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Psiana aus der Gegenwelt

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Psiana aus der Gegenwelt

Salzwasser spritzte mir ab und zu ins Gesicht, der raue Meereswind ließ meine Haare zerzausen und die Sonnenreflektion auf dem Wasser blendete mich. All das mag sich nicht sehr angenehm anhören, doch es könnte mir nicht besser gehen. Als frisch gebackener Sevii-Meister fuhr ich nach Eiland 5 um mir eine Woche Urlaub zu gönnen.
 

Ich stand an der Reling, als sich am Horizont ein schwarzer Fleck auftat, der mit der Zeit immer größer wurde. Eiland 5.

Bereit, um meinen Urlaub zu beginnen, stapfte ich frohen Mutes vom Schiff und wollte mich auf die Suche nach dem vielversprechenden Ferienparadies machen. Doch ein Matrose bremste meine Euphorie. Er machte mir klar, dass das Ferienparadies eine kleine Insel nördlich von Eiland 5 ist und um dorthin zu kommen, müsste ich in diese Luxusjacht dort hinten einsteigen.
 

Wieder stand ich an der Reling, wieder spritzte mir das Wasser ins Gesicht und wieder machte es mir nichts aus. Immerhin würde ich gleich im Ferienparadies sein, und das ohne nochmal umsteigen zu müssen. Lange konnte die Fahrt ja nicht dauern.

Unmittelbar nachdem ich den Gedanken verworfen hatte ertönte auch schon die Durchsage, die Fahrt sei in wenigen Minuten beendet, man würde sogleich im Ferienparadies anlegen.
 

Endlich konnte ich meinen verdienten Urlaub antreten. Ich stieg aus der Jacht und konnte mein Glück kaum fassen. Ein Strand, fast so weiß wie Schnee und mit dem feinsten Sand, den ich je unter meinen Füßen spüren durfte. Palmen, blauer Himmel und ein gemütliches Strandhaus in der Ferne, das für die nächsten Tage meine Unterkunft sein würde. Mein Gepäck wurde mir sofort abgenommen damit ich unbeschwert Richtung Paradies laufen konnte. Ach was, ich war schon im Paradies.

Nach nicht all zu langer Zeit hatte ich auch schon mein Zimmer bezogen und wollte nur noch eines: Entspannen. Mich zog es an den Strand, der natürlich menschenleer war. Immerhin ist das Ferienparadies nur für höchstens eine Familie ausgelegt, und da ich keine Familie bin, hatte ich alles für mich alleine.
 

Bei guten 30°C im Schatten ließ ich mich in der Sonne bräunen. Meine Pokémon spielten im Wasser oder tollten am Strand herum. Was für ein großartiges Gefühl es doch sein kann eine ganze Insel für sich und seine Pokémon alleine zu haben. Ganze 5 Tage lang durfte ich hier tun und lassen was ich wollte und hatte quasi meine eigenen Bediensteten.
 

Die ersten Tage vergingen, ich ließ mich noch etwas in der Sonne braten, unternahm lustige Sachen mit meinem Pokémon, drehte ab und zu meine Runden im Meer und falls mich die Langeweile übermannte trainierte ich auch ein bisschen. Wollte im Urlaub als Sevii-Meister ja nicht vollkommen außer Form geraten.
 

Tag 4 brach an und man merkte sofort, dass heute etwas anders war. Nicht nur mein Bauchgefühl sagte mir das. Meine Pokémon benahmen sich irgendwie komisch und draußen wehte eine verdächtige Brise, von der man meinen könnte, sie würde sich jeden Moment in einen brausenden Sturm verwandeln. Zudem schien keiner im Haus zu sein, alle waren sie weg.

Doch bevor ich mich auf Ursachensuche begab, wollte ich doch erst einmal was frühstücken. Ich aß hastig und viel zu schnell, da es den Anschein hatte, dass es heute etwas zu erleben gab. Einfach nur raus um zu sehen was abging, das schoss mir durch den Kopf. An Angst, es könne etwas Schlimmeres passieren, dachte ich erst einmal nicht.
 

