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CRIMSON

von

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Chapter Three ~ Gone ~

Chapter Three ~ Gone ~
 

Schon eine ganze Weile herrscht Schweigen zwischen uns. Keiner weiß so wirklich, was er sagen und wahrscheinlich auch denken soll. Verübeln kann man es niemanden. Wir alle wollten nicht, dass es so endet. Im Gegenteil. Es sollte doch einfach nur ein gemütlicher Abend für uns werden. An dem wir zusammen sitzen, etwas trinken und uns freuen, dass die Prüfungen endlich erst einmal vorbei sind. Doch nun … Die Stimmung ist am Boden und ich denke, sie wird sich auch nicht mehr erholen. Dafür ist grade einfach zu viel passiert, finde ich.
 

„Vielleicht wäre es besser, wenn wir den Abend für heute beenden“, meint Shikamaru nun, die Stille unterbrechend. Seine Stimme klingt, sehr zu meiner Verwunderung, weder gelangweilt noch genervt. Eine Seltenheit, wenn man die Situation, in der wir uns befinden, bedenkt. Zögernd nicke ich, versuche es mir innerlich immer noch etwas schöner zu reden, als es eigentlich ist.

„Dann ruf ich uns ein Taxi“, meint der Hyuuga nun, steht auf und verlässt darauf das Zimmer. Nur kurz schaue ich ihm nach, bin immer noch etwas wütend, wegen seiner Worte Menma gegenüber. Auch wenn ich ihn schon irgendwo verstehen kann. Zusammen stellen wir wirklich eine Gefahr dar … Aber er müsste doch auch verstehen, dass die Situation damals eine vollkommen andere war, als die Jetzige. Unsere Leben standen damals auf dem Spiel. Und nun sitzen wir einfach nur zusammen und versuchen, den Abend zu genießen. Das ist etwas vollkommen anderes, als zuvor.

„Nimm … Nimm es ihm bitte nicht übel, Naruto-kun.“ Hinatas Stimme klingt fest. Jedenfalls fester, als man es normalerweise von ihr kennt. Stumm betrachte ich sie, lasse ihre Worte in Ruhe zu mir durchdringen. Ehe ich zögerlich nicke. „Er meint es wirklich nicht so…“

„Ich weiß schon … Ich weiß das doch.“ Jedenfalls denke ich das. Nein … Eigentlich bin ich mir sicher, dass ich das irgendwo weiß. Neji ist immerhin nie ein schlechter Mensch gewesen, der Leuten absichtlich Schaden zugefügt hat. Im Gegenteil … Es ist wahrscheinlich einfach ebenfalls nur die Erinnerung, die es ihm schwer macht, mit allem zurechtzukommen. Jedenfalls könnte ich mir das wirklich so vorstellen.
 

Es dauert auch nicht lange, da steht der Braunhaarige schon wieder in der Tür und beobachtet uns. Ich nehme es wahr, auch wenn ich ihn nicht direkt anschaue. Allein der Blick meines Bruders, der vorsichtig zur Seite weicht, ist ausreichend. Und im Gegensatz zu mir, wird sich Menma erinnern. Doch ich finde es unfair, dass alle ihm die Schuld geben, obwohl ich derjenige bin, der das Monster beherbergt.

„Eine halbe Stunde ungefähr. Dann wird unser Taxi da sein.“ Die Worte erklingen, doch ich nehme sie kaum noch wirklich wahr. Genauso wie das zustimmende Flüstern des Mädchens. „Und Inuzuka nehmen wir mit.“ Überrascht schaue ich auf. Doch nicht nur ich, auch Sasuke scheint verblüfft von dieser Entscheidung. Und noch mehr schockt es mich, dass der Hyuuga über diese Aussage auch noch Schmunzeln muss. Wenn ich nicht schon sitzen würde, dann würde ich wahrscheinlich sofort zu Boden gehen.

„Wie kommt es?“, ist es nun Sasuke, der in der Lage ist, diese Frage einigermaßen gefasst und ruhig zu stellen.

