Zum Inhalt der Seite

Schlangenherz und Löwenmähne

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein verhängnisvoller Moment

Das Buch, welches Draco von Granger bekommen hatte, war in der Tat angefüllt mit all jenen Dingen, nach denen er so verzweifelt gesucht hatte. In diesem Buch kam er auf die glorreichste Idee überhaupt (ein Verschwindekabinett; er wusste, dass eines bei Borgin&Burks stand; als er sich erinnerte, glühte er innerlich auf). Doch wie er eines nach Hogwarts hineintransportieren konnte, das wusste er bis jetzt noch nicht. Er wusste nur, dass es dort, bei B&B, stand. Wie er jedoch ein Gegenstück auftreiben sollte, das blieb sein nächstes Problem.

Froh darüber, dass er seiner Aufgabe einem Stück weiter gewachsen war, widmete Draco sich wieder besten Gewissens seinen Hausaufgaben. Viel hatte er vernachlässigt; jedoch konnte er durch eine Freistunde einiges wieder aufholen. Tja, ich scheine doch nicht auf den Kopf gefallen zu sein, schoss es ihm durch den Kopf, als er sich mit einigen Slytherins auf den Weg zu den Kerkern machte nach dem Mittagessen. Als sie unten in den nur spärlich beleuchteten Kerkergängen auf Professor Slughorn warteten, traf Dracos Blick den von Granger kurz; er wandte sich jedoch schnell ab. Ihm entging es jedoch nicht, wie ein Mitschüler, der neben ihm stand, eine laute und abfällige Bemerkung über Grangers Art machte. Tyberius, seines Zeichens ebenso ein verruchter Zauberer wie es Dracos Ruf vermochte, äffte sie mit eindeutigen Bewegungen nach. Ein Aufzeigen, Schnippen, das Japsen um Aufmerksamkeit vom Lehrer. Granger errötete. Draco, der sich geradezu gezwungen fühlte mitzumachen, lachte laut.

„Obwohl das auch nichts hilft, da unser geliebter Bibermensch Potter ja nun zu den Lieblingen gehört. Fragt sich nur, warum, was, Potter?“, schnarrte Draco, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Potter herausfordernd an. Potter stellte sich schützend vor Granger, als sei diese von den Worten und Gesten verletzt worden, und rief: „Halt die Klappe, Malfoy.“

„Ohhhhhh, Potter, bitte nicht so hart! Ich bekomme ja fast so viel Angst wie das kleine, dreckige Schlammblut hinter dir!“

Es waren Dracos übliche Worte; doch in diesem Moment spiegelten sich ehrliche Verletztheit und Enttäuschung in Grangers Augen, die jene von Draco just trafen; Draco war so verwirrt von diesem Anflug an Gefühlen ihrerseits, dass er Potters Satz unbemerkt ließ. Es war gerade passend, dass Professor Slughorn den Gang entlang gerollt kam und mit einem leichten Keuchen die Tür öffnete. Draco legte Wert darauf, Grangers Blick nicht noch einmal zu begegnen; doch er brauchte sich keine Mühe geben. Sie blickte nämlich nicht ein einziges Mal mehr zu ihm. Selbst in den Dünsten der Zaubertränke, die sie später zubereiteten, konnte Draco in ihren Augen einen unheimlich verletzten Blick erkennen. Er wusste weder, wie er das zu deuten hatte, noch, was er davon halten sollte. Er wusste nur, dass er sich zum allerersten Mal in seinem Leben irgendwie dreckig vorkam.
 

Die Stunde ging rasch vorbei und schloss wieder einmal mit den üblichen Resultaten ab. Draco, der sich darüber ausnahmsweise keinen Kopf machte, folgte Granger mit seinen Blicken aus den Kerkern. Sie drehte sich kein Mal um- das einzige, was Draco auffing, war ein gehässiger Blick des Wiesels, welchen Draco lässig mit einer hochgezogenen Augenbraue konterte.
 

