Zum Inhalt der Seite

Rache

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie immer gilt: Wem Rechtschreib-, Zeichensetzungs- oder Grammatikfehler auffallen, darf mir das gerne mitteilen :) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rache

Rache.

Das war der einzig Gedanke zu dem Loki fähig war, nachdem er wieder einigermaßen klar denken konnte. Die zerstörte Zelleneinrichtung nahm er nur am Rande war, während er, wie der Rachegott höchstpersönlich, durch die Zelle schritt und wütend ein Stuhlbein mit einem Fingerschnipsen zu Kleinholz zermahlte.

Sein ganzes Sinnen war von diesem einen simplen Gedanken ausgefüllt. Er dürstete nach Rache. Die Dunkelelfen würden dafür bezahlen.

Sie war tot.

Sie war wirklich tot.

Die einzige Frau, die ihm etwas bedeutet hatte.
 

In ihm brodelte es. Dieser immense Zorn, den er jetzt fühlte, war nicht vergleichbar mit dem Gefühl, das er empfunden hatte, als er die Wahrheit über seine Herkunft erfahren hatte. Der Zorn darüber, sein ganzes Leben lang belogen worden zu sein, war erst später aufkommen.

Nach der Verwirrung.

Das hier war anders. Ihn dürstete es nach sofortiger Vergeltung.

Mit einem wütenden Schrei pulverisierte er einen Tisch in tausend Einzelteile.

Es verschaffte ihm keinerlei Genugtuung.
 

Vielleicht lag es daran, dass er sich von Odin nie so verstanden gefühlt hatte wie von Frigga, der er seine magischen Fähigkeiten verdankte. Es war schon in seiner Kindheit so gewesen, dass Thor, der geborene Kämpfer, seinem Vater näher gestanden hatte, während er sich Frigga verbunden gefühlt hatte. Denn sie beide teilten ein Band, das niemand sonst in ganz Asgard verstehen konnte.

Magie, das war es, was sie trotz allem anderen immer verbunden hatte. Dieses magische Band, das selbst die Entdeckung seiner wahren Natur, dieser Verrat an ihm, nicht hatte zerstören können. Dieses Band war jetzt endgültig zerschnitten.

Tot. Sie war tot und es war seine Schuld. Wenn auch nicht beabsichtigt, so ließ es sich doch nicht leugnen. Wenn er dem Kursed nicht den richtigen Weg gezeigt hätte...

Negative Gefühle war er gewohnt: Neid, Zorn, Hass. Aber er war nie von Schuldgefühlen geplagt gewesen.

Bis jetzt.
 

Fast geistesabwesend legte er eine Illusion über seine Zelle, sodass es für alle so aussah, als säße er nun lesend auf dem Boden. Erst dann glitt er langsam an der Zellenwand zu Boden. Mit einem Mal fühlte er sich seltsam kraftlos und alt. Er bereute es, dass seine letzten Worte zu ihr so grausam gewesen waren.

„So ist es. Du bist nicht meine Mutter“, flüsterte er bitter.

Er sah noch einmal diesen kummervollen Blick von ihr, sein aussichtsloser Versuch sie zu berühren, als eine Geste der Entschuldigung gemeint, ehe ihr Trugbild verschwand. Er hatte Frigga seit seiner Rückkehr so oft von sich gestoßen, aber sie hatte sich nie von ihm abgewandt. Hatte ihn trotz allem wie einen Sohn - ihren eigenen Sohn - geliebt.

Loki vergrub verzweifelt den Kopf in seinen Armen und bekämpfte erfolglos das Brennen in seinen Augen.

Wann hatte er das letzte Mal geweint?

Geweint um eine andere Person?
 

Er wusste nicht, wie lange er so gesessen hatte, verzweifelt und mit sich selbst hadernd, ehe er wieder von glühendem Zorn erfüllt wurde.

Zorn auf Odin.

Wieder einmal Odin.

Immer und immer wieder war es Odin.

Odin, der um ihre Verbindung wusste, der wissen musste, wie wichtig Frigga ihm trotz allem noch gewesen war. Und dennoch überbrachte er ihm diese Nachricht nicht persönlich. Nein, er ließ sie „dem Gefangenen“ durch die Wache überbringen. Wahrscheinlich sollte er auch noch dankbar sein, dass er überhaupt informiert worden war. Das sähe dem großen Allvater ähnlich. Hasste er ihn nun wirklich so sehr, dass er Loki nicht einmal erlaubte von ihr Abschied zu nehmen?

Hatte er jetzt endlich sein Ziel erreicht?

Diese Gleichgültigkeit und Kälte, die ihm jetzt entgegen schlug. War es nicht das, was er gewollt hatte?

Da er keine Anerkennung und keinen Stolz von Odin erringen konnte, hatte er darauf gebrannt zu beweisen, dass dieser ihn nie akzeptieren würde. Ihn akzeptieren konnte. Dass er ihn insgeheim für seine Frostriesennatur hassen musste. Oder ihn schon immer verachtet hatte.

War das jetzt der finale Beweis, dass er immer recht gehabt hatte?

Aber warum war er dann jetzt nicht glücklich?

Warum konnte er sich nicht bestätigt fühlen?

Warum schmerzte diese Erkenntnis trotz allem?
 

Wieder sah er ihr liebevolles und gütiges Gesicht vor sich.

„Du hast eine erstaunliche Auffassungsgabe. Bei allen anderen, nur nicht bei dir selbst.“

Energisch schob er sie aus seinen Gedanken. Es schmerzte an diesen Augenblick zu denken und er konnte sich jetzt keinerlei Ablenkung erlauben.

Genug von diesem Selbstmitleid!

Er musste sich fokussieren. Musste seinen Zorn in die richtigen Bahnen lenken. Ihn kanalisieren.
 

Er würde zu seiner Rache kommen und wenn er dafür alle neun Welten in Schutt und Asche legen müsste. Es würde nicht allzu lange dauern, bis er diese Zelle verlassen würde. Oh ja, sein Bruder würde ihn früher oder später aufsuchen und um Hilfe bitten. Wenn er auf eines zählen konnte, dann auf Thors Berechenbarkeit.

Odin würde sich in Asgard verschanzen, statt das Heil in der Offensive zu suchen. Ein Gedanke, den Thor verabscheuen würde. Abzuwarten lag nicht in seiner Natur, zudem würde er die Stadt und seine Sterbliche zu schützen versuchen. Die Sterbliche, die Odin als Köder nutzen wollen würde. Das würde Thor niemals zulassen. Er würde sie um jeden Preis schützen wollen. Selbst wenn das Verrat am Allvater bedeuten sollte.

Diese Geradlinigkeit seines Geistes war es, die dafür sorgte, dass Thor nie dazu fähig sein würde, komplizierte Pläne schmieden zu können. Darin war Loki der unübertroffene Meister.
 

Und genau das würde der Grund sein, warum dieser Tor auf ihn angewiesen war. Nur Loki konnte sie beide unerkannt aus Asgard hinaus führen. Der Donnergott würde ihn brauchen. Und Loki würde ihm helfen. Denn dieses eine Mal würden sie beide das gleiche Ziel haben und es war ihm gleich, ob sein Bruder wirklich wusste, wie sehr ihn Friggas Tod belastete. Zum ersten Mal kümmerte es ihn nicht, falls sein Bruder seine Maske durchschauen sollte.
 

Er wurde nicht grundlos als Gott des Unheils bezeichnet. Er würde die Welten in Chaos stürzen. Denn wenn er seine Mutter schon nicht hatte schützen können, würde er sie auf jeden Fall rächen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der letzte Satz musste einfach rein. xD Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CaroZ
2018-08-04T10:27:37+00:00 04.08.2018 12:27
Hallo Kerstin-san,

ich hab die Geschichte schon vor einer Weile gelesen und wollte dir unbedingt noch einen Kommentar dalassen (komme nur nicht immer gleich dazu).

