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So you want to be a GRIMM again?

[GRIMM - Nick x Juliette]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieser 'Dialog' basiert auf den Episoden 3x22 bis 4x06. Der letzte Abschnitt ist dabei eine tatsächliche Wiedergabe der Ereignissen Ende 4x05/Anfang 4x06

Hinweis: Ich verwende die Original-Wesennamen. Komplett anzeigen

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Detective Nicholas ‚Nick‘ Burkhardt von Portland Police Department hatte bereits einen langen Tag hinter sich, als er endlich nach Hause kam. Im Revier war es wieder hoch her gegangen und seit er kein Grimm mehr war strengte ihn das alles viel mehr an (auch wenn er das niemals zugeben würde).

Entsprechend todmüde und kaputt war Nick, als er schließlich zu Bett ging. Nicht mal die Dusche hatte geholfen die steifen Muskeln etwas zu lockern. Vielleicht war er zu verkrampft nach allem was passiert war, aber er konnte einfach nicht aus seiner Haut. Drei Jahre im Umgang mit Wesen hatten ihn geprägt niemals in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Es war ein Überlebensinstinkt und dringende Notwendigkeit für einen Grimm.

Nur, dass er jetzt keiner mehr war.

Nick machte im Schlafzimmer seine Nachttischlampe an und öffnete den Verschluss der Jeans. Dabei sah er beiläufig aus dem Fenster und warf einen Blick auf die Straße vor dem Haus, während er aus der Hose schlüpfte. Er konnte einen der Nachbarn sehen, der gerade mit seinem Hund spazieren ging. Juliette hätte ihm sicher sofort die komplette Lebensgeschichte des Tieres aufzählen können. Wie war sein Name und der Name des Halters? War es in letzter Zeit krank gewesen? Was war sein Lieblingsfressen… Tiere hatten immer oberste Priorität bei ihr, ganz besonders Hunde. Sein erster Gedanke ging mehr in die Richtung des Besitzers. War der Typ ein Wesen? Und wenn ja, welches? Konnte er gefährlich werden?

Der Detective kratzte sich am Kinn und zog dann die restlichen Klamotten aus, während er mit den Augen weiter den Weg des Mannes mit seinem Hund verfolgte, bis beide hinter einer Hausecke außer Sicht verschwanden.

Das Shirt, das er tagsüber getragen hatte bildete zusammen mit der Jeans du den Socken einen unordentlichen Stapel auf dem Boden. Juliette warf ihm immer einen missbilligenden Blick zu, wen sie das sah. Aber hielt dagegen, dass falls er in der Nacht zu einem dringenden Fall gerufen wurde, er einfach die Sachen greifen konnte und nicht erst lange in den Schubladen suchen müsste. In Wahrheit hatte er noch nie die Sachen vom Vortag wieder angezogen (außer manchmal in der Zeit, als er nach der Koma-Sache wochenlag auf der Couch unten geschlafen hatte), aber es war eine Entschuldigung so gut wie jede andere. Und morgens packte er die Sache ja dann auch schließlich in den Wäschekorb, wie es sich gehörte.

Im Gästezimmer nebenan hustete es kurz. Trubel war wohl immer noch am Lesen, vermutete er. Nick hatte Licht unter der Tür durchscheinen sehen können, als er auf dem Weg zum Schlafzimmer die Treppe hochging. Es war auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Sie musste so viel wie möglich lernen so schnell sie konnte. Und er war sehr froh, dass Theresa noch hier war. Portland ohne einen eigenen Grimm, nein, das wollte er sich nicht vorstellen müssen. Gefährliche Wesen unterwegs, ohne dass jemand sie in ihre Schranken weisen konnte… Die Stadt brauchte wirklich dringend einen Grimm. Es wäre ihm zwar lieber gewesen, wenn er das selber sein könnte, aber…

Seufzend schüttelte der Detective den Kopf. Hatte er das gerade eben wirklich gedacht? Kaum zu glauben.

Schon seltsam, wie sich die Dinge im Laufe der letzten Jahre verändert haben‘, dachte er. Zuerst hatte er diese ‚Gabe‘ am liebsten sofort wieder loswerden wollen. Sie brachte sein Leben durcheinander und ihn und besonders auch Juliette mehr als einmal in ernsthafte Gefahr. Alles seine Pläne waren über den Haufen geworfen worden. Juliette und er hätten bereits glücklich verheiratet sein können und vielleicht sogar schon Kinder haben. Aber anstatt ihr einen Antrag zu machen wurde er kopfüber in den uralten Konflikt mit den Wesen geworfen und musste seine Tante Marie erst vor einem Sensenmann und dann einem Hexenbiest retten. Nur um sie dann doch an den Krebs zu verlieren. Marie konnte ihm nichts mehr über das erzählen, was ihn erwartete oder was man von ihm erwarten würde. Und hätte er damals nicht Monroe kennengelernt, wer weiß was noch passiert wäre. Besonders, als diese Hexe… bei dieser Erinnerung zog er scharf die Luft ein und das Blut begann in seinen Ohren zu pulsieren.

Adalind‘, dachte er voller Bitterkeit. Was sie Juliette damals angetan hatte… nein, das konnte er dem Hexenbiest nicht verzeihen. Das seine Freundin in ein Koma fiel und er dann aus ihren Erinnerungen gelöscht wurde… Dafür hasste er die blonde Frau immer noch. Sie hatte ihnen so viel Leid und Schmerz gebracht.

