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This Is Called Love

Kurzgeschichten Sammlung
von

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Pizza Delivery Boy

Ich atme erleichtert auf als ich vor dem großen Wohnhaus parke. Ich steige vom Mofa und sehe an der Außenfassade hinauf. Ich nehme den Pizzakarton aus der Tasche und gehe zur Haustür. Die letzte Bestellung für heute, dann kann ich endlich heimfahren. Heute ist mal wieder besonders viel losgewesen. Der Summer ertönt, nachdem ich auf den Klingelknopf gedrückt habe und energisch drücke ich die Tür auf. Ich laufe die Treppen hinauf bis in den dritten Stock. Ist zwar täglich ein zusätzliches Training, aber auf Dauer ist es auch nervig. Vor allem wenn man den ganzen Tag treppauf, treppab laufen muss. Irgendwann mag man einfach nicht mehr.

Die Tür steht offen. Der Mann dreht mir den Rücken zu und unterhält sich mit jemandem. Als ich die letzten Stufe erklimme wendet er sich mir zu.

Am liebsten hätte ich jetzt die Pizza fallen gelassen und augenblicklich reißaus genommen. Wieso ausgerechnet er?

„Thilo?ˮ, fragt der Kerl erstaunt. Er trägt lediglich ein weißes Shirt und eine schwarze Jogginghose mit zwei weißen Seitenstreifen. Seine Füße stecken in weißen Socken und die blonden Haare hängen ihm zerzaust ins Gesicht.

„Hi, René...ˮ, grüße ich ihn lustlos. „Du bist umgezogen?ˮ

„Eh, ja.ˮ Er lächelt und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. „Bist du jetzt Pizzabote?ˮ

„Sieht so aus.ˮ Ich drücke ihm den Karton in die Hand und nenne ihm den Preis. René drückt mir das Geld in die Hand. Ich verstaue es im Portemoinee und will gerade gehen als er mich am Handgelenk packt und zurückhält.

„Ich will dich wiedersehen.ˮ Es klingt so entschieden und fordernd aus seinem Mund.

„Wozu? Das letzte Mal ging es auch schief oder nicht? Du hast mit deinem Ex geschlafen. Das war auch der Grund warum wir Schluss gemacht haben. Was soll ich mit dir? Ich meine, was bringt es mir, wenn du einfach nicht über ihn hinweg kommst?ˮ

„René ist die Pizza da?ˮ, höre ich eine Stimme aus der Wohnung. Ein halbnackter junger Mann kommt in den Flur.

„Wenn man vom Teufel spricht! Willst du mich verarschen?!ˮ, fahre ich René an und reiße mein Handgelenk aus seinem Griff. „Du willst mich zurück und knallst mir das vor die Nase, wenn er hier ist?! Arschloch!ˮ

„Thilo, bitte! Hör mir zu!ˮ

„Ach, leck mich!ˮ Wütend laufe ich die Treppe hinab, mehrere Stufen auf einmal nehmend. Dieser blöde Schwachmat. Soll er doch seinen Ex ficken! Wieso hat er ihn dann überhaupt verlassen?!

In meinem Bauch brodelt die Wut. Wieso mussste ich ausgerechnet René beliefern? Ausgerechnet ihn?

Am Mofa angekommen halte ich inne und stütze mich auf dem Sitz ab. In meinem Kopf herrscht Chaos. Ich muss an den Moment denken, als ich ihn mit diesem Arsch erwischt habe. In unserer Wohnung. Wie sie es in unserem Bett wolllüstig miteinander getrieben haben.

Ich gehe in die Hocke. Mir dreht sich der Magen um. Tief durchatmend versuche ich mich wieder unter Kontrolle zu kriegen.

„Alles in Ordnung?ˮ, vernehme ich eine tiefe, sanfte Stimme.

Ich sehe auf und zu einem attraktiven Mann hinauf. Dank der Dunkelheit des Abends kann ich seine Haarfarbe kaum erkennen. Er trägt eine schwarze Lederjacke und blaue Jeans.

„Ja, geht schon...ˮ, murmele ich. Hab nur gerade erfahren, dass mein Ex es wieder mit seinem Ex treibt. Boah~ wie scheiße das schon klingt! Zur Hölle mit diesen Dreckskerlen!

