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Der Tag wird kommen

With Hope In Your Heart
von

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Raucherplatz

Josh stieg aus der S-Bahn auf den Bahnsteig des Frankfurter Hauptbahnhofes. Es war ein Wunder, dass diesen Vormittag mal weniger los war. Er passte sich sofort den Stromfluss der Menschen an. Weniger los hieß hier dennoch, dass man nicht viel Platz hatte, wenn gerade ein Zug einfuhr. Er ging nach vorne zum Kartenschalter, zückte seinen Geldbeutel und tippte sein Reiseziel ein. Nach Hause sollte es gehen. Die letzten Tage verbrachte er in Frankfurt bei einem Seminar und nun hatte er endlich zwei Wochen Urlaub. Sein Handy klingelte die ganze Zeit in der Hosentasche, doch er beachtete es nicht. Gefühlte tausend Nachrichten kamen an. Mit dem Ticket machte er sich zu seinen Bahnsteig, wo der Zug für seine Rückfahrt schon stand, doch hatte er noch bequem eine halbe Stunde Zeit.
 

Seine große braune Lederreisetasche stellte er zwischen seine Füße, als er am Raucherplatz am Bahnhof ankam. Seine Beine in der schwarzen engen Hose umschlossen die Tasche. Er trug weiße Air Max und ein weißes Hemd, deren Ärmel hochgekrempelt waren bis zu den Ellenbogen und die ersten zwei Knöpfe waren offen. Er kramte in seiner Hosentasche nach seinen Zigaretten und dem Feuerzeug. Als er das Feuerzeug nicht fand, seufzte er innerlich frustriert auf. Der perfekte Start in den Urlaub, dachte er sich ironisch und blickte die Leute um sich an. Ein Junge, der ungefähr einen Kopf kleiner war als er selbst, stand da und zog genüsslich an seiner Zigarette. Schwarze mittellange Haare, die ihm in das Gesicht fielen und seine extrem blauen Augen zur Geltung brachten. Ein weißes Tanktop hing an dem mageren Oberkörper, ein rotes Bandana um sein linkes Handgelenk gebunden, eine schwarze enge zerrissene Jeans und schwarze Sneakers schmückte den Rest seines Körpers. Josh ging auf ihn zu. Der kleine junge Mann blickte zu ihm auf und mit einem Mal weiteten sich seine stechenden blauen Augen. „Hey, hast du mal Feuer?“, fragte Josh mit monotoner Stimme. Der Kleine nickte nur und griff in seine Hosentasche und überreichte es ihm. „Danke.“, lächelte Josh ihn an und nahm das Feuerzeug entgegen um seine Zigarette anzuzünden. Der Kleine kam ihm bekannt vor und Josh versuchte einen Reim rauszubekommen, woher. Sein Blick glitt noch einmal über ihn und zu seiner schwarzen offenen Tasche. Dort lag ein Buch. „Zwischen den Zeilen“, las er und ihm war sofort klar, woher er ihn kannte. Er war dieser Junge, der ständig in der Buchhandlung rumstand. Er hatte ihn ständig beobachtet, wenn er seine Bücher herausgesucht hatte. Seine Blicke im Rücken, waren ja nicht zu übersehen. Josh hatte schon oft darauf gewartet, dass der Kleine ihn mal anspricht, doch dieser kam nie auf ihn zu, sondern stellte sich nur ab und zu neben ihn an die Regale. Ihm wurde nun auch klar wieso, der Kleine schien verdammt schüchtern zu sein. Josh unterdrückte ein Schmunzeln. Er sah öfters das Leute vielleicht die Fassung verlieren bei ihm, aber nicht beim ersten Kontakt.
 

Josh hielt ihm das Feuerzeug hin. „Ich bin Josh.“, sagte er und lächelte ihn erneut an. Der Kleine lief rot an und nahm mit zitternden Fingern das Feuerzeug entgegen. „I-ich bin T-timo.“, stotterte der Kleine und schaute zur Seite. „Alles okay mit dir?“, fragte Josh und versuchte Besorgnis in seiner Stimme erklingen zu lassen, doch wie oft klang seine Antwort monoton. Das war Joshs Problem. Er konnte nicht wirklich Gefühle in die Stimme legen, immerzu waren seine Antworten oder Fragen so monoton, dass viele dachten, er hätte keine Interesse an einem Gespräch und würde sich nur langweilen.
 