Na gut, er hatte ihr Hexenbiest kurz vorher vernichtet, aber davor hatte er sie gegen die Bienenkönigin verteidigt, die bereits zwei andere Hexenbiester getötet hatte – und das eigentlich nur um ihn zu beschützen. Er hatte versucht sich nur auf seinen Job zu konzentrieren. Das hätte einfach nicht gut in seiner Dienstakte ausgesehen, wenn die Frau in seiner Obhut getötet worden wäre. Also hatte er es zähneknirschend gemacht. Und das obwohl Adalind nicht allzu lange vorher versucht hatte seine Tante Marie umzubringen (nur um ihn dann dieses Zeug zu spritzen – danke für die Kopfschmerzen übrigens). Und zum Dank wurde Hank von ihr verhext und sogar Wu bekam die Auswirkungen des Zaubers zu spüren (man isst halt auch nicht einfach die Cookies von anderen, Wu).

Ihr letzter Zusammenstoß war noch gar nicht so lange her. Seine Mutter hatte Adalind mit ihrer Tochter in sein Haus gebracht, ohne die Vorgeschichte der beiden zu kennen. Sie sollten die Tochter, Renards Kind übrigens, vor den Royals beschützen. Aber das konnten sie nicht, wenn Adalind Bescheid gewusst hätte. Und so war nun Kelly Burkhardt irgendwo in Amerika mit Diana unterwegs und das Hexenbiest gab ihm dafür die Schuld (seine Mutter war ja nicht greifbar, also war er das näherliegende Ziel). Und sie hatte sich bei der Gelegenheit auch gleich noch für die Grimm-Blut-Sache revanchiert.

Nick musste zugeben, er und das Hexenbiest hatten eine lange gemeinsame Geschichte voller Hass und gegenseitiger Rache. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn er damals sie tatsächlich getötet hätte als er die Chance hatte, statt ihr einfach nur ein paar Tropfen seines Blutes unterzujubeln. Er hätte zumindest sich und seinen Freunden eine Menge Ärger erspart. Seine Vorfahren hätten sie auf jeden Fall sofort und ohne Zögern einen Kopf kürzer gemacht. In einer früheren Zeit hätte er das wahrscheinlich gleich bei der ersten Begegnung getan. Seine Mutter hätte das wahrscheinlich auch gemacht. Trubel hatte es jedenfalls bereits getan mit Stewart.

Aber er war zu allererst ein Cop. Das war nicht seine Art. Noch nie gewesen. Einfach diese Doppelaxt aus dem Trailer holen und… nun ja, zu tun was Grimms eben halt üblicherweise so tun.

Er war ein Cop, und darum: keine Doppelaxt!

Aber andererseits, wenn er… er hätte sie damals im Krankenhaus auch erschießen können oder vielleicht… ‚Nein‘, rief er sich selber zur Ordnung. ‚Fang gar nicht ernst damit an… Du bist Polizist, wir erschießen nicht einfach grundlos Leute. Ein Polizist verdammt noch mal!‘ Aber sein innerer Grimm hatte ihm diesen Gedanken schon vor Jahren eingeflüstert und von Tag zu Tag wurde es schwerer für ihn dem zu widerstehen. An manchen Tagen mehr, als an anderen. Und er hatte tatsächlich einen guten Grund. Und mehr als einen.

Sie allerdings auch…

Müde sich rieb Nick über das Gesicht und seufzte wieder. Er sollte wirklich aufhören, sowas zu denken. Er hatte bisher noch niemanden geköpft und er würde jetzt bestimmt nicht damit anfangen. Dieser Sensenmann in der Eisbieber-Loge zählte nicht. Der war von seinem eigenen ‚Kollegen‘ erwischt worden.

Und jetzt… war er ohnehin kein Grimm mehr. Da stellte sich die Frage eigentlich gar nicht mehr.

Außer er war dazu gezwungen.

Er hatte inzwischen leider schon oft genug mit seiner Waffe den ‚finalen Schuss‘ abgeben müssen (zugegebenermaßen es handelte sich in den meisten Fällen um Wesen und von einigen wusste das Departement nicht mal was). Trotzdem, er sollte besser aufhören in diese Richtung zu denken. Ein Cop war weder Richter noch Henker. Er hatte nicht zu urteilen. Er trug lediglich die Fakten zusammen und verhaftete den Täter. Das war seine Aufgabe, sein Job. Nicht mehr und nicht weniger.

Aber konnte er das noch? Konnte er wieder einfach nur ein Polizist sein?

Der Umgang mit und die Jagd auf böse Wesen hatte seit Tante Maries Tod sein Leben bestimmt. Wie konnte er da so einfach wieder zurück zur Normalität gehen? Zurück auf Anfang?

Und was war überhaupt ‚Normal‘?

So sehr sich Nick auch anstrengte, er wusste es nicht mehr. Für ihn waren Wesen zu seiner Normalität geworden. Und sein besonderes Sehen, sein extrem feines Gehör, seine Stärke und Ausdauer.

