Zum Inhalt der Seite

Urlaubsflirt ins Glück

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Surprise! Surprise?!

Misty drehte sich zum 837. Mal um. Schlaf? Mittlerweile ein Fremdwort für sie. Dabei befand sie sich doch im Urlaub. Und schon waren ihre Gedanken wieder bei dem Grund, wegen dem sie sich nun das 838. Mal umdrehte. Im Urlaub war sie nur noch wenige Stunden, dann würde sie die Heimreise antreten. Und das schlimmste war, er wusste davon nichts. Sie sah zum 312. Mal genervt auf ihren Wecker. 4:26 Uhr. Um 10:00 Uhr mussten sie ausgecheckt sein. Davor musste sie noch diverse Kleinigkeiten zusammenpacken. Zum Frühstück würden sie gar nicht mehr gehen, das wurde zuvor so ausgemacht. Misty war es Recht, so konnte sie wenigstens nicht auf Ash treffen. Doch sie musste diese Gedanken jetzt endlich loswerden, damit sie einschlafen konnte. Irgendwann etwas später sollte ihr dies auch gelingen.
 

8:49 Uhr. Viel zu spät zum Aufstehen. Doch Misty lag immer noch in ihrem Bett und murmelte nur mürrisch etwas vor sich her. Im Zimmer der Waterflowers war bereits mächtig Betrieb. Daisy, Violett und Lily wuselten durchs Zimmer um ihre Sachen wiederzufinden. Typisches Mädelszimmer. Beinahe über jeden Stuhl hingen Klamotten, die man ja vielleicht nochmal anziehen könnte. Wem welches Oberteil, welche Hotpants oder irgendein anderen Kleidungsstück gehörte, wurde in mühevoller Kleinstarbeit herausgefunden. Die Stühle leerten sich, während ein Stuhl immer voller wurde. Mistys Klamotten wurden dabei natürlich herausgefiltert und auf den Stuhl, der ihrem Schlafzimmer am nächsten war, aufgehäuft.

Langsam quälte sie sich aus dem Bett. Auf die Uhr hatte sie noch nicht gesehen. Sie brauchte ewig bis sie sich ein Top und Shorts angezogen hatte. Erst dann warf sie einen übermüdeten Blick auf den Wecker. Ihre Augen sprangen auf, die Kruste, unter denen sie begraben waren, zersprang. Sie kreischte laut, um dann vom ersten in den sechsten Gang zu schalten. Sie stürmte aus ihrem Zimmer und blieb neben dem Stuhl mit ihren Kleidungsstücken stehen. „Wo sind meine Klamotten?! Schnell!“, hysterisch sah sie in die verdutzten Gesichter ihrer Schwestern. „Direkt neben dir auf dem Stuhl.“, ergriff Daisy das Wort. Ohne etwas zu sagen nahm Misty den gesamten Berg und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Nach zehn Minuten kam die Orangehaarige mit zwei Koffern wieder aus ihrem Zimmer. Die Beulen, die sich vorne an den Koffern abzeichneten, ließen darauf schließen, dass sie alle Klamotten einfach irgendwie hineingestopft hatte. „Verdammt, mein ganzes Hygienezeugs muss ja auch noch da rein.“, verzweifelt ließ sie ihr Gepäck stehen und verschwand im Bad. Auch dort standen nur noch ihre Sachen, die sie in zwei Kulturbeutel presste, um diese dann wiederum in ihre Koffer zu stopfen.

Für einen letzten Kontrollgang durchs Zimmer hatten die Vier noch Zeit. Als die Tür das letzte Mal zufiel war es 9:47 Uhr. 13 Minuten um auszuchecken, das sollte reichen. Abgehetzt schlurfte Misty hinter ihren Schwestern her. Seit sie sich nicht mehr im Zimmer befand, sah sie sich an jeder Ecke paranoid um. Ash durfte sie auf keinen Fall sehen. Ungeduldig wartete sie an der Rezeption. Violett hatte gerade als letzte ihrer Schwestern ausgecheckt. Jetzt fehlte nur noch Misty. Sie reichte ihren Personalausweis der Dame am Empfang, die plötzlich etwas verwirrt in ihren PC schaute. Misty bemerkte das nicht, da sie sich erneut umsah, ob Ash hier irgendwo herumschlich. Konnte das nicht etwas schneller gehen? Sie hatte doch keine Zeit. „Tut mir Leid, Miss Waterflower, aber hier scheint etwas nicht zu stimmen.“, merkte die Rezeptionistin verwundert an. Misty war voller Adrenalin. Sie wollte schnellstmöglich aus diesem Hotel verschwinden. „Was?! Wie kann das sein?! Was passt nicht? Wieso kann ich nicht auschecken?“, hysterisch und penetrant fragte Misty nach und lehnte sich dabei über die Empfangstheke, um einen Blick in den PC zu erhaschen. Sie hatte sich heute Morgen sowieso nicht geduscht, aber so langsam spürte sie eine feine Schweißschicht auf ihrer Haut. Sie war angespannt. Äußerst angespannt. „Hier steht, sie checken heute nicht aus. Welches Zimmer hatten sie denn?“, fragte die Dame höflich, musste sich jedoch auch schon, aufgrund Mistys aufdringliches Verhalten, anstrengen keinen anderen Ton einzuschlagen. „Wie, ich checke nicht aus?! Wie kann denn das sein? Ich bin mit meinen Schwestern hier, ich muss mit ihnen auschecken! Meine Zimmernummer lautet …“ „1070.“, fuhr ihr eine bekannte Stimme dazwischen. Währenddessen schlang sich von hinten ein Arm um ihre Hüfte. „Ihre Zimmernummer lautet 1070, Madam.“, wiederholte die Stimme ihre Worte. Ohne sich umzudrehen hinterfragte sich Misty diese Antwort. 1070? Sie fing an am ganzen Körper zu zittern. Ihre sowieso schon schweißige Haut verwandelte sich in einen Sturzbach. Eine Schweißperle rann ihr die Nase hinunter und löste sich an deren Spitze, um auf den Boden zu tropfen. „Wieso so angespannt, Misty?“, hauchte er ihr sanft ins Ohr. Gänsehaut. Überall. Sie wusste längst, wer seinen Arm um sie gelegt hatte, sie wusste nur noch nicht wieso. Sie sagte nichts. Sie konnte nichts sagen. Ihre Körperspannung ließ gerade keine Bewegung zu. Die Wartezeit erdrückte sie. Das einzige, das sie wahrnahm, war das Hämmern auf der Tastatur der Rezeptionistin. „1070, da haben wir es ja. Richtig, in der Suite wurde gestern ein neuer Gast eingetragen. Es handelt sich um eine Umbuchung. Deshalb checken sie heute auch nicht aus, Miss Waterflower.“, erklärte die Dame in einem freundlichen Ton. Dabei sah sie jedoch den Mann neben ihr an, zu dem sich Misty immer noch nicht umgedreht hatte. Mit einem wohlwissenden Grinsen zwinkerte er der Rezeptionistin zu. Misty verstand nicht so wirklich. „Wie jetzt?“, sie konnte überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Was hatte das zu bedeuten? „Misty, du nimmst jetzt deine Koffer, übergibst sie einen Pagen, damit der dein Gepäck auf Zimmer 1070 bringen kann. Und dort wirst du noch eine Weile mit mir und Rocko bleiben.“, Ashs Worte klangen in ihr nach. War das ein Scherz? Wohl kaum. Nachdem sie das realisiert hatte, drehte sie sich wie vom Bibor gestochen um und sprang ihm in die Arme. „Ist das dein Ernst, Ash?“, fragte sie aufgekratzt, während Ash sie immer noch in die Luft hielt. „Klar, was sonst. Komm mit, dann frühstücken wir erst einmal.“, er ließ sie wieder auf den Boden zurück. Plötzlich wurde sie sauer und schlug ihn auf die Schulter. „Kannst du mir das nicht früher sagen, du Idiot?!“, doch sie konnte ihre Fassade nicht aufrechterhalten und fing das Lachen an. „Überraschung.“, Ash streckte ihr nur die Zunge heraus.

