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Nachts war Waffenstillstand...

Zukunftstimeline: C17XGohan
von

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Titel: Nachts war Waffenstillstand...

Teil: Oneshot

Genre: Darkfic

Warnings: Shônen Ai/yaoi, angst, psycho, horror, sad, depri, dark, death, bisschen lime

Pairing: wird erst später verraten

Rating: PG 16

Bemerkung: So, Start Nummer drei mit dieser Story, diesmal in einem Stück, auch wenn sie sehr lang ist, ich habe keine Nerb mehr auf Teile. Mir ist sie sehr wichtig, da ich sie wirklich unter größten Mühen geschrieben habe und darum würde ich mich über einen Review sehr, sehr freuen.

Der Anfang ist vielleicht etwas langweilig, eventuell auch abschreckend, da er schlechter geschrieben ist als der Rest, aber die späteren Teile sind vom Schreibstil besser. Nun denn, ich hoffe, dass sie diesmal etwas mehr Beachtung findet...

Disclaimer: Dragonball und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Akira Toriyama. Ich leihe sie mir lediglich aus und mache keinen Profit damit. Der Inhalt dieser Story ist jedoch meiner Fantasie entsprungen und sollte er irgendjemanden nicht gefallen, bitte ich sie/ihn diese Geschichte kommentarlos zu ignorieren (ich habe nichts gegen konstruktive Kritik, ich möchte nur keine Flames oder ähnliches, nur weil ich über ein Pairing, eine Situation etc. geschrieben habe, was jemandem nicht in den Kram passt.)

Feedback an: Simbakatha@aol.com oder hier in die Kommentare

Nachts war Waffenstillstand...

~ Mein schöner, kleiner Engel. So jung und unschuldig. Vollkommen unberührt. Nicht so wie er, wie dein Meister. Was ist? Weißt du es denn nicht? Hat er es dir nie erzählt?! Nein, natürlich nicht. So was konnte er dir nicht erzählen, so was musste er für sich behalten. Immerhin war es schmutzig, böse... und er war doch der Inbegriff des Guten. Der, der für diese Welt kämpfte, alles für sie gab. Aber das war er nicht, oh nein, mein Liebling. Auch er war verdorben, unrein. Er tat das alles nur um sein Gewissen zu beruhigen. Aber nachts... Nachts da holte ihn alles wieder ein. Denn nachts war Waffenstillstand...

All unser Übel kommt daher, dass wir nicht allein sein können - Arthur Schopenhauer ~


 

Langsam wachte Trunks auf, einige Sonnenstrahlen kitzelten sein Gesicht, versuchten ihn dazu zu bewegen, die Augen zu öffnen. Aber er sträubte sich, kniff die Lider fest zusammen, wollte nicht zurück in die Realität kehren. Wollte dort bleiben, wo er einzig glücklich sein konnte in seinem grausamen Leben: in seinen Träumen.

Doch so wie alles Schöne einmal - und meist viel zu schnell - endete, rissen ihn die kalten Finger der Wirklichkeit aus seinem Schlaf. Für ein paar Minuten blieb er noch unter der Decke liegen, starrte auf die Fensterscheibe, während er sämtliche Gedanken aus seinem Kopf verbannte. Dann stand er langsam auf, seine Bewegungen wirkten mechanisch. Seine Augen waren rot und unter ihnen zeichneten sich dunkle Ränder ab. Spuren der Tränen, die in der vorangegangenen Nacht ohne Unterlass aus ihnen gedrängt waren.

Er trat ans Fenster, durch das die klaren Sonnenstrahlen eines Sommermorgens fielen. Sein Blick fiel auf den Rasen unter sich, unberührt und herrlich grün. Vögel zwitscherten in den Bäumen, Eichhörnchen tobten unbekümmert in den Ästen herum. Es schien so als wäre die ganze Welt in Frieden eingetaucht.

Eine unbändige Wut drängte sich in Trunks auf. Machte ihn rasend, so rasend, dass seine Haare sich golden und seine Augen bläulich grün verfärbten. Durch diese Veränderung wurde er noch zorniger und mit einem verzweifelten Schrei entlud er seine Kraft.
 

"Trunks!!", Bulma stürzte in das Zimmer ihres Sohnes, nachdem sie die Explosion gehört hatte. Tränen traten ihr bereits in die Augen, ihre Furcht ihren Sohn auch noch zu verlieren war nach dem gestrigen Tag noch größer geworden. Mit einer für sie ungewöhnlichen Kraft schlug sie die Tür zum Zimmer auf und wollte gerade hineinrennen, als sie der Anblick erstarren ließ.

Trunks, ihr kleiner Junge, stand dort, wo einst das Fenster gewesen war, in Mitten von Trümmern und kleinen Bränden. Die Hände zu Fäusten geballt, in den Augen ein kalter Blick. Seine Haare leuchteten golden. Er war ein SuperSaiyajin.

Bulma war hin- und hergerissen zwischen Freude und Bekümmerung. Freude über die neugewonnene Stärke ihres Sohnes und Bekümmerung darüber, dass sie nun auch nicht sehr viel mehr bringen würde. Wäre er früher zu einem SuperSaiyajin geworden, hätten sie die Cyborgs vielleicht besiegen können. Aber jetzt, da Gohan tot war, brachte auch die Stärke des anderen Halbsaiyajin nicht mehr.

Bulma trat in das Zimmer hinein und als sie auf ihren Sohn zuging, da schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass er aussah wie sein Vater. Stark, stolz und traurig zugleich... nur die glitzernden Tränen, die aus seinen Augen traten, waren bei dem Saiyajinprinzen niemals zu sehen gewesen.

"Trunks", die Frau berührte sanft den Arm des Jungen.

Die Augen des Jungen schweiften langsam zu seiner Mutter, die ihn mit einem gequälten Lächeln bedachte.

"Du hast es geschafft", ihre Stimme klang gedrückt. "Du bist ein SuperSaiyajin." Er konnte den Stolz in ihren Augen sehen, aber es bedeutete ihm nichts. Auch dass er nun ein SuperSaiyajin war, bedeutete ihm nichts, obwohl er sich es vor weniger als 24 Stunden sehnlicher als sonst etwas gewünscht hatte. Aber nun schien es belanglos, geradezu lächerlich... So lange hatte er trainiert, so lange um es erst dann zu schaffen als sein Meister, sein bester Freund, getötet worden war.

Seine Hände wollten sich fester zusammenballen, aber sie hatten keine Kraft mehr. Der goldene Glanz der Haare ging verloren und die Augen nahmen die normale blaue Farbe an, als er sich in die Arme seiner Mutter warf und in einem Weinkrampf zusammenbrach.
 

~ ~ ~
 

Die Strahlen der Sonne schienen auch noch am Mittag hell und klar auf die Erde, erwärmten sie und ihre Bewohner, brachten ihnen etwas Hoffnung in ihrer Verzweiflung und ließen sie für einige Augenblicke die Angst vergessen.

Der Wind strich sanft über die weite Ebene in dem abgelegenen Fleckchen Land, das als einer der wenigen Orte noch so aussah wie vor 15 Jahren damals als alles begonnen hatte... Das einzige Fleckchen Land in dem man sich manchmal wägte, in Sicherheit zu sein... manchmal.

Ein Vogel begann ein fröhliches Lied zu zwitschern, aber schon bald fühlte er die Trauer, die erneut über die Ebene glitt, und verstummte. Trauer... früher hätte man dieses Wort nicht in Verbindung mit diesem herrlichen Stück Land gebracht. Früher war es hier wunderschön gewesen, fast das ganze Jahr lang durchgängig sonnig, strahlend blauer Himmel, zwitschernde Vögel, balgende Tiere. Alles schien so friedlich, so harmonisch... so glücklich. Auch heute war am äußeren Erscheinungsbild der Ebene nichts verändert. Die Sonne schien auf sie herab wie eh und je. Der Himmel war blau, Vögel und Tiere lebten noch immer hier. Doch wenn man sich heute diese Ebene betrachtete, dann kam sie ihm nicht mehr so paradiesisch vor, wie sie einst geschienen hatte. Nein, wenn man sie heute betrachtete, dann sah die Sonne verschleiert aus, selbst wenn keine Wolken zu sehen waren. Der Himmel schien getrübt in seiner Farbe und die Vögel sangen nur noch Trauerlieder.

Tiere spielten nicht mehr, verkrochen sich in ihren Behausungen und traten nur dann hervor, wenn sie vom Hunger getrieben Nahrung suchen musste.

Immer wenn Bulma hier war und dieses Verhalten der Tiere sah, dann erinnerte es sie an die Stadt, die sie ihr zuhause nannte. An die Stadt, in der die Menschen lebten, wie die Tiere hier. Verängstigt, traurig und vom Leben enttäuscht.

Unterdrückung und Angst hatten das einst so lebendige Volk der Erde vernichtet und in ein Heer aus lebendigen Toten verwandelt, die ihr Dasein schattenhaft und verängstigt in Höhlen fristeten, in denen sie jeden Moment den erlösenden Tod erwarteten, den sie fürchteten und gleichzeitig doch herbeisehnten.

Wie konnte ein einziger Mann durch eine einzige Erfindung einen Planeten nur so verändern? Bulma stellte sich diese Frage oft. Sie verstand es einfach nicht, würde es wohl nie verstehen, weshalb Dr. Gero sie alle in ein solches Unglück getrieben hatte.

Trunks erhob sich und stellte sich vor sie. Seine Hände griffen nach dem Handtuch, das sie ihm reichte und er wischte sich langsam die dunkle Erde von den Fingern und Handflächen. Seine Bewegungen wirkten noch immer mechanisch, seine Augen blickten verklärt auf den Boden unter sich, in dem sie ein weiteres Opfer der Cyborgs gerade begraben hatten.

Bulma legte die Hände auf die Schultern ihres Sohnes und zog ihn an sich. Sie wusste nichts anderes zu tun außer ihn festzuhalten und ihm zu zeigen, dass sie noch da war. Aber sie wusste, dass dies kein Trost war. Denn in der Welt, in der sie lebten, konnte sie bereits im nächsten Augenblick zu einem der Millionen Toten zählen.

Sie sah zu, wie der Rinderteufel einen einfachen Stein auf das Grab seines Enkels legte, zitternd und mit Tränen in den Augen. Es war immer schlimm ein Kind zu verlieren, aber ein Enkelkind zu verlieren war noch viel schlimmer.

Bulma nahm ihren Blick vom dem schlichten Grabstein und ließ ihn nach links gleiten, den Waldrand entlang über die lange Reihe anderer Steine. Einer für jeden von ihnen. Goku. Kuririn. Yamchu. Tenshinhan. Chao-zu. Piccolo. Und Vegeta. Hier war der Platz, an dem die Kämpfer der Erde ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Bulma hatte gehofft damals mit Vegeta den letzten begraben zu haben. Aber sie hätte wissen müssen, dass solche Hoffnungen nichts weiter als Schall und Rauch sind, die sich im nächstbesten Augenblick auflösen und verschwinden. Zurück kommen sie niemals, sind für immer verloren. Stattdessen kommt die Angst, noch mehr zu verlieren. Das zu verlieren, was man als einziges noch hat. Sie drückte ihren Sohn fester an sich und die Angst ihn zu verlieren trieb ihr die Tränen in die Augen.

Ein Stück neben ihr stand Chichi, den Blick auf das Grab ihres Sohnes gerichtet, ausdruckslos und klar. Sie weinte nicht, hatte schon zu viel geweint in all der langen Zeit und jetzt keine Tränen mehr übrig, die sie noch hätte vergießen können.

Bulma hätte sie gerne getröstet, aber sie wusste, dass sie das nicht konnte. Niemand konnte Chichi mehr trösten. Außerdem hätte die schwarzhaarige Frau am Ende wohl sie trösten müssen. Bulma war einst stark gewesen. Wirklich stark. Doch nun war ihre Stärke nur noch eine Fassade, derer es immer schwerer wurde sie aufrechtzuerhalten. Aber sie musste es schaffen, irgendwie... für ihren Sohn... und für sich.

"Gehen wir." Chichis Stimme war nur ein Flüstern gewesen, kaum hörbar und doch hatten es alle vernommen. Sie hatte sich bereits umgedreht und ging in die Richtung ihres kleinen Hauses, das in einiger Entfernung lag. Der Wind spielte mit ihren langen Haaren, doch sie beachtete es gar nicht.

Der Rinderteufel folgte seiner Tochter, nachdem er einen letzten schmerzerfüllten Blick auf das Grab seines Enkels geworfen hatte. Auch Bulma wandte sich zum Gehen, ihre Hand in der ihres Sohnes. Doch Trunks rührte sich nicht, blickte unverändert starren Blickes auf die Erde, in der Gohans toter Körper nun ruhte.

"Trunks", sanft berührte sie seine Wange, versuchte sein Gesicht zu sich zu drehen, doch er leistete Widerstand und blickte weiter auf das Grab. "Komm... lass uns gehen... bitte..." Ihre Stimme klang brüchig und sie merkte, wie die Tränen sie zu übermannen drohten, würde sie nicht augenblicklich von hier fortgehen. Der Druck ihrer Hand wurde stärker und sie versuchte, den Jungen hinter sich herzuziehen.

Schließlich gab Trunks nach und folgte seiner Mutter. Diese hatte den Blick abgewendet, starrte in die entgegengesetzte Richtung der Gräber. Aber er konnte die Augen nicht abwenden. Er starrte auf Gohans Grab bis es aus seinem Blickfeld verschwand. Nur einmal glitt sein Blick kurz zur Seite und sah auf das Grab seines Vaters...
 

~ ~ ~
 

"Trunks?" Bulma versuchte aufrichtig zu lächeln, aber es wirkte eher gequält. "Trunks?", nannte sie ihren Sohn noch ein Mal beim Namen.

Sie befanden sich in seinem neuen Zimmer. Er lag bereits in seinem Bett, Bulma saß auf dessen Rand und hielt die Hand des Jungen. Er hatte den Blick zum Fenster gewandt, starrte mit trüben Augen darauf.

Bulma machte sich Sorgen. Er hatte nicht mehr gesprochen, seit... seit er am vorangegangen Abend, durchnässt und tränenüberströmt zurückgekehrt war, Gohans leblosen Körper im Arm haltend.

Sie strich ihm sanft ein paar Strähnen aus den Augen. Er brauchte Zeit, das wusste sie. Er musste alleine darüber hinwegkommen. Aber es tat so schrecklich weh, seinen Schmerz zu sehen und ihm nicht helfen zu können.

"Trunks?", mit leichtem Druck schob sie das Gesicht des Jungen in ihre Richtung. Schließlich sah er sie an. "Schlaf ein bisschen, ja? Wenn du was brauchst, dann komm zu mir, okay?" Er antwortete nicht.

Bulma lächelte noch ein Mal gequält, beugte sich dann hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Danach verließ sie das Zimmer und löschte dabei das Licht.

Trunks lag in seinem Bett, unbeweglich, starr in die Luft starrend, gar nicht daran denkend zu schlafen. Wie sollte er auch?! Wie konnte er schlafen in der Gewissheit, dass Gohan tot war! Sein bester Freund! Sein Mentor! Sein Lehrer! Wer sollte ihn denn jetzt noch trainieren? Wer sollte denn jetzt noch die Cyborgs aufhalten?

Er selbst?! Lächerlich! Er hatte ja nicht einmal Gohans Tod verhindern können. Und da sollte er sich den Cyborgs stellen, um diese Welt zu retten?!

Erneut strömten Tränen aus den Augen des Jungen. Die Hoffnungslosigkeit seiner Situation trieb sie. Und es wurden immer mehr als er sich der Verantwortung bewusst wurde, die er doch überhaupt nicht haben wollte. Er wollte diese Welt nicht retten, nicht beschützen. Er konnte das doch gar nicht, war viel zu schwach dafür... Aber er war der Einzige, der die Möglichkeit dazu hatte. Wenn er seine Fähigkeiten ausschöpfte, dann hätte er die Möglichkeit dazu... aber trotzdem, Trunks wollte das nicht! Er wollte doch nur ein normales Leben führen...

Ein Windstoß ließ den schluchzenden Jungen innehalten. Das Fenster war doch gar nicht geöffnet. Wie konnte dann der Wind eindringen?

Zögerlich sah er zum Fenster, fast in Erwartung dort etwas zu sehen...

Als Trunks seine Augen auf den Vorhang vor dem Fenster richtete, sah er nur das Huschen einer Silhouette, zu schnell und undeutlich als dass sie jemandem gehört haben könnte... oder?

Langsam stand der Junge auf. Sein Ki erhöhend, zog der den Vorhang beiseite: und sah nur das leicht aufgeschwungene Fenster. Auch als er hinaussah, war dort nichts verdächtiges.

Einige Augenblicke verweilte er an dem Fenster. Dann schloss er es, zog die Vorhänge zu und legte sich wieder ins Bett. Er hatte es sich wohl eingebildet. Vielleicht brauchte er doch etwas Schlaf.
 

~ ~ ~
 

Verschwommene Wolken zogen über den nächtlichen Himmel hoch über der Stadt, stahlen ihr das wertvolle silberne Licht des Mondes, das sie in jenen Zeiten ohne Strom und Elektrizität so dringend benötigte. Die Straßen waren leer und erschienen nicht mehr als die dunklen Pfade auf dem Weg zum Tor zur Hölle zu sein, das seinen Schlund aufreißt und die Seelen der Menschen mit seinen Werkzeugen des Todes unerbittlich zu sich zerrt.

Das riesige gelbe Gebäude lag im fahlen Schein des Mondes, still und verlassen. Tiefe Risse durchzogen die ehemals stabilen Wände, doch nun erschien alles nur noch wie eine Ruine. Und doch war sie bewohnt, von zwei Menschen, die nur noch einander hatten und die schon seit ewigen Nächten nicht mehr gut genug schliefen, als dass sie am nächsten Tag erholt genug gewesen wären, sich der Herausforderung zu stellen, das traurige Schicksal der Erde in die Hände zu nehmen und von sich abzuwenden.

Im Garten des einstigen Großunternehmens wucherten die Gräser über herausgebrochene Gebäudeteile, in den Ritzen des kleinen Weges, über die Schwelle in das Haus hinein.

Die Bäume schickten ihre Äste hoch und ungezähmt über die aufgewühlte Erde, standen sich selbst im Weg und kämpften darum, der größte von allen zu sein.

Einer der Bäume stand nahe an der Hauswand und erstreckte seine kräftigen Äste bis über den zweiten Stock. In einer der Gabelungen saß eine mysteriöse Person, die Beine überschlagen, die Arme verschränkt, an den stärkeren Ast hinter sich gelehnt, mit ihren Augen unentwegt auf das Fenster ein wenig unter sich schauend.

Sie hatte schon dort gesessen, als die Frau noch in dem Zimmer war und sich nur einmal kurz bewegt, als der Junge hinausgeschaut hatte. Nun saß sie wieder in der Astgabelung, mit dem diabolischen Lächeln auf den Lippen, den schlafenden Halbsaiyajin durch einen kleinen Schlitz im Vorhang beobachtend.

Es war dunkel im Zimmer und durch die zugezogenen Vorhänge fiel nur wenig Mondlicht hinein auf den Jungen. Doch es genügte um ihn in ein, für die Person, faszinierendes Licht zu tauchen, dass ihn nur schemenhaft erschienen ließ. Fast transparent und körperlos, traurig und schutzlos wie ein verlorener Engel.

Das Lächeln der Person wurde bei diesem Gedanken ein wenig breiter. Leise, ohne ein Knistern in den Blättern des Baumes zu verursachen, schwebte sie langsam zu dem Fenster des Jungen und hatte es mit einer geschickten Bewegung geöffnet.

Der Vorhang flatterte leicht vom Wind, als die Person durch den Rahmen flog und dann landete. Lautlos ging sie die restlichen Schritte bis zum Bett des Jungen. Die Augen sahen ihn eine Weile an, dann bewegte sich die Hand langsam auf das Gesicht des Schlafenden zu. Sanft strich sie ein paar fliederfarbene Haarsträhnen zurück.

"Mein schöner, kleiner Engel", flüsterte die Person fast unhörbar. Sie kniete sich nun neben das Bett und näherte ihr Gesicht dem des anderen, während die Hand fortwährend über dessen Kopf strich. "Bald..." das Lächeln wurde zu einem Grinsen und die Augen funkelten vor Vorfreude. "Bald werde ich dir erzählen, was er dir immer verschwiegen hat. Bald werde ich dir das sagen, was zwischen uns war. Und dann wird das zwischen uns beginnen..."

Trunks schreckte aus einem traumlosen Schlaf hoch. Verwirrt sah er sich um. Er hatte das Gefühl gehabt jemand streiche ihm über den Kopf und rede mit ihm. Aber als er sich umsah war niemand außer ihm in dem dunklen Zimmer. Nur der Wind wehte leise durch das geöffnete Fenster, von dem der Junge sich sicher war, es geschlossen zu haben.
 

~ ~ ~
 

"Ich bin über Nacht weg, Trunks. Ist das okay für dich?" Bulma fragte zögernd, während sie mit ihrem Sohn am Mittagstisch saß. Aber er reagierte nicht und starrte weiter auf sein Essen.

Seit Gohans Tod war inzwischen eine Woche vergangen. Trunks hatte zwar wieder angefangen zu reden, aber wenn er sprach dann nur einsilbig, jedes unnötige Wort vermeidend. Oft saß er einfach nur da und schien in Gedanken versunken. Er erinnerte Bulma in letzter Zeit oft an Vegeta.

Diesen hatte die Frau im Laufe der Jahre zu verstehen gelernt. Früher hatte sie sich über ihn immer nur gewundert oder geärgert. Hatte nicht verstanden, wie man so schrecklich depressiv, mürrisch und nüchtern sein konnte. Heute verstand sie, dass Trauer, Schmerz und Leid seine Seele so stark zerfressen hatten, bis er nichts anderes mehr kannte. Dass er in seiner Depressivität und Emotionslosigkeit den vielleicht einzigen Halt gefunden hatte in seinem Leben.

Bulma hätte ihrem Sohn dieses Schicksal gerne erspart. Hätte ihm gerne erklärt, dass er sich doch freuen sollte, noch am Leben zu sein. Dass es noch so vieles gab, für das es sich zu leben lohnte. Aber sie konnte es nicht. Denn auch sie versank langsam in dem dunklen Sumpf aus Trauer und Leid und hatte schon lange das Licht der Hoffnung aus den Augen verloren.

"Trunks?" Sie berührte leicht die Hand ihres Sohnes. Der schrak daraufhin auf und sah sie verwirrt an. "Ist es okay für dich, wenn ich über Nacht wegbleibe?", fragte sie dann noch einmal.

Einen Augenblick sah der Junge seine Mutter stumm an. Dann nickte er und senkte seinen Blick wieder.

Bulma seufzte lautlos, sagte aber nichts und aß wortlos weiter.
 

~ ~ ~
 

Trunks wanderte langsam durch die dunklen verlassenen Hallen der Capsule Corporation. Seine Mutter war vor einer Stunde abgereist zu einem Ziel, das ihn nicht interessierte. Früher wollte er immer wissen, wohin sie ging, aber inzwischen war ihm das egal. Eigentlich war ihm alles egal. Nur eines beschäftigte ihn: Warum das Fenster vor einer Woche, dass er geschlossen hatte, plötzlich aufgewesen war! Sicher, man konnte es von außen öffnen, er hatte es nicht richtig verschlossen, sodass es nicht mehr aufschieben ging. Aber wenn man es von außen öffnen wollte, dann müsste man schon fliegen können. Immerhin lag sein Zimmer im zweiten Stock. Und lautlos hinauf zu kommen war auch nicht einfach. Außer ihm könnten das auf diesem Planeten nur... noch...

Trunks stockte der Atem als ihm der Gedanke kam, dass die Cyborgs das Fenster geöffnet haben könnten... Aber wieso sollten sie das tun? Und warum hatten sie ihn dann nicht getötet? Es wäre doch ein Leichtes gewesen... Ehre kannten diese elendigen Geschöpfe immerhin nicht. Sie kämpften einfach nur so. Um des Spaßes Willen. Und am meisten Spaß machte es ihnen, wenn sie unschuldige Menschen jagen konnten, die keinerlei Chance hatten.

Trunks ballte seine Fäuste und knallte die Tür seines Zimmers hinter sich zu. Wie er diese Cyborgs doch verabscheute!

Tief atmend versuchte er sich zu beruhigen. Er trat an seinen Nachttisch und schaltete die kleine Lampe an. Dann ging er zurück zur Tür um den Schalter für die Deckenbeleuchtung zu betätigen. Ein Windstoß traf ihn in dem Moment, als er ihn umlegte und ließ ihn gleich darauf erstarren. Das Fenster war zu gewesen. Dessen war Trunks sich hundertprozentig sicher.

Leicht zitternd drehte er sich langsam um, versuchend sich auf alles gefasst zu machen, was dort vor ihm stand - doch so sehr er sich auch bemühte, er schrie entsetzt auf als er in C17s kalte blaue Augen sah.
 

~ ~ ~
 

Die schwache Glühbirne der kleinen Nachttischlampe war die einzige Lichtquelle, die das Zimmer erhellte. Der Mond war von Wolken verhangen und das restliche Licht, das von draußen hineinfiel, wurde von der Silhouette des Cyborgs abgeschirmt.

Trunks stand, unfähig sich zu bewegen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, an die Tür gepresst und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf die Person, die dort vor ihm stand.

Auch C17 stand unbeweglich da. Doch im Gegensatz zu Trunks hätte er sich bewegen können, hätte er dies gewollt. Doch um den jungen Halbsaiyajin nicht unnötig zu erschrecken, blieb er still. Er hatte immerhin noch einiges mit ihm vor.

Trunks Atem ging schnell und seine Gedanken rasten. Doch mit der Zeit, verlangsamten sie sich ein wenig und er zog alle Möglichkeiten in Betracht, die er jetzt hatte. Entweder er würde sofort angreifen und kämpfen, doch hätte er in diesem Kampf sicherlich keine Chance. Er könnte auch abwarten und schauen, was C17 mit ihm vorhatte, aber Trunks wusste, dass er das nervlich nicht durchstehen würde. Zu groß war die Angst, die ihm in allen Gliedern saß. Dann gab es noch die letzte Möglichkeit, die ihn zwar zu einem Feigling machen würde, aber die trotz allem die vernünftigste war: fliehen!

Sein Blick glitt flüchtig zu der Tür neben ihm. Er hätte sie schnell geöffnet und C17 in den verwinkelten Gängen, die er besser kannte als jeder andere, sicherlich leicht abschütteln können, aber...

"Denk gar nicht dran. Ich hätte dich schon eingeholt, bevor du die Tür ganz offen hättest."

Die Stimme des Cyborgs klang nicht wirklich drohend. Trotzdem ließ sie Trunks noch stärker zittern.

Dann trat C17 einen Schritt auf ihn zu und dem Jungen blieb das Herz einen Moment stehen. Instinktiv wollte er zurückweichen, doch da war schon die Wand. Stattdessen wich er zur Seite aus.

"Wa... was... willst du...?", fragte der Halbsaiyajin mit zitternder Stimme.

"Nur mit dir reden." Der Cyborg machte einen weiteren Schritt, doch der Junge blieb stehen. Zu sehr verwirrte ihn die Antwort. Mit ihm reden? Was sollte denn das jetzt?

Trunks zog in Erwägung, dass das ein Hinterhalt war und C17 ihn in Wirklichkeit töten wollte. Aber wieso sollte er so was machen? Immerhin brauchte er nur einen Handwink und Trunks wäre vernichtet. Aber das mysteriöse Lächeln auf den Lippen des Cyborgs, ließ den Halbsaiyajin an der Glaubwürdigkeit der vorangegangenen Aussage zweifeln.

"Du glaubst mir nicht, oder?" Trunks antwortete nicht. C17 lächelte jedoch nur weiter. "Verständlich." Er trat einen weiteren Schritt auf den anderen zu. Dieser wich weiter nach links aus. "Aber ich will dir wirklich nichts tun. Jedenfalls nichts Böses." Das Lächeln des Cyborgs verzog sich für einen Augenblick zu einem hinterhältigen Grinsen, doch noch bevor Trunks seine Augen so weit wie möglich aufgerissen hatte, war es schon wieder verschwunden.

"Wir sollten es uns bequem machen, wenn wir reden wollen, oder?" Das Gesicht des schwarzhaarigen blickte den Jungen fast freundlich an. Doch dieser misstraute der Sache noch immer und schwieg.

C17 seufzte leicht. Dann ging er auf das Bett zu und setzte sich ans Fußende. "Komm her." Er löste einen Arm aus seiner Verschränkung und klopfte leicht auf die Matratze. Doch Trunks blieb stehen.

Der Cyborg sah ihn etwas enttäuscht an, lächelte aber noch immer und meinte dann leicht belustigt:

"Jetzt setz dich zu mir - oder soll ich nachhelfen?!"

Erneut weiteten sich die Augen des Jungen. Sein Herz fing wieder an schneller zu schlagen und seine Gedanken rasten erneut. Schließlich kam er zu dem Schluss der Aufforderung des anderen nachzugehen.

Langsam, und am ganzen Körper zitternd, tastete sich Trunks zu seinem Bett vor. Dabei blieb er die ganze Zeit dicht an der Wand um so viel Abstand wie möglich von dem Cyborg zu haben. Auch als er sich schließlich auf sein Bett setzte, tat er das soweit wie möglich am oberen Rand um genug Platz zwischen sich und dem anderen zu haben.

Dieser lächelte wieder belustigt, als er die Bemühungen des Halbsaiyajin sah. Dann meinte er mit freundlicher Stimme:

"Stell dich nicht so an. Ich hab doch gesagt, dass ich dir nichts tun will."

".... und was willst du dann?"

"Wie bereits gesagt, nur mit dir reden." Noch immer lag das freundliche Lächeln auf den Lippen des Cyborgs.

"Worüber?"

Einige Augenblicke verstrichen, bevor C17 antwortete - mit leicht trauriger Stimme: "Über Gohan."

Nun verstand Trunks gar nichts mehr. Wieso wollte C17 ausgerechnet über Gohan mit ihm reden? Und wieso klang er traurig? Er hatte ihn doch selbst getötet! Wut stieg in dem Jungen hoch.

"Willst du mir erzählen, wie du ihn getötet hast?!", schrie er den Cyborg an. Seine Angst war verschwunden und hatte seiner Wut und Trauer Platz gemacht. Doch diese wichen auch, angesichts der beinah reuevollen Tonlage des anderen:

"Nein. Das will ich nicht. Und ich wollte ihn auch nicht töten. Aber er hat mir keine Wahl gelassen."

"... was..?" Trunks hatte sich wieder beruhigt, und sah den Cyborg nun nur noch fragend an. Er wusste nicht, was dieser meinte.

C17, zuvor die Augen leicht gesenkt, hob sie nun um den Jungen direkt anzublicken. Sein Blick war nicht mehr freundlich. Allerdings auch nicht böse. Er schien fast emotionslos zu sein.

"Um das zu verstehen, müsstest du Gohans Geheimnis kennen. Aber das hat er dir nie erzählt, nicht wahr? Du weißt nicht, wie Gohan wirklich war. Warum er wirklich kämpfte, was er wirklich begehrte. Nie hast du es gewusst, mein Kleiner, nie..."

Trunks war sprachlos. Von was redete dieser Cyborg eigentlich? Ein Geheimnis, das Gohan gehabt hatte? Das er vor ihm verheimlicht hatte?! Und das ausgerechnet C17 wusste!? Das war doch wohl lächerlich! Erneut stieg die Wut in dem jungen Halbsaiyajin hoch.

"Was redest du da eigentlich?!! Das stimmt doch alles gar nicht!!! Gohan hatte kein Geheimnis vor mir! Und wenn doch, wieso sollte er es ausgerechnet dir sagen!!?!"

"Weil es unser Geheimnis war. Weil wir es teilten - in all den vielen Nächten, die wir zusammen verbrachten..."
 

~ ~ ~
 

Trunks saß bewegungslos auf seinem Bett und konnte nichts anderes tun, als den Cyborg vor sich anzustarren. Er blinzelte einige Male, legte den Kopf etwas schief. Seine Gedanken rasten erneut. Verstanden nicht, was der andere zuvor gemeint hatte und wussten es gleichzeitig doch ganz genau. Aber Trunks konnte, nein er wollte das nicht glauben. Das konnte nicht sein! Es konnte nicht sein, dass.... dass Gohan und C17 ein...

"Oh, nein!", riss ihn die teils überraschte und teils belustigte Stimme des Cyborgs aus seinen Gedanken. "Wir waren kein Paar, wenn du das denkst!" Trunks atmete erleichtert aus. Doch seine Erleichterung sollte nicht lange währen. "Jedenfalls nicht das, was man gemeinhin als Paar bezeichnete. Wir hatten schon eine Art Beziehung. Aber sie war mehr körperlich als seelisch. Verstehst du?"

Trunks verstand sehr wohl... leider... Das konnte doch nicht wahr sein... das DURFTE nicht wahr sein. All die langen Jahre hatte Gohan ihn immer belogen. Ihm immer etwas vorgemacht. Der Mann, den er sein Leben lang bewundert hatte, hatte ihn immer hintergangen.

"Das hat dich jetzt sicherlich geschockt, nicht wahr? Aber du solltest es ihm nicht übel nehmen. Er wollte dir sicherlich nicht weh tun. Darum hat er es dir nicht erzählt. Er wollte deine unschuldige, junge Seele nicht belasten."

Trunks schreckte zurück, als der Cyborg plötzlich sein Kinn berührte. Sein Kopf schlug unsanft gegen die Wand, aber vor Überraschung und Entsetzen fühlte er den Schmerz nicht. Zitternd sah er den anderen auf sich zukommen, bis dieser genau vor ihm kniete, die Hand an sein Kinn gelegt hatte und sich ihre Augen nur wenige Zentimeter von einander entfernt befanden.

"Ja... so jung und unschuldig. Vollkommen unberührt... wie er es damals auch einst gewesen war..." Den Blick verklärt in Trunks Augen verloren, strich der Cyborg mit seiner Hand sanft über dessen Wange. Der Junge wollte zurückweichen, doch war er bereits an die Wand gedrängt. Als er zur Seite ausweichen wollte, hielt ihn die andere Hand des Cyborgs am Handgelenk fest.

"Wa-was... tust du...da...?" Die Stimme des Halbsaiyajin zitterte und seine Augen weiteten sich entsetzt, als C17s Lippen sich den seinen näherten.

Dessen blaue Augen, kniffen sich leicht zusammen und seine Stimme flüsterte verführerisch:

"Weißt du das denn nicht?!"

Trunks schluckte schwer. "Aber... aber, du und Gohan..."

"Wir haben uns nie geliebt. Und jetzt wo er nicht mehr da ist, da brauche ich ein neues Spielzeug..." Die Augen des Cyborgs nahmen einen kalten Glanz an, doch das verführerische Lächeln blieb. Seine Lippen näherten sich weiter.

"Ich will das nicht...", flüsterte Trunks heiser.

"Ich weiß", lächelte C17 sein mystisches Lächeln weiter und legte seine Lippen auf die des jüngeren.
 

~ ~ ~
 

Der Mond hatte noch immer sein Antlitz hinter grauen Wolken verborgen und schickte nur wenig Licht hinunter auf die Erde. Die Stadt selbst lag in Dunkelheit. Nur wenige Häuser besaßen Generatoren um Strom zu erzeugen. Das städtische Kraftwerk war schon seit Jahren außer Betrieb.

Einzig und allein in einem kleinen Zimmer im zweiten Stock des großen Gebäudes der Capsule Corporation, flackerte das Licht einer kleinen Nachttischlampe durch die geschlossenen Vorhänge hinaus in die Nacht.

C17s Lippen lagen sanft auf denen des jungen Halbsaiyajin. Der Kuss war flüchtig und dennoch intensiv. Doch Trunks wollte das nicht, wollte sich wehren, aber der Griff des Cyborgs hielt ihn fest und die Angst vor ihm sich nicht bewegen. Der Junge fühlte die Tränen in sich hochsteigen und versuchte sie zu unterdrücken - und dann hörte der Cyborg auf. Nahm seine Lippen langsam von denen des anderen, den Blick jedoch noch in die blauen Augen versenkt. Auf seinem Gesicht lag erneut das verführerische Lächeln.

"Was schaust du denn so entsetzt? Hat es dir nicht gefallen?" Er kicherte kurz. "Gohan war da aber ganz anders..."

Trunks fühlte wieder die Wut in sich hochsteigen. Auf den Cyborg - und auf Gohan. "Ich bin aber nicht Gohan!" Trotzig versuchte er sich loszureißen, was ihm jedoch nicht gelang. Aber C17 löste den Griff danach von selbst und setzte sich zurück.

"Ich weiß", grinste er. "Du bist unschuldiger und naiver als er..." Er wollte erneut Trunks Kinn berühren, als diesen die Erkenntnis plötzlich wie der Schlag traf. Erneut wütend - diesmal jedoch über sich selbst - schlug er die Hand des anderen weg.

"Ich Idiot", zischte er. "Das hätte ich mir auch gleich denken können." C17 sah ihn nur verwundert an, nicht verstehend was sein Gegenüber plötzlich hatte. "Das war alles nur gelogen. Du hast mir irgendwelche Lügen erzählt um mich so weit zu kriegen. Du hast Gohans Andenken beschmutzt!!! VERSCHWINDE!!!"

Die fliederfarbenen Haare färbten sich golden und die blauen Augen nahmen den blaugrünen Glanz des SuperSaiyajin an. C17 wich erstaunt etwas zurück. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Dann lächelte er, erneut das mysteriöse Lächeln.

"Du denkst, ich habe dich belogen?" Er stand auf und stellte sich vor das Bett. Er schüttelte seinen Kopf. "Nein, mein Kleiner. Da irrst du dich. Aber ich kann verstehen, dass du mir nicht glaubst. Wer täte das in deiner Situation schon?!" Der Cyborg wandte sich zum Gehen, hielt aber noch einmal inne, bevor er aus dem Fenster kletterte. "Aber es gibt einen Beweis, dass alles, was ich dir erzählt habe, wahr ist. An einem gewissen Ort. Wenn du genau nachdenkst, dann wirst du wissen, wo er ist. Ich weiß, dass er dir einmal davon erzählt hat.

Wenn du dir sicher bist, dass ich lüge, dann bleib hier. Wenn du aber daran zweifelst, dann geh diesen Ort suchen. Doch sei nicht allzu sehr entsetzt, wenn du merkst, dass alles stimmt..." und mit diesen Worten verschwand der Cyborg, genauso lautlos, wie er gekommen war und ließ einen verstörten Halbsaiyajin zurück, der sich nun nicht mehr sicher war, ob sein Meister, sein bester Freund, wirklich das gewesen war, was er immer vorgegeben hatte zu sein.
 

~ ~ ~
 

Der Wind wehte sacht durch das geöffnete Fenster, bewegte leicht die Vorhänge und ließ sie langsam tanzen. Dann wehte er weiter in den Raum hinein, hin zu dem Jungen auf dem Bett, der noch immer unbeweglich darauf saß.

Seit C17 das Zimmer verlassen hatte, war nun schon einige Zeit vergangen, aber Trunks war nicht fähig sich zu bewegen. Zu tief saß der Schock über das soeben Erfahrene und Geschehene. Seine Augen, inzwischen wieder blau, starrten verklärt auf das weiße Bettlaken vor sich, während seine Gedanken wie wild durcheinander rasten, jedoch nur um ein einziges Thema: Gohan und C17!

War es nun wahr, was der Cyborg gesagt hatte? Oder hatte er sich das alles nur ausgedacht? Und wenn er sich das alles nur ausgedacht hatte: warum? Nur um Trunks dazu zu bringen sein 'Spielzeug', wie er es ausdrückte, zu werden? Doch das würde keinen Sinn ergeben. C17 hatte die Macht jeden jederzeit zu jedweder Tätigkeit zu zwingen. Auch Trunks. Da musste sich der Cyborg keine komplizierte Geschichte ausdenken...

... aber wenn all diese Einwände stimmten, dann gab es nur noch eine Möglichkeit. Und zwar, dass C17 die Wahrheit gesagt hatte! Dass Gohan etwas mit ihm gehabt hatte! Dass Gohan immer nur gelogen hatte!

Aber das konnte doch auch nicht sein! Gohan konnte das nicht getan haben! Das ging doch einfach nicht!

Trunks krallte die Hände in seine Haare und begann zu weinen. Er wusste einfach nicht, was er glauben sollte.
 

~ ~ ~
 

Der Morgenhimmel war grau und wolkenverhangen. Nur wenige Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch die schweren Wolken, die das Land unter sich niederdrückten und alle Fröhlichkeit oder Freude, die vielleicht hätte aufkommen können, im Keim ersticken.

Trunks wanderte erneut durch die Gänge der Capsule Corporation. Die Augen geschwollen und schwarze Augenringe darunter. Er hatte die Nacht über nicht viel geschlafen. Außerdem war ihm schlecht.

Nachdem seine Gedanken irgendwann von der ominösen Beziehung zwischen Gohan und C17 weggeglitten waren, war er sich dessen bewusst geworden, was der Cyborg mit ihm gemacht hatte. Er hatte sich daraufhin übergeben müssen und bekam das elendige Gefühl nun nicht mehr los.

"Trunks?", Bulmas Stimme drang aus der Küche und erschreckte ihren Sohn. Er hatte nicht bemerkt, dass sie schon wieder zurück war. "Trunks, bist du das? Bist du schon wach?"

Sie trat einige Schritte aus der Küche hinaus, in die Richtung, aus der sie die Schritte vernommen hatte. Ein wenig befürchtete sie, dass es jemand anderes als ihr Sohn sein konnte, aber mit Erleichterung stellte sie fest, dass ihre Befürchtung nicht wahr gewesen war. Doch als sie den Jungen dann sah, stockte ihr für einen Augenblick vor Schreck der Atem.

"Trunks! Um Himmelswillen! Was ist passiert?"

Der Halbsaiyajin strich sich leicht verlegen über das Gesicht. Er musste wirklich schlimm aussehen.

Er zögerte einige Augenblicke, bevor er seiner Mutter die Frage beantwortete, nicht sicher, ob er ihr die Ereignisse der vergangen Nacht erzählen sollte.

"Nein", meinte er dann schließlich. "Es ist nichts passiert... ich hab nur schlecht geschlafen..."

"Wirklich? Du siehst schlecht aus..." Die Frau befühlte kurz seine Stirn. "Vielleicht wirst du krank....?!"

Trunks wollte schon wiedersprechen, als ihm einfiel, dass das die beste Ausrede war. So musste er sich nicht anstrengen einigermaßen normal zu sein und seine Mutter würde sich nicht sorgen.

"Ja.... vielleicht hab ich mich erkältet... letztens........"

Er musste schlucken als ihm in Erinnerung kam, wie er Gohan im Regen gefunden hatte. Und er musste noch ein Mal schlucken als plötzlich ein Bild von C17 und Gohan Arm in Arm vor ihm auftauchte. Schnell schüttelte er den Kopf um diesen Gedanken loszuwerden - und hatte augenblicklich Bulmas besorgten Blick auf sich gerichtet.

"Du solltest wieder ins Bett gehen. Ich mach dir einen Tee und eine Suppe. Und dann versuchst du zu schlafen. Danach geht es dir vielleicht wieder besser."

Mit sanfter Gewalt schob die Frau ihren Sohn zurück in sein Zimmer.
 

~ ~ ~
 

"So, hier ist dein Tee und deine Suppe," Bulma stellte zwei Thermoskannen auf den Nachttisch ihres Sohnes und setzte sich dann auf die Bettkante. "Ich werde den ganzen Tag in der Werkstatt sein. Wenn du was brauchst, dann sag einfach Bescheid." Sie strich ihm sanft über die Wange. "Ich seh heute Abend wieder nach dir, dann kannst du in Ruhe schlafen, ja?" Die Frau lächelte leicht. Danach erhob sie sich um zu gehen.

"Mama?"

Bulma sah zurück zu ihrem Sohn, der sie unsicher ansah.

"Ja?"

Es dauerte einen Augenblick bis er seine Frage stellte. Die, von der Bulma immer gehofft hatte sie nie beantworten zu müssen.

"Hast du Vater geliebt?"

Bulma zögerte. Sie wollte ja sagen, auch wenn sie nicht wusste, ob es wirklich stimmte. Sie hatte sich manches Mal gefragt, ob sie für den stolzen Saiyajinprinzen wirklich Liebe empfunden hatte. Doch immer hatte sie den Gedanken daran dann verdrängt. Sie wollte diese Frage nicht beantworten, nicht einmal sich selbst. Vielleicht aus dem Grund, dass wenn sie sich eingestand, Vegeta wirklich geliebt zu haben, sein Verlust nur noch schwerer auf ihrer Seele lasten würde.

Ihrem Sohn hätte sie gerne gesagt, dass sie seinen Vater geliebt hatte. Doch als sie nun in seine fragenden, traurigen Augen sah, da wusste sie, dass er ihr eine Lüge niemals verzeihen würde.

"Ich weiß nicht...", gab sie dann mit gesenktem Blick leise zu. "Vielleicht war es auch einfach nur Sehnsucht. Oder Leidenschaft.... Ich weiß es nicht... es tut mir Leid, Trunks." Entschuldigend sah sie den Jungen an, doch der hatte den Blick abgewandt und starrte nachdenklich auf das Fenster.

"Kann man das nicht voneinander unterscheiden?"

Er sah sie nicht an, als er die Frage stellte. Bulma setzte sich zurück auf die Bettkante.

"Doch. Aber der Unterschied ist klein und man braucht Zeit um ihn zu kennen. Dein Vater und ich, wir hatten nicht viel Zeit. Er ging zu früh, als dass ich mir sicher sein könnte... Verstehst du?", fügte sie nach einer kurzen Pause noch dazu.

Trunks nickte.

"Okay, aber jetzt schläfst du. Du sollst doch wieder gesund werden." Erneut erhob sie sich zum Gehen. "Schlaf gut, mein Liebling." Sie schloss langsam die Tür. Dann begab sie sich zur Werkstatt. Tränen rannen ihre Wangen hinab. Die alten Wunden waren wieder aufgerissen.
 

~ ~ ~
 

Trunks lag auf der Seite und starrte nachdenklich das Fenster an. Er wusste selbst nicht ganz, warum er seine Mutter gefragt hatte, ob sie seinen Vater geliebt hatte. Und er wusste nicht, ob er mit der Antwort zufrieden war. Ob er lieber ein 'Ja' oder ein 'Nein' anstelle des 'Vielleicht' gehört hätte.

Er seufzte und prüfte das Ki seiner Mutter. Sie war inzwischen in der Werkstatt. Es verstrichen noch ein paar Minuten bis der Junge aufstand und sich anzog. Dann öffnete er das Fenster und kletterte hinaus.

Ein Ort jenseits des Meeres, umgeben von verschneiten Bergen und prächtigen Wäldern. Ein Ort, dem Paradies gleich an dem als einzigster noch Frieden herrschte... Davon hatte Gohan ein Mal gesprochen.

Trunks hatte daraufhin gemeint, er wolle diesen Ort gerne sehen. Doch der ältere Halbsaiyajin hatte nur gelächelt und gesagt, dass die Zeit noch nicht reif dafür wäre. Wenn er älter sei, würde er dem fliederhaarigen Jungen das Tal zeigen.

Trunks wandte sich gen Osten, in Richtung des Ozeans. Nun war er wohl alt genug, diesen mysteriösen friedlichen Ort kennen zu lernen, der vielleicht das dunkle Geheimnis seines Mentors barg.
 

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Das graue Gestein ragte tausende von Metern weit in den klaren blauen Himmel hinauf. Nur an seinen Spitzen war es verhangen mit reinem Schnee, der selbst in den warmen Sommermonaten nicht schmolz. In einem großen Kreis zogen sich die hohen Berge um das große Tal, wachten darüber, schirmten es vor jeder Gefahr und allem Übel ab. In der Ebene erstreckten sich Bäume, einer grüner und kräftiger als der andere, gen Himmel um die Strahlen der Sonne zu fangen. Das kristallklare Wasser des Sees schimmerte wie ein großer Diamant und zeichnete flimmernde Lichtspiele auf seine Umgebung.

Trunks schwebte weit über diesem Tal in der Luft und betrachtete es aus ausdruckslosen Augen. Das musste das Tal sein, von dem Gohan einst gesprochen hatte. Der Ort, den C17 gemeint hatte.

Einen Augenblick zögerte der Junge. Einen Augenblick überlegte er, wieder umzukehren und Gohan als den Menschen in Erinnerung zu behalten, den er immer gekannt hatte. Gohan nicht mehr zu mistrauen und darauf zu vertrauen, dass er etwas derartiges niemals auch nur in Erwägung gezogen hatte.

Doch der scharfe Zahn der Ungewissheit nagte unerbittlich an ihm und mit einem tiefen Atemzug, glitt Trunks langsam hinunter auf den Boden des Tals.
 

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Trunks hatte sich oft ausgemalt wie herrlich die Landschaft um Chichis Haus gewesen sein musste, bevor sie ihre Ausstrahlung verloren hatte und zum Friedhof der großen Kämpfer geworden war. Doch gemessen mit diesem Tal, war sie wohl auch in ihren strahlendsten Zeiten, nicht mehr als ein kleines Licht in dunkler Nacht gewesen.

Dieses Tal jedoch war atemberaubend. Trunks war am Ufer des Sees gelandet und sah sich um. Über ihm prangte ein azurblauer Himmel, den er selten gesehen hatte. In einiger Entfernung umgaben ihn die hohen Klüfte der Berge und in seiner unmittelbaren Umgebung wechselte nur das Kristall des Sees das Grün des Waldes ab.

Der Junge hätte diese ungewohnt strahlende Umgebung gerne genossen, doch lag der Grund seiner Anwesenheit hier zu schwer auf seiner Seele.

Trunks sah sich um. Eigentlich wusste er gar nicht, was er hier finden sollte. Was war dieser ominöse Beweis von dem C17 gesprochen hatte?

Er ging ein paar Schritte das Ufer entlang und ließ seinen Blick über den See, hin an das andere Ufer gleiten.

Da das Gewässer keinem Kreis entsprach, sondern eher einer Kurve, beschloss er weiterzugehen, bis er auch den Bereich einsehen konnte, der von seiner derzeitigen Position nicht auszumachen war.

Auf seinem Weg hörte er das Zwitschern der Vögel, so fröhlich und heiter wie noch nie. Kaninchen hoppelten den Waldrand entlang, einmal glaubte er sogar ein Reh gesehen zu haben - und dann trat er um die Kurve und sah sie, wie sie einsam am anderen Ufer, geschützt von einer Reihe Bäume, stand, mit Blick auf den See: Die Holzhütte, die Trunks Vorstellungen von Gohan entweder bestätigen oder aufs Tiefste erschüttern würde. *
 

~ ~ ~
 

Die Tür quietschte leicht als Trunks sie vorsichtig aufschob. Sie war nicht verschlossen gewesen und der Junge erwartete fast, dass er im Inneren C17 treffen würde, aber als er durch den Türrahmen hinein sah, sah er nur das Möbiliär und sonst nichts.

Noch einmal einen Blick auf die Umgebung werfend trat Trunks in die Hütte ein. Sie war nicht sehr groß, war wohl auch nicht zum dauerhaften Wohnen, sondern nur für kürzere Aufenthalte gedacht. Links, gleich neben der Eingangstür befand sich eine kleine Kochnische und ein Schrank, der höchstwahrscheinlich Besteck, Teller und Töpfe beinhaltete.

In der hinteren Hälfte der Hütte, stand gegenüber der Küche ein großes Doppelbett. Trunks schluckte als er es sah und versuchte die sich ihm aufdrängenden Gedanken zu vertreiben.

Etwas weiter rechts entdeckte der Junge dann einen Schreibtisch mit einem Stuhl davor. Auf dem Tisch lagen verschiedene Bücher, Schreibutensilien und Papiere.

Zwischen Bett und Tisch war noch ein Kamin in die Wand eingelassen.

Das war alles, was diese Hütte beherbergte und allem Anschein nach schien sie noch bis vor kurzem bewohnt gewesen zu sein. Als der Junge weiter in den Raum hineintrat, überlegte er, ob es vielleicht sein könne, dass hier jemand ganz anderes wohnte. Doch dann fiel ihm eines der Blätter auf dem Schreibtisch auf, das klar und deutlich Gohans Handschrift zeigte.

Trunks seufzte enttäuscht. Also war das wirklich seine Hütte gewesen. Aber nur, weil er hier gewohnt hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass er auch was mit C17 gehabt hätte. Doch Trunks zweifelte daran, dass der Cyborg dieses Haus als Beweis für seine Behauptung gemeint hatte.

Der Halbsaiyajin sah sich um. Wo in dieser Hütte könnte ein glaubhafter Beweis sein?

Sein Blick glitt erneut auf den Schreibtisch und seine Füße setzten sich ganz von allein in Bewegung. Schließlich stand er vor dem Tisch, den Blick auf die Platte gerichtet, auf das dicke Buch mit dem Schriftzug Tagebuch.

Mit zitternden Händen zog Trunks den Stuhl vom Tisch um sich draufzusetzen. Dann nahm er das Buch in die Hände, schlug es langsam auf und begann zu lesen.
 

~ ~ ~
 

Die Sonne schien durch das Fenster, direkt über dem Schreibtisch und ermöglichte dem jungen Halbsaiyajin die krakelige Kinderschrift auf den ersten Seiten zu lesen:

Papa ist heute gestorben. Mama hat gesagt, er hatte keine Schmerzen. Ich war nicht da als er gestorben ist.

Alle anderen waren auch da. Und fast alle haben geweint. Ich nicht. Ich weiß nicht warum. Ich konnte es nicht. Ich bin zwar traurig, aber ich kann nicht weinen. Ob Papa deswegen böse auf mich ist?

*

Mama geht es gar nicht gut. Sie weint den ganzen Tag. Aber nur wenn ich nicht da bin. Ich hab es aber trotzdem gemerkt. Ich habe Angst. Papa ist schon weg. Ich will nicht, dass Mama auch noch geht.

*

Wir haben seit gestern neue Feinde. Sie sind ganz plötzlich aufgetaucht und haben eine ganze Stadt zerstört. Als wir hingekommen sind, waren sie schon wieder weg. Überlebende haben erzählt, dass es nur zwei gewesen seien. Eine Frau und ein Mann. Mit einem komischen Zeichen auf der Brust.

Bulma hat erzählt, dass es das Zeichen der Red Ribbon Armee gewesen sei. Ich weiß nicht viel über diese Armee. Nur, dass Papa sie vernichtet hat als er noch ein Kind war. Ich frage mich, warum die plötzlich so stark sind.

*

Wir wissen jetzt, was unsere Gegner sind. Piccolo hat sie getroffen und gefragt. Sie haben gesagt sie seien Cyborgs. Sie wurden von irgendeinem Wissenschaftler der Red Ribbon Armee geschaffen. Warum haben sie aber nicht gesagt.

Piccolo hat ihnen gesagt, sie sollen aufhören Leute umzubringen, aber sie haben nur gelacht. Dann haben sie Piccolo ganz leicht zu Boden geschlagen und die nächste Stadt zerstört. Sie haben gesagt, wir sollen uns aus ihren Angelegenheiten raushalten, sonst würde es uns genauso gehen.

Wir haben uns dann beraten und beschlossen sie trotzdem aufzuhalten. Alle waren dafür.

Ich habe Angst. Ich habe ein ungutes Gefühl. Ich glaube, es wird etwas schlimmes passieren.
 

Trunks las diese Zeilen mit klopfendem Herzen. Anscheinend hatte Gohan dieses Tagebuch angefangen als Goku gestorben war. Die Einträge waren selten lang und einfach geschrieben. In der Sprache eines Kindes nun mal.

Auch der nächste Eintrag war noch recht kindlich geschrieben, doch bei den darauffolgenden glaubte man Gohan sei um Jahre älter gewesen - obwohl er sie am gleichen Tag geschrieben haben musste.
 

Sie haben im Fernsehen wieder von einem Angriff berichtet. Die anderen sind gleich los. Ich musste hier bleiben. Piccolo hat gesagt, es sei zu gefährlich. Ich finde das gemein. Ich hätte ihnen gerne geholfen.

Aber einer muss ja auch auf Mama, Bulma und Trunks aufpassen.

Ich habe immer noch ein ungutes Gefühl. Ich gehe jetzt wieder runter zu Mama und Bulma. Sie schauen sich im Fernsehen an, was passiert. Ich hoffe, die anderen können diese Cyborgs besiegen.

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.

.

Vielleicht hätte ich Piccolo und den anderen von meinem unguten Gefühl erzählen sollen. Saiyajin scheinen ein Gespür für solcherlei Dinge zu haben. Papa wusste auch immer, wann sein Kampf gut und wann schlecht für ihn ausgehen würde. Aber selbst wenn ich es ihnen gesagt hätte, sie hätten mir entweder nicht geglaubt oder hätten es ignoriert. Sie wären trotz allem gegangen und hätten gekämpft.

Und selbst wenn nicht. Das Schicksal hätte sie irgendwann eingeholt und mit sich genommen.

Bulma, Mama und ich waren vorhin noch in der Stadt. Wir sind sofort losgeflogen als die Fernsehverbindung abgebrochen ist. Aber da war es für die meisten meiner Freunde schon zu spät.

Kuririn war der erste, der sein Leben verlor. Dann kam Yamchu dran. Tenshinhan und Chao-zu verschwanden gleichzeitig. Auch Piccolo wurde kurz darauf getötet...und selbst Vegeta haben diese abscheulichen Kreaturen vernichtet. Ich habe gespürt wie all ihre Auren erloschen sind. Ich habe gespürt wie die Wut in mir aufstieg, aber sie hat nicht gelangt, als dass sie mich zum SuperSaiyajin gemacht hätte und somit zu einer Hilfe für meine Freunde.

Ich schäme mich dafür, dass ich ihnen nicht helfen konnte, obwohl ich genau weiß, dass ich nichts dafür kann.

Als wir in der Stadt ankamen, war nicht mehr viel von ihr übrig. Menschen waren nicht mehr zu sehen, nicht einmal irgendwelche Spuren von ihnen. Das einzige was wir fanden, waren die toten Körper unserer Freunde.

Mama hat angefangen zu weinen und Bulma ist zusammengebrochen. Ich habe nur dagestanden und habe irgendwann damit begonnen ihre Leichen einzusammeln. Ich war zwar traurig, aber ich konnte wieder nicht weinen. Wie damals bei Papa.

Morgen werden wir sie alle begraben. Dort wo auch schon Papa liegt. Dann wird dieser Ort die letzte Ruhestätte der großen Kämpfer sein, von wo sie niemals wieder auferstehen werden. Denn mit Piccolo ist auch Gott gestorben und somit können wir sie nicht mehr wiederbeleben.

Ich werde jetzt nochmal nach Mama, Bulma und Trunks sehen und dann gehe ich ins Bett. Vielleicht kann ich in meinen Träumen ein wenig der Realität entfliehen und die Welt erleben, die ich mir wünsche.

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Jetzt sitze ich wieder hier und schreibe in dieses Buch. So viel habe ich noch nie geschrieben.

Trunks hat gerade geschrieen und ich habe ihn wieder beruhigt. Bulma und Mama sind zu entkräftet, als dass sie es könnten. Der Kleine liegt jetzt bei mir im Bett und schläft wieder friedlich.

Es tut weh das zu sehen. Ich hatte wenigstens neun Jahre mit meinem Vater, er wird seinen niemals kennenlernen. Noch gestern hätte ich beinahe gesagt, dass wäre sogar gut. Vegeta war in meinen Augen nie sonderlich geeignet als Vater. Dafür hatte er uns und dem halben Universum zu schreckliche Dinge angetan. Aber seit heute morgen habe ich meine Meinung geändert.

Ich weiß jetzt, dass keiner von uns Vegeta jemals verstanden oder ihn wirklich gekannt hat.

In den letzten Tagen waren alle hier bei uns gewesen, da die Cyborgs immer die großen Städte angriffen und wir so in der Capsule Corporation nicht sicher genug gewesen wären. Deshalb hatten wir unser Haus zu einer Art Hauptquartier gemacht.

Heute morgen wachte ich ungewöhnlich früh auf. Ich hatte das Gefühl, dass noch jemand im Zimmer war und als ich mich umblickte, sah ich Vegeta auf der Fensterbank sitzen. Sein Gesicht war ungewöhnlich sanft und als ich genauer hinsah bemerkte ich, dass er leicht lächelnd auf die aufgehende Sonne blickte. Ich fragte ihn, was er da tue und was er mir antwortete und dann sagte, werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen:

"Ich habe so selten einen Sonnenaufgang gesehen, darum wollte ich ihn mir heute noch mal anschauen. Ich hatte vergessen, wie friedlich die Welt zu dieser Zeit selbst im Krieg sein kann." Er schwieg eine Weile bevor er fortfuhr.

"Heute wird es soweit sein. Das fühle ich und ich weiß, dass du es auch fühlst. Es ist ein uralter Instinkt, den sich die Saiyajin über Jahrhunderte bewahrt haben.

Ich war nie ein Mann großer Worte, darum werde ich mich kurz fassen. Wenn wir später aufbrechen um gegen die Cyborgs zu kämpfen, dann musst du hier bleiben. Für uns wird das heute der letzte Kampf sein. Wir werden alle unterliegen, denn wir sind nicht stark genug um gegen diese Geschöpfe zu bestehen. Trotzdem werden wir gehen, denn wir alle sterben lieber als hilflos zusehen zu müssen, wie sie alles vernichten.

Ich weiß, dass auch du nicht gerne zusiehst, Gohan, aber einer muss vernünftig sein und genau dies tun. Einer von uns muss überleben, damit diese Welt noch Hoffnung hat.

Heute bist du noch nicht stark genug, aber wenn du hart trainierst, dann kannst du es vielleicht schaffen sie irgendwann zu besiegen. Aber nicht heute, und auch nicht morgen. Trainiere erst so lange bis du stärker bist als wir alle zusammen. Erst dann hast du vielleicht eine Chance, wenn du gegen sie antrittst. Hast du verstanden, Gohan? Unterdrücke deine Wut, wenn du uns fallen siehst und bleibe bei Verstand. Lass uns sterben ohne auch nur einen Finger zu rühren und trainiere bis du stark genug bist. Versprich es mir, Gohan! Versprich es mir!"

In diesem Augenblick hätte ich ihn gerne angeschrieen und geschlagen. Ihm gesagt, dass ich kein Feigling sei und dass ich mitkämpfen würde. Aber... tief in mir, spürte ich, dass er Recht hatte. Dass einer überleben musste. Dass ich das war und dass ich erst trainieren musste, bevor ich kämpfen konnte, selbst wenn das bedeutete alle meine Freunde tatenlos sterben zu lassen.

Ich versprach es ihm schließlich, auch wenn ich mir viel Mühe geben musste nicht zu weinen. Heute morgen hätte ich es noch gekonnt. Nun nicht mehr. Und nachdem ich ihm mein Versprechen gegeben hatte, sagte Vegeta das, was mein Bild von ihm völlig veränderte.

"Ich... habe noch eine Bitte, Gohan. Ich möchte, dass du dich um Bulma und Trunks kümmerst. Sie dürfen nicht auch sterben. Und wenn du kämpfst, dann kämpfe für den Kleinen. Er soll nicht in einer Welt voller Hass und Tod aufwachsen... so wie ich.

Und wenn er nach mir fragt, dann erzähl ihm, was ich getan habe und warum. Erzähl ihm, dass ich ein Mörder war, den nichts kümmerte und der einzig und allein für seine Ehre kämpfte. Erzähl ihm das und nichts anderes! Nur diese Dinge!"

"...Warum?"

"Damit er mich hasst. Damit er niemals den Wunsch verspürt mich gekannt zu haben. Damit es ihm nicht wehtut, wenn er an mich denkt. Denn ich will nicht, dass er meinetwegen weint."

Dann ging er aus dem Zimmer und ließ mich weinend auf dem Bett zurück.

Vegeta... ich habe dich immer mit einem falschen Blick angesehen. Ich hätte mich gerne noch bei dir entschuldigt, doch ich fand keine Zeit mehr dich noch einmal allein zu sprechen. Ich werde dir deinen letzten Wunsch erfüllen, ich werde dafür sorgen, dass dein Sohn dich hasst. Damit er niemals weinen muss, wenn er an seinen stolzen Vater denkt, der in aller Heimlichkeit für die gestorben ist, die er liebte.
 

Trunks hatte die Arme auf den Tisch gestützt, die Hände vor den Mund gelegt und schluchzte weinend hinein, während seine Augen immer wieder die letzten Zeilen lasen.

Auch wenn er an diesem Tag die Bestätigung für Gohans dunkles Geheimnis finden würde, so hatte er wenigstens auch erfahren, dass sein Vater ihn geliebt und für ihn gekämpft hatte.
 

~ ~ ~
 

Nachdem Trunks sich einigermaßen beruhigt hatte und auch die Tränen versiegt waren, las er weiter. Doch wirklich darauf konzentrieren konnte er sich nicht, da ihm immer wieder der Gedanke durch den Kopf schoss, dass Gohan ihn nie wirklich dazu gebracht hatte seinen Vater zu hassen. Gut, er hatte schon gemerkt, dass Gohan nicht sonderlich euphorisch von seinem Vater gesprochen hatte, so wie von manch anderem. Aber er hatte auch nicht so erzählt, dass Trunks seinen Vater hassen lernte.

Der Junge schüttelte dann irgendwann den Kopf. Vielleicht würde er im Laufe des Buches eine Antwort darauf finden, weshalb Gohan sein Versprechen an Vegeta nicht eingehalten hatte.

Die nächsten Seiten des Buches handelten jedoch nur von den folgenden 6 Jahren, in denen der junge Gohan hart trainiert hatte. Die Einträge waren meistens kurz und in unregelmäßigen Abständen. Selbst die Passage, die ein wichtiges Ereignis beinhaltete, war sehr knapp gefasst.
 

Heute habe ich es geschafft, nach 5 Jahren ständigen Trainings ist es mir endlich gelungen. Mit meinen 14 Jahren bin nun der jüngste SuperSaiyajin, den es je gab, doch auch die neu gewonnene Kraft des legendären Kriegers wird mir nicht viel helfen. Vegeta war auch ein SuperSaiyajin und sie haben ihn ohne größere Anstrengungen erledigt. Ich werde weiter trainieren bis ich stärker bin als er, dann erst werde ich sie angreifen, so wie ich es ihm versprochen hab.
 

Dann ging es weiter, wie er trainierte und schließlich folgte der erste Angriff.
 

Elendige Geschöpfe ohne Ehrgefühl oder Anstand. Kämpft man alleine, kämpfen sie zu zweit. Aus Spaß und Langeweile. Elendig, ehrlos und skrupellos sind sie. Und stärker als ich es mir vorzustellen wagte.

Ich habe jahrelang gesehen, wozu sie im Stande sind. Städte einfach so auszulöschen. Doch dazu wären auch wir in der Lage gewesen. Körperlich gesehen, nicht seelisch. Ich wusste, dass sie meine Freunde alle ausgelöscht haben. Doch da sie es nacheinander taten, dachte ich, sie hätten sie einzeln angegriffen um mit ihnen fertig zu werden. Ich hatte Vegeta damals falsch verstanden. Hatte gedacht, dass meine Freunde einzeln zwar schwächer als sie waren, sie zusammen aber vielleicht hätten besiegen können, wenn sie das irgendwie zustande gekriegt hätten. Nun verstehe ich, wie Vegeta es wirklich gemeint hat. Alle zusammen hätten sie nicht einmal gegen einen der Cyborgs gewinnen können.

Die Cyborgs. C17 und C18. Geschaffen von Dr. Gero, einem überlebenden Wissenschaftler der Red Ribbon Armee, um den zu töten, der die Armee vernichtete: Meinen Vater! Doch sie wollten Geros Befehle nicht befolgen und töten ihn, kaltblütig und reuelos.

Das alles weiß ich seit einigen Wochen. Da habe ich sie angegriffen, weil ich dachte, ich wäre nun stark genug. Aber ich hatte mich getäuscht. Sie haben mich fertig gemacht. Ohne sich dabei auch nur ein wenig anzustrengen. Ich weiß nicht, wie stark sie wirklich sind. Da sie Cyborgs sind, haben sie keine Auren. Ich wage gar nicht mir vorzustellen zu welchen Dingen sie sonst noch möglich sind...

Der Kampf war nur kurz. Lange durchgehalten habe ich nicht. Als ich am Boden lag, haben sie nur gemeint, ich solle mich aus ihren Angelegenheiten raushalten, sonst würden sie mich töten. Die gleichen Worte wie damals bei Piccolo...

Ich schreibe dies alles erst heute auf, da ich erst jetzt wieder fähig bin zu schreiben. Wir haben zwar noch magische Bohnen, aber es sind die letzten, die noch existieren. Ich darf sie nicht verschwenden und so lange mein Zustand nicht kritisch ist, muss ich so gesund werden. Ich muss irgendwie überleben. Wenigstens so lange bis Trunks in der Lage ist zu kämpfen. Ich würde es ihm gerne ersparen, genauso wie Bulma es auch will, doch er ist nun mal zur Hälfte Saiyajin und ohne ihn, werde ich diese Cyborgs wohl nie besiegen können.
 

Am Datum erkannte Trunks, dass Gohan damals ungefähr 15 gewesen sein musste. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt 6 Jahre alt gewesen. Der Junge las sich ein paar Abschnitte des vorangegangen Eintrags noch einmal durch. Er runzelte die Stirn. So, wie es für ihn klang, hatte Gohan zum damaligem Zeitpunkt beschlossen, ihm das Kämpfen sobald wie möglich beizubringen. Doch in Wirklichkeit hatte er ihn ja noch darum bitten müssen. Also wieso kam er von diesem Vorhaben ab?!

Einige Dinge waren wirklich sehr merkwürdig und Trunks fröstelte leicht, als er bedachte was er noch alles herausfinden könnte.
 

~ ~ ~
 

Die Sonne wanderte langsam ihre Bahn weiter und spendete den Tieren und Pflanzen unter sich im Tal sanfte Wärme und klares Licht. Diese reckten sich den Strahlen entgegen und genossen sie. Einige fielen auch durch die Scheibe des kleinen Fensters und erhellten den Raum leicht. Doch zum größten Teil war er finster und dunkel, so wie die Einträge des Tagebuchs, die Trunks las.
 

Es ist als würde die Menschheit bestraft werden für ein Verbrechen, dessen sie sich nicht bewusst ist. Stadt für Stadt, Mensch für Mensch, zerstört und verwüstet. Einmal innerhalb von Tagen, dann innerhalb von Monaten. Sie schlagen zu, wenn sie gerade Lust haben, wenn ihnen langweilig ist und sie einen Zeitvertreib brauchen. Ich weiß nicht, was sie damit bezwecken wollen. Warum sie alles zerstören und warum sie alle töten. Sie sagen es mir auch nicht, lächeln mich immer nur mit ihren grausam kalten Lächeln an und machen einfach weiter.

Ich trainiere immer noch hart, jeden Tag, jede freie Minute, aber ich scheine einfach nicht stärker zu werden. Nach meinem ersten Angriff hatte ich mir vorgenommen, erst wieder anzugreifen, wenn ich wirklich stark genug bin. Aber wie Vegeta schon vor Jahren festgestellt hatte, sehe ich nicht gerne tatenlos zu.

Wenn noch Hoffnung für die Menschen besteht, greife ich ein und versuche die Cyborgs aufzuhalten. Den Menschen irgendwie Zeit zu verschaffen, damit sie fliehen können. Manchmal gelingt es mir, manchmal nicht. Doch bei einzelnen Menschen greife ich nicht ein. Ich weiß, dass das Leben vieler mehr wiegt als das des Einzelnen. Doch nicht in meiner Situation. Verliere ich mein Leben, so ist die ganze Menschheit verloren. Für einzelne kann ich nicht kämpfen, nur für viele.

So geht das nun schon zwei Jahre. Zwei Jahre, fast jeden Tag das gleiche. Ich habe schon lange nicht mehr wirklich gut geschlafen. Ich kann es einfach nicht. Obwohl ich nachts ruhen könnte, denn nachts haben die Cyborgs noch nie richtig angegriffen...

Trunks wunderte sich über den letzten Absatz jenes Eintrags. Die Schrift sah aus als wäre sie sehr langsam entstanden, fast so als hätte Gohan sie nur zögernd geschrieben. Außerdem waren die drei Punkte am Ende auch ungewöhnlich. Jeder andere Eintrag hatte bisher mit einem klaren Punkt geendet, dieser sah aus als hätte er noch weiter führen sollen. Als ob Gohan einfach mittendrin aufgehört hätte. Desweiteren war dieser Eintrag, der erste seit dem, der den ersten Angriff auf die Cyborgs beschrieben hatte. Und laut Gohan waren seit jenem Zeitpunkt zwei Jahre vergangen. Wieso schrieb er erst dann wieder hinein? Der Junge fragte sich, ob das was zu bedeuten hatte.
 

~ ~ ~
 

Trunks blätterte nachdenklich die Seite um. Die letzten drei Zeilen kamen ihm ziemlich seltsam vor. Aber er versuchte diesen Gedanken zu vertreiben und las weiter.

Der nächste Eintrag lag wohl nur ein paar Monate nach dem anderen.
 

Gestern wieder eine Stadt. Gestern wieder ein Kampf. Gestern wieder niemanden gerettet. Eine Monotonie, die sich nun schon seit Monaten hinerstreckt. All die Kämpfe aufzuschreiben, wäre zu ermüdend. Ich würde immer nur dasselbe schreiben. Jeder Kampf läuft nach dem selben Muster ab. Sie zerstören, ich schreite ein, sie spielen mit mir und lassen mich schließlich besiegt in einer Landschaft aus Trümmern und Blut zurück.

Trunks ist letztens neun geworden. Als ich in diesem Alter war, hatte alles begonnen. Vater starb, die Cyborgs tauchten auf und ich wurde zum einzig überlebenden Kämpfer auf diesem Planten. Manchmal frage ich mich, was passiert wäre, wenn Vater nicht an dieser Herzkrankheit gestorben wäre. Ich frage mich, ob er in der Lage gewesen wäre diese Cyborgs zu besiegen. Aber ich zweifle daran. Ja, Vater war stark. Stärker als alle anderen. Und vielleicht hätte er unter Aufehrbietung all seiner Kräfte einen Cyborg besiegen können, doch der zweite hätte ihn danach und auch uns gnadenlos getötet. Ein Cyborg stünde vielleicht irgendwann einmal selbst in meiner Macht, doch zwei... gegen zwei habe ich keine Chance.

Noch vor drei Jahren hatte ich vor, Trunks zum Kämpfer auszubilden. Aber nun nicht mehr. Verzeih mir bitte, Vegeta. Ich weiß, dein Sohn hat großes Potential und wäre sicherlich ein großer Krieger, aber ich möchte nicht, dass auch er von.... den gleichen Geistern geplagt wird wie ich. Meine Nächte sind noch immer unruhig, unerholsam, meist schlaflos. Bin morgens erschöpfter als abends. Ich liege wach und spüre diesen Schmerz in mir und kann ihn nicht abstellen. Wünsche es mir. Kann es nicht. Geht einfach nicht. Es tut so weh...
 

Trunks starrte verwirrt auf den Eintrag. Genau dasselbe Muster wie zuvor. Es hatte normal angefangen und der letzte Absatz war wieder ungewöhnlich zögernd geschrieben. Hinzu kamen diesmal noch die abgehackten Sätze am Ende, die gar nicht in Gohans typisches Schriftbild passten.

Der Junge wunderte sich außerdem über diese Geister und den Schmerz, die Gohan Nacht für Nacht heimsuchten zu schienen. Was meinte er damit? Hatte er sich Vorwürfe gemacht, weil er den anderen nicht hatte helfen können? Schmerzte es ihn, dass sie starben, ohne dass er ihnen geholfen hatte? Waren das die Geister und der Schmerz, die Gohan gemeint hatte, oder... war es etwas anderes...

Schnell blätterte der junge Halbsaiyajin weiter und las die nächsten Einträge. Sie waren wieder in unregelmäßigen Abständen eingetragen, jedoch öfters pro Jahr. Der Inhalt war meist ungefähr dasselbe. Berichte von Kämpfen gegen die Cyborgs, wie er sie nicht aufhalten konnte und wie sie weiter zerstörten und töteten. Fragen, was passiert wäre, wenn Goku, Vegeta oder einer der anderen nicht gestorben wäre. Manchmal schrieb er von seiner Mutter, seinem Großvater, Bulma oder Trunks.

Und dann das Ende jeden Eintrags: Zögerlich geschrieben, zum Teil konfuse Sätze und jedes Mal war die Rede von Geistern und Schmerz in der Nacht, was ihn nicht schlafen ließ, obwohl die Nächte doch friedlich waren.

Und dann kam der Eintrag, geschrieben in dem Jahr, in dem Gohan 20 wurde, 3 Jahre vor seinem Tod, der aufdeckte, welche Geister ihn heimsuchten und welchen Schmerz sie ihm bereiteten...
 

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Im einen Augenblick da. Im anderen schon wieder weg. Blitzschnell, beinahe unsichtbar, nicht zu spüren bis der harte Schlag einen trifft und zu Boden schleudert, hinein in Staub und Blut eines Volkes, das unfähig ist alleine für seine Zukunft zu kämpfen und so mein Leben mit Schmerz, Hass, Leid und Qual angefüllt hat, die ich nun seit bald fünf Jahren mit mir trage.

Tagsüber verdrängt durch Sorge und Kampf, des nachts umso intensiver wiederkehrend und kaum zu ertragen.

Fünf Jahre... Tief in mir wächst er: der Schrei! Seit fünf Jahren, mit jeder Nacht, er wächst, wird größer, drängt hinaus, zerreißt mich fast von innen... und doch kommt nichts über meine Lippen, wenn ich sie öffne um ihn hinauszulassen... Ist das die Strafe dafür? Die Strafe, dass ich es zugelassen habe damals? Die Strafe dafür, dass ich es noch immer zulasse... Die Strafe für meinen Verrat?

Vater... Piccolo... Freunde... seht ihr es? Könnt ihr es sehen, von dort wo ihr seid? Seht ihr es jede Nacht mit an, jede schreckliche Nacht, in der ich euch aufs Neue verrate? Ist das eure Strafe für mich? Sie ist gut. Sie ist hart, grausam... so wie eine Strafe sein sollte. Aber sie hilft nicht... Lässt mich nicht damit aufhören! Ich kann es nicht! Ich kann es einfach nicht!!! Es tut mir Leid!!.... es tut mir Leid... bitte... bitte, glaubt mir. Es tut mir Leid...

...

...

........Vegeta....? Vegeta, ist das... normal? Ist es etwas, was Saiyajin tun, wenn sie vor Leid und Einsamkeit vergehen? Wenn sie niemanden haben, der sie halten kann. Niemanden, der sie beschützen kann. Niemanden, der stark genug ist um ihnen das Gefühl der Geborgenheit zu geben. Tun sie dann das? Tun sie dann das, was ich seit fünf Jahren tue. Stürzen sie sich in Schmerz und in... die Arme des Feindes........?

Nein, oder? Niemand tut so was. Kein Mensch, kein Saiyajin. Niemand... nur ich. Ganz allein ich begehe diese Sünde...

Es ist fünf Uhr... es beginnt zu dämmern... die Vögel zwitschern noch... aber sie hören bald auf. Und dann wird er wieder kommen... er... der Feind. Der Feind, den ich ohne Widerstand herein lasse. In mein Haus... und in mich...

Fünf Uhr... die letzten Sonnenstrahlen des Tages fallen durch das Fenster, auf den Schreibtisch, an dem ich sitze und schreibe. Fünf Uhr... Fünf Jahre... Elf Jahre... Elf Jahre führe ich dieses Buch nun schon. Seit Vaters Tod. Habe nie regelmäßig hineingeschrieben. Weiß nicht einmal mehr, warum ich es angefangen habe. Fünf Jahre... vor fünf Jahren hat alles angefangen und doch schreibe ich es erst jetzt hinein. Die schreckliche Wahrheit, mein dunkelstes Geheimnis, das ich nur mit ihm geteilt habe und das ich mir nie eingestehen wollte. Seit fünf Jahren lebe ich damit. Mit Schmerz. Mit Leid. Mit Lügen... Mutter... Großvater... Bulma... Trunks... was würdet ihr sagen, wenn ihr es wüsstet? Was würdet ihr tun, wenn ihr es wüsstet? Ihr würdet mich hassen... ihr würdet mich verachten, verfluchen, beschimpfen, verbannen... all das, was ich Nacht für Nacht, Tag für Tag tue. Und nur in den Kämpfen fühle ich mich wohl, wenn ich das Gefühl habe auch etwas Gutes zu tun. Wenn ich ihm entgegentrete, ihm Widerstand leiste - und ihn nicht einfach gewähren lasse, sowie in der Nacht...

Fünf Jahre... vor fünf Jahren waren meine Nächte einsam... kalt und leer. Nun sind sie anders, hitzig und schmerzensreich. Und doch sind sie mir lieber als in meiner Jugend. Was ist nur los mit mir? Was bin ich, dass ich ihn derart begehre... Ihn, den schlimmsten Feind,... den Cyborg... C17............... *
 

Trunks saß auf dem Stuhl. Unfähig sich zu bewegen. Sein Atem ging schnell. Sein Herz raste.

Dann bewegte sich leicht sein Kopf. Zuerst ruckartig. Nach links, dann nach rechts. Langsam wurden die Bewegungen schneller. Seine Hände begannen zu zittern und hielten das Buch doch krampfhaft in den Händen.

Er wollte schreien, er wollte weinen... er wollte weg. Und doch blieb er zitternd auf dem Stuhl sitzen, die Finger um das Buch geschlungen, während er immer wieder den Kopf schüttelte und heiser 'Nein' flüsterte, unfähig einfach zu gehen, der grausamen Wahrheit zu entfliehen, die sich auf den folgenden Seiten des Buches in immer klareren Formen zeigte.
 

Ich weiß nicht was es ist. Weißt du es, Vegeta? Kannst du es mir erklären? Könntest du es mir erklären, wenn er dich nicht getötet hätte? Ja... er hat dich getötet und trotzdem lasse ich ihn gewähren... Warum, Vegeta? Warum bin ich so krank? Warum habe ich es überhaupt beginnen lassen? Warum habe ich ihn nicht gleich wieder fortgeschickt, als er das erste Mal vor meiner Tür stand... damals... vor fünf Jahren...

Fünf Jahre ist es her - und doch habe ich es noch ganz deutlich vor Augen:

Ich war 15, gerade wieder gesund geworden nach meinem ersten Kampf mit den Cyborgs. Schon ein paar Jahre davor hatte ich dieses herrliche Tal gefunden, in das ich mich zurückzog, wenn ich Frieden haben wollte. Denn nur noch hier schien der Frieden noch zu existieren.

Die Cyborgs hatten nie - und haben auch bis heute nicht - in der Nähe des Tals etwas zerstört. Ich weiß nicht warum. Vielleicht interessierte es sie nicht, da nicht sehr viele Menschen in der Gegend lebten.

Ich fühlte mich wohl hier, nicht wirklich geborgen, aber wohl. Hier konnte ich vergessen. Auch wenn es immer nur wenige Sekunden waren... ich konnte vergessen. Bis zu jenem Tag, an dem ich zum ersten Mal nach dem ersten Angriff hierher zurückkam. Ich hatte am Ufer des Sees gesessen bis die Sonne untergegangen war. Dann ging ich hinein. Den Sternenhimmel konnte ich schon lange nicht mehr ertragen. Genauso wenig wie den Sonnenaufgang. Zu sehr erinnerten sie mich an Vater und an Vegeta...

Ich zündete das Feuer im Kamin an und schrieb in dieses Buch. Danach setzte ich mich vor die Flammen und starrte hinein. Ich weiß nicht, wie lange er schon hinter mir stand, bevor ich ihn bemerkte.

Als er damals auf mich nieder blickte mit seinen kalten blauen Augen, da saß ich wie gelähmt vor ihm. Unfähig mich zu rühren, unfähig zu schreien, unfähig zu fliehen. Aber ich hatte keine Angst. Damals dachte ich, dass es mir egal sei, wenn er mich tötete. Dass ich ihn und seine Schwester doch sowieso nie besiegen könnte und es somit egal sei, ob er mich nun oder zu einem späteren Zeitpunkt tötete.

Heute weiß ich, dass mir damals bewusst war, dass er nicht gekommen war um mich zu töten. Irgendetwas in mir hatte das an seinem Blick gesehen, doch es sollte erst viel Zeit vergehen, bevor ich diese Fähigkeit, in seinem Blick etwas zu lesen, auch bewusst wahrnehmen konnte. Doch auch heute gelingt mir dies nur, wenn er es zulässt. Wenn er mir erlaubt in seinem Blick zu lesen...

"Was willst du", fragte ich ihn flüsternd, noch immer auf dem Boden vor ihm sitzend. Er sah mich Sekunden nur stumm an, beugte sich dann hinab und drückte mich mit dem Rücken auf die harten Holzleisten.

"Dich", flüsterte er genauso leise zurück und legte damit seine Lippen auf meine.

Der Kuss kam unerwartet. Ich war geschockt, überrascht, angeekelt und verwirrt zugleich. Doch je länger er währte, je intensiver er wurde, desto mehr genoss ich ihn. Ich verfluchte mich in dem Moment, in dem es mir klar wurde. Rief mich in Gedanken zur Besinnung, versuchte meinen Körper dazu zu bringen ihn von mir wegzuschieben. Doch die Leidenschaft und das Begehren, die sich tief in mir aufbäumten und jedwede Fähigkeit rational zu denken verdrängten, ließen mich ihn gewähren. Brachten mich dazu mich ihm hinzugeben. Voll und ganz mit allem, was ich hatte. Und wir liebten uns in dieser Nacht, unzählige Male, so als hätten wir es schon immer getan und er verschwand erst wieder am Morgen, genauso lautlos wie er zuvor gekommen war, fast so als wäre er ein Geist...

*

Es ist doch seltsam, oder? Ungewöhnlich, nicht normal... Nein, so kann ich es nicht beschreiben. Es ist nicht einfach nur unnormal, ungewöhnlich. Das ist viel zu milde ausgedrückt. Es ist abartig, pervers... Ja, das trifft es schon eher... Aber... aber warum? Warum ist es so? Warum, Vegeta? Warum...

Abartig... pervers... würdet ihr mich auch so beschreiben? Oder würdet ihr noch schlimmere Worte für mich finden? Mich noch schlimmer beschimpfen? Was würdet ihr zu mir sagen, könntet ihr zu mir sprechen? Wie würdet ihr über mein Verbrechen urteilen?

Ich wünschte, ich könnte aufhören... einfach aufhören damit, ihn abweisen, ihn einfach wegschicken... aber ich kann es nicht. Ich habe Angst davor. Angst vor seiner Reaktion. Was würde er tun? Er würde es doch nicht einfach hinnehmen, nein, niemals... er würde mich verfolgen, jagen und dann foltern, Tage, Wochen, Monate, wenn nicht Jahre. Doch davor habe ich keine Angst. Ich habe Angst vor dem was folgt. Davor, dass er mich tötet. Denn wenn er mich tötet, dann muss ich euch gegenübertreten... Freunde... Piccolo... Vater...

*

...Vegeta? Vegeta, würdest du auch an ihrer Seite stehen? Würdest du mit ihnen richten über mich? Vegeta... ich... es gibt keine Rechtfertigung dafür, ich weiß. Es gibt ja nicht mal einen vernünftigen Grund für mein Verbrechen... Ich liebe ihn nicht. Und er liebt mich nicht. Aber trotzdem zieht es ihn zu mir und mich zu ihm. Keine Liebe, keine Bindung und doch diese Anziehung, diese Begierde, die einfach zu stark sind. Die mich nicht widerstehen lassen. Dich mich ihn gewähren lassen... so als wäre es das normalste der Welt... Aber das ist es nicht! Es ist das abartigste das Welt! Nichts, nichts ist schlimmer! Es gibt kein schlimmeres Verbrechen als Verrat!

Warum, Vegeta? Warum, habe ich es dann doch getan, obwohl ich mir dieser schrecklichen Sünde bewusst bin? Warum habe ich alles und jeden an den Feind verraten? So was habe ich doch sonst nie getan, warum denn jetzt?! Warum?!

Warum...
 

Das Blatt war diesmal leicht zerknittert, an manchen Stellen sogar eingerissen. Die Tinte an einigen Stellen ungewöhnlich dick, als hätte Gohan die Buchstaben nur ganz langsam geschrieben und an anderen war sie widerrum dünn und kratzig, als wäre sie so schnell wie möglich zu Papier gebracht worden.

Trunks legte das Buch kurz aus den Händen, nur um kurz darauf sein Gesicht in diesen zu verbergen. Er zitterte noch immer am ganzen Körper.

In seinem Kopf rasten Gedanken über Gohan, so wie er ihn gekannt hatte und so wie er laut jenem Buch wirklich gewesen war. Auf den ersten Blick ließen sich die beiden Seiten nicht vereinen, schienen wie zwei verschiedene Puzzelteile, die einfach nicht zusammenpassen wollten und konnten. Doch, wenn man das eine Puzzelteil näher betrachtete, es etwas drehte und ein wenig verschob, dann passte es genau in die Form des anderen.

Trunks vergrub seine Hände in den Haaren als ihm klar wurden, dass es so viele Hinweise gegeben hatte. So viele Hinweise, dass Gohan nicht so unbekümmert gewesen war, wie er sich gab. Dass er nicht so offen war, wie es immer den Anschein gehabt hatte. Dass ihn etwas quälte, das ihn zu vernichten drohte.

War er bei ihnen gewesen und Bulma hatte ihm angeboten über Nacht zu bleiben, dann hatte er erst gezögert und dann doch abgelehnt. Es war wie er es beschrieben hatte. Er wollte es nicht, aber tat es trotzdem.

Und dann, wenn Gohan doch einmal über Nacht geblieben war, hatte Trunks ihn so oft im Haus umherlaufen hören, unruhig, schlaflos, als ob ihm etwas fehlte. Und wenn der Junge ihm am nächsten Tag dann gefragt hatte, ob er gut geschlafen habe, hatte er nur seltsam geschaut und gemeint: Anders als bei mir...

Chichi hatte ein Mal erzählt, dass Gohan kaum noch nach Hause kam. Dass er angeblich einen Ort gefunden hatte, an dem er sicherer war und an dem er sie nicht in Gefahr brächte - vermutlich dieses Tal.

Doch das, was Trunks eigentlich schon damals hätte bemerken müssen, fiel ihm erst nun auf, da er alles wusste. Gohan sah immer müde aus. Jedes Mal, wenn er ihn getroffen hatte, zierten schwarze Augenringe das Gesicht des anderen. Er war ausgelaugt gewesen, übermüdet und doch kämpfte er immer gegen die Cyborgs... So, als hätte er etwas gut zu machen. Als müsste er sich für etwas rechtfertig, obwohl er dazu eigentlich gar nicht in der Lage war...

Trunks fragte sich, warum er das nie gemerkt hatte. Vielleicht hatte er es als selbstverständlich hingenommen, weil es immer so gewesen war. Weil er Gohan nur so gekannt hatte und nicht, wie er einst gewesen war, vor vielen Jahren als der Krieg noch nicht das Land beherrschte.

Der Junge seufzte. Dann legte er die Arme auf den Tisch und darauf seinen Kopf. Er brauchte eine Pause. Das, was er in den letzten Stunden gelesen hatte, war zu viel und zu erschütternd gewesen. Sein Blick wanderte aus dem Fenster, hinaus auf das Wasser des Sees, in dem sich funkelnd die Strahlen der untergehenden Sonne brachen. Er fragte sich, wie oft Gohan hier gesessen hatte und wusste, dass C17 bald kommen würde. Wie oft er sich in diesen Augenblicken gewünscht hatte, einfach nein sagen zu können und es doch nicht konnte.

Trunks seufzte wieder. Anfangs war er noch sauer gewesen über den anderen Saiyajin. Es hatte ihn verletzt, dass dieser ihm nie etwas erzählt hatte. Ihn immer nur angelogen hatte. Aber inzwischen hatte der Junge verstanden, das Gohan es wohl nur zu gern getan hätte, doch zuviel Angst gehabt hatte vor seiner Reaktion. Vor Abweisung, Verbannung und Hass. Wie viel Schmerz und Leid musste sich in seiner Seele in all den Jahren angesammelt haben? So viel, das ihn belastete, ihn quälte und doch niemand, dem er sich hätte anvertrauen können. Selbst seinem toten Vater und seinen toten Freunde gegenüber war Gohan von Schuld geplagt worden. Nicht einmal ihnen hatte er sich anvertrauen können. Nur...

Trunks sah überrascht auf und blätterte einige Seiten zurück um manche Einträge noch einmal zu lesen. '........Vegeta....? Vegeta, ist das... normal? Ist es etwas, was Saiyajin tun, wenn sie vor Leid und Einsamkeit vergehen?' - 'Ich weiß nicht, was es ist. Weißt du es, Vegeta? Kannst du es mir erklären?' - 'Warum ist es so? Warum, Vegeta? Warum...' - '...Vegeta? Vegeta, würdest du auch an ihrer Seite stehen? Würdest du mit ihnen richten über mich? Vegeta...' - 'Warum, Vegeta? Warum, habe ich es dann doch getan, obwohl ich mir dieser schrecklichen Sünde bewusst bin?'

Der Junge zog eine Augenbraue hoch. Es schien als hatte Gohan geglaubt, dass nur sein Vater ihn verstanden hätte. Aber wieso? Nur wegen den Taten, die auch sein Vater einst begangen hatte? Trunks wusste nicht viel über das Leben, dass Vegeta vor der Erde geführt hatte. Wahrscheinlich wusste keiner davon sehr viel. Aber er wusste, dass sein Vater schreckliche Dinge getan hatte. Zwar hatten weder Bulma noch Gohan es jemals so deutlich ausgedrückt, aber er hatte es in ihren Blicken gesehen, wenn sie über ihn erzählten. Diese zwiespältigen Blicke, die zeigten, dass sie sich nicht sicher waren, ob Vegeta nun gut oder böse gewesen war.

Für seine Mutter traf dies noch immer zu, aber Gohan hatte wohl doch andere Beweggründe gehabt. Aber welche? Und überhaupt: Er hatte Vegeta doch versprochen, dafür zu sorgen, dass Trunks ihn hasste, doch Gohan hatte nie eine Gelegenheiten wahrgenommen, dem Jungen etwas über die grausamen Taten seines Vaters zu erzählen. Wieso nicht?

Erneut drang ein Seufzen aus der Kehle des jungen Halbsaiyajin. Er hatte keine Antwort auf seine Frage und so musste er wohl das weiterstudieren, das ihm als einzigstes welche geben konnte: Gohans Tagebuch.
 

~ ~ ~
 

Da die Sonne nur noch leicht hinter den hohen Gipfeln der Berge hervorspähte, war das Licht im Tal nur noch trübe und die Buchstaben des Buches kaum zu erkennen. Trunks sah sich kurz um, bemerkte aber keine Lampe oder etwas ähnliches. Dann fiel ihm ein, dass dieses Haus das einzigste im Tal war und es hier sicherlich keine Stromleitungen gab. Er brauchte aber Licht um Lesen zu können... dann fiel sein Blick auf den Kamin.

Der Junge stand vom Schreibtisch auf und begutachtete ihn. Daneben lagen noch einige Holzscheite und davor war eine fellähnliche Decke ausgebreitet, die den harten Holzboden bequemer machte.

Trunks legte ein paar Holzscheite in den Kamin und zündete diese dann mit einem schwachen Ki-Strahl an. Nach ein paar Minuten züngelten die Flammen flackernd auf und ab und gaben dem Jungen das nötige Licht zum Lesen.
 

Ich weiß nicht, was es ist. Die innigen Küsse. Der heiße Atem auf der Haut. Die sanften und schmerzhaften Berührungen. Der Schmerz, wenn er in mich eindringt. Die Befriedigung, wenn ich in ihn eindringe. Mein Stöhnen, wenn er mich zur Ekstase treibt. Sein Schreien, wenn ich ihn berausche. Der Blick seiner blauen Augen, wenn sie nicht ganz so kalt schauen. Was ist es, was mich zu ihm treibt? Was verdammt? Wieso weiß ich es einfach nicht?

Es wäre so einfach, wenn ich es wüsste. So einfach... Ich könnte es einfach abstellen, mir diese Befriedigung woanders holen. Aber ich weiß ja nicht einmal, was es ist, das ich derart begehre, dass ich mich in die Arme des Feindes werfe.

Oh, Vegeta... warum... Ich will nicht mehr... ich kann nicht mehr... Sechs Jahre geht es inzwischen. Sechs Jahre und kein Ende in Sicht. Ich bin so müde... so müde... warum kann ich nicht einfach in Ruhe schlafen? Nur ein Mal, eine einzige Nacht. Aber ich kann es nicht mehr. Selbst wenn er nicht bei mir ist, wenn ich zuhause schlafe oder bei Bulma. Ich kann nicht einschlafen. Liege in meinem Bett, starre an die Decke und verspüre den Wunsch ihn bei mir zu haben. Und manchmal stehe ich auf und fliege in die Nacht hinaus. Suche und suche bis ich ihn gefunden habe. Oder er mich...

*

Manchmal frage ich mich, ob er mich extra nachts wach hält, so dass ich nicht ausgeruht bin. Manchmal frage ich mich, ob ich stärker wäre, wenn ich ausgeschlafen wäre. Lässt er mich absichtlich nicht schlafen, damit ich ihn nicht vernichten kann? Hat er einfach nur Angst davor zu sterben, wenn ich stark genug bin? Tut er das alles nur, weil er Angst vor dem Tod hat? Nein... das ist doch lächerlich... hätte er Angst vor dem Tod, dann müsste er mich doch einfach nur umbringen. Eine Handbewegung und ich wäre vom Erdboden verschwunden. Er müsste, um mich loszuwerden, nicht solche Dinge tun. Aber wieso tut er es dann? Was treibt ihn dazu? Das gleiche, was mich dazu treibt? Aber was ist es dann? Was?!

*

'Schmerz:

unangenehme physische oder psychosomatische Sinnes- oder Gefühlswahrnehmung eines Zustandes, der eine Störung des Wohlbefindens anzeigt und in der Regel ein lebenswichtiges Symptom bei aktueller oder möglicher Gewebsschädigung darstellt. Schmerz ist eine eigene Sinnesqualität, allerdings mit starker seelischer Komponente.'

Das steht im Lexikon unter Schmerz. Gewebsschädigung... ich habe keine Gewebsschädigung. Ich bin gesund. Ich war beim Arzt. Er hat gemeint, ich würde mich bester Gesundheit erfreuen. Aber weshalb, verdammt nochmal, tut es dann so weh? Es tut weh, aber nicht mehr nachts, sondern am Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute. Und nichts lenkt mich mehr davon ab. Nur die Schmerzen in der Nacht, verdrängen die des Tages und lassen mich doch auch nicht zur Ruhe kommen...

Ich kann nicht mehr... ich will nicht mehr... es tut so weh... so weh... Warum?... warum denn nur...
 

Das flackernde Licht malte flirrende Schatten auf Trunks nachdenkliches Gesicht. Was war das für ein Schmerz, den Gohan da empfunden hatte? Wenn es tagsüber war, dann konnte er doch nicht von C17 herrühren... oder?!

Er blätterte weiter in dem Buch und las die nächsten Einträge. Doch auch durch diese erfuhr er nichts neues. Sie handelten immer nur von dem Schmerz, den Gohan spürte, davon, dass er nicht wusste, woher er kam. Die Einträge wurden von Mal zu Mal wirrer, unzusammenhängender. Es hatte den Anschein, als würde Gohan von diesem Schmerz förmlich zerfressen werden. Körperlich und seelisch.

Dieser Zustand ging über Monate und Jahre hinweg. Alle Einträge handelten ausschließlich von dem Schmerz. Von sonst nichts. Und dann war Trunks schließlich in dem Monat angelangt, in dem er Gohan das Versprechen abgenommen hatte, ihn zu trainieren. Es war noch nicht lange her. Nur ein paar Monate - und Trunks fragte sich, was er nun noch alles erfahren würde.
 

~ ~ ~
 

Das was ich nie tun wollte, habe ich heute getan. Ich habe Trunks versprochen ihn zu trainieren... Ich weiß nicht warum. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt hat. Vielleicht war es sein flehender Blick. Vielleicht die Tränen, die sein Gesicht hinunter strömten. Vielleicht auch, weil ich genau weiß, wie es ist tatenlos zu sehen zu müssen.... aber vielleicht... vielleicht habe ich es auch nur getan, damit ich eines Tages einen Nachfolger habe. Damit ich eines Tages meinem Schmerz entfliehen kann...

Ich werde Trunks so lange wie möglich vor C17 verstecken, aber die Zeit wird kommen, da der Junge mit mir gemeinsam den Cyborgs gegenüber stehen wird. Ich hoffe nur, dass C17 sich niemals auch an ihm vergreift, denn ich weiß nicht, ob ich ihn aufhalten könnte. Ich würde es probieren, aber ob es mir auch gelänge wäre die andere Frage. Doch ich werde alles tun, dass Trunks nicht den gleichen Schmerz erlebt wie ich. Das verspreche ich dir, Vegeta. Auch wenn ich alle anderen Versprechen schon gebrochen habe, dieses werde ich halten. Du hast mir deinen Sohn anvertraut und ich werde dafür sorgen, dass ihm nichts geschieht. Dass er überlebt. Selbst wenn dies mein Ende bedeutet. Er wird überleben. Unter allen Umständen!
 

*
 

Das Training geht gut voran. Trunks hat großes Potential. Aber das war mir ja schon immer klar. Er ist immerhin dein Sohn, Vegeta. Ich denke, er wird eines Tages in der Lage sein dich zu rächen. Er wird das vollbringen, wozu ich nie in der Lage war und es auch nie sein werde.

Es ist seltsam, aber, wenn ich mit Trunks trainiere, dann spüre ich den Schmerz nicht mehr. Er scheint verschwunden zu sein und kehrt auch nicht mehr zurück. Wenigstens nicht am Tag, denn der Schmerz der Nacht währt fortwährend. C17 weiß inzwischen über Trunks Bescheid. Ich weiß nicht, ob er es schon immer wusste oder ob er es erst herausgefunden hat. Ich war erschrocken als er mich eines nachts plötzlich fragte, ob der Kleine denn schon stark genug wäre ihn zu besiegen. Er wusste natürlich, dass dies nicht der Fall war. Ich sah es an seinem kalten Lächeln. Ich denke, er wollte mir nur zu erkennen geben, dass er über Trunks Bescheid wusste.

Seine Frage ließ ich ihm Raum stehen und befahl ihm mehr als ihn zu bitten, den Jungen in Ruhe zu lassen. Aber seine Antwort überraschte mich trotz allem:

"Keine Angst", meinte er noch immer mit seinem kalten Lächeln. "Er interessiert mich nicht. So lange ich noch dich habe, ist er mir egal. Aber im Kampf solltest du auf ihn aufpassen. Weder ich noch meine Schwester werden auf ihn Rücksicht nehmen."

Bis heute weiß ich nicht, ob er diesen Satz als Warnung oder als Drohung aussprach. Seine Stimme klang zu emotionslos um es herauszufinden und in seinen Augen ließ er mich damals nicht lesen. Aber das war mir egal. Nur Trunks' Sicherheit war wichtig. Nur, dass er nicht das gleiche durchmachen musste wie ich zählte. C17 hatte es mir versprochen, er würde ihn nicht belästigen, solange ich noch da war. Das glaubte ich ihm, denn auch wenn er böse und ein Mörder war, ein Lügner war er nie gewesen...

*

Ach, Vegeta... ich habe dir so viel versprochen... so viel... und doch habe ich bis heute kaum etwas gehalten. Bulma und Trunks sind noch am Leben... das ist wohl das einzigste, was ich bisher halten konnte. Dass dein Sohn nicht in einer Welt aus Hass und Tod aufwächst, konnte ich nicht verhindern... und dass er dich hasst... auch diese Bitte konnte ich dir nicht erfüllen. Es tut mir Leid, Vegeta. Ich konnte es einfach nicht tun. Immer wenn er mich etwas über dich fragte, dann wollte ich ihm etwas Schlimmes über dich erzählen. Ich wollte es wirklich. Doch am Ende brachte ich es einfach nicht übers Herz... es ging einfach nicht. Es tut mir Leid...

Ob Trunks einmal kämpfen soll oder nicht, davon hast du damals nicht gesprochen. Ich denke du wolltest, dass er kämpfen lernt. Dass der vorbereitet ist. Aber ich denke auch, dass es dir lieber gewesen wäre, wenn alles Training umsonst gewesen wäre und er niemals hätte kämpfen müssen. Doch dank meiner Unfähigkeit die Cyborgs zu besiegen, habe ich ihn nun in den Kampf mit ihnen verwickelt.

Letztens war unser erster gemeinsamer Kampf. Ich hatte ihm zwar gesagt, er solle sich raushalten, aber er ist nun mal Saiyajin. Er sieht nicht gerne zu. Wir haben verloren, wie sollte es anders sein. Und ich kann auch erst nun wieder hier hineinschreiben, denn meine Heilungszeit war diesmal lange.

Es war einer der härtesten Kämpfe gewesen, die ich mir jemals mit den Cyborgs geliefert habe. Vielleicht dachten sie, dass sie etwas mehr Druck auf uns ausüben müssten, da wir nun zu zweit sind... ich weiß es nicht.

Ich hoffe die nächsten Kämpfe werden nicht so hart. Der letzte hat unsere letzte magische Bohne gefordert... und meinen linken Arm. Ich hätte ihn mit der Bohne vielleicht noch retten können, aber Trunks war zu schwer verletzt. Und er darf nicht sterben. Er ist die letzte Hoffnung dieser Erde... die allerletzte und einzige...
 

Für Sekunden starrte Trunks nur auf das Blatt. Dieser letzte Satz, das letzte Wort. Warum klang es für ihn so nach Abschied? Wieso sah es für ihn nur so aus, als hätte Gohan über seinen kommenden Tod Bescheid gewusst? Ein uralter Instinkt, den sich die Saiyajin über Jahrhunderte hinweg bewahrt haben... Die Worte seines Vaters.

War dies der Grund gewesen, warum Gohan ihn bewusstlos geschlagen hatte? Wollte Gohan deshalb nicht, dass er mitkämpfte? Weil er wusste, dass dieser Kampf der letzte für ihn sein würde?

Die nächste Seite zeigte einen Eintrag mit dem Datum von Gohans Todestag.
 

Es ist früh am Morgen, die Sonne ist gerade erst aufgegangen und nur wenige Vögel sind bereits wach um das Land mit ihren Gesängen zu erfreuen. Zum ersten Mal seit ich dieses Tal gefunden habe und dieses Buch führe, sitze ich am Ufer des Sees und schreibe, während sich die ersten Sonnenstrahlen funkelnd im klaren Wasser brechen.

Es war der erste Sonnenaufgang seit Jahren, den ich mir angesehen habe. Genaugenommen der erste seit Vegetas Tod. Zuvor hat es mich zu sehr geschmerzt, wenn ich die Sonne über den Bergen aufsteigen sah. Immer hatte es die Szene am Morgen von Vegetas Todestag in mir wachgerufen. "Ich habe so selten einen Sonnenaufgang gesehen, darum wollte ich ihn mir heute noch mal anschauen. Ich hatte vergessen, wie friedlich die Welt zu dieser Zeit selbst im Krieg sein kann." Dies waren damals seine Worte und ich habe letzte Nacht beschlossen ihnen zu folgen.

Ja, letzte Nacht... In der letzten Nacht habe ich das getan, was ich schon vor Jahren hätte tun sollen. Am besten schon vor acht Jahren damals, als es angefangen hat. Doch all die langen Jahre hatte ich einfach nicht die Kraft dazu und ich weiß auch nicht, woher ich sie letzte Nacht genommen habe. Vielleicht haben mir die Sterne sie verliehen. Denn auch den Sternenhimmel habe ich in der letzten Nacht seit langer Zeit zum ersten Mal wieder betrachtet. Er erinnerte mich immer an Vater, so wie der Sonnenaufgang mich an Vegeta erinnerte. Und warum ich ihn gestern ansah, weiß ich nicht, doch es gab mir die Kraft C17 abzuweisen. Mich zwischen ihn und die Tür zu stellen und zu sagen, er solle gehen.

Ich kann nicht verleugnen, dass es mir gefiel sein verwirrtes Gesicht zu sehen. Es war wohl das erste und letzte Mal, dass ich ihm eine solche Gefühlsregung abringen konnte. Immer war er gelassen gewesen, ruhig und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Doch meine erste Abweisung seit acht Jahren schien ihn zu verwirren.

Er stand mir eine lange Zeit einfach nur gegenüber und sah in meine Augen. Früher hatte ich seinen kalten Blick nie ertragen können, doch gestern hatte ich die Kraft ihm standzuhalten.

In seinem Blick fand ein Wechselspiel zwischen Verwirrung, Misstrauen und Enttäuschung statt und ich genoss es immer noch ihn so zu sehen. Schließlich zog er seine Augenbrauen zusammen und meinte mit einem misstrauischen Blick: "Ich verstehe... Wir sehen uns morgen..." und dann ging er wieder, ohne ein Wort des Widerspruchs.

Ich bin mir bewusst, dass er in jeder anderen Nacht nicht so einfach gegangen wäre. Dass er in jeder anderen Nacht sich einfach das genommen hätte, was er haben wollte. Doch die letzte Nacht war nicht, wie jede andere gewesen, denn sie war die letzte. Meine letzte Nacht. Er hat es gemerkt, das weiß ich. Und mit "Wir sehen uns morgen", meinte er nicht die Nacht, sondern den Tag. Heute wird der letzte große Kampf stattfinden und es wird sich zeigen, ob ich in der Lage bin C17 oder seine Schwester mit mir in die Hölle zu nehmen.

Wenn nicht, ist Trunks die letzte Hoffnung dieser Welt. Er ist inzwischen stark genug. Er wird ihnen bald allein gegenüber treten können. Auch wenn mein Tod für mich das Ende sein wird, für ihn wird es ein neuer Anfang. Es ist nur noch ein kleiner Schritt für ihn bis zum SuperSaiyajin. Mein Tod wird in ihm die Wut aufsteigen lassen, die er zur Überschreitung der Grenze braucht und wird somit nicht ganz sinnlos sein.

Ich fühle mich gut heute morgen. Ich bin ausgeschlafen und spüre diesen Schmerz nicht mehr. Keinen der beiden, die mich in den letzten Jahren derart verfolgt und gequält haben. Den Schmerz der Nacht habe ich gestern abgewiesen. Und auch den Schmerz des Tages kann ich nun von mir fernhalten, da ich nun endlich weiß, was ihn verursacht hat. Es war die Schuld, die auf meiner Seele lastete und es auch noch immer tut. Doch all die Jahre habe ich versucht sie irgendwie von mir zu schieben, sie irgendwie loszuwerden. All die Jahre hab ich nur gekämpft um mein Gewissen zu beruhigen. Damit ich mir sagen kann, dass ich auch etwas Gutes tue und nicht nur Nacht für Nacht Verrat begehe. Aber durch diese Kämpfe konnte ich sie nicht loswerden, nein, im Gegenteil, sie lastete nur noch schwerer. Jetzt bin ich mir dieser Schuld bewusst und gestehe sie mir endlich ein. Ich kann sie nicht mehr loswerden, niemals wieder. Sie ist ein Teil von mir, den ich akzeptieren muss - und dies tue ich jetzt.

Ja, ich bin mir meiner Schuld bewusst und ich werde die Verantwortung übernehmen. Ich werde mein Urteil und meine Strafe, wie immer sie auch aussehen werden, widerspruchslos hinnehmen. Ich werde euch gegenübertreten, ich werde vor euch Rechenschaft ablegen. Vater, Piccolo, Freunde. Ich werde nicht mehr weglaufen vor der Schuld meines Verbrechens.

Vegeta... ich werde kommen!
 

Das Spiel des Feuers zeichnete flirrende Schatten auf das Gesicht des jungen Halbsaiyajin. Als er begonnen hatte Gohans letzten Eintrag zu lesen hatte er eigentlich gedacht, er müsste am Ende weinen. Doch nun saß er da und starrte mit trockenen Augen auf das Blatt Papier, auf dem die Handschrift des älteren Halbsaiyajin prangte.

Aus diesem letzten Eintrag konnte er entnehmen, dass sein alter Freund in Frieden gestorben war. All das was ihn die Jahre über gequält hatte, hatte ihn in jener letzten Nacht verlassen und Gohan sich wohl für einen kurzen, aber dennoch glücklichen Augenblick seines Lebens frei fühlen lassen.

Trunks lächelte als er sich dessen bewusst wurde.
 

~ ~ ~
 

Das sanfte Licht des Mondes stahl sich leise in das Zimmer und versuchte mit seinen kurzen Strahlen den Jungen auf dem Teppich zu erreichen. Doch die zuckenden Schatten des Feuers vertrieben es, beanspruchten den Halbsaiyajin für sich allein. Trunks blickte abwesend in dieses Flammenspiel, dessen Schattenspiel ihn zu verschlingen drohte. Seine Gedanken schweiften langsam umher. Von dem alten Gohan, zu dem den er jetzt kennengelernt hatte. Früher hatte er Gohan vergöttert, ihn geliebt wie einen Bruder. Und jetzt, nachdem sein dunkles Geheimnis ans Licht getreten war... da tat er es noch immer. Er wusste nicht warum, aber er war nicht sauer auf den anderen. Anfangs war es gewesen, jetzt nicht mehr.

Trunks glaubte zwar nicht, dass er die Gefühle des älteren nachvollziehen konnte, die ihn all die Jahre geplagt hatten, aber er verstand ihn. Verstand das was er getan hatte und warum. Er konnte ihm einfach nicht böse sein.

Ein Seufzen entdrang der jungen Kehle und zwei blaue Augen schauten nachdenklich auf das Buch auf dem Boden. Trunks saß mit angezogenen Beinen und darum geschlungenen Armen vor dem Kamin, das Tagebuch vor seinen Füßen. Langsam hob er seine Hand zu dem Buch um es zuzuklappen, er hatte immerhin sämtliche Einträge gelesen. Noch einer konnte nicht kommen. Doch als seine Hand die untere Ecke berührte und seine Finger die Blätter fester zusammendrückten, da schien es als schimmere eine Schrift von der umliegenden Seite durch das Papier.

Trunks, nicht sicher, ob er es sich nun eingebildet hatte oder nicht, schlug die Seite um - und fand noch einen Eintrag. Schnell schlug er weiter und fand insgesamt noch 3 weitere Einträge, alle adressiert an verschiedene Personen und den Anfang machte Gohans Abschiedsbrief an Vegeta:
 

An Vegeta

Vegeta, es tut mir Leid. Ich habe dir damals versprochen deinen Sohn dazu zu bringen dich zu hassen, aber ich habe es nie getan. Ich habe es versucht, wirklich, so oft, doch immer wenn er mich dann so erwartungsvoll ansah, dann konnte ich ihm einfach keine abscheulichen Dinge über dich erzählen. Aber ich habe ihm auch nie erzählt, was du mir damals an jenem letzten Morgen gesagt hast. Er weiß es nicht... noch nicht... Vegeta, ich hoffe du verstehst, dass ich es ihm nicht verschweigen kann, was du damals für ihn getan hast. Ich habe all die langen Jahre mich nach der Anerkennung meines Vaters gesehnt und doch gewusst, dass ich sie auf Grund meines Verbrechens niemals erringen könnte. Trunks hat sich nie eines Verbrechens schuldig gemacht und weiß trotzdem nicht um die Anerkennung und Liebe seines Vaters. Er muss das wissen, was du mir damals gesagt hast, sonst wird er in dieser Welt vor Zweifel vergehen. Ich denke, dass weißt du jetzt auch, Vegeta, und würdest dasselbe tun wie ich.

Es ist seltsam, dass ich mir so sicher bin, ich weiß. Aber all die Jahre habe ich mich immer nur von dir verstanden gefühlt. Warum weiß ich nicht. Vielleicht weil wir uns beide Verbrechen schuldig gemacht haben, die uns von innen zerfraßen. Vegeta... früher habe ich dich nie verstanden, heute wünsche ich mir nichts sehnlicher als dir noch einmal gegenübertreten zu können und mich zu entschuldigen. Für alles. Für das, was ich damals über dich dachte und für das, was ich acht Jahre lang tat. All das will ich dir erzählen, denn ich weiß, dass du es verstehen würdest. Und wenn mich auch nur einer versteht, dann sind mir alle anderen egal.

Vegeta... seit deinem Tod warst du für mich Vater, Freund und noch viel mehr. Ich möchte dir dafür danken. Ich weiß nicht, ob du mich hier sitzen siehst, ob du mich all die Jahre gesehen hast. Ob du weißt, wie ich fühle. Ich hatte immer das Gefühl. Und wenn nicht, ich werde alles dafür geben noch einmal mit dir reden zu können. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns in der Hölle wieder.

Er weiß es nicht... noch nicht... Diese Stelle ließ Trunks rätseln. Hatte Gohan etwa vorgehabt es ihm zu sagen? Wollte er es ihm sagen und kam dann nicht dazu, da die Cyborgs zu früh angriffen? Oder hatte Gohan beabsichtigt, dass Trunks das Buch finden würde.

Etwas nachdenklich las er den nächsten Abschiedsbrief, musste dabei aber das Buch auf den Boden legen, da seine Hände zu stark zitterten:
 

An Trunks

... weißt du, Trunks, ich hatte mir überlegt, dass ich das, was ich dir zu sagen habe besser aufschreibe, da ich es wohl kaum über meine Lippen gebracht hätte. Doch nun sitze ich hier schon beinahe fünf Minuten und weiß nicht wie ich anfangen soll...

Trunks... ich... ich kann mich nur entschuldigen. Ich kann nicht verlangen, dass du mir verzeihst. Geschweige denn, dass du es verstehst, aber ich will mich entschuldigen. Es tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass ich dich so lange angelogen und betrogen habe, aber ich konnte einfach nicht anders. Gründe kann ich dir keine nennen, ich weiß sie ja selbst nicht so genau und wer weiß, ob du sie verstehen und akzeptieren würdest.

Dein Vertrauen in mich ist nun zerstört, ich weiß, und du wirst mich hassen. Aber ich verstehe es... und es ist gut so. Trunks, ich weiß, dass du das hier liest, denn ich habe C17 gebeten, dir mein dunkles Geheimnis zu verraten. Mir ist bewusst, dass ich dir lieber so in Erinnerung geblieben wäre, wie du mich all die Jahre gesehen hast, aber ich könnte nicht in Frieden sterben, wenn mein Geheimnis unbekannt bleiben würde. Außerdem will ich, dass du es von mir erfährst und nicht von jemand anderem.

Was du nun tust, ist dir überlassen. Ich verlange nicht, dass du Stillschweigen bewahrst, aber... meine Mutter hat in ihrem Leben nun schon so viel Leid ertragen müssen. Ich weiß nicht, ob sie dies noch überstehen würde... doch, ich spreche keine Bitten aus. Ich habe kein Recht dazu.

Trunks, ich weiß, dass das, was ich sage meinen Worten zu widersprechen scheint. Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich liefe nicht mehr weg und dass es aussieht, als würde ich genau dies jetzt machen. Aber ich werde kämpfen. Kämpfen bis zum letzten Atemzug, mit all meiner verbleibenden Kraft. Sie wird wohl nicht reichen, aber ich werde trotzdem probieren, sie mit mir in die Hölle zu nehmen.

Wenn ich es nicht schaffe, dann liegt es an dir. Du bist die letzte Hoffnung dieser Welt. Ich weiß, es ist eine schwere Bürde, die ich dir da auferlege. Aber ich bin nicht mehr stark genug sie weiter zu tragen. Du hingegen schon. Du wirst diese Welt eines Tages retten. Denn du hast die Kraft dazu, körperlich wie seelisch. In dir fließt Vegetas Blut und auch wenn ich wohl nie wirklich viel über Vegeta wusste, weiß ich, dass er niemals aufgegeben hat. Er hat sich vielleicht gebeugt, mitgespielt, aber er hat niemals aufgegeben. Ihn konnte niemals jemand brechen! Folge diesem Weg, Trunks! Trete in die Fußstapfen deines Vaters und rette diese Welt! Ich weiß, dass du es schaffen kannst!

... Trunks... eine Bitte habe ich doch. Ich bitte dich, nicht so zu enden wie ich. Ich weiß nicht, ob er kommen wird. Ich kann nur hoffen, dass er es nicht tut und wenn doch, dann bitte: Sei stark, bleibe hart und weise ihn ab!

Leb jetzt wohl Trunks. Du warst lange Zeit für mich, das einzige, was mir wenigstens einen kleinen Halt in dieser Welt gab. Sei nun auch der Halt für den Rest der Menschheit und gebe ihnen nicht nur nachts den Waffenstillstand, sondern Frieden den ganzen Tag!
 

~ ~ ~
 

Trunks starrte noch eine Weile auf den Eintrag, den Gohan ihm überlassen hatte. Dann seufzte er und überflog flüchtig den nächsten und zugleich letzten Eintrag des anderen Halbsaiyajin. Sein Gesicht war unbewegt und schien einzig und allein durch das Schattenspiel der züngelnden Flammen Regungen zu zeigen.

Nachdem er fertig gelesen hatte, blickte er eine Weile wartend ins Feuer - und schließlich sprach der andere:

"Glaubst du mir jetzt?"

"Ja", antwortete Trunks einsilbig und ohne sich umzudrehen zu dem Cyborg am anderen Ende des Zimmers. Der Junge wusste nicht, wie lange jener schon dort stand. Er hatte nur irgendwann gespürt, dass sich noch jemand im Zimmer befand. Und außer Gohan und ihm, wusste nur noch C17 von dieser Hütte.

Nach einer Weile des Schweigens stand Trunks schließlich auf und drehte sich um, den Blick gesenkt. Die Lippen des Cyborgs nahmen die Form eines kalten Lächelns an und er löste sich von der Wand, an der er zuvor noch gelehnt hatte.

"Na? Wollen wir es uns jetzt ein bisschen gemütlich machen?"

"Nein!"

Etwas verwirrt blickte C17 den Jungen an. Es war weniger das Wort, dass ihn verwirrte, als die Bestimmtheit mit der es ausgesprochen wurde.

"Was?!"

"Ich sagte 'Nein'", und mit diesen Worten hob Trunks seinen Blick und starrte den Cyborg mit Augen an, die diesen verschreckt zurückweichen ließen. Diesen Blick hatte er schon einmal gesehen, damals vor 14 Jahren als alles begonnen hatte und er hatte ihn seitdem nie wieder vergessen...
 

... Strahlender Sonnenschein täuschte ein Bild der Harmonie über der verwüsteten Stadt vor, deren Straßen von getrocknetem Blut braun gefärbt waren. Explosionen schleuderten Staub und Steine in die Luft und zeigten so für einen Moment das wahre Antlitz der verlassenen Todesstadt, bis sie sich wieder legten und die Sonnenstrahlen erneut ihr Trugbild malten. Schreie hallten auf und verklangen wieder. Herzen rasten und verstummten. Augen waren vor Angst geweitet und wurden glasig. Blut strömte über Trümmer, Staub und Leichen.

Ein Schlachtfeld des Krieges, gleich jedem anderen, das Vegeta in seinem Leben bereits gesehen hatte.

Die meisten seiner Mitstreiter hatten bereits ihr Leben gelassen. C18 kümmerte sich gerade in einiger Entfernung um Piccolo, während ihr Bruder dem letzten Saiyajin gegenüberstand.

C17 war nicht sonderlich beeindruckt von den Kräften der Kämpfer. Eigentlich hatte er sich etwas mehr von ihnen erhofft. Aber er hätte sich gleich denken können, dass dieser Kampf, wie auch alle anderen zuvor, langweilig und schnell beendet sein würde. Keiner dieser sogenannten Kämpfer hatte auch nur den Funken einer Chance gegen ihn und seine Schwester.

Die einzigen zwei, die einigermaßen interessant waren, waren der Namekianer und der Saiyajin, aber auch diese beiden würden bald nicht mehr sein.

Vegeta stand vornübergebeugt keuchend und am Arm verletzt vor ihm. Mit der nächsten Attacke würde C17 seinem Leben ein Ende setzten. Er hatte keine Lust mehr auf diesen Kampf, er langweilte ihn.

Langsam schwebte der Cyborg auf den Boden, über dem er zuvor noch geflogen war, und ging auf den Saiyajin zu. Dabei ließ er seine Finger knacken und meinte in gelassenem Tonfall:

"Wie willst du dein Ende haben? Kurz und schmerzlos oder lang und schmerzvoll?"

"Hat es denn wirklich irgendeinen Belang, was ich will?" Die ebenfalls ruhige Stimme Vegetas überraschte C17 ein wenig.

"Wieso denn nicht? Vielleicht erfüll ich dir deinen letzten Wunsch?!"

Der Saiyajin lachte kurz auf und stellte sich dann aufrecht hin. Zum Erstaunen des Cyborgs kam er die restlichen Schritte auf ihn zu, die die beiden Gegner noch voneinander trennten.

"Du würdest das tun, was dir gefällt, nicht mir. Ein letzter Wunsch zählt für dich nichts."

C17s Augen zuckten kurz. Dieser Kerl nahm sich einiges raus angesichts seiner Lage.

"Woher willst du das wissen?"

Vegetas Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen:

"Weil ich schon getötet habe, da waren noch nicht mal deine Schrauben hergestellt. Ich kenne dieses Gefühl der Macht, wenn man tötet. Dieses Gefühl, das man allen anderen überlegen ist und niemand einem etwas anhaben kann. Man fühlt sich unbesiegbar."

Nun begann auch C17 höhnisch zu grinsen:

"Mag ja sein, dass du dieses Gefühl mal gekannt hast. Aber jetzt ist es ja wohl nur noch eine blasse Erinnerung, nicht wahr?!" Sein Knie schnellte in Vegetas Magengrube vor.

Der Saiyajin ließ nur ein kurzes Keuchen verlauten und stellte sich danach zu C17s Missfallen gleich wieder aufrecht vor ihn.

"Ja, es ist nur noch eine blasse Erinnerung", seine Stimme klang kalt, sein Blick war emotionslos. "Schon bevor ihr hier aufgetaucht seid, war es nur noch eine blasse Erinnerung. Ich hab schon vor langer Zeit gemerkt, dass ich nicht unbesiegbar bin. Auch wenn ich immer gedacht habe, dass nichts mich besiegen könnte, ganz plötzlich ist es doch passiert."

Der Cyborg seufzte genervt. "Warum erzählst du mir das alles?"

Vegeta begann wieder diabolisch zu grinsen:

"Weil ich dir etwas prophezeien will. Und zwar genau das! Du kannst Jahre lang denken, du bist unbesiegbar und jedem überlegen, aber ich sage dir: Es wird der Tag kommen, an dem du unterliegst. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber eines Tages. Und ich verspreche dir, an diesem Tag sehen wir uns in der Hölle wieder!"

Die schwarzen Augen des Saiyajin befanden sich nur Millimeter vor denen des Cyborgs. Sie glühten vor Überlegenheit und Verachtung - und genau das machte C17 rasend. Erneut trat er mit dem Knie in Vegetas Magengrube, diesmal jedoch so fest, dass dessen Wirbelsäule brach.

"Nein! Niemals!", die blauen Augen funkelten vor Zorn, als sie auf den Saiyajin hinab blickten, der einzig und allein durch C17 gestützt noch stehen konnte. "Mich wird niemals jemand besiegen! NIE!" Der Cyborg atmete schneller und zitterte vor Wut.

Langsam beruhigte er sich und das kalte Lächeln stahl sich wieder auf die Lippen. "Niemand wird mich je besiegen, hörst du? Niemand!" Siegessicher blickte er auf Vegeta hinab, der bewegungslos und mit gesenktem Blick in seinen Armen lag. Er war sich sicher, den stolzen Krieger endlich gebrochen zu haben. Aber wie Gohan Jahre später schreiben würde, Vegeta spielte mit, beugte sich, aber ihn würde niemals jemand brechen - und so war C17 nicht minder geschockt, als der Saiyajin plötzlich anfing zu lachen.

"Was?!"

Und dann sah Vegeta zu ihm hinauf, noch immer den gleichen Blick in den Augen! Ungebrochen, überlegen und verachtend!

"Der Tag wird kommen. Denk an mich, wenn du deinem Mörder gegenüber stehst!"

Rasend vor Zorn, drehte C17 dem Saiyajin den Hals um und schleuderte dann dessen leblosen Körper angeekelt von sich. Doch eines sollte er niemals vergessen, Vegetas Worte und Vegetas Blick...
 

... die ihn in diesem Augenblick, nach über 14 Jahren wieder einholten, als er die Augen des Jungen auf sich gerichtet sah, den gleichen Blick in ihnen, wie es einst die seines Vaters hatten.

Zornig zogen sich C17s Augen zusammen und fixierten jede von Trunks' Bewegungen, als dieser auf ihn zu schritt. Das Tagebuch hielt er dabei aufgeschlagen in der Hand. Schließlich standen sie sich gegenüber.

"Was gedenkst du jetzt zu tun?" Die Stimme des Cyborgs klang kalt. Genauso wie die des Halbsaiyajin:

"Das, was Gohan gleich in der ersten Nacht hätte tun sollen."

"Und du glaubst, dass ich dich einfach so gehen lasse?"

Als Antwort drückte ihm der Junge das Tagebuch in die Hand. Dann ging er Richtung Tür, blieb aber noch einmal stehen um zu dem Cyborg zurückzublicken, der vor Verwirrung und Wut kochte.

"Ich habe es dir schon ein Mal gesagt: Ich bin nicht Gohan!"

Und mit diesen Worten schritt Trunks aus der Tür, in den Augen den Blick seines Vaters, und ließ C17 allein in der Hütte zurück, dessen Augen langsam zu dem Buch in seinen Händen hinabwanderten und verwundert Gohans letzten Eintrag lasen:
 

An C17

Seltsam.. all die Jahre habe ich mir Abend für Abend gewünscht, dass du nicht kommen würdest, dass ich dein Gesicht nicht wieder sehen müsste. Aber ich wünschte, ich könnte jetzt dein Gesicht sehen. Das soll jetzt nicht zynisch oder höhnisch klingen. Nun ja, ein bisschen vielleicht, aber weißt du. Du warst selten überrascht, ich habe es nie geschafft dir etwas wirklich Überraschendes zu sagen... leider. Denn wenn du überrascht warst, warst du fast menschlich...

Vielleicht ist es aber auch besser, wenn ich dein Gesicht jetzt nicht sehen kann. Immerhin hast du mich immer fast in der Luft zerrissen, wenn ich dich menschlich genannt habe.

Weißt du, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann hatten wir eigentlich auch unsere schönen Zeiten, nicht viele, aber es gab sie. In einer gewissen Hinsicht waren wir wohl doch Freunde. Ob du jetzt auch dieser Meinung bist, sei dahingestellt, inzwischen ist es sowieso egal. Wenn du das liest, bin ich tot, wahrscheinlich von dir getötet. Ich denke nicht, dass du es deine Schwester hast machen lassen.

C17, ich habe dich so gut wie nie um etwas gebeten und bis auf die letzte Nacht habe ich mich dir nie widersetzt. Ich weiß nicht, ob du meine letzte Bitte erfüllst, doch ich hoffe es inständig: Lass Trunks in Ruhe! Es wäre besser. Für alle. Auch für dich. Das soll keine Drohung sein und auch keine Warnung, sondern ein Rat. Ein gutgemeinter Rat.

Auf den ersten Blick scheinen wir zwei, Trunks und ich, uns ähnlich, aber das sind wir nicht. Wir sind von Grundauf verschieden. Er wird dir niemals Untertan sein, so wie ich. Er nicht. Denn er entspringt einer stolzen und unbeugsamen Familie, in ihm fließt das Blut, jener die sich nicht brechen lassen, egal was auch geschieht. Er wird nicht aufgeben, er wird mitspielen, er wird sich beugen, aber er wird nicht aufgeben. Genauso wie Vegeta!

Ich weiß nicht, wer von euch beiden Vegeta getötet hat. Ich nehme an, du warst es, denn immer wenn ich ihn erwähnte, hattest du diese Mischung aus Verwunderung und Zorn in den Augen. Diese Mischung, die man nur haben konnte, wenn man mit Vegeta einmal um Leben und Tod gekämpft hatte. Wenn man wusste, wie er kämpfte. Ich nehme auch an, dass er sich damals bis zu seinem Tod nicht brechen ließ, was dich sicherlich sauer gemacht hat. Trunks hat die gleiche Entschlossenheit wie sein Vater und darum rate ich dir, ihn in Ruhe zu lassen.

Ich weiß, es ist seltsam, wenn ich dir einen Rat gebe. Immerhin warst du immer der Feind, hast alles vernichtet und zerstört, was ich jemals geliebt habe. Aber genau das war unsere Verbindung. Deine Einsamkeit, die dich dazu trieb, wurde meine Einsamkeit. Das ist es, was uns alle die Jahre zusammengehalten hat, das ist es was uns dazu trieb: Einsamkeit. Ich weiß es jetzt. Ob es dir je bewusst war, weiß ich nicht. Wenn nicht, weißt du es jetzt auch und das ist gut so. Ich kenne die Qual, die einen peinigt wenn man etwas tut, was man selber nicht versteht. Ein grausamer und stechender Schmerz, den ich niemandem wünsche. Nicht mal meinem schlimmsten Feind.

Diese Einsamkeit ist es, was Trunks von mir unterscheidet. Er ist nicht einsam, denn um sich einsam zu fühlen, muss man das Gefühl kennen, nicht einsam zu sein - und genau das kennt Trunks nicht. Er kennt nur Hass, Zorn, Blut und Krieg. Er kennt die andere Seite des Lebens nicht. Und so kann er sich nur nach ihr sehnen und ihr nicht nachtraueren.

C17 lass ihn einfach in Ruhe. Greif ihn so an, kämpfe mit ihm, töte ihn, aber zerstöre ihn nicht, so wie du es mit mir getan hast. Denn wenn du ihn zerstörst, das prophezeie ich dir, dann zerstörst du dich mit. Mit dieser Familie legt man sich nicht ungestraft an!

Weißt du, was ich bedauere? Dass wir nie richtig geredet haben. Wir haben uns unterhalten, ja, aber richtig geredet über unsere Gefühle, unsere Gedanken... das haben wir nie getan. Vielleicht hätten wir es tun sollen, wir hatten sicherlich viel gemeinsam. Vielleicht hätten wir so auch unsere Probleme bewältigen können... vielleicht.

Was mich immer interessierte war, ob deine Schwester über uns Bescheid wusste. Ich hab mich nie getraut dich zu fragen... wahrscheinlich hatte ich Angst, dass du das gleiche dunkle Geheimnis mit dir trägst, das auch ich die ganzen Jahre schleppen musste und dass uns diese Tatsache noch mehr verbinden würde, als es unsere Einsamkeit schon tat.

Aber wer weiß, möglicherweise bekommen wir ja doch noch die Möglichkeit miteinander zureden. Denn bei uns bin ich mir sicher: Wir werden uns in der Hölle wiedersehen!

Bis dahin: Lebwohl, und halte dich an meinen Rat. Es ist besser für dich.

Gohan


 

Mit ausdruckslosen Augen starrte C17 auf die letzten Zeilen, die Gohan an ihn gerichtet hatte. Minuten verhaarte er in dieser Position. Dann legte er das Tagebuch auf den Tisch und klappte es nach kurzem Zögern zu. Das Kapitel Gohan war abgeschlossen, das Kapitel Trunks sollte jetzt beginnen. Der Cyborg öffnete die Tür und verließ das Haus und das Tal, hinaus in die kalte, einsame Sternennacht, in der wie so oft zuvor Waffenstillstand herrschte.
 


 

~ Kälte, Trauer, Dunkelheit, Schmerz. Das ist es was man Einsamkeit nennt. Im Krieg umso schwerer wiegend als in den Zeiten des Friedens. Scheinbar unüberwindbar, unertragbar. Erträglich nur durch Verrat und Sünde, was nur weiter zur ebenso unerträglichen Last der Schuld führt, die man versucht abzuwälzen in langen Schlachten. Angeblich geführt für das Wohl der Menschheit, doch wahrhaftig um den scharfen Zahn des Gewissens zu stumpfen, der unnachgiebig an einem nagt. Doch am Abend, wenn die Einsamkeit wiederkehrte und die Schlachten vergessen waren, kehrte er zurück und verführte einen erneut zur Sünde des Verrats. Nachts da holte einen alles wieder ein. Denn nachts war Waffenstillstand...

Die Bibel lehrt, unsere Feinde zu lieben wie unsere Freunde; vermutlich, weil es dieselben sind - Vittorio De Sica ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2006-02-05T20:41:42+00:00 05.02.2006 21:41
so.. Sae-chan sucht mal seit langem wieder ne story und findet diese hier.. und sie ist echt toll... aus faulöheitgründen hab ich nur ab der 8 seite gelsen.. xD Aber es war trotzdem sehr schön und mach weiter so ^^
Sae
Von:  _aliz_
2005-12-30T16:32:32+00:00 30.12.2005 17:32
tolle Story!!!
Ich mag ja Shonen Ai nicht aber die Geschichte musste ich einfach mal lesen
Ich bin gar nicht mehr weggekommen *lach*
Mach weiter so
Von: abgemeldet
2004-02-29T22:32:20+00:00 29.02.2004 23:32
Doe story ist super. Ich mag solche düsteren Geschichten von Zeit zu Zeit. schreib doch bitte weiter....wäre echt toll

cu
Von: abgemeldet
2004-02-29T17:16:57+00:00 29.02.2004 18:16
Wehe, du postest den nächsten Teil nicht! *droh* ^^' Ich weiss nicht was du hast, die Story ist doch genial! Ich liebe solche düsteren, sehr darken Storys über FutureTrunks. Hab selbst mal eine geschrieben, allerdings werde ich sie nei beenden...woraussichtlich jedenfalls.^^' Also, ich will, dass du weiter machst, verstanden?! XD

caya, demoniacAngel
Von: abgemeldet
2003-09-13T17:53:29+00:00 13.09.2003 19:53
Ja bin ich denn echt der Erste???

*JubelTrubel*

Also... ich bin eigentlich überhaupt kein Shonen-Ai-Fan, aber ich muss neidlos anerkennen, dass diese Story super ist. wie die Autorin selbst betont, ist sie zwar sehr! dark, aber trotzdem sehr lesenswert!!!

LEST SIE! IST 'N BEFEHL!!! ^_^

Sehr gute Arbeit, Siatha. Du bekommst von mir ein dickes LOB!


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