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No Princess

von

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Große Geheimnisse

Die nächsten Tage waren die reine Hölle. Es wäre wahrscheinlich schöner gewesen, wenn Anna ihn komplett ignoriert hätte, doch stattdessen schien alles wie beim Alten zu sein: Morgens aßen alle gemeinsam am Tisch und redeten ausgelassen. Sie ging mit Mirai und Akira zusammen zur Schule. Abends besprachen sie ab und zu noch, was sie machen würden, wenn sie Eve bekämpft hatten. Einmal sprach Iori tatsächlich noch etwas Interessantes an: Eve hatte anscheinend ebenfalls vor ihrem 17. Geburtstag solche Symptome gezeigt. Sie hatte Fieber bekommen und war Tage lang ausgeknockt gewesen, ehe sie zu ihrem 17. Geburtstag mit komplett schwarzen Haaren und schwarzen Augen aufgewacht war.

„Ich will nicht so aussehen, wie sie. Ich mag' meine blonden Haare.“, Anna hatte zu dieser Aussage nur entsetzt die Nase gerümpft. Mirai lachte.

„Ja, und deine Augen sollen auch nicht schwarz werden.“, schimpfte Shiro leise. Für ihn war es ein Zeichen, dass sie Mutter und Sohn waren.

„Für sie war es ein Zeichen, dass sie die Dunkelheit verkörperte. Sie war sehr stolz darauf.“, erklärte Iori und konnte nicht umhin sich daran zu erinnern, dass auch er einen Funken Stolz verspürt hatte. Zu dem Zeitpunkt war Eve noch nicht vergeben gewesen und es sah so aus, als würde er tatsächlich die Chance haben, die Königin der Dunkelheit für sich zu gewinnen. Seufzend hatte er zur Seite geblickt, ehe er sich einige böse Anmerkungen von Sho gefallen lassen musste.

Und so verstrichen die Tage. Ab und zu erwischte Akira Anna dabei, wie sie ihn sekundenlang anstarrte, ehe sie wortlos aufstand und den Raum verließ. Es war komisch, unbehaglich und fast schon zu aufdringlich. War ihr Bedürfnis, sein Geheimnis zu kennen, wirklich so stark? Doch wenn die Nacht kam, war sein Bett kalt und leer. Er wälzte sich auf der weichen Matratze unter der weichen Decke auf dem weichen Kissen, doch nichts war so weich wie ihre Haut, ihren Haaren, ihren Lippen und ihrem Lächeln. Zu diesen Zeitpunkten wünschte er sich, dass sie wieder da wäre und ihn anstarrte. Es dauerte nicht lange, bis Weihnachten vor der Tür stand. Toki hatte eine große Erdbeertorte gekauft, Liam dekorierte das Haus. Anscheinend war er mit der Tradition von Weihnachten vertrauter als alle anderen Anwesenden hier. Rose, Tristan und Marlo waren wieder hergekommen, um ebenfalls Weihnachten mit dem bunt gemischten Haufen aus Dämonen und Göttern zu verbringen, ehe sie die Truppe am 30.12. zum Wald begleiten würden. Alle hatten Geschenke vorbereitet. Akira wollte nicht wissen, wie viele Unmengen an Geld die Leute hier bei den Kaufhäusern gelassen hatten. Hikari hatte zum Großteil nur Puppenspielzeug bekommen – ein kleines Bett, kleine Miniaturkuscheltiere, kleine Miniaturgläser. Eigentlich konnte sie ein ganzes Puppenhaus damit einrichten. Die Wolfskinder waren schon mit rohem Fleisch überglücklich, mehr konnte man ihnen einfach nicht schenken. Genüsslich kauten die Wölfe auf den Knochen herum. Anscheinend war Rose's Wunde schon komplett verheilt. Liam und Toki bekamen zum Großteil nur Pflanzen, außer von Mirai: Dieser schenkte beiden den besten Honigwein, den man hier und außerhalb bekommen konnte. Ren bekam (wie nicht anders zu erwarten) einen wunderschönen Füllfederhalter samt Etui, eine neue Lesebrille und Handcreme, damit seine Hände nicht immer wund vom ganzen Lesen rau wurden. Er fand die Idee nett, mehr aber auch nicht. Mirai bekam neue Hanteln von Akira, ansonsten nur Alkohol, während Sho von Anna eine kleine Schatulle bekam, die er alleine öffnen sollte. Shiro schenkte ihm – zu aller Überraschung – ein kleines, selbstgemacht aussehendes Fotoalbum mit Fotos von Anna und Shiro. Man wusste nicht, ob es eine Art von Triezen war, aber Sho war nicht besonders begeistert, als er Shiro und Anna Arm im Arm in einem Bett schlafen sah. Erst als er zu dem Teil kam, in dem Annas Kinderfotos waren, schien er sich wieder zu freuen („Ich verbrenn' die anderen einfach.“). Akira bekam ebenfalls Geschenke: CDs, ein Buch, einen neuen Fußball, doch nichts von Anna. Er traute sich nicht, sie darauf anzusprechen. Ein kurzer Blick zu ihr war schon Strafe genug: Breit grinsend entgegnete sie ihn und Akira drehte sich der Magen um. Es war aussichtslos. Seufzend ließ er sich in einen der Sessel fallen und drehte den Ball in seinen Händen. In einer Woche würde er ihr alles erklären. Dann würde er ihr auch ihr Geschenk geben. Von den anderen bekam Anna sehr extravagante Geschenke (in einem gewissen Sinne): Ren schenkte ihr ein silbernes Armband mit kleinen, blauen Steinen daran. Es war Aquamarin, vielleicht nicht der edelste Stein, aber es erinnerte ihn an ihre Augen. Liam schenkte ihr ein Buch und eine kleine, hölzerne Schale zum Meditieren – das war ihre einzigartige Verbindung und er wollte, dass, im Fall der Fälle, sie alleine zur Ruhe finden würde. Toki und Hikari überreichten ihr ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit, deren Korken sich nicht öffnen ließ. Der Elf erzählte, er hatte die Idee aus einem bekannten Roman, in dem die Flasche in der Dunkelheit anfangen würde zu leuchten. Anna wusste sofort, auf welches Buch er anspielte, doch Toki meinte, bisher würde die Idee nicht funktionieren. Trotzdem solle sie es versuchen. Mirai holte einen kleinen Schlüsselanhänger hervor (zu dem auch ein passender Schlüssel baumelte). Er war in einer süßen Affenform. Akira ahnte schon, wofür der Schlüssel passte, und als er das feiste Grinsen von Mirai sah, wurde er sogar fast wütend. Iori überreichte Anna eine verschlossene Schriftrolle, in der der ausformulierte Vertrag zwischen Tengus und Anna stand. Sho beschenkte sich in gewissermaßen selbst: Er bat Anna, etwas näher zu kommen, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, änderte dann jedoch die Richtung und küsste sie – direkt auf den Mund. Seine Bestrafung war eine schmerzhaft klingende Kopfnuss von Shiro. „Wir müssen uns mal ernsthaft unterhalten.“, knurrte der Wolfsdämon hasserfüllt und jagte den kleinen Tengu durch das ganze Haus. Er hatte seiner Mutter ebenfalls etwas geschenkt. Etwas, das Anna zu Tränen gerührt hatte: Er hatte die wichtigsten, hübschesten und traurigsten Momente ihres Lebens in all den verstaubten Fotos gesucht und in ein Fotoalbum getan. Wie lange war es her gewesen, dass Anna das Gesicht ihrer Mutter gesehen hatte? Wie lange war es her gewesen, dass sie Adams Grinsen gesehen hatte? Immer noch mit Tränen in den Augen empfing sie das letzte Geschenk, wovon niemand wirklich geahnt hatte: Wortlos schmiss Satoshi ihr ein kleines Päckchen zu. Es war sorgfältig in dunkelblauem Papier eingewickelt und hatte eine schwarze Schleife. Es war schon fast zu dunkel verpackt für Weihnachten. Als Anna das Geschenk öffnete, fielen ihr zwei schwarze Opalohrringe in die Hände, passend zu der Kette, die Adam ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Er wusste es – er konnte sich daran erinnern. In diesem Moment konnte das Mädchen nicht anders – Sie stand auf, beugte sich vor und umarmte ihren Shiki.