Am Abend fiel ihm auf, dass Granger nicht am Gryffindor Tisch saß. Er machte sich nichts daraus, hoffte er sich zumindest einzureden; doch lange klappte es nicht. Noch bevor er seinen Nachtisch gänzlich verzehrt hatte, stand er auf und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Dass sie ihm das Buch gegeben hatte und ihn damit wohlmöglich doch vor einem bitteren Ende erlöst hatte, ließ seine sonst so kühle Art nun doch nicht unberührt. Auch wenn sich ein großer Teil von ihm dagegen sträubte, ihr nachzugehen und nach ihr zu suchen- so siegte doch die anerzogene Vernunft. Seine Schritte führten ihn sicher zu dem Platz, an dem sie sonst immer saßen – doch dort war sie nicht. Einen Moment lang beunruhigte ihn diese Tatsache so sehr, dass er überlegte, die ganze Bibliothek abzusuchen; jedoch war noch zu viel los. So wartete er an dem Platz und erledigte nebenbei ein paar Hausarbeiten, nicht ohne jedes Mal den Kopf anzuheben, wenn jemand an seinem Platz vorbei ging.
 

Die Bibliothek leerte sich zusehends; erst als nur noch ein Schüler in Sichtweite war, den Draco nicht kannte (ein Erstklässler oder Zweitklässler), erst als fast alles leer war, streifte er durch die übrigen Gänge und Wänden aus Büchern.

Es dauerte nicht allzu lange, bis er sie gefunden hatte; sie saß tief versunken in ein Buch an einem der hinteren Ecken, auf einem der roten, knautschigen Sitzsessel. Ihr langes Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie sah nicht auf, als er sich auf den freien Sessel neben ihr setzte. Ihr Atem war ruhig. Draco drang ihr süßlicher Geruch in die Nase, und für einen Moment sog er ihn genüsslich ein. Noch bevor er etwas sagen konnte, zischte Granger:

„Was willst du, Malfoy?“

„Malfoy? Ich dachte, der Name klingt dir zu schleimig?“

Sie antwortete nicht darauf und fuhr fort, düster in ihr Buch zu starren. Draco atmete tief aus, bevor er ihr das Buch wegnahm und sie so zwang, ihn anzusehen.

„Hör zu, Granger. Diese Sache da, die... die wollte ich nicht so sagen, wie ich es meinte. Du weißt doch, den Schein aufrecht erhalten... und so....“

Granger, die die Arme verschränkt hielt, sah ihn mit einem wütenden Blick an. Draco hob eine Augenbraue an.

„Also...?“

„Also was? Was? Du... Ich nehme mir Zeit für DICH, HELFE DIR und so DANKST du mir das??“

Draco zuckte leicht zusammen; er sah sich um und griff nach Grangers Schultern, um ihr zu bedeuten, dass sie ruhiger sein soll. „Pssst! Jemand könnte...“

„HIER IST NIEMAND!“

Ihre Stimme klang, als würde eine große Last von ihr abfallen; nachdem Draco auf dieses nichts antwortete und von ihren Schultern abließ, seufzte sie schwer. So schwer, dass Draco selbst unwohl dabei wurde. Ihre Haut war warm gewesen, als seine Finger kurz ihren Hals gestreift hatten.

„Es tut mir leid, ich... ich bin nur so sauer. Ich weiß, dass es niemand wissen darf, aber hättest du nicht einfach deine Klappe einmal halten können?“

„Hm.. nein. Und das weißt du auch.“

Grangers Blick verdüsterte sich wieder.

„Findest du das komisch?“

„Kein Stück.“

Granger strich sich eine Strähne hinter das Ohr, und fuhr fort, Draco dunkel anzufunkeln. Dieser hob beide Arme an, als wolle er dadurch seine Ahnungslosigkeit der Situation wegen kundtun.

„Granger, du weißt genau....“

„Wieso bist du hier, Draco?“

„Wieso ich....?“

„Ja, wieso bist du hier?“

Einen Moment lang schwieg er. Sie hatte gerade eine Frage aufgeworfen, die er sich selbst noch nicht getraut hatte zu stellen. Ja, warum war eigentlich hier? Warum war er dieser Schlammblüterin eigentlich nachgelaufen? Sie war doch das Abbild des Feindes.... Eine widerliche Frau, die nur dazu da war, seine Pläne zu vernichten... Oder erst der Grund, weshalb er diese Pläne schmieden musste. Wut schäumte in ihm auf. Wut darüber, dass er eine schwache Stelle offenbart hatte, dass er sich selbst nicht wiedererkannt hatte... Wut über: sie.

