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Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel

James&Lily
von

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Hogsmeade - Teil 1

36. Akt: Hogsmeade - Teil 1
 


 

"Sometimes people think they know you.

They know a few facts about you, and they piece you together in a way that makes sense to them.

And if you don't know yourself very well, you might even believe that they are right.

But the truth is, that isn't you. That isn't you at all."

~ Leila Sales


 

»Ich hasse dich«, hallten immer wieder Lily Evans' Worte durch seinen Kopf.
 

Es entstanden Bilder vor seinem inneren Auge. Bilder, die ihn jedes Detail dieser Szene nicht vergessen ließen. Er sah die Sommersprossen auf ihrer Nasenspitze, die dunklen Ringe unter ihren Augen, ihre zerzausten Locken, die wirr von ihrem Kopf ab standen.

Er konnte sich an ihren Geruch erinnern, die Tränen in ihren Augenwinkeln und vor allem an die Enttäuschung in ihrem Gesicht.

Denn das war es, was sie wirklich empfand. Sie war nicht wütend gewesen oder hatte es zumindest unterdrückt, um ihrer Enttäuschung freien Lauf zu lassen. Und dann verpasste sie ihm eine schallende Ohrfeige.

Gut, in dem Moment ist sie vermutlich wirklich sehr wütend gewesen. Denn James konnte immer noch den Abdruck ihrer Hand auf seiner Wange spüren.
 

Er kannte Lily Evans seit seinem ersten Schuljahr. Immerhin waren sie nicht nur in einem Jahrgang, sondern auch noch im selben Haus.

Damals war er ein sehr unreifer und streitlustiger Junge gewesen. Er hatte in allem eine Herausforderung gesehen und wollte seine eigenen Grenzen austesten.

Es gefiel ihm zusammen mit seinen Freunden seinen Mitschülern Streiche zu spielen, sie in Verlegenheit zu bringen, sie an ihre Grenzen zu treiben und dabei noch gefeiert zu werden.
 

Und dann kam Snape, welcher immer mehr in den Fokus der Rumtreiber Streiche gerückt war. Er war ein merkwürdiger Kauz, der seine Nase schon immer in der schwarzen Magie stecken hatte. James verzog schon nur bei dem Gedanken an ihn das Gesicht.

Snape war ein Einzelgänger ohne besondere Freunde gewesen. Ein leichtes Ziel in seinen Augen und dennoch schien diese Abneigung auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Von Anfang an hatte Snape versucht ihn auszuspielen, ihn zu übertrumpfen, besser zu sein als er... Er ließ wie James nie eine Gelegenheit aus ihm eins rein zu würgen.
 

Und dann war da sie. Lily Evans.
 

Sie war immer bei Snape gewesen und hatte ihn verteidigt, sich für ihn entschuldigt und versucht ihn in ein besseres Licht zu rücken.

So sehr James Snape auch hasste, trotz all dem hatte diese Geste der Freundschaft ihm immer imponiert, den so und nicht anders wie Lily Evans es getan hatte, würde er auch seine eigenen Freunde verteidigen.
 

Es begann eine Zeit, in der sie immer wieder aneinander gerieten, sich gegenseitig die Stirn boten, sich ignorierten oder sich stritten.

Dennoch gab es auch Momente, in denen Lily über ihn lachen konnte, wie damals im Bootshaus oder erst gestern in der Bibliothek, als er die Nähte von Mulcibers Hosen zum platzen gebracht hatte.
 

Doch noch nie hatte er sie wegen ihm weinen sehen, noch nie hatte ihm jemand so direkt und mit voller Ernsthaftigkeit gesagt, dass er ihn hassen würde.

Unter Umständen hatte er das vielleicht sogar verdient, für all die Dinge, die er bereits getan hatte, bei denen ein anderer verletzt worden war und es ihn nicht interessiert hatte.

Dennoch wollte er sich nicht damit abfinden, dass sie ihm in diesem Fall Unrecht tat. Egal was er schon alles verkorkst hatte, sie sollte ihn nicht hassen, denn er war nicht das, was sie gerade von ihm hielt.
 

»Das war das letzte denke ich«, durchbrach Sirius seine Gedanken, als er gerade eines der Bilder von der Wand riss. »Und das ganze noch vor dem Frühstück«, fügte er mit einem wirschen Blick an James gewandt hinzu.
 

