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Shinri

von

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Ins Licht

23. Kapitel – Ins Licht
 

„Okay. Es reicht.“, meinte Shinri und lies sich ins Gras fallen. „Nein.“,, widersprach Shiki, „Du musst einfach n...“ „Ich sagte es reicht.“, fuhr das Mädchen den Geist an. Sie zog die Knie näher an den Oberkörper. „Es hat keinen Zweck! Ich werde nie wieder bändigen können. Nie wieder!“ Sie schlug mit der Faust auf den Boden und biss sich auf die bebende Unterlippe. „Shinri...“ Traurig sah der Geist das Menschenmädchen an, welchem nun Tränen in die Augen schossen. „Es tut mir Leid.“ „Du wolltest nur helfen. Ich weiss ja...“, murmelte Shinri und wischte sich über die Augen. Sie schniefte und versuchte ein Lächeln. „Danke für die Mühen, und so.“ „Ich gebe nicht auf!“, ereiferte sich das kleine Wesen, „Es muss doch einen Weg geben um...“ Ein Rascheln unterbrach das Gespräch. Iroh war zurück gekehrt. Er stellte den Korb, in dem er einiges gesammelt hatte auf den Tisch und kam zu den Beiden herüber. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er nach einem Blick in die Gesichter der Beiden. Shinri wollte schon bejahen, doch Shiki kam ihr zuvor: „Nein. Shinri kann nicht mehr bändigen.“ „So?“ Iroh betrachtete das Mädchen lange und setzte sich dann vor sie ins Gras. „Weist du... mein Neffe war einmal in einer ähnlichen Situation. Er hatte sein altes Ziel und seine Wut als Kraftquelle für sein Feuer gebraucht, doch als er ein neues Ziel hatte, verliesen ihn seine Kräfte. Um diese wieder zu erlangen, musste er die wahre Natur des Feuerbändigens erkennen.“ Shinri lächelte. „Ich weiss.. Ihre Mühen zu schätzen, Iroh, aber ich denke dieser Fall ist etwas anders.“ „Hat es etwas mit diesem Feind zu tun, den zu erwähnt hattest?“ Das Mädchen nickte. „Ich denke nun ist es an der Zeit für deine Geschichte.“, meinte der alte Mann lächelnd.
 

Nach kurzem Zögern erzählte Shinri ihm ihre ganze Geschichte. Zunächst kamen ihr die Worte nur schwer über die Lippen, doch Iroh signalisierte ihr, dass es in Ordnung war und bald schon strömten die Worte wie von alleine aus ihr heraus. Beinahe so, als hatte sie schon lange auf jemanden gewartet, dem sie all das anvertrauen konnte. Wie sie Waise wurde, wie sie auf Amon und auf den Avatar, auf Korra und ihre Freunde getroffen war. Sie erzählte von ihren Kämpfen und Träumen, Freundschaften und Gefühlen. Auch von Tenzin und seiner Familie. Von den Zielen der Equalisten und den besonderen Kräften ihres Anführers und wie diese dazu führten, dass sie ihre Bändigerkräfte verloren hatte. Außerdem erwähnte sie, dass kein Heiler diesen Zustand rückgängig machen konnte, so hatte sie es jedenfalls von Korra erfahren, welcher auf Taho gestoßen war. Zuletzt erzählte sie noch von ihrer Reise in die Geisterwelt und wie es sie hierher verschlagen hatte. Wieder hörte ihr Iroh aufmerksam zu und dachte über jedes ihrer Worte genaustens nach. Sie unterbrach sich einige Male, doch der alte Mann ermuntigte sie weiter zu sprechen und auch wenn sie die richtigen Worte nicht fand, schien er sie dennoch verstehen zu können. „Ich verstehe...“, sagte er schließlich, als sie geendet hatte. Er machte eine längere Pause. „Weist du... Manchmal glauben wir, wir müssten die Antworten bei anderen suchen, doch in Wirklichkeit stecken diese in einem selbst.“ „Also wollen Sie mir damit sagen, sie können mir auch nicht helfen?“, fragte Shinri und sah den alten Mann an. Sie wurde etwas rot und fügte hastig hinzu: „Also nicht, dass ich das erwartet hatte, aber irgendwie... hatte ich gehofft Sie wüssten eine Lösung. Soll nicht heißen, dass ich glaube... Also ihre Worte tun wirklich gut und so und...“ Iroh unterbrach sie lachend. „Schon gut. Ich kann dir wirklich nicht helfen, das stimmt. Aber du kannst es.“ Shinri sah ihn eindringlich an. „Aber wie?“ „Wie ich bereits sagte. Die Antwort liegt oft in einem selbst. Suche das Licht.“ Er lächelte und erhob sich. Dann bedeutete er Shiki das gleiche zu tun und die beiden liesen das Mädchen alleine zurück.
 

