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Über Erzengel

von

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Grüne Flügel

Luzifer sass in seiner Bibliothek und brütete über ein paar Schriftrollen. Er hatte nicht mehr viel Zeit um sich um diese Dinge zu kümmern, da Gabriel in den letzten Wochen wirklich fordernd gewesen war. Der kleine Erzengel hatte damit begonnen, seine magischen Fähigkeiten zu entdecken und auszutesten, wobei er soviel wie möglich von Luzifer lernen wollte. Das heisst, solange er nicht Luzifer selber verhexen wollte. Alles in allem war Luzifer glücklich herauszufinden, dass Raphael im Moment etwas Freizeit hatte. Es war leicht in zu überzeugen, dass er für ein paar Stunden auf Gabriel aufpassen solle, damit Luzifer seine Arbeit solange nachholen konnte.

Es war nicht so, als würde Luzifer Gabriel nicht mögen. Ganz im Gegenteil. Er liebte seinen kleinen Bruder über alles, aber manchmal brauchte er ein paar Minuten für sich selber, ohne dass der nervige kleine Erzengel um ihn herumschwirrte und halbgegessene Süssigkeiten in seine Haare und Flügel klebte.

Nach nur zwei Stunden hörte Luzifer laute Schritte und Rufe draussen im Gang. Er versuchte den Lärm zu ignorieren und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, aber es überraschte ihn nicht wirklich, als die massivhölzernen Türen aufschlagen und er seinen Bruder schreien hörte: „LUZIFER!“

„Ja, hallo Raphael, was willst du? Ich bin nämlich etwas beschäftigt, weisst du?“, gab Luzifer zurück ohne seine Augen von seiner Arbeit abzuwenden.

„Du- Dein kleiner Teufelsbraten! Hast du ihm denn gar keine Manieren beigebracht?! Ich meine, sieh mich mal an!“, schrie Raphael, wobei er schon fast weinte.

Daraufhin nahm Luzifer den Blick doch von seiner Arbeit, ehe er aufsah, um zu sehen, was seinen Bruder so ausrasten liess und was er dann sah, liess ihn auflachen. Die eindrucksvollen, normalerweise silbernen Flügel des Erzengels waren nun grasgrün mit pinken Punkten. Luzifer versuchte sich zusammenzureissen so gut es ging, aber es war hart nicht laut loszulachen. Raphael liebte seine Flügel und er konnte den Witz ganz offensichtlich nicht ertragen.

Nach einem kurzen Moment, hatte Luzifer sich wieder unter Kontrolle und antwortete mit einem leichten Kichern: „Oh, naja, so schlimm ist das ja nun auch nicht. Gabriel hat das getan? Wirklich faszinierend, wie seine Kräfte von Tag zu Tag wachsen.“

„Oh ja, wirklich faszinierend. Willst du mich verarschen?! Er hat meine verdammten Flügel ruiniert! Luzifer, meine Flügel!“ Der Erzengel war ganz offensichtlich ausser sich vor Wut.

Luzifer grinste. „Ach komm, das ist doch Kindermagie. Das kannst du doch ganz leicht rückgängig machen.“

Raphael zischte zwischen seine Zähne hindurch: „Glaubst du wirklich, dass ich das nicht versucht habe, Blödmann? Es funktioniert nicht. Ich habe keine Ahnung, was der Giftzwerg angestellt hat, aber ich kann es nicht rückgängig machen.“

Seufzend stand Luzifer auf. „Also, wo ist Gabe?”

„Er sitzt draussen im Gras. Er hat so eine Art gigantischen Schokohasen geschaffen…“

„Danke, dass du auf ihn aufgepasst hast, Raphael“, grummelte Luzifer und verliess seine Bibliothek dann. Er ging nach draussen, wo er einen drei Meter hohen Osterhasen aus Schokolade vorfand. Dort war ein Loch im Boden des Hasen und Luzifer begriff, dass Gabriel sich wohl darin aufhielt. Er klopfte an die Wand aus massiver Schokolade und erklärte: „Hey, Gabe, ich bin’s. Komm mal raus, dann können wir uns etwas unterhalten.“

Ein kleiner Kopf tauchte in dem Loch auf, völlig mit Schokolade bedeckt. Gabriel, dessen goldene Locken momentan braun von der Schokolade waren, war mittlerweile 4 Jahre alt war. Er grinste seinen grossen Bruder breit an. „Luci!“, zwitscherte er fröhlich und krabbelte aus seiner Schokoladenfestung. Er setzte sich ins Gras und sah erwartungsvoll zu seinem Bruder auf.

