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Two Worlds Collide

Byakuya x Renji
von

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Bürde einer Familie

Seine Schultern fuhren auf und ab, während er langsam wieder zu Atem kam. Mit einer Hand umfasste er den Türrahmen des Dojos. Er hatte einfach raus gemusst. Und das Dojo war sein einziger Zufluchtsort. Langsam richtete er sich auf, straffte die Schultern und korrigierte den Sitz seiner Sporttasche und umgriff seine, bereits ausgezogenen, Schuhe. Kurz glitt seine Hand durch die seidig glänzenden schwarzen Haare, um zu überprüfen, ob er nicht allzu zerzaust von seiner Flucht aus dem Familienanwesen war. Kurz drehte er den Kopf nach links und rechts, um die Verspannung in seiner Muskulatur zu lösen. Dann atmete er noch einmal tief durch und schob die Tür zur Seite.
 

Gierig inhalierte er den Duft der Trainingshalle, als er sich Richtung Ehrenseite verbeugte. Dann steuerte er zielstrebig die Umkleideräume an. Ein paar Trainingseinheiten würden ihm jetzt richtig gut tun. Vielleicht hatte einer der Lehrer Zeit, mit ihm ein paar Übungskämpfe auszuführen. Ansonsten würde er die Zeit nutzen, seine Beinarbeit zu perfektionieren. So würde er hoffentlich auf andere Gedanken kommen.
 

Wieder kochte der Zorn in ihm hoch. Warum verstand seine Familie nicht, dass er noch nicht heiraten wollte? Warum mussten sie immer und immer wieder mit irgendwelchen Gören aus anderen reichen Familien aufwarten und ihn damit überfallen? Zeigte er nicht deutlich genug, was er davon hielt? Immerhin waren die letzten Partner, die er sich selbst ausgewählt hatte, ausschließlich männlich gewesen. Nicht, dass er kein Interesse an Frauen hatte, aber so langsam waren ihm die Möglichkeiten ausgegangen, seiner Familie begreiflich zu machen, dass er zurzeit einfach kein Interesse hatte. Langsam und schon fast resigniert massierte er sich den Nasenrücken zwischen den Augen.
 

Erst hatten sie es abgetan, als würde er sich seine Hörner abstoßen wollen. Doch als sie bemerkten, dass es doch mehr als das war, hatten sie härtere Geschütze ausgepackt. Mehr als einmal hatte er mitbekommen, dass sein Großvater seinen Partnern das Versprechen abgenommen hatte, sich nicht mehr mit ihm zu treffen, wenn sie im Gegenzug Geschenke oder sogar Geld bekamen. Es hatte sich sogar zwischenzeitlich rumgesprochen, sodass er sich noch nicht einmal sicher war, wer sich noch für ihn interessierte und wer nur auf das Geld scharf wahr. Aber wen sollte man es verdenken? Wenn es so offensichtlich war, dass sein alter Herr so mit Geld um sich warf. Vermutlich hatte er es sogar verdient, so hinters Licht geführt zu werden. Doch wurde das alles auf seinen Rücken ausgetragen und das schmerzte ihn weitaus mehr, als er zugeben wollte. Oder sich selbst eingestand.
 

Er durfte nicht zeigen, wie verwundbar er an dieser Stelle war. Sich derart angreifbar zu machen, gerade in der Öffentlichkeit, käme schon fast einem Todesurteil gleich. Manchmal fragte er sich, ob er nicht einfach nachgeben sollte und irgendeinen hübschen Hohlkopf aus einer dieser Neureichen Familien heiraten sollte. Sie würde es doch nicht einmal merken, wenn er sich ab und an seinen Spaß woanders suchen würde. Für diesen Gedanken gab er sich selbst eine Ohrfeige. Das ist weder anständig, noch das was du willst, schalt er sich selbst in Gedanken. Außerdem würde er sich so wieder angreifbar machen. Und das galt es zu vermeiden.
 

