Vier Schräge Vögel und eine neue Klasse
„Ja bitte?“, tönte auch schon direkt eine gedämpfte Stimme durch die Tür.
Langsam öffnete ich die Tür und trat zögern ein.
„Ahh,Miss Sutame, grade rechtzeitig.“ begrüßte mich auch direkt der Mann der mich bereits gestern vor unserem Haus war und lächelte mich an.
„Klasse, wenn ich euch eure neue Mitschülerin vorstellen darf, Miss Alice Sutame, sie wird ab heute an ihrem Unterricht teilnehmen, bitte seid so freundlich wie möglich.“, stellte er mich vor und ich sah mich in meiner neuen Klasse um.
Größtenteils sah sie aus wie normal, die Schüler hatten sich in insgesamt sechs Fünfer Gruppentischen aufgeteilt und alle starrten mit mit neugieriger Miene an. Mit einer Ausnahme.
In der hintersten Ecke stand der sechste Tisch, weit abseits von allen anderen und es saßen vier Jungen dort.
Alle hatten dieselbe grade Körperhaltung, dieselbe Kleidung (Weiße Shirts mit grauer Jeans) und denselben eiskalten Blick der bei allen in die Jeweilige Sitzrichtung gingen, keiner von ihnen sah mich an, niemand zeigte irgendeine sichtbare Reaktion.
Da an diesem Tisch als einziger ein Platz frei war begab ich mich auch schon in diese Richtung als mich jemand an der Hand festhielt.
„An deiner stelle würde ich mich nicht dahin setzten, man sollte lieber nicht in die nähe von diesen Freaks kommen.“, meinte ein blonder Junge, der kippelnd in seinem Stuhl saß und die Füße auf den Tisch hochgelegt hatte. Seiner Miene und den Klamotten die er trug nach schien er sich für einen Oberstyler zu halten auch wenn er körperlich eher klein und schmächtig wirkte.
„Schnapp' dir lieber nen Tisch und setz dich zu mir Süße, mit mir bist du besser dran als mit einem von denen!“
„Phe, wieso sollte ich was mit einem Minigangster wie dir was zu tun haben wollen, die vier scheinen mir wenigstens höflicher als du.“
„Ja, aber im Gegensatz zu denen habe ich noch nie...............“
„Es zeugt von minderem sozialen Stand wenn man die Füße auf einem fremden Tisch ablegt.“, tönte plötzlich eine tiefe und raue Stimme durch den Raum.
Schlagartig wurde der Junge still und riss förmlich die Augen auf.
Einer der Vier, ein Junge mit kurzem, rabenschwarzem Haar hatte den Kopf gedreht und sah nun mit unverändert Eiskaltem Blick den Blondie an.Beim Anblick seine dunkelroten Augen lief mir unwillkürlich ein Schauer über den Rücken.
Sofort nahm der Junge die Füße von Tisch und setzte sich grade hin, eine einzelne Schweißperle rann im durch das Gesicht.
„Wenn sie sich nun bitte setzen würden Alice, Kurino, ich muss dich bitten deine Meinungen bezüglich sozialer Verhaltensweisen zukünftig für dich zu behalten.“, unterbrach jetzt Herr Daria, der eine undurchdringliche, harte Miene aufgesetzt hatte während er mit dem Schwarzhaarigen sprach.
Dieser drehte sich auch sogleich langsam um und befand sich nun wieder in derselben Haltung wie zuvor, von den anderen drei hatte sich kein einziger auch nur im geringsten bewegt, jedoch schien eine leichte Anspannung von ihnen gewichen zu sein. Die Jungs hatten definitiv mein interesse geweckt!
Als die ersten 2 Stunden zu Ende waren und die Schulklingel die Pause einläutete standen die vier fast Synchron auf und gingen gemeinsam weg.
Wären ich aus dem Klassenraum ging und diesen mehr als eigenartigen Typen noch hinterher starrte fiel mir plötzlich jemand um die Schultern.
„Hey Alice, wie liefen deine ersten Stunden hier so?“
„Ganz gut“, antwortete ich Chiri welche sich jetzt von mir löste und vor mich stellte, „wenn man mal von diesen komischen Typen absieht“
„Ach du hast die Schatten schon kennengelernt?“
„Wen?“
„Die Schatten, so werden die vier hier genannt. Sie erscheinen zu den Stunden und in den Pausen verschwinden sie, sie reden fast nie und keiner weiß irgendetwas über die außer den Erwachsenen aber die wollen oder dürfen uns nichts erzählen, keine Ahnung wieso“, erwiderte sie nur schulterzuckend.
Immer noch verwirrt begann ich hinter Chiri herzutrotten,auch wenn mir nicht ganz klar war wieso eigentlich.Im nächsten Moment fiel mir ein das ich ja gleich Sport hatte, also ließ ich mich von meiner neuen und hier bislang einzigen Freundin hinführen.
An unserem Ziel angekommen klappte mir sofort unwillkürlich die Kinnlade runter.
„Was ist denn los kleine?“, fragte Chiri und sah mich verwirrt an.
„ Da-da-da-das ist ja größer als meine gesamte alte Schule.....“ stammelte ich und deutete auf die Sporthalle.
Daraufhin musste Chiri kurz lachen. Ich hingegen war einfach schlichtweg geplättet.
Der Eingang wirkte, als wäre er für eine Art Mittelalterlichem Tempel errichtet worden, Mit einem kurzen Vordach und zwei riesigen Säulen links und rechts mit einem Durchmesser von knapp 2 Metern. Die „Tür“ hatte zwei Torflügel, war etwa 10 Meter Breit, locker 50 Meter hoch und schien aus massiven Stahl zu sein. Zudem war nur ein kleiner Teil des gesamten Gebäudes zu sehen, es schien in den Berg hinter der Schule hinein gebaut zu sein,wodurch die tatsächliche Größe unmöglich auszumachen war.
