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Briefe an Sora

(Eine Taiora-Geschichte)
von

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Zweifel

Es war ein Sturm voll gemischter Gefühle, die Tai auf dem Nachhauseweg übermannten. Auf der einen Seite war da dieses vollkommene Glück, diese Vollständigkeit, nach der er sich so lange gesehnt hatte; Endlich hatte er diese magische, gänsehauterregende Liebe erfahren, von der er geträumt hatte, seit er sich erinnern konnte. Der Traum war Wirklichkeit geworden, doch was nun? Nur wegen eines Kusses würde die Sonne mit Matt als Soras Freund nicht unter, und mit ihm selbst als ihr neuer Freund nicht wieder aufgehen. Was macht man mit einem Traum, wenn dieser zum Greifen nahe und doch unerreichbar scheint? Denn Sora war immer noch Sora, und Tai war immer noch Tai. Matt war immer noch Matt, und sie alle lebten in der selben Welt, die so voller Träume und Ängste war, dass man all jene gar nicht zählen konnte. Diese Welt war real, doch war Tais Traum dies auch? Kaum wagte er es, sich noch ein letztes mal umzublicken, um zu sehen, ob Sora noch immer an ihrem Fenster stünde um ihn zu beobachten. Hieße es, dass sie ihn liebe, wenn sie es täte? Und wenn sie es nicht täte, hieße das dann, sie liebe Matt? Tausende von Gedanken wanderten durch Tais Kopf, bis zu jenem Moment, in der sich sein ganzer Körper mit einer völligen Leere füllte.
 

Matt kam um die Ecke gebogen, beide Hände in seinen Hosentaschen. Und er hatte diesen kalten, ernsten Gesichtsausdruck, den Tai nur allzu gut von ihm kannte. Eine leichte Brise bließ ein paar seiner strohblonden Haare in sein Gesicht. Die beiden kamen aufeinander zu, und blieben ganz plötzlich gleichzeitig stehen. Sie waren sich gegenüber, sahen sich in die Augen, und plötzlich schien els, als stünde die Welt für einen winzigen Moment ganz still. Man konnte nichts hören, außer den Geräuschen, die die Dunkelheit von sich gab, und doch fühlte sich Tai dem Erstickungstod nahe. Eine Elektrizität zwischen den beiden Jungs dominierte über die Stille und ließ einer ruhigen Atmosphäre keinen Raum. "Wie geht es ihr?", fragte Matt völlig gefühlskalt, den Blick nicht von Tai abwendend. Beinah fühlte es sich so an, als durchbohrten die eisblauen Augen des Schönlings Tais ganzen Körper, doch wer konnte ihm all seinen Groll verübeln?
 

Matt musste nicht fragen, musste nicht weiter nachdenken, um zu wissen, dass Tai bei Sora gewesen war. Er wusste selbst kaum, ob es ihn überhaupt interessierte, was die beiden miteinander gesprochen, oder ob sie sich vertragen hatten. Solange es Sora gut ging, sollte ihm alles recht sein. Und irgendwie war es von solcher Ironie, wie die beiden stark und unannahbar sein wollten, und doch waren sie praktisch wie Wachs in Soras Händen. Nur ein falsches Wort, nur ein kalter Blick würde genügen, um die beiden zu brechen und ihnen das zu nehmen, was ihnen am allermeisten auf der ganzen Welt bedeutete. Sie wollten unverwundbar sein, und waren doch verwundbarer als sie es je zugeben oder sich selbst eingestehen würden.
 

"Gut. Denke ich..", antwortete Tai ziemlich wortkarg und ballte die Hände zu Fausten, was Matt jedoch nicht mitbekam, da seine Hände nach unten hingen und von seinen Ärmeln verdeckt wurden. Plötzlich ging Matt weiter, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Er ging mit schnellen Schritten an Tai vorbei, doch blieb wieder stehen, als Tais Stimme erneut die Stille brach. "Matt, es tut mir leid.", sagte er, und meinte es aufrichtig und ehrlich. Matt war wohl immer noch der Annahme, Tai meine den Hieb ins Gesicht, doch dies war in jenem Moment nicht so wichtig. Das einzige, was zählte, war, dass es Tai unheimlich leid tat. Er hatte Sora immer nah sein wollen, doch wenn er so darüber nachdachte, dann nicht so, wie er ihr soeben nahe gewesen war. Er wollte ihre Hand in der Öffentlichkeit halten und sich überall mit ihr zeigen, und sie nicht heimlich in der Dunkelheit hinter verschlossenen Türen küssen, um dann gleich darauf von ihr rausgeworfen zu werden.
 

War er nicht der Träger des Wappens des Mutes? War er nicht ein Anführer? Ein Kämpfer? Ein Sieger? Jemand, der immer versucht hatte, fair und furchtlos zu sein? Und war er nicht immer jemand gewesen, der sich selbst treu gewesen war? Tai war schließlich Tai. Manchmal ein bisschen verpeilt, impulsiv und leicht reizbar ab und zu. Er war ungeduldig und nahm manche Dinge viel zu sehr und manche viel zu wenig ernst. Er war ohne Frage ein furchtbarer Sänger, aber ein umso besserer Fußballspieler. Wenn Matt die Sonne war, so war er wohl der Mond, und in Tais Kopf breitete sich urplötzlich die Frage aus, wie Sora jemals den Mond lieben könnte, wenn sie doch solchen Gefallen an der Sonne zu finden schien.
 