Shinri sah den beiden Anderen lange nach, ehe sie schließlich zu Boden sah und laut seufzte. Iroh´s Worte waren wirklich stärkend und hilfreich. Iroh war ein bewundernswerter Mann. Sie hätte wohl kaum erwartet, dass er die Hände hob und plötzlich konnte sie wieder Bändigen. Das Mädchen seufzte, nahm dann wieder Meditationshaltung an und schloss die Augen. Sie sollte das Licht suchen. Welches Licht? Sie atmete ruhig aus und ein, während sie in ihrem Inneren forschte. Wonach sollte sie genau suchen? Sie versuchte ihre Chiströhme zu erspüren, doch im Gegensatz so früher, fühlte sie nur die Leere in sich. Sie brach ab und betrachtete das Gras vor sich, welches sich leicht im Wind wiegte. Wie sollte sie etwas erspüren, was nicht da war? Dennoch schloss sie erneut die Augen. Was hatte Amon nur genau mit ihr gemacht? Was blockierte ihr Bändigen? Shinri wusste aus den Erzählungen über den Avatar, dass auch er über die Macht verfügte, Menschen die Bändigerkräfte zu nehmen, so wie er es einst bei Feuerlord Ozai getan hatte. Doch er hatte kein Wasserbändigen dafür gebraucht, sondern hatte die Energie selbst gebändigt. Besaß Korra auch diese Fähigkeit? Hun Dun hatte so etwas angedeutet. Das brachte sie zur nächsten Frage. Wie hatte es der alte König geschafft, ihr die Macht über alle vier Elemente zu verleihen? Wieder fiel ihr dieses rötliche Licht ein und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken hinunter. Normalerweise war Licht warm und hell, doch dieses schien finster und kalt. Und dennoch war es irgendwie untrennbar mit ihr verbunden. Dann fielen ihr die alten Legenden ein. Früher hatten Menschen die Energien in sich selbst gebändigt, noch bevor sie den Elemente ihren Willen aufzwingen konnten. Vielleicht lag diese Macht tief in jedem verborgen, dem es gelang, das lange verschlossene Tor zu diesem Geheimnis aufzustoßen um diese Kraft zu benutzen. Sie schöpfte neue Hoffnung. Diese wirkte wie ein Licht, dass ihren Geist erhellte und ihre Seele beflügelte.
 

