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Descent into hell

von

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Wortloses Übereinkommen

Descent into hell
 

Wortloses Übereinkommen
 

-*-*-
 

"Wo bin ich?" Katsumi blinzelte angestrengt in das helle Licht, das ihm genau in die Augen schien und hob vorsichtig den Kopf. Zu seiner Beruhigung schien außer Tohma niemand weiter anwesend zu sein. Erleichtert sank er wieder in die Kissen zurück.
 

"Geht es wieder?" Tohma lehnte sich vor und musterte das blasse Gesicht des jüngeren prüfend. Als Katsumi nickte, nahm er den kalten Lappen von dessen Stirn und legte ihn achtlos beiseite. "Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Hast du das öfter?"
 

"Nicht das ich wüßte." Katsumi rieb sich die Stirn. "Wo bin ich hier? Das ist nicht meine Garderobe."
 

"Sie ist es jetzt. Eiri hat die Zimmer neu verteilt, weil er Angst hat, wir könnten uns sonst gegenseitig umbringen. Laut seiner Aussage, liegt es in seiner Verantwortlichkeit, dieses zu verhindern. Und genau aus diesem Grund teilen wir uns ab heute ein Zimmer." Tohma schenkte dem anderen ein gequältes Lächeln und wartete gespannt auf dessen Reaktion.
 

"Wie bitte?!" Katsumi fuhr abrupt hoch und stöhnte gleich darauf schmerzerfüllt. "Aua. Mein Kopf platzt gleich. Was hast du gesagt?"
 

Tohma machte sich nicht die Mühe, das eben gesagte zu wiederholen. Er wusste genau, dass Katsumi jedes Wort verstanden hatte. Statt faßte er kurz zusammen, was geschehen war. "K hat Takasaka und Sakano im Aufenthaltsraum angekettet und ist bei Eiri und Shuichi eingezogen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das lange gutgeht. Mal sehen, wer als nächstes seinen unüberwindlichen Haß für einen seiner Mitbewohner entdeckt. Bald brauchen wir alle Einzelräume."
 

"Es würde schon reichen, wenn Takasaka, K und Sakano die Platte putzen. Wieso zum Teufel sind die überhaupt noch hier?"
 

"Rat mal."
 

Katsumi winkte ab. "Nicht nötig. Ich kanns mir denken. Und jetzt? Sollte mir die Tatsache, dass ausgerechnet wir beide zusammen untergebracht sind, zu denken geben?"
 

Ein leises Seufzen ließ ihn aufsehen, doch Tohmas Aufmerksamkeit galt nicht ihm. Statt dessen schien er etwas interessantes auf dem Fußboden entdeckt zu haben. "Du wirst es nicht glauben, aber Eiri hat mir versichert, dass dies die einzig sichere Lösung sei. Er kann mich weder zusammen mit Sakano oder Takasaka unterbringen, bei Koji und Takuto würde ich niemals einziehen und das ich Shuichi etwas antue, will er auch nicht riskieren. Also bleibst nur noch du."
 

"Ah ja." Katsumi zog fragend die Augenbrauen hoch. "Und warum solltest du Shuichi etwas antun? Magst du den Kleinen etwa nicht?"
 

"Nein. Mal ehrlich, kann ,irgendjemand' diese Nervensäge mögen?" Tohma sah endlich auf und verzog verächtlich den Mund. "Sollte ich mit Shuichi in einem Zimmer wohnen, wäre es nur eine Frage der Zeit, ehe er einen bedauerlichen Unfall hat."
 

"So schlimm also?!" Katsumi grinste und schwang die Beine über die Bettkante. "Um ehrlich zu sein, habe ich auch schon oft darüber nachgedacht, wie ich ihn am unauffälligsten verschwinden lassen könnte."
 

Tohma schwieg für einen Augenblick verblüfft an, dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte. Erstaunt sah Katsumi ihn an. Nie zuvor war ihm aufgefallen, wie jung und verletzlich Tohma wirkte, wenn er lachte. Er fragte sich, wie er dies bisher immer hatte übersehen können.
 

"Was ist?" fragte der Musiker schließlich, als Katsumi ihn weiterhin ansah, ohne etwas zu sagen.
 

"Du solltest öfter lachen. Es steht dir."
 