Lily, Daisy und Violett hatten das ganze Schauspiel natürlich mitverfolgt. Neidisch verabschiedeten sie sich von ihrer Jüngsten. Dann übergab Misty ihre Koffer an die Hotelmitarbeiter und begab sich mit Ash zum Aufzug, der sie in den richtigen Stock bringen sollte. Auf dem Weg dorthin wurde Misty nachdenklich und wieder etwas wütend. Jetzt hatte sie sich alle Gedanken umsonst gemacht. Die Horrornacht hätte sie sich auch sparen können. Doch ihre Stimmung schlug sogleich um, als sie merkte, wieso sie nach wie vor hier war. Horrornacht hin oder her, diese Überraschung ist Ash mehr als geglückt. Derartiges hätte sie nie von ihm erwartet. „Woher wusstest du …“, fragte sie den Schwarzhaarigen neugierig. „Als ich dich gestern gefragt hab, ob du abends noch etwas unternehmen möchtest, konnte ich im Zimmer schon sehen, wie eure Koffer bereit standen. Ich hab daraufhin an der Rezeption nachgefragt und sofort die Umbuchung beantragt. Ich hätte sowieso bis zu drei Freunde mitbringen dürfen, also war es gar kein Thema, dass du ab sofort in der Suite untergebracht bist.“, gab Ash freudig Auskunft über seinen genialen Schachzug. Misty strahlte einfach die ganze Zeit über, da sie es immer noch nicht so recht begreifen konnte, was Ash da für sie getan hatte. Nun konnte sie wieder spekulieren, welche Bedeutung sie dieser Geste zukommen lassen sollte. War das ein eindeutiges Zeichen, dass Ash womöglich so etwas wie Liebe für sie empfand, oder konnte man das schlicht und ergreifend unter Freundschaftsdienst ad acta legen? Als sie die Suite betrat war ihr das für den Moment herzlich egal. Sie war hier natürlich schon einmal, doch nun war sie hier nicht nur kurzzeitig zu Gast, sondern jetzt würde sie hier wohnen.

Ihre Koffer standen an der Wand. Die Pagen hatten ihr Gepäck bereits hochgebracht. Ash fragte sie, welches Schlafzimmer sie beziehen wolle. Sie begutachtete daraufhin alle Schlafzimmer. Anhand der Klamotten konnte sie Ashs Zimmer natürlich eindeutig ausfindig machen. Sein Bett bot Platz für zwei Personen, weshalb sie sich in ihren Gedanken schon ausmalte, hier mit ihm zu schlafen. Dies als Antwort zu geben traute sie sich natürlich nicht. Doch eines war klar. Zwischen den zwei Schlafzimmern, die noch frei waren, nahm sie das, das direkt neben Ashs Zimmer lag. Also trug zu sogleich ihre Koffer in ihr auserwähltes Reich und schmiss sie auf das Bett. Ihre Klamotten, die sie heute früh einfach hineingestopft hatte, riefen förmlich danach, wieder ausgepackt zu werden.

