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Der Besucher

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
soo, irgendwie werden die Kapitel immer länger ^^ Komplett anzeigen

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„Aarrgh“, gab Raffnuss unzufrieden von sich. „Das ist doch Scheiße“, brüllte sie wild mit den Armen fuchtelnd und brachte Kotz und somit auch Würg ins straucheln. Taffnuss fiel dabei der Helm vom Kopf, den er gerade noch so auffing. „Pass doch auf was du tust blödes Weib. Wir fliegen gerade“, herrschte er sie an. „Wieso ich? Dass ist doch alles deine Schuld!“ – „Meine?! Du zappelst hier doch so rum!“ – „Ach, dass mein ich doch gar nicht du Dummkopf! Hättest du nicht die Schrecklichen Schrecken aufgescheucht, hätten sie nicht die Speicher niedergebrannt und wir müssten jetzt nicht die Morgenpatrouille fliegen!“ Taff hatte sich auf seinem Kopf des Drachen zurückgelegt und angefangen herzhaft zu lachen. „Du musst zugeben“, brachte er zwischendurch heraus, „dass war schon ziemlich lustig und Morgenluft tut gut.“ „Manno“, zeterte Raff, „ich könnte jetzt noch schlafen. Ich brauch doch meinen Schönheitsschlaf.“ Taffnuss brach erneut in Gelächter aus. Obwohl sie jetzt erwachsen waren stritten sie immer noch viel und oft und das nicht nur verbal. „Willst du etwa sagen, dass ich hässlich bin, Mottenkopf?“, keifte sie ihn an. Er hörte auf zu lachen, “ Hä? Ich hab doch gar nichts gesagt.“ „Aber bestimmt gedacht!“, sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. „Wieso bist du jetzt beleidigt? Ach ich versteh die Weiber einfach nicht“, sagte er verwirrt.
 

Die Beiden flogen eine Weile schweigend die Küste entlang. Raffnuss beobachte den Himmel, der sich von einem zarten Rosa in ein helles Blau verfärbte. Das wird ein schöner Tag dachte sie bei sich. Taffnuss checkte währenddessen die felsige Landschaft auf Ungewöhnliches. Nach einiger Zeit schaute Raffunss ihren Bruder an. Er hatte sich in den letzten Jahren sehr verändert. Er war größer als sie, wenn auch nicht viel, außerdem trug er seine langen Haare jetzt in Dreat Locks, aber er war noch genauso dumm wie vorher. Sie räusperte sich. „Uh“, Taff drehte sich zu ihr, „ Was ist Stinkstiefel?“ „Sag mal, bin ich schön?“ – „Uh, naja“, Taffnuss kratzte sich am Hinterkopf, „Astrid ist schöner.“ – „Oh Mann, du bist so unsensibel“, brüllte sie ihn an und warf einen Stein aus ihrer Tasche nach ihm. Sie hat immer ein paar Steine dabei um ihren bescheuerten Bruder abzuschmeißen. Der Stein traf Taffnuss am Kopf, „Aua, du Hexe.“ Er holte aus, sodass Würg seinen Kopf in Richtung Raffnuss bewegen musste. Die beiden Köpfe krachten zusammen und Taff schnappte sich den Zopf seiner Schwester. „Hey du Idiot“, kreischte sie und schlug nach ihm.
 

So entbrannte eine riesen Rangelei auf den Köpfen ihres Wahnsinnigen Zippers. Durch die Zappelei der Beiden geriet ihr Drache ins Straucheln und driftete in Richtung Wald ab. Unterwegs streiften sie ein paar Bäume und nahmen einige Äste und noch mehr blaue Flecken mit. Raffnuss war klar überlegen, immer wieder schlug und trat sie nach ihrem Bruder und ließ ihm keine Zeit für einen Gegenangriff. Doch ein Tritt war zu doll, Taff verlor das Gleichgewicht und stützte rücklinks vom Drachen.

Es war ein wunderschöner Morgen, die Sonne stand noch tief am Himmel, die Vögel sangen und ein neuer Besucher kam auf Berk an. Er war auch Drachenreiter wie Hicks und seine Freunde. Seine Reise war lang und er und sein Drachen erschöpft. „So Schattentänzer endlich sind wir auf Berk.“ Unser Unbekannter sprang vom Drachen und streckte sich. „Ich kann es kaum erwarten Hicks den Hünen den III. kennenzulernen. Den Mann der den Drachenschlächtern von Berk das Drachen schlachten ausgetrieben hat“, er lachte in sich hinein. „Du bist doch sicher auch schon…,“ er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und drehte sich nach seinem Drachen um, „Huh, na sag mal. Wo bist du denn schon wieder?“ Das dieser Drache immer verschwinden muss, aber naja, liegt ja schließlich in seiner Natur, dachte unser Besucher sich, als er begann sich umzusehen. Sein Weg führte ihn in den Wald. Er wusste genau wie sehr Schattentänzer den Wald liebte, einmal, weil man sich dort so gut verstecken konnte und zum zweiten, weil es dort immer viel Neues zu entdecken gab.
 

Der junge Mann strich mit seiner Hand über die Rinde eines großen Baumes, „Berk hat echt schöne Buchenwälder. Ich frage mich ob der Rest der Insel auch so schön ist wie dieser Wald.“ Er war es gewohnt allein unterwegs zu sein. Der Nachteil war aber, dass er es nicht merkte, wenn er Selbstgespräche führte. Nun ja, eigentlich waren es ja keine Selbstgespräche, sondern Unterhaltungen mit seinem Drachen, den nur niemand sehen konnte. Schon bald erreichte er eine Lichtung, „Hmm, ich glaube wir machen hier eine kurze Pause“, sagte er und setzte sich ins Gras.
 