Dieser blinzelte kurz verwirrt, bevor er sich zu seinem Freund umwandte, welcher bereits einen riesigen Stapel der ominösen Bilder in seinem Arm hielt.
 

»Wir sollten sie besser schnell verbrennen, bevor es noch mehr Leute sehen«, warf Peter ein und Sirius stimmte ihm zu.
 

Er legte die Bilder gestapelt auf den steinernen Boden und zückte seinen Zauberstab.
 

»Lacarnum Inflamari«, murmelte Sirius, worauf hin der Stapel sofort zu brennen begann.
 

»Immerhin hingen die Dinger nur zwischen dem Gryffindor- und dem Astronomieturm. Also haben maximal alle Gryffindors und Ravenclawas die Bilder gesehen«, überlegte Peter, worauf ihm Sirius einen “als ob das irgendwas besser macht-Blick“ zu warf.
 

Remus atmete schwer ein und aus, während er sich an die kühle Steinwand lehnte, um einen besseren Halt zu bekommen. Die dunkeln Ringe unter seinen Augen pulsierten und sein Atem ging stockender als sonst. Er fühlte sich ausgelaugt und ermattet, wie jedes Mal am Morgen vor einer Vollmondnacht. Normalerweise würde er spätestens nach dem Frühstück schon in den Krankenflügel gehen, doch diesmal gab es ein paar wichtigere Dinge zu erledigen.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er James, welcher in Gedanken versunken zu sein schien. Ferner war James ungewöhnlich still seit dem Vorfall in den Morgenstunden. Beinahe so still, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Doch wenn dem so wäre, war es wohl das erste Mal in seinem Leben, dass er etwas zu bereuen schien.
 

»Und du bist dir sicher, dass du wirklich nichts damit zu tun hattest?«, fragte Remus ihn plötzlich und riss James damit aus seinen Gedanken.
 

James hatte die Augenbrauen zusammengezogen, als er Remus' Blick erwiderte und überlegte tatsächlich einen Moment lang, ob er ihn schlagen sollte. Denn dazu hatte er gerade ein wirklich nicht allzu kleines Verlangen.

Es war bereits das zweite Mal an diesem Morgen, dass Remus ihn darauf ansprach und es störte ihn, dass sein Freund ihm nicht bereits beim ersten Mal geglaubt hatte, als er sagte, dass er nichts damit zu tun habe.
 

»Dein Blick heute Morgen«, setzte Remus wieder an. »Die Zeichnungen schienen nicht neu für deine Augen zu sein.«
 

Remus hatte direkt hinter James den Gemeinschaftsraum betreten. Er hatte seinen Blick gesehen, als er die Skizzen musterte. James hatte scheinbar umgehend gewusst, dass er darauf zu sehen war und sein Blick fand Lilys in nur wenigen Sekunden.
 

James seufzte, während er seine Stirn gegen die kühle Steinwand lehnte.
 

»Ich gebe zu, dass ich diese Bilder nicht zum ersten Mal gesehen habe, aber das bedeutet nicht, dass ich sie aus ihrem Skizzenbuch gestohlen und im halben Schloss verteilt habe.«
 

Ein Magen knurren durchbrach den Moment.
 

»'tschuldigung«, murmelte Peter verlegen. »Aber warum mussten wir den ganzen Mist einsammeln, wenn Prongs nicht einmal etwas damit zu tun hat?«
 

»Und das ganze vor dem Frühstück«, fügte Sirius mit ernster Miene zum wiederholten Male hinzu.
 

»Wie wäre es damit, dass Lily das nicht verdient hat?«, fragte Remus in die Runde und appellierte damit an die Vernunft seiner Freunde.

»Es schadet Prongs' Ruf aber nicht, wenn die Schule weiß, dass Evans auf ihn steht«, erwiderte Sirius grinsend.

»Du behauptest doch immer, du seist ein Gentleman, Sirius. Dann benimm dich zur Abwechselung doch auch mal wie einer«, erwiderte Remus wütend.
 

Sirius wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als James seine Faust gegen die Wand schlug.
 

