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Corvus et Vulpes

von

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Eine laue Mondnacht und der Ernst des Lebens

„Ach, ich sag’s Ihnen – nichts als Ärger hat man.“ Professor Sprout gähnte herzhaft und reckte Jiang Li dann mit Schwung die rechte Hand hin.

„Ich bin übrigens Pomona! Jetzt geht das Schuljahr also wieder los, Sie werden bald merken, wie anstrengend das sein kann!“

Schon zum zweiten Mal an diesem Tag kam es Jiang Li seltsam vor, den Vornamen von jemandem zu erfahren, der den ihren schon seit Jahren kannte. Als würde sie gänzlich Unbekannte kennenlernen, denen sie selbst aber schon sehr vertraut war. In gewissem Sinne stimmte das ja auch.

Alle der Anwesenden fanden sich an dem langen Tisch, der sich in der Mitte des kleinen Raumes befand, ein und setzten sich nach und nach unter angeregtem Geplauder hin. Snape verzog sich gleich ans äußerste Ende und versuchte dort offensichtlich, sich vor seinen Kollegen zu verstecken.

Pomona Sprout winkte sie zu ihrer Seite des Tisches, an dem schon Madam Hooch, Professor Flitwick und Professor McGonagall Platz genommen hatten. Jiang Li trat langsam näher, lächelte vorsichtig in die Runde und griff nach einem Stuhl.

„Hoffentlich stört es nicht, wenn ich rauche“, meinte sie etwas unsicher. Zu ihrer großen Erleichterung schüttelten alle einträchtig die Köpfe und Professor Flitwick winkte sogar Madam Rosmerta und bat um einen Aschenbecher.

„Albus und Hagrid werden gleich nachkommen“, verkündete Professor McGonagall mit klarer Stimme und bestellte gleich eine Runde London Gin.

„Ich hoffe doch, Sie trinken das auch, meine Liebe?“ rief sie fragend über die anderen hinweg zu Jiang Li, die sich beeilte, zustimmend zu nicken.

„Vielen Dank, … mmh, Minerva.“ Sie fühlte sich schrecklich aufgeregt und erwartete eigentlich, gleich einen scharfen Verweis aus McGonagalls Mund zu hören, doch die Lehrerin für Verwandlung nickte nur wohlwollend und wandte sich wieder Filius Flitwick zu.

 

Der Gin kam, gefolgt von Dumbledore und Hagrid. Jiang Li legte die qualmende Zigarette im Aschenbecher ab und sah mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengrube auf. Dumbledore, der freundlich und elegant wie immer alle Anwesenden begrüßte, zwinkerte ihr mit seinen strahlend blauen Augen zu und begab sich dann zum anderen Ende des Tisches; Hagrid hingegen zögerte zuerst merklich und gab sich dann einen Ruck.

„’lo, Miss Lian …“

„Mmh, Hallo, Hagrid. Wie geht’s Ihnen?“

Der riesenhafte Wildhüter grinste verlegen und drehte an seinem schäbigen Fellmantel herum. Unwillkürlich schoss Jiang Li durch den Sinn, wie sie und viele der anderen Ravenclaws über den behäbigen Kerl gelachte hatten und ihn ständig zur Zielscheibe ihrer Späße gemacht hatten.

„Ähm, was ich Ihnen noch sagen w-“, begann sie behutsam und wurde abrupt durch Dumbledores Rückkehr unterbrochen.

„Hagrid, auf ein Wort, wenn ich Sie bitten dürfte …“ Er lächelte entschuldigend in die Runde und nickte Hagrid aufmunternd zu, der sich sofort in Bewegung setzte, ohne sich noch groß um Jiang Li zu kümmern, die recht kleinlaut wurde. Hagrid hatte sie nämlich einmal unglücklicherweise bei einer ihrer Spötteleien über seine Person gehört und sich seither ausgesprochen reserviert verhalten; zwar war das Ganze jetzt schon über acht Jahre her, aber trotzdem. Manche Dinge vergaß man eben nicht so schnell, wie sie ja selber nur zu gut wusste.

 

„Ist hier noch frei?“ Wieder mal dieser Brant, wer sonst. Mit einem lässigen Grinsen zog er den freien Stuhl zu ihrer Linken zu sich und ließ sich nonchalant darin nieder. Jiang Li zog die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schnippte ungeduldig mit den Fingerspitzen gegen ihr halbgefülltes Glas.