Weihnachtsmusik spielte in den Hallen. Fremdsprachige Lieder, wahrscheinlich schwedischer Natur, erfüllten die leeren Räume mit Musik. Die Mannschaft hatte sich ins Wohnzimmer verkrümelt, wo sie zum Teil lustige und zum Teil nostalgische Geschichten miteinander austauschten. Jeder hatte Weihnachten bisher anders verbracht, viele von ihnen es gar nicht gefeiert. Das Essen hatte ihre Magen bis zum Bersten gefüllt und langsam entspannten sich alle wieder durch einige Flaschen des Weines, den Ren bereit gestellt hatte.

„Ich wollte euch übrigens noch etwas sagen.“, sagte Anna dann etwas lauter, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu ziehen. Die Gespräche erstarben. Erst jetzt fiel ihr wieder auf, wie groß ihre Gruppe eigentlich gewachsen war: Der ganze Raum war gefüllt mit Personen, die auf ihre Worte warteten.

„Ich will im Januar wieder nach Hause ziehen.“, grinste sie dann schließlich und sofort kippte die Stimmung. Von traurig bis hin zu beleidigt sahen sie einige an, während andere, darunter Mirai und Shiro, schon von ihren Plänen wussten.

„Wieso?“, fragte Iori überrascht, während Sho wissen wollte, ob er mit ihr mit kommen möchte.

„Gefällt es dir nicht bei uns?“, wollte Ren wissen.

„Doch. Sehr. Es hat mir Gelegenheit gegeben, euch alle besser kennen zu lernen. Aber mein Zuhause ist dort. Alle meine Erinnerungen sind dort. Seit ich lebe habe ich dort gewohnt. Und ich kann meine Familie nicht noch mehr im Stich lassen, als ich es schon getan habe.“. Sie hatte das Gefühl, ihre Mutter und Adam komplett abzuschreiben, wenn sie nun auch noch das Haus aufgeben würde. Liam seufzte etwas enttäuscht. Es war klar, dass er wusste, woran sie dachte, und er konnte es nachvollziehen. Mirai hatte seine Wange auf seiner Hand abgestützt und starrte nachdenklich Akira an.

„Jetzt, wo du uns alle besser kennst...“, begann der Affenkönig plötzlich und wechselte schlagartig das Thema, „Haben es ein paar in die engere Auswahl geschafft?“. Anna blickte Mirai an. Sie hatte fast vergessen, wie berechnend er war.

„Ja. Ein paar.“, gab sie schlagartig zu.

„Wer?“, Anna wusste nicht, wer es zuerst ausgesprochen hatte, doch schon hatten sich Sho, Shiro, Satoshi, Ren, Mirai und Iori erhoben und sahen sie erwartungsvoll an. Die Blondine stutzte etwas bei dem Anblick.

„Das kann ich noch nicht sagen...“, murmelte sie argwöhnisch. Warum waren ausgerechnet Iori und Sho so erpicht darauf zu wissen, wen sie heiraten wollte? „Ihr erfahrt es in nächster Zukunft, denke ich.“. Für eine Millisekunde erhaschte sie einen Blick auf Akira. Dieser starrte gedankenversunken aus dem Fenster, anscheinend war er mit seinen Gedanken wieder ganz woanders. Sho und Shiro begannen zu quengeln (eigentlich dachte Anna, Shiro wäre aus dem Alter raus).

„Ich geh' ein bisschen frische Luft schnappen.“, seufzte die Königin schließlich und stand auf, als es ihr mit dem Bombardement von Fragen zu viel wurde. „Alleine.“, fügte sie hinzu, als auch Sho und Shiro Richtung Tür gingen.

Die kühle Luft der Nacht rauschte ihr entgegen, als sie die Eingangstür öffnete und in den knöcheltiefen Schnee trat. Der Himmel war klar und vollkommen ohne Wolken. Anscheinend war heute Neumond, denn man sah nur lauter kleiner, funkelnder Sterne. Zufrieden lief das Mädchen durch den Schnee. Im Kopf ging sie noch die Fotos von sich und ihrer Mutter durch. Es waren schöne Zeiten gewesen. Zu Weihnachten hatte sie immer gebratene Ente gemacht und als Nachttisch gab es Torte. Natürlich war es das beste Weihnachten, wenn sie Schwarzwälderkirschtorte gebacken hatte, doch die gab es nicht immer. Einmal hatte Anna so darauf gepocht, welche zu essen, dass sie abends noch los gegangen sind, um welche zu holen (natürlich gab es keine mehr).

Seufzend betrachtete sie die Fußstapfen, die sie im Schnee hinterließ. Sie war schon mehrmals im Kreis gelaufen und versuchte mit ihren Füßen Figuren zu machen – so, wie Adam es ihr mal beigebracht hatte.

„Bist du betrunken?“, brummte eine schroffe, raue Stimme, die Anna unbekannt war und sie aufblicken ließ. Sie hatte das Tor des Anwesens erreicht. Auf der weißen Steinmauer saß ein Junge mit braunem, wilden Haar und leuchtend grünen Augen. „Hübsch siehst du aus.“, grinste Jonathan, als er Annas Kleid begutachtete. Es war ein weißes Kleid mit einer schlichten, schwarzen Schleife um die Taille, das ihre Mutter ihr einmal geschenkt hatte. Anna konnte nicht umhin zu grinsen.

„Wenn das mal nicht der kleine Jonathan ist...“, lächelte sie süß und ging einige Schritte auf den Werwolf zu. „Was macht denn Eve's Schoßhündchen hier? Darfst du kein Weihnachten mit ihr feiern?“. Ihr Lächeln löste wieder ein Gefühl der Wut in ihm aus. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde zwar breiter, war jedoch geprägt mit einem gewissen Grad an Genervtheit.

„Ich habe doch gesagt, dass ich dich fressen werde...“, brachte er knurrend unter dem Lächeln hervor. „Ich find's schön, dass du sogar mit Schleife kommst.“. Mit Leichtigkeit und der Grazie einer Feder sprang er von der zwei Meter hohen Mauer und landete vor der Blondine im Schnee. Sofort griff er sich eine Strähne ihres Haares und roch daran. Ihm schien der Duft zu gefallen. Anna gefiel es nicht. Blitzschnell nahm sie ihm ihre Haare aus der Hand und kämmte sie sich mit einer Handbewegung hinter das Ohr.