»Ich will diesen Ruf aber nicht, okay?«
 

Ein Rinnsal hellroten Blutes floss über seine Fingerknochen. Der Schmerz in seiner Hand, brachte das Blut in seinen Adern zum pulsieren. Ruhig versuchte James ein und aus zu atmen, während seine Freunde ihn nur bestürzt ansahen. Sie waren überrascht von dieser Aktion. James war kein Choleriker und so einen Wutausbruch waren seine Freunde definitiv nicht von ihm gewohnt.
 

»Sie hat gesagt, dass sie mich hasst und das mit so einer Intensität an Ernsthaftigkeit, dass mir jetzt noch ein kalter Schauer über den Rücken läuft, wenn ich nur daran denke«, erwiderte James auf die fragenden Gesichter seiner Freunde hin.

»Die halbe Schule denkt bereits, dass ich das war. Ich weiß selber, dass ich keine reine Weste habe, aber ich will nicht, dass sie mich für etwas verantwortlich machen, was ich nicht getan habe. Ich will das richtig stellen, die Person finden, die dafür verantwortlich ist und sie zur Rechenschaft ziehen.«
 

Stille.
 

Seine Worte schienen Eindruck auf seine Freunde gemacht zu haben und er selbst musste auch erst mal verarbeiten, was er soeben gesagt hatte.
 

Das was heute Morgen passiert ist, war niemanden gegenüber fair. Lily hielt man für eine kleine Stalkerin, die eine viel zu große Affinität James gegenüber verspürte und James selbst wohl für ein Riesenarschloch, dass auf den Gefühlen eines armen Mädchen herumtrampelte und dies aller Welt zur Schau stellte, in dem er sie denunzierte.
 

James war sein Ruf wichtig und der von Lily Evans. Dennoch wollte er Gerechtigkeit und vor allem Vergeltung.
 

»Okay«, durchbrach Sirius die Stille und gluckste dabei einen Moment unsicher vor sich her. »Es tut mir Leid, wenn es so rüber kam, als ob ich nicht hinter dir stehen würde Prongs, aber wenn dir das wichtig ist, dann werde ich dich selbstverständlich unterstützen, alle von uns werden das, so wie wir immer zusammen halten.«
 

James schenkte seinem Freund ein schmales Lächeln. Eben das beste was er in dieser Situation aufbringen konnte. Für Sirius' Verhältnisse war das eine der bewegendsten Rumtreiber Reden, die er je gehalten hatte.
 

»Danke«
 


 

***
 


 

Lily saß zusammengesunken auf dem Boden vor ihrem Bett. Sie hatte die Beine angewinkelt, ihre Arme darauf verschränkt und den Kopf darauf sinken lassen.
 

Es war so eine Demütigung gewesen ihre Zeichnungen an den Wänden zu sehen. Dort wo alle sie sehen konnten. Es war ein Teil ihrer tiefsten Gefühlswelt gewesen, die er einfach aller Welt zur Schau gestellt hatte, als wäre ihre Seele ein Quidditchpokal, den man herum reichte, damit alle den Namen des Siegers darauf lesen konnten.
 

Als die Tür zu ihrem Schlafsaal aufgerissen wurde, schreckte Lilys Kopf sofort nach oben.
 

»Alles in Ordnung?«, fragte Mary in die Stille hinein, worauf Lily nur unvermittelt nicken konnte.
 

Hastig blinzelte sie die Tränen aus ihren Augenwinkeln weg. Sie wollte nie wieder weinen deswegen, nicht wegen ihm. Nie wieder.
 

»Alle Bilder sind eingesammelt und verbrannt worden«, sagte Rosalie. »Du brauchst dir also keine Gedanken mehr darüber zu machen, dass es noch jemand sehen könnte.«
 

Rosalie schenkte ihr ein schmales Lächeln. Sie hoffte inständig, dass es ihr Mut machen würde, wieder vor die Tür zu treten.
 

»Die gute Nachricht ist, die Bilder hingen nur etwa zwischen dem Gryffindor- und dem Astronomieturm, was demzufolge bedeutet, dass maximal die Ravenclaws sie noch gesehen haben. Die schlechte Nachricht hingegen ist, dass die Gerüchte bereits durch das halbe Schloss gedrungen sind.«
 

»Mary!«, zischte Rosalie ihr zu und stieß sie mit dem Ellenbogen in die Seite.

»Was? Ich hab eben am Hufflepufftisch gehört, wie sich Betty Miller darüber unterhalten hat.«

»Das ist nicht sehr taktvoll«, zischte Rosalie ihr zu.