Brant schien nicht zu bemerken, dass seine Anwesenheit nicht unbedingt bei jedem auf ungeteilte Zustimmung stieß; stattdessen plauderte er angeregt mit Professor Sprout, streute ein paar elegante Bemerkungen in das Gespräch zwischen Madam Hooch und Professor Flitwick und fand daneben auch noch die Zeit, Jiang Li hin und wieder ein strahlendes Lächeln zuzuwerfen. So ein Idiot, befand sie wieder einmal. Sein dämliches Grinsen konnte er sich wirklich sparen, noch dazu schien er nicht wirklich Interesse daran zu haben, sich auch einmal ernsthaft mit ihr zu unterhalten. Für Jiang Li sah das alles viel zu sehr nach einem kleinen Flirtspielchen aus, bei dem sich aber im Endeffekt nichts ergeben würde. Und ob sie dazu heute Abend Lust hatte, konnte sie sich eigentlich an einem Finger abzählen.

 

Die Zeit verging schnell; als sie das nächste Mal auf die Uhr in der verrauchten Gaststube blickte, war es bereits weit nach Mitternacht. Wie sie alle am nächsten Morgen unterrichten sollten, wurde ihr immer rätselhafter, denn die meisten der Anwesenden hatten schon kräftig über den Durst getrunken.

„Bin ich froh, dass ich morgen nicht so früh aus dem Bett muss.“

Pomona Sprout grinste selig und prostete Jiang Li mit etwas unsicher zitternder Hand zu, wobei die Hälfte des großzügig bemessenen Johannisbeer-Rums überschwappte.

„Hab’ ich Ihnen eigentlich schon erzählt, dass mein Mann und ich bereits seit sage und schreibe dreißig Jahren in Hogsmeade wohnen?“

Jiang Li schüttelte den Kopf und bemühte sich hastig, eine halbwegs interessierte Miene aufzusetzen. Professor Sprout schien in sehr mitteilsamer Stimmung zu sein und sie abzuwimmeln war nun wohl ein Ding der Unmöglichkeit.

„Meine kleine Mafalda ist jetzt auch schon groß geworden … die Zeit vergeht ja so wahnsinnig schnell.“

Professor Sprout nickte sich selbst ein paar Mal gedankenvoll zu, dann lächelte sie wieder und tätschelte mütterlich Jiang Lis Arm. Plötzlich ertönte eine scharfe Stimme wie aus dem Nichts neben ihnen und beide Frauen zuckten unwillkürlich zusammen.

 

„Bei Merlin, Pomona, jetzt lass die Arme mal in Frieden. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass dieser Rum das reinste Teufelszeug ist?“

„Ich bitte dich, Rolanda. Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Abgesehen davon unterhält sich die kleine Lian gern mit mir.“ Professor Sprout schnaubte beleidigt auf und funkelte Madam Hooch gekränkt-hoheitsvoll an. „Oder etwa nicht?“

Jiang Li traf ein Blick von Ausmaßen solcher Schärfe, dass sie lediglich perplex schlucken und ein eiliges Nicken hinterherschicken konnte. Madam Hooch stemmte beide Fäuste in die Hüften und warf angriffslustig den Kopf zurück.

„Ich habe den dringlichen Verdacht, dass Pomona wieder mal soweit ist, was, Minerva?“

Professor McGonagall, die sich ebenfalls zur Gruppe gesellt hatte, nickte zustimmend und verdrehte leicht die Augen, während sich ihr Mund zu einem schmalen Strich zusammenzog.

„Na, da wird sich Dionysius aber schön bedanken, wenn wir sie ihm so vor die Tür bringen. Noch dazu, wo er doch auf Sauberkeit so unglaublich viel Wert legt …“

Hooch und McGonagall warfen sich einen kurzen Blick zu und begannen daraufhin lauthals zu lachen, während Professor Sprout ihr Glas in einem Zug leerte und über die rechte Schulter warf.

 

Die Runde bröckelte langsam, aber sicher auseinander. McGonagall und Hooch transportierten die launig vor sich hin singende Lehrerin für Kräuterkunde zu ihrem Ehemann nach Hause, während Madam Pomfrey mit verschwörerischer Miene jedem der Anwesenden ein kleines Fläschchen mit einer klaren, smaragdgrünen Flüssigkeit in die Hand drückte. Jiang Li hob leicht erstaunt die Augenbrauen und nickte innerlich. Der ihr bekannte Trank gegen unangenehme Nachwirkungen, die zumeist auf übermäßigen Alkoholgenuss zurückzuführen waren, schimmerte zwar dunkelblau, aber der hier würde seinen Zweck gewiss ebenso gut erfüllen.