„Wenn du denkst, du könntest mich ausgerechnet hier einfach fressen, hast du dich getäuscht.“, sagte sie in einer klar und deutlich arroganten Stimme. Der Junge grinste immer noch.

„Ich bin heute nicht hier, um zu streiten. Ich bin hier, um dir etwas auszurichten.“, lächelte er. Sein Blick ruhte immer noch auf der goldenen Strähne, die er zuvor zwischen seinen Fingern gehalten hatte.

„Ich will es nicht hören.“, schnauzte Anna und drehte sich von dem Werwolf weg. Ein fester Griff hielt sie vom Gehen ab – sie drehte sich um. Das Grün in Jonathans Augen flackerte kurz gefährlich auf.

„Du denkst, das mit den Vampiren sei vorbei?“, das Grinsen war verschwunden. Er sah ernst aus. „Vielleicht war das ein Rückschlag für Eve, vielleicht war es aber auch so geplant.“.

„Das weiß ich.“

„Wieso machst du dir nicht mehr Sorgen?“, erwiderte er nun und seine Stimme wurde leiser. Mit Leichtigkeit zog er Anna etwas näher an sich heran. „Du weißt nicht, wozu sie fähig ist. Sie hat deinen Vampir in ihrer Gewalt. Er tut fast alles für sie.“.

„Du lügst.“

„Tu ich das?“. Der Werwolf ließ sie los. „Ich sag' dir eins: Dass du Iori und die Tengus auf deiner Seite hast, hat sie viel mehr getroffen, als die Sache mit den Vampiren. Sie und Iori kennen sich seit sie Kinder sind – sein Verrat muss mit Blut bezahlt werden. Es wird keiner mit heiler Haut davon kommen, das verspreche ich dir.“.

„Wieso erzählst du mir das? Glaubst du wirklich, du könntest mich damit einschüchtern?“, keifte Anna genervt und nahm wieder einen Schritt Abstand. Jonathans Lächeln kehrte wieder zurück.

„Ich erzähle es dir, damit du irgendwann unter deinen Sorgen zerbrichst.“, gab er offen und ehrlich zu. „Ich will sehen, wie du schwächer und schwächer wirst, wie du weinst, wie du um Gnade flehst, wenn ich dich irgendwann aufschlitze.“. Jegliche Wärme wich aus seinen Augen. Sein Lächeln wurde zu dem eines blutrünstigen Mörders. Anna starrte ihn eine Weile an, ehe sie prusten musste. Sie musste einfach lachen. Es war so lächerlich. Seufzend legte sie ihren Kopf in den Nacken und wischte sich über ihre Stirn. Wieso machte sie sich überhaupt Gedanken?

„Es ist lustig, dass du das so sagst...“, meinte sie leicht atemlos und schaute den Werwolf wieder an.

„Wieso lachst du?“, fragte dieser genervt. Anscheinend hatte er mit Annas Reaktion nicht gerechnet und vor allem nicht mit dem, was als nächstes folgte – Sie packte seinen Kragen und zog ihn an sich heran. Die dunkelblauen Augen der blonden Königin waren nur Zentimeter von seinen entfernt. Ihr Blick war durchdringend, fast angsteinflößend. Die Worte, die sie sagte, waren kalt und gefüllt mit Kampfgeist:

„Weil du mich jetzt anscheinend noch nicht fressen kannst. Du bist einfach zu schwach.“. Ein kleines Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht und sie ließ ihn los. „Du bist wirklich nichts weiter als ein Hund, der laut bellt.“.

„Glaubst du das wirklich?“, keuchte Jonathan nun, langsam nahm die Wut in ihm Überhand.

„Ja.“, lächelte Anna boshaft. Er sollte es gleich hier tun. Er sollte sie gleich hier aufschlitzen und fressen, wie der böse Wolf es mit Rotkäppchen hätte tun sollen. Keine perfiden Pläne, keine Taktik, einfach pure, blanke Gewalt. Wütend ballte der Werwolf seine Fäuste zusammen.

„Ich würde es nicht tun.“, brummte eine tiefe, basslastige Stimme. Jonathan wandte seinen Blick von Anna ab und heftete ihn an einen großen, weißhaarigen Jungen, der einige Meter von ihnen entfernt stand. Die blauen Augen von ihm waren kalt wie Eis. Jonathan entspannte sich wieder und lachte kurz.

„Naja. Ich dachte mir, ich hole mir zu Weihnachten ein kleines Leckerli ab, aber daraus wird wohl nichts.“, seufzte er schließlich und wischte sich mit seiner Hand die Haare aus dem Gesicht. „Richte bitte Iori aus, dass er kein Zuhause mehr hat.“, murmelte er dann noch mit einem kleinen Lächeln Anna zu, ehe er wieder auf die Mauer sprang. Mit einem kurzen Blick auf Shiro verschwand er.

„Was machst du für Scheiß...“, knurrte der Wolfsdämon und legte seine Arme um den Bauch seiner Mutter, ehe er, mit einem wütenden Blick, sein Kinn auf ihre Schulter legte.

„Ich wusste nicht, dass er da war.“, murmelte Anna und starrte auf den Platz an der Mauer, auf dem der Werwolf vor ein paar Minuten noch gelauert hatte.

„Sicher?“, fragte Shiro argwöhnisch nach und Anna grinste, ehe sie nickte.

„Lass uns wieder reingehen.“.

Die Weihnachtstage verstrichen, doch die Stimmung blieb. Irgendwie waren alle fröhlicher und freundlicher als sonst. Selbst Sho und Shiro stritten sich nicht so viel, wie üblicherweise. Akira ging Anna so gut es ging immer noch aus dem Weg und falls die beiden sich doch mal sehen würden, lief er sofort leicht rosa an. Shiro und Satoshi beobachteten die beiden Turteltäubchen mit einem gewissen Grad an Skepsis.

Schon bald war es an der Zeit, die Sachen zu packen. Es ging zu Mirais Palast, wo sie Silvester verbringen würden. Anna war sich immer noch nicht so ganz sicher, ob das eine gute Idee war und ob die Wölfe überhaupt mit Feuerwerk vertraut waren. Sie wollte nicht, dass es in Silver irgendein Trauma auslösen würde. Doch sie widersprach der Idee nicht: ein letztes Mal mit allen zusammen zu feiern, ehe sie nach Hause ging, war sicherlich eine schöne Erinnerung. Und wer weiß, wie viele sie davon noch haben würde?