Seufzend ließ er den Kopf gegen die kühle Wand der Umkleidekabine sinken. Er schloss die Augen und versuchte alle Gedanken und Emotionen aus seinem Kopf zu verbannen. Sie würden ihm im Dojo nur im Wege stehen. Dort musste er seine Konzentration immer aufrecht halten.
 

Mit präzisen und geübten Bewegungen streifte er sich die Kleidung über. Die losen Teile der Rüstung legte er sich nur über die Schulter und griff nach seinem Helm. Sollte keiner der Lehrer Zeit für ihn haben, würde er den Kram eh nicht benötigen. Dann griff er nach dem Beutel, in dem er sowohl sein Shinai als auch sein Bokken aufbewahrte. Fast schon bedauerte er, dass heutzutage meist das Shinai, also ein Übungsschwert mit vier Bambus-Lamellen verwendet wurde, statt das traditionelle Holzschwert. Man konnte schon fast behaupten, dass er sein Bokken liebte. Er war hervorragend ausbalanciert und aus hochwertigem Kirschbaumholz.
 


 

Als er es auf einer Messe für Kampfkünste gesehen hatte, war er zum ersten Mal in seinem Leben froh gewesen, nicht auf Geld achten zu müssen. Er hatte zwar schon fast ein schlechtes Gewissen gehabt, als er den Preis gesehen hatte, aber er konnte nicht anders und hatte es haben müssen.
 

Auf dem Weg zurück ins Anwesen hatte er sich an das Theaterstück am Vorabend erinnert, dass er mit seinem Großvater besucht hatte. Es war wieder einer dieser Höflichkeitsbesuche gewesen, die ihn zwischenzeitlich wirklich nur noch genervt hatten. Doch das Stück war traditionell und gut vorgetragen worden. Kurz hatte er überlegen müssen, wie es hieß. Yoshitsune Senbon Zakura! Genau! Das wäre doch genau der richtige Name für sein Bokken. Nicht, dass er jemanden erzählen würde, dass er Dingen, die ihm wichtig waren, Namen gab. Aber der perfekte Name für ein Gegenstand war, in seinen Augen, durchaus von Bedeutung.
 


 

Kurz schüttelte er den Kopf, um seine Gedanken beiseite zu schieben und ärgerte sich selbst über seine Tagträumerei. Er schulterte die Tasche und trat aus der Umkleidekabine. Sein Blick glitt durch das fast leere Dojo. Es war kein Schüler zu sehen, doch zwei der Lehrer waren im hinteren Bereich des Raumes in einem Trainingskampf verwickelt. Mitten in der Woche und dann noch um diese Uhrzeit waren nur wenige in der Kampfschule für Kendo. Daher bevorzugte er sein Training zu dieser Zeit. Auch wenn er es immer seltener um diese Uhrzeit dorthin schaffte.
 

„Hey Kuchiki. Auch mal wieder da?“, fragte einer der Lehrer durch seine Gesichtsmaske hindurch. Das war auch eine der Sachen, die er an dieser Schule mochte. Sie machten keine Ausnahme, weil er aus einer reichen Familie kam und Erbe des Kuchiki-Imperiums war. Sie nahmen darauf keine Rücksicht. In manchen Situationen spielte es ihm vielleicht in die Karten, wenn er seinen Namen hier und dort einmal einstreute, damit die Leute auf Distanz gingen. Aber hier wollte er nur ein Kendōka sein. Einer von ihnen.
 

"Ja. Hat einer von euch Zeit für einen Kampf?", antwortete er schlicht und blickte die beiden herausfordernd an. "Sicher, Kleiner.", das breite Grinsen des Größeren war selbst durch den Gesichtsschutz deutlich zu erkennen. Eigentlich wäre ihm der kahlköpfige Madarame lieber gewesen, da er weniger auf rohe Kraft setzte und technisch versierter war. Aber gegen einen Kraftprotz wie Zaraki zu kämpfen hatte immer was für sich. Zumindest konnte er so seine Verteidigung gegen kräftemäßig überlegene Gegner üben.
 