Jetzt fühlte er sich, als würde er sich nicht durch Luft bewegen, sondern Gelee. Alles fiel ihm bedeutend schwerer. Sogar sein Gehirn schien nur auf halber Leistung zu laufen. Und diese Kopfschmerzen neulich… Was war es, das er da gesehen hatte? Diese Kerkerzelle mit den Ratten um ihn herum? Wo kam das her? War das eine Nebenwirkung dieses verdammten ‚Verfluchte Zwillingsschwester‘-Fluches?

Müde setzte er sich auf den Bettrand und rieb sich über die Augen, bevor er sich sein Schlafshirt über den Kopf zog. In seinem Zustand war er für keinen eine wirkliche Hilfe. Klar, er konnte weiter versuchen seine normale Polizeiarbeit machen als wäre nichts gewesen, aber wer kümmerte sich jetzt um die ‚besonderen Fälle‘, die er und Hank bisher übernommen hatten? Er konnte doch nicht jedes Mal Trubel oder Monroe einschleusen, um ihnen zu helfen, wenn er die Beteiligung von Wesen vermutete, nur damit sie überprüfte, ob dem so war, oder nicht.

Renards Mutter war jedenfalls überzeugt davon, dass es ein Gegenmittel gab. Sie mussten ‚lediglich‘ den Hergang des Zaubers komplett rekonstruieren und ihn umkehren, also quasi spiegelverkehrt durchführen. Aber das bedeutete auch, er müsste mit Juliette schlafen, während diese in Adalind verwandelt war…

Wie aufs Stichwort betrat die brünette Tierärztin das Schlafzimmer und ging direkt ins Bad, um sich ebenfalls bettfertig zu machen.

Auch sie sah müde aus. Kein Wunder. Sie beide machten sich nicht nur Sorgen um das, was mit ihm passiert war, sondern auch um ihre Freunde Monroe und Rosalee. Seit ihrer Hochzeit waren beide unermüdlich im Einsatz, um eine Lösung für Nick’s Problem zu finden, statt endlich in die Flitterwochen zu fahren. Den beiden Wesen war völlig klar, wie gefährlich der Verlust seiner Fähigkeiten für den Detective war. Vermutlich sogar mehr, als es Juliette tatsächlich bewusst war. Immerhin war Nick in der Stadt bekannt. Und wenn er seine Gegner nicht mehr erkennen konnte… war er ein gefundenes Fressen für alle bösen Wesen. Und nicht nur das, wer beschützte nun die gesetzestreuen unter ihnen?

Dazu kam noch, dass Nick sich nicht sicher war, ob er eigentlich wieder ein Grimm sein sollte, oder besser nicht.

Juliette hatte damit gedroht ihn zu verlassen wegen dieser ganzen Grimm-Geschichte. Und das, nachdem sie über ein Jahr lang Bescheid wusste und ihn zuletzt sogar tatkräftig bei seinem ‚Nebenjob‘ unterstützt hatte. Er hatte gedacht, dass sie sich damit arrangiert und sein zweites Leben akzeptiert hatte. Es kam wirklich aus heiterem Himmel für ihn, als sie auf der Fahrt zur Hochzeit alles in Frage stellte. Und die Aktion von Adalind machte die Gefahren nur umso deutlicher und Juliettes Laune nicht besser.

Vielleicht also war dies ja die Chance, die beide so herbeigesehnt hatten. Die Chance auf einen Neuanfang. Die Chance zusammen zu sein, endlich zu heiraten, ein normales Paar zu sein. Die vielleicht einzige Chance, die sie bekommen würden.

Juliette wäre sicher glücklicher, wenn er sich gegen den Grimm entscheiden würde, oder?

Nick wusste es nicht mit Sicherheit. Sie hatten nicht wirklich darüber gesprochen, seit ihnen Elizabeth die Möglichkeit erörtert hatte, wie seine Kräfte wiederhergestellt werden konnten. Er konnte Juliette nicht um dieses Opfer bitten. Er konnte nicht von ihr erwarten den Gegenzauber in Adalinds Gestalt durchzuführen. Das konnte er einfach nicht von ihr verlangen. Nicht nach allem, was das Hexenbiest ihr bereits angetan hatte. Das Koma, das Vergessen, die Obsession zwischen ihr und dem Captain…

Sie musste das freiwillig machen wollen, von sich aus. Und er konnte… nein, er würde sie nicht darum bitten.

Und damit wäre am Ende wohl auch sein eigenes Schicksal besiegelt.

Aber zu welchem Preis?

Er liebte Juliette wirklich und er wollte sie unter keinen Umständen verlieren. Aber war er bereit für sie seine Berufung aufzugeben? Konnte er seine Aufgabe, seine Herkunft hinter sich lassen und ein ‚Kehrseite‘ bleiben? Und wenn er es tat, würde er ihr je verzeihen können, falls deshalb einem seiner Freunde etwas zustieß?

Das einzig Gute daran wäre zumindest, dass er dann nicht mehr Monroe und Rosalee in irgendwas hineinziehen würde. Die beiden bewegten sich da ohnehin in einer sehr dunklen Grauzone, alleine schon, weil sie mit ihm freundschaftlichen Umgang hatten. Freundschaften zwischen Wesen und Grimms war nicht nur unüblich, sie waren schlichtweg widernatürlich. Und der Wesenrat sollte so wenig wie möglich über die Verwicklungen seiner Freunde in seine Arbeit erfahren. Monroe war in der Vergangenheit immerhin bereits sogar schon von den Sensenmännern bedroht worden, weil er Nick geholfen hatte.