„Es liegt auf dem Weg“, ist allerdings die stumpfe Antwort Nejis, welche bei uns nur weitere Fragen aufwirft. Es liegt aber auch nicht in meinem Interesse, die Gedanken, die sich in meinem Kopf diesbezüglich befinden, laut auszusprechen. Denn wenn eines ziemlich sicher ist, dann ist das lediglich die Tatsache, dass Hyuuga Neji niemanden, der Interesse an seiner Cousine hat, auch nur die Nähe von Hinata lassen würde. Also ist er entweder damit einverstanden, dass Kiba mehr von dieser will, oder aber das Interesse besteht auf beiden Seiten und der Braunhaarige musste sich diesem einfach fügen. Allerdings ist dieser Gedanke schon wieder so absurd, dass er kaum wahr sein kann. Hinata hat Kiba bisher nie wirklich für voll genommen. Also entweder will Neji ihm eins auswischen oder aber er will etwas in die Wege leiten, von dem wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts wissen können.
 

Seufzend muss ich dem Drang wiederstehen, mir mit beiden Händen die blonden Haare zu raufen. Diese vielen Gedanken sind im Moment einfach fehl am Platz. Ich möchte sie nicht haben! Sondern mich lieber wichtigeren Dingen widmen. Wie zum Beispiel der Tatsache, dass mein Bruder hier anwesend ist. Zusammen mit seinem festen Freund, mit dem ich immerhin noch kein wirkliches Wort gewechselt habe. ‚Das sollte ich dringend nachholen‘, denke ich noch, bevor ich jedoch schon wieder davon abgehalten werde. Denn Shikamaru und Ino haben anscheinend beschlossen, den Weg nach Hause zusammen anzutreten, weswegen sie sich nun auch beide vom Boden erheben und uns mit einer ziemlich offenkundigen Geste mitteilen, was sie vorhaben. Im Gegensatz zu mir, erhebt sich nun auch Sasuke, bietet an die Gäste noch zur Tür zu begleiten, während ich einfach sitzen bleibe und beobachte, wie der Schwarzhaarige zusammen mit den anderen beiden hinter den Shoji verschwindet.
 

Es dauert auch nicht lange, da steht er bereits wieder im Zimmer und teilt uns mit, dass das Taxi bereits wartet. So sind es auch nur Sekunden, in denen sich die Hyuugas, mit einer höflichen Verbeugung, und Kiba, mit einem ängstlichen Blick, das Haus verlassen und wir nun gänzlich ungestört sind. Nur wir vier … Das erste Mal vollkommen unter uns.

Leise versuche ich den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat, hinunter zu schlucken, mir meine Nervosität nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Dabei frage ich mich allerdings schon, warum ich so nervös bin? Eigentlich habe ich gar keinen Grund dazu. Immerhin ist es Gaara, der uns eigentlich überhaupt nicht kennt. Trotzdem jagt es mir einen Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, dass wir nun wirklich ganz alleine hier sind.
 

„Ich glaube es wird Zeit“, ist es mein Bruder, der meine Gedanken unterbricht und dafür sorgt, dass meine ungeteilte Aufmerksamkeit nun ganz ihm gilt. „Es wird Zeit, euch endlich mal untereinander richtig vorzustellen. Immerhin hatten wir uns das ja abgemacht, nicht wahr?“ Seine Frage sollte vermutlich ernst wirken, doch seine Augen und auch die zuckenden Mundwickel verraten mir, dass er das ganz und gar nicht so meint und uns versucht, etwas vorzuspielen. Vielleicht versucht er damit aber auch nur seine Angst zu verbergen? Ich weiß es nicht … Und genau das wiederum, gibt mir zu denken. Dass ich nach einem halben Jahr meinen Bruder immer noch so wenig zu kennen scheine, dass ich ihn nicht einmal in dieser Situation einschätzen kann …
 

„Dann wird es Zeit“, mein Sasuke nun und greift nach seinem Glas, was bisher vollkommen unangerührt auf dem Tisch gestanden hatte. Im Gegensatz zu uns, hat der Schwarzhaarige auch beim Anstoßen keinen Schluck aus dem durchsichtigen Gefäß genommen. Dass er es jetzt tut, verwundert mich. „Aber warte nicht zu lange. Meine Geduld reicht nicht ewig.“

Ich sehe, wie Menma sich ein Lachen verkneifen muss. „Natürlich. Der werte Herr Uchiha hatte ja bekanntlich schon immer nur eine sehr kurze Geduldsspanne. Ich meine mich zu erinnern, dass wir damals deswegen öfter einmal Kopfnüsse von dir kassiert haben. Wobei du Naruto niemals so hart getroffen hast, wie mich“, dramatisiert mein Bruder nun, womit er auch mir ein Lächeln entlockt. Ich kann mich daran zwar nicht erinnern, aber es ist schön zu hören, dass wir auch damals schon so unsere Zeit zusammen verbracht haben. Dass mich Sasuke allerdings mehr geschont haben soll, kann ich Menma nur schwer abkaufen, muss ich doch sofort wieder an die nicht so schöne Bekanntschaft mit dem Lehrbuch zurück denken.