Es war ein ganz herrlicher Morgen, der Wind rauschte durch die Blätter, die Vögel sangen und diese Schreie. Der junge Mann atmete tief durch. Moment mal….Schreie?! Er schaute nach oben, doch es war zu spät.

Taffnuss fiel und er fiel tief. Er schaffte es sich im Flug zu drehen und sah, dass unter ihm jemand saß. „He, Vorsicht dort unten“, rief er. Die Person unter ihm blickte nach oben, doch es war zu spät. Taff fiel auf ihn rauf und es war keine angenehme Landung, für beide

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„Oh Mann“, nach einer Weile kam Taffnuss wieder zu sich. Er stemmte seinen Oberkörper nach oben und rieb sich den Kopf. „Das war mal ne harte Landung. Mein Kopf dröhnt.“ Dann fiel ihm wieder ein, dass da ja noch was war, „Scheiße!“. Er schaute unter sich und dort lag ein bewusstloser Junge mit aufgeschlagenem Kopf, sowie diversen anderen Verletzungen. „So eine Scheiße“, Taff machte, dass er hoch kam. In der Zwischenzeit war auch Raffnuss mit Kotz und Würg gelandet. „Jetzt sieh dir an was du wieder angerichtet hast, der arme Junge“, tadelte sie ihn. „Wieso ich“, blaffte er, seine alte Energie zurück erlangt, „du hast mich doch vom Drachen geworfen!“. „Ja, aber du musstest ausgerechnet auf ihm landen“, sie zeigte auf den Jungen. „Ich hätte ja schlecht ausweichen können“, gab er sichtlich wütend und kampfbereit zurück. „Das tut doch jetzt alles nichts zur Sache“, beruhigte sie ihren Bruder, „Viel wichtiger ist ihn ins Dorf zu bringen, wo wir ihn behandeln können.“ Raff war näher gekommen um den Unbekannten zu begutachten. „Du hast Recht“, sagte Taff, der die prüfenden Blicke seiner Schwester auf dem Jungen bemerkte. Vielleicht betrachtet sie ihn ja als neuen Kandidaten für den passenden Mann, dachte er sich. „Na wie schmeckt das denn aus deinem Mund“, sie grinste hämisch. Doch Taff beachtete sie gar nicht weiter und machte sich daran den Jungen hochzuheben ohne noch mehr kaputt zu machen, dann setzte er sich mit ihm auf seinen Kopf des Drachen. Raff war auch schon aufgestiegen. „Na los, zurück ins Dorf“, gab sie den Ton an.
 

Auf dem Weg ins Dorf nutzte Taff die Gelegenheit zu schauen, wen er überhaupt zerquetscht hat. Seine Schwester hatte ihm ja keine Zeit gelassen einen klaren Gedanken zu fassen und dann noch diese Kopfschmerzen. Er musterte den Jungen. Er war jünger als er und seine Freunde, vielleicht 15, Taff war echt nicht gut im Schätzen. Seine Haare waren feuerrot und kurz, die eine Seite offen, auf der einen Seite in kleinen Strähnen zu Zöpfen nah am Kopf geflochten, welche hinten offen waren und spitz abstanden. Die Haut des Jungen war blass, er sah irgendwie krank aus meinte Taff, aber das lag vielleicht daran, dass er ohnmächtig war. Angezogen war er wie ein normaler Wikinger. Seine Fellfeste könnte aus einem Fuchspelz gemacht sein. Taffnuss hätte noch mehr Gedanken über die Kleidung des Jungen verschwenden können, aber sie waren im Dorf angekommen.

Raffnuss rannte gleich los um Hicks und die anderen zu holen. Taffnuss stieg vorsichtig vom Drachen ab und folgte ihr die Treppe rauf zur Großen Halle. Sie stieß die große Holztür auf, „Hicks, schau mal was wir gefunden haben.“ Der Häuptling war gerade in einer Morgenbesprechungen mit Fischbein und Grobian. Er rieb sich mit den Fingern die Stirn, „Raff, ich hab euch schon hundertmal gesagt, ihr sollt mich während meiner Besprechungen nicht stören.“ „Aber Hicks“, sagte sie entschlossen, „jetzt schau doch erst mal.“ „Raff!“, Hicks schaute noch immer nicht auf. „Vielleicht solltest du lieber auf sie hören Hicks“, warf Grobian ein. „Also schön. Was gibt es denn nun…“, als er nach oben schaute erblickte Hicks einen Taffnuss, der einen unbekannten Jungen auf einen der langen Tische bettete, behutsam, Taffnuss. Hicks schüttelte seinen Kopf und eilte zu dem Tisch. „Wa….Was habt ihr mit ihm gemacht?“, fragte er entsetzt. „Naja, also…“, Taff kratzte sich am Hinterkopf. „Taffnuss ist auf ihn raufgefallen“, kicherte Raffnuss. „Was?!?! Warte nein, ich will gar nicht wissen wie das passiert ist“, Hicks schüttelte sich seine Fragen aus dem Kopf. Fischbein und Grobian hatten den Jungen unterdessen schon mal begutachtet. „Seine Verletzungen sind gar nicht so schlimm wie sie aussehen“, sagte Grobian und machte sich auf den Weg Verbandsmaterial zu holen. „Das Schlimmste ist die Platzwunde am Kopf“, sagte Fischbein. Grobian war mit dem Erste-Hilfe-Zeug zurück und er und Fischbein machten sich daran den Jungen zu verarzten.
 