Mein Rucksack war gepackt, meine Pokémon hatte ich alle dabei. Nur Tornupto war vorerst an meiner Seite, falls etwas Unvorhersehbares passieren sollte. Die Brise die mich umfuhr, als ich den ersten Schritt nach draußen wagte, ließ mich zusammenzucken. Einerseits gefiel mir das Gefühl eines neuen spannenden Abenteuers, andererseits wusste ich nicht was mich jetzt erwartete.

Der Luftzug wehte Richtung Osten, auch Tornupto wanderte instinktiv dem Sonnenaufgang entgegen. Wir liefen den Strand entlang bis er schließlich nach Norden abbog und wir nicht mehr weiter nach Osten laufen konnten. Doch Tornupto zeigte an, dass das neue Abenteuer unmittelbar dort drüben lag. Und tatsächlich, in der großen aufgehenden Sonne war die schwarze Silhouette einer kleinen Insel zu sehen. Mir war klar, dass ich nun irgendwie auf diese Insel kommen musste.

Tornupto verschwand in seinem Pokéball, stattdessen holte ich Kabutops ans Tageslicht. Ich hielt mich an seinem Kopf fest und schwamm mit ihm zur Insel.
 

Dort angekommen begleitete mich wieder Tornupto. Es war an sich keine Insel, es war ein Berg im Ozean, in dem sich eine Höhle befand. Um mich vor dieser kalten Brise zu schützen betrat ich den Eingang. Kurz davor sagte mir ein altes, vermodertes Holzschild mit einer kaum mehr lesbaren Schrift, dass dies die Verlorene Höhle sei. Ein beängstigender Name für meine momentane Situation. Doch irgendwas sagte mir, ich müsse diese Höhle erkunden. Tornupto dachte gar nicht mehr groß nach und lief einfach zu, um mir die zweifelnden Gedanken auszutreiben und mit ihm zu kommen.
 


 

Seit nun mehr einer Ewigkeit wanderte ich durch diese dunkle, feuchte Höhle, die aus nichts als endlos vielen Räumen zu bestehen schien. Sämtliche Elektrogeräte konnte man hier in die Tonne treten. Meine Armbanduhr zeigte mir die Zeit 77:98 und lief rückwärts, mein Kompass lotste mich nach jedem Schritt in eine andere Richtung und mein Pokécom zeigte mir einen Empfang von 6 von 4 möglichen Strichen an. Ich bin mittlerweile durch unzählige gleiche viereckige Räume gelaufen. Jeder Raum hatte vier „Ausgänge“, der wiederum in einem weiteren Raum endete. Jedesmal nahm ich einen anderen Ausgang. Einmal nahm ich sogar den gleichen Weg zurück und landete in einem anderen Raum, als in dem zuvor. Das vermutete ich zumindest, da sich alle Räume stark ähnelten.
 

Ich beschloss eine Pause zu machen, setzte mich auf einen Stein und suchte das Sandwich, das ich mir im Ferienparadies gemacht hatte. Ich drohte umzukippen vor Hunger, doch ich konnte es nicht finden. Ich werde es wohl nicht im Haus vergessen haben? Da selbst durch Tornuptos Flamme nicht genug zu sehen war, griff ich auf gut Glück einfach nach ganz unten. Und tatsächlich, ich konnte es fühlen, griff es und zog es mit einem beherzten Schwung nach oben. Dumm nur, dass sich dadurch mein halber Rucksack entleerte.

Ich konnte so ziemlich alles wieder im Rucksack verstauen. Ich hoffte es lag nichts mehr herum. Beim Aufstehen jedoch bemerkte ich, dass etwas hinter mir gefallen war. Es war der Altbernstein, einer meiner Preise, die ich beim Gewinn der Sevii-Meisterschaft gewonnen hatte. Doch er leuchtete, heftig sogar. Ich hatte ihn zum Schutz in ein schwarzes Tuch eingewickelt, den hätte ich nie mehr gefunden, doch das Licht, das vom Altbernstein ausging strahlte einfach durch. Es strahlte nicht nur, als ich ihn aufheben wollte war er sogar richtig heiß. Nur Sekunden später ging das Tuch in Flammen auf, verbrannte, und zurück blieb nur der leuchtende Stein.

Ich befahl Tornupto ihn aufzuheben, es konnte die Hitze aushalten. Sichtlich irritiert versuchte ich nun irgendwie aus dieser Höhle rauszukommen. Zu viele komische Dinge passierten hier. Mein Partner und ich wollten durch einen Ausgang, in der Hoffnung es würde ‚der‘ Ausgang sein, der uns hier wieder herausführt. Aber kurz bevor wir in dem nächsten schwarzen Loch Richtung Ungewissheit verschwanden hörte der Bernstein schlagartig auf zu leuchten. Als wär es nicht schon verrückt genug, brachte mich das Aufhören des Strahlens vollkommen aus der Fassung. Heulend fiel ich auf die Knie und ließ mich rückwärts zu Boden fallen. Ich blickte an die schwarze Höhlendecke, sah durch Tornuptos Flammenschein die Spitzen einiger Tropfsteine und kleine Wassertropfen die daran hingen. Möglicherweise waren es auch nur meine Tränen. Ich wusste nicht mehr weiter. Kein Stück würde ich mehr in dieser beschissenen Höhle gehen. Tornupto kam ein Schritt auf mich zu. Gefühle übertragen sich ja angeblich von Trainer auf Pokémon. Ich hoffte es wollte mich trösten und nicht auch noch das Heulen anfangen. Und wieder passierte etwas Eigenartiges. Tornupto machte einen Schritt von diesem Ausgang weg und der Stein begann wieder zu strahlen. Ich wusste nicht, ob ich jetzt den totalen Nervenzusammenbruch kriegen oder lachend aufspringen sollte. Auf Letzteres fiel meine Wahl, auch Tornupto wegen. Ich musste etwas Stärke zeigen. Doch zuerst musste ich testen, was es mit diesem Stein auf sich hatte. Gemeinsam gingen wir wieder einen Schritt auf das schwarze Loch in der Wand zu. Als würde man den Schalter auf ‚Aus‘ stellen verpuffte die Helligkeit des Steins und er sah wieder wie ein gewöhnlicher Altbernstein aus. War das nur bei diesem Ausgang so? Wir gingen zum nächsten Tor rechts daneben, das uns aus diesem Raum führen könnte, doch der Stein beendete sein Leuchten sobald man sich der Höhlenpforte näherte. Nicht aus der Ruhe bringen lassen, es sind noch zwei Möglichkeiten offen. Und diesmal geschah genau das Gegenteil. Bei diesem Ausgang begann der Stein noch heller zu strahlen. Ich hatte den Verdacht, wir hatten soeben einen funktionierenden Kompass entdeckt. Ob uns dieser jedoch in die Freiheit zurückführt blieb jedoch fraglich.
 

Nicht viele Räume ließen wir hinter uns bis wir vom Stein in einen Raum geführt wurden, der keinen Ausweg hatte, außer dem, der hinter uns lag. Ist das gut oder schlecht? Gut würde ich eigentlich nur finden, wenn wir aus diesem Irrgarten raus wären, von daher war dieser Raum nicht viel besser als jeder andere, außer dass wir nur zurück konnten. Da uns eben nur diese eine Möglichkeit blieb, setzte ich den ersten Schritt zum Umkehren an, als der Stein sich wieder verdunkelte und nur noch Tornuptos Flammen diesen anscheinend letzten Raum der Höhle erhellten. Sollte das etwa bedeuten wir sind hier an unserem Ziel? Sollten wir für den Rest unseres Lebens in dieser Kammer bleiben, die zudem noch kleiner war, als alle anderen.

Um den Stein wieder zum Leuchten zu bringen begaben wir uns wieder weiter Richtung Mitte dieser … ich würde es Zelle nennen. Erst jetzt bemerkte ich den kleinen Steinturm der hier aufgebaut war. Im obersten Stein war eine Art Mulde. Ich musste mir das Ganze genauer ansehen. Nein, keine Mulde, das sah nicht natürlich aus, es sah eher nach einer gewollten Einkerbung aus um etwas hineinzustecken. Umso näher Tornupto und ich diesem Turm kamen, umso heller strahlte der Stein. Mein Kopf sagte mir sofort, dass dieser Stein da reingesteckt werden muss.

Ich befahl Tornupto den Stein in die Einkerbung zu stecken. Sobald es den Stein losließ fing der Raum an zu beben. Der Ausgang wurde durch eine Steintür verschlossen. Was geschieht hier?! Ich krallte mich nur noch an mein Pokémon, um zu verhindern, dass wir in auch noch getrennt wurden, das fehlte noch.

Es bebte und bebte, ich klammerte mich immer noch an Tornupto. Die Decke machte zu meiner Verwunderung keine Anstalten einzustürzen. Das Einzige, das ich erkennen konnte war, dass sich hinter diesem Steinturm eine große Wasserlache bildete. Das Wasser sprudelte aus einem kleinen Loch im Turm heraus, solange bis der halbe Raum von einer dünnen Wasserschicht überzogen wurde. Das Beben wurde schwächer bis es komplett verebbte. Plötzlich entstand ein Strudel in dieser großen Wasserlache. Er wurde größer und größer. Er entwickelte einen Luftsog, gegen den wir ankämpften. An Angst konnte ich immer noch nicht denken, ich wusste nur, dass es bald vorbei sein würde. Doch bevor das das Ende sein sollte, wollte ich wenigstens wissen was uns hier umbrachte. Ich riskierte einen Blick und sah ein wirres Etwas im Zentrum des Strudels. Ich spürte nur noch wie wir zusammen vom Boden abhoben und hineingezogen wurden, dann verlor ich das Bewusstsein.
 


 

*Vor 2 Jahren*

Ich war ein kleines, wildes Evoli. Ich steifte durch die Wälder nahe Emeritae in der Orre-Region. In der Stadt war ich durchaus bekannt, ja sogar schon fast beliebt. Jeder gab mir etwas zum Essen und Trinken, Streicheleinheiten waren keine Seltenheit und man freute sich stets wenn ich in der grünen Stadt auftauchte. Bald wurde ich eine Art Maskottchen für die Stadt.

Auf dem Höhepunkt meiner Beliebtheit wurde sogar eine Stadtversammlung vor dem Pokémon-Center einberufen, ob man mich bald als ein Nachtara, oder als Psiana in der Stadt sehen wollte. Da Emeritae eine freundliche, helle Stadt ist, beschloss man mir einen kleinen Anhänger umzulegen. Daran befestigt war ein Sonnensplitter, der mich irgendwann in ein Psiana verwandeln würde. Irgendwann deshalb, da der Splitter in einer Kapsel eingeschlossen war, und ich somit keinen direkten Kontakt mit ihm hatte. Und so vergingen noch ein paar Wochen bis etwas Schreckliches geschah.
 

Über den Himmel von Emeritae tauchte ein gewaltiges stählernes Ungetüm auf, das einen Schatten über die Stadt lag. Als man plötzlich hinter den Hügeln von Emeritae ein riesiges Pokémon empor steigen sah. Es war schwarz gelb und sah aus wie ein düsterer Drache, der keine Rücksicht auf Verluste nahm. Man sah sofort, dass diesem Pokémon die Stadt völlig egal war und es nicht scheute diese zu zerstören, würde es nötig sein. Es flog auf das ungeheure Fluggerät zu und feuerte einen ersten, mächtigen Strahl ab. Doch auch dieses fliegende Etwas konnte schießen und feuerte zurück. So spannend Echtzeit-Kinofilme auch sein mögen, ich hatte keine Lust von einem dieser Dinger getroffen zu werden. Ich suchte Schutz in dem kleinen unterirdischen Durchgang zum Sanktuarium. Doch hier konnte man sich nicht sicher fühlen, die Luft hier fühlte sich elektrisch aufgeladen an, mein Fell stand mir zu allen Seiten weg. Doch neugierig machte es mich schon. Immerhin kenne ich mich in der Gegend aus, und dieses Drachenvieh scheint irgendwo von dort hinten aus den Wäldern gekommen zu sein, aber das hätte ich auf meinen Streifzügen schon mal gesehen, es ist ja mindestens vier Meter groß.
 

Auf den ersten Blick konnte ich noch nichts erkennen, mein zweiter Blick ging nach oben, auf den Kampf zwischen diesem Flugobjekt und diesem Drachen. Und insgeheim hielten wir Pokémon natürlich zusammen, deshalb hoffte ich, dass mein großer Kollege da oben sich nicht von dem schwebenden Stahlgerüst besiegen geschweige denn fangen lässt. Ich wagte einen Blick tiefer in den Wald und sah etwas überaus komisches, einen lila Strudel. Als wäre das nicht schon abstrus genug, kletterte in diesem Moment auch noch ein Kerl aus diesem Strudel.

Er rannte an mir vorbei, versteckte sich hinter einem Baum und begann mit einem elektronischen Teil irgendetwas auszumessen. Ich kleines Evoli war natürlich neugierig und näherte mich dem Mann. Allerdings schenkte er mir erst Beachtung, als ich mit einem großen Satz auf seine Schulter sprang. Ich weiß auch nicht, bei ihm fühlte ich mich sicher, er machte den Eindruck, er wüsste was wann zu tun sei.

Nach ein paar Messungen hier und ein paar genauen Analysen dort kletterte er plötzlich zurück in diesen Strudel. Ich wusste nicht, ob ich das auch wollte. Ich hatte noch nicht einmal eine Ahnung was das überhaupt war. Doch ich ging einfach mit ihm mit. Wie ich schon sagte, er strahlte eine gewisse Kompetenz aus, von der ich mich wohl etwas zu sehr beeindrucken ließ. Er landete, nach einem Sprung, fast schwerelos auf einem Stück Land, das in dieser Welt einfach in der Luft herum schwebte. Luft? Ob das hier Luft war wusste ich auch nicht. Das einzige, das ich sicher sagen konnte, war, dass das hier eine komplett andere Welt war.
 

Ich sprang von seiner Schulter und sah mich um. Sehr mysteriöse Welt, fast beängstigend. Beschreiben konnte man das nicht, es war zu viele Eindrücke die in diesem neuen Kosmos auf mich wirkten. Ich war total in Gedanken, als ich leise Schreie hören konnte. Sie versuchen mich zu warnen, aber ich war noch viel zu erstaunt. Durch Zufall streifte mein Blick den Strudel und somit auch ‚meine‘ Welt, in der ich eigentlich zu leben habe. Und wieder konnte ich mich nicht bewegen. Diesmal aber nicht des Erstaunens wegen, viel mehr wurde dieses Gefühl durch Angst verdrängt. Die Bilder, die ich in diesem Moment gesehen habe, werde ich wohl nie vergessen. Der Drache schoss einen Strahl aus seinem Maul, der an Größe wohl nicht zu überbieten ist. Er traf dieses, mittlerweile mehr nach einem Schrotthaufen aussehende Flugobjekt. Danach stürzte sowohl der Drache, als auch der stählerne Riese ab. Dieses Art Raumschiff verschwand irgendwann, doch der Drache flog direkt auf den Strudel zu, direkt auf mich in diesem Strudel zu. Ich sah nur noch wie diese schwarz gelbe Bestie durch den Strudel in diese Welt eindrang, sich das Portal schloss und der Schatten auf dem Stück Land immer größer wurde, und ich kleines Evoli mich auf dem Stück Erde befand.