Luzifer seufzte und setzte sich zu seinem Bruder. Er lächelte den kleinen Sonnenschein an, der vor ihm sass. Gabriel schaffte es immer ein Lächeln auf das Gesicht seines grossen Bruders zu zaubern. „Gabriel, du weisst doch, dass ich dich bei Raphael gelassen habe, weil ich heute viel arbeiten muss?“

„Ja, ich weiss.”

„Und warst du ein braver kleiner Engel in der Zeit?“

„Na klar. Ich bin doch immer ein braver Engel, nicht wahr?“

„Warum hast du dann Raphael Flügel gefärbt? Das war gar nicht nett.“

„Nein, aber es war lustig. Er ist ein alter Griesgram“, kicherte der kleinen Erzengel.

„Was hat er denn getan um das zu verdienen?“ Es fiel Luzifer wirklich schwer sich zu kontrollieren und nicht wieder in schallendem Gelächter auszubrechen. Raphael hatte einfach zu lächerlich ausgesehen.

„Erst hatte er mir meinen Beutel mit Süssigkeiten weggenommen und wollte ihn einfach nicht zurückgeben. Und dann hat er sich auch noch über meine Flügel lustig gemacht“, schmollte der Kleinere.

„Hey, deshalb musst du doch nicht traurig sein. Du weisst, dass du wunderschöne Flügel hast. Und was du getan hast, war wirklich beeindruckend. Nicht nur, dass er unglaublich dämlich aussieht, er kann es noch nicht mal selbstständig rückgängig machen. Du bist wirklich schon sehr stark, stärker als manch ein ausgewachsener Engel.“ Gabriel strahlte stolz. Luzifer lächelte erneut. Sein kleiner Bruder war wirklich unglaublich niedlich. „Aber du hättest das deinem Bruder nicht antun dürfen. Raphael ist wirklich aufgebracht, also würdest du deinen kleinen Trick bitte wieder rückgängig machen, Gabe?“

Gabriel schien schwer nachzudenken. Dann zuckte er mit den Achsen und lächelte Luzifer an. „Ja ich mach es rückgängig. Kann ich nachher wieder mit dir kommen? Ich will nicht mehr bei Raphi sein. Er ist blöd.“

„Entschuldige, aber ich hab noch einiges zu tun. Wieso bleibst du nicht hier und verbringt noch etwas Zeit mit diesem Schokomonster, das du erschaffen hast? Oder spiel was mit Raphael. Ich bin mir sicher, dass du einiges von ihm lernen könntest.“

Gabriel schmollte erneut. Er sah zu seinem Bruder hinauf und seufzte. „Na gut. Glaubst du wikich, dass er mit mir spielt?“

Luzifer grinste vergnügt. Gabriel war zwar schon stärker als ein normaler, ausgewachsener Engel aber er hatte trotzdem manchmal Probleme damit zu sprechen. „Jaja. Na komm, lass uns Raphael endlich von diesen schrecklichen Flügel befreien, in Ordnung?“ Mit einer kleinen Bewegung seiner Hand war Gabriel wieder sauber und Luzifer nahm die Hand seines kleinen Bruders. Die beiden kehrten in Luzifers Bibliothek zurück, wo Raphael immer noch vor sich her schmollte.

Raphael funkelt Gabriel an, sagte aber nichts aufgrund des bösen Blicks, den Luzifer ihm zuwarf. Raphael wusste genau, dass Luzifer ihn zusammenschlagen könnte und würde, sollte er Gabriel etwas antun.

Gabriel liess Luzifers Hand los und ging zu Raphael hinüber. „Entschuldige, Raphi“, murrte der kleine Erzengel nicht ganz freiwillig und versetzte die Flügel des Älteren wieder in ihren Ursprungszustand.

