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Falling Apart

Das Ende einer Saga
von

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Hilflos (Sasuke)

~
 

Als die Hochzeit- Narutos Hochzeit- bekannt gegeben wird, ist Sasuke wie vor den Kopf gestoßen. Er kann es nicht glauben. Es klingt wie ein schlechter Scherz: Dinge passieren, er bekommt sie anscheinend von allen als Letztes mit und wird vor vollendete Tatsachen gestellt-
 

Und all die vergangenen Jahre, all die Dinge in seinem Kopf, alles, was er gerade erst zaghaft wieder zu glauben, hoffen, fühlen gewagt hat, entpuppt sich mit einem Schlag als Lüge. Als schönes Traumschloss in seinem ewig naiven Kinderkopf, das nichts mit der Realität zu tun hatte.
 

Irgendwie ist es ja fast zum Lachen.

Warum wundern sich Leute noch, dass er von Loyalität nicht viel hält und seine Seiten wie Wäsche wechselt, wenn er sein Leben lang immer nur wieder von denen verraten worden ist, die ihm noch kurz davor ewige Treue geschworen hatten?
 

Warum ist -er- der Verräter?
 

Nach allem, was er erreicht hat und allem, was er zu geben bereit war, hätte er nicht geglaubt, dieses alte Schreckgespenst wieder so nah und deutlich zu spüren, diesen Zustand, der ihn in ein Meer von Erinnerung reißt:
 

Auf einmal ist er wieder so hilflos.
 

Da steht er und muss zusehen und kann überhaupt gar nichts tun. Er kann es nicht einmal begreifen. Seine einzige Verbindung, alles, was er noch hatte, der Strohhalm in seiner Hand-... warum...? Ein bekannter Schmerz bohrt sich in ihn, bitter und rot und er schließt die Augen, um das Wirbeln darin zur Ruhe zu bringen.
 

Für einen kurzen, hysterischen Moment denkt er- hofft er- die Nachricht sei vielleicht nur ein Teil von einer sadistischen Illusionstechnik. Ein Gen-Jutsu.
 

Dann denkt er, vielleicht ist es seine Art sich zu rächen, für alles was wegen ihm war.
 

Und dann denkt er- nein. Vielleicht ist es einfach ein Muster, das sich wiederholt.

Endloser Schmerz. Endlose Trennung.
 

Das Happy End ist ein Märchen, das Kindern erzählt wird, damit sie fügsam und gutgläubig sind.
 

Auf der Karte steht, dass sie ihn als Trauzeugen wollen, und er weiß nicht was er davon halten soll. Einerseits ist es idiotisch, weil er sich nicht vorstellen kann, dass der offizielle Verräter der braven Gesellschaft eine Rolle in so einer Zeremonie spielen sollte, andererseits ist es so verquer ehrenvoll, dass er geradezu dankbar sein müsste; vor allem aber ist es unendlich, abgrundtief grausam.
 

Er ist wieder wie ein kleines Kind: geködert mit falschen Versprechungen, leerer Schmeichelei, gegängelt von einem Lügenkonstrukt, erniedrigt als Tanzäffchen des Systems, das ihm gleichzeitig seine Würde geraubt hat, seinen Willen nimmt, systematisch sein Rückgrat auflöst.
 

Und er weiß genau, dass er wie damals nichts tun können wird, um etwas daran zu ändern.

Er wird stramm stehen, wie ein guter Soldat, genau so wie man das von ihm erwartet. Allein. Hilflos.
 

Nur Lächeln... das will er nicht.
 

Lächeln will er nie wieder.
 

~

"Diesmal ist es wirklich vorbei" (Naruto, Sasuke)

~
 

Er ist schon reichlich angetrunken, als sie sich spät Abends in einer stillen Ecke abseits der übrigen Hochzeits- Festgesellschaft treffen, und Naruto ist es noch mehr.
 

„Da bist du!“, seine blauen Augen sind glasig und er hält dieses übertriebene, fest entschlossene Zähnefletschen das nicht mehr wirklich sein ganzes Gesicht überstrahlt, klatscht ihm mit einer Hand auf den Oberarm,
 

„Ich hab dich echt-... überall... ewig gesucht, heh!“
 

Sasuke spürt Bitterkeit auf seiner Zunge bei diesem Satz, so als hätte er sich ein klein wenig übergeben. Er kann nicht darüber lachen und nimmt einen neuen Schluck Bier, hält pflichtbewusst seine ausgestreckte Hand zwischen sie:
 

„Herzlichen Glückwunsch“, sagt er förmlich.
 

„Ohh, danke, danke! Danke...“, der Blonde greift danach. Weniger als ob er eine Ehrung entgegennimmt, mehr so als ob er strauchelt und Halt sucht. Er schüttelt sie abwesend und hat auf einmal Tränen in seinen Augen.

Die Stimmung kippt. Ganz plötzlich fällt eine Tonne von Ungesagtem zwischen sie, und Naruto senkt seinen Kopf, lässt die fröhliche Maske sein, reibt sich über das Gesicht.
 

„Wir... tun doch das Richtige... oder?“
 

Die Erwiderung liegt Sasuke auf der Zunge. „Idiot“, will er ihn anfahren, weil es noch nie so entschieden zugetroffen hätte, aber das würde sich so sehr nach früher anfühlen-... Nach damals, als alles noch irgendwie-... anders war. Zwar auch nicht wirklich in Ordnung, aber wenigstens besser als jetzt, irgendwie wenigstens noch mit diesem leisen Hauch Hoffnung unter dem ganzen Rest.
 

Er schluckt die Gefühle hinunter und sagt überhaupt nichts dazu.

Was nicht schlimm ist, Naruto ist nämlich gewohnt, sich selbst Antwort zu geben:
 

„Ich-... weiß nicht-... alles fühlt sich so komisch an... ich meine, vorher hab ich mir alles so vorgestellt-... ich dachte, wenn ich erstmal Hokage bin-... aber jetzt-.. jetzt ist es auf einmal so-...“
 

Er sieht auf und das wasserblau in seinen Augen fließt über, und er sieht mit einem Mal so verloren aus, dass Sasuke dieses Gefühl wieder hat: Schmerz. Er kennt es so gut, Narutos Schmerz ruft den Bruder in seiner eigenen Brust und er würde ja irgendwas tun um es besser zu machen, aber er hat keine Ahnung was und- oh Gott, jetzt fängt der Andere auch noch an, richtig zu weinen.
 

Schluchzend sucht Naruto, der gut angetrunkene Held der Stunde, Halt in Sasukes Armen und es ist nichts mehr in Ordnung. Er hat ihn noch nie so besiegt, so gescheitert, so hilflos gesehen, und es zerreißt ihm das Herz, er kann die Umarmung nur unbeholfen erwidern und stehen bleiben, während der Andere immer schwerer wird.
 

„Sasuke...“, ruft er weinend, und der Angesprochene versucht, ihn mit „Schh!“ zu beruhigen, irgendwie-... ratlos bemüht, die Lautstärke so zu dämpfen dass niemand sie hört und alles irgendwie noch im Skandal endet, nach der ganzen Mühe, die sie sich gegeben haben diskret zu bleiben:
 

„Sasuke... ich wollte-... wir, ich-... ich meine wir-...“
 

Da ist der Elefant im Raum: ausgesprochen, direkt zwischen ihnen. Naruto muss nichts mehr sagen. Sie wissen beide, was er damit meint, zumindest glaubt Sasuke das, auch wenn sie nie wirklich darüber geredet haben-... bisher war es noch nie nötig, wirklich darüber zu reden, es war alles gut als subtile Option, als verrückte Idee, denn feste Entscheidungen die sich dazwischen stellen könnten, waren so weit entfernt und so surreal, und jetzt plötzlich...
 

Naruto hält sich an ihm fest.

„Vielleicht war das ein bescheuerter Traum...“, flüstert er, seine raue Stimme bringt all die Erinnerungen an früher zurück, als sie noch jung und ihre Ideale noch ehrlich gewesen waren:
 

„Vielleicht wollte ich das gar nicht wirklich, vielleicht-... will ich gar nicht dieses- ganze- Dorf... was ist schon so ein ganzes Dorf, ohne-...“
 

Und es tut weh, Zeuge davon zu sein, wie er, wie ausgerechnet- Naruto- seinen großen Traum unter den Händen zersplittern spürt.

Nicht, weil er ihn nicht erreicht, sondern grausamer- weil er ihn erreicht und ihm klar wird, dass manche Träume an der Realität sterben. Es ist so unerträglich, dass Sasuke ihm instinktiv widerspricht. Er zieht seine Arme fest um ihn, hält seinen Kopf ein bisschen zu grob und zischt ihm ins Ohr dass er Unsinn redet, dass er nur durcheinander ist, dass er ein toller Anführer wird, so wie er es sich immer vorgestellt hat, aber tief im Innern spürt er, dass es nicht stimmt, und er spürt auch, dass Naruto das sehr gut selbst weiß.
 

„Ich werde alles genau so schlimm machen“, schluchzt Naruto, „Wie all die Anderen vor mir-... Shikamaru wäre besser dafür, ich hab... das Gefühl, ich hab jetzt schon so unverzeihliche, dumme Fehler gemacht...“
 

Sasuke umarmt ihn, weil die Wärme des anderen Körpers, das Gefühl von Haar unter seinen Fingern ihn tröstet, weil er sich selbst an ihm festhält und er weiß nicht, ob er es zu Naruto oder sich selbst oder ihnen beiden sagt:
 

„Du hast getan, was du konntest, und jetzt musst du eben tun, was du musst... wir können nicht ewig Kinder bleiben.“
 

Naruto reißt sich los.
 

Sturmblaue Augen sind auf einmal wieder so jung wie er einmal gewesen ist, damals, als Sasuke zum ersten Mal dieses Gefühl hatte, dass ER, von allen Menschen, vielleicht wirklich anders sein, einen Unterschied machen, den Kreislauf durchbrechen könnte:
 

„Warum?!“, bockt er trotzig und wischt sich die Augenwinkel, „Warum können wir nicht?! Wenn es -das- ist, was es bedeutet, erwachsen zu werden, dann-...“
 

Sasuke vergräbt den Kopf an seiner Halsbeuge, weil das alles zu viel ist und er es nicht mehr erträgt, ihn so anzusehen.
 

„Hör auf“, flüstert er, „Hör auf“
 

Und dann drückt er ihn von sich, atmet durch, fängt sich wieder. Er kann das. Eiserne Selbstbeherrschung war das allererste, was man ihnen beigebracht hat.
 

„Das ist dein Hochzeitstag“, sagt er, „es ist normal, Angst zu haben...“, er nimmt den Kopf des Anderen in beide Hände, drückt die eigene Stirn fest an die des Anderen, so fest, bis es auf eine gute Art weh tut:
 

„Lass uns tapfer sein. So wie früher.“
 

Naruto bleibt einen Moment wie erstarrt.

Und dann greift er ihm in den Nacken, im nächsten Augenblick hat Sasuke seine Zunge im Mund.

Alles ist auf einmal heiß und schrecklich und wunderbar-... schwer atmend lösen sie sich. Sasukes Haut brennt, Narutos Hand liegt kühl von der Nachtluft auf seiner Wange, und da ist die erstickte Bekenntnis:
 

„Ich hab das Gefühl-...“, sagt Naruto leise, wie in stillem Horror vor dem Gedanken, der sich einmal ausgesprochen nicht zurück nehmen lässt:
 

„Von allen Menschen die dir jemals etwas Furchtbares angetan haben-... Danzou, Itachi... Orochimaru... bin ich am Ende der Schlimmste“
 

Sasuke spürt Bitterkeit auf der Zunge.
 

