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Der Tropfen der Zeit

Die vier Himmelssterne
von

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Tränen aus Liebe

Der ruhelose See lag vor ihr wie ein Seidenteppich. Silber glänzend schimmerte der Mond auf der spiegelnden Oberfläche. Sie lächelte, als sie einen Schritt nach vorne wagte und ein lauer Windzug sie streifte. Er brachte den fein süßlichen Geruch des begonnen Frühlings mit sich.
 

Hinter ihr erklang der liebliche Gesang einer Nachtigall. Melodisch wie ein Liebeslied und doch brach es die schweigsame Ruhe der Nacht entzwei. Vorsichtig setzte sie einen weiteren Schritt geradeaus und dann noch einen, bis ihre nackten Füße nur leicht von dem kalten Gewässer umspielt wurden.
 

Der Winter war noch nicht lange vorüber, an manchen Stellen lag noch immer Schnee und an dem Ufer, der den See umzäumte, waren noch einige dünne Eisschichten klar erkenntlich. Im Dezember war das komplette Gewässer unter einer dicken Schicht vergraben gewesen. Viele hatten diesen Umstand zum Schlittschuh fahren genutzt.
 

Sie hörte noch immer das erfreute Lachen der Kinder und sah ebenfalls noch immer die kunstvollen Figuren vor sich, an die ein mancher sich gewagt hatte. Eine natürliche Begabung, vielleicht auch jahrelange Übung. Sie selber hatte das Eis nie betreten. Es flößte ihr einen unerklärlichen Respekt ein.
 

Langsam senkte sie ihre Lider und ging immer weiter in den See herein, bis das eisige Wasser ihr bis zu den Knien reichte. Die Kälte fühlte sich an, wie dutzende brennende Nadelstiche auf der Haut und doch zeigte sie keinerlei Anzeichen von Schwäche oder gar Unwohlsein. Ihr Körper verharrte wie eine Statue. Auf ihren rosé glänzenden Lippen lag noch immer ein seelisches Lächeln.
 

Doch dem Mond entging nicht, wie eine glitzernde Träne über ihre gerötete Wange perlte und mitten im See zerschellte.
 


 

Blinzelnd erwachte Hinata aus einem ruhelosen Schlaf. Orientierungslos blickte sie sich um, ehe sie sich ihren Morgenmantel überstreifte. Sie war zu Hause. Natürlich. Wo sollte sie auch sonst sein? Dabei hatte sich ihr Traum doch so real angefühlt. Sie glaubte noch immer das kalte Nass auf ihrer Haut spüren zu können. Kopfschüttelnd warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel, der über der Kommode gegenüber des Bettes angebracht war. Ein keuchender Laut entrann ihrer Kehle.
 

Sie sah schrecklich aus.
 

Ihr langes, glattes Haar wirkte glanzlos und stand in alle Richtungen ab. Ihre Augen waren verquollen und gerötet, wie als hätte sie geweint. Und ihre ohnehin schon blasse Haut schien noch viel heller, fast schon weiß. Hinata erkannte sich selbst kaum wieder. Hatte das Gespräch mit Naruto, welches sie am Vortag geführt hatte, denn wirklich so mitgenommen?
 

Eigentlich hätte sie es sich doch denken können. Er erwiderte ihre schwärmerischen Gefühle nicht. Warum sollte er auch? Sie war nur ein Mädchen von vielen und sie Beide waren noch viel zu jung, um überhaupt von Liebe sprechen, oder diese gar empfinden zu können.
 

Vermutlich war es besser so, dass er sie abgewiesen hatte. Wenigstens mit einem zaghaften Lächeln und ohne beleidigende Vorwürfe. Er hatte ihr seine Freundschaft angeboten und sich gleichzeitig bei ihr entschuldigt. Warum? Dafür bestand keinerlei Anlass. Naruto war doch nur ehrlich gewesen.
 

Trotzdem musste sie sich eingestehen, dass es dennoch schmerzte, wenn auch nur geringer, als sie sich vorgestellt hatte. Ihr Herz zwickte, doch es war nicht entzwei gebrochen. Es war okay. Irgendwie. Sie konnte es ertragen.
 

Leise, um ihre Eltern nicht zu wecken, schlich sie in die Küche und bereitete sich einen Tee vor. In zwei Tagen würde bereits wieder die Schule begingen und somit der Alltag einkehren. Sie würde wieder mit ihren Freundinnen zusammensitzen und mit diesen scherzen. Vielleicht würde sie ihnen sogar von dem gestrigen Geschehen erzählen. Sie hörte bereits Sakuras Verwünschungen und TenTens beruhigende Worte, ebenso wie Temaris eisiges Schweigen. Temari brauchte keine Worte. Ihre Blicke waren oftmals Bedeutung genug.
 

Schmunzelnd nippte sie an der soeben gefüllten Tasse und schloss genüsslich ihre Augen. Die Wärme des Tees tat gut. Sie übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Wenn doch das Wochenende schon wieder vorbei wäre. Es bot ihr kaum Ablenkung von ihren tristen Gedanken.
 


