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Weiße Taube

Gefühle
von

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Kapitel Vier: Aufmerksamkeit


 

~Aufmerksamkeit~
 


 

Jahrzehnte glücklicher Kampf fürs Glück, eine Sekunde unaufmerksam und du bist nicht mehr.“
 

- Manfred Hinrich

(Deutscher Philosoph & Kinderliedautor)
 

In den kommenden Tagen versuchte er alles, um der Unsicherheit in seinem Herzen Herr zu werden. Er plante, traf Vorkehrungen, sprach sich mit seinem Vater und dem König ab. Und er schrieb viel; Briefe, welche er nie abschicken würde und welche er oft zerknüllt zu Boden fallen lies. Aber es verschaffte seinem Geist zumindest ein wenig Erleichterung. Es lenkte ihn ab. Sicherlich wäre er sonst verrückt geworden.

Von seiner Braut sah er so gut wie gar nichts. Manchmal hatte er Glück und sie lächelte ihm beim gemeinsamen Abendessen zu. Scheu und unsicher, aber es war ein Lächeln und das machte ihn unsagbar glücklich. Er wollte ihr Geschenke überbringen lassen, wollte ihr zeigen, wie ernst es ihm war. Ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit war ein Ziel, welches es zu erreichen galt. Wenn auch diesmal mit einer anderen, romantischeren Intention dahinter. Als sie sich damals nach Jahren wiedergesehen hatten, glaubte er zunächst nicht, dass es wirklich sie war. Sie war zu einer wunderschönen, jungen Frau herangewachsen und doch hatte sie sich ihr kindlich-trotziges Gemüt beibehalten. Eine königliche Anmut hatte sich zu dieser Attitüde hinzugesellt und machte das Bild, was er von ihr hatte, perfekt. Er wollte sich von seiner besten Seite zeigen, wollte sie auf Teufel komm raus beeindrucken. Geschafft hatte er das nur in geringem Maße, denn bei diesem Abenteuer war auch ihr Ritter anwesend und ihre Augen lagen weitestgehend auf ihm.

Damals hatte er gesagt, es gäbe wichtigere Güter als materielle Werte. Nichts weiter als ein flotter Spruch, doch während ihrer Reise zum Tal der Wunder, brachte er ihn zum nachdenken. Er hatte gemerkt, wie schön es war, sie jeden Tag um sich zu haben. Sie jeden Tag zu sehen und jeden Tag ein kleines Bisschen ihrer Aufmerksamkeit zu genießen. Und wenn es nur ein einfaches 'Hallo' war, oder ein begrüßendes Zunicken oder ein zufälliger Blick. All das tat ihm gut und er wollte mehr davon. Er wollte, dass sie ihn so ansah, wie sie ihren Ritter ansah. Ab und an führten sie Gespräche miteinander. Meist ging es darin um das Königreich, wie es ihrem Vater und ihrer Schwester ging und was er in den Jahren seiner Abwesenheit nicht mitbekommen hatte. Was nicht viel war, schließlich hatte er genügend Informationsquellen. Aber er lies sie gerne berichten, konnte er so doch ihrer Stimme lauschen. Es musste während dieser Gespräche passiert sein. Dass er sich so sehr in sie verliebt hatte. Dass das Spiel vorbei und einem Kampf gewichen war.

Mit diesen schweren Gedanken lag er in einem der großen Betten des Schlosses. Gerade war ein Treffen mit dem König und seinem Vater von statten gegangen und er war erschöpft von den vielen Besprechungen. Er fühlte sich wie ein Pferd, welches man immer und immer wieder in einem Rondell zur Höchstleistung trieb. Linderung für die stechende Unsicherheit in ihm verschafften diese Planungen ebenfalls nicht. Vermutlich ging es ihr nicht besser.

Da kam ihm eine Idee. Ein Geschenk, welches ihr sicherlich gefallen würde. Ihm sicherlich ihre Aufmerksamkeit bringen würde. Und wenige Tage vor der Hochzeit war ein solches Präsent gewiss nicht der Schlechteste aller Einfälle. Schnell erhob er sich, griff sich eines seiner vielen Notizbücher und begann etwas zu skizzieren. Ein Schmuckstück sollte es werden, eines, welches ihre Schönheit widerspiegeln sollte. Ein Armreif? Ein Diadem? Eine Kette? Ja, eine Kette erschien passend. Silber oder Gold? Mit einem Edelstein? Ein Rubin? Ein Smaragd? Oder ein Diamant?

Gewöhnlich entwarf er nicht solcherlei Dinge und er merkte seine Unsicherheit in den Federstrichen. Er kicherte kurz. Selbst hierbei war er unsicher. Eine Schande.

Es dauerte seine Zeit, bis er zufrieden mit seinem Werk war, doch schlussendlich war es vollbracht.

Eine goldene Kette mit einem roten Diamanten besetzt. Nichts filigranes, sondern ein repräsentatives Collier, welches einer Prinzessin gebührte. Es musste ihr einfach gefallen, vielleicht trug sie es sogar bei der Hochzeit, wenn es zum Kleid passte. Rasch rief er nach seinem Berater.

„Sorge dafür, dass dieses Schmuckstück so schnell wie möglich angefertigt und der Prinzessin zum Geschenk gemacht werden kann. Sag aber nicht, dass es von mir ist, verstanden?“



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