Sie sehen sich lange an.

Bis Sasuke winzige Distanz zwischen ihnen schließt, noch einmal, nur flüchtig und beinahe wie aus Versehen:
 

„Ich bin der Letzte der Uchiha“, murmelt er, „Ich halte eine Menge aus.“

Naruto macht einen schmerzhaft aussehenden Versuch, das Lächeln zu erwidern, es stirbt auf halbem Weg, stattdessen flüstert er mit einer Stimme, die mitten im Satz bricht, weil er schon wieder weint:
 

„Ich glaube, mein ganzes Leben lang hab ich immer nur dich geliebt“
 

Sasuke schnürt es die Luft ab. Genau diese Worte hätten alles verändern und so viel Macht haben können, und jetzt, am Ende, bleiben sie einfach wirkungslos.
 

„Ich-...“, Naruto lacht verzweifelt auf, wirft die Hände in die Luft, „Ich kenn´ sie doch eigentlich gar nicht...! Ich tu das nur-... weißt du-... Neji, es war doch sein letzter Wunsch und-...“
 

„Geh“, Sasuke hat das Gefühl er kann kein Wort mehr ertragen, stößt ihn entschieden von sich: „Geh schon! Es ist deine verfluchte Hochzeitsnacht“
 

Naruto macht Anstalten zu gehorchen-... bleibt aber im letzten Moment nochmal stehen und sagt schniefend die verhängnisvollen, bedeutungsschwangeren Worte, die er vielleicht gar nicht so gemeint hat, die Sasuke aber genau so versteht:
 

„Pass... bitte auf Sakura-chan für mich auf... tust du das? Ich-... möchte nur, dass sie glücklich ist... wenigstens heute Nacht?“
 

Sasuke sieht ihn an.

Er hat das Gefühl als hätte jemand in seine Brust gegriffen und sein Herz ausgepresst. Wie eine reife Orange.
 

~

Hungern (Sasuke, Sakura)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Unsichtbar (Hinata)

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Die Wehen kommen in kürzeren Abständen. Hinata hält die Hand der jungen Krankenschwester und versucht nur zu atmen und tapfer zu sein, etwas, das sie schon ihr ganzes Leben geübt hat.
 

In dieser gefühlten Unendlichkeit von Schmerz und hilflosem Warten wird ihr plötzlich etwas ganz klar: Sie ist unsichtbar.
 

Der Vater dieses Kindes, der in ihren Träumen immer da gewesen ist, immer lächelnd, stark, inspirierend, ist jetzt, hier, im wirklichen Leben auf der Hokage- Besprechung, während sie mitten im Kreißsaal liegt. Nicht einmal Neji ist vor der Tür um ihr beizustehen, denn Neji ist für sie beide gestorben.
 

Und vielleicht ist das ihr größtes Unglück- dass nicht sie es gewesen ist.

Mit ihrem Märthyrertod wäre sie für immer in sein Gedächtnis gebrannt, hätte für immer einen besonderen Platz in seinem Herzen erobert, hätte ihm all die Verehrung und all ihre tiefen Gefühle in Würde zu Füßen legen können, in einem letzten Moment.
 

Stattdessen hat er sie mehr aus Pflichtgefühl als Überzeugung zu seiner Frau gemacht, und er bemüht sich zwar, nett zu sein, er gibt sich alle Mühe, aber endlich versteht sie, was eigentlich das Problem ist:
 

Er hat sie nie wirklich gewollt.
 

Für ihn war sie schon immer unsichtbar. Ein stiller Bewunderer aus den Schatten... in ihrem Leben ist ER alles... für ihn spielt sie keine entscheidende Rolle. Das ist ihr Schicksal... Sie hat den Platz an der Spitze des Hyuga- Clans für ihn aufgegeben, hat ihm ihren Körper geschenkt... und eine dunkle Vorahnung über das Schicksal des Kindes, das sich seinen Weg bahnt, macht ihr plötzlich Angst:
 

Wird er- sein eigener Sohn- für ihn später auch unsichtbar sein?
 

„Neji“, denkt sie und starrt angestrengt aufwärts zur Krankenhausdecke, weil sie sich ihm auf einmal so nahe fühlt:
 

„Unser Leben lang warst du eifersüchtig auf mich. Wegen meinem Blut. Meiner Stellung. Meinem Vater. Aber eins hast du, das ich nicht mehr erreichen kann. Wenigstens dieses eine Mal... hat er dich wirklich angesehen. Du bleibst für immer schwer in seinem Herzen und seinem Kopf. Er wird immer in Liebe und Reue an dich zurück denken. Alles, was ich von ihm habe, ist, wie er mir Mut gegeben hat, ohne es überhaupt zu bemerken. Ich sollte stolz sein. Ich sollte glücklich sein. Aber egal was ich sage oder tue, egal wie nah er mir kommt... er sieht immer irgendwie durch mich hindurch.
 

Seine Gedanken sind bei dir, Neji, wenn er mich ansieht, dann sieht er dich... und er sieht seine Schuld, sein Versagen. Ich bin die, die ihn von den Menschen getrennt hat, denen wirklich sein Herz gehört. Das ist okay... ich kann mit Enttäuschungen leben. Aber bitte, hilf wenigstens, dass dieses Kind glücklich wird! Lass ihn seinen Sohn lieben und annehmen, wie ein wirklicher Vater es täte! So wie du es dir sicher gewünscht hättest.
 

Oh, Neji... er wollte nicht einmal, dass das Kind deinen Namen trägt!
 

