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Wahrheit oder Pflicht

von

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Ganz blöde Zufälle

Hikari überlegte scharf, was sie gerade am meisten tangierte. Dass hier im Unwissen ihrer Eltern eine Party gefeiert wurde, für diesen Anlass sogar Alkohol zur Verfügung stand; die allgemein etwas eigenartige Stimmung unter ihren Kameraden… oder eben ihr Bruder, der sie in so eine verdammt bescheidene Lage brachte und nur doof grinste.
 

„Also? Ich warte.“

Mit einer ausladenden Handbewegung verlieh er seiner Forderung Nachdruck. Kari spürte förmlich ihr Gesicht glühen, als die erwartungsvollen Blicke aller auf ihr klebten und so stumm nach einer Antwort verlangten.

Hilfesuchend schaute sie zu Takeru. Da er aber gut damit beschäftigt war, den Energydrink aus seinen Atemwegen zu pressen, konnte sie auch hier wohl auf keinen Beistand hoffen. Was dachte sich Tai nur dabei, dieses Thema vor den anderen anzuschneiden?!

Das würde er noch bitter bereuen, schwor sie sich im Geiste. Das hatte er nicht umsonst gemacht.
 

Wie es zu dieser Situation kam? Ganz einfach. Alles begann mit einem harmlosen Telefonat am Nachmittag.
 

~
 

Bis über beide Ohren strahlte das Mädchen wegen des Namens, der auf dem flimmernden Display ihres Handys stand. Takeru, seines Zeichens Sandkastenfreund und wohl der süßeste Junge im ganzen Universum. Hikari musste sich eingestehen, dass die meeresblauen Augen und das blonde Haar es ihr einfach angetan hatten und sie still und heimlich ihr Herz an ihn verlor.

Glücklicherweise beruhte das auf Gegenseitigkeit, weshalb er ihr vor knapp einer Woche während des Sommerfestes – genauer gesagt im Riesenrad – ein umfassendes Liebesgeständnis machte. Im Hintergrund das gigantische Feuerwerk.
 

Ein heißes Gesprächsthema während des letzten Frauenabends. Man spekulierte ja schon seit einiger Zeit, was für ein niedliches Pärchen die beiden abgeben würden. Und dann wagten sie diesen Schritt tatsächlich! Wer hätte das gedacht?

Eine beste Freundschaft für eine Beziehung aufs Spiel zu setzen, traute sich nicht jeder. Ganz davon abgesehen, dass T.K. und Kari immer wieder vehement abstritten, Gefühle füreinander zu haben. Wahrscheinlich schämten sie sich schlicht und ergreifend dafür. Allen voran Mimi hatte absolut kein Verständnis dafür aufbringen können. Als müsste man sich für die Liebe schämen. So ein Unsinn!
 

Na ja… Wie es der Zufall so wollte, stand Taichi in der Tür und lauschte unbemerkt den Schwärmereien der Mädchen. Und wie man den erstgeborenen der Yagami-Sippe kannte, lag ihm nichts mehr am Herzen als das Wohlergehen und Glück seiner kleinen Schwester. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, ihrem ersten Freund – sobald sie denn einen hatte – vornehmlich die Beine zu brechen, wenn er auch nur einen Finger an sie legte. Aber ausgerechnet Takeru schien die goldene Ausnahme zu sein.
 

Tai zeigte sich relativ gelassen über die Identität des geheimnisvollen Verehrers. Zum Glück T.K. Da er ihn schon seit frühester Kindheit als potentiellen Schwager ansah, kam das für ihn weniger überraschend am Ende. In der Vergangenheit setzte Takeru alles daran, Hikari zu beschützen und ihr Lächeln zu bewahren. Bei ihm war sie in guten Händen.
 

Soweit, so gut. Taichis Segen hatten sie schon mal… Zumindest so lange, bis Miyako und Mimi wild darüber diskutierten, wann sie sich ihren ersten Kuss abholen sollte. Dass eine Partnerschaft im „schlimmsten“ Fall weit über unschuldiges Händchenhalten hinaus ging, verdrängte er dabei total. Gut, Tai akzeptierte die Liebe der beiden, aber dass seiner Kari schon so bald ein Teil ihrer kindlichen Unschuld geraubt werden sollte, stieß ihm irgendwie negativ auf.
 

