Zum Inhalt der Seite

Prinzen der Narren

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dies hier wird aus der Sicht des GrandHighblood geschildert. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prinzen der Narren

Abermals warf er lässig die Keule in die Luft und fing sie ebenso elegant auf, nachdem sie sich ein paar Mal um die eigene Achse gedreht hatte. Prüfend wog er den Prügel in der Hand. Ein schön ausgearbeitetes Exemplar. Genau gewichtet und einst von ihm kunstvoll verziert. Ein hämisches Lächeln huschte fratzenhaft über seine Züge, doch er störte sich nicht daran. Ebenso wie er einst die spöttischen Kommentare in seine Richtung übergangen hatte, wenn wieder einer meinte, seine künstlerische Passion als kindisch und eines Highboold nicht würdig zu bezeichnen.

Nun hatte das Blut vieler dieser Narren in den letzten Jahren eben diese Waffe, über die sie gespottet haben, benetzt und die anderen …

Nun, die anderen krochen speichelleckend vor seinen Füßen, sich immer vor Augen haltend, dass er nun das Monster war, welches sie einst mit ihren spitzen und hämischen Zungen heraufbeschworen hatten.

Nur dass sich dieses Monster noch blutdürstiger und unberechenbarer entwickelt hatte.

Wahnsinnig, verrückt, völlig durchgeknallt, das waren ihre Worte gewesen, wenn sie ihn beschrieben.
 

Wieder widersetzte sich die Keule der Schwerkraft und wirbelte durch die stickige Luft des Gefängnisses.
 

Den Prinzen der Narren hatten sie ihn einst genannt und unter den Rufern waren nicht nur diese verdammten Meerestrolle oder seinesgleichen gewesen. Auch niedrigeres Gewürm hatte sich erdreistet ihn hinter seinen Rücken zu verspotten, weil er eben im Kopf ein wenig anders war als seine Blutsbrüder.

Doch nun lachten sie alle über seine Witze und das, weil er es wollte, es sogar verlangte.

Er liebte es, dem trockenen und verzweifelten Glucksen zuzuhören, während ihre Augen die Wahrheit nicht verbergen konnten.

Er genoss es, in diesem glitschigen, gelblichen Organ die Furcht zu erkennen, während der Körper leicht zitterte, im Unklaren, ob in den nächsten Sekunden wegen eines schlechten Lachen jegliches Leben aus den roten Muskeln entfliehen würde.
 

Sicher nicht alle hatten vor Angst zu ihn weinerlich aufgesehen, aber die, welche meinten, sich ihm großkotzig entgegenstellen hatten sich später glücklich schätzen können, wenn sie nun ihr Leben als Krüppel weiterfristen durften und nicht mit gebrochenen Genick irgendwo vermoderten.
 

Geschickt fing er die Keule wieder auf und schulterte sie. Das schwere Gewicht lastete angenehm auf seinen Schultern und auch die rauen Stelle, wo das unzählige Blut die Farbe aufgeweicht hatte, wodurch sie abgeblättert war, gab ihm in Gefühl der Vertrautheit, die ihm sonst in seinem rauen Leben verwehrt wurde.

Es war nicht so, dass er sich von klein auf die Gewalt gewünscht hatte, aber er hatte nie was anderes gekannt und wie sollte man sich was wünschen, wenn einem die Vorstellungskraft fehlte, sich das Unbekannte auszumalen.

Man brauchte dafür einen Träumer oder Trottel. Eben einen solchen närrischen Träumer wie auch Trottel hatten seine Schergen vor Kurzem gefangen.
 

Interessiert ließ er den Blick über die schmächtige Gestalt gleiten, welche wie ein Dörrfisch in Ketten von der Wand hing.

Das süßliche, rote Blut rann in dünnen Bächen über den geschundenen Leib und färbte den gestampften Boden dunkel. Ein Anblick, der ihn aufstachelte, diesen Fluss an roter Farbe nicht versiegen zu lassen und dies, wenn nötig mit Gewalt sicher zu stellen.

Aber ein solcher Tor war er nun auch nicht. Der Kerl sollte noch am Leben sein, wenn sie ihn zum Richtplatz schleiften. Die Hinrichtung einer Leiche war keine Hinrichtung. Außerdem hatte er seine Anweisungen.

Auch wenn er immer noch den Ruf eines Narren hatte, so gab es dennoch Leute auf diesem verdammten Planeten, denen nicht mal er den Spaß verderben wollte.

Dafür waren andere Narren zuständig, wie diese Hure Mindfang oder dieser blaublütige Hornochse, dessen Namen ihm so oft entfiel. Nein, aus solchen Angelegenheiten hielt er sich raus, ganz so lebensmüde wie es sich manche wünschen würde war er nun doch nicht.

Außerdem hasste er es, wenn sich das Opfer zwischen den Schlägen nicht wehrte.

So wie diese Made da.

Dieser hatte nicht nur mit einer unglaublichen Geduld die Schmerzen ertragen, am Ende hatte dieses Nichts sogar dieses verdammte Lächeln auf den geplatzten Lippen gehabt.
 

Unwillkürlich schüttelte er den Kopf bei diesen Erinnerungen, die nicht einmal so lang zurücklagen.

Es war ein Lächeln gewesen, welches gefährlich an seiner Selbstbeherrschung gezerrt hatte und ihm, selbst jetzt wo er es nicht sah, paradoxerweise immernoch Furcht einflößte.

Eine Frucht, die ihm auf dieser Welt nur eine hätte geben können, und er wusste genau, warum er sich von dieser Person fernhielt.

Doch diese Bohnenstange, schwach, mickrig und völlig wertlos ließ ihn ungewollt Respekt zollen. Einen Respekt, den bisher keiner in seinen Augen verdient hatte. Schon gar nicht dieses zeichenloses Nichts.
 

Ein trockenes Keuchen erfüllte den Raum und der dürre Leib, geschunden von den letzten Tagen, erzitterte schwach, wobei die Ketten leise zu klirren begannen.

„Wa- Wasser?“

Das schwarz Haar, verklebt durch Blut und Dreck, erbebte, als der Zeichenlose mühsam seinen Kopf hob. Die gelben Augen wirkten in ihren Höhlen nur noch größer, nachdem sich die graue Haut durch den fortlaufenden Flüssigkeitsmangel ungesund über die Schädelknochen spannte und doch konnte er in ihnen keine Spur eines gebrochenen Geistes erkennen.
 

Nachdenklich nahm er die Keule von den Schultern, lehnte sie gegen die Wand und stürzte sich dann selber gegen den kühlen Stein, während sie beide den Blickkontakt aufrecht hielten.

„Bitte…“

Er hatte den Zeichenlosen nie auf einem der zahlreichen Plätze gehört, von denen er zur führungslosen Masse gepredigt hatte, und er konnte sich schwer vorstellen, wie diese schwache Stimme so leicht die Herzen seiner Mittrolle erreicht hatte.

Aber das Gebrodel in den Straßen und Gassen hatte für ihn zur unmittelbaren Realität gehört und auch wenn er seinen Spaß gehabt hatte, den dämlichen Mob auf seinen Platz zurückzuweisen, der Geruch der neuen Zeit hatte sich unangenehm in seinen Geist verankert.

Eine Zeit, die einen anderen Wahnsinn als den seinigen dulden würde.
 

„Bin ich verrückt? Oder geisteskrank?“

Erstaunen breitete sich im Gelb der Augen des zeichenlosen Nichts aus und mit Genugtuung merkte er, dass er mit seinen Fragen den anderen verwirrte. Er war selber überrascht über seine Worte. Wie weggeblasen war der raue, spöttische Ton, mit dessen Nuancen er im Normalfall spielte. Seine Aussage schwebte ungewohnt durchsichtig im Raum und unbehaglich über solch einen Moment der Klarheit, kreuzte er seine muskulösen Arme vor der breiten Brust, als könnte er damit etwas in sich zurückhalten, was er schon zu lange in seinem Brustkorb einsperrte.

Der Zeichenlose schürzte die Lippen und wieder erschien dieses Lächeln, welches er unter gar keinen Umständen auf diesem zerschundenen Gesicht  wieder sehen hatte wollen.

Es rüttelte ihn innerlich auf, und zog ihm gleichzeitig den Boden unter den Füßen weg. Ein für ihn ungewohnter Zustand und erschreckend neu.
 

„Nein das bist du nicht…“

Es war nicht einmal ein Flüstern und die Worte wirkten, als würden sie gleich durch die Trockenheit zerfallen. Doch sie erreichten ihn. Sie erreichten ihn, wie schon all die Worte zuvor. Wie bei den Okkasionen, zu denen es wahrlich klüger gewesen wäre, dieser Made das Maul zu stopfen, er aber zugehört hatte wie so viele vor ihm.

Doch die Visionen, verfasst in Bild und Wort, hatten nicht wie bei so vielen davor einen Orkan des Enthusiasmus ausgelöst, doch  sehr wohl in seinem schlammigen Inneren das trübe Wasser aufgewirbelt.

Was nun am Grunde zu sehen war, erfüllte ihn mit Unbehagen, hatte er es vor lange Zeit doch erfolgreich verdrängt.
 

„Soll ich dich nochmal foltern lassen, damit du weißt, von welchem Wahnsinn du umgeben bist?“

Die Unbehaglichkeit hatte sich nicht in seiner Stimme eingenistet und doch war eine gewisse Unruhe herauszuhören.

Nein, … er weigerte sich, sich von diesem Wurm fertig machen zu lassen. Weder in Worten, noch mit diesem Lächeln.
 

Der Zeichenlose sah ihn noch einmal lange schweigsam an. Aber nicht wie ein Gefangener seinen Kerkermeister ansehen sollte, sondern wie …

Nun ja, so ganz genau konnte er es auch nicht beschreiben, aber hätte er einmal in seinem Leben einen Freund gehabt, welcher nicht irgendwann versucht hätte, ihn von hinten ihn mit seiner eigenen Keule zu erschlagen, dann hätte er vielleicht öfter diesen Blick geerntet.  Nur hatte er niemals einen solchen Freund gehabt, von einem Moirail ganz zu schweigen.

Einzig Ratten, die um einen krochen. Frech genug, in seiner Nähe zu bleiben, ständig in der Hoffnung, dass auch was für sie abfiele, klug genug, ihrer Gesundheit willen einen gewissen Abstand zu ihm zu wahren.

Mit diesem Umstand hatte er gut leben können, bis er dieser Made all diese verdammt verwirrenden Visionen aus dem Leib geprügelt hatte.
 

„Die Antworten, die du suchst, sind dir unbegreiflich, oder?“

Ein zu lebhafter Zug blitzte in den gelben Augen des Zeichenlosen auf, als dieser die Worte mit bedächtigen Tonfall aussprach und damit den Anschein eines Gefangenen völlig ruinierte.

Es schien als säßen sie beide draußen, auf irgendeinen großen Marktplatz, um über das Universum und wer weiß was zu diskutieren.
 

Eine Weile rührte sich keiner von ihnen, doch dann griff er mit einer seiner Pranken neben sich und erfasste den kühlen Griff seiner Keule. Sie lag schwer in seiner Hand, doch gab sie ihm dadurch ein Gefühl von Sicherheit, band mit ihrem Gewicht sein zu flatterhaftes Gemüt auf den Boden und verhinderte dadurch paradoxerweise, dass die Hinrichtung nicht doch mangels Delinquenten abgesagt werden musste.
 

„Das alles ist nur ein schlechter Witz. Du bist ein schlechter Witz und ich hasse … ich hasse schlechte Witze.“, knurrte er schließlich, als ihm nichts Besseres mehr einfiel um die Stimmung welche sich schleichend zwischen ihnen beide aufgebaut hatte, zu zerschlagen.

Das Metall schabte unangenehm am Boden, als er ohne sich die Mühe zu machen den eisernen Prügel aufzuheben auf die schmächtige Gestalt zuging. Das zeichenlose Nichts rührte sich auch nicht, als er sich zu ihm runterbeugte und ihre Gesichter sehr nahe zueinander brachte. Sein warmer Atem brach auf der zerschundenen Haut und um seine Sicherheit demonstrierend verlagerte er lässig sein Gewicht auf die Keule.
 

„Doch weißt du was der schlechteste Witz von allen ist?“, fragte er dann lauernd, sich an die Worte der roten Made erinnernd, welche er während des Verhöres aus diesem rausgequetscht hatte. „Dass du behauptest, es gäbe eine Realität, wo wir beide ein rotes Quadrat teilen könnten. Und das, mein lieber Freund, macht dich noch zu einem größeren Prinz der Narren als ich es bin!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von BRO Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-11-04T16:47:11+00:00 04.11.2014 17:47
*___________________* Wow, ich liebe diese Geschichte. Ich findes es super wie du das ganze aus der Sicht vom GrandHighblood hingekriegt hast :D Ich habe deine Geschichte schon auf Fanfiction gefunden und fand sie da schon so toll. Jetzt habe ich auch endlich mal Zeit gefunden ein Kommentar zu hinterlassen :D Ich finde diese Geschichte klasse.
Ich hoffe es gibt bald noch mehr solcher Geschichten zu lesen ;)
LG, Esra :)
Antwort von:  Sternenschwester
06.11.2014 16:58
Danke für das Kommi#^^#...
Mhm schaun wir mal... Ideen sind vorhanden... aber ich muss wieder in Schwung kommen und Uni ist dieses Semester auch viel zu tun... aber das Schreiben will ich nicht aufgeben^^...
lg, Sternenschwester


Zurück