Er hat gesagt, das könnte er nicht ertragen. Aber wenn er ihm nicht einmal das zugesteht... lieber Bruder... was bleibt denn dann noch von uns..?“
 

~

Hypochonder (Sakura)

~
 

Sakura hat ständig irgendetwas, seit er weg ist. Das Krankenhaus wird ihre zweite Heimat- nicht weil sie darin arbeiten könnte, sondern weil jetzt ihre Haut juckt, ihr Bauch schmerzt, ihr Genitalbereich brennt, die Haare ausfallen und sie nicht schlafen kann-... die Beschwerden kommen und gehen.
 

Nach einer Weile kümmert sich Tsunade nicht einmal mehr persönlich. Und Shizune sieht sie jedes Mal mit diesem seltsamen Blick lange an, wenn sie wieder in reichen Details von ihren Beschwerden berichtet, zum Beispiel von diesem leisen Zittern und dem Schwächegefühl das sie manchmal hat, und dabei will sie doch nur wissen, was zur Hölle denn mit ihr nicht stimmt. Ihr Leben ist ein einziges Kreisen darum geworden, was wohl mit ihr nicht in Ordnung ist. Und nicht einmal mehr die Assistentin die sie untersucht, nimmt sie noch wirklich ernst.
 

„Sakura“, meint Shizune einmal, als sie die x-te Blutprobe untersucht hat und sie wieder vor der lähmenden Erkenntnis stehen, keinen klaren Befund zu bekommen, „Vielleicht liegt es nicht an deinem Körper...“
 

„Was soll das heißen?“
 

„Naja... richtig angefangen hat das doch alles, als Sasuke wieder das Dorf verlassen hat... oder?“
 

Sie weiß nicht genau, was danach passiert. Alles in ihr wird auf einmal rot und heiß, und sie erinnert sich schwach daran, wie unter ihrer übermenschlich starken Faust und einem Schrei aus den dunklen Untiefen ihrer Seele die Arztliege nachgibt, das Untersuchungszimmer in Trümmer liegt...
 

Als sie wieder zu sich kommt, erklärt Tsunade, dass ihre Ohnmachtsanfälle, die sie als Kind schon immer mal hatte, anscheinend zurück gekommen und schlimmer geworden sind.
 

Sakura ist zum Heulen zumute. Alles unter ihrer Haut tut weh. Das kann auf keinen Fall normal sein- sie hat eine schreckliche Krankheit, davon ist sie überzeugt. Vielleicht ist sie so selten, dass noch niemand die Symptome auch ganz richtig deutet, dass man die Erreger nicht nachweisen kann... sicher ist nur, dass sie leidet. Sie leidet wie ein Hund.
 

Ihr hoffnungsvolles, junges Leben ist für sie vorbei.
 

Ein paar Tage lang schmollt sie, weil es nur ein Krankenhaus in ihrem Dorf und eine begrenzte Anzahl an Ärzten gibt, und niemand davon ihr mehr glaubt. Aber dann fängt das mit der Übelkeit an.
 

Wie aus dem Nichts heraus rennt sie zur Toilette, spuckt alles was sie im Magen hat, sackt danach weinend in sich zusammen. Das passiert ein paar Tage hintereinander. Ihre Periode ist auch schon wieder total aus dem Takt. Jetzt ist sie sich sicher:
 

Es ist Krebs.
 

Für ihr Todesurteil gewappnet schleppt sie sich mit letzter Kraft ins Krankenhaus, starrt auf ihre Augenringe in dem kalkweißen Gesicht, das sich im Medikamentenschrank spiegelt. Sie wird sterben, nicht wahr? Sie sieht aus, als wäre sie schon halb tot. Sie fragt Shizune nach der ausführlichen Untersuchung mit zitternder Stimme, wie lange sie ihr noch gibt.
 

„Neun Monate“, sagt die Assistentin mit erstarrter Miene und sieht sie schon wieder an, mit diesem fremden, unendlich traurigen Blick:
 

„Du bist schwanger“.
 

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Das Geräusch eines Schusses (Sakura)

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Als das Baby kommt ist er nicht da.
 

Natürlich nicht, er ist nie da. Er war noch nie wirklich da. Das ist Sasuke, das lebende Abbild des eingebildeten Freundes. Es hat ihr früher nie so viel ausgemacht, weil er auch bei direkter, körperlicher Anwesenheit nie sonderlich viel mit ihr redet, und sie sich so viel besser ausmalen kann, wie er sein könnte, wenn er es doch täte.
 

Jetzt aber fällt sie wie in ein Loch. Die Panik übermannt sie, er ist weg, sie ist allein im Wald und bekommt ein Kind, und vor lauter Überforderung löst sich ein Schrei, ein fürchterliches Wolfsheulen aus dem tiefsten Inneren ihrer einsamen, ausgehungerten Seele.
 

Jemand fasst ihr auf die Schulter.
 

„Was ist los?“

„Das Baby kommt!“
 

„Keine Angst. Wir schaffen das schon. Komm mit, ich helfe dir. Hier entlang“
 

Sakura weint und schreit in dem kalten Hauptquartier, in dem noch alte Erlenmeyerkolben und Reagenzgläser an grausame Experimenten erinnern, und wo niemand ein Baby zur Welt bringen sollte, während sich das Produkt ihrer eingebildeten Liebe grausam einen Weg in die Realität bahnt. Dorthin, wo sie sich nicht mehr davor verstecken kann.

Da ist so viel Blut.
 

Da ist genug Schmerz um wahnsinnig zu werden, nur am Rande nimmt sie die andere Frau wahr, die Frau mit dem langen, roten Haar und der dicken Brille, mit der methodischen Zielstrebigkeit und einer seltsamen, merkwürdigen Wärme irgendwo unter allem, das sie an jemanden erinnert, den sie einmal gekannt hat... jemanden mit blonden Haaren und Augen, in denen sich der Himmel spiegelt...
 

