Zum Inhalt der Seite

Getäuscht

Nichts ist, wie es scheint
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Fieber

Sasuke wachte irgendwann in der Nacht auf.
 

Verwirrt setzte er sich in seinem Bett auf.
 

Schlecht geträumt hatte er nicht, wieso war er dann wach?

Er wusste es nicht.
 

Vielleicht sollte etwas trinken und dann versuchen, wieder zu schlafen?
 

Müde kämpfte er sich aus dem Bett und tapste durch die nachtschwarze Wohnung. In der Küche angekommen fischte er sich ein Glas aus dem Küchenschrank und goss sich den kalten Tee ein, den Beniko jeden Abend aufbrühte. Diese Angewohnheit kannte er von Itachi, was ihn anfangs verunsichert hatte. Aber diese Person, die sich um ihn kümmerte, war nicht Itachi. Es war Beniko. Er kannte sie und vertraute ihr mittlerweile.
 

Deshalb machte sich der achtjährige keine großen Gedanken mehr darum, sondern nahm es hin, wie es war, und genoss den noch lauwarmen Tee.

Allzu lange hatte er wahrscheinlich nicht geschlafen. Und nun spürte er auch noch, wie er langsam richtig aufwachte.

Verstimmt seufzte der kleine Uchiha und beschloss, seine Verwandte zu fragen, ob er bei ihr schlafen konnte. Es wäre nicht das erste Mal und er wusste, sie würde ihn nicht von sich stoßen.
 

Doch als Sasuke das Schlafzimmer seines Vormunds betrat, lag Beniko im Bett und wälzte sich unruhig auf dem kühlen Laken. Der jüngere runzelte die Stirn, als er seine vermeintliche Cousine gequält stöhnen hörte, und trat leise an die Schlafstätte des älteren heran.
 


 

Beniko war leichenblass und atmete schwer. Dann hustete sie stark und setzte sich mit einem Mal auf, noch immer um Luft ringend und hustend, die schmale Hand auf den Mund gepresst. Sasuke reagierte schnell und stützte sie, als sie in die Kissen zurücksank. Schwerfällig öffnete sie ihre schwarzen, fiebrig glänzenden Augen und blickte ihn an.

„Wieso schläfst du nicht?“, fragte sie mit einer seltsam rauen Stimme, die den jüngeren Uchiha irgendwie ein wenig an seinen Bruder erinnerte.

Doch Sasuke wischte diesen beunruhigenden Gedanken entschlossen beiseite. Das hier war nicht Itachi!

„Ich konnte nicht schlafen. Was ist mit dir?“
 

Itachi seufzte erschöpft und war froh über die Nähe und Fürsorge seines kleinen Bruders, der ihn zudeckte und ihm einen Kräutertee aufbrühte, der den Husten mildern sollte. Momentan fühlte sich der ältere Uchiha auf grausame Art hilflos und ausgeliefert. Alle Energie, die ihm noch zur Verfügung stand, setzte er für seine Tarnung ein. Er wusste: Solange er als Beniko Uchiha in Konoha lebte, würde man ihm helfen. Sobald seine Tarnung aufflog, landete er im Gefängnis, völlig egal, wie krank er war. Deshalb war er umso dankbarer, als ihm sein kleiner Bruder dabei half, den Tee zu trinken, und gab dem Drängen des achtjährigen, doch zu einem Arzt zu gehen, sofort nach. Er wollte Sasuke nicht alleine lassen. Er wollte gesund sein.

Für Sasuke.
 

Sein kleiner Bruder half ihm, sich einen Kimono überzuziehen, und legte ihm eine wärmende Decke um die Schultern. Danach schleppte sich der Mörder mit Sasukes Hilfe durch das halbe Dorf bis ins Krankenhaus. Es dauerte ewig, obwohl selbst der jüngere der beiden diese Strecke normalerweise innerhalb weniger Minuten zurücklegen konnte. Doch Itachi ging es sehr schlecht. Er stand kurz davor, vor Anstrengung zusammen zu brechen. Die Hustenanfälle raubten ihm fast alle Kraft. Nur die Angst, seine Tarnung zu verlieren, hielt ihn bei Bewusstsein. Sein Chakra war nahezu vollkommen aufgebraucht durch seine Erkrankung. Seine Stimme klang wieder mehr nach ihm selbst, was nicht nur ihn beunruhigte. Es grenzte an ein Wunder, dass der diensthabende Arzt, der ihn untersuchte, seine tiefe Stimme auf den schlimmen Husten schob. Sasuke wirkte sofort erleichtert, als man ihm versicherte, sich gut um seine vermeintliche Cousine zu kümmern.
 

Dennoch ging er nicht zurück in die Wohnung, in der nun niemand auf ihn warten würde.

Er blieb, bis die Untersuchungen abgeschlossen waren und feststand, dass Itachi sich eine üble Lungenentzündung zugezogen hatte.
 


 

Man hatte dem älteren ein chakraregenerierendes Medikament verabreicht, was diesem nur zu recht gewesen war. Er hatte sorglos einschlafen können in dem Wissen, dass seine Tarnung nicht auffliegen würde.

Und mit der Freude darüber, dass Sasuke bei ihm blieb. Dass sich sein kleiner Bruder zu ihm ins schmale Krankenbett legte und an ihn schmiegte. Er hatte nicht damit gerechnet, das noch einmal erleben zu dürfen. Ihm war es egal, dass sein Bruder das nur tat, weil er ihn für Beniko hielt. Sasuke tat es. Das genügte vollkommen, um ihn ruhig schlafen zu lassen. Dank der Medikamente vom Husten und den anderen Erkältungssymptomen befreit, fühlte er sich wohl.

