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Bedingungslos II

Fortsetzung (Mystrade)
von

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Zu Besuch bei den Eltern

„Nein, ich fahre. Wir brauchen deinen Fahrer nicht. Dann sind wir flexibler, falls … na ja, falls sie damit nicht umgehen können und wir doch noch in ein Hotel ausweichen oder wieder nach Hause wollen. Wir können deinen Fahrer nicht zwei Tage draußen im Auto sitzen lassen, für alle Fälle.“

„Er könnte in ein Hotel gehen“, kam es schlicht von Mycroft, der gerade den Koffer schloss, den sie gemeinsam gepackt hatten.
 

Sie waren fast startklar, um nach Birmingham zu fahren und Greg wurde zunehmend nervöser. „Ich mein es ernst, du hast eben beim Frühstück zweimal deinen Kaffee verschüttet. Willst du, dass wir heil dort ankommen oder nicht?“

„Selbstverständlich, aber das krieg ich schon hin. Hab doch etwas vertrauen in mich!“, grummelte Greg, drehte sich um stieß sich den Kopf an der offenen Schranktür. „Scheiße!“, fluchte er leise.

„Herrje … Greg“, kam es besorgt von Mycroft und er trat auf seinen Partner zu. „Zeig mal. Nicht so schlimm, das wird wieder.“

„Nicht so schlimm? Das tut verdammt weh!“, zischte Greg und ließ sich frustriert aufs Bett fallen. „Heute ist einfach nicht mein Tag, vielleicht sollten wir das ganze absagen.“

„Und dann? Irgendwann musst du es ihnen wohl sagen. Ich kann zwar nicht dafür garantieren, aber ich schätze, dass die Presse auch ziemlich interessiert an unserer Verlobung und Hochzeit sein wird. Willst du, dass sie es so erfahren?“, hakte Mycroft nach.

„Natürlich nicht!! Das hab ich doch nur so daher gesagt ...“, grummelte der Inspector und rieb sich seine rechte Augenbraue, die er sich eben angeschlagen hatte. „Es ist für mich eben nicht so einfach wie für dich. Die rechnen damit, dass ich eine Frau mitbringe!“

„Warum hast du sie dann nicht aufgeklärt?“, hakte Mycroft nach und setzte sich neben seinen Verlobten.

„Ich wollte das nicht am Telefon … weißt du, ich will sehen wie sie reagieren. Das geht eben nicht übers Telefon … und irgendwie hat es sich auch nicht ergeben“, antwortete Greg leise und lehnte seinen Kopf gegen Mycrofts Schulter. „Was mach ich nur, wenn sie es nicht akzeptieren? Es sind doch meine Eltern.“

„Schätzt du sie denn so ein?“, wollte Mycroft wissen und griff nach Gregs Hand.

„Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung. Ich weiß, dass sie nicht homophob sind, aber wenns das eigene Kind betrifft … ich weiß es nicht und mir ist schon richtig schlecht!“, seufzte er leise.

„Dann lassen wir uns fahren. Okay? Dann musst du dich nicht ...“ „Nein, das Fahren würde mich ablenken. Es macht mir wirklich nichts aus.“

„Sicher?“

„Ja.“

„Na schön. Wenn das dein Wunsch ist“, gab Mycroft nach und zuckte mit den Schultern.

„Eins sollst du wissen, egal wie sie reagieren, ich werde mich nicht von dir trennen. Niemals. Es würde mir zwar viel ausmachen, aber dich zu verlieren wäre noch schlimmer.“

„Soweit sind wir ja noch nicht, also hör auf dir darüber jetzt schon Gedanken zu machen“, meinte Mycroft und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. „Sollen wir?“

„Ja. Auf geht’s ...“, seufzte Greg und schnappte sich den kleinen Koffer. Sie verließen ihr gemeinsames Schlafzimmer und verabschiedeten sich unten von Edward, bevor sie aus dem Haus traten. Mycroft erklärte seinem Fahrer, dass sie ihn nicht brauchten und Greg fahren würde und dann ging es auch schon los.
 

Als Greg den Wagen vor dem Haus seiner Eltern parkte, atmete er tief durch. Sein Magen schien ein einziger Knoten zu sein. Dabei war er ein erwachsener Mann Ende 40! Er hatte sein Leben im Griff, einen Menschen an seiner Seite, der ihn liebte. Wo war das Problem?? Aber letztendlich war er auch immer noch das Kind seiner Eltern und so fühlte er sich gerade.
 