Hicks nahm sich die Zwillinge zur Seite. „Wo habt ihr den Jungen denn gefunden?“ „Auf einer Lichtung im Buchenwald am anderen Ende der Insel“, sagte Raff. „Und habt ihr mit ihm gesprochen? Wie heißt er? Woher kommt er?“, sprudelte es aus Hicks. Sie hatten Besuch auf Berk und er wollte mehr wissen. „Ähm, nein tut mir leid. Ich bin gleich auf ihn gefallen“, gestand Taff etwas betreten. „Gut…“, Hicks überlegte, „Auch wenn wir nicht wissen wer er ist, muss er trotzdem irgendwo bleiben.“ „Er kann doch bei Taff bleiben“, Die junge Frau stieß ihrem Bruder mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Hey“, beschwerte dieser sich. „Das ist eine gute Idee“, stimmte Hicks zu. „Aber…“, Taff kam nicht zu Wort. „Wo du ihn schon umgehauen hast, kannst du ihn auch bei dir wohnen lassen“, grinste seine Schwester. So ein Aas dachte Taff. Da meldete sich Fischbein, „Uhm, Leute, er kommt zu sich!“ „Du hast genug Platz in deinem Haus Taff, es ist beschlossen“, beendete Hicks das Gespräch und ging mit Raff wieder rüber. „Vielleicht will ich aber keinen Gast haben“, sagte Taff, doch keiner hörte ihm zu. „Verdammte Scheiße“, grummelte er und ging zu den anderen.
 

Der Junge öffnete seine Augen und unsere Freunde wurden von zwei tiefgrünen Smaragden angestarrt. Das letzte woran er sich erinnerte war, dass er auf deiner Wiese saß und jetzt schaute er in die Gesichter von fünf erwartungsvollen Wikingern. „Wo – Wo bin ich?“, fragte er schwach. „In der großen Halle von Berk“, sagte der Kleinste, „Mein Name ist Hicks.“ „Oh, das trifft sich gut“, er setzte sich auf, doch hielt sich den Kopf, weil ihm schwindelig war, „zu dir wollte ...“ „Nicht so stürmisch“, ein großer Dicker schnitt ihm das Wort ab und brachte ihn dazu sich wieder hinzulegen. „Wie heißt du überhaupt?“, fragte Hicks. „Kjell, Kjell Hjorrson“, antwortete der Junge. „Und wo kommst du her?“, fragte eine große blonde Frau. „Von einer Insel namens Gimle“, Kjell hatte sich wieder aufgesetzt, diesmal langsamer. „Davon habe ich noch nie gehört“, der Dicke schaute Hicks an. „Das ist auch verdammt weit weg. Ich habe fast ein Jahr gebraucht um hier her zu kommen“, erklärte Kjell. „Mann, das ist ja verdammt lange“, staunte der Mann mit den langen blonden Haaren, der vermutlich der Bruder der Frau war. „Moment mal“, Kjell erkannte ihn, „Du bist doch der, der auf mich gefallen ist!“ Er wollte auf ihn losspringen, doch der Dicke hielt auf. „Ja“, Hicks stellte sich zwischen die Beiden, „das ist Taffnuss.“ Kjell funkelte Taff böse an. „Du wirst bei ihm wohnen solange du auf Berk bist“, sagte Hicks vorsichtig. „Was?!“, Kjell war entsetzt. Er sollte bei dem Kerl bleiben von dem er seine Verletzungen hat? „Ja“, sagte Hicks ausdrücklich, „und ihr solltet jetzt auch gehen. Du musst dich ausruhen und ich hab noch was zu tun. Wir können später über alles reden.“ Damit beantwortete er alle ungestellten Fragen und machte sich wieder an die Arbeit. „Aber“, protestierte Kjell, doch Taff hatte ihn schon hochgezogen und war mit ihm auf den Weg nach draußen.

Taff zog Kjell die Treppe runter. „Könntest du bitte meine Hand los lassen, das tut weh“, beschwerte sich der Jüngere, „Außerdem sieht das komisch aus.“ Mit einem „Mhpf“ ließ der blonde Wikinger los. Die Sonne stand schon fast im Zenit und in Berk herrschte ein geschäftiges Treiben. Kjell sog alle Eindrücke in sich auf. Berk war anders als seine Heimat. Überall wo er hinsah waren Drachen, die den Menschen bei ihrer Arbeit halfen. Nicht unweit von ihnen bauten ein paar Wikinger und Gronkel an einem Haus. Ein Riesenhafter Albtraum machte Feuer für eine Frau und die Kinder spielten mit Schrecklich Schrecken. Er war ziemlich beeindruckt und achtete vor lauter staunen gar nicht mehr darauf wo er hinging. Ein Glück tat Taffnuss das für ihn und sah, dass er drauf und dran war gegen den Mast auf dem Marktplatz zu laufen. Er zog Kjell noch kurz vorher weg. „Du musst doch aufpassen wo du hinläufst“, brummte er. „Tut mir Leid“, gab der Junge geistesabwesend von sich. „Bei mir musst du dich nicht entschuldigen“, Taff musste grinsen, für ihn war Berk schon lange nicht mehr so faszinierend. Er führte sie an einigen Häusern vorbei in Richtung Waldrand. Die Häuser sahen, bis auf diverse Details, alle gleich aus. Sie hatten zwei Stockwerke und waren an den Dachecken und am Giebel mit Drachenschnitzereien verziert. Es gab so viel zu sehen und Kjell wäre gerne stehen geblieben und verweilt, doch Taff zog ihn einfach nur durchs Dorf ohne einen Ton zu sagen. Bald hatten sie das letzte Haus des Dorfes passiert und Kjell wunderte sich wohin Taff noch wollte, aber da sah er etwas abseits am Waldrand noch ein Haus.
 

