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Ich will doch nur frei sein...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Schaut euch auf jeden Fall 'Watership Down' an! Komplett anzeigen

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Viele Jahrzehnte nach unserer Zeit, nachdem wir alle schon längst begraben wurden, gab es auf der Welt eine einzelne große Macht die mit Angst und Schrecken regierte.

Die die Waffen sprechen ließ, statt ihrer Stimme. Die die Bürger niederdrückte und versklavte, solange bis der letzte Tropfen Hoffnung auf dem heißen Stein der Angst verdampft war.
 

In dieser Zeit gab es keinen Gott. Der einzige der angehimmelt werden durfte war das Oberhaupt dieser Macht. Jeder, der von einem Gott sprach wurde öffentlich hingerichtet. Und so kam es, dass nach einigen Jahren keiner mehr etwas von Göttern wusste und keiner mehr wusste, wie die Welt in diesen Zustand des Grauens geraten war. In den Schulen erzählte man nur, wie gut ihr 'König' war. Dadurch, wurden die Menschen von Generation zu Generation blinder und tauber.
 

Sie sahen die toten Körper, der an schlimmen Krankheiten erkrankten Menschen nicht. Hörten die Schreie und das Weinen nach Essen und Wasser nicht. Konnten nicht mehr sehen. Wollten nicht mehr hören.

Was hätten sie schon tun können? Sie hatten doch selbst kaum Nahrung und erst recht kein Geld für eine medizinische Versorgung. Wie sollten sie dann also helfen?
 

So lebten die Menschen von einem Tag in den nächsten und das Monat für Monat, Jahr für Jahr, Generation für Generation.

In den ersten Jahren der 'Großen Umstellung' gab es noch Freiheitskämpfer und Gläubige. Christen, Buddhisten, Hindus... Menschen die sich wehrten.

Doch nach vielen Straßenschlachten gegen die Armeen der neuen Regierung und nach unzähligen Toten auf Seiten der Freiheitsuchenden, gaben sie auf. Seit dem wurde vergessen.
 

Alles wurde vergessen...
 

Der Planet war ausgebeutet. Die wenigen Tierarten die überlebt hatten wurden in viel zu kleinen Käfigen gefangen gehalten. Die Wälder waren verloren. Der Sauerstoff verbraucht, genauso wie Wasser und Nahrung.

Alle liefen mit speziellen Masken herum, die CO² und andere Gase zu Sauerstoff umwandelten. Alle aßen künstlich hergestelltes und überteuertes Essen, das nur in gewissen Mengen verkauft wurde. Auch das Wasser kam nicht von der Erde, das wusste jeder, doch keiner wusste woher es kam. keiner wollte es wissen.
 

In dieser Zeit wandelte ein König mit vielen Namen über die Welt und trauerte um die Menschen. Die Menschen, die er vor langer Zeit einmal geschaffen hatte und auf diese Welt gesetzt hatte. Einer seiner Namen war Taiowa.

Obwohl er in Form eines Menschen über die Erde ging, blieb seine Gestalt ungesehen und obwohl er laut rief, blieb seine Stimme ungehört. Denn die Menschen waren blind und taub vor Furcht und in ihrer Welt gab es keinen einzigen Gott mehr.
 

Also lief Taiowa Jahrelang allein durch Städte und Dörfer und versuchte immer wieder die Menschen zu erreichen, sie zu berühren, doch immer wenn er einen Menschen auffangen wollte der stürzte, fiel er durch ihn hindurch, wie durch einen Geist. So verlor Taiowa bald die Hoffnung darauf, jemanden zu finden der noch wusste, wer er war. Der ihn sehen oder zumindest hören konnte.
 

Er wandelte über die Welt und beobachtete das Grauen, den Tod, die Hoffnungslosigkeit und die Angst. Gerne hätte er etwas dagegen getan, aber wie? Er konnte niemanden Berühren und das obwohl er der Gott vieler Menschen gewesen war. Es war so, als ob er sich immer mehr auflöste, desto länger er von den Menschen vergessen war.
 

Und so war er ein stiller Beobachter, der alles sah und alles hörte, von dem aber keiner wusste, dass er existierte.
 

Taiowa erinnerte sich noch an die ersten Jahre. Die Jahre der 'Großen Umstellung'. Er hatte seine Anhänger aus Überzeugung kämpfen, verlieren und sterben sehen. Hatte ihnen beigestanden, bis auch sie zu stillen Zeugen geworden waren. Und als sie in Vergessenheit geraten waren, lösten sie sich auf, wurden sie unsichtbar. Selbst für seine Augen.
 

Eines Tages lief er durch die dunklen, übelriechenden Straßen einer von einem riesigen Schatten der Angst bedeckten Stadt, als er reges Gemurmel hörte.

Er lief in die Richtung aus der das Stimmengewirr kam und kam an einen riesigen Platzt an, der von Bürgern in zerfetzten und schmutzigen Kleidern überschwemmt war.
 

Taiowa lief durch die hustenden und redenden Menschenmassen hindurch und blieb schließlich vor einer großen Bühne stehen, auf der Soldaten in ihren grauen, tristen Uniformen standen und die Waffen auf eine einzelne Person gerichtet hatten.
 