»Lily muss doch wissen was da draußen los ist«, erwiderte Mary nur entrüstet.

»Ja, aber wir wollen Lily Mut machen und sie nicht dazu bringen sich für den Rest des Schuljahres hier oben zu verstecken.«

»Und wieso soll ich das jetzt vergeigt haben?«, fragte Mary mit einer Unschuldsmiene.
 

Lily musste schmunzeln. Das erste Mal an diesem Tag, wohlgemerkt.

Es war auch immer dasselbe mit den beiden, egal in welcher Situation sie sich befanden. Aber vielleicht waren das auch genau die Eigenschaften, die Lily an ihren beiden Freundinnen so schätzte. Nicky hätte sicher auch lachen müssen.
 

»Wie auch immer«, schloss Rosalie die Diskussion. »Die Bilder wurden vernichtet, jetzt heißt es nur noch den Gerüchteansturm überstehen und wieder zur Normalität zurück kehren.«
 

»Und Rache, ich will das Potter leidet«, erwiderte Lily frustriert.
 

Rosalie presste die Lippen aufeinander und setzte sich zu Lily auf den Boden. Sie strich ihre blonden Haare über die Schulter und rückte noch ein Stück näher an ihre Freundin heran, während sie ihre Hand vorsichtig aus Lilys Knie ablegte.
 

»Weißt du, ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass James dafür verantwortlich ist«, setzte Rosalie vorsichtig an, worauf ihr Lily einen wütenden Blick zu warf.

»Naja, James und die Rumtreiber haben dabei geholfen die Bilder schnellstmöglich einzusammeln und zu verbrennen. Ohne sie hätten wir das niemals so schnell geschafft.«

»Vermutlich hatte er nur ein schlechtes Gewissen«, nuschelte Mary, worauf hin ihr Rosalie abermals einen wütenden Blick zu warf.

»Mein Skizzenbuch ist sowieso verschwunden. Er kann sich jederzeit etwas neues zum vervielfältigen heraus suchen.«
 

Rosalie musterte ihre Freundin einen Moment lang. So etwas wie Rache oder Vergeltung war nicht ihre Art und sie war sich sicher, dass Lily nur ihren Frust los werden wollte.

Dennoch glaubte sie nicht, dass James etwas damit zu tun hatte. Er hatte etwas an sich gehabt, was sie dazu bewegt hatte ihm zu glauben. Sie wusste nur nicht mehr genau was es war.
 

»Remus glaubt ihm«, fügte Rosalie eilig hinzu. »Und du vertraust Remus, oder nicht? Das muss doch etwas wert sein.«
 

Lily sah auf, in Rosalies hellblaue Augen. Sie meinte es ernst, vollkommen ernst, was sie soeben gesagt hatte. Sie glaubte Potter und seinen Freunden, die sicherlich dazu bereit wären für ihn zu lügen.
 

»Warum glaubst du ihm?«, fragte sie sie dann unvermittelt.

»Ich weiss nicht«, erwiderte Rosalie, woraufhin Lily ihr einen verwunderten Blick zu warf.
 

Sie hatte eine ausgefeilte Argumentation erwartet, aber nichts so uneindeutiges wie das.
 

»Es waren seine Augen, denke ich«, fügte Rosalie nachdenklich hinzu. »Irgendetwas an ihm und damit meine ich keinen Zauber, hat mich dazu bewegt ihm zu glauben und zwar aufrichtig.«
 

Lily seufzte. Musste James Potter wirklich nur einen einzigen Augenaufschlag machen und alle lagen ihm zu Füßen? Was bewegte alle nur dazu, ihm zu glauben?
 

»Er möchte mir dir reden.«
 

Lily stieß einen Laut der Empörung aus.
 

»Und du glaubst ich möchte das?«, schnaubte Lily und wandte ihren Blick wieder auf den Boden.
 

»Naja, in unserem Schlafsaal auf dem Boden zu sitzen und über Merlin und die Welt nachzugrübeln, bringt dich nicht weiter. Wenn du allerdings mit ihm redest, kannst du vielleicht herausfinden was passiert ist. Vielleicht überrascht er dich ja mit seiner Unschuld.«
 

»Oder er gibt es zu. Dann kannst du ihm eine rein hauen und dein Buch zurück verlangen«, erwiderte Mary grinsend.