Wenn er also nun kein Grimm mehr war, stellte er doch eigentlich keine Bedrohung mehr dar für die Wesengemeinschaft von Portland. Er würde sich nicht mehr in diese Angelegenheiten einmischen. Wäre damit nicht auch für den Blutbader und die Fuchsbau die Gefahr vorbei? Sie konnten dann einfach nur Freunde sein und niemand würde mehr bei einer plötzlichen Woge in seine Augen schauen und die tiefschwarzen Löcher entdecken, die Wesen zeigten was er war.

Die Tür zum Badezimmer ging auf und Juliette kam endlich heraus. Sie hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen mit dem Zähneputzen und so, fiel ihm auf. Und sie trug einen ihrer leichten Pyjamas. Seit der… naja… seit neulich hatte sie keines ihrer sexy Nachthemden mehr angezogen. Und wenn sie ins Bett kam, dann blieb sie meist ganz am äußeren Ende ihrer Seite liegen.

Nick seufzte innerlich, hob die Decke ein wenig an und schlüpfte hinunter. Noch deutliche ‚Bleib auf deiner Seite‘ konnte sie kaum sagen.

Vielleicht hatte er das verdient.

Nicht nur vielleicht, sehr wahrscheinlich sogar.

Wieso hatte er auch nicht erkannt, dass es nicht die echte Juliette war, mit der er ein Schäferstündchen geteilt hatte, sondern jemand anderes? Wenn er jetzt so drüber nachdachte waren ihm schon Nuancen aufgefallen, die eher untypisch für sie gewesen waren. Aber er hatte gedacht, dass sie von der Hochzeitsstimmung mitgerissen worden war. Oder es hatte einfach in dem Moment nicht sein Verstand, sondern ein anderer Teil, dem es egal war mit wem er das Bett teilte, für ihn das Denken übernommen.

Was auch immer es war, er hatte jetzt mit den Konsequenzen zu leben.

Immerhin lies sie ihn weiter im gemeinsamen Bett schlafen. Er wäre auch auf die Couch ausgewandert, da er nach dessen Hochzeit wohl kaum wieder bei Monroe hätte unterkommen können. Aber Juliette wollte nicht, dass Adalind sie wieder auseinandertrieb. Doch einen Riss hatte ihre Beziehung mindestens davon getragen, selbst wenn keiner der beiden das zugab. Vielleicht sollten sie endlich mal offen über die Sache reden. Das wäre… das wäre… erwachsener, als das ‚sich darüber ausschweigen‘, was sie bisher gemacht hatten. Sie konnten das Problem nicht auf Dauer ignorieren. Renards Mutter wäre nicht ewig hier und Trubel würde auch irgendwann weiterziehen wollen. Und je länger er wartete, desto schwieriger wurde es, den Zauber rückgängig zu machen.

Falls sie überhaupt versuchen würden ihn rückgängig zu machen.

Vielleicht sollten sie einfach wegziehen, woanders neu anfangen und alles hier vergessen, überlegte Nick. Wenn er so blieb und die letzten drei Jahre hinter sich lassen musste, dann konnte er das kaum in Portland machen. Er war nicht so naiv zu glauben, dass er hier in der Stadt bleiben konnte ohne dass Wesen, mit denen er ‚dienstlich‘ zu tun gehabt hatte, ihm nachstellen würden, jetzt wo er praktisch schutzlos war. Das Problem trat oft genug bei normalen Kriminellen auf, da würden wütende Wesen keine Ausnahme darstellen.

Juliette hatte sich mittlerweile ebenfalls hingelegt, also knipste er das Licht aus. Das Kissen raschelte, als sein Kopf hinein sank.

Das Schlafzimmer war für ihn kein Ort der Ruhe mehr gewesen, seit er mit Adalind die Laken geteilt hatte. Nick wusste es nicht mit Sicherheit zu sagen, aber er vermutete, dass Juliette die Bezüge und das Laken weggeschmissen hatte. Jedenfalls hatte er sie nicht mehr in der Wäsche oder im Schrank finden können. Vielleicht sollten sie auch die Kissen selber auswechseln und das Deckbett. An allem schien die unbewusste Präsenz des Hexenbiestes zu kleben, wie einen Geruch, den man nicht mehr los wurde. Wie sollte er da Ruhe finden und vernünftig schlafen? Oft lag er noch stundenlang wach. Und wenn er es dann schließlich vor Erschöpfung endlich schaffte einzunicken, würden ihn schon bald wieder Alpträume aus dem Schlaf reißen – genau wie in den vergangenen Nächten. Träume von vollausgewogten Wesen, die sich auf ihn stürzten und zerreißen wollten…

Wenigstens eine Nacht ruhig schlafen‘, bettelte er innerlich und seufzte. Er konnte besser denken, wenn er ausgeschlafen war. ‚Eine Nacht nur…‘

Fast meinte er Adalind zur Antwort leise Lachen zu hören. ‚Keine süßen Träume für den Ex-Grimm…

Er hätte sie wirklich besser töten sollen…
 


 

***


 

Nick saß schon auf dem Bettrand und sah kurz auf, als sie das Schlafzimmer betrat. Kommentarlos ging Juliette an ihm vorbei ins Badezimmer.