 

Zur Mittagszeit vermochte es die Sonne kaum die dicke, schwere Wolkendecke zu durchbrechen. Der Himmel war grau in grau und ließ ab und an einige Regenschauer auf die Erde prasseln. Eigentlich war es weder ein guter Tag, noch die geeignete Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang, jetzt, wo in der Ferne leises Donnergrollen zu vernehmen war. Doch davon ließ sich Hinata nicht beirren. In dem Haus, welches sie schon seit ihr Kindheit bewohnte, hatte sie es einfach nicht länger ausgehalten.
 

Erschöpft setzte sie sich auf eine der umstehenden Bänke eines kleinen Parks und blickte abwesend in die Ferne. Sie war lange schon nicht mehr hier gewesen. Ein Jahr, vielleicht auch zwei. Dabei lag diese Grünanlage nicht weit von ihrem Zuhause entfernt. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie damals oft hier gewesen war mit Freunden und Bekannten, Naruto eingeschlossen.
 

„Es tut mir sehr leid, Hinata. Ich kann deine Gefühle leider nicht erwidern, aber ich kann dir meine Freundschaft anbieten, wenn du sie möchtest.“
 

„Danke Naruto, aber...ich brauchte etwas Zeit für mich.“
 

Seufzend schüttelte sie den Kopf. Sie sollte es endlich vergessen, auch wenn es leichter gesagt als getan war. Sie war so eine Idiotin gewesen.
 

„Du siehst aus, als hätte dir Jemand in die Suppe gespuckt.“
 

Sie schaute auf und begegnete dem Blick violetter Irden, dir ihr fast schon besorgt entgegen blitzten. Dieser Mann, der da vor ihr stand, kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie wusste ihn momentan einfach nicht einzuordnen.
 

„Kennen wir uns?“
 

„Hidan, 19 Jahre, Widder und Blutgruppe B. Ich arbeite nebenberuflich als Kammerjäger, wohne mit ein paar Kumpels in ‘ner WG, schaue gerne Action- und Horrorfilme und hasse es, hübsche Mädchen weinen zu sehen. Alles klar, soweit?“
 

Damit setzte er sich einfach ungefragt neben sie auf die Bank und schenkte ihr dabei ein breites, freches Grinsen. Gegen das vergnügte Glucksen, welches in ihr aufstieg, konnte sie nur schwerlich etwas unternehmen.
 

„Mein Name ist Hinata und es freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen, Hidan.“
 

Das tat es wirklich. Hidan war...außergewöhnlich, auf eine Art, die sie bisher noch nie an einer anderen Person wahrgenommen hatte. Und plötzlich machte es Klick.
 

Wie konnte sie ihn bloß nicht erkennen, wo er doch in ihre Schule ging, wenn auch eine Klasse höher, als sie selber? Vielleicht mochte das an dem Umstand liegen, dass er heute mal nicht komplett in schwarz gekleidet war, sondern ebenso ein blutrotes T-Shirt und eine graue Jacke trug. Ein leises Kichern entfloh ihr. Es stimmte also doch: Kleider machten Leute.
 

„Also, was verschlägt dich zu so einem gottverdammten Wetter alleine hier raus?“
 

„Klingt es komisch, wenn ich sage, dass ich mich hier draußen weniger alleine fühle? Außerdem tut die frische Luft gut, um den Kopf frei zu bekommen.“
 

„Wovon?“
 

„Von meinen Träumen und der Realität.“
 

Verständnislos blickte er sie an, was sie mit einem tonlosen Seufzer quittierte. Vielleicht brachte es wirklich etwas, wenn sie mit Jemanden reden würde, wenn dieser Jemand auch eigentlich ein völlig Fremder für sich war. Sie hatte mit Hidan bisher kaum ein Wort gewechselt. Zwar sah sie ihn in der Schule oft bei Temari, selten auch mal mit Sakura, aber das war es dann auch schon.
 

Warum hatte sie sich bisher eigentlich nie ihren Freundinnen anvertraut. Wohl möglich würden diese sie für verrückt erklären. Manchmal glaubte sie ja selber schon daran, dass sie den Verstand verlor.
 

„Es ist nicht so wichtig. Ich…“
 

Sie schüttelte den Kopf und brachte ihn damit zum schnaufen.
 

„Wäre es nicht so wichtig , würdest du dir hier draußen bei diesen verfluchten, gefühlten Minusgraden wohl kaum deinen Arsch abfrieren.“
 

„Mir ist nicht kalt“, sprach sie leise, bevor der Regen einsetzte.
 

Genüsslich schloss sie ihre Augen und neigte ihr Gesicht dem Himmel entgegen, während sie Hidan, neben sich, lautstark fluchen hörte. Ein Schmunzeln glitt über ihre Mundwinkel. Seine Gesellschaft, so ruppig sie auch sein mochte, war wirklich angenehm, um ihre innerliche Einsamkeit zu vertreiben. Der Regen tat sein weiteres. Er wusch all den aufgestauten Kummer einfach fort.
 


 


 

Und aus dem Regen folgte die Flut

und aus dieser stieg eine Schlange empor



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  black-fire
2019-01-26T22:31:12+00:00 26.01.2019 23:31
schönes kapitel wie geht es weiterˋ?


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