»So oder so. Es klärt sich mehr auf als wenn du hier herum lungerst.«
 


 

***
 


 

Nervös trippelte James mit dem Fuß auf dem Boden herum. Seine Hände hatte er in die Jackentaschen gesteckt. Mit der rechten Hand umschloss er das Medaillon, was er ziemlich häufig mit sich herum trug, seit sein Vater es ihm vor dem Beginn des sechsten Schuljahres gegeben hat. Er hatte sich seitdem unentwegt gefragt, was es damit auf sich hatte, doch es war so viel passiert in diesem Schuljahr, dass er es in letzter Zeit irgendwie vergessen hatte.
 

Wieder blickte James auf die Karte des Rumtreibers, welche Sirius ausgebreitet in den Händen hielt. Lily war noch nicht zu sehen, in der Nähe des verlassenen Korridors in dem er stand.
 

»Ruhig Prongs, sie wird sicher auftauchen,« versuchte Sirius seinen Freund zu beruhigen.

»Da wäre ich mir nicht so sicher«, murmelte James leise vor sich hin.

»Du wartest erst seit fünf Minuten«, erwiderte Sirius Augen verdrehend.

» Naja, sie kann unglaublich stur sein und dickköpfig und nachtragend, sie ist eben...«

»So wie du?«, fügte Sirius grinsend hinzu, woraufhin sein Freund ihm einen erzürnten Blick zu warf.

»Ich bin nicht-«, wollte er gerade ansetzten.

»Evans in Anmarsch«, unterbrach Sirius seinen Freund und brachte die Karte zum verstummen.

»Ich verschwinde dann mal. Ich hoffe du überlebst die Schlacht Prongs«, sagte Sirius noch theatralisch, bevor er eilig im nächsten Flur verschwand.
 


 

***
 


 

Gedankenverloren strich Sirius sich durch die Haare. Er war wirklich froh nicht in der Haut seines Freundes zu stecken. Vermutlich würde Evans ihn auseinander nehmen oder schlimmer noch so durch hexen, dass nichts mehr von seinem besten Freund übrig blieb.
 

Langsam bekam Sirius ein schlechtes Gewissen seinen Freund mit ihr allein gelassen zu haben, aber vermutlich hätte er es noch schlimmer gemacht, wenn er geblieben wäre. Es war ja auch ein mehr oder minder privates Thema.
 

»Hey Sirius«, durchbrach plötzlich jemand die Stille um ihn herum.
 

Sirius blinzelte kurz verwirrt. Er war so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wo er lang gelaufen war. Doch nur wenige Schritte entfernt konnte er das Bild eines einarmigen Ritters ausfindig machen. Er musste also ganz in der Nähe der Schulsprecher Räume sein.
 

Als er sich umwandte, erkannte er die kurzen braunen Locken von Betty Miller. Mit zusammengepressten Lippen musterte sie stumm und konnte sich letztendlich doch noch zu einem »Hi« durchringen. Ihm blieb heute auch nichts erspart.
 

»Wie geht’s dir Sirius?«, fragte Betty und zog dabei einen Schmollmund, bei dem Sirius am liebsten schreiend davon gelaufen wäre.
 

Es war nicht so, dass Betty nicht hübsch war, auf gar keinen Fall. Doch sie war einfach so fanatisch und besitzergreifend, dass es ihn gruselte in ihrer Nähe zu sein.
 

»Ich erfreue mich bester Gesundheit«, erwiderte Sirius halb lächelnd. »Und du scheinbar auch«, fügte er hinzu, als sie ein paar strahlend weiße Zähne entblößte.
 

Er wollte sich gerade umdrehen und sagen, dass er es eilig hatte, doch Betty war schneller und hatte schon nach seinem rechten Arm gegriffen, den sie nun mitleidsvoll zu tätscheln begann.
 

»Es ist in Ordnung Sirius. Du kannst ruhig zugeben, dass du vollkommen fertig bist. Manche Menschen sind einfach so krank, dass sie von anderen so besessen sind, dass es einen Angst macht.«
 

»In der Tat!«, stimmte Sirius ihr mit zusammengezogen Augenbrauen zu und fragte sich dabei, ob sie gerade von sich selbst sprach.
 