Greg zog die Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg dann aus. Mycroft tat es ihm gleich. Viel gesprochen hatten Sie nicht auf der Fahrt, aber das verwunderte keinen. Es war unübersehbar, dass dieses Thema Greg schwer im Magen lag und Mycroft hatte dafür Verständnis.
 

Sie gingen über den kurzen Kiesweg, der von der Straße zum Haus von Gregs Eltern führte. Sie wohnten am Stadtrand von Birmingham, in einer ruhigen Gegend.

„Okay … dann wollen wir mal ...“, seufzte er leise und betätigte die Klingel. Er atmete erneut durch und schloss kurz die Augen. Die Nervosität stieg ins Unermessliche. Was würden seine Eltern sagen?!
 

Die Tür wurde geöffnet und Greg lächelte seine Mutter an. „Hi Mum“, begrüßte er sie.

„Greg! Wie schön, dass du es geschafft hast!“, erklärte sie und strahlte ihn regelrecht an. Sie umarmte ihn gleich darauf. Mycroft hielt sich erst mal im Hintergrund.

„Wo ist Dad?“, hakte er nach, als er sich von ihr löste.

„Im Wohnzimmer“, erwiderte sie und blickte dann zu Mycroft. Ihr Blick wurde fragend. „Hast du nicht gesagt, du bringst deine Freundin mit?“, wollte sie wissen.

„Erkläre ich euch gleich. Dürfen wir reinkommen?“

„Selbstverständlich. Bitte“, bat sie die beiden hinein.
 

Mit pochendem Herzen ging Greg vor und zielstrebig zum Wohnzimmer. Er klopfte kurz gegen das weiße Holz des Türrahmens und sein Vater blickte auf. Gleich stand er aus seinem Sessel auf und ging auf seinen Sohn zu.

„Greg!“

„Hey Dad“, erwiderte Greg leise und schloss auch seinen Vater in die Arme. Sie sahen sich nicht allzu oft, weshalb seine Eltern sich natürlich sehr freuten.

„Und, wo ist deine Freundin?“, wollte auch sein alter Herr wissen.
 

„Ähm, ja es gibt da etwas das ich euch sagen muss ...“, begann Greg dann leise und leckte sich über die Lippen. „Setzt euch doch. Bitte ...“, bat er dann. Er hatte keinen wirklichen Plan, wo er anfangen sollte.

„Wer ist das?“, wollte Gregs Vater wissen und deutete auf Mycroft.

„Will ich euch ja erklären. Bitte, setzt euch!“, kam es jetzt eindringlicher von Greg und er deutete auf die Sessel. Er selbst setzte sich aufs Sofa und blickte dann Mycroft auffordernd an. „Du auch, bitte.“
 

Mycroft, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, fühlte sich noch etwas Fehl am Platz. Er war es nicht gewohnt, einfach still zu sein und nichts zu sagen. Im Normalfall hätte er jetzt schon die Initiative ergriffen und sich selbst vorgestellt. Er hasste es, wenn die Höflichkeitsformeln nicht eingehalten wurden, aber das hier war Gregs Angelegenheit. Er konnte und wollte sich jetzt nicht einmischen. Das musste sein Partner regeln, wie er es für richtig hielt. Daher setzte er sich neben Greg und nickte ihm nur aufmunternd zu.
 

„Also, was ist jetzt mit deiner Freundin?“, wollte seine Mutter wieder wissen.

„Ja und wer ist der Mann da?“ Sein Vater blickte fragend.

„Zunächst einmal, ich habe keine Freundin“, gestand Greg leise.

„Aber du hast doch am Telefon gesagt, dass du wieder vergeben bist“, erklärte sie.

„Oder du hast dich mal wieder verhört. Wäre ja nicht das erste Mal!“, kam es ein wenig tadelnd von seinem Vater.

„Nein, hat sie nicht. Sie hat richtig gehört. Mum, Dad … das ist Mycroft Holmes, mein … Freund. Ich meine, Verlobter“, stammelte Greg leise und knetete nervös seine Hände.
 

Seine Eltern starrten ihn einige Augenblicke nur entgeistert dann, blickten dann zu Mycroft und dann wieder zu ihrem Sohn.