Während sie sich fragt, was alles anders gewesen wäre, hätte sie sich doch einfach für ihn entschieden, schreit sie noch mehr. Sie hat sich insgeheim immer gewünscht, ein Kind von Sasuke zu bekommen, aber jetzt wo es soweit ist, hat sie Angst. Der Hass gegen Uchiha, die Angst vor ihrer Unberechenbarkeit, schwelt immer noch unterdrückt in den Köpfen der Dorfbewohner.

Was, wenn das Kind seine Augen erbt?
 

Was, wenn es deshalb gehasst wird? Was, wenn es sich am Ende auch gegen sie wendet...? Wenn sie es verstoßen...? Zur Tötung freigeben wie ein tollwütiges Tier?! Was tut sie dann?
 

Ein wilder, plötzlicher Gedanke ist, dorthin zu fliehen, wohin ihr nichts und niemand mehr folgen kann.
 

Auf dem Rückweg- denn sie wird Sasuke nicht mehr folgen können mit einem Neugeborenen auf dem Arm- kann sie ein letztes Mal die große Brücke besuchen. Die große Naruto- Brücke... dort, wo im Land der Wellen noch so viele Erinnerungen von ihnen sind. An diesem Ort, wo sie alle noch so sehr geglaubt haben, etwas ändern zu können, dort wo ihre Geschichte vielleicht erst so richtig angefangen hat, wäre es nur recht, ein Stück davon auch zu beenden. Das Kind kann nicht ohne sie leben, sie würde es nicht ertragen es in Obhut zu geben, und es zu töten bringt sie nicht übers Herz, weil sie weiß, dass es nichts dafür kann. Kein Kind sollte unter diesen Umständen aufwachsen.
 

Der Gedanke an Narutos warme, tröstende Ausstrahlung, die Art wie er immer alle dazu gebracht hat, darauf zu vertrauen, dass er alles gut machen kann, wird ihr helfen den letzten, entscheidenden Schritt zu gehen. Während sie in Gedanken ihn spürt- sie alle drei, endlich friedlich vereint- wird sie springen.
 

Und alles wird wirklich gut werden.

Alles wird still werden.
 

Narutos Versprechen wird endlich erfüllt...
 

Sie hat den festen Entschluss schon gefasst, als Karin ihr das Kind auf die Brust legt, und deshalb fühlt sie sich auf einmal ruhig. Sie kann das Kind ansehen- es ist ein kleines Mädchen- sie kann sehen wie klein und wunderschön und wie hilflos es ist, sie kann ihm zärtlich ihren Finger geben, um den es blind sein winziges Händchen klammert...
 

Ein paar Tage lang geht es ihr damit gut, im alten Versteck von Team Taka. Sie erholt sich. Sie kümmert sich um das Baby. Es ist merkwürdig still, so als wüsste es jetzt schon, dass es das empfindliche Nervenkostüm seiner Mutter schonen muss...
 

Irgendwann findet sie das Foto in einer Schublade.

Und mit einer lähmenden Endgültigkeit, wie das Geräusch eines Schusses, kommt die Eifersucht, die das letzte Illusionsnetz zerreißt. Karin kennt Sasuke und umgekehrt. Sasuke kennt Karin... eine echte, lebendige, andere Frau. Er hat mit ihr Zeit verbracht, seine Freizeit geteilt, ein verfluchtes- Foto- gemacht, während -sie- von Verzweiflung zerfressen im Dorf saß und sich vorgestellt hat, in seiner Düsternis würde Sasuke mit keinem lebenden Menschen auch nur sprechen können-... der Gedanke geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Karin sagt bei Nachfragen zwar, dass er auf Avancen nie wirklich Interesse gezeigt hat, aber ist das nicht einfach gelogen? Karin spricht so vertraulich von ihm. Sie geht so ungeniert damit um. Auf ihren Armen sind alte Bissspuren, viele, und als Sakura sie fragt, und Karin ihr erzählt, dass man aus ihr Chakra saugen kann-...
 

… Weiß Sakura Bescheid...
 

Er war Karin viel näher, als er ihr selbst je gekommen ist.

Sie war -nützlich- für ihn. Nützlicher als sie, Sakura, es je hatte sein können.
 

Und die unerträgliche Erkenntnis raubt ihr fast den Verstand. Sie ist drauf und dran, das Versteck in Schutt und Asche zu legen, als ihr ein rettender Gedanke kommt...

… denn die Zeiten haben sich geändert.
 

Sie hat jetzt sein Kind, nicht wahr? Seinen Erben?!
 

Er hat -SIE- gewählt! Er ist zu -IHR- gekommen...!
 

Das verräterische Foto von Team Taka, dass sie in der Schublade von Karins Schreibtisch gefunden hat, nimmt sie in bitterer Genugtuung mit, ohne etwas davon zu sagen. Sie weiß schon, was sie damit macht. Und auf dem Rückweg ins Dorf geht sie nicht zur großen Naruto- Brücke.
 

Sie hat etwas viel Wertvolleres als Narutos blöde Versprechen: eine leibhaftige Uchiha- Erbin, und niemand wird sie ihr wegnehmen. Es ist ihr letzter Trumpf, eine letzte Chance um den Traum ewig weiter zu träumen. Denn solange sie ein Kind von ihm hat, bedeutet das, er wird früher oder später zurück kommen.
 

Er muss.
 

Naruto wird ihn überzeugen, dass eine Frau wie sie nicht unverheiratet am Rande des Dorfes einen Uchiha- Erben aufziehen kann. Sie weiß, dass sie ihn dazu überreden wird. Er hat ihr noch nie etwas abschlagen können. Immer so gutgläubig, immer hilfsbereit, immer mit dem festen Entschluss, Menschen handeln nur aus den besten und edelsten Motiven...
 

Etwas Gutes muss es doch haben, dass ER jetzt Hokage geworden ist. Ausgerechnet Naruto.
 

Er wird Sasuke zu ihrem Ehemann machen.
 

Und -dann- dann wird alles gut... So wie sie es sich immer erträumt hat. Dann werden sie endlich eine überglückliche, kleine Familie.
 

Denn jetzt, mit dem Kind, haben sie überhaupt keine andere Wahl...
 

~

Prügelknabe (Sasuke)

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Als Sasuke das nächste Mal, nach ihrem Streit, Kontakt mit ihm aufnimmt, ist er ein gebrochener Mann. Wie könnte er lange durchhalten, Streit mit ihm zu haben? Naruto ist der letzte Grund aus dem er noch lebt und atmet. Er hat sich entschieden, ein Leben lang nur noch den Kopf auszuschalten und ihm seinen Stolz zu Füßen zu legen, und das Gefühl dass -das alles- auch sinnlos gewesen sein könnte, dass sie vielleicht nichts mehr verbindet, dass ihr Band reißen kann-... ist zu viel. Es ist einfach zu viel. Er gibt nach.
 

„Ich werde unterschreiben. Ich... will keine Zeremonie. Aber ich unterschreibe alles. Sie wird meine... Frau.“
 

Das Wort klingt seltsam in seinem Mund.
 

„Ich... übernehme Verantwortung... für das Kind“
 

Naruto sieht ihn fest an und atmet noch einmal tief durch.
 

„Es ist meine Schuld“, fügt er leise, demütig hinzu.
 

Sasuke sagt das und lässt den Kopf hängen, und er hat so ein Gefühl, dass sich das kleine Ritual zu einer merkwürdigen Tradition zwischen ihnen entwickeln wird. Naruto wütet, ein strahlender Streiter für scheinbares Recht und Ordnung, oder jedenfalls das, was er und seine Berater dafür halten, und Sasuke- von Natur aus der böse, dunkle, anarchistische Gegenpart- hält nicht mehr dagegen wie jemand, der ihm einmal gleichgestellt war... er senkt jetzt den Kopf, auch wenn er die Stimme seines Vaters noch immer im Ohr hat, der schwadroniert, ein Uchiha beuge sein Haupt für niemanden, und schon gar nicht für die verlogene Obrigkeit eines korrputen Systems.
 

Er senkt den Kopf und sagt, Mea culpa. Du hast Recht- es ist meine Schuld-

Alles ist seine Schuld.
 

Jedes System braucht seine Antagonisten, und er wird auf ewig ein Uchiha sein-... der -persönliche- Uchiha des Hokage, und nur aus diesem Grunde wird er auch dort noch geduldet, so die unausgesprochene Wahrheit des Dorfes.

Es ist Narutos Job, ihn dafür zu züchtigen, für alles was er ist und getan hat, alles was er an Rebellion und wilder, erbitterter Auflehnung verkörpert, sei es auch nur, um seine Schäflein, seine artigen Dorfbewohner, zu überzeugen er hätte alles fest im Griff: Den Verräter. Den Mörder. Die Gefahr...
 

Das Böse.
 

Technisch gesehen hat Sasuke nur extrem wenige Menschen getötet, sicher weniger als sehr hoch angesehene Kriegshelden wie Kakashi oder womöglich Sai. Aber in einer emotionalen Debatte sind logische Argumente machtlos.
 

„Du siehst so... unglücklich aus“, sagt Naruto endlich, und in seiner Stimme schwingt Mitgefühl. So als würde es ihm etwas ausmachen. So als wolle er, dass Sasuke auch noch die heile Familie heuchelt, aber das kann er nicht.
 

„Ich bin nur müde“, sagt er erschöpft.

Ein schwaches Lächeln, ein alter Hauch von Wärme in blauen Augen:

„Sei nicht so hart zu dir. Du solltest mehr schlafen“
 

Sasuke hält still unter der Hand, die seine Schulter berührt, nickt abwesend.
 

„Naruto...“, beginnt er dann, unsicher wie sie beide mit dem Thema umgehen sollen, wenn es nicht mehr nur sie Beide angeht.
 

„Ja?“

„Wenn es... du weißt schon... das Kind. Wenn es... wie ich ist...“
 

Die Frage hängt unausgesprochen zwischen ihnen.
 

Narutos Blick verändert sich, und für einen Moment sieht man so etwas wie Schuldbewusstsein und Trauer, aber das ist schnell vorbei, gleich ist er wieder ganz präsent: fest und sicher und in Kontrolle, so wie man sich einen Anführer vorstellt...
 

Sasuke vermisst seine alte Verspieltheit, auch wenn er sie früher nervig fand.

Er vermisst sie jetzt manchmal so sehr.
 

Dieses trottelig- wilde, als er sich noch angefühlt hat wie ein Mensch, und nicht wie das Sprachrohr, der glühende Halbgott, die Puppe des Hyuga- Clans... was würde er darum geben, nur einen Augenblick dem alten Naruto wieder in die Augen zu sehen...
 

Der neue Naruto räuspert sich. Sasuke kann diese kurzrasierten Haare kaum ansehen. In seiner Vorstellung stehen sie für Gehirnwäsche. Für das Einschlagen des herausstehenden Nagels.

Für Gleichschaltung ohne Rücksicht auf Einzelschicksale, alles zum Wohl des Systems:
 

„… es ist ja noch nichts entschieden. Das Sharingan- Gen wird ja nicht allen Nachkommen übertragen, richtig?“
 

Sasuke schluckt bitter. Er schließt die Augen.

Der alte Naruto ist tot...
 