„Ja wird es denn bald!“ Die Augenbraue des Uchihas zuckt bedrohlich, was mich schon instinktiv etwas mehr zur Seite rutschen lässt. Doch meinem Bruder entlockt es nur ein weiteres Lachen.

„Jaja…“ Tief holt Menma noch einmal Luft, bevor er abwechselnd mich und Sasuke betrachtet. „Also das hier ist Gaara. Und wir sind seit bald zwei Jahren nun ein Paar.“ Seine Hand findet automatisch den Weg zum Arm des Rothaarigen und ich kann nicht anders, als dieser Bewegung mit den Augen zu folgen und zu denken, wie unglaublich vertraut diese Geste wirkt. Es ist weder befremdlich, noch löst es in mir eine Form von Ekel aus. Ich weiß nicht … Irgendwie wirkt es richtig und sorgt dafür, dass ich mich für die beiden wirklich freuen kann.
 

„Ich hoffe, du hast auch genau bedacht, dass dieser Idiot einen da nicht mehr so schnell aus seinem Leben verschwinden lässt? Denn diese Familie hat ein unglaublich gutes Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen.“ Sasukes Worte hallen durch das Zimmer. Für einen kurzen Moment ist es still zwischen uns, bis es dann auf einmal Gaara ist, der sie durchbricht.

„Keine Sorge. Ob du es glaubst oder nicht … Aber dieser Idiot kann nicht nur Probleme bereiten, sondern sie auch hervorragend lösen.“ Dass der Rothaarige mit diesem Satz wohl nicht nur gradlinig auf Sasukes Frage geantwortet hat, wird spätestens dann klar, wie sich dessen Lippen zu einem leichten Lächeln verziehen.
 


 


 

Etwas Warmes umschließt mich, hält mich und sorgt dafür, dass ich tiefer hinab tauche. In den Schlaf. Und die wohlverdiente Ruhe genieße. So nehme ich doch auch das Vibrieren des Handys, welches ich unter mein Kopfkissen gelegt habe, nicht wirklich wahr.

Erst als ein lautes Brummen neben mir mich auffordert, sofort den Krach zu beenden, werde ich langsam aber sicher aus meinem schönen, flauschigen Wattebausch heraus gerissen. Zögernd öffne ich die Augen, bereite mich darauf vor, von der Sonne geblendet zu werden, wie eigentlich jeden Morgen. Doch dies ist nicht der Fall. Im Gegenteil … Das Zimmer, in dem ich mich befinde, liegt in einem angenehmen Halbdunkeln, verursacht durch die Shoji, die das Sonnenlicht wirklich gut blockieren. Aber ich denke, es liegt auch ein wenig an der Lage, in der sich die Sonne befinden muss. Wie spät es wohl ist?
 

„Naru … Stell den Wecker aus…“ Verwirrt drehe ich mich herum, sehe auf der anderen Seite neben mir einen zweiten schwarzen Haarschopf, dessen Besitzer sich wohl versucht noch weiter in seinen Futon zu vergraben. Ich brauche einen Moment um zu begreifen, wer zu dieser zerzausten Frisur gehört und wer die Dreistigkeit besitzt, mich bei diesem Namen anzusprechen. Doch schon kurz darauf wird mir klar, um wen es sich handelt, weswegen ich bei dieser Sache nun Gnade walten lasse und mit meiner Hand vorsichtig unter das Kissen taste und versuche das Gerät, welches unseren Schlaf unterbrochen hat, zu ertasten.
 

Es dauert einen Augenblick, doch der Anrufer ist auch sehr penetrant. Sobald die Mailbox meint, den Anruf zu unterbrechen, ruft er kurz darauf sofort wieder an. Entweder es ist wirklich sehr dringend oder es ist Kiba, der mir mitteilen will, welche Folter ihm Neji hat zu gute kommen lassen. Egal wer es ist, ich bin nicht sehr erfreut über die Störung.