„Ash, nur mal so nebenbei … ähm, wie lange bleibe ich mit dir und Rocko eigentlich noch hier?“, rief sie durch die Suite, während sie ihre Tops aus den Haufen Anziehsachen heraussuchte und zusammenfaltete. „Sieben Tage, beziehungsweise sechs Nächte kriegst du zu deinem üblichen Urlaub oben drauf, Misty.“, sagte Ash ganz ruhig, der im Türrahmen lehnte und Misty bei ihrer Arbeit begutachtete. Die Orangehaarige schreckte hoch, da sie Ash hier nicht vermutet hatte. „So lange?!“, antwortete sie mit großen Augen. Sie bemerkte sofort Ashs unschlüssigen Gesichtsausdruck. Er wusste nicht so wirklich was er darauf antworten sollte. Wollte Misty keinen Urlaub mit ihm verbringen? Sofort stellte sie ihre Frage richtig. „Versteh das nicht falsch, ich bin nur verwundert. Umso länger, umso besser.“, strahlte sie ihm nun entgegen. Ash lächelte und trat zu Misty ans Bett. „Ich helf dir ein wenig.“
 

Eine Türe fiel ins Schloss, als Ash Mistys letztes Top im Kleiderschrank verstaute. Ash war sehr verwundert, wie viele Klamotten seine beste Freundin in zwei Koffer verstauen konnte. Der überdimensionale Kleiderschrank sah gut gefüllt aus. „Ich trage meine Kulturbeutel ins Bad, in Ordnung?“, ließ sie ihrem schwarzhaarigen Helfer wissen. „Die nehme ich dir ab, wenn das in Ordnung ist.“, sagte Rocko, der gerade ins Zimmer gekommen war. Misty war so überrascht, dass sie sich ihre Hygienetaschen einfach abnehmen ließ. Ein leises Danke stotterte sie verdutzt vor sich hin. Ash drängte sich mittlerweile hinter ihr auf. Gehetzt schob er Misty vor sich her, bis beide auf der riesigen Dachterrasse standen und die schöne Aussicht aufs Meer genossen. „Schon einen Plan, was wir heute machen könnten?“, fragte er sie, ohne sich zu ihr zu drehen. Sein Blick fiel starr auf den weiten Horizont, unter dem sich das leuchtend blaue Meer ausbreitete. Irritiert sah sie ihn an. „Ähm, nein. Eigentlich würde ich gerade in einem Bus zum Flughafen sitzen, von daher hatte ich für heute keine Pläne. Doch du hörst dich so an, als hättest du für mich mitgeplant.“, ihr irritierter Gesichtsausdruck wich einem Vorfreudigem. Ash musste schmunzeln und lehnte sich nicht mehr ans Geländer. Stattdessen stand er direkt vor ihr und sah ihr mit einem breiten Grinsen ins Gesicht. „Eigentlich wollte ich dich damit ein weiteres Mal überraschen, doch ich muss es dir einfach sagen. Wir werden jetzt frühstücken und danach werden wir Tauchen gehen. Hier ganz in der Nähe gibt es ein wunderschönes Korallenriff, das wir etwas näher erkunden werden. Was meinst du?“, als Ash sein Vorhaben preisgab, glaubte Misty aus allen Wolken zu fallen. Ash Ketchum hat etwas so wundervolles vor? Mit IHR?! Ihre azurblauen Augen glitzerten heller als jeder Diamant. Freudestrahlen sprang sie ihm in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Natürlich, Ash!“
 

Misty, Ash und eine dritte Person betraten über einen kleinen Steg das Boot, das sie zum Tauchgebiet bringen sollte. Der Dritte im Bunde war der Kapitän und Tauchführer. Rocko kam nicht mit. Er wusste um Ashs Vorhaben und gönnte ihm und Misty die Zeit zu zweit, weshalb er im Hotel blieb. Ash und Misty wurden schon während ihrer gemeinsamen Reise oft darauf angesprochen, welch ein süßes Paar sie abgeben würden. Nun sind ein paar Jahre ins Land gezogen und es hatte sich scheinbar nichts daran geändert. Natürlich sah das auch Rocko so und wünschte sich ein Happy End für die beiden. Wobei man natürlich nicht von einem Ende sprechen konnte, dazu musste es erst einmal anfangen.

Die beiden saßen auf einer Bank im hinteren Teil des kleinen Bootes. Eine erfrischende Brise blies in ihre Gesichter. Ash legte einen Arm um ihre Schultern. „Erinnert dich, das Ganze an etwas?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Misty errötete daraufhin ein wenig. Das war aber wohl auch daran, dass sie immer noch sehr aufgekratzt war, weil sie immer noch nicht wirklich realisieren konnte, was Ash hier für sie geplant hatte. Konnte sie das als eindeutigen Hinweis dafür nehmen, dass auch er, der vierfache Pokémon-Champ in sie verliebt war? Oder bestätigte das zumindest sein gesteigertes Interesse, das die Grenzen der Freundschaft überschritt und in die Richtung der Verliebtheit ging? Misty hatte Ashs Frage unbeabsichtigt schon wieder aus ihrem Kopf verbannt, da sie Antworten auf andere Fragen suchte. „Misty? Bist du noch anwesend, oder möchtest du einfach nur die Aussicht genießen?“, fragte Ash immer noch in einem freundlichen Ton nach. Es schien so, als könnte diesen Tag heute nichts vermiesen. „Entschuldige bitte, ich kann immer noch nicht so recht fassen, was wir hier machen. Ich freu mich so sehr.“, sprühte Misty vor Freude. Und das war echte Freude. Die Freude, die man einfach an all den Menschen in der Umgebung abgeben musste, weil man sie nicht zurückhalten konnte. Da nur Ash und der Kapitän gerade in der Nähe waren, der Kapitän jedoch beschäftigt war, bekam eben Ash die volle Breitseite von Mistys Freude ab. Auch Ash war einfach nur glücklich gerade. Das lag jedoch vor allem an dem Menschen, der neben ihm saß. „Freut mich, dass dir mein Einfall gefällt. Doch erinnert dich, das Ganze vielleicht an etwas?“, wiederholte Ash seine Frage. Misty legte ihr Gesicht in Falten und grübelte. „Jetzt wo du es sagst. Es erinnert mich sehr stark an unsere gemeinsame Zeit während wir auf den Orange-Inseln waren.“, gab Misty nostalgisch als Antwort. Ash wollte genau auf diese Zeit anspielen. Weshalb würde er Misty erst später verraten. Sein Plan ging jedenfalls auf, denn sie quatschten die restliche Fahrt bis zum Korallenriff ausschließlich über ihre damalige Reise auf den Orange-Inseln.
 

