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Kaze no Uta - Das Lied des Windes

von

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Auch eine halbe Stunde später wusste ich immernoch nicht, wie ich mich nun vor ihnen verhalten sollte. Noch mehr Leute würden jetzt von den Wölfen erfahren. Was sollte ich nur tun, wenn ich wieder zurück war? Mameha hatte wohl Recht... Sie langfristig zu verstecken war wirklich eine Aufgabe, der ich alleine kaum gewachsen war. Durchs reine Umherwandern mit ihrem Geruch am Laibe hatte ich das Geheimnis ihrer bestehenden Existenz in die Welt herausposaunt.
 

Der letzte Angriff auf uns, der mich erst in diese Lage gebracht hatte, reichte mir schon vollkommen. Ich hatte Angst. Um Toru, der ohne das Mittel sterben würde, die anderen zwei, die als nächstes dran sein könnten und Mameha, die uns Zuflucht gewährte, obwohl sie wusste, dass sie sich dadurch selbst in Gefahr brachte.
 

Ich hockte auf einem großen Felsen und presste meine Stirn gegen meine herangezogenen Knie. Warme Tränen liefen mir noch immer über die kalten Wangen. Mittlerweile war es ziemlich kalt geworden, doch ich wollte nicht zurück zu den anderen gehen. Auch wenn ich jetzt das Gegengift hatte, musste ich nun damit rechnen vor neuen Problemen gestellt zu werden.
 

"Misaki..", hörte ich Kankuros Stimme leise hinter mir sagen.
 

"Was...?"
 

Ich rieb mir unauffällig die Tränen aus dem Gesicht, bevor ich ihn ansah.
 

Er hielt eine Schüssel Eintopf in der Hand und sah mich ernst an.
 

"Du solltest etwas essen."
 

Ich guckte wieder weg. "Kein Hunger..."
 

Er stöhnte auf.
 

Ich nahm an er ging zurück zu den anderen, deshalb war ich umso überraschter als er sich auf einmal zu mir setzte.
 

"Es wird noch kälter werden. Wenn du dich erkältest, wirst du noch länger für den Rückweg brauchen."
 

"Mag sein."
 

...
 

"Keiner von uns wird ein Wort über die Schattenwölfe verlieren.", sagte er mit leiser Stimme.
 

Unsere Blicke trafen sich als ich wieder aufsah.
 

Weitere Tränen kullerten mir die Wangen hinunter.
 

"Misaki...Weinst du etwa?", fragte er hörbar verunsichert. "Ich kann mit sowas nicht sehr gut umgehen."
 

Ich rieb sie mir wieder und versuchte mich zusammen zureißen."Nein, ich habe nur Sand in die Augen bekommen."
 

"Du hast es wohl nicht sehr leicht, oder?"
 

Ich schüttelte den Kopf.
 

"Ich hatte mir geschworen dafür zu sorgen, dass nie jemand was von den übrigen Wölfen erfahren würde...Und jetzt....", ich schluckte. Ich hatte nicht vor vor ihm in Tränen auszubrechen. Die Situation war mir schon unangenehm genug.
 

"Kiba hat uns von den Schattenwölfen und dem Okamiclan erzählt... Gehörst du zu dem Clan?"
 

Wieder schüttelte ich den Kopf.
 

"Man kann sagen ich bin bei ihnen aufgewachsen. Die beiden Töchter des Oberhauptes waren meine besten Freundinnen. Mitsune und Naru. Meine Mutter ist im letzten Ninjakrieg gestorben und meinen Vater kenne ich nicht...

Die Wölfe aber kenne ich... sehr gut sogar. Sie hätten nie den Clan...."
 

Ich verstummte und kämpfte gegen den Klos in meinem Hals.
 

Kankuro schwieg für einen Moment.
 

"Der Inuzukaclan glaubt da wohl auch nicht dran. Kiba meint, sie gehen von einem Komplott aus."
 

Meine Augen weiteten sich.
 