»Vermutlich ist es am besten, wenn du Abstand von dieser Verrückten hältst.«

»Das würde ich liebend gerne«, nuschelte Sirius, während er versuchte ihre Finger von seinem Arm zu lösen, doch ihr Griff verstärkte sich nur.
 

»All diese Bilder, dass muss wirklich peinlich für dich sein«, seufzte Betty nur weiter.

»Was redest du da?«, fragte Sirius nun sichtlich irritiert.
 

Er ist ja schon eine Weile nicht mehr hinter den Sinn ihrer Aussagen durch gestiegen, aber nun wurde es doch merkwürdig.
 

»Na die Bilder von dir und Evans. Sie hingen überall in der Schule. Ich habe nach dem Frühstück erst ein paar davon gesehen.«

»Du glaubst, dass sind Evans und ich auf den Bildern?«

»Aber natürlich. Es steht ohne Frage fest, dass sie auf dich steht. Versucht erst in der Bibliothek Aufmerksamkeit zu erhaschen und jetzt diese kranke Aktion. Armes Mädchen«, fügte Betty theatralisch hinzu.
 

Sirius blinzelte verwirrt.
 

»Was redest du da nur? Evans steht nicht auf mich und das bin auch nicht ich auf den Bildern.«

»Aber der Junge mit den schwarzen Haaren und am Valentinstag«, murmelte Betty vor sich hin, worauf sich ihr Griff so lockerte, dass Sirius seinen Arm heraus winden konnte.
 

»Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass es noch mehr schwarzhaarige Jungen in unserem Jahrgang gibt? Und überhaupt, woher weißt du davon? Wie genau die Bilder aussahen und was in der Bibliothek passiert ist?«
 

»Ich war zufällig in der Bibliothek gestern und habe wie gesagt die Bilder nach dem Frühstück heute gesehen.«
 

»Ach ja? Und wo genau?«, fragte Sirius mit verschränkten Armen vor der Brust.

»Hier irgendwo bei den Schulsprecherräumen«, nuschelte Betty nervös.

»Interessant, wenn man bedenkt, dass wir alle Bilder beseitigt haben, bevor das Frühstück in der großen Halle überhaupt los ging.«

»Dann habe ich sie eben auf dem Weg zum Frühstück gesehen.«

»Der Hufflepuff Gemeinschaftsraum ist im Erdgeschoss auf der anderen Seite vom Schloss. Läufst du auf dem Weg zum Frühstück immer diesen Umweg in den siebten Stock und dann wieder hinunter zur großen Halle?«, fragte Sirius, nun sichtlich darauf bedacht jedes Details wahrzunehmen. Denn so langsam ergab das alles hier einen Sinn.
 

»Naja ich-, ich wollte nur-«, setzte Betty an und wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen und verschwinden, als Sirius ihr den Weg versperrte.
 

»So schnell entkommst du mir nicht«, erwiderte Sirius, sichtlich erzürnt und wartete darauf, dass Betty Miller redete. Denn scheinbar gab es eine Menge zu erzählen.
 


 

***
 


 

»Lass los«, feixte Lily, als James Potter nach ihrem Handgelenk gegriffen hatte.

»Nun bleib doch mal eine Minute stehen und hör mir zu«, zischte er abermals.
 

Doch Lily konnte sich seinen Griff entziehen und schubste James so hart gegen seine Brust, dass er einen Meter zurück taumelte, über seine Schultasche stolperte und auf den Boden fiel.
 

Und dann fiel es aus seiner Tasche, das Medaillon. Es kam genau zwei Mal auf dem Boden auf, bevor es vor Lilys Füßen landete.
 

Verwundert betrachtete Lily es einen Moment lang, bevor sie ihren Arm ausstreckte und das Medaillon vom Boden aufhob. Es war achteckig und bernsteinfarben. Außen herum wurde es von einigen alten Runen geziert und in der Mitte, ganz fein in schwarzen Linien war eine Schlange eingeschlagen worden. Lily fragte sich, was das für ein Medaillon war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass James Potter, der so stolz auf sein Haus war, das Wappentier der Slytherins in seinen Schmuck eingravieren ließ.
 

»Das brauche ich wieder«, durchbrach James die Stille.
 

Seine Stimme klang ernst mit einem gewissen Druck dahinter. Es schien ihn nervös zu machen, dass sie sein Medaillon angesehen hatte.

