschlagen. Grade als ich anfing die
beschädigten Stellen aus zu besseren kamen Kaito, Keisuke und Tenjin zu mir.
„Tenjin sama, ich brauche deine Hilfe“, sagte ich
angestrengt, während mir der Schweiß über die Stirn lief.
„Was ist heute mit dir los, du bist den ganzen Tag,
leichenblass und du bist so kraftlos“, sagte er seufzend, zauberte aber einen
Speer hervor. Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern stürmte durch den
Bannkreis und griff die Onis an.
„Kaito, erinnerst du dich noch an das was ich dir vorhin
beigebracht habe“, fragte ich ihn. Er nickte und fing an. Ich hörte dann auf,
zog die Kette aus Jade hervor und lief ebenfalls zu den Onis, die ich mit Zauber angriff.
Ich schaltete grade meinen vierten Oni aus, als ich Keisuke Schrei hörte.
„Takumi, hinter dir!“
Ich drehte mich um und sah wie eine Keule geschwungen wurde.
Ich schaffte es nicht ihr aus zu weichen und wurde hundert Meter durch die
Luft geschleudert. Hart schlug ich auf den Boden auf und krümmte mich, da mich
Keule genau meinen Oberkörper erwischt hatte.
„Takumi“, hörte ich eine besorgte Stimme und wurde auf den Rücken
gedreht. Verschwommen sah ich die drei um mich herum stehen, während mir jeder
Atemzug schmerzen bereitete.
„Sind die...“, begann ich leise zu sagen, wurde aber von
Tenjin unterbrochen.
„Die Onis sind alle tot“, sagte Tenjin und hob mich
vorsichtig hoch. Kurz darauf verlor ich wiedermal das Bewusstsein.