Schnell hatte er seine Ausrüstung angelegt und ein paar Aufwärmübungen ausgeführt. Noch einmal ließ er die Schultern kreisen, bevor es zur Begrüßung ging. Auch bei einem Übungskampf musste eben alles seine Richtigkeit haben. Auch wenn sich Byakuya gegen seine Familie auflehnte, war ihm Tradition im Prinzip sehr wichtig. Auch allen anderen Verpflichtungen seiner Familie gegenüber kam er ohne zu klagen nach.
 

Er riss sich wieder aus seinen Gedanken, als Zaraki mit einem wuchtigen Schlag ihr Aufeinandertreffen einläutete. Schnell riss er sein Shinai hoch, um die Übungswaffe des anderen zu parieren. Das Geräusch von Bambus auf Bambus hallte durch die Trainingshalle und ließ Byakuya wieder klarer im Kopf werden. Die nächste Schlagfolge seines Gegners konnte er geschickt ausweichen, duckte sich unter dem letzten Schlag hindurch und traf den Rumpfschutz des Lehrers. Klarer Treffer, triumphierend drehte er sich zu seinem Gegner um und verbeugte sich erneut.
 

„Nicht schlecht, Kuchiki. Du bist flink. Ich fordere Revanche.“, stellte der Hüne direkt klar. Doch sofort mischte sich Madarame ein. „Mach mal halblang, Big Foot. Jetzt bin ich erst einmal dran.“, mit selbstgefälligem Grinsen setzte er sich den Kopfschutz auf und ließ sein Übungsschwert zwischen den Fingern kreisen. „Wir wollen doch dem Kleinen hier ein bisschen Kampferfahrung bescheren und nicht nur so ein stupides Rumgeknüppel wie bei dir. Sonst findet unser Welpe hier niemals ein Frauchen.“
 

Byakuya hörte das Rauschen seines Blutes in den Ohren. Das ging eindeutig zu weit. Warum glaubte jeder, dass er unbedingt eine Partnerin brauche? Was nahm sich dieser Wichtigtuer da eigentlich raus? Bebend vor Wut zwang er sich in die Verbeugung, machte sich dann jedoch sofort zum Angriff bereit. Schnelle Schlagfolgen wechselten sich ab, sie schenkten sich absolut nichts. Ikkaku Madarame war wesentlich schneller und weniger gewalttätig als Kenpachi Zaraki.
 

Verbissen warf er sich in den Zweikampf und versuchte, eine Schwachstelle in der Verteidigung seines Gegners zu finden. Schnell vollführte er einen Ausfallschritt und zielte auf die Trefferzone am Unterarm, als Madarame hingegen wohl ein Schwachpunkt in dessen Deckung ausgemacht hatte und ebenfalls zum Angriff überging. Blitzschnell drehte er sich unter dem Hieb hindurch und brachte ein paar Schritte zwischen sich.
 

Beide waren aufgrund der Intensität des Schlagabtauschs leicht außer Atem. Aufmerksam belauerten sie sich. Byakuya hatte seine Fassung wieder erlangt. Er wusste, dass er nur bei voller Konzentration eine Chance gegen den talentierten Kendōka hatte. „Hey Kuchiki.“, riss ihn die spottende Stimme Madarames aus der Konzentration. „Vielleicht solltest du dir ein Kleid anziehen und dir nen echten Kerl suchen. Du schlägst wie ein Mädchen.“ Dabei legte er sein Shinai über die Schultern und hob damit seine Deckung vollkommen auf.
 

Nun war die Sicherung bei Byakuya vollkommen durchgebrannt. Mit erhobenem Übungsschwert preschte er nach vorne, um den Kampf endlich für sich zu entscheiden. Doch sein Gegenüber hatte genau damit gerechnet. Als sich der Schwarzhaarige unter dem Konter hindurch duckte und mit einer geschickten Drehung hinter dem Glatzköpfigen gelangen wollte, hörte er ein knackendes Geräusch. Sofort spürte er, wie sein Stand instabil wurde und sein Knie wegknickte. Schmerz durchzog ihn, füllte seine Adern wie flüssiges Feuer. Er spürte noch, wie er auf der Matte aufschlug, dann wurde es um ihn herum schwarz.



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