Ich finde es ganz großartig, dass dieses Thema mal aufgegriffen wurde. Ich bin der Meinung, dass die Beziehung zwischen Loki und Frigga was Besonderes ist, dass sein Groll sich nie gegen sie gerichtet hat, dass sie von Anfang an wahre Muttergefühle für ihn gehegt und ihn auch immer so behandelt hat. In den Filmen kommt mir das etwas zu wenig raus – Loki nennt sie „Mutter“, wenn er mit/über sie spricht, und Odin beim Namen, daran erkennt man es immerhin. Daher war es wahrscheinlich schlimm für ihn selbst, dieses „Du bist nicht meine Mutter“ ausgesprochen und damit ihnen beiden bewusst gemacht zu haben. Denn Frigga nimmt für ihn die Mutterrolle ein. Daher finde ich seine Gedankengänge dazu, von dir hier wiedergegeben, echt wichtig. Nicht umsonst hat sie ihm ihre Fähigkeiten beigebracht und ihn in allem unterstützt (und vertraut).

Also, meiner Meinung nach hast du das sehr gut geschildert und ich unterschreib das alles so. =D

Danke für diese Geschichte!

Liebe Grüße
Caro
Antwort von:  Kerstin-san
04.08.2018 12:57
Hallo CaroZ,

ich war auch immer der Meinung, dass Lokis Band zu Frigga sehr viel enger als zu Odin war und dass ihn die Erkenntnis, dass sie nicht seine leibliche Mutter war, deswegen umso härter getroffen hat.

Ist schon ne Weile her, dass ich den One-Shot geschrieben hab, aber ich glaube, dass ich mich damals gerade durch einige YouTube-Videos geklickt hatte, in denen einige Szenen mit Loki und Frigga aus den ersten beiden Thorfilmen waren, die es leider nie in die Filme geschafft haben, und dass mich das damals dazu bewegt hat den One-Shot zu schreiben.

Freut mich auf jeden Fall, dass dir der OS gefallen hat und dass du dir die Zeit genommen hast mir ein Kommi dazulassen :)
Von:  JoMarch
2015-12-30T23:27:20+00:00 31.12.2015 00:27
Wahnsinn. Du hast seine Stimmung sehr gut getroffen.
 
So musste er sich gefühlt haben als er die Traurige Nachricht überbracht bekam das Frigga bei dem Angriff getötet wurde. Ihm schmerzt es besonders da es seine Schuld war, wäre er nicht so voller Hass gegen Thor und Odin gewesen hätte er dem Kursed nicht den Weg gezeigt und sie wäre vielleicht nicht getötet geworden.
Er ist voller Wut, Trauer, Zorn, Neid, Schuld und weiß nicht mit den ganzen Gefühlen klar kommen soll. Das einzige das ihm je was bedeutet hatte war Frigga sie war die einzige die immer für ihn da egal was war und nun da sie Tot ist, ist niemand mehr mehr für ihn da. Und das wird ihm nun auch Bewusst das er Alleine ist. Er will Rache und weiß wie er sie bekommen kann, egal für welchen Preis.
 
Wunderbarer One-Shot, man hatte beim Lesen direkt die Szenen im Kopf wo Loki alles zertrümmert und hier bekommt man seine Gedanken. Sehr schön.
Antwort von:  Kerstin-san
31.12.2015 11:12
Hallo JoMarch (wow, ich benutze zum ersten Mal diesen Antwortbutton, Premiere!),

es freut mich außerordentlich, dass dir der One-Shot so gut gefällt. Ich hahtte ja einige Bedenken, dass das ganze Gefühlschaos, das ich da geschildert habe, in der Summe einfach zu viel ist, von daher erleichtert es mich sehr, wenn das offensichtlich nicht der Fall war.

Ich fand die Szene in dem Film einfach unglaublich traurig. Egal wie sehr er sie immer weggestoßen hat, er konnte immer darauf vertrauen, dass Frigga trotzdem zu ihm gestanden hat und jetzt, wo sie tot ist, ist er wirklich alleine.
Von:  KageyamaTobio
2015-12-17T00:11:42+00:00 17.12.2015 01:11
Oh es ist so herrlich zu lesen, wenn man den Film gesehen hat. Ich bin ja keiner von diesen übertriebenen Loki-Anhängern, aber mir gefällt sein Charakter-Konzept sehr gut. Und du hast ihn fantastisch getroffen. Es hat Spaß gemacht deinem vorgegebenen Pfad in seine Gedankenwelt zu folgen. Das Wechselspiel zwischen Wut und Verzweiflung.. Wie gesagt, bist du von der Szenerie nah am Film geblieben, was es mir sehr einfach gemacht hat, mir das ganze vorzustellen. Ja, Platz für Fantasie und blah! Aber das ist hier nicht nötig. Ich finde deine Darstellung von Lokis Gedanken und Gefühlen wunderbar nachvollziehbar. Ohne Frigga hält ihn in diesem Moment nichts mehr zusammen und er bricht förmlich auseinander. Nur um es dann unter einem Mantel von Rachegelüsten provisorisch zusammen zu puzzlen. Er glaubt sich so stark und ist innerlich so labil. Das macht ihn unwahrscheinlich liebenswert (wenn man denn möchte). Toll finde ich auch den Abschluss, in dem du dich auf seine Beziehung zu Thor eingehst. Ich finde es gut, dass du nicht einfach schreibst, dass er Thor hasst. Denn eigentlich ist er Thor als Bruder sehr zugetan und lebt im ständigen Konkurrenzkampf zu ihm, den Thor selbst gar nicht begreift. Und ich glaube auch das ist ihm bewusst, wie du es beschreibst. Thor ist berechenbar und Loki ist ihm in so vielem voraus. Doch genau diese Züge werden laut ihm scheinbar nicht von Odin beachtet. Ach es ist so herrlich zu lesen. Toll geschrieben!
Antwort von:  Kerstin-san
17.03.2016 19:28
Hallo KageyamaTobio,

auch wenn dein Kommentar schon eine Weile zurück liegt und ich mich damals sicherlich per ENS oder GB-Eintrag gemeldet hatte, möchte ich mich trotzdem noch einmal auf diesem Wege bedanken.

Leider hab ich diese praktische Direkt-Antworten-Funktion erst relativ spät entdeckt.^^
Von:  fragile
2015-10-21T21:50:57+00:00 21.10.2015 23:50
wow - ich war mir ja gar nicht bewusst darüber, welch schönen schreibstil du hast.
ich kenne mich allerdings überhaupt nicht mit thor aus. klar,, der donnergott und so ;D aber was jetzt den film angeht, keine ahnung.
und von loki hab ich auch kaum ahnung. aber er hatte ja auch was mit ragnarök zutun oder? :D
ich schweife ab.

ich hatte wahnsinnig mitleid mit loki. gleichzeitig aber flackerte diese wut in mir auf und ich echt traurig, dass seine mutter verstarb und sich loki jetzt rächen will, ist irgendwie verständlich. aber wahrscheinlich will seine mutter das gar nicht.
er wirkt so klar in seinem denken, weiß genau was er machen will, und gleichzeitig ist er so von trauer und schmerz, wut und hass eingenommen....
das ist so ein interessantes spiel zwischen unsicherheit und sicherheit.
seine gefühle schwappen hin und her, was wohl sicher mit dem tot zusammenhängt. sie war wohl der anker, irgendwie noch der part, der ihn zusammengehalten hat und nicht komplett zum arschloch mutieren ließ?
wirklich traurig. jedenfalls fühle ich mich jetzt etwas niedergeschlagen, was keineswegs als kritik gelten soll.

:3
schön, etwas von dir gelesen zu haben und hey, es war erfrischend, mal was anderes als naruto zu lesen.

grüßle und fühl dich gedrückt,

fraggy

Antwort von:  fragile
03.02.2016 22:07
wieder gelesen. wieder in deinen schreibstil verliebt.
Antwort von:  Kerstin-san
05.02.2016 08:54
Nawww, danke <3


Zurück