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Primrose ~ Blooming Doubts

von

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Die Bombe platzt

Während im Hintergrund die Schulglocke das Ende des Tages einläutete, packte Takeru wie mechanisch seinen Kram ein und ließ ihn in der Tasche verschwinden.

Dem Unterricht hatte er nur sporadisch Aufmerksamkeit geschenkt, immer mal zwischendurch. Und das, obwohl es gerade mal die erste Woche nach den Ferien war. Normalerweise passte er auf wie ein Lux, legte der Junge doch so viel Wert auf schulische Bildung und gute Noten. Heute aber konnte er sich einfach nicht dafür begeistern. Zum Glück verabschiedete ihr Lehrer sie vor fünf Minuten ins rettende Wochenende, um diese Farce zu beenden.
 

„Hey, Takeru!“

Von Daisukes Stimme geweckt, drehte sich der Angesprochene um.

„Wir gehen nachher alle ins Kino und anschließend übers Wochenende zu mir nach Hause für eine Pyjamaparty. Hast du Lust, mitzukommen?“, fragte ihn sein Kumpel, neben ihm Hikari, die erwartungsvoll lächelte.
 

Ein Wochenende mit seinen Freunden? Mit Kino, DVD-Abenden und Kissenschlachten? Vielleicht sogar ein Ausflug in die Digiwelt, wenn sie Lust bekamen? Nichts lieber als das. Außerdem besaß Daisukes Mutter eine Kochkunst, von der so manch anderer nur träumte. Kein Wunder, dass ihr Sohn in Zukunft mit einem fahrbaren Ramenshop um die Welt reisen wollte, wobei ihm sein miserabler Orientierungssinn dabei sicher im Weg stand. Beinahe wäre Takeru eine Zusage rausgerutscht, so verlockend klang das Angebot. So gern er auch hingegangen wäre, verlangte Natsuko ausgerechnet heute, er solle sich die folgenden Tage freihalten und zügig heimkommen nach der Schule.
 

„Sorry, hab leider schon was vor, sonst wäre ich auf jeden Fall dabei.“

Den beiden sah man die Enttäuschung deutlich an und T.K. wohl sein schlechtes Gewissen. Sofort winkte Davis ab und gab ein lockeres „Kein Problem“ zurück, „Ist zwar schade, aber lässt sich wohl nicht ändern. Falls du doch möchtest, komm einfach vorbei. Du weißt ja, wo ich wohne.“

„Klar. Ich wünsch euch dann mal viel Spaß.“

Seinen Rucksack über die Schulter werfend, verließ der Blonde die Klasse und begab sich auf den Heimweg.
 

„Sag mal…“ Nachdenklich sah Davis seinem Klassenkamerad hinterher, bevor er sich an Kari wandte. „Bilde ich mir das ein, oder ist T.K. in letzter Zeit schlecht drauf?“

Die Brünette schwieg. Ihr bester Freund gab sich wie immer, lächelte und begegnete jedem unverändert freundlich und höflich. Wieso fühlte sie sich dann so schlecht bei seinem Anblick?

Unentschlossen zuckte sie mit den Schultern, wusste nicht recht, was sie ihm antworten sollte.

„Er weiß, dass er uns vertrauen kann. Wenn ihn etwas bedrückt, wird er uns früher oder später sicher davon erzählen“, erwiderte sie, schaute aus dem Fenster.

„Komm, lass uns gehen, Davis. Ich will noch kurz nach Hause, bevor es losgeht.“
 

~
 

„Bin wieder da“, verkündete der Schüler, der soeben durch die Tür der Familie Takaishi trat. Seit dem Frühstück überlegte er fieberhaft, was für eine „Überraschung“ Natsuko bereithielt, auch wenn es wohl recht offensichtlich war. Bei dem Gedanken daran wurde ihm wieder ganz unwohl. Es traf ihn völlig unvorbereitet an diesem Tag damals. Als er auf dem Weg zum Café war, wo er sich mit Miyako und den anderen treffen wollte, bemerkte er kurz vor seinem Ziel auf der gegenüberliegenden Straßenseite seine Mutter. Eng umschlungen mit einem Kerl, den er noch nie gesehen hatte. Nachdem sich die beiden dann auch noch küssten, brannte bei Takeru eine Sicherung durch. Er musste weg. Sofort.
 

All die Jahre gab es nur sie beide. Sie waren ein so eingespieltes Team und selbst wenn ihre familiäre Situation gewöhnungsbedürftig war, kehrte so etwas wie Alltag bei ihnen ein. Trotzdem hielt er stets an seinem Wunsch fest. Jener Wunsch, aus dem sein Wappen heraus entstand. Hoffnung, dass seine Eltern irgendwann wieder zueinander fanden. Mit dieser Entdeckung erstarb dieses Gefühl aber in ihm.

Natsuko hatte kein Interesse daran, sich mit dem Vater ihrer Kinder zu versöhnen. Und während sie ihrem Sohn Zettel an den Kühlschrank klebte, dass sie wieder mal länger im Büro brauchte, er derweil allein zu Hause hockte, und sie sich in der Zeit wohl mit ihrem Liebhaber vergnügte…
 

Takeru könnte explodieren vor Eifersucht.

Diese Geheimniskrämerei machte ihn rasend. Es fiel ihm so unheimlich schwer, seinen Unmut vor ihr zu verbergen. Dass etwas nicht stimmte und er abweisend ihr gegenüber reagierte, hatte Natsuko sicher bemerkt. Aber ahnte sie, was der Grund dafür sein mochte?

Bevor er seiner Mutter einen Vorwurf machen würde, hätte T.K. sich lieber die Stimmbänder durchgeschnitten, um nicht im Eifer des Gefechts ein falsches Wort zu verlieren. Er liebte sie doch und wollte, dass sie glücklich war. Das verdiente sie.

So lange arbeitete sie hart, verdiente im Alleingang das Geld, kümmerte sich liebevoll um ihren kleinen Jungen… Takeru war der Einzige, der ihr zuhörte und ihr eine Stütze bot. Damit ersetzte er aber keinen richtigen Partner, an dessen starke Schulter sie sich lehnen konnte.
 

Der Teenager musste sich damit abfinden, wenn es einen neuen Mann in ihrem Leben gab. Auch wenn es ihm das Herz brach. Manchmal gab es einfach Dinge, auf die man keinen Einfluss nehmen kann. Wem seine Mama ihre Zuneigung schenkte, entschied allein sie selbst. In seinen Augen gab es deshalb nur eine einzige Möglichkeit. Für Natsukos Glück würde er seine Gefühle zurückstellen. Der Traum war endgültig ausgeträumt.

Seine Mutter Natsuko, sein Vater Hiroaki, sein Bruder Yamato und er, Takeru. Es würde nie wieder ein wir geben.
 

Auf leisen Sohlen näherte sie sich ihrem Sohn. Obwohl er sie erst spät bemerkte, erkannte er noch flüchtig ihren besorgten Gesichtsausdruck. Schlug sich da etwa jemand mit Gewissensbissen herum?

„Schön, dass du wieder da bist. Wie war’s in der Schule?“, begann sie, zupfte sich ihre Strickjacke zurecht. Rein platonische Frage zum Konversationsstart. Zumindest machte sie keinen besonders interessierten Eindruck.

Der Blondschopf zuckte etwas unbeholfen die Schultern und antwortete: „Anstrengend und ziemlich langweilig.“
 

Sie nickte, äußerte sich aber nicht näher dazu. Bildete er sich das ein, oder war sie nervös? Eigentlich brauchte Natsuko meist nicht lange, um die richtigen Worte zu finden. War bei ihr so was wie eine Berufsanforderung. Nur heute schien sie mit sich zu hadern.

„Was wolltest du mir eigentlich heute Morgen sagen?“, fragte Takeru und schob sich an der Erwachsenen vorbei in die Küche. Sein erster Weg führte ihn zum Kühlschrank und einer Flasche Cola, die er gestern darin deponierte.

„Das sollten wir nicht zwischen Tür und Angel besprechen. Würdest du dich bitte zu mir setzen?“
 

Gesagt, getan.

Fünf Minuten später saßen sich Mutter und Kind am Esstisch gegenüber.

Natsuko griff nach der Hand ihres Kleinen, streichelte sanft darüber.

„Weißt du, es gibt da etwas, wovon ich dir noch nichts erzählt habe.“

Ihr Griff festigte sich.

„Vor einem halben Jahr habe ich jemanden kennengelernt. Einen Mann.“

Ein halbes Jahr ging das schon so? Wie blind war er denn, dass das völlig an ihm vorbeiging?

„Einen Mann?“, wiederholte Takeru mit rauer Stimme. Die Anspannung färbte langsam auf ihn ab, was man wohl deutlich hörte.

„Ja. Sein Name ist Tetsuya Sarusawa und ich kenne ihn durch ein Interview, was ich mit ihm geführt habe. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, trafen uns ein paar mal…“
 

Sie tat sich wohl sehr schwer damit, ihm die Wahrheit zu sagen.

„Ich will ganz offen zu dir sein. Tetsuya und ich führen eine Beziehung miteinander.“

Takeru schluckte. Also stimmte es wirklich.

Da sie nicht weiter sprach, erwartete sie anscheinend eine Reaktion von ihm. Er biss sich auf die Zunge, setzte dann aber sein wärmstes Lächeln auf.

„Echt? Das ist ja super! Endlich hast du wieder jemanden gefunden. Ich freu mich für dich, Mama.“ Erleichterung schlich sich auf Natsus Gesicht. Vor diesem Gespräch hatte sie sich so sehr gefürchtet. Auf T.Ks Meinung legte sie viel Wert.
 

„Da bin ich beruhigt“, murmelte sie, „Es ist nämlich so, dass er dich gerne kennenlernen würde.“

Der Schüler entzog sich ihrer Berührung und zeigte irritiert auf sich selbst.

„Mich?“

Bekräftigend nickte sein Gegenüber.

„Er ist Vater eines Jungen und als ich ihm von dir erzählt habe, wollte er dich unbedingt mal mit eigenen Augen sehen. Deshalb solltest du zeitig von der Schule kommen. Ich habe einen Tisch bei unserem Lieblingsitaliener reserviert. Wärst du so lieb, mich dorthin zu begleiten?“, beendete Natsuko ihre Erklärung.
 

Das war also die Überraschung – Die Bombe, die endlich platzte.

Der Moment, auf den er so lange wartete.

Obwohl ihm allein schon der Gedanke widerstrebte, stimmte er sofort zu.

„Wenn du das so willst, klar. Warum nicht?“

Takeru musste dem Typen begegnen, der der Wiedervereinigung seiner Familie im Wege stand. Zu gerne wollte er mit eigenen Augen sehen, woran er seit Wochen seelisch zerbrach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kaninchensklave
2016-06-20T06:41:59+00:00 20.06.2016 08:41
ein heftiges Kap

Oo das essen wird gewaltig in die Hose gehen
und das nicht zu knapp denn Natsuko hat von Anfang an den fehler gemacht
ihre Beziehung zu verheimlichen und das seit einem halben Jahr
kein wunder das takeru nicht nunr Seelisch am ende ist
sondern auch sihc wohl viel zu lange viel zu sehr zurück gehalten hat

wie das dann mit der beziehung weiter geht kann man nicht sagen nur das diese Kluft nicht mehr zu überbrücken ist
welche Natsuko geschaffen hat in dem sie nihct von Anfang an klartext gesprochen hat
dadurch hat sie dem Träger der Hoffnung genau diese genommen
und das könnte sich bei einem ungeplanten Kampf in der Digiwelt negativ auswirken

GVLG


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