Ich ziehe das Gerät hervor, blinzle einmal kurz, um einen klareren Blick zu bekommen, und betrachte das Display, welches mir den Namen meines Vaters anzeigt.

Sofort sitze ich kerzengrade im Bett. Ich habe wirklich mit allem gerechnet, doch nicht damit, dass meine Eltern anrufen. Schnell nehme ich deshalb auch das Gespräch an. Ich will nicht wissen, wie lange er schon sturmklingelt. Die Standpauke dafür werde ich nämlich noch früh genug erhalten.
 

„Dad?“, murmle ich leise in die Sprechmuschel und höre auch sofort meinen Vater erleichtert aufseufzen, was mich erneut verwundert.

„Zum Glück … Deine Mutter und ich dachten schon sonst was“, dringen seine Worte durch den Hörer und ich runzle verwirrt die Stirn.

„Wieso?“, frage ich irritiert. „Ihr wisst doch, dass ich bei Sasuke bin. Im Haus. Genau so haben wir es doch abgesprochen.“ Und das ist eine Tatsache die sie nicht abstreiten können.

Kurz ist es still am anderen Ende, was mir die Zeit gibt, nach den anderen zu schauen. Der Uchiha folgt meinem Blick und erwidert ihn. Ist anscheinend genauso verwirrt, wie ich es bin. Menma hingegen scheint trotz der Unterhaltung schon wieder zu schlafen, oder zumindest zu Dösen und meine Stimme auszublenden, während Gaara mich fragend mustert. Entweder habe ich ihn geweckt mit dem Telefonat oder er ist, genauso wie ich, desorientiert wegen der fremden Umgebung. Doch Zeit, um mich damit genauer zu beschäftigen, habe ich nicht, meldet sich doch nun endlich mein Vater wieder am anderen Ende.
 

„Ist Sasuke bei dir?“ Ich nicke, merke jedoch dabei erst, dass mein Vater dies natürlich durch das Telefon hindurch nicht sehen kann.

„Ja. Sasuke liegt neben mir. Willst du mit ihm sprechen?“

„Nein“, kommt es prompt. Sein Verhalten irritiert mich, was ich ihm auch sage.

„Dad, egal was ist. Können wir das nachher besprechen? Der Abend war echt nicht kurz für uns und-“

„Was ist mit Haruno Sakura?“ …Okay? Die Frage wirft mich, wenn ich ehrlich bin, ziemlich aus der Bahn.

„Sie ist nicht hier, falls es das ist, was du wissen möchtest“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Weißt du, wo sie ist?“

„Nein. Sie ist gestern Abend noch vor den anderen gegangen“, erkläre ich. „Warum fragst du das alles?“

„Weil sie nicht nach Hause gekommen ist.“
 

Ein Rauschen … dann ein Knacken.

Ich spüre, wie meine Augen sich weiten und wie mir das Handy aus der Hand rutscht. Plötzlich ist mir heiß und kalt zugleich. Ich weiß nicht, was ich als erstes fühlen oder denken soll. Mein Gehirn ist blank. Schon fast vergleichbar mit einer unbeschriebenen Tafel.

Die zwei Hände, die nach mir greifen, nehme ich ebenfalls nur am Rande wahr.
 

Einzig und allein ein Gedanke schafft es, sich durch das unendliche Chaos in meinem Kopf durchzukämpfen. ‚Warum ist das passiert?‘
 


 


 

Streng mustert mich der Blick des Beamten, der mir gegenüber sitzt. Seine Augen sind zu Schlitzen verengt und ich kann mir ungefähr vorstellen warum.
 

Direkt nach meinem Aussetzer hat sich mein Bruder das Telefon gegriffen. Mein Vater war zwar sehr erstaunt, dass Menma auf einmal am Apparat war, doch hat sich dazu nicht weiter geäußert. Er hat lediglich darum gebeten, dass wir uns alle so schnell wie möglich hier treffen. Natürlich hat mein Bruder keine Sekunde gezögert und zugesagt. Auf die Ohrfeige, die ich brauchte, um in die Realität zurück zu finden, war ich allerdings nicht vorbereitet. Die Überraschung hat man mir angesehen, doch ich will mich darüber nicht beschweren. Es gibt im Moment wichtigeres, als ein vielleicht entstehender blauer Fleck oder eine angeschwollene Wange.
 

