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Two Worlds Collide

Byakuya x Renji
von

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Mittagspause

Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er war schon lange nicht mehr derart nervös gewesen. Zwar hatte er sich immer wieder eingeredet, dass dies nichts Besonderes war, aber im Grunde wusste er, dass er sich angelogen hatte. Natürlich war es etwas Besonderes. Zumindest für ihn. Gut. Vielleicht nicht die Sache an sich. Aber die Person, die er deswegen ansprechen musste. Doch er musste es klar stellen. Er wusste nur noch nicht wie.
 

Mit dem Vorwand, noch etwas wegen der ausgefallenen Therapiestunde klären zu wollen, konnte er Nanao entlocken, wann Renji Mittagspause machen würde. Von 12 bis 13 Uhr. Um 13:15 Uhr war er selbst der nächste Patient. Er atmete kurz durch, als er vor dem Pausenraum ankam. Kurz schloss er die Augen, versuchte sein klopfendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Dann hob er die Hand und klopfte 2 Mal leise an die Tür.
 

Kaum hatte Byakuya die Hand wieder an der Krücke, wurde die Tür geöffnet. Ein irritiert dreinblickender Renji stand mit einer Tasse in der Hand da und blickte ihn an. Byakuyas Blick glitt über die mittlerweile vertraute, aber nicht minder betörende, Statur. Doch seine Augen blieben an der Tasse hängen. 'Bester Papi der Welt' stand drauf. Der Kloß in seinem Hals war sofort wieder da.
 

„Byakuya? Was...“, setzte der Rothaarige an, doch sein Patient unterbrach ihn. „Verzeih. Es war eine blöde Idee, vorbeizukommen, anstatt es telefonisch zu klären“, damit drehte er sich um und ging so schnell, wie es seine Krücken zuließen, Richtung Fahrstuhl. Ungeduldig hämmerte er auf den Knopf und war erleichtert, als der Aufzug endlich kam, ohne dass der Rothaarige in seinem Blickfeld auftauchte. Erleichtert drückte er die Taste für das Erdgeschoss, als ein „Warte!“ an sein Ohr drang. Doch genau das wollte er gerade nicht.
 

Was war er denn für ein Idiot gewesen? Dieser Tōshirō konnte nichts anderes als sein Sohn sein. Und seine Partnerin hatte ihm wahrscheinlich irgendwann einmal diese Tasse gekauft. Als öffentlicher Beweis ihres privaten Glücks. Er gönnte es Renji von Herzen, doch die Erkenntnis tat weh. Aber wie konnte er auch glauben, dass ausgerechnet dieser Mann auf Männer stand? Wie erbärmlich naiv er doch gewesen war! Er lehnte sich gegen die kühle Wand des Aufzugs und schloss die Augen.
 

Der Aufzug hielt nur wenige Stockwerke unter dem der Praxis. Jemand, der offensichtlich Post im Gebäude verteilte kam mit einem kleinen Handkarren und grüßte freundlich. Byakuya konnte sich gerade noch ein Nicken abringen, als er sah, dass er nur 3 Stockwerke später wieder aussteigen wollte. Das machte ihn wahnsinnig. Er wollte nur so schnell wie möglich aus dem Gebäude und sich irgendwo verkriechen. Mit einem weiteren Gruß verabschiedete sich der Postbote wieder, als der Aufzug auf Höhe des gewünschten Stockwerkes hielt.
 

Die nächste Fahrt endete in Stock 20. Also würde noch jemand dazu steigen. Die Ungeduld riss an seinen Nerven. Er hörte das leise 'Bling' und die Türen öffneten sich langsam. Da war es wieder. Das Rot! Das Bandana war ein wenig verrutscht, die rote Mähne war zerzaust und hier und da hing eine lange Strähne aus dem Zopf heraus. Byakuya verschlug es dem Atem. Ganz offensichtlich hatte sich Renji in der Praxis noch seine Jacke geschnappt und war dann gerannt, als ginge es um sein Leben. 12 Stockwerke. Nach Luft ringend hielt er eine Hand in die Tür, damit sich der Aufzug nicht wieder schloss. Dann richtete er sich auf und trat ein, baute sich förmlich vor dem Schwarzhaarigen auf.
 