„Was!?“, entfuhr es dann seinem Vater.

„Mycroft ist mein Verlobter und wir werden im Juli heiraten. Am 19. um genau zu sein“, erklärte Greg und zog eine Einladungskarte aus seiner Jackentasche. Er legte sie auf den Couchtisch und blickte seine Eltern dann wieder an.

„Aber du sagtest doch was von einer Freundin ...“, flüsterte seine Mutter perplex.

„Nein Mum, ich sagte nur, dass ich wieder jemanden habe. Ich habe nie gesagt, es wäre eine Frau.“

„Und auch nicht, dass es ein Mann ist!“, erklärte sie und stand auf. „Ich brauch … frische Luft.“

„Matty! Warte doch ...“, sein Vater war aufgestanden, doch Gregs Mutter war schon aus dem Zimmer gestürmt.

„Es tut mir leid“, erklärte Greg leise.

„Du hättest uns wenigstens vorwarnen können! Du weißt doch, dass deine Mutter ein schwaches Herz hat!“, tadelte er ihn und stand ebenfalls auf. „Ich werde mal nach ihr sehen. Falls ihr was trinken wollt, du weißt ja sicher noch wo du alles findest.“ Danach verließ auch sein Vater das Wohnzimmer.
 

„Das lief doch gar nicht mal schlecht“, meinte Mycroft dann leise.

„Nicht schlecht?! Ich finde, es ist ein Desaster. Hast du gesehen, wie sie mich angesehen hat?!“ Greg schüttelte den Kopf.

„Natürlich, weil sie geschockt ist. Schau doch nur, wie lange du selbst gebraucht hast, dir klar darüber zu werden, dass du mich willst. Du hat es ihnen gerade gesagt, sie brauchen sicher etwas Zeit, das zu verdauen.“

„Und was wenn nicht?“

„Dann werden wir das auch irgendwie schaffen. Es sei denn, du willst die Verlobung lösen.“

„Niemals! Das hab ich doch schon gesagt, bevor wir losgefahren sind.“

„Gut, dann schaffen wir das schon. Warte erst einmal ab. Sie wollte nur an die frische Luft.“

„Dad hat mich überrascht, ich hätte eher damit gerechnet, dass er ein Problem damit hat.“

„Du weißt doch noch nicht, ob sie ein Problem damit hat.“

„Keine Ahnung … willst du was trinken? Ich könnte uns Tee machen“, schlug Greg vor.

„Nein Danke, ich denke wir warten erst einmal, hm?“ Mycroft blickte ihn fragend an und ergriff dann seine Hand. Er strich mit dem Daumen über den Handrücken seines Partners. „Das wird schon, da bin ich mir sicher.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil ich, genauso wie mein Bruder, sehr gut beobachte und es einfach weiß. Vertrau mir!“, bat Mycroft leise und lächelte aufmunternd.
 

Nach knapp 15 Minuten betraten seine Eltern wieder das Wohnzimmer und seine Mutter nahm auf dem Sessel Platz, auf dem sie eben schon gegessen hatte. Gregs Dad ging zur Bar und holte eine Flasche mit Whisky heraus, ebenso wie vier Gläser.

„Mum … es tut mir leid“, entschuldigte Greg sich.

„Was denn, dass du es mir nicht gesagt hast oder dass du plötzlich mit einem Mann zusammen bist?“, hakte sie leise nach.

Gregs Vater schenkte in die vier Gläser jeweils ein wenig von dem Whisky ein und verteilte sie dann auf dem Tisch.

„Dass ich es dir nicht gesagt habe. Dass ich mit einem Mann zusammen bin, dafür werde ich mich nicht entschuldigen, denn ich liebe ihn und er macht mich glücklich.“

Gregs Mutter schluckte hart und nahm das Glas vor sich in die Hand.

„Ich verstehe das nicht, du warst doch immer nur mit Frauen zusammen“, meinte sie dann leise.

„Ja, ich weiß und glaub mir, ich hab selbst auch gebraucht, um damit fertig zu werden … aber nach meiner Ehe und dem ganzen Mist, den ich da erlebt habe, da hatte ich die Nase voll von Beziehungen. Ich wollte gar nicht mehr und dann kam Mycroft.“
 

Mycroft lächelte nur und drückte die Hand seines Partners, die er immer noch hielt.