Es war etwas größer als die Anderen, hatte einen kleinen Stall mit Schuppen und sogar einen Balkon. „So, hier lebst du also. Allein?“, fragte der Rothaarige. „Ja“, antwortete der Größere knapp. Kurz nachdem er erwachsen wurde hatten seine Eltern ihn rausgeworfen. Er sollte sich einen Beruf suchen und alleine klar kommen. Raff durfte immer noch bei ihnen leben, dass machte ihn sauer, aber er hatte sich damit abgefunden. So musste er sie nicht den ganzen Tag sehen, als Kinder ist das ja ganz witzig, aber nicht mehr wenn man erwachsen ist. Taff trat als erster ein und hielt Kjell die Tür auf. Dieser ging hinein und war überrascht wie ordentlich es war. Vor ihm lag ein großer Raum. Rechts befand sich die Küche mit einem Ofen und einem Esstisch, so groß, dass vier Leute daran Platz hatten. Links war eine Feuerstelle an der zwei lange Bänke standen, welche mit Fellen ausgelegt waren. An den Wänden hingen ein paar Waffen, Schilde und Felle. Nach oben führte eine eher leiterartige Treppe hinten links.
 

„Willkommen in meinem Haus“, sagte Taff. Er war immer noch nicht ganz einverstanden mit seinem Besuch. „Schön hast du es hier“, sagte Kjell, Taffnuss‘ Anspannung spürend. Auf einmal fiel ihm ein Käfig auf dem Tisch auf und er ging hin um zu schauen was darin war. „Du hast ein Eichhörnchen“, fragte er überrascht. „Ja“, antwortete Taff, „Ich hab es vorgestern im Wald gefunden. Es hat sich ein Bein gebrochen. Ich bin hier übrigens der Wildhüter.“ „Was? Das ist ja toll“, der Kleine war immer noch total angetan von dem Eichhörnchen, zumal man sowas nicht alle Tage sieht. „Du musst mir unbedingt alles zeigen was du machst“, sagte er begeistert. „Nein“, gab Taff zurück. „Was? Wieso nein?“, fragte Kjell entsetzt. „Nicht jetzt. Hicks hat gesagt du musst dich noch ausruhen“, erinnerte der Blonde. „Stimmt, jetzt wo du es sagst, ich hab noch immer ganz schön Kopfschmerzen“, der Rothaarige betastete seinen Verband. „Komm, ich zeig dir dein Bett“, sagte Taff als er auf die Treppe zuging. Die Beiden kletterten hoch und Oben angekommen musste Taff seinen Kopf einziehen. Zur Mitte wurde der Raum höher, dort befand sich ein großes Bett, direkt gegenüber vom Balkon. Am anderen Ende des Zimmers war ein Zweites kleineres. „Da hinten schläfst du“, sagte Taff auf dieses Bett deutend, dann trat er seinen Rückweg nach unten an und ließ Kjell alleine. Dieser kam sich etwas komisch vor, hatte aber auch keine Ahnung was er anderes erwartet hatte. So legte er sich in das Bett und schlief bald ein. Taff machte sich währenddessen an seine Arbeit.

Als Kjell aufwachte war es bereits dunkel. Von unten strömte ein merkwürdiger Geruch, welcher ihn zum Aufstehen animierte. Er wollte wissen was hier so abartig roch. Unten angekommen sah er, das Taff kochte. „Hey, was machst du denn da?“, fragte er. Taff schaute auf, „Ah, du bist wieder wach. Hast ja ganz schön lange geschlafen. Ich koche Eintopf.“ Kjell war näher gekommen und schaute in den Topf, „Und was genau ist darin verreckt?“ Taff fiel fast der Kochlöffel aus der Hand. Mit dieser scharfen Bemerkung seines Gastes hatte er nicht gerechnet, doch er bemühte sich es zu ignorieren. „Da ist Kaninchen drin“, sagte er knapp. Der kleinere Wikinger grinste, er war über Taffs Ärger amüsiert. Als er sich genauer umsah bemerkte Kjell, dass Taffnuss auf der anderen Feuerstelle Wasser kochte. „Wofür ist das“, er deutete darauf. Der blonde Mann drehte sich um, „Für Badewasser. Weißt du ich habe ein großes Wasserfass hinter dem Haus. Das Wasser kann da aber nicht ewig drin bleiben, ich muss das Fass regelmäßig sauber machen, sonst lebt es irgendwann. Jetzt ist es wieder soweit und den Rest nehme ich halt zum Baden. So, das Essen ist fertig.“ Taff stellte den Topf auf den Tisch und holte Schüsseln, Löffel und Brot. Kjell setzte sich an den Tisch. „Es riecht immer noch ekelhaft“, mäkelte er. „Iss, oder hunger“, war alles was Taff sagte bevor er aß. Kjell hatte Hunger, richtigen Hunger, er hatte immerhin seit dem Abend des Vortages nichts mehr gegessen. So wagte er es zu kosten und war überrascht. „Das schmeckt besser als es riecht.“ „Siehst du“, lachte Taff.
 

Nach dem Essen wusch Kjell ab. Taff brachte das nun kochende Wasser nach draußen. Als er wieder rein kam fragte er, „Möchtest du baden?“ „Ja gerne“, der Junge war sehr erfreut über das Angebot, „Ich hol nur was.“ Dann fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste wo seine Sachen waren. Am Morgen hatte er sie noch und dann war er bewusstlos gewesen, also hielt er es für das Beste Taff zu fragen. „Sag mal Taff, wo ist eigentlich meine Tasche?“ „Achso! Die liegt dort drüben“, Taff zeigte auf eine der Fellbänke, „Ich hatte sie heute Morgen an mich genommen und total vergessen.“ „Danke“, Kjell ging hinüber und holte eine kleine Flasche. „Was ist das?“, wollte der Blonde wissen. „Das ist ein Badezusatz“, Kjell lächelte, „Ich hab ihn von meiner Mutter, er soll entspannen.“ Er merkte wie mädchenhaft er gerade wirken musste und wurde rot. „Sie ist Kräuterfrau“, erklärte er schnell. „Okay“, Taff zuckte mit den Schultern, ihm war das egal. Sie gingen nach draußen, dort stand neben dem Haus eine Badewanne. Gut, es war mehr ein großes Fass, kalfatert wie Schiffe, nur dass das Wasser darin bleiben sollte. „Ich lass dich dann mal alleine“, und schon war Taff weg und Kjell hatte ein Déjà-vu. Er tat etwas von dem Badezusatz ins Wasser, zog sich aus und stieg in die Wanne. Draußen war es kühl, es war Herbst, doch das Wasser war schön warm. Von dort hatte man eine gute Aussicht. Kjell sah die Lichter vom Dorf und das Meer. Er genoss das Bad, immerhin hatte er seit Monaten kein warmes Bad mehr.
 

Nach einer Weile kam Taff zu ihm. „Ich nehme deine Sachen mit, dass ich sie waschen kann. Ich lasse dir das hier und ein Handtuch.“ „Okay“, er hatte den Jungen aus seinen Gedanken gerissen. Taff legte die Sachen hin und verschwand. Kjell atmete noch einmal tief durch bevor er aufstand und aus der Wanne stieg. Er nahm sich das Handtuch und trocknete sich ab. „Na mal schauen was er mir hier hingelegt hat.“ Es war nur eine Tunika, welche leider viel zu groß war. „Das sieht ja aus wie ein Kleid“, sagte er an sich herabschauend.

Kjell ging wieder hinein und hörte wie Taff in Lachen ausbrach. „Du siehst ja aus wie ein Mädchen!“ Sein Oberkörper war nackt und anders als man vielleicht vermuten mag sehr muskulös. In einer Hand trug er ein Horn, vermutlich mit Met gefüllt. „Haha, sehr witzig“, der Junge ging zu seiner Tasche, „Das Oberteil ist zu groß.“ Er schaute Taff kurz vorwurfsvoll an, dann zog er sich eine Unterhose und eine Hose an und verknotete die zu lange Tunika an einer Seite. Taff hatte sich wieder einbekommen und beobachtete seinen Gast ganz genau, „Du bist einfach zu klein.“ Kjell spürte diesen intensiven Blick. Er stellte sich vor seinen Gastgeber und blickte hoch. Taff war zwei Köpfe größer als Kjell. „Nein, du bist einfach abartig groß“, konterte der Kleinere. Irgendwie hatten beide Recht. Taff lachte wieder und drückte Kjell einen Becher Met in die Hand. „Wie alt bist du eigentlich, 15?“, der Blonde wollte wissen ob er richtig geschätzt hat. „Nein, 17“, antwortete der Rothaarige, nachdem er einen kräftigen Schluck Met getrunken hatte. „Ich finde du siehst jünger aus“, neckte Taff. „Naja, dann geh ich mal baden“, mit den Worten schnappe er sich das Wasser, welches er noch gekocht hatte, ging nach draußen und ließ seinen Gast wieder einmal stehen.
 

Er kippte das heiße Wasser zu dem anderen und setzte sich dann rein. Es roch gut. Taff fragte sich was wohl in diesem Badezusatz gewesen war. Der Tag war anstrengend und ereignisreich. Er hätte am Morgen nicht gedacht, dass er einen Gast haben wird. Und jetzt saß er hier mit diesem Jungen und hatte keinen Plan wie es weiter gehen solle. Taff saß noch eine Weile im Wasser und grübelte vor sich hin bis es kalt wurde. Dann stieg er aus der Wanne und zog unten einen Korken raus um das Wasser abzulassen. Er zog sich an und machte sich auf den Weg in sein Bett. Oben legte er sich gleich hin. Bevor er einschlief schaute er noch mal zu Kjell, doch der schlief schon und träumte von den vielen Fragen, die er Hicks an nächsten Tag stellen würde.

Der nächste Morgen startete gemächlich. Die beiden Männer saßen beim Frühstück und hatten keine Ahnung was sie sich sagen sollten. Schließlich brach Taff das Schweigen, „Kannst du eigentlich kochen?“ „Ja, etwas“, Kjell hatte den Mund noch halb voll, „Mindestens genauso gut wie du.“ Taff war zwar nicht der hellst, doch der sarkastische Unterton war ihm nicht entgangen. Kjell grinste nur. „Jetzt sag doch mal, was machst du denn so als Wildhüter“, lenkte er ab. „Nun ja“, begann Taff, „Ich pflege das Wild und den Wald. Passe auf, dass die verschiedenen Tierarten weder von den Menschen, noch von den Drachen über jagt werden. Außerdem, dürfen die Bauern mit ihrem Vieh den Wald nicht beeinflussen.“ Taff aß weiter. „Und manchmal sammelst du verletzte Tiere auf“, der Junge deutete auf den Käfig mit den Eichhörnchen. „Ja auch das“, sagte der Blonde. „Achso, aber viel verdienst du damit nicht oder?“, hackte Kjell nach. „Nein, nicht, aber ich helfe Hicks ja auch noch die Drachen zu trainieren.“ „Du machst ganz schön viel. Apropos Hicks, mit dem will ich heute noch reden.“
 

Nach dem Frühstück machte sich Kjell auf den Weg ins Dorf. Er trug immer noch Taffs Tunika, hatte aber seine Weste darüber angezogen. Hicks war auf dem Marktplatz und begutachtete den Bau eines Hauses. Kjell ging zu ihm, „Hey na!“ „Oh, Hallo! Wie geht es dir?“, begrüßte ihn Hicks. „Danke, schon besser“, er hatte den Verband an seinem Kopf schon fast vergessen. „Wenn ich mich recht erinnere hattest du viele Fragen“, Hicks begutachtete immer noch das Haus. „Ja, ich hab ne Menge Fragen“, Kjell grinste, „Und ich hoffe du kannst sie mir alle beantworten. Ich will ja schließlich nicht umsonst gekommen sein.“ „Ich werde mein Bestes geben“, versicherte Hicks.

So gingen die beiden durchs Dorf und Hicks erzählte wie die Leute in Berk angefangen hatten Drachen zu zähmen. Sie redeten, lachten und Kjell lernte viel über Berk. Als sie fertig waren war es schon Nachmittag. Ihr Weg hatte sie an den Strand geführt. Da kam Hicks auf eine Frage, die ihn schon seit dem Vortag plagte. „Sag mal, bist du eigentlich auch Drachenreiter?“, wollte er wissen. Kjell entglitten alle Gesichtszüge, „Ach du süße Hel! Das habe ich ja total vergessen! Natürlich bin ich auch Drachenreiter.“ Er drehte sich in Richtung Wald, legte zwei Finger in den Mund und pfiff. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts Schattentänzer vor Hicks auf. Dieser war offensichtlich begeistert, „Du reitest einen Wechselflügler?!“ „Ja, das ist Schattentänzer. Er verschwindet immer und ich habe es aufgegeben ihn zu suchen, deshalb habe ich ihn darauf trainiert auf pfeifen zu reagieren“, erklärte der junge Wikinger. „Wow. Als das letzte Mal Wechselflügler auf Berk waren gab es ein riesiges Chaos. Eier und so. Aber sag mal lässt du deinen Drachen öfter allein?“ „Naja, bei uns gehen wir mit unseren Drachen anders um“, begann Kjell, „Du musst wissen, wir zähmen schon seit Jahrhunderten Drachen. Im Gegensatz zu euch halten wir unsere Drachen nicht wie Haustiere. Sie dienen lediglich zum Transport und als Reittier für die Schlacht. Also wie Pferde halt, nur dass sie den Kriegern vorbehalten sind. Ansonsten haben sie ihre Freiheit bei uns. Wir wollen sie nicht vollends domestizieren, sie sind immerhin noch wilde Tiere.“ „Aha, das ist mal eine ganz andere Sichtweise“, er hatte Hicks Interesse geweckt, „Hast du keine Angst, dass er wegfliegt?“ Kjell warf ihm einen vorwerfenden Blick zu, „Du kennst doch die Bindung zwischen einem Drachen und seinem Reiter.“ „Stimmt auch wieder.“ Auf einmal kam Astrid vorbei, legte Hicks eine Hand auf die Schulter und sagte, „Du Hicks wir brauchen dich da oben.“ „Naja, das ist mein Stichwort“, sagte er zu Kjell, „wir sehen uns und geh noch mal bei Fischbein vorbei, dass er sich deinen Verband anschaut.“ Schon war Hicks weg und Kjell tat wie ihm geheißen.
 

Fischbein hatte seinen Verband gewechselt und meinte, er solle ihn noch zwei Tage tragen. Kjell machte sich auf den Weg zurück zu Taffnuss‘ Haus, als er ihn auf dem Markt sah. Er und ein paar andere Wikinger unterhielten sich. Es hagelte Beleidigungen von beiden Seiten, doch sie schienen sich gut zu verstehen. Er beobachte die ganze Sache noch eine Weile und Taff schien zu jedem unfreundlich zu sein, den er traf. Kjell ging zum Haus zurück und etwas später kam auch Taff nach Hause. Er kam zur Tür rein und sah Kjell am Tisch sitzen. Dieser hatte ein Stück Pergament und Kohle und kritzelte ein paar Skizzen von Berk. „Sag mal“, setzte er an, „warum beleidigst du jeden, außer mir?“ „Uhm, das ist mir gar nicht aufgefallen.“ Der Junge warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu. „Naja…“, druckste Taff. „Ach, ich hab doch auch keine Ahnung. Willst du denn beleidigt werden?“, startete er den Gegenanriff. „Nein, natürlich nicht“, entgegnete der andere. „Siehst du!“, Taff ging wieder zur Tür und war schon halb draußen. „Wohin gehst du?“, wollte der Kleine wissen. „Pissen!“, brummte der Blonde und verließ das Haus. Drinnen brach Kjell in schallendes Gelächter aus.

Die Tage vergingen und Kjell gewöhnte sich an das Leben auf Berk. Er half wo er nur konnte. Taff brachte ihm bei was es heißt ein Wildhüter zu sein. Hicks und Astrid zeigten ihm wie man auf Berk Drachen trainierte. Von Fischbein lernte er viel Neues über die Drachen. Gemeinsam mit den anderen Wikingern holten sie die Schiffe an Land um sie über den Winter trocken zu legen und im Frühjahr neu zu kalfatern. Die Menschen auf Berk bereiteten sich ganz auf den Winter vor. Sie holten die letzte Ernte ein und füllten ihre Holzvorräte auf. So wurden die Tage kälter, die Abende länger und die Nächte noch kälter.
 