"Was sollte das?", fragte Renji sauer. Byakuya schluckte. Was sollte er darauf antworten? Dass er beim Anblick seiner Tasse kurzzeitig die Fassung verloren hatte? Manchmal musste er seinem Großvater recht geben. Er war immer noch, trotz der vielen Lehrstunden, viel zu hitzköpfig. Aber nun hatte er sich in diese Situation hineinmanövriert und musste irgendwie wieder heraus kommen. Sollte er es wagen? Sollte er fragen oder einfach schweigen? Doch eine Frage brannte ihm auf der Zunge. Stach in seinem Herzen. Auch wenn er es eigentlich ignorieren sollte.
 

"Wer ist Tōshirō?", stellte Byakuya die für ihn alles entscheidene Gegenfrage. "Woher...?", Renji blinzelte und Verwirrung statt Wut war in seinen Augen zu sehen. "Woher ich von deinem Sohn weiß? Gestern hatte Frau Kotetsu am Telefon seinen Namen gesagt, als ich aus dem Behandlungsraum gekommen bin, und heute diese Tasse...", schlussfolgerte der Schwarzhaarige, als wäre es absolut naheliegend.
 

Renji blinzelte ein weiteres Mal. Es war förmlich zu sehen, wie sein Gehirn arbeitete. Doch dann breitete sich ein Grinsen auf dem Gesicht aus und er fing an zu lachen. "Ehrlich, ich schmeiß das blöde Ding wirklich irgendwann weg. Es verursacht nur Verwirrung!", doch dann schaute er Byakuya an. "Hör zu, meine Familienverhältnisse, wenn man es überhaupt so nennen kann, sind ein wenig kompliziert. Ok, ich gebe zu, sie sind furchtbar kompliziert“, er stand immer noch vor seinem Patienten, dabei trafen sich ihre Blicke und Byakuya wusste, dass er die Wahrheit sagte. Renji stützte sich mit einer Hand an der Wand, direkt neben Byakuyas Kopf, ab. Der angenehme Duft benebelte seine Sinne. Sein Herz schien wieder einmal ein eigenartiges Eigenleben zu entwickeln.
 

„Aber auch wenn mein Privatleben kompliziert ist, habe ich weder einen Partner, noch ein Kind. Zumindest wüsste ich von keinem“, Byakuyas Atem stockte. Hatte er gerade Partner gesagt? Meinte er es auch so, wie er selbst es verstehen wollte? Byakuya rieb sich kurz mit der Hand durch das Gesicht. Erst jetzt war ihm klar, wie furchtbar dämlich und überstürzt sein Verhalten eben gewesen war. Konnte sich der Rothaarige nun etwa denken, wie die Gefühle seines Patienten waren? Aber Byakuya war sich doch noch selbst nicht vollkommen sicher, wie genau seine Gefühle aussahen. War es nur Faszination für dieses krasse Gegenteil seiner selbst? Oder war tatsächlich schon Liebe?
 


 

Renji blickte in das blasse Gesicht. Byakuya sah müde und abgespannt aus. Was war los mit ihm? Warum hatte er so reagiert? Konnte er es als Zeichen werten, dass der Schwarzhaarige ähnlich fühlte, wie er? Das würde die Frage und die Reaktion auf die Tasse erklären. Er seufzte, doch setzte dann ein warmes Lächeln auf. Sie mussten reden. Irgendwo in Ruhe. Vielleicht würde sich sein Gegenüber dann ein wenig entspannen. Der Aufzug verkündete die Ankunft im Erdgeschoss, daher richtete sich Renji schnell auf und trat einen Schritt zurück. Dennoch blickte er seinen Patienten weiterhin an. „Lust auf einen Kaffee oder so?“
 

Mit Erleichterung sah er das Nicken des anderen. Dann trat er zur Seite und ließ ihm den Vortritt. Vor dem Gebäude blickte er ratlos nach links und rechts. „Ehrlich gesagt, kenne ich hier in der Gegend nichts, wo man sich ruhig hinsetzen könnte. Hast du eine Idee?“ Zwar kannte der Rothaarige eine gute Kaffeebar, doch wollte er Byakuya die Möglichkeit zur Entscheidung geben. Außerdem war dort immer sehr viel los. Ruhe würden sie da also keine haben.
 