Im Hause Wukong wurden sie wieder mit wehenden Fahnen und einem Blütenregen empfangen. Es war überraschend: Am Fuß des Berges an dem Bahngleis lag Schnee, der bis zur Hüfte ging. Nur ein schmaler Weg war von den Affen frei geschaufelt worden. Doch je näher sie der Bergspitze kamen, desto weniger Schnee lag zwischen den Bäumen, bis er schließlich einer Welle von Blumen wich. Es sah fast so aus, wie das erste Mal, als Anna hier angekommen ist: Als würde der Frühling niemals enden. Auch der Pfirsichbaum im Innenhof und der Teich sahen haargenau aus, als wäre sie erst vor wenigen Tagen hier gewesen: Die rosafarbenen Blüten schwebten zufrieden auf den Teich hinunter. Sofort zog dieser Anblick Toki und Hikari in ihren Bann. Manchmal saßen sie stundenlang davor und beobachteten ihn einfach. Es waren auch noch angenehm warme Temperaturen, bestimmt so um die 13-14° Celsisus, was Anna einfach nur erschreckend fand. Während sie ihre Tage mit Shiro bei Silver verbrachte, bereiteten Mirai und seine Kameraden das Feuerwerk und das Festmahl vor. Akira hatte sich meistens in seinem Zimmer eingeschlossen und Ren und Liam saßen oft zusammen mit den Wölfen, die im Palast aushalfen, so wie den Affenzwillingen im Gemeinschaftsraum und gingen alte Folklore durch. Es war kaum Zeit, darüber nach zu denken, was eigentlich in der Silvesternacht passieren würde, doch schon war sie da.

Anna hatte mit Hikari ein Bad genommen. Sofort war Sasahira, die allein aus diesem Anlass wieder zurück nach Hause gekommen war, auf die beiden zu gesprintet und begann die Mädchen in einem hübschen, roten Kimono einzukleiden. Dieser saß nicht so eng wie der letzte, Mirai hatte Sasahira wohl darauf angesprochen, dennoch gab er eine wunderschöne Betonung für Annas Figur. Die Großmeisterin im Anziehen hatte sich allerdings dagegen ausgesprochen, dass Hikari die selbe Farbe trug, da ihre Haare und Augen bereits ins Rötliche gingen, doch die beiden Mädchen wollten lieber im Partner-Look auf das Fest gehen. Also zog sie Hikari vorsichtig einen roten Kimono über, der normalerweise für Puppen verwendet wurden. Danach ging es ans Haarekämmen: Die übliche Schroffheit von Sasahira hatte nicht nach gelassen und dennoch war Anna am Ende froh darüber, dass sie ihr die Frisur gemacht hatte: Es war eine prunkvolle, fast schwere Hochsteckfrisur mit zahlreichen Spangen und glitzernden Steinen, die auch Hikari trug (natürlich im Mini-Format). Als die beiden endlich fertig waren, hatte sich bereits die Nacht gesenkt. Von draußen ertönten Trommeln und Musik. Sie betraten die große Speisehalle, die zu ihrer Verwunderung leer war.

„Wir speisen heute nicht hier, sondern im Garten.“, erklärte ihnen Sasahira sofort. Diese schien merkwürdig aufgeregt zu sein, anscheinend liebte sie Feste. Sie hatte sich sogar etwas heraus geputzt. Frohlockend führte sie den Weg an und führte die beiden Mädchen am Pfirsichbaum vorbei. Anna war gar nicht bewusst, dass es hinter dem Innenhof noch weiter ging, doch als sie einen schmalen Gang am Haus entlang gingen offenbarte sich ihr ein Anblick, den sie nie vergessen würde:

Zu aller erst fiel natürlich der riesige, silberne Wolf ins Auge, der unter den Baumkronen hockte. Die ganzen Girlanden und Lampen, die von Ast zu Ast gehangen worden waren, störten ihn leicht. Dann gab es noch einen riesigen Grill, auf dem bereits dampfendes Gemüse und brutzelndes Fleisch lag und dessen Geruch einem das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Kinder rannten in Masken umher – Die Wölfe mit Affenmasken, die Affen mit Wolfsmasken. Die Erwachsenen hatten kleine Kreise gebildet um Lagerfeuer, die überall im Garten verteilt waren. Tatsächlich war der Garten wahrscheinlich fast so groß, wie Mirais ganzes Anwesen. Neben dem Grill stand ein riesiger, langer Tisch, der sich hier und da bog und sich wie eine Schlange durch das Gras bahnte. Auf ihm standen zahlreiche Getränke, Speisen und Süßigkeiten. Völlig von dem Anblick verdattert ließ Hikari sich auf Annas Schulter fallen.

„Hey.“, grinste ein sehr fröhlicher Wukong und ging auf Anna zu, ehe er sie umarmte und hoch hob. Er roch eindeutig nach Alkohol. „Da bist du ja endlich.“. Sein Grinsen war noch strahlender als das Festmahl.

„Ja, hat etwas gedauert.“, gab Anna leicht eingeschüchtert zu und freute sich, wieder Boden unter ihren Füßen zu spüren, als Mirai sie absetzte. „Wo sind die anderen?“, wollte sie aufgeregt wissen, als sie Mirais prunkvollen Kimono genauer betrachtete. Das war das edelste, was er bisher angezogen hatte.

„Oh, Liam und Ren sind bei Silver. Tatsächlich unterhalten die drei sich sehr angeregt. Der alte Wolf war noch nie so gesprächig, aber vielleicht ist das auch nur der Alkohol. Deswegen sitzt Shiro bei ihnen und passt auf, dass der alte Herr nicht zu viel trinkt. Toki ist mit einigen der Affen verschwunden und sucht etwas im Wald. Ich weiß nicht, worauf er sich da eingelassen hat, aber es könnte sein, dass wir ihn für ein paar Stunden nicht mehr sehen. Sho und Iori sind gerade am Buffet. Aber komm erst mal mit, wir wollen etwas essen. Die Kinder warten auch schon sehnsüchtig auf dich, anscheinend haben sie etwas, was sie dir schenken wollen.“. Mirai griff nach Annas Hand und führte sie durch die Grüppchen von Leuten. Hier und da grüßte sie immer wieder mal einer, ehe zwei kleine Mädchen auf sie zurannten und sie umarmten. Es waren die Zwillinge.

„Oh, hey ihr zwei. Heute mal in Menschenform?“, grinste die Königin überrascht und die Äffchen nickten eifrig.

„Sie können sich zwar verwandeln, aber die Sprache ist ihnen immer noch ein bisschen zu hoch. Ich schwöre bei allem was mir heilig ist, die werden von Generation zu Generation dümmer.“, schnauzte Mirai leicht genervt und entfernte die zwei Kletten von Annas Beinen, ehe die mit ausgestreckter Zunge und merkwürdig, aber beleidigend klingenden Geräuschen wieder verschwanden. Mirai nahm sich wieder Annas Hand und führte sie weiter, bis sie endlich Silver und die anderen erreicht hatten. Mit einer kleinen Verbeugung begrüßte Anna den Alpha.

„Oh, sieh mal einer an. Eine kleine Königin.“, knurrte die tiefe Stimme und er senkte seinen Kopf auf seine Pfoten, damit Anna zu ihm hin gehen und ihm kurz über den Nasenrücken streicheln konnte. „Hübsch siehst du heute aus. Willst du meinen Sohn doch heiraten?“, lachte er trocken und sofort stimmte der Rest der Truppe mit ein – bis auf Shiro. Dieser schlug seinem Vater aus Reflex herzhaft in die Wange. Ein böses Knurren folgte.

