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Meine schlafende Schönheit

von

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One-shot


 

Meine schlafende Schönheit

Für Ninchen
 

In dem Moment kurz vor dem ‚guten Morgen‘-Gruß zögerte die junge Frau etwas. Sie ließ sich noch etwas Zeit um das schlafende Gesicht noch etwas zu btrachten. Alles bekam so eine gewisse rosige Farbe, ähnlich der eines reifen Pfirsichs, sobald die helle Sonne durch die tanzenden Gardinen drang.

Michirus Position hatte sich im Laufe der Nacht kaum geändert. Sie hatte sich nur von Haruka abgewandt. Ein leichtes Lächeln trat auf die Lippen der leicht braunhaarigen Frau, denn sie hörte immer noch das leise ‚gute Nacht, Haruka‘, welches sie ihr leise zugeflüstert hatte.

Morgens erwachte Haruka immer, während Michiru sich noch inmitten eines Traumes befand. Inzwischen glich diese Situation einer Tradition. Haruka lauschte den gleichmäßigen Atemzügen ihrer Freundin und gleichzeitig wog Haruka noch immer ab, welcher Moment sich am besten eignete um Michiru aus ihrem Traumland nach Hause in die Realität zu geleiten.
 

Denn sobald Michiru ihre Augen öffnete, war sie kein Dornröschen mehr.
 

Der Gedanke trieb ein verschmitztes Schmunzeln auf Harukas Lippen. Die schlafende Schöne im Märchen war keine andere als Dornröschen. Eine schlummernde Prinzessin, welche umringt von frischduftenden Rosen in einem großen Schloss auf ihren Prinz wartete.
 

Wie kräftig wirkten wohl tiefrote Blütenblätter neben Michirus meerblaues Haar?

Im Märchen erwacht Dornröschen durch den Kuss der wahren Liebe von den Lippen eines Prinzen. Aber Haruka war kein Prinz. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie eine Frau war. Haruka war einfach nicht ihr Prinz.

Aber ein Ritter wollte Haruka für die schlafende Schönheit neben sich sein.

„Hmm…“ Ein leises Murren verließ Michirus Mund.

„Nanu, bist du etwa aufgewacht?“ Haruka warf der anderen Frau einen überraschten Blick zu, als die Prinzessin ihre Augen öffnete.

„Was machst du denn für ein unzufriedenes Gesicht, Haruka?“ Ein Lachen entkam ihr.

„Ich? Das bildest du dir nur ein.“ Michiru setzte sich ruckartig auf, das Gesicht zu einer gespielt beleidigten Schnute gezogen, da ihre Partnerin ihr nur unverschämt auswich. Haruka machte Anstalten sich zu bewegen, stattdessen begann sie vorsichtig mit den Fingern durch das seidige Haar Michirus zu kämmen. Michiru ließ sich schnell überreden und während sie in Harukas Armen lag, streichelten ihre schmalen Finger über ihren Arm. Michirus Finger waren elegant anzusehen, so schmal wie sie waren.

Bei so einem Erwachen konnte man sich nur wohlfühlen.

„Versuchst du dich jetzt damit aus der Affäre zu ziehen?“ Immer noch spielte sie eingeschnappt, aber Haruka durchschaute die Fassade und ließ die langen Haarsträhnen durch ihre Finger gleiten.

„Nein, nein. Ich dachte nur… dass sie so schön sind“, antwortete die athletische Frau nun, „Man kann ihnen kaum widerstehen, weißt du?“

„Wie geschickt du dich immer herausredest. Dabei tust du das doch nur um dich rauszureden!“ Verspielt rührte Michiru sich nun. Die Schönheit, die sich soeben noch neben Haruka befunden hatte, setzte sich auf und warf ihre Partnerin in die Kissen hinein, nur um sich auf sie zu setzen. Ein freches, breites Lächeln zeichnete sich auf Michirus Gesicht ab. Sie wog überhaupt nicht schwer auf Haruka, trotzdem kam ihr plötzlicher Angriff überraschend. Michiru löste ihre Finger, die sie immer noch mit Harukas verschlungen hatte. Sie streichelte kurz über Harukas Wangen.

„Und nun? Willst du mir nicht verraten warum du mich davon abhalten möchtest aufzuwachen?“

„Ach was, ich habe keinen bestimmten Grund“ entgegnete sie ruhig und zog Michiru zu einem kurzen Kuss zu sich heran. Sie lehnte sich in den Kuss um ihn ein wenig länger anhalten zu lassen. Dabei hielt Haruka sie sanft an den Armen fest. Ein blasser Blumenduft ging von ihrer weichen Haut aus. Widerwillig lösten sich die beiden Frauen voneinander, doch eine von ihnen war gesprächiger geworden.