Seit ‚der Sache‘ mit Adalind (oder der Hochzeit, such dir was aus) waren schon einige Tage vergangen. Und obwohl sie im Grunde wusste, dass Nick sie nicht absichtlich betrogen hatte, tat ihr die Tatsache das er es getan hatte immer noch verdammt weh. Und ausgerechnet mit Adalind…

Juliette begann sich umzuziehen und lies sich dabei auffallend viel Zeit.

Sie würde wahrscheinlich noch eine Weile brauchen, bis sie das alles verarbeitet hatte und sie wieder zur Normalität übergehen konnten. Aber was bedeutete schon ‚Normalität‘ in einer Beziehung wie ihrer? Seit drei Jahren hatten sie nicht mehr normal leben können. Seit dem Besuch von Nicks Tante Marie. Damit hatte alles angefangen.

Und nun schien es vorbei zu sein. Nick war kein Grimm mehr. War sie darüber glücklich? Juliette dachte einen Moment lang nach.

Es wäre falsch zu behaupten, dass sie deswegen unglücklich war, musste sie sich schließlich eingestehen.

Ok, sie hatte vielleicht etwas überreagiert, als sie im Auto auf der Fahrt zur Hochzeit gleich mit Nick Schluss machen wollte. Es hatte eigentlich nicht wirklich unmittelbar was mit seinem Grimm-sein zu tun gehabt, mehr damit, dass sie sich einfach nur von ihm betrogen fühlte. Und zugegebenermaßen vermutlich auch ein wenig damit, dass sie beide selber noch nicht verheiratet waren, obwohl sie inzwischen schon über 5 Jahre ein Paar waren und zusammen lebten.

Nick hatte sie ja gefragt, aber zum falschen Zeitpunkt. ‚Männer sind ja manchmal sowas von blöd‘, dachte sie. Zu jeder anderen Zeit vorher hätte sie sofort ‚Ja‘ gesagt. Ohne zu zögern und aus tiefstem Herzen.

Aber dann kam Marie zu Besuch, wurde angegriffen und ihr Nick war plötzlich nicht mehr… ‚ihr‘ Nick. Er veränderte sich. Jeden Tag ein bisschen mehr. Mit jedem Fall, mit jedem Täter, den er erschießen musste, wurde er zu jemand anderem. Oh, es fiel ihm nicht leicht und jeder Tod lastete schwer auf seinem Gewissen und seiner Seele, das war ihm deutlich anzumerken. Anfangs jedenfalls. Es war, als würde jedes Mal auch ein wenig von ihm sterben. Als würde er… unmenschlicher.

Nein, nicht ‚unmenschlicher‘, korrigierte sie sich, härter. Er wurde härter. Wie Eisen, das im Feuer zu Stahl geschmiedet wurde. Der Grimm, der Krieger in ihm kam zum Vorschein.

Juliette wollte sich gar nicht ausmalen, was aus der Liebe ihres Lebens hätte werden können, wenn nicht damals Monroe und Hank dagewesen wären, um ihn aufzufangen, als sie es nicht konnte. Ein gewissenloser Killer…

Nick hatte zu lange gebraucht, um sich ihr zu offenbaren. Und als er es endlich tat, war es beinahe zu spät. Zu spät für sie beide.

Und warum? Nur ein Wort: ‚Adalind‘, dachte sie bitter.

Mittlerweile war sie in den Pyjama geschlüpft und faltete ihre Hose sorgfältig zusammen, um sie auf die Waschmaschine zu legen. Die würde sie morgen noch mal anziehen. Die restliche Wäsche kam in den Wäschekorb. Da der schon ziemlich voll war, würde sie wohl bald einen Waschtag einlegen müssen. Die Welt drehte sich schließlich weiter, auch wenn Nick…

Die Tierärztin seufzte und griff nach ihrer Haarbürste. „Ich weiß nicht was soll es bedeuten…“, summte sie leise vor sich hin, während sie die Bürste langsam durch ihr Haar zog. Sie beobachtete sich selber im Spiegel dabei. Kritisch beäugte sie ihr Spiegelbild. Sie war ganz sicher nicht perfekt, aber sie war zufrieden mit sich. Aber dass Nick den Unterschied nicht hatte sehen können wurmte sie schon.

Juliette seufzte. Gut, vielleicht hatte sie ihn zuletzt etwas… kurz gehalten. Sein Job war stressig, ihrer auch, und die ganzen Hochzeitsvorbereitungen, die sie beide nun mal als Brautjungfer und Trauzeuge intensiv begleiten mussten, hatten viel von ihrer spärlichen freien Zeit in Anspruch genommen. Und hätte sie nicht so früh den Frisörtermin gehabt, vielleicht hätten sie wirklich…

Denk nicht dauernd dran, Mädchen‘, rief sie sich zur Ordnung. Was geschehen war, war geschehen. Trubel war auch nicht im Haus gewesen an dem Morgen. Also war niemand da, dem hätte auffallen können, dass jemand Fremdes ins Haus kam. Und Nick war mit seinen eigenen Vorbereitungen beschäftigt gewesen. Wahrscheinlich hatte diese Hexe einfach den richtigen Moment abgepasst, um als sie ‚verkleidet‘ Nick an dem Punkt zu erwischen, an dem er am schwächsten war – seiner uneingeschränkten Liebe und Vertrauen zu ihr.