Sie atmete tief durch und folgte im Geiste ihrem Chifluss. Sie sank immer tiefer ein und das Licht schien näher zu kommen. Ein weiterer Atemzug und sie konnte die Lichtquelle vor ihrem inneren Auge ausmachen. Als sich ihr Astralkörper auf das Licht zubewegen wollte, stieß es gegen eine Art unsichtbare Wand. Das Licht schien gebrochen durch die Mauer, die es umgab. Schemenhaft erleuchtete es den Astralkörper des Mädchens und die Umgebung. Alles stoßen und schlagen half nichts. Die Wand gab nicht nach. Dann legte sie eine Hand flach auf die Mauer, woraufhin Reflexionen auf der Wand erschienen, welche dort eigentlich nichts zu suchen hatten. Ihre Augen weiteten sich flüchtig, als sie die Szenarien erkannte. Was sich dort widerspiegelte, war ihre eigene Vergangenheit. Sie schreckte zurück, als sich diese Bilder zu einem menschenähnlichen Wesen zusammenfügten, welches allmählich ihre Gesalt annahm. Ein Selbst geboren aus den Reflexionen ihrer Vergangenheit. In der Hand trug das Wesen eine Fuchsmaske. Shinri´s Astralkörper zog eine Augenbraue hoch. „Na sieht mal einer an. Lass mich raten? Du kommst um mich zu testen? Ob ich würdig bin oder so etwas?“ Ihr Schatten lachte hämisch. „Natürlich, wie immer einen flotten Spruch auf Lager, was?“ Shinri zuckte mit den Schultern. „Tja, so bin ich eben. Also... lass mich bitte vorbei und lass mich an mein Chi.“ „Damit du zurück nach Republia gehen kannst?“, erwiderte der Schatten. „Zum Beispiel.“ Wieder erklang ein hämisches Gelächter. „Du bist in Republica nicht willkommen. Du bist dort eine gesuchte Verbrecherin. Glaubst du, sie werden alles vergessen, nur weil du ihnen sagst es täte dir Leid und du hast dich geändert.“ „Naja ich würde nicht sagen, dass ich mich verändert habe. Höchstens meinen Blickwinkel auf einige Dinge.“, meinte Shinri, „Ich bin beinahe noch so wie vorher. Nur... Minus die Haare.“ Sie zupfte an ihren Spitzen, während ein Grinsen auf ihrem Gesicht erschien, „Naja und das ganze Equalisten Getue.“ „Du kannst selbst Lüge und Wahrheit gar nicht mehr auseinander halten. Deshalb machst du aus allem eine lustige Geschichte oder einen doofen Spruch.“ Shinri´s Grinsen wurde noch breiter. „Ja... Wäre sonst langweilig, oder?“ „Siehst du?“, fragte ihr Schatten, „Genau das meine ich. Du verschließt deine Augen vor der Realität.“ „Ja, die Realität ist auch langweilig. Warum leben, wenn man träumen kann?“„Tsk. Du hoffst doch nur dass alles besser wird. Dass dir deine Freunde verzeihen. Doch sieh der Realität ins Auge. Warum sollten sie? Eine gute Tat merzen die schlechten Taten eines ganzen Lebens nicht aus. Ein blöder Witz verbessert keine Situation. Die rosarote Brille macht das Leben nicht besser.“, rief der Schatten aus.„Du hast Recht.“, gestand Shinri und das Grinsen verschwand aus ihrem Gesicht und machte einer ernsten Miene Platz, „Ich versuche aus allem einen Witz zu machen.. Doch das Lächerlichste bin wohl ich. Ich kann einfach nicht aus meiner Haut, egal wie sehr ich es versuche. Manchmal ist mein Mundwerk schneller als mein Gehirn, doch wenn es ums alles andere geht, komme ich aus dem Grübeln nicht heraus. Ich schätze das nennt man Widersprüchlichkeit.“ Sie zuckte grinsend mit den Schultern, ehe sie wieder ernst wurde.„Aber ich will daran glauben, dass ich mich ändern kann. Oder zumindest etwas ändern kann. Ich möchte den Menschen helfen. Den Geistern. Der Welt. Ich möchte etwas ändern und verbessern. So wie der Avatar.“ „Du setztst dich mit dem Avatar gleich?“, fragte der Schatten. „Mitnichten.“, gab sie zur Antwort, „Ich bewundere die Arbeit eines jeden Avatars und auch Korra wird die Welt verändern. Da bin ich mir sicher. Und ich will auch meinen Teil zum Weltfrieden beitragen. Auch wenn ich nicht der Avatar bin, kann ich versuchen der Welt Frieden zu bringen.“ „Du willst einfach nicht vergessen werden. Das ist alles. Du willst nicht helfen. Du willst deine Spuren hinterlassen.“, behauptete der Schatten. „Natürlich hätte ich gerne, dass sich einige Menschen an mich erinnern, vorausgesetzt diese Erinnerungen lösen positive Gefühle in ihnen aus. Aber wichtiger ist es mir, dass die Zukunft für alle schöner und besser wird. Ich kenne alle Seiten sowohl der materiellen als auch der Geisterwelt. Die guten und auch die schlechten. Und genau deshalb glaube ich, dass man dem Guten helfen muss.“, erklärte Shinri selbstsicher. Ihr Schatten lachte hämisch. „Sagte die, welche Bändiger für Amon einfing und half Verbrechen auszuüben. Und jetzt sag nicht, dass lag alles daran, dass du Amon etwas schuldest oder an der Hypnose.“ „Es stimmt.“, gestand das Mädchen, „Ich habe viele Fehler gemacht. Ich habe es langsam verstanden. Aber nun denke ich, man muss daraus lernen und voran gehen. Auf der Stelle treten hilft keinem.“ „Du ignorierst die Tatsachen!“, rief der Schatten aus und wirkte dabei ziemlich wütend, „Du kannst nicht alles hinter dir lassen!“ „Nein. Das stimmt. Es wird immer ein Teil von mir bleiben.“ Shinri legte eine Hand auf ihre Brust, senkte den Blick und schloss die Augen, „Und darum bin ich ich.“ Dann hob sie den Blick, um ihr Ebenbild anzusehen, „Und auch du bist ich. Du bist meine Vergangenheit. Meine Zweifel. Meine Bedenken. Doch ohne Vergangenheit gibt es keine Gegenwart, oder Zukunft. Du bist ein Teil von mir. Und zusammen bilden wir zusammen „Ich“.“ Sie grinste ihr erstauntes Selbst an, ehe sie auf es zu trat und in eine sanfte Umarmung zog. „Also gib uns eine Chance und lass uns das Ding schaukeln. Wir versuchen mal es nicht zu vermasseln.“ Ihr anderes Ich lächelte, schüttelte den Kopf und erwiderte die Umarmung, ehe es sich in kleine Lichtfunken auflöste, welche nach oben schwebten und die Dunkelheit über Shinri erleuchtete wie kleine Sterne. Dann legte sie erneut ihre Hand auf die Mauer, welche unter ihrer Berührung verschwand. Das Mädchen trat auf das Licht zu und streckte die Hand danach aus. Sanft nahm sie es an sich und drückte es an ihre Brust.
 