"Tatsächlich?" Tohma hob die Augenbrauen und schenkte Katsumi ein spöttisches Grinsen. "Aber das würde mein Image als skrupelloser Geschäftsmann untergraben. Das kann ich auf gar keinen Fall zulassen."
 

Katsumi grinste und betastete die ansehnliche Beule auf seinem Hinterkopf, wo er bei seinem Ohnmachtsanfall unsanft mit dem Fußboden kollidiert war. "Warum hat K mich eigentlich nicht aufgefangen? Ich hätte gedacht, so eine Chance lässt er sich nicht entgehen."
 

"Du wirst es nicht glauben, aber er hat es wirklich versucht." Tohma musste immer noch lachen, als er daran dachte, was Eiri ihm erzählt hatte. "K wollte dich auffangen, kam dabei an den Abzug seiner Waffe und hätte um ein Haar Takuto erschossen. Koji hat sich natürlich sofort auf ihn gestürzt. In dem darauf folgenden Durcheinander musste K dich leider loslassen, sonst hätte Koji ihn wohl zusammengeschlagen."
 

"Schade."
 

"Wieso schade?" Irritiert zog Tohma die Augenbrauen hoch. "Ich weiß, du magst K nicht besonders, aber..."
 

"Nein, das meine ich nicht. Das war nur einfach ,die' Gelegenheit, Takuto loszuwerden. Was solls. Ich hätte mir ja denken können, dass ich kein Glück habe."
 

Wieder sahen sie sich an und diesmal brachen beide in schallendes Gelächter aus. "Ich habe das Gefühl, dass wir beide im Prinzip das gleiche Problem haben," sagte Tohma schließlich und Katsumi konnte ihm nur aus vollem Herzen zustimmen.
 

"Wir sollten dringend von hier verschwinden. Ich habe ein ganz mieses Gefühl, was diesen Film angeht." Katsumi warf Tohma einen einen kurzen Blick zu und meinte dann: "Was meinst du, wie lange es dauert, bis es zur endgültigen Katastrophe kommt?"
 

"Wer weiß." Tohma lächelte unergründlich. "Das hängt ganz davon ab, ob die anderen uns endlich in Ruhe lassen oder nicht. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich für meinen Teil würde alles tun, um endlich wieder nach Hause zu können."
 

"Ich auch," betonte Katsumi nachdrücklich, doch noch während er sprach, wurde sein Gesicht ernst. "Andererseits ist ,alles' vielleicht zu viel gesagt."
 

Tohma konnte ein Frösteln nicht unterdrücken. "Du hast recht. Es gibt so einige Dinge, die müssen wirklich nicht sein."
 

"Hm." In Katsumis Gedanken formten sich einige interessante Bilder und gleich darauf zierte eine breites Grinsen sein Gesicht. "Sakano und Takasaka auf Tohma-Jagd. Würde bestimmt ein ziemlich interessantes Schauspiel."
 

"Das hätte es jetzt nicht gebraucht." Tohma war auf einmal ziemlich blaß um die Nase. "Mir reichen die Erfahrungen der letzten Tage. Eine Wiederholung muss wirklich nicht sein."
 

"Ist dir immer noch schlecht?" Katsumi erhielt auf seine neugierige Frage nur ein Schulterzucken und ließ es dabei bewenden. Es war ohnehin Zeit für einen Themenwechsel. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir beide uns ähnlicher sind, als wir bisher gedacht haben."
 

"Das könnte sein." Tohma lehnte sich zurück und überlegte, ob er die Frage stellen sollte, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. Schließlich entschied er sich dafür. "Wegen der Sache im Aufenthaltsraum. Darf ich fragen..."
 

"Du willst wissen, worum es ging? Und ich dachte, Takuto hätte allen mein kleines Geheimnis verraten." Plötzlich verlor Katsumis Miene jegliche Heiterkeit. Man sah ihm deutlich an, wie sehr das, was er mit sich herumtrug, ihn belastete. Auf einmal tat er Tohma leid.
 

"Koji hat ihm noch gerade rechtzeitig den Mund zugehalten. Du mußt dir also keine Sorgen machen."
 