„Verfluchtes Miststück“, zischte Juliette leise. Dann erschrak sie und blickte sich zur Tür um.

Und dann fiel es ihr wieder ein. Nick hatte kein ‚Supergehör‘ mehr. Was auch immer sie in seiner Nähe flüsterte, er konnte es nicht mehr hören… Einerseits freute sie das, denn manchmal mussten die Worte einfach aus ihrem Mund raus. Worte, die nicht immer für ihren Lebensgefährten gedacht waren, die er aber natürlich trotzdem vernahm. Und dass er sie umgekehrt jetzt nicht mehr hören konnte…

Juliette drehte sich leicht der Kopf und sie stützte sich mit beiden Händen am Waschbecken ab. Die Brüste verursachte ein dumpfes ‚klonk‘, als sie mit der keramischen Oberfläche zusammentraf. Was wollte sie denn nun eigentlich? Ihr Spiegelbild hatte auch keine Antwort auf diese Frage.

Drei Jahre lang hatte sie sich gewünscht, dass endlich alles wieder wie früher werden würde. Drei Jahre lang hatte sie gehofft, dass diese Grimm-Sache irgendwann vorbei wäre und beide endlich wieder normal leben konnten.

Doch nach allem, was sie erlebt hatten, was war in dieser Stadt eigentlich ‚normal‘?

Zuviel hatte sich im Leben und in der Beziehung der beiden verändert, als das sie wieder einfach nur ‚Nick und Juliette‘ sein konnten. Der aufstrebende Polizist und die erfolgreiche Tierärztin.

‚Genug getrödelt‘, dachte sie. Nick würde sich sonst wundern, wo sie so lange bliebe. Schnell legte sie die Bürste beiseite und putzte sie sich die Zähne. Dann machte sie das Licht im Badezimmer aus, bevor sie schließlich zurück ins Schlafzimmer ging.

Nick schlüpfte gerade unter die Bettdecke, als sie herein kam. Sie setzte sich auf den Bettrand und verrieb noch etwas Handcreme zwischen den Fingern, bevor sie sich hinlegte. Kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt machte Nick auch schon das Licht aus und Dunkelheit umfing beide. Nach ein paar Sekunden gewöhnten sich ihre Augen an das schwache Licht der Laterne vor ihrem Haus und die Umrisse der Möbel wurden wieder deutlicher. Juliette konnte ihn neben ihr liegend leise seufzen hören.

Wie so oft in letzter Zeit.

„Juliette?“, fragte er schließlich leise. Seine Stimme klang unendlich müde. Seit er kein Grimm mehr war hatte er scheinbar nicht nur die Fähigkeiten ‚zu sehen‘ und ‚zu hören‘ verloren, sondern auch viele seiner anderen körperlichen Vorteile eingebüßt. Zum Beispiel war ihr gerade gestern aufgefallen, dass Nick wieder schwitze. Das hatte er seit der Zombie-Geschichte nicht mehr getan. Egal wie körperlich anstrengend war was er machte, er hatte nicht mehr geschwitzt. Gestern jedoch konnte man sein Shirt nach dem Joggen auswringen, so klitschnass war der Stoff gewesen.

„Ja?“, antwortete sie dann mit leichter Verzögerung und drehte ihm das Gesicht zu.

„Juliette, ich…“, setzte er zögerlich fort. Dann stockte er wieder. Er drehte sich so, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Im schwachen Licht wirkte er in Juliettes Augen beinahe grau. Ihr kam wieder sein fast toter Anblick in den Sinn, wie er ohne fühlbaren Puls neben ihr gelegen und selbst auf eine Ohrfeige hin nicht reagiert hatte. Im Augenblick war sein Ausdruck keineswegs tot. Sein Blick huschte über ihr Gesicht, als suchte er nach irgendwelchen Antworten. Oder vielleicht auch nur Fragen. Er verzog den Mund und sie konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete.

„Was ist?“, hakte sie nach. ‚Bitte sprich es doch endlich aus‘, dachte sie beinahe verzweifelt.

Doch statt einer richtigen Antwort entfuhr ihm nur ein weiterer leiser Seufzer, bevor er müde lächelte und ihr „Schlaf gut“, wünschte. Er drehte sich auf seine ihr abgewandte Seite und schloss sie damit wieder aus seinen Gedanken aus.

„Du auch“, antwortete sie. Vorsichtig streckte sie ihre Linke aus und fuhr ihm sanft über das Haar. Dieses wunderschöne, weiche, braune Haar. Als er nicht reagierte schniefte sie leise und zog die Hand wieder zurück und unter die Decke.

Wieder eines dieser ‚Nicht-Gespräche‘ zwischen ihnen. Warum konnten sie nicht miteinander reden? Juliette hatte das Gefühl, als wenn er glaubte sich für irgendetwas selbst bestrafen zu müssen.

Ganz falsch lag er da ja nicht. Er hatte sie immerhin mit einer Doppelgängerin betrogen. Aber sie hatte ihm auch gedroht ihn zu verlassen. Beide hatten Fehler gemacht. Er, in dem er nicht merkte wen er da zwischen den Laken vor sich hatte und sie, weil sie sich auf Adalinds Spielchen mit Renard eingelassen hatte. Sean hatte die Sache aufgeklärt, kaum dass er wieder einigermaßen genesen war (was ohnehin ein Wunder war, dass er noch lebte. Wenigstens mal etwas Gutes, was ein Hexenbiest machen konnte – seine Mutter hatte ihm das Leben gerettet).