„Pfefferminz? Hilft mir manchmal, wenn der Magen rumort oder so.ˮ Er drückt mir einen grün verpackten Bonbon in die Hand. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Danke.ˮ

Ich stehe auf und stecke mir den Bonbon in den Mund. Darauf herumzulutschen hilft schon ein wenig.

„Also dann...ˮ Er nickt mir zu und geht zum Haus. Er wohnt also hier?

Ich sehe zu wie er die Haustür aufschließt und im Inneren des Gebäudes verschwindet. Ich steige auf das Mofa und fahre zurück, damit ich endlich mit dem Bike heimfahren kann.
 

***
 

Ich grummele in meinen nichtvorhandenen Bart hinein. Ausgerechnet das Haus muss ich am Anfang der Woche beliefern. Der Montag macht seinem verhassten Dasein alle Ehre.

Ich stehe mit Pizzakarton bewaffnet vor der Haustür. Es musste ja so kommen, dass René mich noch einmal sehen wollte. Bestimmt kommt er jetzt wieder mit seinen hohlen, dummen Entschuldigungen an.

Ich drücke auf die Klingel und sofort ertönt der Summer. Hat der Depp etwa an der Tür gewartet oder von oben aus dem Fenster gesehen?

Ich stapfe die Treppen hinauf. Jeder Schritt fühlt sich an als müsste ich den Mt. Everest besteigen. Meine Füße sind schwer als würde ich Schuhe aus Beton tragen.

René wartet an der Tür auf mich. „Ich wollte mit dir reden.ˮ

„Hab ich mir schon gedacht. Ich habe Schicht, also keine Zeit! Hier!ˮ Grob drücke ich ihm den Pizzakarton in die Hand. René kann ihn gerade noch so auffangen, da lasse ich auch schon los.

Er greift nach meiner Hand und zerrt mich in die Wohnung. „Was soll der Scheiß?ˮ, fahre ich ihn an.

René stellt den Karton auf einer Kommode im Flur ab. „Ich habe das nicht nur so dahin gesagt letztens. Ich habe das ernst gemeint!ˮ

„Und ganz zufällig war dein Ex da.ˮ

„Na ja, wir sind nicht mehr zusammen und ich brauche den Sex halt.ˮ

„Und ganz zufällig ist dein Ex allzeit bereit!ˮ Wütend sehe ich ihn.

„Thilo, reg dich nicht so auf. Tut mir wahnsinnig leid, was ich getan habe. Ich weiß, dass ist einfach nicht zu verzeihen, aber... Ich vermisse dich!ˮ

„Hast du den Text eingeübt?ˮ, frage ich ihn höhnisch. „Nichts als leere Worte. Fick doch deinen Ex! Fick dich!ˮ

René versucht mir einen Kuss zu geben, doch ich schubse ihn von mir und reiße die Haustür auf. Ich stürme aus der Wohnung, gerade als der gutaussehende Fremde die Treppe herunter kommt. Ich sehe zu ihm, renne ihm entgegen, packe ihn am Arm und schleife ihn Treppe wieder hinauf.

„Thilo!ˮ, ruft René mir nach.

„Was ist los?ˮ, will der Fremde überrumpelt wissen.

„Der da ist los! Wo ist deine Wohnung?ˮ

„Die da.ˮ

„Los, schließ auf!ˮ, fordere ich ungehalten.

Mit hochgezogener Augenbraue tut er es und energisch dränge ich ihn in die Wohnung. Erst als die Haustür ins Schloss fällt atme ich erleichtert auf.

„Was ist los? Bist du belästigt worden?ˮ, fragt er skeptisch.

„Kann man wohl so sagen. Von meinem Ex!ˮ Ich lehne mich gegen die Tür und rutsche daran hinab.

„Oh.ˮ Er setzt sich neben mich an die Tür. Seine Schulter berührt meine. „Dann war er gestern schuld an deinem Zustand?ˮ

„Der Typ hat das Sodbrennen erst erfunden!ˮ, grummele ich. „Ich war auf einem Familienfest. Er wollte nicht mit. Den Grund habe ich erfahren als ich früher nach Hause gekommen bin. Da lag er mit seinem Exfreund in unserem Bett!ˮ Kochend vor Wut sehe ich den Fremden an.