Obwohl er Krankenhäuser nicht mochte. Obwohl er wusste, dass ihn seine Erkrankung eine Weile ans Bett fesseln würde. Darüber hatten ihn die Ärzte schon aufgeklärt.
 

Sasuke war bei ihm.

Sasuke sorgte sich um ihn.
 

Das war alles, was für Itachi in diesem Moment zählte.
 


 

Sasuke hatte Angst. Als er Beniko so hilflos gefunden hatte, war ihm eiskalt geworden.

Alles hatte er verloren. Seine Familie, seine Eltern, seinen großen Bruder. Sein Leben.

Alleine beim Gedanken daran, auch noch Beniko zu verlieren, die sich so um ihn kümmerte, die versuchte, ihm sein Leben wieder zu geben, war ihm ganz anders geworden.
 

Doch die Ärzte hatten seiner Cousine helfen können. Zwar war sie noch schwer angeschlagen, aber sie lebte. Und wahrscheinlich würde sie die Krankheit gut überstehen. Sasuke war erleichtert darüber. Froh, seine Cousine ins Krankenhaus geschafft zu haben, auch wenn der Weg für diese so anstrengend gewesen war. Wäre er stark genug gewesen, hätte er sie tragen können.

Er würde sich noch mehr bemühen, um sie nicht zu enttäuschen. Um sich besser um sie kümmern zu können, wenn es ihr schlecht ging.
 

Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sofort ruhte sein Blick auf ihrem eingefallenen, verschwitzten Gesicht. Sie sah so schwach und hilflos aus, dass es ihm wehtat. Sonst war sie doch die starke! Doch nun schlief sie, träumte scheinbar lebhaft, denn sie nannte seinen Namen.

Das macht sicher das Fieber, dachte sich das Kind und nahm vorsichtig die Hand der älteren.

Er wollte ihr beistehen und zeigen, dass sie nicht alleine war. Auch wenn ihr das keinen traumlosen Schlaf schenken würde.

„Sasuke“, murmelte sie wieder. Ihre Stimme klang verzweifelt. „Es tut mir leid… Ich bleib bei dir…“

Besorgt beugte sich der Junge vor. Sie träumte wohl etwas ziemlich Verrücktes. Was sollte sie schon angestellt haben, das ihr leid tat? „Alles ist in Ordnung, Beniko“, murmelte der kleine Uchiha beruhigend, obwohl er wusste, dass die Träumende ihn nicht hören konnte.

Die junge Frau schlief weiter unruhig. Wie erwartet hatten seine Worte nichts gebracht.
 

Aber als sie ihren eigenen Namen murmelte, ließ er von ihr ab. Starrte sie verwirrt an. Wieso bat seine Cousine sich selbst um Entschuldigung? Das war hirnrissig. Völlig verrückt. Er musste sich verhört haben, das war es ganz bestimmt!

Doch als er wieder näher trat, um Benikos gemurmelte Worte zu verstehen, fiel derselbe Name wieder.

Sasuke hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte.

Er wusste nur, dass es ihn beunruhigte.
 


 

Itachi musste drei Tage lang im Krankenhaus bleiben, bis er gesund genug war, um nach Hause zu gehen. Sasuke war jeden einzelnen Tag bei ihm gewesen, direkt nach der Schule zu ihm gekommen. Der jüngere Uchiha hatte stets ein flaues Gefühl im Magen, wenn er fort war- ganz so, als könnte Beniko sich in Luft aufgelöst haben, bevor er zurück war.
 

Aber sie war immer da gewesen. Hatte abwesend im Krankenbett gelegen und aus dem Fenster geschaut. Ihn immer angelächelt, sobald sie ihn wahrnahm. Und ihr Lächeln war so warm und ehrlich, dass Sasukes Angst in der Nähe seiner Verwandten ganz verschwand. Nur ein eigenartiges Gefühl war da. Er hatte es auch gehabt, als Beniko wieder aufgetaucht war. Doch es war verschwunden mit der Zeit. Wieso war es nun wieder da?

Es verunsicherte ihn immens.

Irgendetwas stimmte nicht mit Beniko.
 

Sasuke hatte am Tag ihrer Entlassung ein Gespräch zwischen dem Hokage und Benikos Arzt belauscht. Sie verbrauche mehr Chakra, als es normal sei. Den Alten stimmte dies nachdenklich, ebenso wie Sasuke. Nur, dass er eine Maßnahme hatte ergreifen können und ihnen einen Betreuer zur Verfügung gestellt hatte, der gerade die ihm zugeteilten Genin zurück in die Akademie geschickt haben sollte. Kakashi Hatake hieß er. Irgendwoher kam dieser Name dem jungen Uchiha bekannt vor. Er wusste nur nicht, woher.
 

Aber er war auch nur ein Kind. Benikos Albträume, in denen sie sich selbst um Verzeihung bat, verstand er auch nicht. Dabei grübelte er die ganze Zeit über eine logische Erklärung und gelangte nur zur Feststellung, dass ihre Erkrankung Schuld daran war.

Oder, dass es nicht Beniko war, die sich um ihn kümmerte. Doch diesen Gedanken verdrängte der achtjährige, sobald er aus seinem Gedankenchaos sprang und sich auf ihn stürzte.

Das Mädchen, das sich so um ihn kümmerte, konnte nur Beniko sein. Die Shinobi, die sie aufgegriffen hatten, hatten ihr Sharingan gesehen.

Eine andere Erklärung wollte er nicht akzeptieren, nicht wahrhaben.

Es musste Beniko sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scorbion1984
2015-12-13T07:47:09+00:00 13.12.2015 08:47
Verwirrend aber gut erzählt !


Zurück