Während sie die Ampulle langsam in ihre Tasche schob, dachte sie noch einmal kurz über den heutigen Abend nach. Was man so alles in trauter Runde erfahren konnte – Minerva McGonagall hatte stolz erklärt, seit zwei Monaten die längste Beziehung ihres Lebens zu führen – sie war seit fünf Jahren mit einem über zwanzig Jahre Jüngeren zusammen. Professor Flitwick teilte sein Bett angeblich mit einem Zentauren, wobei sich Jiang Li allerdings nicht wirklich sicher war, ob sie es glauben sollte oder nicht. Der kleine Professor hatte lediglich gegrinst und gemächlich mit den Schultern gezuckt, ohne jedoch eine klare Antwort zu geben.

 

Jiang Li gähnte verhalten und streckte sich vorsichtig. Die meisten der Lehrer hatten sich bereits auf den Weg zurück ins Schloss gemacht, außer ihr selbst waren nur noch Dohosan Brant, Professor Vector und die rothaarige Lehrerin für Alte Runen übrig. Vector und die Rothaarige, deren Namen sich Jiang Li im Verlauf des Abends nicht hatte merken können, verabschiedeten sich allerdings recht bald freundlich von Madam Rosmerta, die schon ziemlich angeschlagen aussah, und gingen gemeinsam los. Übrig blieben also nur noch sie und Brant, der wieder seine strahlend weißen Zahnreihen aufblitzen ließ und ihr galant den Arm bot.

„Danke, kein Bedarf.“ Hochmütig warf sie ihr Haar nach hinten und reckte verächtlich die Nase in die Luft. Das fehlte gerade noch!

„Na, na, zieren Sie sich mal nicht so.“ Brant grinste; natürlich hatte er sie bereits nach Strich und Faden durchschaut. Leider gefiel ihr der Kerl auch noch, schlecht sah er ja nicht aus mit seinem langen Haar, der leicht gebräunten Haut und dem muskulösen Körper … Nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen lassen, sagte sie sich immer wieder, doch es half schlicht und einfach gar nichts. Brant trat neben sie hin, viel zu nahe, als dass es noch als höfliche Geste vertretbar sein konnte, doch Jiang Li rührte sich nicht und sagte kein Wort, nicht einmal, als er sie zart am Ellenbogen berührte und sie gemeinsam zurück nach Hogwarts marschierten. Es war eine laue Nacht, der Sommer war noch überall zu spüren. Ein satter Mond stand am Himmel und Jiang Li hätte um ein Haar jegliche Vernunft fahren lassen, als ihr Dohosan leise ins Ohr flüsterte, wie froh er war, dass es sie gerade nach Hogwarts verschlagen hatte …

 

***

 

Der nächste Morgen begann grauenvoll. Nicht nur, dass Jiang Li beinahe verschlief und erst im letzten Moment von ihrem Spiegel geweckt wurde, ihre Robe dank des schlecht verstauten Zauberstabs ein Loch bekam und sie sich mit den neuen Schuhen einen Beinahe-Bänderriss zuzog; sie fühlte sich schlechter und unvorbereiteter denn je. Noch dazu schien Brant beschlossen zu haben, sie fürs Erste eiskalt zu ignorieren; er hob seinen Kopf kein einziges Mal. Jiang Li schluckte verzweifelt und schaffte gerade mal einen winzigen Bissen von ihrem Buttertoast, dann ließ sie ihn angeekelt liegen und begnügte sich mit ein paar Schlucken Kaffee.

Gegen Ende des Frühstücks flatterten Hunderte und Aberhunderte Eulen und andere Vögel in die Große Halle und lieferten die Post ab, auch Galatyn segelte herbei. Er war in Begleitung eines großen Uhus, mit dem er gemeinsam ein ziemlich großes Paket in den Klauen trug. Jiang Li sah ihnen entgegen und wunderte sich, noch mehr, als sie den Uhu erkannte, es war Lei, der Vogel der Großmeisterin.