In der Mitte der Soldaten stand eine junge Frau mit kurzem, dunkelblondem Haar, angezogen in den schwarzen Kleidern eines Verbrechers, der exekutiert werden sollte und stur auf den Boden vor ihre nackten Füße starrte.

Taiowa ging hinauf auf das Podest und fragte sich was diese Frau, die vielleicht zweiundzwanzig Jahre alt war, angerichtet hatte, dass sie öffentlich hingerichtet werden sollte.
 

"Ich wollte doch nur frei sein...", flüsterte sie. Keiner hörte sie außer der stille Zeuge, denn alle waren taub vor Angst. "Ist das denn falsch?"

Während sie gesprochen hatte, hatte sie den Kopf gehoben und sah Taiowa nun fragend an.

Dieser war wie erstarrt. Sah ihn diese Frau wirklich an? Nein, das konnte nicht sein. Ihre Generation kannte keine Götter.
 

"Ich habe dich gefragt, ob es falsch ist, frei sein zu wollen?", fragte sie noch einmal und lächelte ihn an.

Da begriff der König mit den vielen Namen, dass sie ihn tatsächlich sehen konnte und plötzlich schien die Zeit stillzustehen.

Er sah ihr in die Augen und sah in ihnen, in diesen grasgrünen Augen etwas, was er schon vor langer Zeit verloren geglaubt hatte.
 

Mut.
 

Und er fühlte wie ein Gefühl in ihn einkehrte wie das warme Gefühl einer Katze die sanft um die Beine eines Menschen schlich und dieses Gefühl war Hoffnung.

"Nein, es ist nicht falsch."

"Und weshalb werde ich dann sterben?"

Taiowa ging tief in sich und sprach zu ihr aus tiefstem Herzen:
 

"Die ganze Welt wird dein Feind sein, Königin mit Mut in den Augen und Hoffnung im Herzen und immer wenn sie dich fangen, werden sie dich töten. Aber zuerst müssen sie dich fangen. Rufende, sehende, hörende, kämpfende, beschützende, Königin mit Milliarden Feinden. Wenn du deine Fähigkeiten einsetzt, wird deine Art niemals untergehen und der Mut wird niemals zerstört werden. Du wirst nicht sterben. Denn deine Stimme wird in den Köpfen der Menschen verankert bleiben.

Du bist die Königin mit Milliarden Feinden aber bald werden mehr Menschen kommen, die sind wie du es bist. Ihr werdet wachsen und bald werdet ihr eure Feinde besiegen, denn du bist nicht die einzige mit Hoffnung im Herzen und Mut in den Augen."
 

Die namenlose Frau lächelte ihn an, machte einen Schritt nach vorne, legte die rechte Hand auf ihr Herz und streckte sie danach in die Luft.

"Ihr könnt mir das Herz aus der Brust reißen aber dennoch werde ich für meine Freiheit kämpfen und die Hoffnung nicht aufgeben!"

Nach diesen Worten schoss ihr einer der Soldaten in den Kopf.
 

Aber wie Taiowa es gesagt hatte, blieb ihre Stimme stets in den Köpfen der Menschen und immer mehr kämpften für Freiheit und Frieden. Immer mehr Menschen öffneten die Augen und begannen zu sehen und zu hören, begannen zu kämpfen.
 

Alle die in diesem Kampf umkamen, gesellten sich zu dem König mit den vielen Namen und der Königin mit den Milliarden Feinden, doch diesmal wurden sie alle gehört und gesehen und verschwanden nicht.
 

Und nach einigen Jahren, legten die Soldaten ihre Waffen nieder und gingen hinüber zu dem Volk das für den Frieden und die Freiheit kämpfte und plötzlich war der 'König' dieser Welt derjenige, mit Milliarden Feinden und stürzte sich in den Tod.  
 

Am Ende legten alle Menschen der Erde ihre rechte Hand aufs Herz, streckten sie danach in die Höhe und sprachen:

"Wir kämpften für unsere Freiheit mit dem Mut, den uns deine Stimme gab und siegten! Dies werden wir nie vergessen. Wir werde dich nie vergessen, Königin mit Milliarden Feinden."
 

Diese Worte freuten Taiowa und die namenlose Frau sehr, doch beide wussten, dass die Menschen sie wieder vergessen würden, so wie sie Taiowa vergessen hatten, denn Vergessen war schon immer ein Teil der Menschheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MarySae
2014-06-07T18:11:04+00:00 07.06.2014 20:11
Schön geschrieben! :)
Habe sogar ein wenig Gänsehaut. Schon gruselig der Gedanke...
Aber schön, dass es immer wieder Hoffnung geben kann, selbst, wenn sie bereits für immer verloren schien.

Netter OS. Nicht zu kurz, nicht zu lang. Passte auch vom Inhalt ziemlich gut und war schön zu lesen.
Gefällt mir! :D
vG, Mary
Antwort von:  BlackWolfLucy
21.06.2014 14:28
Hallo Mary!
Danke für deinen Kommentar und schön, dass dir mein OS gefallen hat ^-^
GLG
Lucy


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