„Na, na. Nicht streiten. Wir feiern gleich ein neues Jahr.“, grinste Mirai beschwichtigend und zog die zwei Streithähne auseinander. „Außerdem haben deine Kinder doch was für sie, oder?“. Silver wandte den Blick von seinem undankbaren Sohn ab und schaute wieder zu Anna, ehe er in einem gekünstelt naiven Ton brummte:

„Oh ja, fast vergessen.“. Eine Schar von kleinen Wölfen tauchte hinter seinem Fell auf. Langsam, vorsichtig, schon fast nervös, gingen sie auf Anna zu. Alle hatten ein gesenktes Haupt und blieben einen Meter vor ihr stehen. Es waren bestimmt um die 12 Wölfe, die sich vor ihr verbeugten, ehe einer nach dem anderen etwas aus dem Maul fallen ließ, zum Großteil Blumen und Stöcker.

„Was...“, begann Anna überrascht, doch Silver zeigte mit bedrohlich scharfen Zähnen ein kleines Grinsen.

„Nachwuchs. Dein Blut hat eine neue Generation hervor gebracht.“, knurrte er hämisch und ließ seinen Kopf wieder auf die Pfoten fallen.

„Bin ich jetzt Oma?“, fragte Anna verwirrt und gleichzeitig leicht abgeschreckt nach und forderte damit wohl Silvers Humor heraus, denn dieser begann herzhaft zu lachen.

„Natürlich nicht. Aber ohne die Kraft von deinem Blut wäre es wahrscheinlich nicht dazu gekommen. Frag mich nicht, was in diesen dummen, kleinen Köpfen vor sich geht, aber sie sehen dich fast als eine Göttin an. Sie denken, sie verdanken dir ihr Leben.“, brummte der Wolf und schmatzte kurz. Dann begann er zu trinken.

„Oh.“, entgegnete Anna nur überrascht und betrachtete einen Wolf mit rostbraunen Fell. Er erinnerte sie an irgendwen.

„Der ist von Rose.“, erklärte ihr Shiro wortkarg und Anna lief rot an.

„Was? Sie ist aber noch so jung?“, keuchte sie erschrocken und legte eine Hand auf den kleinen Wolf.

„Bei uns ticken die Uhren halt anders.“, seufzte Shiro nur und kniete sich neben Anna, um den Wolf ebenfalls zu streicheln. Argwöhnisch spähte die Blondine zu dem Wolfsjungen.

„Hast du schon…?“, fragte sie zögerlich und erhielt genau die Reaktion, von der sie gehofft hatte: Blitzschnell wurde Shiro puterrot und schaute verärgert zur Seite.

„Natürlich nicht.“, hustete er beschämt und legte sein Kinn auf seine Knie. Anna grinste.

„Dass du noch nicht hast, wundert mich aber.“, fügte Shiro hinzu und seine Stimme wurde noch leiser, als zuvor, doch seine Worte waren so klar, dass sie Anna eiskalt erwischten. Erschrocken über seine Offenheit haute sie ihm eine runter.

„Das geht dich nichts an.“, fauchte sie sofort und lauter, als gewollt, ehe beide mit knallroten Gesichtern aufstanden und sich anschweigten.

„Was denn, was denn? Streiten die zwei Liebenden sich etwa?“, grinste Mirai sofort. Er hatte alles beobachtet. „Ihr seid echt so süß miteinander.“, lachte er laut und einige der Umstehenden stimmten mit ein – sogar Ren. Liam schmunzelte nur ein bisschen.

„Was ist los?“, fragte eine kleine, hohe Stimme und Anna drehte sich um. Sho klammerte sich an ihr Bein, hinter ihm stand Iori. Beide trugen weiße, lange Roben, wie Anna sie von dem letzten Besuch bei den Tengus kannte.

„Sorry, hat etwas länger gedauert. Sho weiß noch nicht, wie man so etwas anzieht.“, entschuldigte sich Iori leise bei ihr und Anna musste grinsen. Auch Hikari zeigte ein hämisches, überhebliches Grinsen, als sie die Worte des großen Bruders hörte. Mit einem arroganten Gesichtsausdruck ließ sie sich auf Shos Kopf fallen und begann, an seinen Haaren zu ziehen. Dieser schrie kurz verärgert auf und versuchte, sie aus seinem Schopf zu befreien.

„Wie viel Uhr ist es eigentlich?“, fragte Anna nun und wandte sich von den beiden Kindern ab. Ren zog den Ärmel zurück und blickte auf seine Armbanduhr.

„Kurz nach Neun. Noch drei Stunden.“, fügte er hinzu. Plötzlich fiel Anna ein, dass das vielleicht das erste Mal war, dass Ren Feuerwerk sehen würde. Sie blickte zu Liam, welcher kurz unaufällig nickte. Erneut musste Anna lächeln.

„Satoshi wollte wirklich nicht mitkommen?“, fragte Mirai nun nach und Anna nickte.

„Er sagt, ich sei hier sicher. Er mag Feuerwerk nicht.“, antwortete sie knapp. Seit seinem Geschenk hatten die beiden kaum miteinander gesprochen. Nachts hatte er immer noch die Angewohnheit, einfach zu verschwinden.

„Naja, kann man nichts machen. Dann fehlen wohl nur noch Akira und Toki.“, murmelte der Affenkönig gedankenversunken vor sich hin. Anna spürte einen kurzen Seitenblick auf sich. „Ich glaube, ich geh' mal Toki suchen. Holst du Akira?“, fragte er sie nun nonchalant.

„Ich kann ihn holen gehen.“, warf Sho sofort ein, doch Iori hielt ihn fest.

„Ich glaube kaum, dass er mit dir mitkommt. Außerdem löst sich dein Kostüm wieder.“, schnauzte der große Bruder und blickte kurz zu Anna. „Das Feuerwerk fängt eh erst in drei Stunden an. Du hast noch genug Zeit mit ihr.“. Naserümpfend und beleidigt gab Sho nach. Anna begann zu grinsen. In letzter Zeit, wenn sie Akira sah, musste sie jedes Mal an sein Geständnis denken und jedes Mal, wenn sie ihn anschaute, dachte er an das selbe. Sie konnte es einfach spüren und es erfüllte sie mit einer gewissen Genugtuung, dass er sich schämte. Das waren die einzigen Momente, in denen sie sich ihm gegenüber tatsächlich überlegen fühlte. Wieso das Gefühl also nicht ein bisschen ausreizen?

„Ja okay, wenn es sein muss.“, gab sie genervt von sich und drehte sich um, um zurück zum Haus zu laufen. Mirai sah ihr für eine Sekunde lang grinsend hinterher, ehe er ihr noch nach rief:

„Braucht nicht zu lange.“.

Die Musik entfernte sich wieder, je weiter Anna vom Garten weg ging. Im Inneren des Hauses war es tatsächlich wieder still. Nur die stumpfen Schläge der Trommeln schafften es noch durch die Mauern. Kleine Kerzen beleuchteten hier und da den Weg durch den Flur. Akiras Zimmer war weiter von Annas entfernt, als bei Ren im Haus. Tatsächlich hatte sich das Mädchen das erste Mal verlaufen, als sie ihn gesucht hatte. Doch schließlich, nach einer Weile, fand sie seine Tür und klopfte an.

„Ja?“, sagte die bekannte, ruhige Stimme und Anna trat ein. Akira saß auf seinem Bett. Er trug einen braunen Yukata mit Fächer-Muster in Schwarz und Weiß, darunter eine dunkelgrüne Robe. Er drehte etwas nachdenklich in seinen Händen.