James war vom Boden aufgestanden und hatte seine Hand ausgestreckt, damit sie ihm das Medaillon geben konnte, doch das tat sie nicht. Sie sah ihn weiterhin nur entrüstet an, worauf James seufzend seinen Arm sinken ließ.
 

»Ich verstehe das du wütend bist. Aber du musst mir glauben, dass ich nichts mit dem aufhängen und der Verbreitung deiner Skizzen zu tun hatte.«
 

»Warum sollte ich dir irgendetwas glauben?«, erwiderte Lily und sah ihn dabei in seine Augen.
 

Sie waren haselnussbraun und hin und wieder erschien ein goldener Sprenkel in ihnen, welcher seine Augen zum leuchten brachte.
 

»Weil ich dich darum bitte«, sagte er schließlich. »Hör zu Evans, ich weiß, dass ich schon viele Dinge getan habe, die anderen geschadet haben und darauf bin ich nicht gerade stolz. Aber ich habe noch nie jemanden verletzt oder so bloß gestellt.«
 

Ihr Blick blieb standhaft. Doch das war seiner auch.
 

»Ich bin genau so betroffen wie du. Die Leute reden nicht nur über dich, sondern auch über mich. Diese Aktion, wer auch immer das war, hat uns beiden geschadet. Es kann also nur in unser beider Interesse sein, die Sache aufzuklären und den wahren Schuldigen zu finden.«
 

Lily schluckte hart. Sie konnte verstehen, warum Rosalie ihm direkt geglaubt hatte. Er hatte etwas in seinen Augen, was so ernst war, wie sie es noch nie bei jemanden gesehen hatte. Eine Intensität, die ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
 

Und plötzlich war es wie ein eiskalter Schauer, der über ihren Rücken lief.

Ruckartig wandte sie sich um. Sie hatte den Eindruck, dass jemand hinter ihr stand; dass jemand sie beobachtete. Die Temperatur schien schlagartig um ein paar Grad kühler geworden zu sein, da sich eine Gänsehaut auf ihren Armen ausbreitete. Doch als sie sich umwandte, war da niemand in dem Gang. Konnte sie sich dieses Gefühl nur eingebildet haben?
 

»Bitte glaub mir!«
 

Es war kaum mehr als ein flüstern, dass Lily vernahm, als sich ihre Nackenhaare aufstellten. Sie spürte James' Hand auf ihrer Schulter. Er musste also genau hinter ihr stehen und sie hatte es nicht bemerkt.
 

Seine Worte erschienen ihr plötzlich so aufrichtig und unglaublich ehrlich. Seine Stimme war angenehm warm, sodass sie das Gefühl hatte ihr den ganzen Tag lauschen zu können.
 

Als sie sich zu ihm umwandte, erkannte sie langsam, dass er recht verzweifelt wirkte.

Sie hielt ihm die Hand hin und reichte ihm das Medaillon. Als er es aus ihrer Hand nahm, berührten sich kurz ihre Finger und James war einen Moment dazu geneigt, nach ihrer Hand zu greifen, konnte sich jedoch beherrschen.
 

Lily konnte sehen, dass er nicht mehr wusste, was er noch sagen konnte, um sie von seiner Unschuld zu überzeugen. In seinen Augen konnte sie keine Lüge erkennen, dennoch wusste sie sich nicht was sie jetzt tun sollte.
 

»James!«, erhallte plötzlich eine Stimme aus dem Nebengang.
 

Die beiden wandten sich zeitgleich um, als Sirius mit einem in Leder gebundenem Buch und einem alten Pergament in der Hand um die Ecke bog.
 

»Ich habe es James«, wiederholte Sirius außer Atem, als er vor den beiden zum stehen kam.
 

Lily erkannte sofort, dass Sirius Black ihren Zeichenblock in der Hand hielt und noch bevor er wusste wie ihm geschah, hatte sie ihn ihm aus der Hand gerissen.
 

Sie warf James einen letzten Blick zu und musste nur schnauben, als sie sein verwirrtes Gesicht sah.
 

»Du bist so ein elender Lügner! Und ich hätte dir fast geglaubt!«
 

Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ schnellen Schrittes den Gang. Es dauerte einen Moment bis James eine Relation zwischen Sirius' Erscheinen und ihrem plötzlichen Sinneswandel erkennen konnte. Und dabei war er so nah dran gewesen, dass sie ihm glaubte.
 

