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Das Regenmädchen

von

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Das Mädchen im Hortensienbusch

Tropf. Tropf. Tropf.
 

Dasselbe Geräusch.

Derselbe Ort.

Dieselbe Stelle.
 

Das Wetter war dank des Regens nicht mehr erdrückend, noch immer unerträglich schwül, aber wesentlich angenehmer, als noch vor ein paar Tagen.

Und auch an diesem Tag konnte ich sie sehen.

Das kleine Mädchen, das mit einem Regenschirm in den Hortensienbüschen des Parks saß. Seine Klamotten waren von der Feuchtigkeit des Bodens durchnässt, ihre Augen rein und starr. Das Haar des Mädchens hing schlaff an ihrem zarten, kindlichen Gesicht herab, es hatte eine ungewöhnliche Farbe. Es war komisch, doch niemand sprach das Mädchen an. Viele Menschen betrachteten die Hortensien, lachten, erfreuten sich an den schönen Blüten und schienen das kleine Mädchen dabei zu übersehen. Doch für mich war das unmöglich geworden. Ich konnte nie sagen warum, doch in dem Moment, in dem ich es das erste Mal gesehen hatte, hatte ich eine tiefe Verbindung zu ihm gespürt.

Nun stand ich also da, mit meinem kleinen schwarzen Regenschirm in der Hand, mein langes, braunes Haar im Gesicht klebend. Es war vom Regen durchnässt worden, so, wie der Großteil meiner Klamotten, bevor ich mir bei einer der netten alten Damen aus dem Obstgeschäft gegenüber des Parks einen Schirm geliehen hatte. Ich strich meine Haare aus dem Gesicht und richtete meinen nassen Schal. Der nasse Kies unter meinen Schuhen knirschte bei jedem Schritt. Etwas zaghaft begab ich mich zu den Hortensien. Als ich näher an sie und das Mädchen herantrat, packte mich ein seltsames Gefühl der Angst. Doch ich ließ mich nicht davon irritieren, ging in die Knie und sprach es an.

„G-Guten Tag.", begrüßte ich sie schüchtern. „Warum sitzt du hier? Ist dir nicht kalt?", das Mädchen antwortete nicht. Stattdessen rührte es sich leicht – es war das erste Mal, dass ich gesehen hatte, dass es sich bewegte. Ihr Gesicht wandte sich zu einem kleinen Rotkehlchen, das über den Weg flog. Es schien nach einem Unterschlupf vor dem Regen zu suchen.

„Komm doch her.", hauchte es, ich schreckte kurz auf. Die Stimme des Mädchens war nahezu geisterhaft. Trotz ihres kindlichen Äußeren hatte sie eine reife, sanfte Stimme. Ihr Blick war nach wie vor dem Rotkehlchen gewidmet. Etwas überfordert von der Situation wollte ich etwas sagen, doch ich unterließ es, als ich sah, wie das Vögelchen auf uns beide zu hopste. Es flog ein kleines Stück, musterte uns beide und flog schließlich auf die Schulter des Mädchens unter dem Regenschirm. Dort setze es sich und schmiegte seine Flügel mit geschlossenen Augen an seinen kleinen, fedrigen Körper.

„… Wie hast du das gemacht?", flüsterte ich fasziniert. Doch das Mädchen antwortete nicht. Es starrte nur wieder in die Ferne. Ich versuchte das Ziel ihres Blickes zu entdecken, doch ich scheiterte kläglich. Seufzend sah ich ein, dass es mir wohl nicht gelingen würde, mit ihr zu sprechen. Ich erhob mich und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Dann senkte ich leicht den Kopf, auch, wenn sie diese Geste wahrscheinlich nicht bemerkt hatte, und folgte dem Weg durch den Park zu meinem Zuhause. Dabei drehte ich mich noch einige Male zu dem Mädchen um, fokussierte meinen Blick dann jedoch auf den Weg vor mir und errötete peinlich berührt über die Tatsache, dass man meinen BH durch das weiße Hemd meiner Schuluniform hatte sehen können.

Was für ein komischer Tag das doch war.

Es war fast immer so, wenn es regnete. Ob das etwas mit ihr zu tun hat?, fragte ich mich, sah jedoch im selben Moment ein, dass dieser Gedanke geradezu absurd war….. oder?



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