Taffnuss warf noch einen Holzscheit aufs Feuer. Er starrte in die Flammen als plötzlich die Tür aufschwang und ein kalter Windstoß sie zum Erzittern brachte. Kjell kam mit einem Korb voller Holz herein, welches er gerade gehackt hatte. „Es ist ganz schön kalt geworden“, er stellte das Holz zu dem anderen und zog sich seinen Mantel aus. „Hmm“, war alles was Taff sagte, er starrte immer noch in die Flammen. Er wollte Kjell etwas fragen, was ihm sehr unangenehm war, doch dieser zögerte sie noch etwas heraus, was es Taff nicht gerade erleichterte. „Berk ist auf Dauer ganz schön langweilig“, der Junge nahm sich etwas Met und setzte sich gegenüber von Taff. Der Blonde war verwirrt, „Wie meinst du das?“ „Ihr lebt hier ganz schön einträchtig. Keine ernsthaften Auseinandersetzungen, keine Schädelspalterei, alles recht freundschaftlich“, der Rothaarige nahm ein Schluck Met. „Das ist doch gut“, sagte Taff, ihm gefiel dieses ruhige Leben. „Ist das bei euch anders?“, wollte er wissen. „Nun ja, auf Gimle vergeht nicht ein Tag ohne einen blutigen Streit, nicht selten auch mit Toten. Vor Gericht verlangen die Meisten ein Urteil bei den Göttern und nicht vom Jarl. Wir sind halt ein Kriegervolk“, erklärte Kjell und grinste. „Wenn du Streit willst kannst du den haben. Wir fliegen morgen in ein anderes Dorf, da findest du bestimmt jemanden, der sich mit dir haut“, schlug Taff lachend vor. Er hatte seinen Blick nun von den Flammen abgewandt. „Witzig“, der Jüngere verdrehte die Augen. Es folgte eine lange Zeit der Stille. Taff musterte Kjell, welcher gerade die Schilde an der Wand studierte. Die grünen Augen suchten die Wand nach etwas neuem ab, doch sie fanden nichts, so tanzten sie durch den Raum. Bald trafen sie die kalten grauen Augen von Taff. Dieser ertrank gerade in einem Meer aus grün, umringt von wunderschönen dunklen Wimpern. Wie konnte ein Kerl nur so schöne Augen haben fragte er sich. Da kam ihm seine Frage wieder in den Sinn und er starrte erneut ins Feuer. „Es ist wirklich kalt“, sagte er in einem ruhigen Ton. Kjell war sichtlich verwirrt, er konnte den Gedankengang seines Gegenübers nicht nachvollziehen. „In der Tat“, sagte er zögerlich. „Nun ja“, Taff fuhr etwas nervöser fort, „Nachts ist es auch ziemlich kalt.“ Kjell dämmerte es langsam worauf der andere Wikinger hinaus wollte, „Willst du mich fragen ob wir in einem Bett schlafen wollen?“ „Ja“, Taff war froh darüber, dass er es nicht aussprechen musste. Es war normal, dass man sich in der kalten Jahreszeit ein Bett teilte, wenn es möglich war, um sich warm zu halten. Doch Taff war es auch etwas unangenehm, da er Kjell noch nicht lange kannte. Die letzte Person mit der er sich ein Bett geteilt hatte war seine Schwester. Aber gesagt getan, die Beiden gingen zu Bett um für den nächsten Tag ausgeruht zu sein.

Der nächste Morgen kam und Kjell erwachte mit einem komischen Gefühl. Er lag auf der Seite, was soweit noch normal war, doch da war noch etwas anderes, etwas Fremdes. Als er nach unten blickte fand er Taffs Arm, welcher ihn fest umschlang und an seinem Hintern drückte etwas Hartes. Für einen Moment lag er einfach nur da und überlegte was er von dieser Situation halten sollte. „Taff.“ Nichts. „Taff.“ Wieder nichts. „Taff!“ Da gab der blonde Mann ein „Hmmn“ von sich. Er schlief immer noch tief und fest. Kjell versuchte ihn zu treten, damit er aufwachte. Doch auf einmal wurde der Griff des Mannes fester, er begann sich an dem Jungen zu reiben und stöhnte ihm ins Ohr. Das war zu viel für den Rothaarigen, er befreite sich von Taffs Arm und schleuderte ihn quer übers Bett. Ein halb auf dem Boden liegender Taff kam zu Sinnen und stöhnte, „Ah, was zur Hölle war das? Ich hatte so einen schönen Traum.“ Da sah er Kjell wütend an sich vorbei laufen. „Denk mal scharf nach“, sagte er beim nach unten gehen. Taff puzzelte sich aus seinem Traum, seiner Morgenlatte und der Reaktion Kjells zusammen was er getan haben musste. „Tut mir Leid“, rief er leicht beschämt nach unten. Von dort kam nur ein „Ja ja“.
 

Auf dem Weg zu dem anderen Dorf herrschte ein allgemeines Schweigen. Hicks musste dort ein paar wichtige Geschäfte tätigen und Kjell entschied sich dazu mitzugehen. Taff entschuldigte sich mit der Ausrede, er habe noch etwas zu erledigen. So verschwand er in die andere Richtung. Die Ereignisse des Morgens hatten ihm klar gemacht, dass er Druck hatte und zwar richtig. Das war auch nicht verwunderlich, denn er hatte schon seit langer Zeit keine Frau mehr gehabt. Seine lage war auch nicht die Beste, es gab nur zwei Frauen in seinem Alter auf Berk. Die Erste war seine Schwester und die Zweite mit Hicks zusammen. Er hatte sein Ziel erreicht. Vor ihm stand ein Haus mit drei Stockwerken. Die Fenster waren zu und vor der Tür stand ein Mann wie ein Schrank zur Abschreckung für unerwünschte Gäste. Der Mann ließ ihn rein und drinnen wurde Taff auch schon herzlich empfangen.
 