Das Boot stand schon länger mitten im Ozean und wurde nur von den seichten Wellen etwas hin und her geschaukelt. Etwas weiter weg konnte man eine Sandbank entdecken, ansonsten hatte man nur Wasser um sich, egal wohin man sah. Es war dieses wunderschöne hellblaue Tropenwasser, das man ringsherum erblicken konnte. An der Stelle, an der das Boot stand, glitzerten auch andere Farben durch die Wasseroberfläche. Rosa, Grün, ein wenig Gelb, das Korallenriff.

Der Kapitän und Tauchführer half Misty und Ash beim Anziehen ihrer Neoprenanzüge und Anlegen der Ausrüstung. Erklären brauchte er nichts mehr, da sich Misty teilweise besser auskannte, als er. Wenn es um sowas geht, konnte man Misty als Wasser-Arenaleiterin eben nicht viel vormachen. Dementsprechend hörte sie auch gar nicht auf das Gefasel des Kapitäns und ließ sich rückwärts einfach über Bord fallen. Sie packte Ash im letzten Moment und zog ihn so mit sich.

Sie tauchten in eine völlig andere Welt ein. Das Wasser war so klar, dass man so viel auf einmal sah, man wusste gar nicht wo man zuerst hingucken sollte. Stetig tauchten sie ab, um dem Korallenriff näher zu kommen. Ash stellte sich hierbei noch etwas unbeholfen an, immerhin war das für ihn keine alltägliche Angelegenheit, wie für Misty. Er hätte sich auch gerne noch ein paar Tipps vom Tauchführer geben lassen wollen, doch Misty riss ihn einfach mit ins Wasser. Sorgen machte er sich allerdings keine, Misty kannte sich bestens aus, das wusste er. Sie warf einen Blick auf ihren Tauchpartner und musste kichern, sofern es die Maske zuließ, aufgrund der komischen Bewegungen, die Ash machte, um sich fortzubewegen. Sie streckte eine Hand nach ihm aus und lächelte ihm dabei zu. Der Schwarzhaarige bemerkte es zuerst nicht, da er zu sehr damit beschäftigt war, sich auf seine Schwimmbewegung zu konzentrieren. Doch als er neben sich eine Hand wahrnahm hielt er kurz inne, lächelte Misty ebenfalls zu, um ihr zu signalisieren, dass er ihre Hilfe gerne annahm und ergriff ihre Hand. Misty deutete mit ihrer anderen Hand auf ihre Flossen, um Ash zu zeigen, dass er ihr einfach nachmachen sollte. Und tatsächlich ging es mit Mistys Technik nun viel schneller voran. Hand in Hand tauchten sie zum Korallenriff ab. Schon bald entdeckten sie die verschiedensten Pokémon. Lampi und Lanturn spendeten zusätzliches Licht, obwohl es aufgrund des klaren Wassers immer noch sehr hell war. Ein Schwarm Seemon schwamm an ihnen vorbei, aus sicherer Entfernung beobachteten sie ein Tandrak, gut getarnt versteckten sich Mamolida im Riff, während ein paar Galapaflos daraus auftauchten und Richtung Oberfläche schwammen. Auch ein altertümliches Relicanth erblickten die beiden. Misty Wasserpokémonherz schlug mal wieder höher. Allerdings wusste sie auch, dass an ihrem erhöhrten Puls nicht allein die Pokémon Schuld waren. Instinktiv sah sie zu Ash hinüber, in dessen Gesicht man die pure Begeisterung erkennen konnte, da ihm dieser Anblick aus wunderschönem Korallenriff und Pokémon sichtlich erstaunte. Er merkte Mistys Blick nicht, die leicht schmunzeln musste und sich wieder auf die Suche nach Pokémon begab.

Obwohl sie nicht miteinander reden konnten, genossen sie die gemeinsame Zeit unter Wasser. Sie untersuchten das Korallenriff genauestens und wurden immer wieder von etwas anderem in den Bann gezogen. Misty zog Ash am Arm, als diese ein Corasonn entdeckt, zweifelsohne eines ihrer Lieblingspokémon. Es erinnerte sie natürlich an ihr eigenes, das sie über alles liebte. Unglaublich schön war auch der Schwarm Lumineon, den die beiden gemeinsam entdeckten. Es war ein schönes Schauspiel, wie der dunkelblaue Haufen immer wieder neongelb aufleuchtete und sich schließlich verstreute, als Ash und Misty den Pokémon zu nahe kamen. Doch das Highlight, des Tauchgangs waren die zwei verspielten Südseepokémon Saganabyss, die eine ganze Weile um die zwei Tauchenden umherschwammen und sich erst mit einem Schwarm Liebiskus verabschiedeten, der Ash und Misty beim Auftauchen überholte. Für kurze Zeit sahen sie nur noch Rosa. Zwei Saganabyss und tausende Liebiskus befanden sich um ihnen und schwammen mit ihnen um die Wette. Ein wundervoller Anblick.
 