"Ja, aber wie lange noch? Irgendwann kommt es ja doch heraus." Katsumi lächelte traurig. "Du kannst dir bestimmt denken, was passiert ist. Izumis Andeutungen waren ja mehr als eindeutig."
 

Auf einmal waren die Erinnerungen wieder da und mit den Erinnerungen kamen die Tränen. Unschlüssig starrte Tohma ihn an, nicht sicher, wie er mit diesem plötzlichen Ausbruch umgehen sollte.
 

"Willst du mir davon erzählen?" fragte er schließlich vorsichtig nach.
 

Katsumi wischte rasch die Tränen beiseite und nickte. "Warum nicht? Izumi wird es sowieso bald allen erzählt haben. Das kann auch Koji nicht verhindern."
 

"Du musst nicht, wenn du nicht willst! Ich dachte nur..." Tohma unterbrach sich, als Katsumi die Hand hob und ihn mit einer energischen Geste zum Schweigen brachte.
 

"Schon in Ordnung. Irgendwie bist du der einzige aus dem ganzen Haufen, dem ich es erzählen ,möchte'. Ich habe den Eindruck, du wirst mich verstehen."
 

Tohmas Augen weiteten sich überrascht. "Aber wir kennen uns doch erst seit einigen Wochen."
 

"Ich weiß, aber irgendwie fühle ich mich bei dir geborgen." Leicht verlegen hob der jüngere die Schultern und überrumpelte Tohma, indem er sich zu ihm auf das Bett setzte und dicht an ihn herankuschelte. Das dieser sich unbehaglich versteifte, ignorierte Katsumi einfach.
 

"Katsumi..."
 

"Shh..." Der jüngere legte Tohma einen Finger auf die Lippen. "Bitte, hör einfach zu. Sag nichts. Dann ist es für mich leichter."
 

Aus einem plötzlichen Impuls heraus nickte Tohma nur und legte ihm den Arm um die Schultern. "In Ordnung. Ich werde einfach nur zuhören."
 

"Die Geschichte ist alles andere als schön," warnte Katsumi noch einmal, doch Tohma lächelte nur.
 

"Es gibt nichts, was mich schockieren oder überraschen könnte. Ich habe in meinem Leben schon mehr gesehen, als mir lieb ist."
 

Diesmal war es an Katsumi, dem anderen einen prüfenden Blick zuzuwerfen, doch Tohma hielt seine Miene betont ausdruckslos.
 

"Also gut." Noch einmal holte er tief Atem und begann zu erzählen.
 

-*-*-
 

Shuichi lag zusammengerollt in seinem Bett und haderte mit seinem Schicksal. Warum liebte Eiri ihn nicht mehr? Die Tatsache, dass er K in ihre Garderobe geholt hatte, sagte alles. Eiri wollte nicht allein mit ihm sein, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, Shuichis Verführungsversuche abwehren zu müssen. Aber warum nur? Es war doch alles in Ordnung gewesen.
 

Mit einem leisen Schluchzen presste er die Hände gegen seine Augen und wischte die unvermeidlichen Tränen beiseite. ,Sicher weine ich ihm zu viel,' dachte er niedergeschlagen und versuchte vergeblich, die Tränen zurückzudrängen. Es half nicht viel. Im Gegenteil. Er fühlte sich noch schlechter als zuvor. Außerdem verstärkte dies seine Kopfschmerzen.
 

Zur Hölle mit K! Er musste handeln und Eiris Liebe zurückgewinnen. Kurz entschlossen glitt Shuichi aus dem Bett und schlich im Dunkeln zu seinem Geliebten. Wozu Rücksicht auf den Manager nehmen? Er wusste doch ohnehin über ihre Beziehung Bescheid.
 

Vorsichtig hob Shuichi die Decke an, die Eiris Körper bedeckte und legte sich vorsichtig neben ihn. Plötzlich drehte Eiri sich um und legte ihm einen Arm um die Hüften. Er zog Shuichi dicht an sich heran und murmelte etwas im Schlaf. Neugierig brachte Shuichi sein Ohr näher an Eiris Lippen.
 

"Mein..." Eiris Griff verstärkte sich und Shuichi konnte für einen kurzen Augenblick kaum atmen. Sollte sein Plan etwa so schnell zum Erfolg führen? Ob Eiri wohl aufwachte und mit ihm schlafen würde? Die nächsten Worte des Schriftstellers allerdings ließen diesen Traum wie eine Seifenblase zerplatzen und stürzten Shuichi in eine der schwersten Krisen seines Lebens. "Tohma... mein Tohma.... du gehörst mir..."
 