„Wie haben Sie das geschafft?“, wollte Gregs Dad wissen und wandte sich zum ersten Mal an Mycroft.

„Mit Geduld, Hingabe und ein wenig Penetranz.“

„Ein wenig? Du warst sehr penetrant, Hun!“, meinte Greg und musste lachen. Er berichtete seinen Eltern kurz wie alles begonnen hatte. Dass sie sich schon einige Zeit kannten, dass er ihm das das Leben gerettet hatte und wie Mycroft ihn umsorgt hatte.

„Ich hab irgendwann dann festgestellt, dass es schön war, dass sich jemand um mich sorgte. Das war ich nicht gewohnt. Na ja, außer von dir Mum.“

„Schlimmer als dieses Biest kann er wohl nicht sein, was?“, lenkte sie ein.

„Er ist das Beste, was mir passieren konnte. Er macht mich glücklich.“

„Und ihr seid schon verlobt?“ Sein Dad trank jetzt einen Schluck von seinem Whisky.

„Ja, ich hab ihn gefragt. Ich bin so oft dienstlich eingespannt und er hat auch einen stressigen Job … wir haben uns kaum gesehen und da hab ich beschlossen, ihn zu fragen.“

„Hättet ihr nicht einfach so erst mal zusammen ziehen können?“, wollte sie wissen.
 

Greg atmete tief durch, war aber ein wenig erleichtert. Das lief besser, als er erwartet hatte.

„Nein, nicht bei Mycrofts Gesellschaftsstand … er ist nicht irgendwer.“

„Ach? Wer ist er denn?“, wollte sein Dad wissen.

„Um es mit den Worten seines Bruders auszudrücken, er ist quasi die britische Regierung und noch so manches andere.“

„Aha. Ich dachte immer der Premierminister wäre quasi unsere Regierung“, erwiderte sein Vater.

„Nur bedingt.“ Mycroft lächelte schmal.

„Aber warum hat man von Ihnen dann noch nichts gehört? Wenn Sie so viel Einfluss haben?“, wollte Gregs Mutter wissen.

„Gerade deshalb habe ich so viel Einfluss. Ich agiere lieber im Hintergrund. Das Rampenlicht überlasse ich anderen. Darum kennt mich glücklicherweise nicht die halbe Welt, was von Vorteil ist, wenn man mit den Geheimdiensten eng zusammenarbeitet.“

„Und was genau wollen Sie dann von Greg? Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, es ist nur so … wir sind einfache Leute, aber nicht dumm. Sie stehen doch gesellschaftlich etliche Klassen über uns und über ihm.“
 

Mycroft nickte zustimmend. „So gesehen mag das zutreffen, aber was haben Gesellschaftsschichten mit der Liebe zu tun?“ Er atmete tief durch und wollte weitersprechen, als Greg ihn unterbrach.

„Wisst ihr, Mycroft ist ein besonderer Mensch. Es ist ein Privileg, der eine Mensch zu sein, den er so sehr an sich heranlässt und ich genieße das. Ich liebe ihn. Das ist alles, was ihr wissen müsst. Ich bitte euch nicht, dass zu verstehen, aber es zu akzeptieren. Ich bin ein erwachsener Mann und durchaus in der Lage zu entscheiden, was ich möchte und was nicht. Alles was ich will ist ihn glücklich machen, weil mich das auch glücklich macht.“
 

„Haben wir denn eine Wahl?“, hakte sein Vater nach.

„Sicher habt ihr die. Entweder ihr akzeptiert es und feiert unsere Hochzeit mit uns oder ihr akzeptiert es nicht. Heiraten werde ich ihn dennoch.“

„Dann bleibt uns keine Wahl, denn als Eltern dürfen wir wohl kaum auf deiner Hochzeit fehlen“, kam es dann von seiner Mutter und sie griff nach der Hand ihres Mannes. „Ich meine, die Hoffnung auf Enkel haben wir ohnehin aufgegeben.“

Greg schürzte die Lippen und atmete durch. Er hasste dieses Thema.

„Wäre es euch lieber, ich hätte mit ihr Kinder bekommen, die jetzt bei ihr und ihrem neuen Macker leben würden? Die sie mir, mit größter Wahrscheinlichkeit, vorenthalten würde und für die ich auch noch zahlen müsste, obwohl ich nicht mal sicher sein könnte, dass sie wirklich von mir sind?!“

„Greg!“ Mycroft blickte ihn ernst an. Greg erwiderte den Blick und schnaubte nur. Dann stand er auf und ging zum Fenster.