„Ich glaube, ich genieße es einfach dein schlafendes Gesicht zu sehen“, meinte Haruka nun.

„Mein… Gesicht beim Schlafen!?“ In Michirus Zügen breitete sich nun Perplexität aus. Eigentlich hatte Haruka es ernst gemeint und auch im Begriff es ihr in aller Ernsthaftigkeit zu gestehen, allerdings brachte Michirus Miene Haruka dazu vor Scham ein wenig zu erröten.

„Und…was machst du während du mich beim Schlafen beobachtest?“, wollte sie wissen. Haruka zuckte darauf die Achseln: „Ich sehe dich einfach nur an, das ist alles.“

Sie versuchte den ernsten Blick ihrer Freundin auszuweichen. Dieser Nachdruck in ihren Augen brachte sie weiterhin aus dem Konzept, allerdings nahm Haruka sich zusammen und antwortete: „Ich musste daran denken, dass Dornröschen bei mir liegt.

„Dornröschen?“ Nun war wieder Überraschung präsent in ihren blauen Augen. Haruka war sich sicher, dass sie das nicht hätte sagen sollen.

Nun sprach sie von Märchen.

Vor allem sprach sie hier von Märchen in denen Prinzessinnen vorkamen. So ein mädchenhaftes Thema hätte Haruka selbst von sich nicht erwartet. Normalerweise interessierte sie sich nicht für so etwas.

Oder besser ausgedrückt, sie interessierte sich insgeheim vielleicht doch für Märchen, doch stand ihr diese Vorliebe einfach nicht.
 

Aber Haruka fand, dass Märchen zu Michiru passte.

Michiru war für Haruka wie eine Prinzessin und gekleidet in ein weißes Kleid gehüllt. Eine elegante Lady, die in einem großen Schloss lebte, das würde dieser Frau stehen. Zu Weilen hatte sie kleine Gemeinheiten im Sinn, oft aber lächelte sie sanft. All dies entsprach einer Prinzessin.
 

Diese Prinzessin wollte Haruka für sich allein beanspruchen.

„Was ist denn los, Haruka?“, wollte Michiru kichernd wissen, „Schmollst du jetzt etwa? Du meine Güte, ist das süß!“

Michiru löste ihre Hände von ihrer Partnerin um sich ein paar Haarsträhnen hinters Ohr zu kämmen. „Du bist süßer als du selbst glaubst, Haruka, weißt du das? Auf jeden Fall bist du eine hoffnungslose Romantikerin und ich nicht.“

„…Wirklich? Ich dachte immer… uhm… Ich habe mich immer eher für einen Realist gehalten“, widersprach sie.

„Hm. Sind das nicht vielmehr die Einschätzungen deines Netzwerks? Die sind nämlich vollkommen anders als die Wahrheit“, meinte sie.

Haruka konnte nicht anders als mit einem Lächeln antworten. Sie spürte genau, dass Michiru damit Recht behielt. Sie fasste diese Kleinigkeiten in so treffende Worte, dass es Haruka fast Angst einjagte. Die Haruka im Umfeld von anderen Menschen und die Haruka, die nur Michiru kannte, unterschieden sich zum Teil sehr voneinander. Es gab nur eine Person, die Harukas wirklichen Charakter kannte.

„Ich für meinen Teil finde, dass eher du Dornröschen bist“, hielt Michiru fest. Die junge Frau ergriff Harukas Hand mit Leichtigkeit und hauchte einen flüchtigen Kuss in die Handfläche.

„Also, Dornröschen wenn Ihr bitte mit diesem Kuss erwachet? Ihr müsst das Frühstück machen.“

Haruka stöhnte entrüstet auf: „So einen Prinzen möchte ich aber nicht, Michiru.“

„Ach was, du brauchst wohl heute kein Frühstück?“

„Du bist manchmal wirklich fies.“

Den Grund weshalb Haruka ihre schlafende Schönheit nicht aufwecken wollte, war einfach.

Die Prinzessin, die durch den Kuss der wahren Liebe erwachte, musste das Rosenschloss verlassen.

Haruka wollte ihre Prinzessin daran hindern und stets beschützen. Nur sie wollte in der Lage sein Michiru ständig zu beobachten.
 

Sie wollte, dass Michiru ihr alleiniges Dornröschen blieb.

Denn die schlafende Schönheit neben ihr

zeigte das glücklichste Gesicht auf dem Erdenrund.
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jesss
2017-09-06T16:30:00+00:00 06.09.2017 18:30
Die Geschichte war wirklich schön! Hat mir meinen Tag erheitert!


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