Misty und Ash tauchten Hand in Hand auf, nahmen ihre Masken ab und grinsten sich an. Der Kapitän war noch nicht besänftigt und keifte die beiden sofort an, was ihnen einfalle, seine Anweisungen zu ignorieren und einfach so abzutauchen. Doch wie bereits auf der Hinfahrt erwähnt, konnte ihnen nichts und niemand diesen Tag verderben. Ohne ein Wort zu sagen stiegen sie zurück aufs Boot und entledigten sich ihrer Ausrüstung. Geschafft ließ sich Misty auf die Bank nieder, während der Kapitän zornig eine Antwort erwartete. „Bleiben sie locker. Ich bin Wasserpokémontrainerin und war schon etliche Male Tauchen. Außerdem sind wir ja wieder heil auf ihrem Boot, also wozu die Aufregung?“, stellte Misty klar. Der Mann wollte erneut ansetzen, doch Ash ließ sich neben Misty auf die Bank fallen und ergriff zuerst das Wort. „Das sehe ich genauso. Meine Partnerin hier kennt sich bestens aus. Sie hätten sich wirklich keine Sorgen machen müssen.“, Misty wurde nach Ashs Satz leicht rot. Ihr schmeichelte Ashs Aussage sehr, da er sie sonst nur selten derart lobte. Zumindest war das früher so. Doch hier im Urlaub hatte er des Öfteren solch schöne Worte für sie übrig. Insgesamt hatte sie das Gefühl, sie lernte momentan einen ganz neuen Ash kennen. Allein schon dieser Tauchausflug. Welcher Ash aus den letzten Jahren wäre mit ihr allein Tauchen gegangen? Wohl keiner. Auch deshalb stellte sie sich die Frage, ob das heftige Kribbeln im Bauch die alten Gefühle waren, oder sie sich hier komplett neu verliebte.
 

Tauchen war anstrengend. Auch deshalb schliefen Ash und Misty auf der Rückfahrt ein, als sie auf der Bank saßen. Als das Boot am Steg anlegte, wartete Rocko bereits, der die beiden abholen sollte. Er zog fragend eine Augenbraue hoch, als er aufs Boot sah. Ash hatte seinen Arm um Misty gelegt, während sie mit ihrem Kopf auf Ashs Schulter lehnte und ihre Hand auf seinen Oberschenkel ruhte. Sie hatten sich jetzt doch nicht wirklich ihre Gefühle während des Tauchausflugs gestanden, oder? Rocko beschloss nicht nachzufragen und klatschte einmal laut in die Hände. „Aufwachen ihr beiden! Ich sollte euch doch abholen, oder etwa nicht?“, Misty schreckte hoch und nahm beschämt ihre Hand von Ashs Oberschenkel. Ash hingegen war die Ruhe selbst und richtete sich nur ganz langsam auf. In welcher Position die beiden geschlafen hatten wusste er wahrscheinlich gar nicht. „Was? Schon zurück? Das ging aber schnell.“, sagte der Schwarzhaarige im verschlafenen Ton und streckte sich erst einmal.
 

Ash klagte auf dem Weg zurück ins Hotel über Bauch- und Kopfschmerzen. Misty kannte das. Nicht jeder Körper kam sofort mit dem Wasserdruck zurecht. Sie fühlte mit Ash, da auch sie auf ihren ersten Tauchgängen ähnliches durchleben musste. Während Rocko fuhr, setzte sich Misty zu Ash auf die Rückbank und kümmerte sich liebevoll um den Pokémon-Meister. „Du siehst mir etwas blass um die Nasenspitze aus, Ash Ketchum. Du gehst schön ins Zimmer und ich bring dir etwas vom Abendessen mit, in Ordnung?“, sagte die Orangehaarige fürsorglich und hielt ihre Hand an seine Stirn, um zu sehen, ob er Fieber hatte. Zum Glück war dies nicht der Fall. Doch augenblicklich danach, ließ er seinen Kopf auf ihre Schulter sinken und schloss seine Augen. Misty entlockte der Anblick des ruhenden Wuschelkopfs auf ihrer Schulter ein kleines Lächeln. Sie strich ihm noch eine Strähne aus dem Gesicht und platzierte ihre Hand abermals auf seinen Oberschenkel.
 

„Hier wären wir, Herr Pokémon-Meister. Wir bringen dich noch mit hoch und dann legst du dich erst einmal hin.“, Mistys fürsorgliche Worte erwärmten die Gegend um Ashs Herz. Ihre Art mit ihm umzugehen fand er einfach nur süß. Da würde wohl jeder Mann gerne krank werden, wenn sich solch eine Krankenschwester um jemanden kümmern würde. Im Aufzug herrschte Stille, Misty sah den Schwarzhaarigen durchgehend besorgt an. Auch wenn er es wirklich nett von Misty fand, sie musste es nicht übertreiben, er lag ja nicht im Sterben. Er spielte einen Huster vor, um sich von ihr Wegzudrehen, damit sie sein aufkommendes Lächeln nicht sah. Er fand es einfach zu herzerwärmend, wie sehr sich Misty um ihn kümmerte. Dazu ihr völlig ernster und besorgter Blick, Ash konnte sein Lächeln irgendwann nicht mehr zurückhalten. Zum Glück ging die Tür auf und wenig später fiel eine Tür wieder zu. „Du legst dich hin, Rocko und ich essen eine Kleinigkeit und ich werde dir etwas mitbringen, damit wir dich wieder etwas aufpäppeln können, ja?“, Misty ließ wirklich keinen Zweifel an ihrer Fürsorglichkeit aufkommen. Ash nickte nur und begann sich Richtung Schlafzimmer zu bewegen. Auch für Misty und Rocko war das das Zeichen aufzubrechen. Ash hatte sich noch nicht ins Bett gelegt, da hörte er, wie die Zimmertüre wieder ins Schloss fiel. Sein Spiel war beendet. Er rannte zur Zimmertür und legte ein Ohr an. Er hörte Schritte, die immer leiser wurden. Und er hörte zwei sprechende Personen, deren Gespräch er schon bald nicht mehr mitverfolgen konnte, da es immer unverständlicher wurde. Ash hetzte zurück und begann, die Terrasse umzustellen.