-*-*-
 

In dieser Nacht lag Tohma noch lange wach und fragte sich, wieso Katsumi ihm alles erzählt hatte. Ein trauriges kleines Lächeln stahl sich auf seine Züge, als er an die offensichtliche Qual dachte, die sich im Blick des Jüngeren gespiegelt hatte.
 

So ein Geheimnis über Jahre hinweg mit sich herumzuschleppen... Tohma dachte an das, was er selbst vor den Augen der Welt verbarg und konnte nur mit Mühe die Erinnerungen abschütteln, die sich ungebeten in seinen Gedanken ausbreiteten.
 

Wer hätte aber auch ahnen können, dass Katsumi Shibuya weitaus gefährlicher war, als man anhand seines verspielten Äußeren annehmen konnte?
 

Wie hieß es doch so schön? Der Zweck heiligte die Mittel? Nun, vielleicht. Allerdings war der Preis hoch und manchmal zerbrach man daran. So wie Katsumi in den beinahe an dem zerbrochen wäre, was er getan hatte. Mit einem unhörbaren Seufzen schloß er die Augen und ging in Gedanken noch einmal durch, was der Junge ihm kurz zuvor erzählt hatte.
 

Katsumi hatte ein Ziel. Er wollte Arzt werden. Doch leider gab es Fächer, in denen er weniger stark war als in anderen und so versuchte er, seinen Mangel an Talent mit anderen Dingen auszugleichen. Das Ergebnis war eine Affaire mit einem seiner Lehrer, der ihm im Gegenzug in seinen Fächern überdurchschnittliche Testergebnisse garantierte.
 

Doch eine Kette war immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied und eines Tages hatte besagter Lehrer die Nerven verloren und sein das Geheimnis einem seiner Kollegen anvertraut.
 

Dieser konnte kaum glauben, welches Geschenk ihm gemacht worden war und forderte Schweigegeld. Katsumi nahm den Erpressungsversuch relativ gelassen, verabredete sich mit beiden Männern gleichzeitig und hetzte sie so lange gegeneinander auf, bis einer der beiden die Nerven verlor. Betreten hatten sie den Raum zu zweit, es verließ ihn aber nur einer.
 

Katsumi rief die Polizei, zeigte den Mord an, stellte sich als Augenzeuge zur Verfügung und sorgte dafür, dass die Karriere des angehenden Erpressers ein unrühmliches Ende nahm. Das dieser im Gefängnis Selbstmord begehen würde, konnte keiner ahnen...
 

Wieder seufzte Tohma lautlos. Sein Blick ruhte nachdenklich auf den getrockneten Tränenspuren, die immer noch Katsumis Gesicht zierten. Wie man es drehte und wendete, er war in einer Zwickmühle.
 

Die Möglichkeiten, die solch eine Neuigkeit ihm bot, waren nicht mit Gold aufzuwiegen. Nur wenige Tage zuvor hätte er alles darum gegeben, so eine Information in die Hände zu bekommen. Aber jetzt hing die Versuchung, seinen größten Konkurrenten zu erpressen, wie eine reife Frucht vor seiner Nase und doch konnte er sie nicht pflücken.
 

Tohma schüttelte über sich selbst den Kopf, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass ihm durch Katsumis Vertrauen die Hände gebunden waren.
 

"Das zahle ich dir heim," murmelte er unhörbar vor sich hin und gönnte sich ein beinahe liebevolles Lächeln, während seine Finger immer und immer wieder zärtlich durch Katsumis zerzauste Haare strichen.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Legoory
2006-07-23T12:26:36+00:00 23.07.2006 14:26
jap, lang ists her, dass ich ein kommi geschrieben habe XD
aber du weißt ja warum <<°°
also, ab hier kenn ichs noch nicht und es ist sooo genial *.* armer katsumi T.T
ich les gleich mal weiter ;___;
Von:  Roxelane
2006-03-18T19:20:42+00:00 18.03.2006 20:20
*___* Bitte bitte schnell weiterschreiben!!!


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