„Das Fest hat angefangen, die anderen warten auf dich.“, erklärte Anna sich kurz und ging durch das Zimmer auf Akira zu. Sie waren noch nicht lange hier und doch war der Raum gefüllt mit seinem Duft. Dieser verstaute das kleine Etwas in seiner Tasche.

„Ja, okay.“, murmelte er nach einigen Sekunden und erhob sich. Es war das erste Mal seit einigen Tagen, dass er sich nicht von Annas Lächeln einschüchtern ließ – er sah ihr direkt in die Augen. Irgendetwas war anders. Das Lächeln auf Annas Lippen verblasste und sie sah ihn leicht verdutzt an.

„Alles okay?“, fragte sie und konnte die Sorge in ihrer Stimme nicht verbergen.

„Ja, alles gut.“, antwortete er kurz und ging auf Anna zu. Seine Hand war warm, leicht verschwitzt, als er nach Annas griff. „Lass uns noch ein bisschen rum laufen. Ich fühle mich grad nicht so nach Feiern.“, murmelte er und führte sie aus seinem Zimmer. Der Flur schien noch stiller zu sein, als vorher, obwohl die beiden den selben Weg zurück liefen, den Anna gekommen war. Vor dem Zugang zum Innenhof blieb Akira kurz stehen und sah sich um.

„Moment.“. Seine Stimme war leiser als sonst, nachdenklicher. Das Mädchen starrte ihm hinterher, während er in der anliegenden Küche verschwand und wenig später mit einer großen Flasche Schnaps und zwei kleinen Sake-Schälchen zurück kam.

„So..“, seufzte er erschöpft und ließ sich auf der Holzterrasse vor dem Pfirsichbaum und dem Teich nieder. Seine Hand klopfte kurz einige Male neben sich. „Setz' dich.“. Anna tat wie ihr geheißen. Mit einem „Plopp“ öffnete sich die Flasche und der junge Mann goss beide Schälchen voll. Eines reichte er Anna.

„Du weißt, dass Alkohol nichts bei mir bewirkt?“, fragte sie vorsichtshalber nach und schaffte es dadurch, dass Akira ein schiefes Lächeln auf sein Gesicht brachte.

„Ja.“, gab er leicht enttäuscht zu, „Aber ich will heute nicht alleine trinken.“. Er hob sein Glas, um mit Anna anzustoßen, welche letztendlich darauf einging. Mit einem Ruck trank er das Tonschälchen leer. Überrascht sah ihm die Blondine dabei zu.

„Du willst es wirklich wissen, oder?“, fragte er nach einigen Sekunden der Stille. Sie nickte. Ein Seufzen folgte. Anna blickte auf den Schnaps in ihrer Hand und plötzlich überkam sie das Verlangen, einen Schluck zu nehmen.

„Du kennst doch bestimmt Luzifer, oder?“, begann Akira und Anna nickte erneut.

„Der Teufel.“, bestätigte sie, doch Akira schüttelte nur kurz den Kopf. Sein Blick war auf die fallenden, rosa Blütenblätter gerichtet, die im Licht das Mondes zu Boden tanzten.

„Luzifer war ein Engel. Er war der von Gott am meist geliebte Engel, um genau zu sein. Doch als Gott die Menschen schuf, wurde er vom Neid erfüllt. So sagen sich einige das zumindest.“, er goss die Schale wieder voll, führte sie an seinen Mund, verharrte doch für einige Sekunden in dieser Position und fuhr fort: „Ich denke, es war das Miasma. Wie du vielleicht weißt, sind Menschen simple Kreaturen. Wenn sie etwas wollen, nehmen sie es sich. Dadurch und durch andere Dinge natürlich entstehen die bösen Gefühle, die sie in sich tragen. Gier, Neid, Hass, Angst. Die Gier, von etwas noch mehr zu haben, als man schon hat. Der Neid, etwas zu haben, was ein anderer hat. Den Hass, wenn einem etwas gestohlen wird, was man mal hatte und die Angst, es wieder und wieder zu verlieren.“. Er trank einen Schluck und schien nach Worten zu finden. „Diese Gefühle schüren Miasma. Irgendwann wurde der Neid in Luzifer, der sonst die Aufmerksamkeit seines Vaters für sich alleine hatte, so groß, dass er begann, die Menschen zu hassen. Er hasste sie dafür, dass sie die Liebe von Gott bekamen. Durch seine Verunreinigung war er es nicht mehr wert, „Engel des Herrn“ genannt zu werden und wurde von Gott verstoßen.“. Anna nickte. Auch diese Geschichte war ihm bekannt. Doch Akira fuhr nach einem kurzen Blick auf sie fort: „Von da an beginnt meine Geschichte. Der Fall eines Engels ist lang. Er wird enormen Kräften freigesetzt. Es ist nicht überraschend, dass Luzifers Flügel bei seinem Fall Feuer fingen. Sie brannten und brannten, den ganzen Weg hinunter. Selbst, als er die Erdoberschicht durchschlug, brannten seine Federn weiter. Der Schmerz, die Qual und die Angst, nie wieder fliegen zu können, bohrten sich in seinen Kopf. Damals, in der Unterwelt, hatte er keinen einzigen zum Reden. Er war allein. Die Hölle gab es damals noch nicht. Die ganzen negativen Gefühle mischten sich langsam in seine Gedanken. Das Miasma dort war stark, es versickerte in seinen brennenden Flügeln. Und irgendwann, nach ein paar hundert Jahren, meinte Luzifer, Stimmen zu hören. Stimmen, die ihm zuflüsterten. Manchmal waren es Worte des Ansporns: Töte die Menschen. Töte deinen Gott. Manchmal waren es Worte der Feindseligkeit: Du bist kein Engel mehr. Du bist nicht mehr rein. Du bist eine Schande. Luzifer, der an den reinen Kern seiner Existenz festhielt, ließ sich Jahrzehnte lang nicht von diesem Geflüster beeinflussen. Doch seine Flügel brannten. Sie brannten und brannten, obwohl er längst nicht mehr fiel. Jeder Tag für ihn war eine neue Qual und jeden Tag musste er einsehen, dass er nie wieder zum Himmel empor steigen konnte. Und irgendwann gab er nach.“. Akira trank sein Glas erneut aus und füllte nach. Er lehnte sich nach hinten. Seine Hand lag auf dem Stoff von ihrem Kimono, eine Fingerspitze streichelte nachdenklich darüber. Anna musterte sein Gesicht ganz genau: Er schien so in seine Geschichte versunken zu sein, dass er es nicht schaffte, es zu verbergen: Seine Angst. Sein Zögern. Alles war klar und deutlich auf seinem Gesicht geschrieben.