Rocko und Misty saßen am Esstisch im großen Saal und quatschten miteinander. Rocko quatschte eindeutig mehr, weil Misty damit beschäftigt war, ihr Essen so schnell wie möglich in sich hineinzuschaufeln. „Misty, mach doch mal langsam. Wir sind hier bei keinem Wettbewerb, du wirst sowieso auf mich warten müssen.“, gab Rocko tiefenentspannt von sich. Er war natürlich im Plan seines Freundes eingeweiht. „Aber Ash geht es schlecht, wir müssen uns doch um ihm kümmern.“, widersprach Misty ihren ehemaligen Reisegefährten. „Er hat nur etwas Bauch- und Kopfschmerzen, mehr nicht. Du kennst doch Ash, von sowas lässt er sich doch nicht unterkriegen.“, versuchte der Braunhaarige Misty dazu zu bewegen etwas langsamer zu essen.

Rockos Handy vibrierte. Sicherheitshalber warf er einen Blick darauf. Ein entgangener Anruf von Ash. Sein Zeichen. „Misty, was hältst du davon, wenn wir unser Essen ebenfalls mit hochnehmen und mit Ash gemeinsam essen?“, fragte er Misty, während er sich noch etwas wunderte, wieso Ash so schnell war. „Das ist eine sehr gute Idee! Wieso sind wir nicht gleich darauf gekommen? Zum Glück hab ich bisher nur die Vorspeise gegessen.“, wunderte sich Misty über ihre Einfallslosigkeit und sprang schlagartig auf. Während sie das Essen für Ash und sich einpacken ließ, kramte Rocko sein Handy hervor und schickte seinem Freund einfach nur einen Punkt als Bestätigung und gleichzeitig als Zeichen, dass sie gleich kommen würden.
 

Die reflektierenden Stahltüren des Aufzuges gingen auf und Misty stürmte sofort los, obwohl sie drei Warmhalteboxen in den Armen hielt. Rocko durfte sie nicht verlieren und spurtete hinterher. Kurz vor der Zimmertür zur Suite 1070 konnte er sie endlich zügeln. „Misty, warte doch mal. Hast du Ash eigentlich diese rote scharfe Soße mitgebracht? Die findet er doch so lecker.“, fragte Rocko nach. „Rote scharfe Soße? Da war keine rote scharfe Soße. Und seit wann isst Ash überhaupt scharf?“, Misty war etwas verwirrt ob der neuen Essgewohnheiten ihres besten Freundes. „Nimm meine Warmhaltebox, dann werde ich noch ein wenig davon holen.“, perfektionierte er damit Ashs Plan. Wie bereits beim Tauchen ließ er den beiden ihre Zeit. Ash bat ihn darum und er sah keinen Grund, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Er ermutigte Ash eher dazu, diese Schritte in die, für Rocko, richtige Richtung zu gehen. Also stellte er seine Box auf die anderen drei, die Misty bereits in den Armen trug und verschwand wortlos. Etwas konsterniert und ahnungslos sah sie Rocko hinterher, doch dann stellte sie die Boxen auf den Boden, zog ihre Karte durch das Lesegerät und öffnete die Tür.
 

Mit den Boxen in den Händen betrat sie einen dunklen Raum. Nur angenehmes Kerzenlicht flackerte ihr entgegen. „Ash?“, fragte Misty unschlüssig ins Zimmer. Sie bekam keine Antwort. Sie stellte ihre Essensboxen auf einer Kommode ab und folgte dem Weg, der ihr durch die Kerzen gezeigt wurde. Unsicher wagte sie Schritt für Schritt durch die dunkle Suite. Ihr Herz drohte zu explodieren, so aufgeregt war sie. Was hatte Ash vor? Was hatte er geplant? Und vor allem, was sollte die ganze Aufmachung. Sie malte sich bereits sämtliche Szenarien in ihrem Kopf aus. Nicht nur ihr Herz stand kurz vor dem Ausfall, auch ihr Bauch drohte, aufgrund der ganzen Smettbo zu platzen. Und schließlich stand sie vor der großen Tür zur Dachterrasse. Schockstarre. Ihr ganzer Körper war unbeweglich. Auch die Smettbo in ihrem Bauch und ihr Herz standen still. „Hey, Misty.“, gab Ash etwas verlegen von sich, als er seinen Stuhl zurückschob und aufstand. Vor ihm war ein wundervoll gedeckter Tisch, auf dem ein luxuriöses Essen serviert war, Kerzen … War das ein Date? „Ich … ich dachte … dir geht’s nicht gut, Ash.“, stotterte Misty perplex vor sich her. Sie wusste mit der momentanen Situation noch nicht wirklich umzugehen, da sie nicht wusste, auf was Ash abzielte. „Ich muss gestehen, dass das nur gespielt war. Irgendwie musste ich dich ja aus dem Zimmer bekommen, um das hier vorzubereiten.“, beichtete Ash und sah Misty dabei nicht an. Wohl auch, damit sie seinen roten Schimmer im Gesicht nicht erkennen konnte. Normalerweise würde Misty nun sauer werden, doch der Anblick der gesamten Szenerie ließ es einfach nicht zu. Sie brauchte dennoch kurz, um ihre nächsten Worte zu wählen. „Ash … wozu das Ganze?“, fragte sie immer noch leicht abwesend, ging jedoch auf ihren besten Freund zu. „Setz dich doch bitte erst einmal, Misty.“, bat er sie freundlich und schob ihr wie ein Gentleman den Stuhl zurecht. Misty quittierte das mit einem Lächeln. „Wo hast du dieses Luxusmenü her, Ash? Das sieht nicht aus, wie die Gerichte, die es unten im Saal gibt.“, fragte Misty, als sie auf den Teller sah. „Extra für uns beide anfertigen lassen. Ich hoffe du hast noch nicht allzu viel im Saal gegessen.“, Misty wurde immer nervöser. Was führte Ash im Schilde? Und wie hat er es geschafft, das alles in so kurzer Zeit herzurichten? Er musste doch schon im Voraus diverse Vorkehrungen getroffen haben, um all das zu schaffen. War Ash das wirklich zuzutrauen? Nach den neu gewonnen Eindrücken, während der letzten paar Tage, war es das allemal. Sie sah ihm ins Gesicht. Er hatte ein ehrliches Lächeln aufgelegt. Sie ebenso und versank dabei in seinen Augen. Sie hatte schon immer Gefühle für diesen Mann, beziehungsweise damals für diesen Jungen. Und immer, wenn sie drohten zu versiegen, stellte er irgendetwas an, damit sie neu aufflammten. Sei es nur eine Postkarte von einem weit entfernten Ort. Ab und zu schaffte er es sich zu melden. Doch die letzten zwei Jahre kam nur noch ein Anruf. Sie dachte nun wäre es vorbei, immerhin war sie jetzt 21 Jahre und war wohl zu alt dafür, an der Jugendliebe von einst festzuhalten. Sie ging in diesen Urlaub und traf Roberto. Er war nett und charmant, zeigte offen sein Interesse an ihr. Doch schnell stellte sie fest, dass ein anderer Mann in ihrem Kopf es nicht zuließ, sich neu zu verlieben. Und dann kam dieser Mann auch noch in ihr Hotel. Allein der erste Tag an dem sie sich sahen und nicht miteinander sprachen, zerfraß sie. Doch hatte sie erst einmal begonnen, wieder Zeit mit ihm zu verbringen, waren alle Zweifel verschwunden. Nein, eher noch schaffte er es, zu den alten Gefühlen, die Misty bereits für ihn hegte, neue entstehen zu lassen. Ash hatte sich verändert. Krass verändert, und zwar positiv. Auch er zeigte ein gesteigertes Interesse an ihr. Davon hatte sie doch all die Jahre geträumt. Und jetzt saßen beide bei einem Candle Light Dinner, das von Ash vorbereitet wurde. Eigentlich fehlte nur noch der alles entscheidende Schritt. Doch Misty war nervös und wusste nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Noch nicht? Vielleicht legte sich ihre Anspannung mit dem Fortschreiten dieses Abends. Sie hoffte es inständig.
 