Shinri öffnete die Augen und sah sich zugleich den erwartungsvollen Blicken von Shiki und Iroh ausgesetzt. Iroh lächelte wissend. „Du hast es also geschafft.“ Das Mädchen lächelte ihn an und nickte. „Ja.“ Langsam erhob sie sich. Ups, sie sollte nicht mehr so lange im Schneidersitz meditieren. Das ging auf die Gelenke. Sie ging auf den alten Mann zu und schloss ihn in eine Umarmung. „Ich danke Ihnen für alles.“ Iroh lächelte sanft. „Gern geschehen. Ich bekomme nur selten Besuch von menschlichen Gästen. Komm mich bald wieder besuchen.“ „Das werde ich.“ Dann verabschiedete sie sich ebenfalls von Shiki, welche sie natürlich nicht gehen lassen wollte. Doch als der Geist ihr das Versprechen abrang, sie bald zu besuchen und sie niemals zu vergessen, lies Shiki sie gehen. Die Beiden begleiteten sie noch ein ganzes Stück lang. Über die Lichtung und durch den Wald. Shinri drehte sich ein letztes Mal um und winkte den Beiden. „Auf Wiedersehen.“ Sie verbeugte sich höflich. „Und nochmals danke für alles.“ „Tschau! Und komm bald wieder! Und wehe nicht! Du hast es mir versprochen! Denk daran!“, plapperte Shinri. „Ja klar. Mach ich.“, sagte das Mädchen. „Auf Wiedersehen, Shinri.“, verabschiedete sich Iroh lächelnd, „Und grüß Korra von mir.“ Ehe sich das Mädchen nochmal umdrehen konnte, waren die anderen bereits verschwunden und sie war zurück in der Welt der Menschen. Sie lächelte und wandte sich wieder um. Ihr Blick fixierte die materielle Welt. Dann tat sie einen Schritt. Sie hatte noch einiges zu tun. Sie ballte entschlossen die Fäuste und und grinste. Jep. Es konnte los gehen. Erste Station: Republica.



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