„Nein, Hun. Dieses Thema ist schon seit Jahren ein rotes Tuch für mich, du hast ja keine Ahnung wie viele unzählige Diskussionen ich darüber schon mit ihnen geführt habe!“ Greg schüttelte entschieden den Kopf. „Vielleicht war es auch einfach ein Fehler herzukommen. Egal welchen Partner ich habe, es ist nie richtig. Keiner ist wirklich gut genug für euch ...“

„So ist das doch nicht … Greg, es tut mir leid“, meinte seine Mutter dann und stand auf. „Ich hab nicht darüber nachgedacht. Aber du musst zugeben, dass wir bei ihr Recht hatten. Sie war nicht gut genug für dich.“

„Das weiß ich mittlerweile auch. Hinterher ist man immer schlauer … ich hab schon genug Jahre an diese Frau vergeudet … noch einmal passiert mir das nicht, denn ich habe jetzt den richtigen Partner an meiner Seite.“

„Wenn er für dich okay ist, ist er es auch für uns“, meinte sie dann leise und legte eine Hand auf Gregs Oberarm. Dieser seufzte tief, rieb sich kurz die Augen und umarmte seine Mutter dann.

„Sorry Mum, ich wollte auch nicht so aus der Haut fahren ...“, flüsterte er dann und drückte sie. „Aber er bedeutet mir wirklich sehr viel und ich bin glücklich.“
 

Mycroft atmete erleichtert aus und lächelte kurz, bevor er sich vorbeugte und einen Schluck von dem Whisky trank, den Gregs Vater ihnen ausgeschenkt hatte.

„Na gut, ich werde dann mal das Essen vorbereiten“, erklärte sie und löste sich von Greg. „Hatte vor dein Lieblingsessen zu kochen.“

„Hattest du es nur vor oder kochst du es für mich?“ Greg blickte sie fragend an und sie begann zu lachen.

„Natürlich koche ich es für dich. Hilfst du mir?“

Greg nickte. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Es war raus und offenbar schienen sie es wirklich zu akzeptieren, auch wenn sie sicher noch etwas brauchten, um das alles zu verarbeiten.
 

„Kommt ihr mit in die Küche?“, wollte Greg dann wissen und blickte zu Mycroft und seinem Dad.

„Nein, ich denke dein Vater hat noch einige Fragen zu meiner Person, die ihn brennend interessieren. Ich komme schon klar“, erklärte Mycroft und lächelte schmal, als er das verdutzte Gesicht von Gregs Dad sah.

„Versuch erst gar nicht irgendwas vor ihm zu verheimlichen, er findet es raus … er ist ein Meister im Beobachten. Wobei … du solltest mal seinen Bruder erleben, der ist noch be...“ „Wie bitte?!“, kam es etwas pikiert von Mycroft, der ihn jetzt mit großen Augen anblickte. „Ähm Mum … los in die Küche. Ich hab Kohldampf ...“, meinte Greg und kratzte sich verlegen am Hintergrund. Mycroft schob eine Augenbraue nach oben und blickte seinem Verlobten nach, der gerade durch die Tür verschwand.
 

„Bevor ich Ihre Fragen beantworte, würden Sie mir verraten, wie Sie heißen? Ich denke nicht, dass ich Sie mit 'Dad' ansprechen sollte, wie Greg es tut“, kam es von Mycroft.

„Nein, sicher nicht. Ich heiße Arthur. Meine Frau Mathilda, aber sie mag diesen Namen nicht besonders.“

„Daher das Matty, verstehe. Ist es in Ordnung wenn ich Sie mit Arthur anspreche?“

„Na klar, immerhin werden sie ja wohl in einigen Monaten mein Schwiegersohn sein.“ Arthur trank einen Schluck von seinem Whisky und blickte auf Mycrofts Glas. „Auch noch einen?“

„Gerne. Er ist gut“, antwortete Mycroft und richtete sich etwas auf, um Arthur sein Glas über den Tisch zu schieben, damit dieser nachfüllen konnte.