„Das ist echt mies.ˮ

„Das Beste kommt ja noch! Gestern sehe ich ihn nach einigen Monaten wieder und er sagt mir, dass er mich vermisst! Rate mal wer dann in den Flur kam!ˮ

„Wenn du willst kannst du eine Weile hier bleiben.ˮ

Ich sehe gequält zu ihm. „Danke.ˮ

„Eines solltest du aber wissen.ˮ

„Was?ˮ, frage ich ihn überrascht.

„Ich kenne ihn. Hab ihn in einigen Gay Bars getroffen.ˮ

Meine Augenbrauen ziehen sich hoch. „Moment mal! Dann bist du...!ˮ

„Ja, aber keine Sorge. Ich habe es nicht mit ihm getrieben. Ist nicht mein Kaliber.ˮ

Erleichtert atme ich auf. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Grinsend stößt er mich mit seiner Schulter an. „Du hingegen schon.ˮ

Er steht auf und läuft durch den Flur in einen anderen Raum. Sprachlos sehe ich ihm nach. Ich bin sein Typ?

Hastig rappele ich mich auf und laufe ihm nach. Also das ist äußerst interessant! Dem muss ich definitiv nachgehen. An einer Tür halte ich kurz inne. Sie ist halbgeöffnet. Ich drücke die Tür auf. Sein Schlafzimmer. Sehr ordentlich und ein breites Bett. Perfekt.

Ich schlendere in die Küche in der er sich aufhält.

„Cola oder Saft?ˮ, fragt er und hält die Kühlschranktür auf.

„Mit deinem Namen wäre ich erst mal zufrieden.ˮ Lächelnd lehne ich mich gegen den Türrahmen.

„Malte.ˮ

„Thilo.ˮ

„Hab ich schon gehört. Dein Freund war nicht zu überhören.ˮ

„Mein Exfreund!ˮ, verbessere ich ihn. „Und jetzt muss ich ihn auch noch beliefern...ˮ Ich schlage die Hände vors Gesicht und stöhne wehleidig.

Malte lacht. „Ich bin ja auch noch da.ˮ

Ich lasse die Hände sinken und sehe ihn an. Abgeneigt bin ich nicht und ich bin Single. Was also spricht dagegen, außer das mein blöder Ex im selben Haus lebt?

Malte schließt die Kühlschranktür. „Cola oder Saft?ˮ, fragt er erneut.

„Orangensaft.ˮ Ich deute auf die Packung in seiner Hand. Er nimmt zwei Gläser aus dem Schrank und schenkt uns ein.

„Was machst du nach der Arbeit?ˮ

Ich trinke einen Schluck und sehe zu ihm. „Wieso?ˮ

„Wie wäre es mit einer Pizza und einem Film?ˮ Grinsend streckt er mir die Zunge heraus.

„Also dich beliefere ich gerne.ˮ

„Heißt das du kommst vorbei?ˮ

„Klar, da sage ich nicht nein.ˮ Lächelnd trinke ich das Glas leer. „Danke.ˮ

„Ich habe noch zwei Pizzen im Tiefkühlfach. Du musst also nur dich mitbringen.ˮ

„Gerne doch.ˮ Lächelnd gehe ich in den Flur. So langsam muss ich eh wieder zurück. Mein Blick fällt ins Schlafzimmer. Also das will ich heute Abend noch etwas ausführlicher inspizieren. Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht.

„Dann bis später.ˮ

„Okay.ˮ

Etwas unschlüssig bleiben wir an der Tür stehen. Malte beugt sich herunter und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Verlegen sehe ich ihn an und verlasse mit klopfenden Herzen das Wohnhaus.

Wie heißt es so schön? Schließt sich eine Tür öffnet sich eine andere. Da muss einfach was dran sein. Lachend laufe ich runter und hämmere an Renés Tür. Er öffnet deprimiert.

„Los, her mit dem Geld! Kostenlose Pizza ist nicht. Ach ja, ich habe ein Date heute Abend! Also spar dir deine miese Tour! Ich komme nie wieder zu dir zurück! Nicht mal über meine Leiche!ˮ Verdrossen gibt René mir das Geld. „Etwa mit Malte?ˮ, will er wissen.

„Sag ich dir doch nicht!ˮ Ich strecke ihm die Zunge heraus und verlasse entschlossen das Gebäude. Scheiß auf meinen Ex! Andere Mütter haben auch hübsche Söhne!



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