„Schon beeindrucken unsere Sporthalle was?“, meinte Chiri während sie versuchte ein lachen zu unterdrücken.
„BEEINDRUCKEN? DAS IST DOCH KEINE SPORTHALLE, DAS IST EIN THRONSAAL!“
Daraufhin musste sie laut lachen. „Jaaa, es ist auch scheinbar nicht „nur“ eine Halle, wir wissen zwar nicht konkretes aber zum einen gehen die Schatten dort ständig ein und aus und zum anderen gehen da immer wieder Uniformierte Erwachsene rein und bevor du fragst, wie oft wir es auch versucht haben wir konnten nicht herausfinden was da drinnen sonst noch so vorgeht.“
„Okay, wenn du meinst“, antwortete ich nur und fing lieber an mich mit ihr darüber zu unterhalten was man nachmittags so unternehmen könnte, als wir auch schon unterbrochen wurden.
„So so, du bist also die neue, ja? Offen gestanden bin ich etwas enttäuscht, von einem Stadtkind hätte ich mehr erwarte“, tönte eine helle stimme laut über den Platz.
Die Stimme gehörte zu einem viel zu stark geschminkten Mädchen mit langen blonden Haaren und einer Sonnenbrille auf der Stirn, begleitet wurde sie von einer Horde Mädchen und zwei Jungs die aussahen als wüssten sie nicht was eine Schule,wohl aber was ein Sportstudio ist.
„Karin, welche Freude dich zu sehen, wie kommt es das du dich von deinem hohen Ross zu uns gewöhnlichen Menschen herunter gesellt hast?“, sagte Chiri in einem sehr spöttischen Tonfall.
„Mit dir hab ich nicht geredet, also halt dich da raus!“
„Ich kann immer noch reden mit wem ich will und von einer verwöhnten Ziege lass ich mir gar nichts sagen!“
„Das du kleine Schlampe es wagst mich eine...“
„Uhhh, Bitchfight,das kann ja interessant werden.“,schallte jetzt eine Raue Stimme über den Platz.
Ihr Besitzer, einer der sogenannten Schatten war ein riesiger Junge mit sehr kurzem braunen Haaren, einem leichten Bartschatten und denselben Klamotten wie die anderen beiden Schatten die ihn begleiteten, Kurino war nicht dabei.
„Dozer,du sollst doch keine kleinen Mädchen ärgern, nimm dir ein Beispiel an Donnie, der hält sich immer schön dezent im Hintergrund.“ bemerkte jetzt einer seiner Begleiter, ein ebenfalls großer Junge mit langen, blonden Haaren und einer Narbe unter dem Linken Auge.
„Ach Archie, der hält doch nur die klappe weil der noch nie mit Frauen geredet hat ohne sie vorher zu bezahlen“, tönte jetzt Dozer und fing an schallend zu lachen
Donnie, ein hagerer, relativ kleiner Junge mit langem, dunkelgrünen Haar, zog nur verächtlich eine Augenbraue hoch. „Wenigstens hatte ich schon Kontakt zu Frauen im Gegensatz zu dir!“
„Hast du grade was gesagt?“, antwortete der Braunhaarige Riese daraufhin gereizt und baute sich vor Donnie auf.
„Ja, das eine Frau nichts mit einem Waldschrat wie dir zu tun haben will!“, konterte dieser nur und zog die Hände aus den Hosentaschen.
„Jungs...“, versuchte der Blondhaarige zu schlichten doch es war bereits zu spät.
In einer Atemberaubenden Geschwindigkeit hatte Dozer zugeschlagen, schneller als alles was ich bisher jemals gesehen hatte. Dennoch wich Donnie den ersten drei Schlägen scheinbar mühelos aus und versuchte den vierten abzuwehren.
Ein dumpfer Knall schallte über den Platz als Dozers Faust Donnies Verteidigung durchdrang und auf seine Rippen prallte, woraufhin er gut drei Meter durch die Luft flog und nur mit einer knappen Rolle einen schmerzhaften Aufprall vermeiden konnte.
Was passierte hier? Mit meinem Stiefvater musste ich schon des öfteren Boxen, UFC und ähnliches gesehen, aber im Vergleich zu den Zweien wirkten diese Kämpfe wie Kabbeleien unter Kindern. Entsetzt wendete ich mich an Chiri.
„Wollen wir sie denn nicht aufhalten?“
Doch sie zog nur gelangweilt eine Augenbraue hoch. „Wieso denn? WIR könnten jetzt ohnehin nichts ausrichten, außerdem passiert das öfters wenn Herr Daria oder Kurino grade nicht in der nähe ist, warte einfach einen Moment.“
Kopfschüttelnd wende ich mich jetzt wieder den zwei Kontrahenten zu, die erneut aufeinander einschlugen ohne das ein offensichtlicher Sieger daraus hervorzugehen schien.
Dann war alles in einem Bruchteil vorbei.
Donnie setzte zu einem Drehtritt an während Dozer versuchte ihn mit dem Ellenbogen zu treffen. Ich schloss die Augen und hörte nur den lauten Knall als die Attacken trafen und ein auf keuchen welches durch die anwesenden Schülerschar ging. Doch dabei blieb es auch, keine Schmerzhaftes Stöhnen, kein dumpfer Aufschlag auf den Boden,einfach nur Stille.
Langsam öffnete ich wieder meine Augen und erkannte auch schnell den Grund dafür.
Zwischen den Zwei Kämpfern, welche an Donnie's Schienbein und an Dozer's Unterarm festgehalten wurden stand mit seinem altbekannten, eiskalten Ausdruck in seinen roten Augen Kurino!
