Zum Inhalt der Seite

Blutschwert

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verschwunden

Fang schlug mit ihrem Stab gegen das Schwert ihres Gegners. Rod wehrte den Angriff ab und grinste. Er war einen Kopf größer als sie, schneller, kräftiger und hatte mehr Erfahrung im Kampf. Dennoch konnte sie recht gut mithalten.

„Du wirst besser. Aber du bist noch nicht gut genug.“

Er drückte sie weg und griff an, Fang jedoch wehrte den Angriff ab und startete selbst einen Angriff. Doch wieder parierte Rod diesen und sah sie mit diesem breiten Grinsen an.

„Rod, Fang!“

Sie beendeten ihren Kampf und sahen Sharon und Kayla auf sich zukommen. Etwas weiter hinter ihnen lief Yuuki und hielt einen Beutel in der Hand. Die beiden Mädchen trugen kurze Kleider und hatten die Haare zusammengebunden. Bei diesen Temperaturen auch nicht anders möglich. Fang selbst trug eine kurze Hose und ein T-Shirt und hatte sich ebenfalls die Haare zu einem Zopf gebunden. Andernfalls würden sie ihre nur im Nacken kleben.

„Parar hat uns diese Waffen gegeben. Eine neue Fertigung. Wir sollen damit mal üben.“

Yuuki reichte Kayla den Beutel und diese griff sogleich hinein. Sie holte einige Dolche heraus und reichte sie den anderen. Rod nahm sich als erster einen Dolch und besah sich diesen. Fang tat es ihm gleich. Sie waren gut verarbeitet, lagen leicht in der Hand und waren sehr spitz.

„Scheinen sehr gut zu sein. Willst du sie gleich mal ausprobieren?“

Rod schmunzelte Fang leicht an und diese wollte gerade etwas erwidern als ihr jedoch Kayla dazwischen kam.

„Dafür bleibt keine Zeit. Wir müssen noch das Abendessen vorbereiten. Du kannst ja mit Yuuki trainieren. Aber komm nicht zuspät nach Hause!“

Kayla packte Fang am Arm und zog sie mit sich. Fang drehte sich nochmal um und zuckte mit den Schultern, sah dabei Rod lächelnd an. Dieser schmunzelte leicht und sah ihnen nach.
 

Es war das letzte Familienabendessen bevor ihre Eltern aufbrechen wollten. Sie hatten die Aufgabe einen alten Tempel im Frostgipfelgebirge zu untersuchen. Sharok-Tempel hieß er und soll sehr alt und zugleich wunderschön sein. Kayla würde gerne mitgehen, doch sie durfte nicht. Sie musste mit Fang und Rod zuhause bleiben. Ein mulmiges Gefühl breite sich in ihrer Magengegend aus als sie an die Gerüchte dachte. Die Menschen in den Dörfern im Gebirge erzählten oft Geschichten von Nachtwandlern. Jeder kannte sie, doch sie galten nur als eine Legende, ein Mythos und ein Teil der Geschichten mit denen die alten den Kindern Angst einjagen wollten. Kayla fühlte sich unwohl, auch noch als ihre Eltern sich am nächsten Morgen verabschiedeten. Ihre Mutter gab allen einen Kuss auf die Stirn und strich dann ihrer Tochter eine Strähne hinters Ohr.

„Seid schön artig. Und hört auf das was Rod sagt.“

Kayla und Fang nickten und ihre Mutter strich beiden Mädchen über die Haare. Sie liebte beide gleich sehr und behandelte Fang wie eine eigene Tochter. Kayla freute sich, denn sie hatte sich immer eine Schwester gewünscht. Nur mit einem Bruder wurde es auf Dauer langweilig.

„Pass auf die beiden auf, ja Rod? Wir sind in einigen Tagen wieder zurück.“

Kayla sah ihren Eltern nach und musste erneut an die Geschichten der Nachtwandler denken. Sie wurde dieses mulmige Gefühl einfach nicht los.
 

