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After five jears

Wettbewerb die zweite
von

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Sonntag

Mit einem Seufzen klappte Kai sein Handy zu und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Soeben hatte er die wichtigsten Anrufe getätigt und wusste nun, wie der Tag verlaufen würde. Zufrieden war er nicht damit, aber was sollte er machen? Er legte das Handy zur Seite und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel.

"Kai?", erklang es im Flur. Der Halbrusse drehte sich um. "Hier", erwiderte er kurz. Tyson kam in die Küche geschlurft und sah ihn matt an. "Na, besser?" Der Japaner überlegte lange, nickte dann aber vorsichtig. "Bist du gestern hiergeblieben?", fragte er nach. Kai nickte. "Ich habe meine Termine verlegt." Obwohl er sich das Kompaktseminar nun wohl in die Haare schmieren konnte. Diese Prüfung war an ihm vorbeigerauscht. Aber das war schon in Ordnung, das konnte er wiederholen.
 

Tyson nahm sich ebenfalls eine Tasse und wie zufällig schob Kai ihm ein Brettchen mit Broten zu. "Iss", murmelte er freundlich. Sein Freund schüttelte den Kopf. "Du hast seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Iss, du wirst jetzt nicht anfangen zu hungern!" Das hatten sie alle bei Tysons Großvater erlebt. Ganze zwei Tage schien der Japaner keinerlei Hunger zu verspüren und alle hatten sich damals Gedanken gemacht, ob sie nicht besser einen Arzt dazuholten, oder ihn gleich ins Krankenhaus brachten. So machte Kai sich auch jetzt wieder seine Sorgen, als er die Blässe im Gesicht des Blauhaarigen bemerkte. Tatsächlich nahm er sich jetzt jedoch ein Brot und begann, daran herumzukauen. "So schlimm ist es nicht", murmelte er. Kai schnaubte leise. "Er war dein Vater."

"Ja", murmelte Tyson und sah zu Boden, "Aber er war ja fast nie da. Ich denke immer, es müsste doch schlimm sein, dass ich mich ihm nicht so nahe gefühlt habe, aber mir geht es nicht so schlecht, wie ich gedacht hätte." Kai zog eine Augenbraue hoch. "Denkst du, das kommt noch?" "Nein", war die ehrlich scheinende Antwort, "Ich denke im Moment über vieles nach, aber das meiste davon betrifft eher die Zeit danach, weißt du? Wie ich zum Beispiel mit dem Geld hinkommen soll, wenn ich wirklich jetzt studieren will.

Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich so bin?" Das war eine Frage, die der Halbrusse nicht erwartet hatte. "Nein", meinte er dann. "Woher willst du das denn wissen?", wollte Tyson wissen. Kai seufzte und wog sorgfältig seine Worte ab. "Als Voltaire gestorben war...du warst doch dabei, als ich es erfahren habe, oder?" Tyson nickte nur. "Tja, das erste, was ich gedacht habe, war einfach nur Jetzt habe ich endlich Ruhe vor dir, alter Mann. Zwei Stunden später fand ich es furchtbar. Aber nicht so sehr, wie du denkst." Er schielte in seine Tasse. "Als ich zehn war, ist meine Mutter gestorben. Damals hab ich wirklich gedacht, es wäre schrecklich." Er hörte, wie Tyson entsetzt nach Luft schnappte. "Du hast nie was von deiner Familie erzählt!", flüsterte er. Kai zuckte nur mit den Schultern. Er hatte nie etwas erzählt, weil alle wohl dasselbe gedacht hätten: Das jeder in seiner Familie entweder wie er selbst war - oder eben wie Voltaire. Auf diese Vorurteile hatte er getrost verzichten können. Seine Freunde hatten nie gefragt - es schien eine unausgesprochene Regel zu sein, dass sie nicht darüber redeten. Bis auf Judy, Hiro und Ryu Granger hatte auch niemand die Angehörigen von irgendwelchen Teams kennen gelernt. Wieso also über Menschen reden, die eh nicht mehr waren?

"Das muss wirklich schlimm gewesen sein", murmelte Tyson sichtlich getroffen, "Bist du deshalb zu deinem Großvater gekommen?" Ganz kurz erwog Kai es, hier einfach zu gehen. Er spürte, dass das Gespräch zu persönlich wurde. Stattdessen nickte er. "Mein Vater konnte damit nicht umgehen. Er konnte sich nicht mehr um mich kümmern."

"Lebt er noch?", fragte der Japaner und setzte sich auf die Arbeitsfläche der Küchenzeile. Seine Tasse stand vergessen auf dem Tisch. Wortlos schüttelte Kai den Kopf. Das Gesicht des Blauhaarigen wurde mitfühlend. "Deswegen warst du so abweisend. Du kamst dir abgeschoben vor." Der Halbrusse hielt die Luft an und musterte seine Freund verdattert. Woher wusste dieser nur, dass er damals genau so gefühlt hatte? Wieso durchschaute er ihn so leicht?
 

Er holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen. Seine Selbstbeherrschung war wackelig und er versuchte, zum Punkt zu kommen. "Was ich meinte, ist: Ich habe nach Voltaires Tod auch nicht empfunden, wie ich sollte. Aber das macht mich auch nicht zum besseren Menschen." Überlegend sah der Blauhaarige an die Decke und dachte wohl laut nach: "Warum nicht? Ich meine, er war immerhin dein Großvater." Kai schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Einige Minuten verbrachten sie schweigend nebeneinander.
 

"Ich denk, er hat es trotzdem", erklärte der Japaner auf einmal. Verdattert sah Kai zur Seite. "Was hat wer?" Zugegeben, er war mit den Gedanken mittlerweile woanders gewesen. "Dein Großvater", erklärte Tyson leise, "Ich denke, du fragst dich, ob er dich überhaupt geliebt hat. Als seine Enkel. Und er hat dir immerhin die Firma vermacht. Er hat's getan, obwohl du dich schon von ihm losgesagt hattest." Er grinste den Halbrussen schief an. "Und heißt das nicht, dass er dich trotz allem irgendwo noch geliebt hat?" Kai stellte schwungvoll die Tasse ab. Genau diesen Gedankengang hatte er selbst schon einmal gehabt, aber ihn einfach nicht glauben können. Nun ausgerechnet von Tyson zu hören, dass es wahr sein könnte, überwältigte ihn. Er gab seinen Gefühlen nach und zog den Japaner in eine feste Umarmung.

"Danke", murmelte er in Tysons Ohr, "Du weißt gar nicht, was du da gesagt hast." Der Blauhaarige schien zu grinsen. "Bitte, ich sag nur, was ich denke." "Ich muss jetzt leider in die Firma", nuschelte Kai, zutiefst unglücklich, den Körperkontakt beenden zu müssen, "Aber ich bin bald wieder da. Tu nichts Dummes, ja?" Tyson nickte schlicht. Ohne ihn noch einmal anzusehen, schnappte Kai sich seine Tasche und verlies das Haus. Was hatte er da eben getan?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Kai-
2015-12-04T14:33:36+00:00 04.12.2015 15:33
Genau! Was hatte er da eben getan????
Hui hui ... ganz schön viele Gefühle udn Gedanken im Spiel ... gefällt mir aber! Vorallem dass die beiden so vertraut miteinander sind.
Und bitte sag mir nicht, dass es grade nicht weiter geht! Ich brauch das nächste Kapitel >.<
Super Story ... es ist anders, als man am Anfang vemutet hat! Gefällt mir ^^


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