Ash schaffte es mit seiner lockeren Art, Misty Stück für Stück ihre Nervosität zu nehmen. Er verhielt sich einfach genauso, wie er es immer tat. Er zeigte der Arenaleiterin, dass sie sich nicht anders geben musste, nur weil hier romantisches Feeling aufkommen könnte. Eine gewisse Restanspannung war Misty jedoch nicht zu nehmen. Sie wollte wissen, wofür das Ganze. Ash merkte das natürlich und musste seinen Mut zusammennehmen, um nun den entscheidenden Schritt zu machen. „Bist du fertig? Hat es dir geschmeckt?“, er gönnte sich eine letzte Pause, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen würde, räumte die Teller ab und begab sich in die Küche, um diese abzustellen. „Danke, es war köstlich, Ash.“, ließ Misty verlauten, als er gerade durch die Tür in die Suite schritt. Danach war Misty einen kurzen Augenblick allein. Ihr Blick streifte den Horizont. Die Sonne war nicht mehr zu sehen, stattdessen ließ der Mond und die Sterne das Meer weißlich glitzern. Vereinzelte Wolken hingen noch am Firmament und wurden ebenso angestrahlt, weshalb es aussah, als würden leuchtende Wattebausche in der Luft schweben. Sie genoss den Anblick und vergaß für kurze Zeit die Anspannung, die sie den ganzen Abend nicht losließ. Doch ihr Puls schoss von 0 auf 180, als Ash zurückkam und das Wort ergriff. „Schau dir das mal genau an, Misty.“, erschrocken wandte sie ihren Kopf Ash zu. Was hielt er da in der Hand? Er legte es vor Misty auf den Tisch und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. „Was ist das, Ash?“, fragte Misty mal wieder unschlüssig. „Falte es doch mal auf.“, gab er Misty ihre Instruktionen. Misty befolgte Ashs Anweisung und hatte plötzlich eine riesige Karte einer fremden Region vor sich. „Eine Karte? Wieso zeigst du mir eine Karte?“, Misty suchte die Karte nach einem Ort ab, den sie womöglich schon mal gehört hatte, doch Fehlanzeige. Ash sah nicht auf das aufgefaltete Blatt Papier, sondern sah Misty durchdringend in die Augen. Die Orangehaarige merkte dies zuerst nicht. Sie fragte Ash nochmal, wieso er ihr eine Karte vorlege, weil er noch keine Antwort darauf gegeben hatte und sah ihn nun an. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, kramte er in seiner linken Hosentasche nach etwas. Als er es gefunden hatte, setzte er die zwei Gegenstände auf eine Stadt im Süden der Region. Mistys Augen weiteten sich. Ihr Herz würde nun wohl jeden Pulsmesser sprengen. Da standen zwei Figuren. Die eine war ihr Mistyköder, den sie Ash vor etlichen Jahren geschenkt hatte. Die andere Figur war ein Ashköder, der genauso süß aussah, wie ihrer. Komischerweise verstand sie den Zusammenhang sofort. Ungläubig sah sie Ash in die Augen. „Du … wirklich?“, Misty brachte in ihrem Zustand absolut keinen Satz heraus. Zum Glück formulierte Ash seine Frage, damit Misty eine normale Antwort geben konnte. „Misty, ich wollte dir diese Frage schon etliche Male stellen, doch irgendwie hatte sich das nie ergeben. Doch jetzt, wo ich die Möglichkeit ergreifen kann, wollte ich sie auf jeden Fall nutzen und dich fragen, ob du womöglich Lust hättest, mich auf einer neuen Reise in eine für uns völlig neue Region zu begleiten?“, Ash wurde rot wie eine Tomate, während er seine Frage stellte. Doch er wandte seinen Blick nicht von Misty ab und sah ihr durchgängig ehrlich in die Augen. Misty verarbeitete seine Worte in ihrem Kopf. Immer wieder hallten sie nach, und immer wieder stellte sie sich die Frage, ob er das gerade wirklich gesagt hatte. Nach guten 20 Sekunden Stille sprang sie auf, sodass ihr Stuhl hinter ihr umkippte und stürmte um den Tisch auf Ash zu. Dieser stand eher reflexartig auf, um ein Unglück zu vermeiden und ließ Misty in seine Arme springen. „Ja, Ash! Ja, ich will! Ich will auf jeden Fall!“, Mistys ließ ihrer Ekstase freien Lauf. Die Arenaleiterin befand sich immer noch in Ashs Armen, zappelte jedoch wild umher und konnte ihr Glück kaum fassen. Nach etlichen Pirouetten setzte er sie zurück auf den Boden. Misty war immer noch nicht zu bändigen, packte ihn im Nacken und gab ihm im Eifer des Gefechts einen Kuss auf die Lippen. Kurzzeitig ließ es Ash zu, um sie dann jedoch leicht geschockt von sich zu drücken. Auch Misty realisierte ihre Tat und hielt sich entsetzt die Hand vor dem Mund. „Entschuldige bitte, Ash …“, sie wollte weitersprechen, doch Ash schnitt ihr das Wort ab. „Nein, nein, Misty. Du hast es versaut …“, Mistys Augen wurden wieder einmal riesig, während sie Ash zuhörte. Was hatte sie da gerade getan? Ihre Gefühle waren vollkommen mit ihr durchgegangen. „…, denn eigentlich wollte ich dir noch eine zweite Frage stellen …“, sprach Ash weiter und ließ Misty hochschrecken. Sie war kurz davor sich umzudrehen und aus dem Zimmer zu stürmen, doch als Ash verlegen das Wort ergriff und alles andere als sauer zu sein schien, horchte sie gespannt zu. „Ich möchte mit dir nicht als meine beste Freundin auf diese Reise gehen, Misty … denn ich habe mich verliebt. Schon vor langer Zeit, und es muss jetzt endlich raus, dieser Gefühlsstau der letzten Jahre, weshalb ich diese Reise mit dir als Paar antreten will, Misty. Du und ich. Ich liebe dich.“