„In der Nähe des Krankenhauses, wo wir uns schon einmal begegnet sind, ist ein recht guter Imbiss“, schlug der Schwarzhaarige vor. Renji schoss direkt wieder ein wenig Röte ins Gesicht, als er an ihre Begegnung dachte. Doch dann nickte er. „In Ordnung, ist nicht weit von hier...“, er stockte plötzlich, als sei ihm etwas unangenehm. „Alles in Ordnung?“, fragte Byakuya und hielt im Gang inne, um sich zu dem anderen umzudrehen. „Ähm... Ja. Wir müssten nur mit dem Auto fahren, sonst dauert das für die Mittagspause zu lange“, wortlos deutete er zum Parkhaus des Geländes.
 


 

Byakuya folgte dem Rothaarigen neugierig. Was für ein Auto er wohl fahren würde? Eigentlich war er sich sicher, dass es etwas Älteres und vielleicht sogar ein klein wenig unvernünftig war. Doch als er das Auto sah, welches Renji ansteuerte, musste er doch ein wenig grinsen. Dieser drehte sich kurz zu ihm um, als sie an dem schwarzen Gefährt angelangt waren. Die roten Sitzbezüge leuchteten aus dem Fahrzeuginneren. Es passte wie die Faust aufs Auge.
 

„Es ist jetzt nicht wirklich modern, aber es fährt“, hörte er die entschuldigenden Worte. Das amüsierte ihn und ihm war kurz zum Lachen zumute. Schnell kämpfte er die Emotion hinunter. Er hatte sich heute eindeutig zu viele Schwächen erlaubt. „Ein Nissan Skyline GT-R R33. Also entweder hast du einen ordentlichen Betrag für ihn oder für die Reparatur hingelegt. In solch einem Zustand sollte der Wagen einen entsprechenden Wert haben", mutmaßte er. Renji grinste anerkennend. "Nah. Keines der Ersatzteile ist Original. Wenn es das wäre, hätte ich ihn mir nicht leisten können. Aber irgendwie… Ich musste dieses Auto einfach haben”, lachte der Rothaarige etwas verlegen und rieb sich dabei den Nacken. “Zum Glück habe ich da jemanden, der arbeitet in einer KFZ-Werkstatt. Da ich ihm schon den ein oder anderen Gefallen getan habe, hatte ich was gut bei ihm." Byakuya hob die Augenbraue. "Entweder möchte ich nicht wissen, welcher Natur diese Gefallen waren oder du scheinst ihm eine echte Hilfe gewesen zu sein."
 

Renji lachte wieder bei der Anspielung, doch war ihm deutlich anzusehen, dass er damit nicht gerechnet hätte. "Nein, nicht solche Gefallen. Seine Freundin hatte Probleme mit ihrem Ex. Ziemlich unangenehmer Bursche. Ich hab ihm geholfen, die gemeinsame Bude zu räumen. Ansonsten immer nur so Kleinigkeiten, bei denen sich Freunde eben helfen. Aber natürlich hab ich die Materialkosten getragen. Oder habe dafür in der Werkstatt neben der Schule ausgeholfen. Manchmal ist eben gerade die Arbeitzeit das Kostspielige an solchen Reparaturen."
 

Kleinigkeiten, bei denen sich Freunde eben helfen. Als sich Byakuya, dank den Krücken etwas umständlich, auf den Beifahrersitz des Wagens fallen ließ, spürte er wieder den altbekannten Stich der Einsamkeit.



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