„Was bringt ihr mir denn da Schönes?“, fragte sie erstaunt und zog die Augenbrauen hoch. Das Paket war quadratisch und in robustes Leinen gebunden; Galatyn streckte ihr wie zur Antwort das rechte Bein entgegen und wartete, bis sie ihm die Schriftrolle abgenommen hatte.

Bevor sie las, wickelte sie das Paket auf und erkundete neugierig den Inhalt. Es handelte sich um eine wunderschöne Schachtel aus leichtem Zedernholz, schwarz lackiert und mit einer feinen Einlagearbeit aus Perlmutt versehen, die die Göttin Tou Mu, Herrin über Leben und Tod, zeigte. An der Unterseite des Kästchens befand sich eine kleine Gravur des Huashan-Gebirges, die in das Holz eingebrannt worden war.

Galatyn und Lei nippten derweilen sichtlich erschöpft an einem Glas Kürbissaft, das zufälligerweise Snape gehörte. Der allerdings war gerade selber mit einem Päckchen beschäftigt, wie Jiang Li mit einem schnellen Seitenblick bemerkte, daher scheuchte sie die Vögel rasch fort und goss ihnen etwas Wasser in eine kleine Schale.

Länger auf Snape zu achten, der gerade vorsichtig eine längliche Flasche aus seinem Paket zog und sich verstohlen umsah, wurde unwichtig, als sie den Inhalt des Kästchens sah.

„Du liebe Zeit!“ Sie war im ersten Augenblick ganz überwältigt.

Meisterin Zhen Juan schien weder Kosten noch Mühe gescheut zu haben. In der Schachtel befand sich ein Set Teegeschirr aus braun-schwarzem Yixing-Ton, dem Siegel nach stammte es aus der Qing-Dynastie. Die Kanne zierte ein elegantes Drachenmotiv, von dem Jiang Li sofort begeistert war. Fast hätte sie sich nicht getraut, die Kanne anzufassen und aus der Kiste zu heben, aus Angst, etwas kaputtzumachen, doch schließlich fasste sie sich doch noch ein Herz und griff vorsichtig zu.

Die halbe Lehrerschaft sah zu ihr hin und begutachtete das kostbare Geschirr mit sichtlicher Begeisterung; Professor Dumbledore bat sie mit einem Schmunzeln, Kanne und Schalen begutachten zu dürfen.

Während sie die Schachtel durchgehen ließ (natürlich wollte es jetzt jeder der Lehrkräfte sehen, selbst Brant linste ab und zu vorsichtig her) widmete sie sich der Schriftrolle, auf die sie Galatyn schon seit geraumer Zeit mit missmutigem Quarren hinwies.

Die Großmeisterin hatte nicht sehr viel geschrieben; sie wünschte ihr Glück und viel Erfolg am ersten Arbeitstag und hoffte, ihr mit dem Teeservice Freude zu machen. Jiang Li nickte, gegen ihren eigenen Willen beeindruckt und sogar etwas gerührt. Manchmal konnte die Meisterin ja direkt menschliche Züge tragen.

 

Unterdessen war bereits das Ende der Frühstückszeit herangekommen; es war kurz vor neun Uhr. Leicht erschrocken blickte Jiang Li auf ihren Stundenplan und packte mit einer kurzen, fließenden Bewegung ihres Zauberstabes das Teegeschirr wieder weg. In der ersten Stunde stand ihr bereits der zweite Jahrgang der Hufflepuffs bevor.

Als sie das Klassenzimmer betrat, saßen die meisten der Schüler schon auf ihren Plätzen und musterten sie erwartungsvoll. Bisher hatten sie die neue Lehrerin ja lediglich am Vortag und beim Frühstück gesehen, nun herrschte aufmerksame Stille.

Jiang Li rauschte nach vorne zum Lehrerpult und drehte sich langsam um. Ihre Hände waren kalt wie Eis, obwohl es ihr vorkam, als würde sie vor Hitze platzen. Dann gab sie sich einen Ruck.

„Wie Sie ja bereits wissen, habe ich für dieses Jahr den Unterricht im Fach „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ übernommen. Ich tue dies zum ersten Mal und bitte Sie daher, ein gewisses Maß an Nachsehen mit mir zu haben, wenn der Unterricht am Anfang noch nicht hundertprozentig reibungslos verläuft.“

Sie sah die Kinder ernst und etwas streng an. Nachdem die Klasse einigermaßen eifrig ihren Worten lauschte, fühlte sie sich bereits ein klein wenig sicherer. Vielleicht würde das Ganze ja nicht in das Desaster ausarten, das sie in ihren schlimmsten Albträumen bereits vor sich gesehen hatte. Nach einem kurzen Räuspern fuhr sie fort.