Sie war aber nicht auf den Mund gefallen und erinnerte ihn an seinen ersten Kuss. Im zarten Alter von nur elf Jahren.

Taichi gab keinen besonders guten Moralapostel ab, wenn er sich durch einen einfachen Kommentar den Wind aus den Segeln nehmen ließ.

Aber wo sie recht hatte… Zu blöd aber auch, dass im Laufe der Jahre sein loses Mundwerk auf sie abfärbte und sie nun gut zurück beißen konnte, wurde es denn mal nötig. Gegen ihre Sprüche wuchs kein Kraut.
 

~
 

„Also gut, bis dann. Ich freu mich!“

Ein Druck auf den roten Knopf ihres Handys beendete das Gespräch. Wieder mal wich ihr ein wohliger Seufzer über die Lippen. Ein Laut, den ihr Bruder zu genüge von ihr kannte seit letzter Woche. Konnte man echt so schlimm verschossen sein, wie es bei ihr eben der Fall war?
 

„Na, warum so fröhlich? Habt ihr zwei ein Date?“, unterbrach er Karis leises Summen. „So würde ich das nicht unbedingt nennen. Keru hat gefragt, ob wir mit ihm zum Sommerfest gehen wollen.“

„Wir?“ „Ja, du und ich. Wir eben. Yamato und die anderen kommen auch mit. Sogar Joe hat zugesagt“, erklärte sie.

„Und mit „die anderen“ meinst du…“

„Ja, Mimi wird auch da sein.“
 

So wie ihm die Gesichtszüge entgleisten, wusste Kari sofort, wo das Problem lag. Mimi. Dank Taichis unglaublicher Gabe, mit Anlauf in jedes noch so kleine Fettnäpfchen zu springen, war die Schulschönheit stinksauer auf ihn.
 

„Mensch, Tai. Da bist du aber auch selbst dran schuld. Du hättest schließlich anklopfen können. Sei mal froh, dass das nicht die Runde gemacht hat. Dein Ruf als Kapitän der Fußballmannschaft wäre ruiniert!“

Der Übeltäter schaltete direkt auf Durchzug. Hier rein, da raus. Ihren „haltlosen“ Vorwürfen schenkte er kein Gehör.
 

Wie oft hatte er ihr schon erklärt, dass es sich um einen ganz blöden Zufall – eine Laune Gottes – letzten Endes einen Unfall handelte.

Er tat es nach bestem Gewissen, im Auftrag des Lehrers, als er in die Mädchenumkleide stürmte und Mimi in Unterwäsche antraf. Von diesem Anblick und ihrem Geschrei geschockt, hielt er sich die Augen zu und wollte schnell flüchten. Der von ihm mitgebrachte Tennisball, den er im Affekt fallen ließ, wurde ihm zum Verhängnis. Natürlich rutschte er darauf aus. Selbstverständlich ruderte er wild mit den Armen, drehte sich im Flug und riss sein armes Opfer mit sich zum Boden. Und wo landete seine Hand? Na klar! Auf ihrer Brust, die er in einem Moment der Orientierungslosigkeit verwirrt drückte. Wo denn auch sonst?

Typische Animeszene eben.
 

Den unerwünschten Körperkontakt quittierte sie mit einer saftigen Ohrfeige.

Unfall? Missgeschick? Laune Gottes?

Wer glaubt denn so einen Quatsch? So eine unglaubliche Geschichte kauft dem Depp doch keiner ab.

Kari schon. Er war wirklich so ungeschickt, dass ihm so etwas passierte. Und er bekam ihr vollstes Mitgefühl.
 

„Die Schnepfe wollte mir ja nicht mal zuhören. Ich hab ihr doch gesagt, der Lehrer hat mich zum Lager geschickt, um den vergessenen Tennisball wegzuräumen. Aber sie hat nur rumgekreischt wie ein aufgescheuchtes Huhn und mich mit ihrer Schminke beworfen. Die Mädchenumkleide ist eine Abkürzung. Wenn ich gewusst hätte, dass sie da drin ist, wär ich doch niemals da reinmarschiert! Was hatte sie da überhaupt zu suchen?! Der Unterricht war längst vorbei!“, redete er sich in Rage, „Kannste knicken. Wenn Mimi dabei ist, bleib ich zu Hause.“ Lebensmüde war Taichi zwar, aber so heiß auf eine öffentliche Hinrichtung konnte er gar nicht sein.
 

Hikari zog nur zweifelnd die Brauen hoch. Was sein Glück mit Frauen betraf, … welches Glück? Da existierte keins. Sora kotzt er den Hut voll, Mimi betatscht er… Ein Wunder, dass sie selbst noch nicht die Kurve gekratzt hat. Ob das an der Blutsverwandtschaft lag? Immerhin tolerierte man da schon mal so einiges.
 

Nein, so konnte das definitiv nicht weitergehen, entschloss sich die junge Japanerin. Er und Mimi machten seit Tagen einen großen Bogen umeinander. Kürzlich erst gestand sie Kari, ein gewisses Interesse für ihren großen Bruder entwickelt zu haben. Liebe nannte sie es zwar nicht, aber ihrer Erklärung nach hörte es sich verdammt danach an.

Noch schlechter konnte der Zeitpunkt eines Streites also nicht gewählt sein. Und es lag nun in ihrer Hand, etwas dagegen zu unternehmen, wenn die Älteren es schon nicht allein hinbekamen.
 

„Es wird nicht gerade besser, wenn ihr euch ständig ignoriert. Das macht die Sache nicht ungeschehen.“

Taichi setzte zum Protest an. „Aber sie benimmt sich wie eine Furie!“

„Und du wie ein Oberidiot! Wer ist denn unerlaubterweise reingeplatzt und hat sie befummelt?!“

Den erhobenen Zeigefinger senkte er gleich wieder und zog einen Flunsch. Wo sie recht hatte… da gab es nichts zu diskutieren. Schließlich nannte sie nur reine Fakten.
 

„Damit wir uns verstehen: Du kommst mit zum Fest und machst dein Missgeschick wieder gut. Man kann das ja gar nicht mit ansehen, wie ihr euch streitet.“

Als seine Begeisterung immer noch etwas zu wünschen übrig ließ, lächelte sie ihm aufmunternd zu und wechselte ihren bestimmenden und ernsten Gesichtsausdruck gegen den gewohnt liebevollen.

„Hey, wir kriegen das schon wieder hin mit euch beiden. Ich helfe dir auch dabei, versprochen“, klopfte sie ihm auf die Schulter.
 

„Du bist mir ja eine…“

Schmunzelnd kratzte er sich am Hinterkopf und trat ein paar Schritte auf seine Schwester zu, nur um ihr ordentlich durch die Haare zu wuscheln.

„Tai! Lass den Quatsch!"

„Hast du etwa Angst, dass ich dir deine Frisur kaputt mache? Takeru ist doch gar nicht hier, also musst du dich nicht aufbrezeln."
 

Sein Lachen verstummte, als sie ihm voll Karacho auf den Fuß trat. Nun war es Hikari, die in schallendes Gelächter ausbrach, während der Brünette sich auf einem Bein durch die Gegend hüpfend den schmerzenden Fuß hielt.

„Tja, wer zuletzt lacht ..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kaninchensklave
2016-03-21T18:51:22+00:00 21.03.2016 19:51
ein Klasse Anfang

ich habe selten bei einem ersten Kap sowas von gelacht
dazu ist das Typisch Taichi das er immer einen gewaltigen anlauf nehmen muss
nur um ja mitten rein ins Fettnäpfchen zu tretten

das in der umkleide Kabine war echt einfach nur Pech ungeschick und ein verdammt dummer zufall
aber bei Taichi kommt das nicht nach und nach dann wäre er ja bescheiden
ein Taichi Yagami und Bescheiden das passt einfach nicht zusammen xDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD

das Takeru der auserwählte seiner schwester ist bringt diesen solange einen Goldenen Bonus
solange er ihr nich die unschuld nimmt dann ist s vorbei mit dem Bonus und er wird einen Kopf kürzer gemacht
nur wird Hikari ihm das kaum auf die Nase Binden xDDDDDDDDDDDD

GVLG


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