Sie saß nur da, zitterte leicht und starrte ihn mit unbeholfener und doch saurer Miene zugleich an. Sie zischte die Worte fast, die sie nun herausbrachte:

„Ich weiß wieso du hier bist. Erst nutzt du mich für diese.... geheime Sache aus, wer weiß, was für einen Schaden ich damit anrichte, wer weiß, was ich getan habe, in dem ich dir dieses Buch gab... Und jetzt willst du mich ausnutzen, um dir selbst einen Gefallen zu tun... Ich weiß, wieso du hier bist.....Draco...“

Und mit einem Mal, und er konnte nicht einmal so schnell atmen, kein Atemzug war dazwischen, hatte sie sich auf seinen Schoß gesetzt und ihm einen bissigen, brutalen Kuss gegeben; ihre Hände hatten sich in seinen Wangen verkrallt, ihr Atem war heftig, streifte seine Haut und ließ ihn vor Wut und Überraschung zugleich zittern; eine heiße Welle, gefolgt von einer eiskalten, jagten durch jeden einzelnen Nerv in seinem Körper. Sie erwiderte diese Welle mit einem zweiten herausfordernden, harten Kuss, den Draco erwiderte, so heiß und kalt war ihm zugleich, es folgte noch einer, und noch einer.... Dracos Gefühle fuhren mehr als nur Achterbahn.

Zwischen zwei hitzigen Küssen hindurch zischte sie ein „Ich hasse dich, du Bastard“, während er ein leises „dreckiges Miststück“ keuchte... Einen Moment lang griff Draco ihre Haare im Nacken und zog sie fort von seinem Mund; sein Blick war glühend, der ihrer noch mehr. Fast brutal hielt er sie im Zaum, starrte sie an, beide atmeten so heftig als seien sie einen Marathon gerannt.

„Du bist... das allerletzte... wie kannst du es wagen... du wertloses...“

Doch bevor sich ein Schwall Schimpfwörter und Schlimmeres über sie ergab, sie wohlmöglich noch wütender machte, ergoß sich dieser Schwall an Worten in drei weiteren, ausgehungerten und hektischen Küssen. Sie waren so fest aneinander gekrallt, dass es weh tat; Draco wusste, dass er die Abdrücke ihrer Nägel noch lange auf seiner Haut brennen spüren würde. Die zerrenden Küsse ergaben sich in Wut, Abscheu und wilden Verlangen, waren bissig und hart; fast fordernd. Es fehlte nicht viel, dann hätte Draco sie einfach gepackt, sie auf den gottverdammten Sessel gedrückt und ihr gezeigt, wozu ein Malfoy fähig sein kann... Welches Feuer sie dort entfacht hatte...

Die hektischen und hungrigen Küsse hörten abrupt auf; Granger, die eine leichte, jedoch hübsche Röte auf den Wangen trug, richtete ihren Rock, fuhr sich durch das stark zerzauste Haar und keuchte: „Gute Nacht, Draco. Es tut mir leid.“

Sie war schneller weg, als er gucken konnte; noch lange saß er einfach da und musste sich abregen; sein Körper pulsierte und kam kaum wieder zur Ruhe. So etwas aufregendes und gleichzeitig Verbotenes hatte er noch nie in seinem Leben erlebt. Die Leidenschaft und der Hass, der in dieser unwillkürlichen Geste und den derben Küssen lag, berauschte ihn so sehr, dass er erst eine halbe Stunde später aufstehen konnte und in seinen Gemeinschaftsraum ging, nicht ohne sich vorher noch eine saftige Tirade Wut abzuholen bei der Bibliothekarin, die gerade zuschließen wollte. Er hörte sie kaum. Wie in Trance ging er die Gänge entlang zu den Slytherin Gemächern. Crabbe und Goyles Erzählungen hörte er kaum, Pansys Blick erwiderte er nicht. Er saß einfach da, schwelgte in der letzten Stunde und fragte sich, warum zum Teufel er so etwas zugelassen hatte. Und warum er dabei so eine widerliche Lust empfunden hatte, dass es sein Herz fast zerriss.

Hermine Granger.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück