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Shinri

von

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Sternschnuppenschauer

14. Kapitel – Sternschnuppenschauer
 

Auch am nächsten Abend beschloss das Team Avatar seine Streifzüge fortzusetzen. Allerdings war Shinri diesmal nicht mit von der Partie. Sie war am morgen desselben Tages in Pema´s Auftrag unterwegs gewesen und hatte in Republica Hasook getroffen. Sie hatten einige Worte gewechselt und waren schließlich zum Schluss gekommen, sich für den Abend zu verabreden, da beide noch etwas zu erledigen hatten.
 

Also kam es, dass sich die beiden gegen Einbruch der Dämmerung in der Stadt trafen. Natürlich war Raku mit der der Partie. Sie kauften sich gebrutzelte Kartoffelchips und teilten sich die ganze Tüte. Plaudern und mampfend liefen sie durch Republica, lachten und machten Scherze. Kurzum: Ein perfekter Ausklang des Tages, ein perfekter Abend. Gerade erzählte Hasook eine Anekdote aus seinem Arbeitstag und das Mädchen blickte ihn an. Die untergehende Sonne beschien sein Gesicht, auf welchem ein Lächeln lag. Shinri zögerte kurz, ehe sie einen unschuldigen Kuss auf die Wange des Wasserbändiger´s drückte. Augenblicklich schwieg Hasook, blinzelte irritiert, berührte mit der Hand seine Wange, ehe er sanft lächelte und ihr seinerseits einen Kuss gab. Dann nahm er ihre Hand in seine. Eine Weile standen sie beiden einfach nur so da und genossen den kostbaren Moment.
 

Ein merkwürdiges Geräusch lies Shinri aufhorchen. „Hast du das gehört?“, fragte sie Hasook und sah sich auf dem Rathausplatz um. „Was?“ Der Junge schien irritiert. „Ich weiss nicht..“, antwortete das Mädchen langsam, „Ich glaube es kam von dort.“ Sie deutete auf Rathaus von Republica. Hasook zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Vielleicht war es einer von denen.“, meinte er und deutete mit dem Daumen auf die Straßenkinder, die auf dem Platz herumtollten. „Vielleicht...“, erwiderte Shinri zweifelnd und versuchte immer noch den Ursprung des Geräusches ausfindig zu machen, doch jetzt war es stil um sie herum geworden, abgesehen von dem Lärm, den die Kinder verursachten und den üblichen Geräuschen, die zum Stadtbild Republica´s zählten. Hasook trat wieder näher und legte seinen Arm um Shinri. „Na komm. Vergiss es. Ist doch egal.“ Das Mädchen war noch völlig in Gedanken versunken. Irgendetwas war falsch. Das konnte sie spüren. Irgendetwas schlimmes war im Gange, ganz bestimmt. Der Wasserbändiger drückte sie an sich. „Das ist doch unser Abend, oder? Den sollten wir uns nicht verderben lassen.“ Shinri blinzelte, sah ihn an und versuchte ein Lächeln. „Stimmt...“, antwortete sie langsam, „Du hast recht.“ Sie hatten sich in letzter Zeit selten gesehen. Es war immer etwas gewesen, was die beiden am Treffen gehindert hatte. Und nicht zuletzt hatte Shinri noch ein schlechtes Gewissen, wegen dem einen Mal, an dem sie ihn versetzt hatte. Sie schmiegte sich an ihren Freund und versuchte alle trübsinnigen Gedanken zu vertreiben. Genau. Das war ihr Augenblick. Ihr Abend.
 

Ohne, dass sie es gemerkt hatte, hatte bereits die Dämmerung eingesetzt. Shinri blickte erstaunt auf. „Es ist schon spät... Ich sollte...“ „Warte!“ Hasook sah ihr tief in die Augen. „Bitte bleib.“ „Wa...?“ „Ich möchte dir noch etwas zeigen. Komm.“ „O...okay.“, antwortete sie, ehe sie von Hasook an der Hand genommen wurde und er sie durch die Stadt führte. Vor einem hell erleuchtetem, goldenem Turm blieb er schließlich stehen. „Der Harmonieturm?“, fragte Shinri. Hasook nickte nur knapp. „Warte einfach ab.“, sagte er und führte sie weiter, die Treppen hinauf. Das Mädchen blickte sich erstaunt um. Es waren wirklich viele Paare versammelt, sodass es kaum ein durchkommen gab, doch Hasook wusste sich zwischen den Menschen hindurch zu schieben. So gelang es ihnen schließlich auf der obersten Plattform anzukommen. Sie drängelten sich ans Geländer und als Shinri erwog, erneut nachzufragen, legte Hasook nur einen Finger an die Lippen und deutete dann auf den schwarzen, von Sternen erhellten Nachthimmel. Keine Sekunde später lösten sich die ersten Sterne aus dem dunklen Himmel und fielen auf die Erde hinab, verglühten in der Atmosphäre und verschwanden. „Woah!“, rief Shinri aus und klammerte sich gespannt an das Geländer und konnte sich an dem Naturschauspiel gar nicht satt sehen. Sternschnuppen. Zu dieser Jahreszeit? Hasook grinste und sagte, den Blick auf die Sterne gerichtet: „Das ist ein seltenes Ereignis. Ich dachte dir gefällt das.“ Dass er diesen kostbaren Augenblick mit ihr teilen wollte, blieb unausgesprochen, doch Shinri wusste, was ihm durch den Kopf ging. „Danke.“ Sie wandte ihm kurz ihr Gesicht zu. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln und sie nahm seine Hand in ihre, ehe sie wieder den Meteorschauer beobachtete.
 

Shinri vergaß alles um sich herum und versank völlig in dem Naturspektakel. Irgendwann wurde sie von Hasook an der Schulter berührt. „Komm.“ „Mh?“ Erst jetzt bemerkte das Mädchen, dass sich die Plattform bis auf wenige Ausnahmen geleert hatte. Der Sternenschauer war vorüber. „Das wars.“, erklärte der Junge und führte Shinri die Treppen herab. Erst jetzt merkte sie, wie spät es geworden war. Ihre Augen verlangten nach Schlaf, genauso wie der Rest ihres Körpers. „Müde?“, fragte der Wasserbändiger und Shinri nickte sachte. „Etwas.“ „Halte noch etwas durch.“ Das Mädchen grinste schwach. „Ist das ein Befehl?“ „Ja.“, antwortete Hasook sofort, „Und jetzt Augen zu.“, folgte sofort der nächste Befehl. „Was hast du vor?“, fragte Shinri und kam mit einem Auge seinem Befehl unsicher nach. Aus seiner Tasche zog er ein schwarzes Tuch und band es dem Mädchen um die Augen. „He..he.“, beschwerte sie sich, doch Hasook verhinderte, dass sie den Stoff von den Augen zog. „Mann, jetzt stell dich nicht so an.“, meckerte der Junge. „Was glaubst du was ich vorhabe?“ „Da bin ich mir noch unsicher. Wusste ja gar nicht, dass du darauf stehst.“ „Dummkopf. So etwas nennt man Überraschung. Und jetzt Klappe zu und mitkommen.“ Shinri blieb gar nichts anderes übrig, als seinen Anweisungen Folge zu leisten, schon allein weil er sie am Arm packte und mit sich zog, bedacht darauf sie gegen keinen Baum, oder Laterne zu lenken.
 