„Welches Sternenbild ist das?“

„Der Drache.“

„Gut. Du lernst schnell.“

Fang lachte und sah Rod an. Er tat es ihr gleich und sie sahen sich lange in die Augen. Gemeinsam lagen sie auf dem Dach des großen Turms in Carastos. Sie waren oft hier oben und sahen sich die Sternbilder an. Rod hatte einen Arm um Fang gelegt und sie sich an ihn gekuschelt. Sie liebte es mit ihm hier oben zu sein. Es ein unbeschreibliches Gefühl wenn man diesen wunderbaren Nachthimmel sah. Rod strich ihr leicht über den Arm und sah wieder zum Himmel hinauf. Fang war glücklich in ihm einen so tollen Freund und Bruder gefunden zu haben. Stundenlang könnte sie mit ihm hier oben sein und es würde nicht langweilig werden.

„Ist dir kalt?“

„Hm?“

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, legte den Kopf in den Nacken und schaute Rod an. Dieser blickte zu ihr hinab und lächelte sanft. Sie mochte sein Lächeln, es strahlte eine gewisse Wärme aus und gab ihr ein vertrautes Gefühl.

„Du hast eine Gänsehaut.“

„Nein mir ist nicht kalt. Alles in Ordnung.“

Sie lächelte zurück und er fuhr ihr kurz über den Arm. Er legte seinen Kopf gegen ihren und sie sahen sich an. Fang spürte seinen warmen Atem auf ihrer Wange und schaute in seine schwarzen Augen. Sie war zwar erst 13 und Rod 15, dennoch verstand sie schon einiges Liebe. Nicht das sie selbst verliebt gewesen wäre, nein. Aber man hörte davon in der Schule, beim Training und sah andere Teenager. Fang fragte sich wie es wohl wäre jemanden zu küssen. War es wirklich so schön? Dauernd sah man Menschen sich küssen und Fang fragte sich warum es alle taten. Scheinbar musste es wirklich so schön sei.

„Du hast heute gut gekämpft.“

Erneut wurde sie von Rods Stimme aus ihren Gedanken gerissen. Rod hatte sicherlich schon mal jemanden geküsst, dessen war sie sich sicher. Und ob er auch schon mehr getan hatte? Selbstverständlich wusste sie was Sex war und das so Kinder gezeugt wurden. Doch so wirklich vorstellen konnte sie es sich nicht. Vielleicht war sie dafür aber auch noch zu jung.

„Du auch. Aber langsam lässt du nach. Oder hole ich dich ein?“

Rod lachte und fuhr Fang durchs Haar.

„Du wirst besser, ja. Aber bis du mich besiegen kannst dauert es noch etwas.“

„Beim nächsten Mal wenn wir kämpfen halte ich mich nicht zurück.“

Rod grinste und strich ihr erneut durchs Haar. Sie hatten ihre Stirn aneinander gelegt und sahen sich wieder an. Erneut fühlte sie die Wärme von Rod und spürte wie sich seine Hand in ihren Nacken legte. Im nächsten Moment schon spürte sie seine Lippen auf ihren, erst zögerlich und zurückhaltend, dann intensiv und leidenschaftlich. Fang schloss die Augen und vergrub ihre Hand in seinen schwarzen Haaren. Es fühlte sich wirklich so schön an wie man es sich vorstellte und Fang wusste nun warum es alle taten. Rod schien definitiv mehr Erfahrung zu haben, denn er küsste sie nun sehr viel leidenschaftlicher. Fang machte es nichts aus, sie genoss es. Über ihr strahlten die Sterne hell am Himmel und auch der Mond leuchtete stark. Vollmond und dieser Nacht war kälter als alle anderen jemals zuvor.
 

Zögerlich trat sie an Kaylas Tür und lauschte. Sie hörte ein schluchzen und wimmern. Kayla weinte immer noch. Fang traute sich nicht zu klopfen, zögerlich trat sie einen Schritt weg. Sie sah Rod die Treppe hinaufkommen. Er blieb stehen und sah sie an. Trauer lag in seinen Augen, sie meinte sogar Spuren von Tränen zu sehen. Seine sonst so strahlend schwarzen Augen wirkten leer, geschwollen und geröttet. Auch ihm ging es wie Kayla.

„Weint sie noch?“

„Ja. Wie geht es dir?“

Rod zögerte und schwieg kurz. Dann sah er sie wieder an und kam einen Schritt näher.

„Ich denke den Umständen entsprechend.“

Er schloss noch die letzten Meter auf und schaute ihr nun direkt in die Augen. Er hatte auf jeden Fall geweint, doch dies war auch nicht weiter verwunderlich.

„Wie fühlst du dich? Du hast auch deine Eltern verloren und das schon zum zweiten Mal. Muss schwer sein.“

„Schwerer als beim ersten Mal. Eure Eltern haben mir mehr bedeutet als meine eigenen.“

Rod schwieg und sah sie einfach nur an. Man sah, dass er trauerte und Unterstützung brauchte. Er versuchte Stark zu sein, für Kayla und für Fang. Doch wer war stark für ihn?

„Du solltest schlafen gehen. Dich ausruhen.“

Sie legte ihre Hand an seinen Arm und schaute zu ihm auf. Rod erwiderte den Blick und nickte schließlich.

„Bleibst du bei mir?“
 

Schon oft lag sie mit Rod in einem Bett, doch noch nie alle. Es war immer Kayla dabei gewesen. Rod lag in der Mitte, das Licht war ausgeschaltet und er hatte eine Taschenlampe in der Hand. Mit seiner Hand formte er unterschiedliche Tiere im Licht der Lampe. Sie erinnerte sich noch gut daran wie eines Nachts Stephen herein kam mit einer zweiten Taschenlampe und zusammen mit Rod verschiedene Tiere zeigte. Sie erinnerte sich an das Lachen und das Gefühl der Geborgenheit und das Glück, welches sie gespürt hatte. Die war nun vorbei. Alle mit Rod lag sie in seinem Bett, das Licht ausgeschaltet und die Taschenlampe im Schubkasten verstaut. Sie hatten sich einander zugewandt und die Decke über sich gezogen. Seine Hand lag neben seinem Gesicht, genau auf ihrer drauf. Sie beobachtete ihn beim Schlafen und drückte dann kurz seine Hand.

„Fang?“

„Ja?“

Er schien von ihrer Geste aufgewacht worden zu sein. Rod sah auf uns schaute das Mädchen an, welches neben ihm. lag. Nur schummrig erkannte er sie in der Dunkelheit.

„Danke, dass du da bist.“

„Keine Ursache. Dafür ist die Familie doch da.“
 

„Ich will mitkommen, Rod.“

„Nein Kayla. Es ist sicherer wenn du hier bleibst.“

Kayla schaute Rod nur an und schlug seine Hand weg als er ihr diese auf den Kopf legte. Mit traurigen Augen sah er sie.

„Sie waren auch meine Eltern. Ich komme mit.“

„Es ist zu gefährlich. Du bleibst hier bei Fang und den anderen.“

Er drehte sich um, denn für ihn war die Sache erledigt. Doch Kayla weigerte sich in Sollos zu bleiben und hielt ihn auf.

„Hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Ich kann kämpfen, ich kann auf mich aufpassen.“

„Unsere Eltern konnten das auch und sie dir an was passiert ist. Sie sind Tod, Kayla! Und ich werde nicht zulassen, dass dir das gleich widerwärt. Du bleibst hier.“

Mit einem ernsten Blick schaute er seine Schwester an, die seinem Blick standhielt. Lange sahen sie sich an, ehe Kayla die Hand ihres großen Bruders ergriff und einen Schritt näher an ihn herantrat.

„Bitte Rod, ich flehe dich an. Nimm mich mit.“

Er sah die Ernsthaftigkeit in ihren Augen, die Entschlossenheit und das Flehen. Schließlich seufzte er und nickte dann. Gleich drauf fiel ihm seine Schwester um den Hals. Er schlang seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Schließlich ließ er sie los und sie gingen zu ihren Freunden. Kayla umarmte Fang, die ihr scheinbar etwas ins Ohr flüsterte, denn Kayla nickte dann und sie sahen sich kurz an. Rod ging unterdessen zu Yuuki, der nicht ganz so begeistert aussah.

„Bist du dir sicher?“

„Nein.“

„Pass auf sie auf, Rod. Und kommt heil wieder.“

„Das werden wir.“

Kurz schlugen die beiden Jungs ihre Fäuste aneinander und dann ging Rod auch schon zu Fang. Er legte seine Arme um sie und sie tat es ihm gleich. Für einen Moment schmiegte sie sich an seine Schulter und genoss die Umarmung.

„Versprich mir, dass ihr wiederkommt. Ich will nicht noch mehr aus meiner Familie verlieren.“

„Das wirst du nicht, versprochen.“

Er löste die Umarmung, legte ihr eine Hand auf den Kopf und sah sie lächelnd an. Fang erwiderte das Lächeln und kurz sahen sie sich in die Augen. Schließlich drückte Rod ihr einen Kuss auf die Stirn und ging zu Kayla, nahm ihre Hand und dann verließen sie schließlich Sollos.
 

Fang hockte sich vor Kayla und strich ihr über den Kopf. Langsam legte sie ihrer besten Freundin, fast schon ihrer Schwester, die Arme um die Körper und legte ihren Kopf auf Kaylas. Sie schluchzte und auch Fang konnte sich eine Träne nicht zurückhalten.

„Er hat es versprochen, Fang. Er hat versprochen bei mir zu bleiben und mich nie zu verlassen.“

„Ich weiß. Er hat versprochen wiederzukommen.“

Die Krieger des Drachenordens waren es die Kayla zurück nach Sollos brachten. Alleine, ohne ihren Bruder. Sie sagten Kayla sei unterkühlt, jedoch nicht verletzt gewesen als man sie vor den Toren von Haven fand. Rod sei verschwunden, tot hieß es. Warum waren sie auch nur alleine ins Frostgipfelgebirge gegangen, wo doch erst kurz zuvor ihre Eltern dort tot aufgefunden wurden. Von Rod fehlte jegliche Spur, bis jetzt hatte man seine Leiche noch nicht gefunden.

„Bitte, Fang. Bleib wenigstens du bei mir.“

„Keine Sorge. Ich gehe nicht. Nur du musst mir versprechen auch nicht zu gehen.“

Kayla nickte und hob schließlich den Kopf. Sie legte ihre Stirn gegen die von Fang und sah sie an. Die beiden Mädchen hielten sich noch immer im Arm und konnten die Tränen nicht zurückhalten. Fang hatte sich als sie es erfuhr das Bild von Rod, Kayla und sich angesehen. Sie waren glücklich. Warum musste das alles so weit kommen? Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit Kayla und an ihre Worte. `Götter kennen keine Gnade, darum sind sie ja Götter. Und sie sind blind. Sie sehen nur was sie sehen wollen`. Sahen die Götter denn nicht die drei Kinder, die um ihre Eltern trauerten? Mussten sie ihnen wirklich noch den großen Bruder nehmen? Fang drückte sich enger an Kayla, die an Rods Bett gelehnt saß.

„Es wird alles gut werden. Wir sind da.“

Sie hatten gar nicht bemerkt wie Yuuki und Sharon den Raum betreten hatten. Yuuki hockte sich neben die beiden Mädchen und schlang seine Arme um beide und strich dabei über Kaylas Rücken.

„Ihr habt noch uns. Wir bleiben zusammen, was auch passieren mag.“

„Nichts wird uns trennen können.“

Sharon lehnte sich von der anderen Seite gegen die beiden Mädchen und legte ebenso ihre Arme um Fang und Kayla.

„Danke, dass ihr da seid.“

Die vier saßen eng umschlungen beieinander und trösteten sich gegenseitig. Sie gaben sich halt und Kraft und versuchten den Verlust ihres Freundes und Bruders gemeinsam zu überwinden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück