Zum Inhalt der Seite

Kirschblütenzauber

Harry | Hermine
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sei gut zu den Teigtaschen

Hamada und die Hogwartsschüler erreichten das Tor, es öffnete sich von selbst und sie betraten die Eingangshalle. Der Boden bestand aus dunklen Holzbohlen; von der Eingangshalle aus gingen im hinteren Bereich zwei Gänge ab, davor führte eine Treppe, ebenfalls aus Holz, nach oben. Die Fenster, die links und rechts in die Wände eingelassen waren, sind mit einer Art Holzgitter versehen worden. An der Decke schwebten Laternen aus Papier, die für das nötige Licht sorgten. Sie waren in warmen Farben gehalten wie Orange, Rot oder Beige.

Hamada drehte sich zu den Schülern um und richtete sein Wort an sie: "In weniger als einer halben Stunde gibt es das Abendessen, dem Sie beiwohnen dürfen, es aber nicht unbedingt müssen. Wenn Sie sich lieber ausruhen möchten, können Sie das gern tun. Ihre Koffer befinden sich bereits in den entsprechenden Schlafräumen."

Harry hörte plötzlich Schritte und sah sich fragend um. Sein Blick fiel auf die Treppe, zwei Schüler kamen von dort herab und gingen auf die Gruppe zu. Es waren ein Junge und ein Mädchen, die Harry auf circa 14 oder 15 Jahre schätzte. Der Junge hatte dunkelbraunes, kurzes Haar und ebenso braune, mandelförmige Augen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien er sich zu freuen, Schüler aus einem anderen Land kennen zu lernen. Er trug die gleiche Uniform wie die Schüler, die McGonagall nach Hogwarts mitgenommen hatte. Seine war noch ein gutes Stück rosa mit einigen markanten Goldsprengeln.

Das Mädchen neben ihm, genauso groß wie er, hatte ebenfalls dunkelbraunes Haar, allerdings konnte Harry hier einen leichten Blaustich im Licht der Laternen erkennen. Ihre Augen musterten die neuen Schüler geradezu analytisch, ihr Lächeln jedoch schien eingeübt und nicht wirklich ehrlich. Für Harry stand fest, dass der junge Mann ihm wesentlich sympathischer war. Ihr Umhang war weitaus goldener als der ihres Kameraden. Harry fragte sich, ob diese Farbunterschiede eine Rolle spielten.

Hamada streckte seinen Arm aus und wies gut gelaunt auf die beiden Neuankömmlinge.

"Das sind Machiko Haruno und Hiro Hamada. Diese beiden werden sich vorwiegend um euch kümmern, sämtliche Fragen könnt ihr gerne an die beiden richten. Sie bringen euch auch in die Schlafräume und wahlweise zum Speisesaal."

Die beiden verbeugten sich höflich, während die Hogwartsschüler ihnen verlegen zuwinkten. Harry kam nicht umhin, sich ein Grinsen zu verkneifen, da die Situation ungewollt komisch aussehen musste.

Der munter lächelnde Junge machte einen Schritt nach vorn. "Ich bin Hamada Hiro. In Japan nennt man seinen Nachnamen zuerst, dann seinen Vornamen. Ich bin 15 Jahre alt und mein Zauberstab besteht aus Espe und Phönixfeder."

"Ich heiße Haruno Machiko, mein Nachname schreibt sich mit den Schriftzeichen für Frühling und Weg, mein Vorname mit den Zeichen Wahrheit, Weisheit und Kind. Ich bin auch 15 Jahre alt und mein Zauberstab besteht aus Kirschholz und Drachenherzfaser", stellte sich das Mädchen vor.

Sie lächelte noch immer und Harry fand, dass es noch immer unehrlich aussah.

Hermine sah Professor Hamada fragend an. "Sollen wir uns ...?"

Er nickte ihr aufmunternd zu.

"Okay, also ... ich bin Hermine Granger, Hermine ist mein Vorname. Ich bin 13 Jahre alt, gehöre zum Haus Gryffindor und mein Zauberstab besteht aus Weinrebe und Drachenherzfaser."

Für einen kurzen Moment herrschte dezente Verwirrung, weil niemand sich sicher war, wer als nächstes dran kommen sollte, bis der Slytherin sich unter ihnen nach vorn wagte.

"Theodore Nott, 13 Jahre alt, Reinblut, gehöre zum Haus Slytherin und mein Zauberstab ist aus Esche und Drachenherzfaser", stellte er sich kurz und knapp vor, ehe er sich wieder zurückzog.

Da Susan und Morag sich gegenseitig fragend anstarrten, entschied Harry, dass er es ihnen leicht machen würde. "Harry Potter, ich bin auch 13, bin im Haus Gryffindor und mein Zauberstab ist aus Stechpalme und Phönixfeder."

Der Ravenclaw seufzte, nachdem Susan auf den Boden starrte. "Morag McDougal, ebenfalls 13 und gehöre zum Hause Ravenclaw. Mein Zauberstab besteht aus Schwarznussholz und Einhornhaar."

So sehr Susan den Boden auch anliebte, jetzt musste sie sich vorstellen, wenn auch stockend und an ihrem Umhang nästelnd. "Ich ... bin Susan Bones, auch 13, komm aus Hufflepuff und ich glaube, mein Zauberstab ist aus Weißdorn und Einhornhaar."

Harry hätte Hermine nur zu gern gefragt, warum man sich hier gegenseitig erzählte aus was der eigene Zauberstab bestand, aber Hiro und Machiko bedeuteten der Gruppe bereits ihnen zu folgen – Harry nahm sich vor, Hermine später zu fragen. Sie gingen die Treppe nach oben und passierten dabei zwei weitere Stockwerke, von denen die Schüler aber nicht allzu viel zu Gesicht bekamen, außer Gänge und eigentümliche Türen, die in einzelne Räume führen mussten, aber alle verschlossen waren. Sie stiegen die Treppe bis nach ganz oben, dann blieben Machiko und Hiro, ein Stück von der Treppe entfernt, stehen.

"In Mahoutokoro schlafen Jungen und Mädchen getrennt", erklärte Machiko, Hermine meldete sich sofort.

"Das ist in Hogwarts auch so."

"Damit hab ich die Wette gewonnen!", sagte Hiro und klatschte erfreut in die Hände.

Machiko sah ihn scharf von der Seite an und Hiro verschränkte verlegen seine Hände hinter seinem Rücken.

Harry konnte sein Lachen nicht unterdrücken, ehe er nachfragte: "Ihr habt gewettet?! Ehrlich?"

Hiro nickte begeistert. "Es stehen sogar noch ein paar aus!"

"Hamada-kun!", zischte Machiko Hiro an, der nur mit den Schultern zuckte.

"Er hat gefragt."

Machiko sah ihn eisig an. "Das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir bringen euch jetzt erst mal in die getrennten Schlafräume, dort bekommt ihr auch eure eigenen Schuluniformen" Sie winkte Hermine und Susan zu sich, ging an der nach unten führenden Treppe herum und folgte einem, ebenfalls mit Laternen, ausgeleuchteten Gang.

Hiro ging in einen Gang, der parallel zu dem lag, den Machiko gewählte hatte – Harry, Theodore und Morag folgten Hiro.

Harry wollte Hiro unbedingt alles fragen, was ihn bis dahin anders und neu vorgekommen war, musste sich aber erst mal sortieren. Er räusperte sich verlegen und tippte Hiro auf die Schulter.

"Also ... ich hab ein paar Fragen ..."

Hiro lächelte ihn aufmunternd an. "Na klar, stell sie mir! Ich hab dann auch welche!"

"Als erstes, die Sache mit den Umhängen. Bedeuten die Farben irgendwas bestimmtes?"

Hiro stupste mit seinem Zauberstab eine zu tief schwebende Lampe fort, ehe er antwortete: "O ja! Daran kannst du sehen, wie viel du und andere schon können. Umso goldener dein Umhang ist, ein desto besserer Magier bist du. Wenn sich der Umhang aber weiß färbt, bedeutet dass, das derjenige schwarze Magie verwendet hat. Das ist streng verboten, dafür kann man von der Schule verwiesen werden und muss sich vor dem Gericht dafür verantworten", erklärte Hiro und blieb am hinteren Ende des Ganges vor einer Schiebetür stehen.

"Diese Türen kennt ihr wahrscheinlich nicht, oder?", fragte Hiro und tippte sie an.

Ehe die Schüler antworten konnten, glitt die Schiebetür von selbst auf und gab einen großen, quadratischen Raum frei.

"Wir wohnen in einem europäischen Schloss, da sind Türen aus Holz üblich, die nach außen oder innen schwingen. Aber wenn ich mich richtig erinnere, nennt man solche Türen Fusuma, oder?", meldete sich Morag zu Wort und musterte die Einrichtung neugierig.

Hiro nickte begeistert, während er den Raum betrat. "Richtig! Bei euch verteilt man Punkte, wenn man was gut gemacht hat, oder?"

Harry nickte. "Jap, und wenn du was vergeigst, werden dir welche abgezogen."

Hiro und die Hogwartsschüler standen jetzt mitten im Raum, der, zu Harrys Überraschung, ziemlich leer aussah. Er fragte sich zum einen, wo die Betten hier waren und zum anderen, wo die Schüler ihre Habseligkeiten aufbewahrten.

"Es werden euch Punkte abgezogen, wenn ihr einen Zauber nicht hinbekommt?", fragte Hiro erstaunt nach.

Theodore schritt skeptischen Blickes durch den Raum und schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, das hat Potter nicht gemeint. Punkte werden dir abgezogen, wenn du die Hausregeln brichst oder Blödsinn machst. Übrigens einer der Gründe, warum Gryffindor ziemlich häufig Punkte verliert." Er blinzelte Harry schadenfroh an, ehe er sich weiter umsah.

Hiro zog die Augenbrauen hoch. "Ach, echt?"

"Nein, wir verlieren ziemlich viele Punkte, weil der Hauslehrer von Slytherin uns nicht leiden kann!", antwortete Harry zerknirscht und funkelte Theodore zornig an.

"Und du, bist du neutral?", wollte Hiro von Morag wissen, der sich dezent aus der Diskussion rausgehalten hatte.

Morag lächelte schief. "Der Klügere gibt nach, wenn du verstehst ..."

Hiro brauchte einen kurzen Moment, ehe er laut auflachte und wieder in die Hände klatschte.

"Ihr seid lustig! Ich kann euch gut leiden! Okay, also, ich zeuge euch eure Koffer, die haben wir in den Schränken verstaut."

Morag nickte verständig, während Harry und Theodore Hiro anschauten, als wüsste der nicht, was eigentlich ein Schrank ist. Gegenüber dem Fusuma befanden sich Fenster, die mit den gleichen Holzgittern versehen waren wie die, die Harry unten auch gesehen hatte. Hiro lief zur linken Wand, hob seinen Zauberstab und Harry und Theodore begriffen, dass die Schränke nach innen verbaut worden waren und durch Fusuma verschlossen wurden.

Der Schrank war so aufgeteilt, dass man seinen Umhang hineinhängen konnte und die Koffer darunterstellen, daneben befanden sich Fächer für Wäsche, Schulmaterialien und andere Habseligkeiten. Harry erkannte seinen Koffer, der sich neben den seiner Mitschüler befand. Als die Schüler vor ihren Sachen standen, klatschte Hiro noch einmal in die Hände.

"Okay, kurze Frage: wollt ihr mit zum Abendessen?"

Harry und die anderen bejahten das sofort, Harry knurrte der Magen, obwohl das Frühstück noch gar nicht so lange her war.

"Prima. Dann machen wir das so: ich zeig euch die Waschräume, da könnt ihr euch umziehen. Danach gehen wir zum Essen. Um eure Koffer kümmern wir uns danach, alles klar?" Hiro sah seine Schützlinge breit lächelnd an, danach ging er zur Fusuma und hielt kurz inne. "O richtig ... Hier ist es üblich, die Fusuma mit dem Zauberstab und nie mit den Händen zu öffnen. Wer Fusuma mit Händen öffnen muss wird von anderen geärgert. Wenn ihr nicht No-Maj oder Squib genannt werden wollt, solltet ihr die Türen nur mit Magie öffnen."

"Klar ... und wie kriegen wir das hin?", fragte Harry sofort, der sich bereits scheitern sah.