»Evans warte«, rief James ihr hinterher.
 

Doch da war sie schon im nächsten Gang verschwunden und Sirius zerrte außer Atem an seinem Arm. James warf seinem besten Freund einen zornigen Blick zu.
 

»Dein timing ist scheiße Pad!«, fuhr er seinen Freund an.

»Was habe ich getan?«

»Ich weiß auch nicht. Möglicherweise bist du nur mit dem Hauptbeweisstück in deinen Händen in unsere Unterhaltung geplatzt, sodass, selbst wenn die kleinste Chance bestand, dass sie mir glaubt, sie nun denkt, dass ich es tatsächlich war«, fuhr er seinen Freund an.
 

»Da wird sie drüber hinweg sehen, wenn wir ihr die Lösung des Falls präsentieren.«
 

James sah seinen Freund mit hochgezogener Augenbraue an.
 

»Welche Lösung? Du hast alles schlimmer gemacht«, seufzte James.

»Eben nicht. Ich habe nicht nur das Skizzenbuch wiederbeschafft, sondern auch die verantwortliche Person ausfindig gemacht. Es ist Betty Miller.«

»Was hat deine Stalkerin damit zu tun?«, fragte James verwundert.

»Lange Geschichte. Sie hat mal wieder eins und eins falsch zusammengezählt, ihre skurrilen und leicht gestörten Schlüsse daraus gezogen und dieses Paralleluniversum geschaffen.«

»Ich sehe, dass sich deine Lippen bewegen Pad, aber ich verstehe nur blablabla.«
 

»Hör doch zu Prongs! Betty Miller hat Evans' Zeichenblock gestohlen und die Bilder an die Schlosswände gebracht. Naja sie dachte, dass ich das wäre auf den Zeichnungen, hat ein paar andere Zeichen falsch interpretiert und diese “Sirius gehört mir, du Verrückte“ Aktion daraus gemacht.«

»Gruselige Geschichte, ich weiß«, winkte er auf den irritierten Blick seines Freundes hin ab. »Was jetzt zählt, ist sie davon zu überzeugen, es auch Evans zu beichten.«

»Und wird sie das tun?«

»Das ist der Harken an der Sache, ich fürchte nein.<<


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!

Ich melde mich aus dem Exil zurück!

Zunächst einmal möchte ich mich (mal wieder) für die lange Wartezeit entschuldigen! Das reale Leben kam einfach dazwischen...

Dann eine kleine Info zum weiteren Verlauf der Handlung. Es folgen noch etwa 2-3Kapitel bis das sechste Schuljahr abgeschlossen ist und das siebte Jahr beginnen kann. Ich hoffe die beiden Kapitel werden zügig fertig werden, die grobe Handlung steht zumindest schonmal! :)

Dieses Kapitel ist eigentlich noch nicht abgeschlossen, aber ich konnte euch einfach nicht länger warten lassen und habe daher beschlossen den ersten Teil schonmal hochzuladen. Der zweite Teil folgt hoffentlich bald, aber auf jeden Fall noch in diesem Jahr! Ich fürchte ohnehin, dass Kapitel wäre sonst viel zu lang geworden!
Ich hoffe ihr hattet trotz der vielen Gedanken und Dialoge trotzdem viel Spaß beim lesen!
Wie immer würde ich mich über euer Feedback freuen!

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Nirusha
2016-11-26T14:54:03+00:00 26.11.2016 15:54
O_O neues Kapitel....super!
Habs mit freude gelesen :3
Ich hoffe Lily und James vertragen sich bald *-*
Und diese Betty Miller....die hat ne Schraube locker.
Antwort von:  Teela-chan
03.03.2019 23:43
haha ja Betty ist schon etwas seeeehr besessen gewesen! :D Gut, dass Sirius es rechtzeitig gemerkt hat. xD
Von:  EL-CK
2016-11-21T15:47:23+00:00 21.11.2016 16:47
>>Und wird sie das tun?[...] ich fürchte nein.<< ich auch, iwie..
Von:  Sanguisdeci
2016-11-21T05:34:51+00:00 21.11.2016 06:34
Ein tolles Kapitel! Ich bin begeistert, denn trotz der hier schwierigen Thematik wirken die Charaktere und ihre Handlungen jederzeit absolut glaubhaft und authentisch. Weiter so *-*


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