Diese blonde Hexe hatte versucht alles kaputt zu machen, was sie und Nick in den letzten Monaten mühevoll wieder aufgebaut hatten: das Vertrauen in eine gemeinsame Zukunft.

Sie hatte sich schon wieder in ihr Leben eingemischt. Warum konnte Adalind es nicht gut sein lassen? Als Kelly mit ihr und ihrer Tochter im Schlepptau den Abend plötzlich auftauchten… Hätte die Hexe nicht das Kind dabei gehabt, Juliette hätte für nichts garantieren können. Das war das erste Mal gewesen, dass sie sich förmlich gewünscht hatte, dass Nick wie ein richtiger Grimm reagiert und eine Axt gezückt hätte. Ein wenig erschrak sie sich über sich selber, bei solchen Gedanken. Sie musste das Hexenbiest wirklich hassen… Aber sie hatte auch gute Gründe dafür.

Die Adalind umgekehrt in Nick’s Richtung sicher auch hatte, wenn man ehrlich war. Im Grunde war es nur eine Retourkutsche von ihr, dass sie den Grimm ‚ausgelöscht‘ hatte. Er hatte ihr ja auch ihr Hexenbiest genommen. (Auch wenn Juliette nie so richtig verstanden hatte, wie das gehen sollte. War das Wesen denn nicht immer ein fester Teil der Person? Wie konnte man das Biest austreiben, ohne den Körper dabei zu zerstören?)

Nick stöhnte leicht. Ob er schlief? In letzter Zeit schien er ständig von schlechten Träumen geplagt zu werden. Er warf sich unruhig hin und her und mehr als einmal hatte sie mitbekommen, dass er nachts das Bett verlies und aus dem Fenster starrte, wenn er nicht schlafen konnte. Sie hatte ihn nicht darauf angesprochen, aber die dunklen Augenringe am Morgen sprachen für sich.

Sie holte einmal tief Luft und drehte sich dann mit dem Gesicht nach oben. Ihre Blicke bohrten sich in die Zimmerdecke, aber die konnte ihr ihre dringenden Fragen nicht beantworten.

Eigentlich war sie doch am Ziel ihrer Wünsche angelangt. Nick war kein Grimm mehr und alles konnte wieder wie früher werden. Er konnte keine Wesen mehr sehen und die konnten ihn auch nicht mehr erkennen. Würden sie ihn dann vielleicht ab jetzt in Ruhe lassen?

Und außerdem hatten sie doch Trubel. Sollte Theresa sich doch von jetzt an um die Grimm-Sachen kümmern. Das war ja ihre Aufgabe und Nick hatte sie schließlich aus diesem Grund bei ihnen aufgenommen. Um ihr beizubringen, wie man ein Grimm ist.

Andererseits… das Mädchen war noch so jung und unerfahren. Sie hatte ja kaum selber verstanden, was es hieß ein Grimm zu sein. Und dass es nicht nur böse Wesen gab, sondern auch nette wie Monroe und Rosalee. Wie konnte Juliette da auch nur dran denken, ihr einfach so die Verantwortung über zu helfen?

Die Decke raschelte, als Nick seine Schlafposition etwas veränderte.

Juliette schloss die Augen und atmete langsam aus. Sie machte sich nur etwas vor. Nichts war mehr wie früher und es konnte auch nie wieder so sein. Ob Nick nun Wesen sehen konnte oder nicht, Tatsache war, er hatte sie sehen können. Drei verfluchte Jahre lang. Er hatte in das Herz der Finsternis geblickt und es hatte ihn verändert. Er war inzwischen ein Krieger, genau wie seine Vorfahren die Kreuzritter. Es lag ihm einfach im Blut. Er war nicht mehr der süße, charmante junge Mann, in den sie sich verliebt hatte. Aber sie liebte ihn immer noch. Das wurde ihr jeden Tag aufs Neue schmerzlich bewusst. Wäre es nicht so, sie wäre längt weggegangen. Wäre es nicht so, es würde ihr nicht so weh tun, wenn sie an ihn und den ungewollten Verrat dachte.

Unbewusst knetete Juliette bei dem Gedanken die Bettdecke und zog sie dann etwas höher, um daran zu schnuppern. Wahrscheinlich war es Einbildung, aber sie glaubte noch immer den fremden Geruch dieser Hexe an der Wäsche wahrzunehmen. Die Bezüge und das Laken von jenem Tag hatte sie bereits entsorgt. Zusammen mit dem ganzen blutigen Putzkram. Sie wollte gar nicht wissen, was die Typen von der Müllabfuhr wohl gedacht haben mussten, als sie die Sachen gesehen haben. Blutige Tücher und zerbrochenes Glas im Haus eines Polizisten…

Nicht, dass das so selten vorgekommen wäre. So oft, wie Wesen bereits ihr Zuhause heimgesucht hatten… Vielleicht sollten sie sich ein anderes Haus suchen. Vielleicht sogar ganz aus Portland raus. Wo anders neu anfangen. Portland wäre eh viel zu gefährlich für einen weithin bekannten Ex-Grimm.