„Danke, Gabriel”, seufzte Raphael, „Ich schätze, wir werden wohl noch etwas Zeit miteinander verbringen?“ Er adressierte eher Luzifer als Gabriel, welcher einfach nur nickte. Raphael seufzt erneut und nahm Gabriel mit sich nach draussen.

Luzifer kehrte wieder zu seiner Arbeit zurück, nachdem seine kleinen Brüder das Zimmer verlassen hatten. Es würde wohl immer noch eine gute Stunde dauern, bevor er fertig würde, aber seine Gedanken wanderten immer zu seinem jüngsten Bruder.

Gabriel war draussen, sass im Gras und sah zu Raphael auf. Der Erzengel sass einfach nur da, er hatte keine Ahnung, was er mit dem Kind machen sollte. „Was willst du machen, Gabriel?“

Der Kleine dachte kurz nach, bevor er antwortete: „Ich will fliegen! Raphi, flieg mit mir!“

Raphael seufzte, musste aber ein wenig lächeln. Sein kleiner Bruder war wirklich niedlich. Er stand auf und hob seinen kleinen Bruder hoch. Er hielt in fest in Händen und flog dann schnell los. Gabriel streckte seine Arme aus und kicherte, während der Wind durch seine Haare und Flügel strich. Raphael flog ziellos umher, bevor er noch mehr Flügelrascheln über sich vernahm. Er musste sich nicht umwenden, um zu wissen, wer es war. Diese Gnade war einmalig.

Er landete und wartete darauf, dass sein Bruder es ebenfalls tat. Er händigte Gabriel schnell an Luzifer aus, murmelte: „Bye, Gabriel“ und verschwand bevor Luzifer noch irgendetwas sagen konnte.

Luzifer knurrte etwas und sah dann zu seinem kleinen Bruder hinab. „Und, alles in Ordnung bei dir?“

„Luci!”, zwitscherte das kleine Küken fröhlich. Er nickte eifrig. „Jaja, Raphael ist mit mir rumgeflogen. Aber er ist nicht halb so schnell wie du… Luci, wann kann ich endlich fliegen lernen?“

Diese Frage überraschte Luzifer nicht wirklich. Sein kleiner Bruder hätte ihm wegen dem fliegen lernen schon seit Monaten in den Ohren gelegen. Luzifer seufzte lächelnd: “Tut mir leid, Kleiner, aber dafür bist du einfach noch zu jung. Es wäre viel zu gefährlich. Ich werde es dir beibringen, wenn du älter bist, versprochen.“

Der Jüngere schmollte. „Aber meine Flügel sind doch schon richtig gross!“

Luzifer musste zugeben, dass das wahr war. Gabriels Flügel wuchsen schneller als der Rest von ihm. Manchmal hatte der kleine Engel deshalb Probleme mit dem Gleichgewicht. Luzifer flog einfach los zurück zu ihrem Nest. Gabriel hatte zwar ein eigenes mittlerweile, aber er verbrachte trotzdem die meiste Zeit in Luzifers. Gabriel kuschelte sich an den Älteren, denn die kalte Zugluft schmerzt ihn. Luzifer flog so schnell er konnte, wobei er versuchte, seinen kleinen Bruder mit seinen Armen gegen den Wind abzuschirmen.

Bald landete er und versuchte Gabriel mit seinen Armen und Flügel zu wärmen, während er zum Bett hinüber lief. Gabriels Gnade befand sich noch im Wachstum, deshalb benötigte er noch Nahrung und Schlaf. Und auch wenn Luzifer nicht schlafen musste, tat er es doch gerne von Zeit zu Zeit. Er konnte seine Batterien schnell wieder auffüllen und hatte etwas Ruhe vor Gabriel.

Er legte den kleinen Erzengel aufs Bett und legte sich selber ebenfalls hin. Innerhalb von Sekunden hatte Gabriel sich an ihn gekuschelt, so gut er konnte. Er war unglaublich kalt und Luzifer legte sofort Arme und Flügel um ihn. „Gabriel, alles in Ordnung?“, fragte Luzifer besorgt nach.

Gabriel blickte den anderen müde an und murmelte: „Ja, ich bin einfach müde. Zu kalt und zu langer Tag.” Er gähnte und schloss seine Augen.

Luzifer lächelte den winzigen Erzengel in seinen Armen an und schlief schon bald darauf ebenfalls ein.



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