"Ich liebe sie, und ich möchte nicht, dass du ihr wehtust. Hast du das kapiert?", verkündete Matt ernst und drehte seinen Kopf nach hinten, um Tai wieder in die Augen schauen zu können. "Ich liebe Sora, Tai. Also tu ihr nicht weh. Nicht nochmal." Tai biss sich auf die Unterlippe. "Sie ist meine beste Freundin, und das Letzte, was ich will, ist, ihr weh zu tun.", antwortete er. "Dann wäre das ja geklärt.", fügte Matt noch hinzu, bevor er sich wieder umdrehte und endgültig von dannen ging.
 

"Dann wäre das ja geklärt.", immitierte Tai den Blonden auf spöttische Art, als dieser schließlich außer Sichtweite war. Er seufzte, bevor er sich selbst auf den Weg machte, und endlich nach Hause ging. Dort angekommen setzte er sich ganz leise an seinen Schreibtisch, um die schon schlafenden Kari nicht aufzuwecken. Er nahm einen Stift und ein Blatt Papier zur Hand und fing an, zu schreiben:
 

"Liebe Sora.

Heute ist die Nacht, in der wir uns zum ersten Mal geküsst haben. Es war wunderschön, doch es hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt. Nicht so. Ich habe mir immer vorgestellt, wie es wohl wäre, dich zu küssen, doch in meinen Vorstellungen versteckten wir uns dabei nicht. Ich frage mich, wieso du mich überhaupt geküsst hast, denn man küsst doch niemanden, für den man keine Gefühle hegt, oder? Bedeutet dieser Kuss etwa, dass du doch etwas für mich empfindest? Wie sehr ich mir das wünsche. Wenn du nur wüsstest, wie sehr. Als ich heute in deine Augen geblickt habe, habe ich alles gesehen, das ich liebe, in einem einzelnen Menschen vereint. Ich liebe es so sehr, wie gutherzig du bist, und wie du nie lange auf mich böse sein kannst. Ich liebe es, wie du lächelst, und wie du leicht rot wirst, wenn du dich schämst. Am meisten liebe ich jedoch, dass du mich nimmst, wie ich bin, und dass ich bei dir völlig ich selbst sein kann. Ich liebe es, dass wir uns miteinander wie Kinder benehmen können, und uns küssen können wie Erwachsene. Du bringst mich zum Lachen, ganz ohne es zu versuchen. Gott ich würde meinen Fußball für dich aufgeben, doch ich fühle mich verloren, denn ich weiß nicht, was noch kommt. Matt liebt dich sehr, das würde wohl sogar ein Blinder merken. Wenn er bei dir ist, scheinst du glücklich zu sein, und ich weiß nicht, ob ich der Grund dafür sein möchte, dass so etwas in die Brüche geht, auch wenn ich immer dachte, dass ich das will. Ich wünschte, du hättest mir nicht so den Kopf verdreht, damit ich noch klar denke könnte. Aber zum Glück habe ich ja Kari und T.K. an meiner Seite, die meine Vernunft sein können, wenn meine eigene mal wieder den Bach runter ist. Ich weiß, dass du immer gemerkt hast, wie Kari T.K. ansieht. Doch wie konntest du nie merken, dass ich dich genau so ansehe? Mein Herz fliegt so hoch, und doch tut es so weh. Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Warum liebe ich dich so, Sora? Dafür gibt es tausend Gründe, doch keiner davon kann den wahren Grund wirklich zum Ausdruck bringen. Ich liebe dich, weil du Sora bist. Denn wenn ich an Sora denke, so denke ich an alles, was ich liebe und was mich glücklich macht. Sora ist, wenn man morgens aufwacht und die Sonne herrlich scheint. Sora ist, wenn man völlig unerwartet eine 1 bekommt. Sora ist, wenn Blumen blühen oder warmer Sommerregen fällt. Sora ist das Gefühl, das ich bei jedem Tor habe, das ich schieße. Sora ist Freude und Glück. Sora ist Wärme und Zugehörigkeit. Sora ist Vertrauen. Sora ist Mut. Sora ist Liebe."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kele
2016-06-17T08:33:25+00:00 17.06.2016 10:33
Sora ist Chaos xD
Sie muss doch auch was für ihn übrig haben, sonst hätte sie ihn nicht zweimal geküsst und doch hat sie ihn geküsst.
Ich bin wirklich gespannt, ob Sora es Matt erzählt oder vielleicht sogar Tai?
Sehr gut und spannend.
Antwort von:  marla2412
17.06.2016 16:26
Hallo, liebe Kele.
Herzlichen Dank für den Kommentar und die Komplimente. :)
Ich arbeite schon am nächsten Kapitel und es bleibt auf jeden Fall spannend!
Antwort von:  Kele
18.06.2016 00:03
Ich bin sehr gespannt :3


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