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Yu-Gi-Oh! Gx - Angels and Shadows (Year 1)

von

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Runde 12: Ein wenig zu spät

Es war ein Fehler, dass wir am vorigen Abend so lange aufgeblieben waren. Zwar war endlich Freitag, doch irgendwie mussten wir erst einmal den Unterricht überstehen. Hundemüde stützte ich meinen Kopf auf meine Handfläche und kritzelte etwas auf ein Blatt, das eigentlich für Mitschriften gedacht war. Heute war der Unterricht besonders zäh… oder es kam mir einfach nur so vor, weil ich so schrecklich müde war?

Es war am vorigen Abend sehr spät, als ich endlich ins Bett kam. Nachdem Professor Banner uns von der verlassenen Unterkunft erzählt hatte, war Jaden Feuer und Flamme diese heute Nacht zu besuchen und zu erkunden. Leider war es weder mir, noch Syrus oder Chumley gelungen, ihm diesen Gedanken wieder aus dem Kopf zu schlagen. Weshalb auch immer… dachte ich daran, dass meine Freunde oder ich dieses Gebäude besuchen würden, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Ich wusste nicht warum, aber ein unbehagliches Gefühl beschlich mich. Es war eine dieser Vorahnungen, die man manchmal hatte, kurz bevor etwas schreckliches passierte. Vor meinem inneren Auge spielte sich das Szenario aus meinem Traum wieder ab. Dieser Obelisk… er wurde erst gejagt, als er in der Nähe der verlassenen Unterkunft war. Oder?

Ich schüttelte meinen Kopf, versuchte mich selbst zu beruhigen. Es war nur ein dämlicher Traum. Nichts weiter. Leider glaubte ich mir nicht.

Das war das erste Mal, seit langem, dass ich dem Unterricht nicht folgte. Professor Banner hielt eine Rede über die Revolution des Duellierens. Damit meinte er, dass Seto Kaiba, der auch die Duell Akademie gegründet hatte, die Duell Disks erfunden hatte und somit das Duell auf eine neue Ebene gebracht hatte. Gäbe es keine Duell Disks, wäre diese Welt vielleicht eine andere…

Ich wollte schlafen… genauso, wie Jaden, Syrus und Chumley neben mir. Leider war mir der Unterricht zu wichtig – auch wenn ich nicht zuhörte bekam ich mehr mit, als wenn ich schlief.

Halb wach, halb in einem Tagtraum versunken, sah ich auf mein Blatt, auf das ich alles Mögliche gezeichnet hatte, nur nichts Unterrichtrelevantes. Da war mein Engel der Spiele, mein Kleiner Engelsbote, das Gesicht des Unbekannten – von dem ich mir mittlerweile ziemlich sicher war, dass ich ihn mir nur eingebildet hatte – Sterne und… ein Auge. Wann hatte ich denn das gezeichnet? Es war das Auge, das uns Banner gezeigt hatte, als er über die Spiele der Schatten dozierte. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich war nicht abergläubisch, aber ein noch schlechteres Gefühl beschlich mich. Vielleicht sollte ich noch einmal versuchen, Jaden von dieser Erkundung abzuhalten…
 

„Jaden, bitte höre auf mich. Lass diese Expedition heute Nacht lieber sein. Mach es wann anders…“, wir waren in meinem Zimmer. Es war schon längst dunkel, als Jaden, Syrus und Chumley mich abholen wollten. Verzweifelt versuchte ich ihn davon abzuhalten, einen der vielleicht größten Fehler seines Lebens zu begehen. Seit heute Morgen – eigentlich, seit Jaden die Idee geäußert hatte – hatte ich so ein ungutes Gefühl…

„Warum denn?“, fragte Jay ein wenig trotzig, „Es ist doch egal, ob wir das heute machen, oder an einem anderen Tag.“

„Verboten ist es sowieso…“, murmelte Sy. Er war auch nicht wirklich wild darauf, doch Jaden schien ihn so lange bearbeitet zu haben, bis er zugestimmt hatte.