"Das denke ich auch! Am Morgen nach dieser schlimmen Nacht bin ich wie immer ganz normal zum Anwesen gelaufen und wurde dort gleich von Dorfwachen abgefangen. Sie erzählten, was passiert war und verboten mir das Anwesen zu betreten oder zu den Wölfen zu gehen. Daran gehalten habe ich mich natürlich nicht. Ich bin sofort zu den Wölfen geschlichen. Von denen, die ich sah, wies keiner Blutsflecken im Fell oder andere Kampfspuren auf. Leider konnte ich nur drei dazu bewegen mit mir zu fliehen... Seit einigen Monaten verstecken wir uns nun..."
 

Es war komisch die Geschichte jemandem außer Mameha zu erzählen. Doch irgendwie tat es mir gut darüber zu sprechen.
 

Kankuro machte ein komisches Gesicht.
 

"Was?", fragte ich in einem nun ernsteren Tonfall.
 

Ein kleines Lächeln formte sich auf seinen Lippen. Mit dem Zeigefinger der freien Hand kratzte er sich an der Wange.
 

"Ich bin nur etwas überrascht... Erst die Sache mit dieser gefährlichen Reise und jetzt auch noch diese Geschichte... Du bist echt mutig, dabei machst du so einen unscheinbaren und zerbrechlichen Eindruck..."
 

Verlegen sah ich wieder auf meine Knie. "A-Also eigentlich bin ich ganz schön hart im Nehmen..."
 

Mein Magen gab plötzlich ein lautes Knurren von sich.
 

Kankuro reichte mir die Schale samt Löffel. "Und hungrig wohl auch. Iss endlich etwas."
 

Ich gab nach und aß ohne Widerworte.
 

Kankuro sah derweil zum Sternenhimmel hinauf.
 

Beim Essen schielte ich heimlich zu ihm hinüber.
 

Er war ein ziemlich harter Typ, doch irgendwie war ich mir sicher, dass dies nur seine Schale war und sein Kern sehr weich war.
 

"Kankuro?"
 

"Hm?"
 

"Ihr drei erzählt doch niemandem davon, oder?"
 

"Nein, wie schon gesagt. Was hätten wir auch davon?"
 

...
 

Ich wischte mir mit dem Handrücken den Mund ab.
 

"Man sucht in ganz Mori no Kuni nach mir. Ich weiß nicht genau, was mir alles angehängt wird, aber aus irgendeinem Grund soll auch ich von der Bildfläche verschwinden....Zwei Mal wurde ich bereits von masskierten Männern angegriffen. Einmal konnte ich fliehen, beim anderen Mal ging es nicht so gut aus, deshalb bin ich auch hier auf dieser Reise."
 

"Lass mich raten.", warf er ein. "Dein Freund wurde bestimmt vergiftet als er dich beschützen wollte, oder?"
 

"Richtig. Er hat mich schon oft gerettet, nur diesmal lief einiges schief..."
 

"Hn.", machte er und wandte seinen Blick dem Nachthimmel zu. "Scheint wohl ein netter Kerl zu sein, dein Freund."
 

Mir fiel auf, dass ich ihn noch gar nicht darüber aufgeklärt hatte, dass das Gegengift für Toru, einem der Schattenwölfe, bestimmt war.
 

Wenn er das so sagte, hörte es sich ein bisschen an als redeten wir über einen festen Freund, den ich gar nicht hatte.
 

"Er ist ein netter Wolf, das stimmt.", meinte ich und sah ebenfalls zu den Sternen hinauf.
 

"Hm?", kam daraufhin von Kankuro und er blickte mich an.
 

"Es hörte sich fast so an als würdest du annehmen, ich hätte einen menschlichen männlichen Freund, für den ich dieses Gegengift besorge. Männlich ja, menschlich nein. Auch ist kein Freund in diesem Sinne vorhanden."
 

Ich konnte es kaum glauben, was ich da plapperte. Warum musste ich das jetzt so klarstellen? Ich war froh, dass es schon dunkel war und hoffte, man würde es nicht sehen wie meine Wangen erröteten. Wie musste das jetzt nur bei ihm angekommen sein.
 