„Nehmen Sie es meiner Frau nicht übel, sie hat sich immer Enkel gewünscht … aber na ja, selbst wenn Sie eine Frau wären … langsam wäre es dafür eh zu spät.“

„Es bestünde immer noch die Möglichkeit einer Adoption, allerdings bin nicht nur ich beruflich immer sehr eingespannt. Wir haben so schon wenig Zeit für uns, von daher denke ich nicht, dass sich das jemals bei uns ergeben wird.“ Mycroft nahm dankend das Glas wieder an und trank einen Schluck. „Also, was möchten Sie wissen? Ich schicke gleich vorweg, dass ich nicht gerade der offenste Mensch bin, aber da Greg mein Ehemann wird und Sie damit ja auch zu meiner Familie zählen werden, sehe ich ein, dass ich sicherlich ein wenig was von mir preisgeben muss.“

„Zu Ihrer Familie?“

„Selbstredend. Ist das nicht selbstverständlich? Meine Eltern brennen schon darauf Sie beide kennenzulernen.“

„Nein, selbstverständlich ist das nicht. Als Greg noch verheiratet war, haben wir ihn noch weniger gesehen, als jetzt.“ Arthur rollte mit den Augen. „Matty und seine Frau kamen nicht wirklich gut miteinander aus.“

„Verständlich. Für mich diese infernale Person auch ein rotes Tuch. Ich begreife nicht, wie man einen Mann wie Greg so schamlos hintergehen kann.“

„Darauf trinken wir!“, meinte Arthur und hob sein Glas. Er stieß kurz mit Mycroft an und trank einen Schluck. „Er hatte wirklich kein Glück in seiner Ehe.“

„Das wird ihm mit mir nicht passieren, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“

„Nun, leider kenne ich Sie noch nicht gut genug, um zu wissen wie viel Ihr Wort bedeutet.“

„Wenn ich etwas verspreche, halte ich es auch. Aber das werden Sie sicher noch selbst sehen.“
 

Arthur nickte und blickte Mycroft dann eine Weile an.

„Ihre Eltern wissen es also schon?“

„Ja. Es war … einfacher, da sie seit meiner Pubertät wissen, dass ich beiden Geschlechtern nicht abgeneigt war.“

„Das heißt, Sie sind nicht schwul?“

„Nein. Ich habe nie einen Unterschied gemacht, ob mir eine Frau gefallen hat oder ein Mann. Ich finde auch, dass das Geschlecht diesbezüglich weniger eine Rolle spielt, als der Mensch, der dahinter steckt. Allerdings ...“ Mycroft atmete tief durch und schürzte die Lippen. „War ich seit Jahren nicht mehr mit Frauen zusammen.“

„Also doch eher schwul?“

„Nein. Es ist kompliziert“, erklärte Mycroft und strich mit seinen schlanken Fingern über die Armlehne der Couch.

„Daher auch der Ring an ihrem Finger? Sie können nicht loslassen.“

Mycroft schob überrascht die Augenbrauen nach oben.

„Ich kann auch gut beobachten. Was denken Sie woher Greg sein Talent als Polizist hat. Ein goldener Ring, an ihrer rechten Hand. Ein Ehering, wie mir scheint. Oder irre ich mich?“

„Nein. Mitnichten.“

„Weiß Greg das?“

„Was?“

„Dass Sie verheiratet waren?“

„Ja.“

„Und es macht ihm nichts aus, dass Sie immer noch den Ring tragen?“, wollte Arthur wissen.

„Nein.“

„Warum? Mich würde das stören, wenn mein Partner oder meine Partnerin noch den Ring, der verflossenen Liebe am Finger tragen würde.“

„So ist das nicht ...“

„Dann sagen Sie mir, wie es ist. Wissen Sie, ich kenne Sie nicht. Mein Sohn will Sie heiraten und ich möchte etwas über den Mann wissen, der ihm so den Kopf verdreht hat, dass er jetzt plötzlich auf Männer steht.“
 

Mycroft presste die Lippen aufeinander.

„Selbstverständlich akzeptieren wir Gregs Entscheidung, aber wenn Sie möchten, dass wir Sie als Person akzeptieren, dann will ich verdammt noch mal wissen, mit wem ich es zu tun habe!“, erklärte er ernst und Mycroft musste unwillkürlich lachen.