„Aber-... Keine Angst... FALLS es wirklich Sharingan haben sollte, und FALLS es irgendwann erwacht, werde ich mich darum kümmern. Ich passe darauf auf... es steht unter meinem persönlichen Schutz. Das kann ich dir versprechen. Selbst wenn es-... Probleme gibt, es ist ja noch klein... und mit dir sind wir letztendlich auch klar gekommen, oder?... Heh. Wir finden eine Lösung... okay?“
 

Sasuke sagt ihm nicht, dass er einmal Gerechtigkeit bringen und die Ehre des Uchiha- Clans wieder herstellen wollte-... denn das könnte er sich selbst genau so gut vorhalten. Und er lebt ein Leben in Schande. Das war es, wofür er sich letztlich entschieden hat. Jede Geschichte braucht einen Gegner, und er kann die Rolle des Prügelknaben ertragen... im Grunde hat er sich selbst immer genau das vorgestellt- in der ein oder anderen Version. Er wünscht sich nur, dass Naruto ihn endlich wieder wirklich schlagen würde, anstatt diese Psychospielchen mit ihm zu treiben.
 

Mit wirklichem, klarem Schmerz kommt er klar. Körperliche... Rauheit hat sie schon immer am meisten verbunden... nach Schwierigkeiten am intensivsten, ehrlichsten wieder zusammen gebracht.
 

Naruto umarmt ihn unbeholfen, küsst umso inniger seine Schläfe, wie zur Wiedergutmachung.
 

„Wir haben nicht ewig Zeit... weißt du einen Ort wo wir hin können?“, als hätte er seine Gedanken gehört versucht Naruto, ihn umso inniger festzuhalten, ganz fest. Als wollte er ihn darum bitten, ihm seine Rolle nicht übel zu nehmen: Politik ist Politik, und Freizeit ist Freizeit. Sasuke wehrt sich nicht.
 

„Es gibt einen alten Turm in der Nähe...“, sagt er, die Augen schon halb geschlossen, den Kopf zur Seite gelegt; „Mitten im Wald... da kommt sonst nie jemand hin.“
 

~

(Un)erwiderte Liebe/ Sich nach jemandem verzehren (Sasuke)

~
 

Warum er so selten zu Hause ist?
 

Wenn man ihn fragt, sagt er jedes Mal, das ist weil er so viel zu tun hat. Missionen, Arbeit. Die Welt retten. Und das ist noch nicht einmal wirklich gelogen, sondern der offizielle Grund. Es gibt noch einen anderen. Aber einen, über den er nicht wirklich spricht. Er besteht darin, dass er versucht, dieser unheimlichen Leere auszuweichen. Dem Gefühl von Leere dort, wo eigentlich die Emotion sein sollte, die eine Familie ausmacht.
 

Sasuke erinnert sich noch genau, wie das einmal war. Das Gefühl, zuhause zu sein...
 

Und kommt einfach nicht automatisch.

Er hat es nicht einfach so. Und vor allem hat er es nicht bei der Frau, die er seine Frau nennt, dem Kind, das sein eigenes ist und dem er kaum in die Augen sehen kann. Er weiß genau, dass es falsch ist. Irgendwann ist der Plan wirklich schief gelaufen.
 

Aber dieses Gefühl im Bauch, in der Brust, überall unter seiner Haut hat er schon lange nur noch bei einer einzigen Person...

Bei ihm.
 

Wenn er an ihn denkt, quillt die Leere in ihm über vor süßem Schmerz. Er fühlt sich ganz warm und schwach dabei. Bei ihm hätte er zuhause sein können. Der einzige Platz auf der Welt, an dem er noch wirklich Ruhe finden kann, ist in Gedanken an ihn.
 

Ganz kurz hat er einmal gehofft.
 

Als er jünger gewesen ist, hat er ganz flüchtig, einen deliranten, herrlich verrückten Moment lang diesen einen Gedanken gehabt, und das wahrscheinlich auch nur, weil er vor lauter Blutverlust schon halb ohnmächtig gewesen ist:
 

Was wäre, wenn wir einfach UNS wählen würden?
 

Keine Kinder. Keine Nachkommen. Keine Ehefrauen zuhause, nur sie. Sie beide... und sonst nichts. Einen Moment lang hat er einmal wirklich geglaubt, ER könnte verrückt genug sein, um ihn vor all den Leuten, nach allem was war, einfach fest in den Arm zu nehmen und „Ja“ zu sagen.
 

Die Erinnerung daran ist schön... Niemand kann ihm das wegnehmen. Sie haben jetzt beide ihre Verpflichtungen und er versteht das ja. Er ist der letzte, der Naruto zwingen wollte, seinen Traum vom Hokage-sein aufzugeben. Er wird einfach hier bleiben wo er ist, und tun was er kann, um ihn zu unterstützen. Wenn er alles dafür tut, dass Naruto glücklich ist, kann er selbst vielleicht irgendwann auch glücklich sein. Irgendwie.
 

Manchmal, zumindest.
 

Sasuke ist sehr genügsam, inzwischen. Es reicht ihm ja, wenn sie sich alle paar Wochen... oder Monate einmal sehen. Und zum Glück kommt Naruto noch immer persönlich. Manchmal treffen sie sich allein, weit fort von all den anderen, und für ein paar Momente fühlt es sich wieder so an, als könnte man alles vergessen was um sie herum passiert...
 

Hat Naruto nicht einmal gesagt, er würde sich darauf freuen, wenn sie in einem kommenden Leben, in irgendeinem, vielleicht einmal frei sind von ihren Zwängen und einfach zusammen sein können? Er sagt es jetzt nicht mehr, aber vielleicht denkt er es heimlich noch? Sasuke ist sich nicht sicher. Er muss einfach nehmen, was er bekommt und dafür dankbar sein.
 