Irgendwann kamen sie zum Stehen. Hasook hatte sich alle Mühe gegeben, das Mädchen vollends zu verwirren und dafür gesorgt, dass sie die Orientierung verlor, indem er die verzweigtesten Seitenstraßen nahm, die es in der ganzen Stadt gab und sie so, über Umwege, an den Zielort führte. „Wir sind da.“, verkündete er laut und nahm Shinri behutsam die Binde von den Augen. Der Anblick, der sich ihr nun bot, übertraf alles, was sie bis dahin gesehen hatte. Scheinbar hatte Hasook diesen Augenschmaus vorher in aller Stille im Stadtpark von Republica vorbereitet. Nahe des Flusses standen nämlich unzählige, leuchtende Kerzen und in deren Mitte eine Picknickdecke und ein mit Köstlichkeiten gefüllter Korb. Das Mädchen konnte sich kaum daran satt sehen. Schließlich drehte sie sich zu Hasook um, welcher sie breit angrinste. „Wow, Hasook. Das ist einfach... unglaublich... Mir fehlen die Worte.“ „Was ein seltenes Vergnügen. Das Fräulein ist sprachlos. Na endlich.“ „Blödmann.“ Sie lachte und schlug scherzhaft nach ihm. „Okay. Also darf ich annehmen, dass es dich glatt umhaut?“, scherzte Hasook, als er dem Schlag auswich. „Aber sowas von. Wie komm ich zu der Ehre?“ Der Wasserbändiger antwortete nicht, sondern setzte sich auf die Decke und bedeutete Shinri das Gleiche zu tun, ehe er ihr ein Sandwich überreichte. Dankbar biss sie hinein. Lecker. Hasook lächelte, ehe er auch sein Sandwich verzerrte. Das Mädchen war bereits beim dritten Sandwich, als Hasook sein erstes verputzt hatte. Er sah Shinri an, ehe er zu lachen begann. „Was?“ Sie wurde rot und wischte sich hastig über das Gesicht. Blöde Mayonnaise. Was musste die auch überall raus spritzen? „Du Ferkel.“, stichelte Hasook, ehe er sich vorbeugte und selbst den Fleck entfernte. Dann legte er seine Lippen auf ihre und fing sie in einem leidenschaftlichen Kuss. Kurz lies sich Shinri fallen und vergaß alles andere um sich herum, doch dann stieß sie ihn von sich und sah den Jungen erstaunt an. „Was ist mit dir los?“, fragte sie. „Was? Darf mein seiner Freundin nicht mal eine nette Überraschung machen? Ist das neuerdings ein Verbrechen?“ „Es ist ein Verbrechen seiner Freundin etwas wichtiges zu verschweigen.“, erwiderte sie und studierte misstrauisch sein Gesicht. „Was ist passiert?“ Hasook schnaubte. „Kaum bin ich mal nett, glaubst du ich führe etwas im Schilde, oder was? Na vielen Dank für´s Vertrauen.“ Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe, sah kurz zu Boden, ehe sie den Blick hob, um ihn anzusehen. „Hasook. Ich kann spüren, dass du etwas vor mir verbirgst.“ „Was bist du? Ein Empathetiker?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er zur Seite blickte, ganz so als könne er ihrem prüfendem Blick nicht mehr stand halten. Er seufzte laut auf, eher er murmelte: „Na gut. Erwischt.“ Shinri horchte auf und rückte etwas näher. „Was?“ „Ich wollte es dir eigentlich später sagen...“ „Was wolltest du mir später sagen?“ „Wenn du mich ausreden lassen würdest, würde ich schon dazu kommen.“, meinte der Junge leicht säuerlich. „´Tschuldige.“ Hasook atmete geräuschvoll aus, ehe er wieder zu sprechen anfing: „Wo soll ich nur anfangen....?“, murmelte er, sich unsicher am Kopf kratzend, „Also... Ich habe vor einigen Tagen... endlich eine Zusage der Zhong Akademie erhalten.“ „Der was?“ „Die Zhong Akademie. Die berühmteste und beste Akademie für angehende Musikanten.“ „Wow... Das ist ja super.“ „Immer schon langsam. Warte bis du die ganze Geschichte hörst.“ Er unterbrach sich kurz, ehe er fortfuhr: „Ich arbeite schon fast mein ganzes Leben für meinen... Traum.“ Das Wort schien ihm nicht einfach von den Lippen zu kommen. Zu kitschig. „Und ich brauchte Geld. Deshalb habe ich gejobbt und geübt und jetzt habe ich endlich die Zusage für das nächste Semester. Allerdings... ist die Akademie in Ba Sing Se und ich... werde dorthin ziehen müssen. Es ist ein Internat und das Studium ist hart und dauert mindestens zwei Jahre.“ Shinri hatte ihm aufmerksam zugehört und je mehr sie hörte, desto tiefer sank ihr Blick. „Also...“ „Ja. Ich werde Republica verlassen.“ „Und wann?“, fragte sie niedergeschlagen. „In einem halben Jahr.“, war die knappe Antwort. „Achso...“, war alles was das Mädchen raus bringen konnte. Sie vergrub ihre Hände in der Decke, auf der die beiden saßen. „Es tut mir Leid, aber es...“ „Ist dein großer Traum ich weiss.“ Sie holte tief Luft und blickte ihn an, versuchte ein Lächeln. „Ich werde dich nicht aufhalten. Du hast so lange und hart dafür gearbeitet und verdienst es...“ Ihre Worte wurden immer schleppender und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Es tut mir Leid. Ich wollte nicht weinen. Ich freue mich für dich...aber...“ Da konnte Hasook nicht mehr an sich halten und er schloss Shinri in seine Arme. „Ich wollte dich nicht weinen sehen, deshalb habe ich es so lange wie möglich herausgezögert. Aber du hast ein Anrecht darauf, alles persönlich von mir zu erfahren.“ „Besser, als wenn du einfach verschwunden wärst.“, meinte Shinri schniefend und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, nachdem sie aus der Umarmung entlassen wurde. „Denke ich auch.“, stimmte er ihr zu, „Außerdem haben wir ja noch etwas Zeit... Ein halbes Jahr.“ „Ja....“, erwiderte Shinri langsam. Ein halbes Jahr. Manchmal schien einem diese Zeitspanne wie eine Ewigkeit, aber jetzt kam es ihr wie ein einziger Augenblick vor. „Also lass uns die Zeit bis dahin genießen.“, schlug der Junge vor, bemüht um einen versöhnlichen Tonfall voller Zuversicht, „Und ich bin ja dann auch nicht aus der Welt.“ Shinri versuchte ein Lächeln. „Ja.“ Ihre Zustimmung klang nun etwas sicherer als zuvor. Aber würde ihre Beziehung diese lange, räumliche Trennung überstehen? „Und jetzt komm.“, riss Hasook sie aus ihren Gedanken, „Wehe du heulst den ganzen Abend rum. Hier sind noch ein paar Happen, die darauf warten von dir verschlungen zu werden.“ Das entlockte dem Mädchen doch ein leichtes Kichern und die nahm das Häppchen entgegen. Doch die trüben Gedanken liesen sich nicht restlos verscheuchen. Dennoch versuchte die beiden ihr Bestes um den Rest ihres Dates zu genießen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-08-12T20:39:29+00:00 12.08.2015 22:39
Spitzen Kapitel
Mach weiter so
Antwort von:  Yumiko_Youku
14.08.2015 20:08
Vielen, vielen Dank. :)
Ich versuchs. :D


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