Kjell wurde es bei Hicks offiziellem Besuch zu langweilig, also beschloss er zu gehen. Er nahm den Weg den auch Taff genommen hatte. Nachdem er eine Weile gelaufen war hörte er ein ihm sehr bekanntes Lachen. Es kam aus einem Haus, welches sich sehr von den anderen abhob. Nicht nur durch die Größe, auch der Mann an der Tür wirkte befremdlich. Jedoch ließ er Kjell ohne Probleme passieren. Innen fand er eine Schenke und in einer der hinteren Ecken entdeckte er Taff. Links und rechts ein Mädchen auf dem Schoß trank er einen Humpen Bier. Der Junge bahnte sich seinen Weg durch halbnackte Mädchen und betrunkene Männer. An seinem Ziel angelangt sagte er mit etwas gespieltem Entsetzen, „Dein Ernst? Ein Bordell?“ Taff drehte sich überrascht zu ihm, „Hey, was machst du denn hier?“ „Oh, naja, mir war langweilig und da dachte ich mir ich schau mal was der gute Taffnuss so treibt“, während Kjell redete hatte sich ein Mädchen an ihn gehängt. Das war nicht weiter überraschend, denn er war um einiges ansehnlicher als die meisten Männer in diesem Kabuff. Sie musste tief in den Becher geschaut haben und machte sich an seiner Hose zu schaffen. „Mäuschen, was soll das werden?“, wollte er von ihr wissen. „Lass uns Spaß haben“, lachte sie. Taff gefiel der Anblick seines Freundes, wie er versuchte das Mädchen zu händeln. „Spaß? Süße du kannst ja kaum stehen. Setz dich doch erst mal hin“, so brachte er sie dazu sich neben Taff auf die Bank zu setzen, was ihr aber nicht zu gefallen schien. „Ach komm“, sagte Taff, „gefällt sie dir nicht?“ „Weißt du, ich hab’s nicht so mit Huren“, sagte Kjell mit einem beißenden Unterton der Taff nicht entging. Der Junge war dabei nach draußen zu gehen, als ihn die nächste Hure aufhielt. „Na, willst du schon gehen?“, sie drückte ihre Brüste gegen seinen Arm, „Einen Rothaarigen hatte ich noch nie.“ „Und es wird auch heute nicht dazu kommen“, er schüttelte sie ab, doch sie blieb hartnäckig. Sie hielt ihn fest, lächelte ihn an und entblößte so zwei Reihen vergammelter Zähne. Ihm drehte sich sofort der Magen um und er machte, dass er aus diesem Haus kam.
 

Er lief einfach ohne sich umzusehen irgendwo hin und merkte gar nicht, dass Taff ihm gefolgt war. Nachdem er eine Weile neben dem Jungen gelaufen war fragte er ob alles in Ordnung sei. Er verstand nicht, warum er sich so aufgeführt hat. „Ja es ist alles in Ordnung“, sagte Kjell leicht gereizt. „Das sah für mich aber nicht so aus“, hakte der Große nach. „Ich mag Huren einfach nicht. Ich mag das Gefühl nicht der Hundertste zu sein“, versuchte sich der Jüngere zu rechtfertigen, „Außerdem will ich gar nicht wissen wie viele Kinder sie schon bekommen hätten und umgebracht haben.“ „Hast du überhaupt schon mal mit einem Mädchen geschlafen?“, fragte Taff den letzten Teil ignorierend, da er ihn nicht ganz verstand. „Natürlich hab ich das!“ entgegnete Kjell. „Und mit wem hast du da geschlafen, bei deiner Hurenphobie?“, Taff grinste. „Das ist ne lange Geschichte. Willst du sie wirklich hören?“, Kjells Stimmung wechselte zu ernst. „Klar, gerne“, sagte der Blonde ahnungslos.
 

„Ok“, der junge Mann sammelte sich, „Mein erstes Mal war mit meiner besten Freundin, da war ich 14 und sie 13. War relativ spontan, aber es gefiel uns und so trafen wir uns immer wieder. Irgendwann musste es ja schief gehen und sie wurde schwanger. Ihre Mutter fand das relativ schnell heraus und kümmerte sich mit aller Kraft darum, dass es niemand erfuhr.“ Kjell lachte etwas bitter, „Weißt du, das war nicht sehr schwer. Das Mädchen war etwas dicklich und den Rest machten weite Kleider und Tücher. Mir hatte sie den Mund verboten und sagte ich solle mich von ihrer Tochter fernhalten. So vergingen die Monate ohne, dass jemand etwas merkte.“ Kjell machte eine Pause. „Und wie ging es weiter?“, wollte Taff wissen. „Naja, es war Winter. Ich war mit meinem Vater aufs Meer gefahren, warum weiß ich nicht mehr. Aber als wir zurückkamen sah ich sie auf dem Marktplatz und sie war dünn, viel zu dünn. Ich ging zu ihr und alles was ich sie fragte war „Wann“ und sie sagte in der Nacht. Danach wollte ich wissen wo und sie zeigte in Richtung Wald. Ich ging sofort los und achtete gar nicht auf die Fragen meines Vaters. Es dauerte nicht lange und ich sah es. Ein kleines Bündel auf einem Baumstumpf. Erfroren. Sie hatten sich nicht mal die Mühe gemacht es zu verstecken. Ich hatte es hochgenommen, es war so klein und hatte nie eine Chance auf ein Leben.“ Kjell rollte eine Träne über die Wange. „Und was ist aus dem Mädchen geworden?“, fragte der Blonde. In Kjells Augen stand der pure Hass, „Sie hat mit 15 einen hässlichen, alten Kaufmann geheiratet und jetzt kann sie Kinder wie die Karnickel bekommen, das heißt, wenn der Alte einen hoch bekommt.“ Taff wusste nicht recht was er zu dieser Geschichte sagen sollte und Kjell nahm ihm das auch nicht übel. „Weißt du was das Schlimmste an der ganzen Sache war? Es hat sie überhaupt nicht interessiert.“ Taff fühlte sich wie ein kleines Kind. Er hatte nicht annährend etwas Vergleichbares erlebt und hatte keinen Plan wie er sich Kjell gegenüber verhalten sollte. Die Beiden waren wieder auf dem großen Platz angelangt, auf welchem sie am Morgen angekommen waren. Hicks stand schon und wartete. So machten sie sich auf den Rückweg.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Zebran20121
2015-03-21T17:44:07+00:00 21.03.2015 18:44
hi

also der Anfang ist schon mal interessant mal ne ganz neue Idee Taffnus als Pairing zu benutzen sonst gibt es nur Hicks (und das auch viel zu selten meiner Meinung nach) ich bin schon gespannt wie dein Charakter so ist und wie es allgemein noch weitergehen wird.

LG Zebran


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