Das letzte Mal hat ER die Kinder mitgebracht. Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Sasuke will ja seine Tochter lieben, er will es wirklich. Aber da ist einfach nichts. Er ist tot und taub innerlich, ausgebrannt- genau so wie damals, kurz nachdem das mit Itachi war.
 

Vielleicht ist er einfach nur so kaputt deswegen. Vielleicht ist er nicht in der Lage, normale Gefühle zu haben. Sie verdient einen besseren Vater. So einen wie Naruto. Sasuke hat gesehen, wie zärtlich er mit ihr umgeht. Wie er sie lange ansieht, mit diesem seltsamen, verträumten Lächeln, wie er ihr Haar berührt... Ihn hätte er in der Öffentlichkeit nie so ansehen können.
 

Naruto hat auch ein Kind. Einen Sohn. Wenn man die Umstände dazu verdrängt, ist er das wunderbarste, was Sasuke je gesehen hat. Wenn er Narutos Sohn sieht, ist seine Brust übervoll mit den seltsamsten Gefühlen: Glaube, Liebe, Hoffnung-... er möchte ihm das alles geben, was er seinem Vater damals nicht geben konnte, was ihnen immer noch nicht erlaubt ist...
 

Eine echte Familie.
 

Eine wirkliche, echte Familie, die den Namen verdient.

Bei seinem eigenen Kind fällt es ihm noch zu schwer. Aber für Narutos Sohn, das weiß er einfach, könnte er der beste Vater sein- ohne Anstrengung, es passiert einfach so. Wenn er zu ihm kommt und ihn ansieht, mit diesen großen Augen, fast wie Naruto damals, dann gibt es nichts, was er ihm abschlagen könnte. Er will ihn groß und stolz machen, und frei- freier als sie es selbst waren.
 

Denn, naja. Wer weiß das schon-... die Hoffnung lebt doch in den Kindern.

Und vielleicht bringt ja diese Generation irgendwann die Veränderung...
 

Vielleicht wird Narutos Sohn der sein, der einen Unterschied macht. Der ihnen Würde zurück gibt, selbst wenn sie bis dahin vielleicht nicht mehr leben. Sasuke selbst, jedenfalls, möchte immer noch daran glauben, dass etwas anders werden kann. Dass das hier nicht die Bestmögliche aller Welten ist- dass jemand anderer irgendwann einmal die Rebellion anführen wird, die er sich immer gewünscht hat...
 

Bis dahin, wenn er in einer seiner vielen, einsamen Nächte allein im Wald liegt und zu den Sternen sieht, bleibt ihm eine alte Erkenntnis:
 

Die Zeit heilt keine Wunden. Man gewöhnt sich nur an den Schmerz.
 

~
 

________________________________________________________

Diese kleine Fic- Sammlung ist für alle lieben Mit-Fans, die das Ende (und vor allem Gaiden) unerträglich fanden. So viel Verbitterung musste einfach irgendwie raus! Das Schlusswort lasse ich dem bekannten Liedtext von den "Ärzten" der alles irgendwie sehr passend zusammen fasst...
 

~
 

"Revolution- wir wollten weg von der Masse: Kopfüber in die Hölle und zurück!

Heute stehst du für alles was ich hasse, da ist keine Sehnsucht mehr in deinem Blick

Du sagst, man tut halt was man kann, und dir geht´s gut-

Du kotzt mich an!
 

Wir hab´n geträumt! Von einer bess´ren Welt

Wir hab´n sie uns so einfach vorgestellt

Wir hab´n geträumt, es war ´ne lange Nacht!
 

Ich wünschte, wir wär´n niemals aufgewacht"
 

~
 

... Dankeschön ;)



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von: abgemeldet
2015-10-27T17:59:20+00:00 27.10.2015 18:59
Haha. Revolution, genau! xD Das Lied -passt- echt zu geil. Ahh, und ich spüre deinen Schmerz, auch wenn ich darüber hinweg gekommen bin ... Naruto und Hinata find ich okay, aber Sakura und Sasuke ;_; Die hätten auch alleine bleiben oder mit irgendwelchen Randoms zusammenkommen können, das hätte mir auch nichts ausgemacht. Und das System ist auch noch korrupt und Sasukes Revolution war ja auch berechtig, ach ja ... Nach einigem Nachdenken bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass es passend ist das Kiba mit ner Filler-Braut zusammen kommt. Immerhin gönnen die Filler-Leute Kiba ein bisschen Screen-Time, was man von Kishimoto nicht gerade behaupten kann. <.<
Nun, ja ... Jedenfalls wunderschön geschrieben deine Fic und wunderschön in die Charaktere eingefühlt. Du glaubst gar nicht wie froh ich war, als ich sie gerade entdeckt habe!
Von:  fahnm
2015-10-12T01:06:41+00:00 12.10.2015 03:06
Also ich fand deine Story ganz gut
Von:  fahnm
2015-10-11T23:59:18+00:00 12.10.2015 01:59
Tolles Geschichte.
Naruto hat sich wirklich sehr verändert.
Von:  fahnm
2015-10-11T23:47:17+00:00 12.10.2015 01:47
Tolles Kapitel

Von:  fahnm
2015-10-11T23:34:06+00:00 12.10.2015 01:34
Wow Volles Drama.
Von:  fahnm
2015-10-11T23:32:14+00:00 12.10.2015 01:32
Tolles Kapitel
Von:  fahnm
2015-10-11T23:15:56+00:00 12.10.2015 01:15
Die Geschichte wird immer interessanter.^^
Von:  fahnm
2015-10-11T23:05:02+00:00 12.10.2015 01:05
Wow toller OS
Von:  fahnm
2015-10-11T22:29:11+00:00 12.10.2015 00:29
Ein Interessanter OS


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