„Je mehr Luzifer nach gab, desto mehr fraßen die Flammen ihn auf.“, fuhr er plötzlich fort. „Sie begannen, von seinem Fleisch zu zehren. Der Körper eines Engels ist hart und robust, es war nicht einfach für die Flammen, ihn zu verschlingen. Doch das wurde Luzifer zum Verhängnis: Der Schmerz machte ihn allmählich verrückt. Schließlich erschuf er die ersten Dämonen. Da er nicht mehr fähig war, zu fliegen, und durch die Flammen an seinem Platz gebunden war, sollten sie die Menschen quälen. Sie sollten sie töten, fressen und ihre Seelen in die Hölle reißen, damit sie auf ewig brennen würden, genau so wie sie.“. Erneut trat Pause ein. Anna hatte ihren Blick ebenfalls auf den Pfirsichbaum geheftet. Eine zaghafte, kleine Berührung an ihrer Hand sagte ihr, dass er ihre Nähe brauchte. Vorsichtig streichelte sein Zeigefinger über ihren. Er starrte ihre Hand für einige Sekunden lang an, ehe er fortfuhr: „Miasma kommt in allen Formen und Farben. Shikis, Dämonen, Dunkelfeen. Doch das erste Mal, dass es sich wirklich manifestiert hat, war damals. Der Schmerz löste so viel Schlechtes in dem Engel aus, dass er mit seinem Miasma die Umgebung verpestete. Niemand konnte ihm mehr nahe kommen. Das einzige, was stets bei ihm war, war das Feuer. Und das Feuer war hungrig. Es fraß und fraß; Federn, Fleisch, Miasma. Die Stimmen, die Luzifer hörte, wurden lauter und lauter, je stärker das Feuer wurde. Und Luzifer begann, sein Bewusstsein zu verlieren. Zuerst war es nur sporadisch, kurze Momente von Minuten. Irgendwann wurden es Tage. Dann Jahre. Schließlich wachte er gar nicht mehr auf. Und als das Feuer genug Macht von ihm absorbiert hatte, wurde der erste Feuerteufel geboren. Mein Vater.“, schloss er schließlich ab. Seine Hand entfernte sich von ihrer, um seine Schnappsschale anzuheben und etwas zu trinken. „Doch mein Vater war genau so verrückt, wie Luzifer. Er war immer noch hungrig. Er begann, Dämonen zu fressen, die in Ungnade gefallen waren. Menschen. Seelen. Seine Macht stieg exponentiell. Je mehr Miasma er in sich aufnahm, desto mehr neue Feuerteufel entstanden. Es dauerte nicht mehr lange, da gab es mehr von uns als von den Dämonen. Und man, gibt es davon viele.“. Erneut trank er. „Ich glaube, das war zu der Zeit des Mittelalters. Es gab viele Hexenverbrennungen, das hat wahrscheinlich dazu beigetragen. Aber mittlerweile… Jetzt, in der Neuzeit, wird es schwieriger für die Höllenbewohner. Menschen haben zwar nicht verlernt, wie man hasst und neidet, aber sie werden vorsichtiger im Umgang miteinander. Es ist nicht mehr leicht, Zwietracht zu sehen. Die Seelen, die in die Hölle kamen, wurden weniger. Vor allem gegen die 80ger hin. Menschen wollten Frieden. Die Kriege störten sie. Es war in diesen zehn bis zwanzig Jahren, dass mein Vater besonders hungrig wurde. Die Dämonen mieden die Nähe zu ihm, es gab keine neuen Seelen mehr. Es ist kaum noch Fleisch an Luzifers Körper. Was meinst du, hat er getan?“, fragte er sie schließlich. Seine Augen schimmerten in einem tiefen Gold, eine Farbe, die Anna nie so gesehen hatte. Wortlos starrte sie ihn an. „Er begann, seine eigenen zu fressen.“, antwortete er ihr schließlich und führte den Schnaps erneut an seinen Mund. Anna tat es ihm gleich. „Er hat hunderte verschlungen. Ich, einer seiner ersten, konnte ihn davon abhalten. Ich war nicht so schwach und wehrlos, wie die anderen. Sobald wir einen Körper haben, fliehen wir. Ich bin nicht der erste, der weg ist, und bestimmt auch nicht der letzte.“.

Erschlagende, dröhnende Stille trat ein. Akira sah einem Blütenblatt dabei zu, wie es gegen die klebrigen Fäden eines Spinnennetzes kämpfte. Annas Blick war auf ihn geheftet. Er war also ein Feuerteufel. Seine Erklärung war ganz anders als die, die sie im Buch gelesen hatte. Einleuchtender, dennoch unwirklich. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Satoshi hat mir gesagt...“, begann er auf einmal wieder und setzte das Getränk ab, „Dass er es hassen würde, wenn du dich für mich entscheiden würdest. Dass du mein erstes Opfer wärst, sobald ich deine Macht erlange. Und um ehrlich zu sein, kann ich ihm da nicht widersprechen. Wir Feuerteufel sind von sadistischer Natur. Wir ernähren uns von den Schmerzen anderer. An deinem 16. Geburtstag, als du Fieber und Schmerzen hattest, hab' ich dich geküsst, nur um dein Miasma aufzunehmen. Nicht deine Kraft, sondern deine Schmerzen, verstehst du? Seit ich hier oben bin, hab ich so viel gesehen, so viel erlebt. Ich wusste nicht, dass Menschen so ein fröhliches und erfülltes Leben führen können. Sport, Freunde, zur Schule gehen – jeder Tag war wie ein neues Abenteuer. Als mir dein Vater das erste Mal ein Foto von dir gezeigt hatte, dachte ich, dass ich dich niemals lieben könnte. Aber als ich gesehen habe, wie du da standst, inmitten der ganzen Weiber, die du verprügelt hattest...“, Akira schmunzelte kurz bei dem Gedanken. „Man, da war es einfach klar für mich. Ich konnte mich nicht einmal wehren. Ich wusste, dass du dich nie von mir unterkriegen lassen würdest. Du warst so stark und dein Blick war voller Arroganz, es war so lustig, dich so zu sehen. Du sahst aus, als würdest du für immer leben und dass Angst dir ein Fremdwort war.“. Erneut griff er zur Flasche und goss sich ein. „Ich glaube, das war das erste Mal, wo ich dich nicht nur für einen dummen, naiven Menschen gehalten habe. Als du mir dann von deinem Date mit Mirai erzählt hast, sahst du für einen Moment so aus, als würdest du nicht wissen, was du tun solltest. Das war das erste Mal, dass du besorgt aussahst. Irgendwie hat das mein Bild von dir beeinflusst. Ich weiß nicht, wie, aber in diesem Moment sahst du wieder so verführerisch zerbrechlich aus, dass das Feuer in mir dich fressen wollte. Und, ob du es glaubst oder nicht, über die Monate hinweg hab' ich all deine Seiten gesehen. Jedes Mal konnte ich erraten, was du denkst oder vor hattest, und jedes Mal hat es dich erschrocken. Es war so süß. Ich weiß nicht einmal mehr wann, aber irgendwann konnte ich nicht mehr aufhören, dich anzusehen. Als du mich dann angerufen hast in den Sommerferien, war das das erste Mal, dass du vor mir geweint hast. Und anstatt daran zu denken, dass du ein dummer, zerbrechlicher, naiver Mensch bist, dachte ich mir einfach nur, wie schön es wäre, dich wieder zu ärgern und lachen zu sehen. Es war das erste Mal, dass ich einen Menschen nicht habe leiden sehen wollen.“. Seit einigen Sekunden schon schlug Annas Herz wie wild gegen ihre Brust. Bei den letzten Worten und der darauf folgenden Stille war es schwierig, es noch bei sich zu behalten. Leicht beeindruckt von dem Schwall an Informationen starrte sie auf ihre Knie. Ihre Wangen glühten. Die Trommeln der Musik schlugen zu ihrem Herzschlag. Es war ein wilder, aufregender Takt. „Als dann deine Mutter starb“, fuhr er leise fort und versetzte einen kleinen Stich in ihrem Herzen, „Hab' ich mir gesagt, dass ich dich nie wieder so sehen will. Ich will dich nie wieder leiden sehen, Anna. Und das ist das Schlimmste, was ich tun könnte. Denn auch, wenn ich dich so sehr für mich haben will, wenn ich alles von dir besitzen will; in mir schlummert immer noch der Wille meines Vaters, alles zu fressen, was mir zu nahe kommt. Ich weiß nicht, ob ich gut genug bin. Ich hab' Angst davor, wenn du mir deine Macht gibst, so zu enden wie er und dich mit mir zu reißen.“, schloss er ab. War das der Grund dafür gewesen, dass er sie ignoriert hatte? Anna musste zugeben – sie konnte ihn verstehen. Er traute es sich selbst nicht zu.

„Was denkst du?“, fragte er plötzlich. Erneut schlug ihr Herz schmerzhaft gegen ihre Brust. Er hatte seinen Blick vom Teich abgewandt und schaute sie an, musterte ihr Profil. Anna erwiderte den Blick kurz, ließ ihn dann jedoch sinken.

„Du denkst also, dir würde meine Macht nicht bekommen?“, ihre Stimme war wieder so leise und zerbrechlich, wie Akira es gewohnt war, wenn sie sich sorgte. Er musste lächeln.

„Ja.“, gab er zu und schaute resigniert zum Teich zurück.

„Denkst du wirklich, ich wäre schwach genug, mich von dir fressen zu lassen?“. Die Worte hallten in seinem Ohr wieder, als seien sie ein Lied, dass er nicht kannte. Er traute sich nicht, sie anzusehen. Er traute sich nicht, sie zu fragen, was sie meinte. Machte sie ihm Vorwürfe? Oder Hoffnungen?

„Ich habe dir gesagt, dass ich das entscheide.“, fügte sie nun hinzu und man hörte die Aufregung und Nervosität in ihrer Stimme. Akira konnte nicht anders: Er schaute zu ihr hin. Sie starrte immer noch auf ihre Knie, doch nun waren ihre Wangen leuchtend rosa und sie fummelte nervös an ihren Fingern. Er richtete sich auf.

„Sag' es nochmal.“, flüsterte sie leise. Langsam sackte ihre Haltung ein. Ihr Rücken krümmte sich ein bisschen unter ihrer Scham. Was wollte sie hören? Akiras Herz schlug einen dumpfen, bedrückenden Rhythmus an. Er beugte sich vor. Seine Hand suchte ihre Schulter, doch traute er sich nicht.

„Sag' es.“, wiederholte sich das junge Mädchen und schloss ihre Augen.

„Ich liebe dich.“. Die Worte flogen einfach aus seinem Mund. Sie waren unsicher, nervös. Anna versenkte ihr Gesicht in ihren Händen, holte tief Luft und seufzte sie laut aus. Fast erschreckend laut.

„Ich dich auch.“, flüsterte sie in einer hohen Stimme, die fast kaum wieder zu erkennen war. Langsam stand Akira auf und ließ sich von den erhöhten Holzplatten ins Gras sinken. Langsam ging er auf Anna zu, die ihre Beine noch über die Terrasse baumeln ließ. Sie versteckte sich vor ihm. Seine Hände suchten ihre, zerrten sie mit leichter Gewalt von ihrem Gesicht hinunter.

„Was hast du gesagt?“, fragte er fassungslos und starrte in die kristallblauen Augen. Sie sollte es noch einmal sagen. Er konnte diesen Tränen nicht glauben, die sich in ihren Wimpern verfingen.

„Ich liebe dich auch.“, murmelte sie erneut, fast schon schmollend. Der Rücken seines Zeigefingers fuhr über die glühende Wange und machte an ihren Wimpern Halt, ehe sie eine der kleinen Tränen abfing.

„Obwohl du weißt, was ich bin?“, fragte er nach. Sie nickte einfach. Es schien so einfach für sie zu sein, dass er sich fast lächerlich vor kam, sich überhaupt Sorgen gemacht zu haben. Er beugte sich vor, küsste die heiße Wange. Seine Hände ruhten auf ihren zitternden Knien. Es war nicht zu glauben. Er küsste sie erneut, um sicher zu gehen, dass sie wirklich da war. Ihre Lippen bebten. Ihre Hände suchten Halt an seinen Schultern, als sie sich vorbeugte und einen neuen Kuss wagte. Sofort fuhren seine Arme um sie herum und zogen den schmalen Körper an sich. Er küsste ihre Haare, ihre Wange, ihre Schulter, ihren Hals, alles, was in unmittelbarer Nähe war.

„Akira, ich leide gerade nicht.“, lachte sie kurz zu seiner Überraschung und er ließ sie los.

„Das ist mir egal.“, schnauzte er und konnte nicht umhin, sich für seinen plötzlichen Kuss-Ausbruch zu schämen. „Ich tue das nicht, weil du leidest. Ich tue es, weil ich dich liebe.“. Erneut lief Anna rot an, grinste aber verwegen.

„Du sagst das so oft. Ist dir das nicht peinlich?“, murmelte sie beschämt und löste ihren Blick von ihm.

„Ich sag' es noch so oft es geht. Den ganzen Tag. Das ganze nächste Jahr.“, grinste der Feuerteufel nun und kniff in die weiche, rosa Wange. Anna schmunzelte. Als er etwas aus seiner Tasche heraus zog, sah sie ihn wieder an.

„Was ist das?“, fragte sie überrascht, als er es ihr reichte.

„Dein Weihnachtsgeschenk. Ein weiteres Versprechen. Es hätte nicht viel gebracht, wenn du dich nicht für mich entschieden hättest, also konnte ich es dir nicht vorher geben.“, erklärte der Rotschopf und ließ sich erschöpft ins Gras fallen. Mit einem tiefen Seufzer holte er Luft und starrte in den sternenklaren Himmel. Erleichterung erfasste ihn wie die Flut. Er hörte, wie sie das Geschenkpapier löste.

„Du hast mich doch gewählt, oder?“, fragte er vorsichtshalber nach und erneut grinste Anna.

„Natürlich.“, erwiderte sie und öffnete das kleine Kästchen. Er beugte sich wieder vor, legte seinen Kopf auf ihre Beine und musterte ihre Augen. So schnell würde Anna wahrscheinlich nicht mehr ihre normale Farbe zurück erhalten.

„Du bist so kitschig...“, murmelte sie beschämt, nachdem sie den ersten Schock verarbeitet hatte. Akira konnte nicht anders, als zu grinsen. Kurz huschte ihr Blick über den roten Haarschopf, ehe sie das feine Metall aus der Schatulle zog und sich über ihren Ringfinger streifte.

„Es ist ein Versprechen.“, wiederholte sich Akira und Anna betrachtete den Ring an ihrem Finger. Er schimmerte in dem Gold seiner Augen und trug einen kleinen, weißen Stein in sich. Dann platzierte sie sie die Hand auf seinem Kopf und streichelte über die weichen, roten Haare.

„Ja.“.



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