„Er hat viel von Ihnen, wissen Sie das?“ Doch dann wurde er wieder ernst. „Also Greg weiß, dass ich verheiratet war und ...“ „Du musst ihm das nicht sagen!“ Mycroft blickte überrascht auf und sah Greg in der Tür. „Wollte nur mal sehen, ob ihr noch lebt. Dad, das ist kein schönes Thema und ...“ „Es ist gut Greg, wirklich. Ich komme schon klar“, versicherte Mycroft eindringlich.

„Na schön … wenn was ist, ich bin in der Küche.“

„Nein bleib, bitte. Wie ich schon sagte, bevor er mich unterbrach, ich war verheiratet und das ist lange her. Dass ich nicht loslassen kann, mag zutreffen, auch wenn ich es mittlerweile verarbeitet habe. Sie war die einzige Frau, die ich je geliebt habe und je lieben werde.“

„Will heißen? Dass Sie Greg nicht so lieben können wie sie?“
 

Mycroft schnaubte kurz und schüttelte den Kopf.

„Nein, das heißt es nicht. Wie ich schon gesagt, sie war die einzige Frau. Ich muss wohl etwas weiter ausholen, damit Sie mich verstehen. Ich war jung, ich war verliebt. Sehr sogar. Wir haben früh geheiratet. Wir waren glücklich, hatten sogar ein recht einfaches Leben, was man sich bei meinem heutigen Stil wohl kaum vorzustellen vermag. Wie dem auch sei, ich hatte gerade die Uni beendet, wir wollten eine Familie gründen. Sie war …“ Mycroft schluckte kurz und Greg setzte sich neben ihn. Er griff nach Mycrofts Hand und lächelte ihn ermutigend an. Er wusste, dass diese Geschichte nicht leicht für seinen Partner war, aber irgendwie war er froh, dass Mycroft sie erzählte. Er kannte auch nicht wirklich viele Details und er hatte Mycroft auch nicht dazu gedrängt sie ihm zu erzählen.

„Sie war auf dem Weg zu mir. Wir wollten uns treffen, um uns gemeinsam eine Wohnung anzusehen. Sie nahm die U-Bahn und … es war eine Bombe. Ein Terroranschlag. Auch wenn sie nicht im Zentrum der Explosion war, sie kam uns Leben. Bei der Autopsie stellte man fest, dass sie … bereits im 4. Monat gewesen ist.“

„Oh Gott!“, kam es von Greg und er drückte Mycrofts Hand.

„Ja. Es hat mich schwer getroffen und ich konnte Sie nie wirklich loslassen, das ist wahr. Ich trage daher immer noch meinen Ehering. Allerdings hat es nach ihr nie wieder eine Frau in meinem Leben gegeben. Ich konnte das nicht zulassen. Ich habe mich sogar nach ihrem Tod gegen jegliche Form von Beziehung oder Bindung gewehrt. Ich ließ niemanden an mich heran. Seit über 20 Jahren nicht mehr. Doch dann kam Greg. Wir kannten uns ja schon lange vorher, aber plötzlich war er mir so nahe und ich konnte ihm nicht mehr widerstehen.“ Bei den letzten Worten blickte er Greg an und versuchte ein Lächeln, das ihm nur schwerlich gelang. Diese Geschichte zu erzählen, war ihm schwer gefallen, das konnte Greg deutlich sehen. Mycrofts blaue Augen glänzten verräterisch.

„Wie ich Greg schon mal gesagt habe, zu Beginn unserer Beziehung, wenn ich liebe, dann bedingungslos und so sehr wie ich sie geliebt habe, so sehr liebe ich auch Ihren Sohn“, erklärte Mycroft jetzt in die Richtung von Gregs Vater. „Wenn ich ihn verlieren würde, wäre das auch mein Tod. Ich gebe zu, dass mich das durchaus für meine Feinde angreifbar macht, aber glücklicherweise kennt kaum einer diese Geschichte, außer meiner Familie. Zu der ich Sie auch zähle.“
 

Arthur schluckte nur und nickte stumm. Dann blinzelte er kurz. „Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen auf keinen Fall zu nahe treten. Wirklich! Es ...“

„Es ist in Ordnung. Ich verstehe, dass Sie etwas über mich wissen möchten. Immerhin kennen Sie mich ja nicht. Ich bitte Sie nur um eines, sprechen Sie mich nie wieder auf diese Sache an. Ich habe es erzählt und möchte nicht mehr darüber reden!“, erklärte er ernst und bestimmend.

