Tote singen nicht
Es war mitten im Winter. Weißer, strahlender Schnee bedeckte die ganze Stadt.
Busse und Bahnen standen still, man kam gerade so noch mit dem Auto über die Straßen, musste aber aufgrund des Schnees und der spiegelglatten Straße aufpassen das man keinen Unfall baut. Aber das konnte mir egal sein, da ich nicht im Besitz eines Autos war und da meine Arbeitsstelle nur 20 Minuten, zu Fuß, von meiner Wohnung entfernt war und ich keine Probleme hatte durch Schnee zu laufen oder im Sommer in der Hitze, war das auch nicht nötig.
Ich kam gerade nach meinem circa 20 Minuten langen Marsch zu Hause an, holte meinen Schlüssel raus, schloss auf und betrat die Wohnung. Dabei fiel mir auf, dass es ziemlich Ruhig im Gebäude war. Sonst begrüßte mich immer direkt der Sohn der Nachbarn und die alte Dame von obendrüber, aber dieses mal war niemand da. Jedenfalls, betrat ich die Wohnung und schloss die Tür hinter mir.
Eine liebliche Stimme erklang zusammen mit dem Duft von Fleisch aus der Küche.
Jedenfalls hatte der Geruch Ähnlichkeiten mit dem von Fleisch und ich dachte mir, es wäre etwas was wir bisher noch nicht gegessen haben, etwas neues.
"Hallo, Liebling!", war das erste was ich hören durfte nach dem ich die Küche betrat. Da stand sie, meine wunderbare und schöne Frau, welche jeden Tag für mich kochte und sang. Ihr Stimme zu hören kam mir so besonders vor. So, wie als hätte ich sie seit längeren nicht mehr gehört. Ich wusste nicht woran es lag und schob dieses Gefühl der Besonderheit einfach in eine hintere Ecke meiner Gedanken und konzentrierte mich auf die Frau welche vor mir stand.
Mit einem leichten Lächeln auf meinen Lippen reagierte ich mit einem knappen, aber freundlich klingendem:"Hallo."
Sie sah anders aus, aber ich wusste nicht woran es lag. Dann viel es mir auf, die Spitzen ihrer Straßenköter blonden Haare waren leicht rötlich verfärbt. Ich frage nicht weiter nach und dachte mir nichts dabei. Wieder einmal schob ich dieses Gefühl von Besonderheit und Unsicherheit in den Hintergrund.
"Müde, Liebling? Es muss ein harter Tag für dich gewesen sein. Der ganze Schnee und dann musst du auch noch laufen. Hast du Hunger?"
"Ja, ich bin müde. Aber es ist schon in Ordnung. Ich bin es schließlich gewohnt, ich laufe diesen Weg schon seit Jahren."
Kurz darauf gab mein Magen ein lautes Grummeln und Knurren von sich, woraufhin ich und meine Frau auflachten mussten.
"Und ich denke die Frage mit dem Hunger hat sich gerade eben geklärt. Mein Magen antwortet schon von selbst!"
Es dauerte nicht lange, da stand das Essen auch schon auf dem Tisch. Ich half ihr noch beim Decken und setzte mich danach ihr gegenüber an den Tisch.
Ich hob den Deckel des Topfes an und schnupperte. Es gab Gulasch mit Kartoffeln, Sauerkraut und...ich war mir nicht sicher was für ein Fleisch das ist. Es roch interessant aber anders als das Schweinefleisch welches wir sonst für Gulasch benutzten. Ich fragte meine Frau, was für ein Fleisch das sei, doch sie lächelte nur und begann zu essen. Zum dritten mal war da dieses Gefühl, nur dieses mal waren es mehr zweifel und Unsicherheit, als Besonderheit und Unsicherheit.
Ich versuchte es zu ignorieren und fing still an zu essen. Selbst der Geschmack war besonders, aber nicht wie Hirsch oder sonstiges was wir nur selten hatten. Es war süßlich aber sehr zart. Nach dem Essen, stand ich auf, half beim abräumen des Tisches und sagte danach:"Ich werde eben schnell duschen gehen und mich danach ins Bett legen. So langsam übermannt mich die Müdigkeit doch und ich brauche das einfach."
Meine Frau lächelte knapp und nickte nur. Daraufhin verließ ich die Küche, ging ins Bad, zog mich aus, duschte in Ruhe und legte mich nach der Dusche direkt ins Bett und machte es mir gemütlich. Circa eine Stunde später wurde ich von dem Geräusch der alten, knarzenden Tür geweckt und hob den Kopf. Vor mir stand meine Frau, welche die Tür zuschob und sie, dem Geräusch zu folge, abschloss.
"Ich dachte du wärst müde, Liebling.", hörte ich ihre ruhige und sanfte Stimme sagen.
"Ja, das bin ich auch. Ich bin nur gerade wieder aufgewacht, nichts schlimmes. Komm, leg dich doch zu mir."
Kurz darauf schloss ich wieder die Augen und war schon dabei einzuschlafen, als ich spürte wie sie sich auf meinen Schoß gesetzt hatte.
Dann, fiel mir ein das sie gar nicht hier sein dürfte und warum mir die ganze Zeit dieses merkwürdige Gefühl gefolgt ist. Meine Frau wurde vor 2 Tagen erst beerdigt.