Timo nickte nur als Antwort. Vor ihm stand sein Schwarm aus der Buchhandlung und er hatte ihn angesprochen, doch nun bekam er wegen seiner Schüchternheit kein Wort heraus und lief rot an. Das Sein Schwarm das auch noch auffiel war ihm um einiges unangenehmer als es in dem Moment schon für ihn selbst war. Er blickte zu ihm hinauf in diese braungrünen Augen, die ihm mit einer gewissen Besorgnis anschauten. Schnell wendete er seinen Blick wieder ab und zog an seiner Zigarette. „Gutes Buch.“, sprach Josh und Timo bemerkte, dass er ein Gespräch führen wollte. Sein Herz begann zu rasen, sein Schwarm wollte sich mit ihm unterhalten. Er schaute wieder zu Josh auf. „Das in deiner Tasche.“, erklärte Josh, der anscheinend dachte Timo wüsste nicht wovon er sprach. „Ich bin noch nicht weit.“, gab Timo nur leise von sich. „Der Anfang ist echt nicht überragend.“, entgegnete ihm Josh. Timos Blick glitt erneut zu ihm und blieb nun fest auf ihm gerichtet. „Aber les es weiter, später konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen.“ Josh zog an seiner Zigarette. „Du bist doch immer im Arena Forum oben in der Buchhandlung nicht wahr?“, fragte Josh nun weiter. Er strich sich durch seine zerzausten Haare. „Ja, ab und zu.“, antwortete Timo nun. Er war ihm aufgefallen. Er hatte ihn auch bemerkt. Sein Herz hörte für einen Schlag auf zu schlagen und holte dann den Schlag mit rasendem Tempo nach. Sein Aussehen ließ Timo dahinschmelzen. Er sah älter aus in diesen Klamotten.
 

~*~
 

Ein Handyklingelton brachte mich von meinem anschmachten zurück in die Realität. Josh holte sein Handy heraus und nahm den Anruf entgegen, doch vorher sagte er kurz, mit einem wundervollen lächeln, zu mir: „Moment.“

Er drehte sich etwas zur Seite. „Was gibt’s?“, begrüßte er seinen Anrufer. Ich betrachtete ihn weiter und zog ein letztes Mal an meiner Zigarette und drückte sie dann im Aschenbecher aus. „Heue Abend? Wann? Ich will heute noch mal ins Forum.“, sprach er und strich sich durch seine Haare. Er wollte noch mal ins Forum heute? Wann? Ich würde ihm da gerne wiederbegegnen.
 

Sollte ich jetzt warten bis er fertig geraucht hat oder einfach gehen? Wollte er unsere Konversation weiterführen? Mein Unterbewusstsein hob eine Augenbraue, nachdem Motto: Du glaubst doch nicht, dass er sich weiterhin mit dir unterhalten will. Josh schaute mich mit einem entschuldigenden Ausdruck an. Sollte ich gehen? Ich nickte ihm zu und wendete mich ab und ging das Gleis entlang. Ich wollte weiter vorne in den Zug, da war es immer schön leer und ruhig. Alle gingen immer in die letzten Abteile, gleich zu Beginn des Gleises und das Wort Ruhe war dort ein Fremdwort. Keine fünf Schritte spürte ich eine Hand am Arm die mich zurückhielt. Ich drehte mich um und blickte sofort in diese braungrünen Augen die in meine schauten. „Warte mal kurz.“, sprach er in das Handy und lies meine Hand los. Oder war das jetzt doch an mich gerichtet? „Moment.“, sprach er nun zu mir und kramte einen Zettel sowie einen Kugelschreiber aus seiner Tasche, schrieb was darauf und drückte mir es in die Hand. „Falls wir uns nicht mehr sehen, wenn du sie nicht möchtest, schmeiß sie einfach weg.“, sprach er zu mir, faltete den kleinen Zettel und drückte ihn mir in die Hand. Ich starrte ihn gerade zu an. Er jedoch schenkte mir nur ein kleines Lächeln und widmete sich dann wieder seinem Anrufer. Ich machte aus dem Absatz kehrt und ging meinen weiteren Weg, entlang des Zuges. Ein paar Schritte weiter realisierte ich die Situation von gerade eben und blickte auf den Zettel. Seine Handynummer war darauf. Mir schoss das Blut in den Kopf und mein Herz raste wieder schneller. Heute war der beste Tag meines Lebens.
 