„Das kann ich verstehen. Es tut mir ehrlich leid.“

„Was ist mit Mum?“, wollte Greg wissen.

„Das überlasse ich dir. Noch einmal werde ich das nicht mehr ...“ Greg küsste ihn sanft und nickte. „Schon gut. Musst du auch nicht. Ich möchte auch nicht, dass du dich noch länger quälst.“
 

Mycroft nickte und blickte Greg nach, der wieder den Raum verließ. Dann beugte er sich zu seinem Glas und leerte dieses recht zügig, was normalerweise nicht seine Art war, aber in diesem Moment hatte er es nötig.

„Verdammt, ich komme mir gerade richtig blöd vor … es tut mir leid, ich hatte keine Ahnung ...“

„Das haben wie Wenigsten. Wie dem auch sei, jetzt verstehen Sie sicher auch, warum Greg es als Privileg ansieht, mit mir zusammen zu sein. Denn das ist es. Ich bin kein Mensch, der sich anderen einfach so öffnet.“

„Also … genießen wir auch dieses Privileg, ja?“

„Wenn Sie so wollen.“

„Hm!“, machte Arthur nur und schüttelte dann den Kopf. „Sie sind schon ein bemerkenswerter Mann, Mycroft.“

„Danke. Ich weiß natürlich, dass ich Ihren Vorstellungen als Partnerin Ihres Sohnes nicht gerecht werde, aber ich hoffe ...“

„Sie sind perfekt für ihn. Ich hab ja gerade gesehen, wie Sie miteinander umgehen und er liebt Sie. Außerdem glaube ich Ihnen diese Sache mit Ihrer Frau. Wer würde schon so etwas Schreckliches erfinden?“

„Meine Eltern werden das auch gerne bestätigen, wenn Sie noch weitere Referenzen diesbezüglich benötigen.“

„Nein. Brauch ich nicht. Ich hab gesehen, wie Sie reagiert haben. Wenn Sie das nur gespielt hätten, hätten Sie den Oscar verdient ...“ Arthur winkte ab. „Lassen wir das Thema, ich möchte nicht weiter in alten Wunden stochern.“

„Danke“, kam es ehrlich von Mycroft und schob sein Glas wieder über den Tisch, da Arthur zu der Flasche mit Whisky griff.

„Nach dieser Sache ging ich damals in die Politik und habe es mir zur Aufgabe gemacht, möglichst viele dieser Terroranschläge zu verhindern. Es gelingt natürlich nicht immer, aber ich gebe mir Mühe.“

„Erzählen Sie mir etwas darüber?“

„Oh, wenn ich das täte, müsste ich Sie töten lassen“, kam es von Mycroft und er setzte einen seiner diabolischsten Blicke auf.

„Was?!“, kam es jetzt etwas entsetzt von Arthur.

„Das war ein … Scherz. Über meine Arbeit darf ich nicht reden, aber Ihr Sohn hat nicht ganz Unrecht. Ich ziehe bei vielen Dingen die Fäden.“

„Na schön … vielleicht will ich das auch gar nicht wissen. Gott, wenn ich von jeder Bedrohung wüsste, die England bevorsteht, würde ich nicht mehr vor die Tür gehen.“

„Vermutlich nicht. Es gibt viele böse Menschen auf dieser Welt.“
 

Arthur nickte zustimmend und trank einen Schluck von seinem Whisky.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  YumeKahoko
2016-03-29T09:06:55+00:00 29.03.2016 11:06
Hach das ist alles so spannend!!!
Die beiden sind so süß zusammen! Ich hätte zu gern noch ne Sidestory wie sich da Sherlock und John gekriegt haben. Die sind immer wieder lustige Sidekicks ;P
Bitte schreib weiter, das Ding braucht doch ein ordentliches Ende ;)

LG Yume-chan
Von:  Tesla
2014-12-07T08:23:33+00:00 07.12.2014 09:23
Gleich zwei neue Kapitel am Stück hach eine schone advents Überraschung und ich muss sagen ich mag diese Sanftheit mit der du mycroft diesmal gezeigt hast. Das war echt liebenswert.
Antwort von:  MaryReilly
07.12.2014 09:24
Hey,
ja ich Depp hatte es letzte Woche verschwitzt ... *sfz*
Bin so sehr mit meinem Buch beschäftigt gewesen ...
Freu mich, dass es dir gefallen hat! :)


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