Der Abenteurer unter uns war ein wenig enttäuscht, „Jane, wenn du nicht mitkommen willst, musst du nicht mit. Hier wird keiner zu etwas gezwungen.“

Für einen Augenblick sah der Blauschopf zu ihm, in der Hoffnung, dass auch er bleiben könnte, doch ihm wurde sehr schnell klar, dass das nur an mich gerichtet war. Er wurde technisch gesehen gezwungen.

Traurig senkte ich meinen Blick… was sollte ich tun? Hier bleiben und warten, bis sie wieder kommen? Oder gleich mitgehen? Zu Jadens Unmut entschied ich mich für ersteres, „Es tut mir Leid. Ich bleibe lieber hier und warte, bis ihr wieder kommt. Mir ist das alles viel zu heikel. Wenn ihr morgen zum Frühstück immer noch nicht zurück gekehrt seid, kann ich wenigstens einen Suchtrupp organisieren, weil ich weiß, wo ihr hin wolltet.“

„Es ist deine Entscheidung.“, gab Jaden zurück. Er würde mir nicht lange böse bleiben. Er war zwar vieles, aber nicht nachtragend. Mit seinen Mitbewohnern im Schlepptau verließ er mein Zimmer. Sehnsüchtig sah Sy mich an, als er die Tür hinter sich schloss.

Unruhig stand ich auf, lief in meinem Zimmer auf und ab. Sollte ich ihnen nach rennen? Sollte ich warten? Weshalb hatte ich so eine Angst? Meine Gedanken drehten sich im Kreis.

Nach einer Weile setzte ich mich auf das untere der Etagenbetten, sah auf meinen PDA. Ich hatte eine Mail bekommen… von einem unbekannten Absender. Irritiert öffnete ich die Nachricht. Ich wusste gar nicht, dass man hier auf der Akademie von Menschen Mails bekommen konnte, die nicht im eigenen Verteiler waren. Und auch war mir ungewiss, wie man die Identität per Mail verbergen konnte.

‚Es ist nicht ohne Grund verboten, die Unterkunft zu betreten.‘

Das war alles. Von wem kam sie? Was sollte das? Woher wusste der Unbekannte von dem Interesse meiner Freunde?

Ich wurde immer unruhiger. Was war hier bloß los?

Hibbelig stand ich wieder auf. Hoffentlich ging bei Jaden alles gut.

Ängstlich verließ ich – mit meiner Duell Disk am Arm – das Zimmer. Eigentlich durfte man nicht mehr nach einer bestimmten Uhrzeit herumlaufen… doch mir war das in diesem Moment egal.

Ich lief die Treppen der Roten Unterkunft hinab, in Richtung Klippen. Die Luft war angenehm kühl. Genau das richtige, um meinen unruhigen Geist zu beruhigen. Ich stand an den Klippen und atmete den Geruch des Meeres ein. Durch den entfernten Leuchtturm zu meiner Rechten, konnte ich das abendliche Meer beobachten. Es war ruhig. Wenige Wellen schlugen an die Küste und den Steg von der Bootsanlegestelle.

Langsam begann ich ein wenig die Einsamkeit zu mögen. Zumindest hier. Die Schönheit der Natur. Diese Ruhe… der Frieden. Meine Sorge um Jaden und die anderen rückte auf einmal in weite Ferne. Ich stand nur da und genoss. Das Wellenrauschen war Musik in meinen Ohren.

Schon lange hatte ich mich nicht mehr so entspannt gefühlt. Einsamkeit, Sorge, Angst… nichts davon schien noch zu existieren.

Ich setze mich auf den Boden und ließ die Beine über die Felsen baumeln, den Blick über die Umgebung schweifen lassend. Durch das rotierende Licht wurde die Landschaft zugleich in Licht und Dunkelheit getaucht. Keine Menschenseele war in diesem wunderschönen Bild zu sehen…

Dachte ich zumindest. Als ich begann die Wellen am Bootssteg zu beobachten, bemerkte ich, dass dort jemand stand. Er war weit entfernt, hatte mir den Rücken zugekehrt. Doch ich wusste, wer es war. Dieser weiße Mantel, die schlanke, große Gestalt, die etwas längeren, dunklen Haare…

Als hätte mein Blick ihn gerufen, wandte er sich zu mir um. Sein Blick ruhte auf mir. Trotz der Ferne wusste ich, dass er mich sah. Hatte ich ihn mir nicht eingebildet? War er real?

Das Licht des Leuchtturmes blendete mich. Schützend hielt ich meine Hand vors Gesicht, doch als es von mir abließ und ich wieder zu dem Fremden sah… war er verschwunden.

Wütend raufte ich meine Haare. Das war doch jetzt nicht wahr! Es dauerte Tage, bis ich mich davon überzeugt hatte, dass er nicht real war und jetzt das?! Wer war er? Das war keine Einbildung. Nicht dieses Mal.

Die innere Ruhe war verschwunden. Eines war mir klar: Wenn ich diesen Fremden jemals richtig treffen würde, mit einer Unterhaltung und ohne im nächsten Moment zu verschwinden, würde ich ihn zu einem Duell herausfordern. Egal, wer er war. Ich fühlte mich veralbert. Folgte er mir? Warum war er im Wald? Warum war er hier unten am Steg? Was sollte das!?

Ein vorsichtiges, aber ängstliches „Schuhu“, riss mich aus meinen Gedanken. Mein kleiner Engelsbote schwebte neben mir. Unruhig flatterte sie mit den Flügeln. Sie wollte, dass ich ihr folge, „Was ist los?“, fragte ich, während ich aufstand. Ein „Uhuuuu“ war die Antwort. Ich verstand, was sie sagen wollte. Irgendetwas war bei Jaden schief gegangen. Sicherheitshalber hatte ich meiner Botin befohlen, ihm zu folgen und im Auge zu behalten.

Sie flog los, ich rannte ihr hinterher.

So schnell ich konnte.

Das beklemmende Gefühl von Angst ergriff mich wieder.

Was war passiert? Nichts Gutes, so viel stand fest.

Ich hoffte, dass ich ihnen helfen konnte, wenn ich sie erreicht hatte.

Wir eilten durch den Wald. Eigentlich – gerade nach diesem gewissen Traum – wollte ich den Wald bei Nacht meiden, doch meine Freunde waren in Gefahr. Da war es egal, ob ich Angst vor Finsternis hatte oder nicht. Sie hätten auch das Selbe für mich getan.
 

Es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit, bis ich die verlassene Unterkunft erreicht hatte, doch ich war nur einige Minuten unterwegs. Ich war um mein Leben gerannt. Das furchteinflößende Gebäude erstreckte sich vor mir; verfallen, zerstört… genauso, wie in meinem Traum…

Das Eingangsportal schon geöffnet. Einen Moment zögerte ich, versuchte das Gefühl von Unbehagen wieder abzuschütteln.

„Schuhuuu?“, fragend stoppte mein Bote, musterte mich mit ihren großen, blauen Augen. Sie fragte, was los ist.

„Nichts.“, ich atmete flach. Wegen der Anstrengung, aber auch wegen meiner Angst. Schaudernd nahm ich all meinen Mut zusammen, „Führ mich zu ihnen!“,

Sie flog weiter. Ich folgte ihr in das Gebäude hinein, durch die Eingangshalle. An den Wänden befanden sich steinerne Tafeln, die die Millenniums-Gegenstände zeigten, etwas über die Spiele der Schatten berichteten. Wir folgten einem Tunnel, der ursprünglich nicht zum Gebäude zu gehören schien.

Schon aus der Ferne konnte ich die Geräusche eines Duells hören. Und Stimmen.

Als ich näher kam und mich diesem riesigen, steinernen, in Rot getauchten Raum näherte, erkannte ich: Es war Jaden, der sich gegen einen großen, maskierten Mann duellierte. Er trug einen langen Mantel, einen Hut. Er hatte zwei Monster auf seinem Feld und noch alle Lebenspunkte, Jaden dagegen gar keins und nur noch zweitausend. Alexis Rhodes lag bewusstlos in einem Sarg hinter dem Unbekannten. Syrus und Chumley zitterten…

Ich war zu spät…

Das schlimmste war… dies war kein normales Duell. Dies war ein Spiel der Schatten!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2016-03-06T23:10:35+00:00 07.03.2016 00:10
Ein Super Kapitel
Mach weiter so^^
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird.^^


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