„Wann haben Sie das Mädchen das letzte Mal gesehen?“ Die Stimme des Polizisten klingt rau und alt. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass der Mann vor mir wirklich so hart ist, wie er tut.

„Gestern Abend. Sie war mit uns im Haus“, antworte ich und kann beobachten, wie der Kerl beginnt mit seinem Kuli auf den Tisch zu klopfen. Ich kann mir denken, dass dieses Gerät eigentlich dazu dienen soll, meine Aussage Wort für Wort niederzuschreiben, allerdings missbraucht der Mann dieses offensichtlich dazu, um seine eigenen Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken.

„Wissen Sie noch ungefähr wann genau das war?“ Ich schüttle auf die Frage den Kopf.

„Keine Ahnung. Wir haben den ganzen Abend nicht wirklich auf eine Uhr geachtet. Aber es muss ungefähr eine Dreiviertelstunde, ja vielleicht auch eine Stunde gewesen sein, bis das Taxi da war, welches Neji, Hinata und Kiba nach Hause gebracht hat.“ Vielleicht hilft dem Beamten das. Sicher bin ich mir nicht, doch die Taxifirma wegen der Uhrzeit anzurufen, kann ja nicht schaden. So haben sie wenigstens einen ungefähren Zeitraum.

„Wissen Sie, welches Taxiunternehmen?“ Wieder schüttle ich den Kopf.

„Neji hat angerufen. Ich bin zusammen mit Sasuke, meinem Bruder, Gaara, Hinata und Kiba im Wohnzimmer geblieben.“ Ein kurzes Nicken. Weiter rührt sich der Beamte nicht, selbst der Stift ruht nun ruhig auf dem Tisch.
 

Schuldgefühle bahnen sich in mir hoch. Ich kann immer noch nicht so wirklich glauben, dass sie das wirklich getan hat. Weglaufen … Wegen eines Streites, an dem mein Bruder und ich Schuld sind.

Und grade jetzt muss ich wieder an Nejis Worte denken … Hat er möglicherweise mit seiner Behauptung mehr Recht, als wir uns bewusst sind? Zerstören wir Menschen schon allein deswegen, weil wir zusammen sind? Wäre die Situation möglicherweise gar nicht soweit eskaliert, wenn Menma und Gaara nicht aufgetaucht wären?

Meine Hände ballen sich, aufgrund meiner Gedanken, zu Fäusten. Ich nehme es wahr, kann es jedoch nicht kontrollieren. Ich hasse mich selbst … für diese Gedanken. Dass ausgerechnet ich daran denke, meinem Bruder und seinem Freund die Schuld in die Schuhe zu schieben. Was für ein Bruder bin ich bitte, dass ich so was auch nur in Betracht ziehe?!
 

„Herr Uzumaki“, lässt mich die Stimme des Beamten wieder aufschauen. „Sie sollten wissen, dass es in letzter Zeit viele Entführungsfälle gab. Hauptsächlich Oberschüler. Wir möchten einfach nur sicher gehen, dass es sich hierbei nicht auch um einen solchen Fall handelt.“ Geschockt weiten sich meine Augen und mit einem Mal spüre ich wieder, wie trocken mein Mund eigentlich ist. Greife nach dem Glas Wasser, was vor mir auf dem kleinen Tisch steht und nehme einen großen Schluck daraus.

„Wir haben uns gestritten…“, murmle ich leise, weiß aber, dass der Mann mir gegenüber trotzdem jedes Wort verstanden hat.

„Wie kam es zu dem Streit?“ Es ist leichter, seine Stimme klingt sanfter. Vielleicht weil der Mann selber die Hoffnung hegt, dass es sich hierbei nur um einen kleinen Krieg zwischen Jugendlichen handelt. Und in dem Moment, hoffe ich selber wohl am meisten, dass es genau das ist. Ich möchte mir nur ungern vorstellen, was wohl ist, wenn das nicht der Fall ist.
 


 


 

„Du weißt, dass es so ist!“, begrüßt mich auch schon Nejis Stimme, als ich aus dem Zimmer trete, in dem ich die letzte Stunde verbracht habe und alles erzählen musste, was an dem Abend geschehen ist. Verwirrt schaue ich den Braunhaarigen an, der meinen Bruder am Kragen gepackt hat und ihn mit wütenden Augen zu erdolchen versucht. „Wenn du nicht aufgetaucht wärst und alles auf den Kopf gestellt hättest-“

„Es ist doch nicht seine Schuld!“, mein Shikamaru lautstark und versucht den Hyuuga von Menma wegzuziehen. „Versuch doch mal logisch zu bleiben!“

„Das einzig Logische ist, dass wiedermal alles eskaliert ist, nur weil er hier auftauchen musste!“ Meine Augenbraue zuckt gefährlich. Ich habe zwar schon geahnt, dass so etwas passieren kann, doch habe ich gehofft, dass es anders kommt. Und trotzdem spricht Neji genau das aus, was ich auch bereits gedacht habe und löst daher in mir nur noch ein schlechteres Gewissen aus.
 

„Das reicht jetzt!“, unterbricht eine harsche Stimme die Streitenden. Ich brauch meinen Blick nicht zur Seite wenden, um zu erkennen, dass es der Mann ist, mit dem ich mich bis eben noch in einem Raum aufgehalten habe. „Das hier ist eine Polizeistation und wer sich nicht zu benehmen weiß, kann davon ausgehen, in einer Arrestzelle über sein Verhalten nachdenken zu können.“ Das saß. Nun ist er es, der einen verhassten Blick seitens des Hyuugas kassiert. Doch wenigstens sorgt er dafür, dass Menma aus dessen Klammergriff befreit wird. „Geht doch. Nun denn … Der nächste möge bitte mitkommen und seine Aussage machen.“ Schweigend mustert der Braunhaarige den Mann neben mir, doch trotzdem ist er es, der sich dazu bereit erklärt als nächstes zu erzählen, was genau vorgefallen ist. Nur kann ich mir vorstellen, dass er nicht grade zurückhaltend mit seinen Schuldesbekundungen sein wird.
 

„Es tut mir leid…“, murmelt die blauhaarige Cousine Nejis und man kann ihr deutlich ansehen, wie sehr sie das erschreckt haben muss. Ihre Augen sind auch etwas gerötet, weswegen ich vermute, dass sie wohl auch geweint hat.

„Schon gut. Es braucht eben immer einen Sündenbock und ich habe mich ja irgendwo auch gut dafür zur Verfügung gestellt.“ Die Worte meines Bruders schockieren mich. Auch sein Blick, sein Lächeln, mit dem er all das zu überspielen versucht. Er sollte nicht so sein, sollte das nicht einfach so hinnehmen. ‚Aber wahrscheinlich ist das seine Art, es damit nicht so sehr an sich heran zu lassen‘, denke ich mir und beiße mir auf die Lippe. Wenn es mir schon so sehr schmerzt, dass er für alles verantwortlich gemacht wird, wie sehr muss es dann bei ihm wirklich ankommen?

Ich schäme mich … Ich schäme mich so sehr, dass ich auch nur einen Moment lang dieselben Gedanken wie der Hyuuga hegen konnte. Es war falsch und ich sollte doch am besten wissen, dass Menma keine Schuld trifft. Er ist ebenso ein Mensch, wie wir alle. Ja, wahrscheinlich ist er sogar mehr Mensch als ich, mit diesem Monster welches in mir wohnt.
 

„Es tut mir leid…“, meine ich leise und senke den Blick. Ich will ihn jetzt nicht sehen. Nicht den fragenden Blick, der nicht ahnt, was bis vor wenigen Augenblicken in meinem Kopf vorgegangen ist.

„Ist schon gut, Naru.“ Seine Worte dringen zwar zu mir hindurch, aber erst seine Hand, die auf meinem Kopf liegt und meint, mir meine eh schon zerzausten Haare noch ein bisschen mehr zu verfilzen, bringt mich dazu doch einen Blick zu riskieren. „Es wird schon wieder gut werden, hörst du? Das ganze braucht nur eben seine Zeit, da zu viel passiert ist. Hörst du? Es muss dir nicht leidtun.“ Vorsichtig nicke ich, doch innerlich zweifle ich an seinen Worten.
 


 


 

„Ich war es, der den Abend mit euch verbringen wollte. Nur deswegen sind wir hergekommen. Hätte ich gewusst, dass es so abläuft, dann hätte ich auf Gaara gehört und die eine Woche noch abgewartet.“ Schnell schüttle ich den Kopf und greife nach der Hand Menmas. Erst jetzt, wo wir zu Hause sind, bei unseren Eltern, und zusammen mit Sasuke und Gaara in meinem Zimmer sitzen, zeigt er, wie sehr ihn Nejis Worte eigentlich beschäftigen.

„Hör nicht auf das, was dieser Trottel gemeint hat. Er ist nur beleidigt, dass wir ihm nicht erzählt haben, was wirklich passiert ist. Mit Obito und-“

„Schon gut“, unterbricht Menma Sasuke. „Die Hyuugas haben viel für euch getan. Und mir steht es nicht zu, ein schlechtes Wort über sie zu verlieren. Immerhin bin ich der Grund, warum ihr überhaupt erst einmal das alles habt erleben müssen.“ Verzweifelt versuche ich in seinen Worten zu lesen. Mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr es mich bedrückt, dass er doch immer noch alle Schuld bei sich sucht. Er war es nicht! Und das weiß er ganz genau! Er hat doch nur versucht, uns zu retten.
 

„Das gibt ihnen aber nicht das Recht, dich wie einen Aussätzigen zu behandeln.“ Sasuke trifft den Nagel damit mehr als auf dem Kopf. „Wir alle haben in den letzten Jahren Fehler begangen. Und nicht grad wenige … Die Hyuugas besitzen nur genug Geld, um ihre wegwaschen zu können. Das ist der kleine, aber feine Unterschied. Und dass sie dir immer noch versuchen, etwas anzuhängen, was bewiesenermaßen nicht dein Vergehen war, liegt lediglich daran, dass sie Angst vor dir haben. Vor allem Neji.“ Ich bin jedes Mal wieder erstaunt darüber, wie viel Sasuke doch eigentlich am Stück reden kann, wenn er denn will.

„Und ich bin verblüfft, dass ausgerechnet du derjenige bist, der hier versucht einen aufzuheitern“, führt Menma ganz offen meinen Gedanken fort. Manchmal glaube ich, dass er das durchaus mit Absicht macht. Jedoch kann ich ihm das auch nie wirklich übel nehmen. Vor allem nicht, wenn ich sehe, dass es ihn wieder zum Grinsen bringen kann.
 

„In Suna auch…“ Gaaras Stimme ist es, die uns dazu bringt, ihm unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Er scheint zuerst nicht zu merken, dass wir sein Gemurmel wahrgenommen haben. Erst unser Starren muss es ihm klar gemacht haben.

„Was meinst du?“, fragt Menma nun seinen Freund. Dieser schaut ihn zuerst nur etwas irritiert an.

„Dieses Mädchen aus unserer Parallelklasse … Ich hab ihren Namen vergessen.“ Irritiert legt sich die Stirn meines Bruders in Falten und ich muss mir ernsthaft das Lachen verkneifen, weil es wirklich ulkig aussieht, ihm beim Denken zu beobachten. Es sieht fast so aus, als würde er sich wirklich ganz kräftig anstrengen müssen.

„Ich hab keine Ahnung, wen du meinst“, meint er dann nach ein paar Minuten und ich muss losprusten. Ein böser Blick trifft mich kurz hart, aber nicht ernst. „Lach mich nicht aus!“, meint er noch gespielt bestürzt.

„Das liegt daran, weil sie so unscheinbar war und du ihr keine Beachtung geschenkt hast“, mahnt Gaaras Stimme nun. „Sie ist die Tochter von einem der Angestellten meines Vaters. Ich hab gehört, wie sie sich unterhalten haben. Das Mädchen ist letzten Monat einfach spurlos verschwunden und man geht mittlerweile davon aus, dass sie entführt wurde.“
 

Verwundert schaue ich zuerst zu Menma und dann zu Sasuke, der ebenso ernst schaut, wie Gaara.

„Glaubst du, dass es einen Zusammenhang geben könnte?“, fragt der Schwarzhaarige nun direkt. Doch Gaara zuckt zur Antwort nur mit den Schultern. Ich glaube, ich weiß auch, warum. Es ist zu früh, um ohne Beweise auf irgendetwas schließen zu können. Doch so wie ich Sasuke kenne, und auch so wie sein Blick vermuten lässt, werden wir uns wohl in unserer ersten Ferienwoche, die wir noch ohne Gaara und Menma verbringen, ein wenig dahinter klemmen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin gut aus dem Urlaub zurück und habe dementsprechend auch ein neues Kapitel für euch :)
Ich hoffe es gefällt. So langsam kommt die Geschichte ja ins Rollen ^^ Komplett anzeigen

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