Konnten Mistys Augen noch größer werden, als sie es sowieso schon waren? Ja, sie konnten. Das war gerade aber auch das einzige Körperteil, das sie bewegen konnte. Alles andere setzte aus. Herz, Gehirn, Arme, Beine … alles. Sie konnte Ashs Worte gerade nicht fassen. Ein zweites Körperteil nahm seine Arbeit wieder auf. Die Tränendrüse. Misty rann nicht nur eine Träne hinunter. Ihre Wangen verwandelten sich sofort in einen Wasserfall. Doch bevor Ash sie fragen konnte, was er falsches gesagt oder getan hatte, legte sie sich erneut in seine Arme. Es entlud sich auch ihr Gefühlsstau der letzten Jahre. Es kam alles auf einmal hoch. Und doch schaffte sie es während ihres Gefühlsausbruchs etwas zu sagen. „Ich liebe dich, Ash!“, gab sie heulend von sich, während er sie fest an sich drückte und sie sich in seinen Rücken krallte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kasumi05
2016-09-17T07:27:38+00:00 17.09.2016 09:27
ich mag deine story wirklich sehr
sorry das ich nicht zu jedem kapitel was geschrieben habe, aber offt habe ich sie erst abends aufm handy gelesen
ich mag diese story wirklich, du hast echt talent und man merkt das es dir spaß macht
zu erst dachte ich bei den ersten kapiteln (NEIN!!! WAS MACHST DU NUR)
aber das legte sich ja zum glück schnell, so das viele ash und Misty zeiten da wahren und hoffentlich auch noch kommen werden
ich freue mich auf jedenfall sehr auf deinen nächsten part :D
LG Kasumi :D
Antwort von:  True710
18.09.2016 12:05
Dankeschön :)
Diese Story hat wirklich Spaß gemacht, ja :)
Und die Ash-Misty-Zeiten habe ich anfangs natürlich bewusst unten gehalten ;P War also alles so geplant =)
Von:  Blue_StormShad0w
2016-09-15T12:34:01+00:00 15.09.2016 14:34
Guten Tag.
Ein sehr gutes Kapitel.
Drei Überraschungen für Misty.
Erst die Umbuchung, dass sie mit Ash noch etwas Zeit hat. Der anschließende Tauchgang und zum Schluss das Essen bei Kerzenlicht.
Hat mir sehr gefallen.
Antwort von:  True710
18.09.2016 12:03
Vielen Dank :)
Auch Ash gibt sich ab und zu eben mal etwas Mühe ;D
Von:  Kaninchensklave
2016-09-15T09:58:54+00:00 15.09.2016 11:58
ein süßes Kap

na da hat Ash ganze Arbeit geleistet und Misttys schlafzimmer wird quasie zu einem anziehzimmer umfunktioniert
denn jetzt wo sie eins sind, wird sie das Bett nicht mehr brauchen, da sie Ihr Ashkissen hat ;)

nun aber nicht nur auf Misty hat eine überraschung gewartet, denn auch auf Ihre Schwestern wird eine Warten
und sei es nur ein mehr als Großzügokrer Gutschein ür Ihren Lieblings Klamotten Laden, den Ash ebnenfalls besorgt hat und durch die Post hat zu kommen lassen, so kommen sie auch darüberhin weg die Arena mal wieder selber Leiten zu können xD

GVLG
Antwort von:  True710
18.09.2016 12:02
Danke :)
Das hast du richtig erraten ;D
Der Rest bleibt wohl dem Vorstellungsvermögen überlassen ;P


Zurück