Wie befürchtet, sah er mich nun ein wenig verwirrt an.
 

Ich stand abrupt mit der leeren Schale auf und klopfte mir mit der freien Hand den Sand von der Kleidung.
 

"Es ist ganz schön kalt geworden. Lass uns doch zurück zum Feuer gehen, okay?"
 

Er nickte zustimmend und folgte mir ohne etwas zu sagen.
 

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"Da seid ihr ja. Wir wollten gerade nach euch beiden sehen.", meinte Shikamaru als wir uns beide ans Feuer setzten.
 

Kiba und er beobachteten uns genau, doch keiner von beiden wollte wohl der erste sein, der etwas sagt.
 

Es war mir Recht, denn inzwischen war ich ziemlich müde geworden.
 

"Stört es jemanden, wenn ich mich jetzt schlafen lege?", fragte ich während ich meine Decke aus dem Rucksack zog.
 

"Nein, ruh dich ruhig aus. Morgen wird wieder ein langer Tag.", antwortete Shikamaru und legte gleich noch einen Haufen Zweige und Gestrüpp ins Feuer.

"Wir drei haben schon abgemacht, dass wir die Nachtwachen übernehmen. Du kannst die Nacht durchschlafen."
 

Erleichtert grinste ich: "Das ist lieb, danke."
 

Ich nahm mein Zahnputzzeug und Wasser und putzte mir etwas abseits vom Lager die Zähne.
 

Als ich zurück kam, verstummten die drei und blickten gleichzeitig in meine Richtung.
 

Ich nahm an, dass ich Kankuro dabei unterbrochen hatte wie er von unserem Gespräch erzählte.
 

"Du kannst ihnen ruhig alles erzählen, Kankuro. Da mein Geheimnis auf dem Tisch ist, spielt es ohnehin keine Rolle, ob sie den Rest auch noch erfahren."
 

Ich sah zu keinem der drei, sondern legte meine Decke für die Nacht zurecht.
 

"Siehst du, Kankuro, es ist okay für sie... Nun zier dich nicht so und fang endlich an.", hörte ich Kiba leise sagen, nachdem ich unter meine Decke geschlüpft war und dort eine Zeit lang lag.
 

Eine Weile lauschte ich noch seiner Stimme und den erstaunten Kommentaren der beiden anderen.
 

Ich hatte mich wohl geirrt. Anscheinend hatte er von sich aus nicht vor gehabt ihnen von meiner Geschichte zu erzählen. Die vergangenen Monate hatten mich misstrauisch werden lassen, dabei war ich sonst ein Mensch, der stets an das Gute im Menschen glaubte. Dieser Kankuro... Konnte es sein, dass er ein wirklich durch und durch guter Kerl war?
 

Die Grübellei machte mich noch müder. So dauerte es nicht lange bis ich in einen tiefen Schlaf gefallen war.
 

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In den frühen Morgenstunden wurde ich von Shikamaru geweckt. Die drei Männer hatten schon alle Sachen gepackt und warteten nur noch darauf, dass ich mich fertig machte.
 

"Ihr hättet mich ruhig eher wecken können...", meinte ich als wir uns wieder in Bewegung gesetzt hatten.
 

"So tief wie du geschlafen hast, hattest du den Schlaf wohl bitter nötig gehabt.", bemerkte Shikamaru als er mit einem Feuerzeug herumspielend neben mir herging.
 

"Das kann ich wohl nicht bestreiten, was.", gab ich gut gelaunt zu.
 

Ich fühlte mich an diesem Tag sehr gut. So gut hatte ich lange nicht mehr geschlafen.
 

Eine Sache wollte ich unbedingt klären, deshalb gab ich mir nun gleich einen Ruck.

Ich wartete einen Moment bis Kiba auf meiner Höhe gingen.
 

Er sah mich gespannt an als wüsste er bereits was kommen würde.
 