Nein, wenn sie neu anfangen mussten, dann nicht in dieser Stadt. Sie konnten die Küste wechseln, vielleicht nach Virginia gehen. Sie könnte woanders eine neue Praxis aufmachen und Nick… tja, was war mit Nick? Er war ein guter Cop, ein sehr guter sogar. Seine Aufklärungsrate war schon vor der Sache mit den Wesen ziemlich hoch gewesen. Er war der geborene Detective, aber vielleicht sollte er einen richtigen Schnitt machen. Wenn schon neu, dann ganz neu. Er könnte mit ihr gemeinsam die Praxis führen, oder irgendwas anderes machen. Marie hatte doch auch einen normalen Job gehabt…

Sie öffnete wieder die Augen und drehte ein wenig den Kopf in Nicks Richtung. Seine Atmung ging regelmäßig. Vermutlich zu regelmäßig. Sie bezweifelte, dass er tatsächlich bereits eingeschlafen war.

Wenn wir doch nur reden würden…‘ Wenn sie nur wüsste, was er eigentlich wollte. Wollte er wieder Grimm sein, oder nicht? Und wenn nicht, nur ihr zuliebe oder weil er es wirklich nicht mehr wollte? Verzweifelt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum.

Sie würde ihn nicht fragen. Er sollte selbst entscheiden. Sie würde ihn weder in die eine, noch in die andere Richtung drängen. Es war seine Entscheidung.

„Lieb dich“, flüsterte sie und drehte sich auf die rechte Seite.

So konnte sie nicht sehen, wie er über seine Schulter zu ihr rüber schaute, ein warmes Glimmen in den Augen. „Lieb dich auch…“
 

***
 

Einige Tage später…

„Ich kann euch gar nicht genug danken, dass ihr meinetwegen eure Hochzeitreise verschoben habt“, toastete Nick gerade den beiden Wesen zu. „Das bedeutet mir wirklich sehr viel.“

Nick, Juliette und Hank standen (mal wieder) bei Monroe und Rosalee im Wohnzimmer und stießen mit ihren Weingläsern an. Plötzlich gab es einen lauten Knall im Vorgarten und etwas ging in Flammen auf. Das Feuer warf flackernde orange Lichter ins Wohnzimmer und auf die Gruppe. Alle rannten nach draußen und konnten gerade noch einen Wagen mit quietschenden Reifen davonrasen sehen. Vor dem Haus war ein riesiges Holzschild in Brand gesetzt worden, dessen Flammen in den Himmel loderten. Juliette kannte das Symbol nicht, aber nach Rosalees Reaktion zu urteilen, hieß es nichts Gutes.

„Das ist eine Wolfsangel“, erklärte Monroe wütend.

„Ich hole den Schlauch“, rief Hank. „Geht ihr zurück ins Haus.“ Er rannte in den Garten, um das Feuer schnell zu löschen, bevor noch etwas passieren konnte.

„Das passiert nur, weil wir geheiratet haben…“, schluchzte Rosalee. Monroe hatte die Arme um seine Frau gelegt, die leise weinte.

Nick blickte noch finsterer drein, als er es ohnehin schon den ganzen Abend getan hatte, während Hank begann das Feuer zu löschen.

Und Juliette… betrachtete die ganze Szenerie und lies die Bedeutung all dessen, was eben geschehen war auf sich wirken. Sie beobachtete die Verzweiflung ihrer Freunde und sah die Hilflosigkeit und Wut in Nick‘s Gesicht, als Hank das Holzteil zu Boden trat, nachdem es endlich aufgehört hatte zu brennen.

Und sie fasste einen Entschluss. „Nick? Ich bin bereit.“

Überrascht sah er sie an. „Wofür?“

Juliette senkte ihren Blick und betrachtete das angekokelte Holz auf dem Boden vor sich. Sie wägte kurz die Möglichkeiten ab. Normalität gegen die Gefahr Freunde zu verlieren. Ihr Glück gegen das Leben von Monroe und Rosalee? Nein, da gab es keinerlei Zweifel daran, was wichtiger war. Nicht mal eine Sekunde lang. Er wurde gebraucht. Sie sah Nick fest in die Augen. „Du musst wieder ein Grimm sein.“

Der Mann, den sie ohne jeden Zweifel mehr als alles andere liebte, wenn sie bereit war das für ihn zu tun, zog sie ein wenig beiseite. Er hätte vermutlich nie erwartet diese Worte von ihr zu hören. Und da waren sie schon zu zweit. Juliette hätte selber auch nicht gedacht, dass sie diese Worte jemals aussprechen würde, aber ihr Angebot stand. Nick blickte ihr prüfend mit ernstem Ausdruck ins Gesicht. „Ich werde dich nur ein einziges Mal fragen. Meinst du wirklich, was du eben gesagt hast? Ich wieder ein Grimm?“

Sie konnte in seinen Augen eine Hoffnung, ein Verlangen gar, aufblitzen sehen, das sie doch ein wenig in seiner Intensität überraschte. Hatte er es wirklich so sehr vermisst ein Grimm zu sein? Warum hatte er dann die ganze Zeit nichts gesagt? „Ist es das, was du möchtest?“, fragte sie zurück.

„Ja!“ Er antwortete mit solch einer Inbrunst, dass es Juliette beinahe kalt den Rücken runter lief.

Es war entschieden. „Dann will ich es auch.“



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