„Es wäre mir recht, wenn Sie mir kurz erklären, was Sie letztes Jahr so alles durchgenommen haben, damit ich mir ein besseres Bild darüber machen kann, …“

Vereinzeltes Kichern wurde laut und sie unterbrach sich. Ein kleiner Junge mit hübschen roten Locken hob die Hand und lächelte sie dabei strahlend an. Jiang Li nickte kurz und gereizt und runzelte verwundert die Stirn. Hatte sie etwas Witziges gesagt?

„Verzeihen Sie, Professor, aber letztes Jahr haben wir nichts durchgenommen.“

„Was soll das heißen, nichts? Irgendetwas müssen Sie in den ganzen Stunden doch getan haben.“

Nun kicherte bereits die ganze Klasse; zwischendurch wurde unverhohlen laut gelacht. Der Rotschopf unterdrückte rasch das Grinsen, das sich auf seinem Gesicht breitmachen wollte, und schüttelte nachdrücklich den Kopf.

„Entschuldigen Sie bitte, aber das ist wirklich wahr. Letztes Jahr haben wir lediglich jedes Mal ein Kapitel aus Wilbert Slinkhards „Konflikte vermeiden. Warum defensive Verteidigung immer an erster Stelle steht“ gelesen.“ Der Kleine grinste wieder und verdrehte unwillkürlich die Augen gen Himmel.

Jiang Li kannte zwar das Buch nicht, der Titel allein ebenso wie die Blicke der Schüler und Schülerinnen sprachen allerdings Bände. Sie rang sich zu einem leichten Lächeln durch und hob beruhigend die Hand, es war inzwischen doch schon ziemlich laut geworden.

„Gut, dann weiß ich ja Bescheid.“ Die Klasse beruhigte sich langsam wieder und bis auf gelegentliches Husten und Füßescharren war es wieder still.

„Am Besten beginnen wir mit mehr oder weniger gefährlichen Lebewesen, denen Sie häufig begegnen werden und gegen die anzukommen Sie in der Lage sein müssen.“

Der Rest der Stunde verging schnell und für beide Seiten mit einigem Erfolg; Jiang Li fühlte sich unendlich erleichtert, der Aufgabe anscheinend doch so einigermaßen gewachsen zu sein, und die Schulklasse hatte nach dem harten Vorjahr endlich einmal eine interessante Unterrichtsstunde hinter sich. Als der erste Jahrgang der Slytherins den Hufflepuffs auf der Treppe begegnete, sahen sie in überwiegend angenehm überraschte Gesichter.

 

Auch die Slytherins stellten kein nennenswertes Problem dar, da einige der Kinder aus irgendwelchen mysteriösen Quellen (die sich größtenteils vermutlich aus besorgt nachforschenden Eltern zusammensetzten, der Rest bestand aus bloßen Gerüchten) herausgefunden zu haben schienen, dass Dumbledore mit Jiang Li eine Tochter aus altehrwürdigem Hause nach Hogwarts geholt hatte. Dies beruhigte die ärgsten Snobs unter den Kleinen fürs Erste, der großen Mehrheit war es ohnehin egal. Auch mit diesem Jahrgang begann Jiang Li mit den magischen Tieren; sie hoffte nur, wenigstens in den höheren Jahrgängen auf Schüler zu treffen, mit denen sie nicht ganz am Anfang beginnen musste.

Nach dem Mittagessen allerdings ereilte sie doch noch ein kleiner Schock, als sie sich die hereinströmenden Schüler ansah. Die Braunhaarige aus dem Zug kam zögernd hereinspaziert, gefolgt von ihren Freunden. Als sie Jiang Li erblickte, überzog wie auf Kommando flammende Röte ihr zartes kleines Gesicht und sie setzte sich hastig in eine der hintersten Reihen. Aufgrund der Namensliste wurde Jiang Li ihrer flüchtigen Bekanntschaft aus dem Hogwarts-Express schlussendlich doch noch richtig vorgestellt: es handelte sich um Natalie McDonald. Die Arme wagte es während des gesamten Unterrichts kein einziges Mal, den Blick von ihren Büchern zu heben.



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