"Hey...wegen der Sache gestern...Es tut mir Leid.. Ich hätte dir zuhören müssen und nicht gleich zur Furie werden dürfen.."
 

Kiba grinste, wobei einer seiner Eckzähne wieder hervorblitzte.
 

"Schon vergessen. Denke, an deiner Stelle würde es mir ähnlich gehen."

Er sah zu Akamaru hinüber, welcher ein Stück vor uns hertrottete.
 

"Die Geschichte mit dem Massaker kam uns damals auch komisch vor. Keines der Tiere machte einen agressiven Eindruck. Einige waren zwar voller Blut, aber die Flecken sahen irgendwie seltsam aus... ", fing er nach einer Pause an zu erzählen. " Die anderen beiden Clans waren jedoch anderer Meinung. Meine Mutter bot an einen Teil der Wölfe in unsere Obhut zu nehmen, doch der Vorschlag wurde abgelehnt."
 

Nachdenklich senkte ich den Blick auf den sandigen Wüstenboden vor meinen Füßen.
 

"Was wirst du jetzt tun, Misaki?"
 

"Ich weiß es nicht...", murmelte ich leise. "Erstmal versuchen Toru zu helfen...Kankuro hat bestimmt von ihm erzählt.."
 

"Habe ich." Kankuros Stimme ertönte.
 

Ich sah wieder auf: Kankuro ging nun links neben mir und auch Shikamaru ging dichter bei uns als zuvor.
 

Sie schienen alle drei neugierig zu sein. Verübeln konnte ich es ihnen nicht, schließlich hörte man so eine Geschichte bestimmt nicht alle Tage...
 

"Nimm mir meine Direktheit nicht übel, Misaki, aber ich denke du wirst in Mori no Kuni nicht bleiben können.", Shikamaru klingte sich auch in die Unterhaltung mit ein.

"Wir haben uns deshalb gestern ein paar Gedanken gemacht."
 

"Und die wären gewesen?", fragte ich verblüfft.
 

"Wir könnten mit unserem Hokage Tsunade über deine Geschichte sprechen. Vielleicht gewährt sie den Wölfen und dir Asyl in Konoha."
 

Für einen Moment war ich sprachlos. Mein Mund war zwar geöffnet und bereit zu sagen: "Nein, wir würden unsere Heimat niemals verlassen!" , doch dieser Vorschlag klang so sehr ich mich auch gegen diesen Gedanken sträubte irgendwie vernünftig.
 

Ich selbst hatte schon einige Male darüber nachgedacht in einem anderen Land unterzutauchen, doch jedes Mal hatte ich die Idee schnell wieder verworfen. Meine Heimat lag mir sehr am Herzen. Die Wälder, Berge und Täler von Mori no Kuni waren so grün wie in keinem anderen Land sonst. Das Wasser der Flüsse war nirgends klarer und die Luft nirgends reiner als dort. Zumindest für mich. Wie könnte ich diesem Land nur den Rücken kehren? Ich schloss meinen Mund und gab nur einen unentschlossenen Seufzer von mir.
 

"Du solltest sie wenigstens beim Hokage anfragen lassen.", sagte Kankuro und sah ebenso ernst aus wie Shikamaru.
 

Meine gute Laune war wieder dahin. Es war viel zu früh für ein solches Gespräch.
 

"Ich werde darüber nachdenken, okay? Können wir jetzt bitte das Thema wechseln? Es ist viel zu früh für sowas..."
 

Kankuro sah mich wieder mit seinem harten strengen Blick an. Ich bekam eine Gänsehaut. Er war so wie man mir den typischen Mann aus Suna beschrieben hatte: kühl, hart, mit einer rauen Schale versehen... Dazu noch sein Aussehen... Ich musste wirklich auf mich aufpassen. Ich erinnerte mich wieder an mein peinliches Geplapper von gestern Abend. Seitdem hatten wir kein Wort mehr miteinander gewechselt... Vielleicht war es auch besser so.



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