Langsam kam ich wieder zu mir. Mein Körper fühlte sich ganz anders an, neu. Meine Augen wagten ein erstes Blinzeln. Ich richtete mich auf, brach aber sofort wieder zusammen. Als ich meine Augen erneut aufschlug und ich nach vorne auf meine Pfoten sehen konnte, da mein Kopf auf meinen Vorderbeinen gelandet war, wurde ich so richtig wach. Sie waren lila. Färbte der Strudel ab? Ich sah mich selbst genauer an, meine Hinterbeine, meinen Körper und zu guter letzt sah ich an einer vorbeischwebenden Wasserblase auch meinen Kopf und mein Gesicht.

Ich habe mich zu Psiana weiterentwickelt!

Ich erinnerte mich nur noch daran, dass ich von diesem Drachen so gut wie erschlagen wurde. Beim Aufprall muss die Kapsel mit dem Sonnensplitter wohl zerbrochen worden sein und so hatte ich mich dann wohl entwickelt. Naja gut, ich wäre früher oder später sowieso zu einem Psiana geworden, von daher machte mir das jetzt nichts aus. Ich sollte mich eher darum kümmern, wie ich wieder in die Wälder um Emeritae zurückkommen würde.
 

Ich beschloss mich in dieser wirren Welt umzusehen und so ein Portal, durch das ich hier her gekommen war, zu finden. Nach einem kleinen Marsch kam ich in eine Stadt, wenn man diese noch so nennen konnte. Sie sah etwas verbogen aus, zudem war ich plötzlich fast schwerelos. Ob hier auch Menschen wohnten? Sah eher nicht so aus, wie wollte man da auch wohnen? Die Stadt war geprägt von kleinen, dunklen Gassen, die mich andauernd in die Irre führten. An diesem Springbrunnen hier, der sehr abstrakt aussah und in dem das Wasser nach oben zu laufen schien, war ich jetzt mindestens schon das vierte Mal. Ich hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, und langsam fühlte ich mich beobachtet. Nichts ahnend tapste ich in die nächste, düstere Gasse, in der Hoffnung ich hatte sie davor nicht schon einmal betreten und sie würde mich vielleicht irgendwo hinführen, wo ich noch nicht war. In der Tat war das so, sie führte mich aus der Stadt heraus und plötzlich fand ich mich an einer kleinen Klippe wieder. Am Ende des Weges, der die Klippe hochführte, sah ich einen Felsvorsprung. Dort könnte ich mein Nachtquartier aufschlagen, falls es hier so etwas wie ‚Nacht‘ gab.
 

Oben angekommen verfinsterte sich meine Miene sofort wieder. Es sah so aus, als würde sich hier schon jemand eingerichtet haben. Jedenfalls konnte ich einen sehr großen Schlafplatz ausfindig machen, von dem ich fast zu wissen meinte, wer diesen Schlafplatz beziehen würde. Ich wollte so schnell wie möglich wieder zurück, doch als ich mich umdrehte war alles zu spät. Ich sah, nicht weit weg von mir, dieses Ungeheuer vor mir. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, ob es sich um den gleichen Drachen handelte, der auf mich geflogen war, da dieser hier keine Beine hatte. Zudem sahen seine Flügel eher wie schwarze Ranken aus. Doch als ich dieses Gesicht sah, war mir sofort klar, dass dieser Drache und der von vorhin ein und dasselbe Pokémon waren. Ich hatte Angst, doch sein Gesicht versuchte mir irgendetwas zu vermitteln, als wollte es mir die Angst nehmen. Es machte sich klein und näherte sich langsam. Das passte gar nicht zu so einem furchteinflößenden Riesen, wie er vor mir stand. Wobei stehen mittlerweile das falsche Wort war, kriechen passte nun eher. Aber ist das alles nur gespielt, um mich nicht zu verschrecken und mich dann als Vorspeise mal schnell zu verschlingen? Nein, irgendwas ließ mich nicht an diese Vermutung glauben, es konnte einfach nichts Schlechtes im Sinn haben, so bedrohend es auch aussah. Außerdem wurde ich langsam sogar neugierig. Dieser Riese kriechte mir zu langsam. Ich nahm mich zusammen und ging auf es zu. Weiter und weiter, und noch einen Schritt. Ich bleib stehen. Direkt vor seinem Gesicht stand ich nun. Sein Atem blies mir ins Gesicht und sein Blick drohte mich zu durchbohren, als es plötzlich eine Geste von sich gab, mit der ich am wenigstens gerechnet hatte. Es forderte mich auf, auf seinem Rücken Platz zu nehmen.
 

Ja, ich merkte, dass es auch hier Tag und Nacht gab. Die Sonne konnte man kaum noch sehen. Die ganze Zeit war ich auf Giratinas Rücken mitgeflogen. Richtig gehört, der Name dieses Drachens ist Giratina. Wir haben uns endlos unterhalten, während es mir ‚seine‘ Welt zeigte, die Gegenwelt. Es war das einzige Pokémon hier, es war überhaupt das einzige Lebewesen hier, außer, dass ab und zu dieser Forscher hier noch herumstreifte. Früher hatte er einen Partner. Allerdings hatten sie sich getrennt. Der Forscher untersuchte diese Welt hier weiter, der Andere wollte Giratina fangen. Einen dieser Versuche musste ich vorhin mit ansehen, und nun bin ich selbst in dieser Welt. Giratina und ich sind richtige Freunde geworden. Logischerweise wollte ich deshalb hier auch vorerst nicht wieder weg. Einen Angriff vom Partner des Forschers gab es seitdem keinen mehr. Sein stählernes Flugobjekt ist wohl zerstört.
 

Zwei Jahre ist das jetzt schon her. Ich bin groß und stark geworden und habe in der Gegenwelt Fähigkeiten erlernt, die ich in der normalen Welt wohl nie erlernt hätte. Wenn so ein kleines Pokémon wie ich zwei Jahre mit einem Pokémon wie Giratina trainiert, dann kommt dabei einiges heraus. Und so langsam habe ich bei Giratina ausgelernt, ich möchte meine Fähigkeiten testen, da kommst du mir genau richtig. Du wirst mich mit zurücknehmen, so weh mir auch der Abschied von Giratina tut. Doch zuerst musst du mir verraten was du hier willst und wie du hierher gekommen bist. Meine Geschichte kennst du nun.
 


 

Deine Geschichte? Wessen Geschichte? Wie, wo, wer? Ich schlug meine Augen auf. Man, hatte ich einen komischen Traum. Ich versuchte mich aufzurappeln, doch etwas verhinderte es. Also anders, ich nickte nur meinen Kopf etwas nach vorne um auf meinen Körper sehen zu können.

Vorerst sah ich nur verschwommen, doch es wurde immer klarer vor meinen Augen. Ein Psiana stand auf meinem Bauch. Ich ließ meinen Kopf wieder nach hinten fallen bevor ich völlig durchdrehte. Es war alles etwas zu viel. Schon wie der Tag anfing, dann diese komische Höhle, die mir den letzten Nerv raubte, der Stein, der diesen lila Strudel auslöste und mich mit hinein zog. Und jetzt träumte ich von einem Psiana, das anschließend auf meinem Bauch stand. Ich hob erneut meinen Kopf, doch das Psiana stand noch an ein und derselben Stelle. Ich drehte meinen Kopf nach rechts. Dort lag Tornupto und der Altbernstein, der allerdings etwas ramponiert aussah und ein kleines Stück abgebrochen war. Ich drehte meinen Kopf nach links und erschrak. Psiana fiel nach links während ich mich nach rechts wegdrehte. Da stand der Drache aus meinem Traum. Wenn ich mich recht entsinnen konnte hieß er Giratina.
 

<Richtig, Nathaniel.>
 

Wer hat da zu mir gesprochen?! Ich wagte es nicht diesen Satz laut auszusprechen.
 

<Ich war es, Psiana. Und das nächste Mal kündige bitte an, wenn du dich wegdrehst.>
 

Psiana hat kein Geräusch von sich gegeben, es hörte sich nach einer Stimme in meinem Kopf an. Was bedeuten müsste, Psiana kann mir telepathisch etwas mitteilen. In so kurzer Zeit so viele neue Dinge verarbeiten, das machte einen fertig.

Nach einem kurzen Pläuschchen mit Psiana und Giratina, das mithilfe von Psiana mit mir redete, verstand ich langsam, um was es ging und fasste Vertrauen zu ihnen. Ich holte Tornupto in den Ball zurück, nahm den kaputten Altbernstein und ritt auf Giratinas Rücken zu dem Platz, den mir Psiana während meines Traums gezeigt hatte. Dort angekommen musste ich mich organisieren. Ein Pokémon-Center in dem ich mir ein Zimmer nehmen konnte wird es hier wohl eher nicht geben, aber mithilfe der natürlichen Sachen hier in der Gegenwelt konnte man sich auch eine einigermaßen gemütliche Schlafstelle basteln.

Ich nahm den Altbernstein aus meinem Rucksack, um zu sehen, wie sehr er beschädigt wurde, immerhin war das einer meiner Preise. Als Giratina ihn sah schrie es jedoch auf. Plötzlich begann auch der Stein wieder zu leuchten. Psiana eilte herbei. Und es hatte mal wieder den vollen Durchblick.
 

<Woher hast du den Platinum-Orb?>

„Platinum-Orb? Das ist ein Altbernstein, den ich als Preis für meinen Sieg bei der Sevii-Meisterschaft erhalten habe.“

<Wie kommt der Platinum-Orb auf die Sevii Eilands?>

„Wie gesagt, ein Altbernstein“, gab ich neunmalklug von mir.

<Hast du einen Altbernstein schon mal so leuchten sehen? Man hat anscheinend den Platinum-Orb gefunden und ihn als Bernstein abgestempelt. Der Platinum-Orb gehört Giratina, durch ihn kann es noch mehr Kraft freisetzten.>

„Versteh ich nicht.“

<Musst du auch nicht. Es wäre nur nett, wenn du Giratina seinen Platinum-Orb wieder geben würdest.>

„Ähm … ja klar. Ist momentan eh nur Ballast. Aber dieses kleine abgebrochene Stück werde ich behalten.“

<Sieh her, zu Giratina gehört der Platinum-Orb, zu Dialga gehört der Adamant-Orb und zu Palkia gehört der Weiß-Orb. Und du hast anscheinend durch Zufall den Platinum-Orb erhalten, den Giratina in der normalen Welt beim Kampf mit diesem Verrückten verloren hatte.>

„OK, das versteh ich. Und was hast du da für ein violettes Steinchen an deiner Kette hängen?“

<Giratina und ich haben uns dran gemacht auch für mich einen Orb zu kreieren. Und das Ergebnis war dieser Magenta-Orb. Nachdem die Kapsel mit dem Sonnensplitter kaputt war, musste ich etwas Neues an meiner Kette befestigen.>

„Klingt logisch …“
 

Wir redeten noch bis tief in die Nacht hinein. Ich wusste nicht, dass man sich so ergiebig mit einem Pokémon unterhalten konnte. Und dann auch noch befreundet sein mit einem riesigen Drachen namens Giratina, den König der Gegenwelt. Ob ich mir darauf in meiner normalen Welt etwas einbilden konnte? Wohl kaum, immerhin hatte ich Psiana versprochen Niemandem etwas davon zu erzählen.

Giratina schlummerte ruhig vor sich hin, ich war auch schon recht müde und wollte mich schlafen legen, nur Psiana schien noch hellwach zu sein. Es verstand, nach all den Strapazen die ich heute durchlaufen hatte, dass ich auch meinen Schlaf brauchte und legte mich in mein selbstgebautes Bett aus Stoffen, deren Existenz ich nie für möglich hielt und eigentlich auch nicht möglich halten werde. Bevor ich einschlief hörte ich Psiana nur noch etwas rumtapsen. Etwas klimperte und dann war auch Ruhe.



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