Im Zug legte ich meine Tasche vor mir auf den Sitz und setzt mich gegenüber an das Fenster. Mein Herz hatte wieder beruhigt. Mein Blick ist auf das andere Gleis gerichtet. Ich seufzte aus. Hätte ich mich doch auf die andere Seite des Zuges gesetzt, dann könnte ich ihn vielleicht noch mal sehen. Ich höre wie die Zugtüre wieder aufgeht und dann kommt er die kleine Treppe in das Abteil hinunter. Mein Herz, das sich endlich für zwei Minuten beruhigt hatte, beginnt wieder hemmungslos zu schlagen. Er erblickt mich und lächelt mich an. Er kam geraden Wegs auf mich zu. „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragt er mit seiner ewigen monotonen Stimme und lächelt mich an. Ich nickte und das Blut schoss mir erneut in den Kopf. Selbst mein Unterbewusstsein schaut von seinem EL-James-Roman zu ihm auf und ihm blieb wie mir die Wörter im Hals stecken. Er stellt meine Tasche neben mir auf den Sitz und legt seine braune Lederreisetasche die er so mit Leichtigkeit über die Schulter getragen hatte auf den Sitz am Gang und nahm den Platz gegenüber von mir. „Ich hasse es alleine zu reisen.“, gab er von sich und blickte hinaus auf das gegenüberliegende Gleis. „Ja, ist manchmal schon nervig.“

Mein Blick heftete sich an ihn. „Wie alt bist du eigentlich?“, fragte er nun und sein Blick richtete sich auf mich.

„18 du?“

„Auch.“

„Echt?“

„Ja, wieso?“

„Hätte dich älter geschätzt.“, nuschelte ich.

„Wie alt den?“, fragte er mit deinem dümmlichen Grinsen im Gesicht.

„Machst du dich lustig über mich?“

„Würde ich nie tun.“, sein Gesichtsausdruck blieb gleich und mir war klar wie prächtig er sich darüber amüsierte oder war ich doch der Grund?

„20“

„Was?“

„Ich hab dich um die 20 Jahre geschätzt.“, antwortete ich ihm und lief wieder etwas rot an.

„Woher kommst du?“, fragte er weiter. Er schien ja echt Interesse zu zeigen.

„Gießen du?“

„Marburg. Was machst du dann immer in Marburg?“

„Ich mag die Stadt.“

„Achso.“, sein Blick glitt nach draußen und der Zug fuhr endlich los. Ich blickte mich um. Das Abteil war wirklich sehr leer, nur ein paar Leute saßen hier und da.
 

Als der Zug kurz vor Gießen war, stand ich auf. „Man sieht sich.“, entgegnete ich ihm. „Sicher.“, lächelte er mich an.

Auf der Zugfahrt waren unsere Gespräche nur noch über Bücher. Welche Genre wir mochten und welche nicht. Erklärten uns gegenseitig auch wieso. Er war um meine Handynummer reicher und auch ich hatte seine Nummer endlich in mein Handy eingetippt. In Gießen angekommen, ging ich durch die Unterführung Richtung Busse. Ich war eindeutig zu faul zum Laufen.
 

Im Bus suchte ich schon eine Zugverbindung nach Marburg raus. Heute wollte ich noch mal in das Forum, nicht unbedingt um etwas zu kaufen, sondern um ihn vielleicht dort anzutreffen.
 

In Forum angekommen ging mein Weg zum Media Markt. Mein Gang ging zielstrebig, wie er es in der Buchhandlung tat, in eine Richtung. Zu den Serien. Ich seufzte innerlich frustriert, sie hatten immer noch nicht die neue Staffel oder sie war ausverkauft. Also ging ich hinüber zu der Musik und schaute mich durch die Alben. Mein Blick blieb auf einem Album hängen. Ich nahm es heraus und hörte es mir an einen der Stände an. Bunte Rapublik Deutschpunk von SDP. Mein bester Freund hatte darüber geschwärmt. Ich hörte gerade den sechsten Song an auf dem Album, als mein Handy vibrierte. Josh Name erschien auf dem Display. Ich öffnete die Nachricht. „Guter Song. (:“, stand dort. Ich drehte mich um und er stand direkt hinter mir. Er nahm mir die Kopfhörer von den Ohren. „Heute Abend schon was vor?“, flüsterte er mir ins Ohr und mich überkam eine Gänsehaut. War das eine Frage um ein Date? „Noch nicht.“, nuschelte ich und blickte in seine Augen und wartete gebannt auf seine Antwort.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich wollte ich das Kapitel noch etwas länger machen, aber da ich eh immer fies bin, ist hier nun Ende des Kapitels. :)
Anmerkung: Der sechste Song des Album ist Candle Light Döner und das Buch Zwischen den Zeilen, finde ich persönlich wirklich so wie es geschrieben ist. El James ist die Autorin zu Shapes of Grey. Ich lese es derzeit erneut und daher musste ich sie mit einbauen.
lg, Nyo Komplett anzeigen

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