Theodore hatte seinen Zauberstab schon gezogen, stellte sich neben Hiro und tippte die Fusuma an. Leise schabend glitt sie zur Seite und gab den Gang frei.

"Einfach", stellte er fest und gab Hiro zu verstehen, dass er voran gehen sollte.

Morag räusperte sich und zog ebenfalls seinen Zauberstab hervor. "Kann ich mich dann an der nächsten versuchen?"

Hiro nickte und forderte Harry und seine Mitschüler auf, sich jeweils einen Umhang mitzunehmen, ehe sie gemeinsam den Schlafraum verließen. Sie gingen den Gang bis zum Schluss und blieben bei der letzten Tür stehen. Hiro deutete auf die Fusuma und winkte Morag heran. Morag hob den Zauberstab, tippte sie an und musste feststellen, dass sich nichts rührte.

Morag seufzte. "Mein Zauberstab ist etwas schwierig, wenn ich nervös bin ..."

Hiro zuckte mit den Schultern. "Das kriegst du schon noch hin, mach dir keine Sorgen."

Harry schob sich neben Morag und fragte ihn: "Macht's dir was aus, wenn ich mal –?"

Er schüttelte den Kopf.

Harry fragte sich, wie Theodore die Tür nur aufbekommen hatte und kam zu dem Schluss, das er mit Alohomora bestimmt nicht daneben liegen konnte. Er dachte über diesen Zauber nach, während er die Fusuma antippte und tatsächlich – sie öffnete sich ohne Probleme.

"Im Ernst jetzt?", grummelte Morag frustriert.

Während sie den Waschraum betraten, meinte Harry zu seinem Kameraden, dass das gar nicht so schwer war wie es aussah.

Theodore schnaubte leise. "Wenn Potter es hin bekommt ..."

Harry warf dem Slytherin einen wütenden Blick zu. Er hätte gerne etwas erwidert, aber sich hier und jetzt zu streiten erschien ihm keine besonders gute Idee. Warum mussten sie auch ausgerechnet einen Slytherin in seine Gruppe einteilen?!

Mit Wut im Bauch, zogen Harry und seine Mitschüler sich flott um und kehrten mit Hiro zum Schlafraum zurück, um ihre Hogwarts-Uniformen im Schrank zu verstauen. Während sie dies taten, musste Harry feststellen, dass sein Umhang alles andere als golden war – selbst der Umhang von Theodore hatte mehr goldene Sprenkel und Schlieren.

Auf dem Weg nach unten fiel Harry noch eine weitere Frage ein, die er an Hiro richten wollte.

"Das mit den Zauberstäben ... Wozu habt ihr uns gesagt, aus was eure bestehen?"

Hiro warf beim Laufen einen Blick nach hinten, den Harry eindeutig als überrascht identifizieren konnte.

"Der Zauberstab sucht sich den Zauberer. Das weißt du doch, oder?"

Harry bejahte, erriet aber noch nicht, was das bedeuten sollte.

"Das Holz aus einem Zauberstab reagiert auf Zauberer und Hexen mit bestimmten Charaktereigenschaften. Wir lernen recht früh, welche Sorte Zauberstab sich in der Regel welchen Zauberer aussucht.

Nehmen wir mal meinen Zauberstab: er besteht aus Espe, man sagt ihm nach, dass er sich gut für Zauberkunst eignet, was ich übrigens bestätigen kann. Man sagt auch, wer einen Zauberstab aus Espe besitzt, ist jemand, der fest entschlossen seine Ziele verfolgt und sich gerne neuen Herausforderungen stellt. Die Kerne sind auch unterschiedlich, Drachenherzfaser lernt Zauber zum Beispiel am schnellsten und ist leider für schwarze Magie am besten geeignet, Einhornhaar spricht auf schwarze Magie am schlechtesten an."

Sie sind bei der Treppe angelangt und die Schüler folgten Hiro nach unten.

"Also ... versucht ihr über die Zauberstäbe bereits herauszufinden, wer welche Charaktereigenschaften hat?", fragte Harry nach.

"Ja, genau. Wir Japaner glauben, dass Zauberstäbe aus Kirschholz die besten sind. Sie haben eine ganz bestimmte Magie, etwas, das kein anderes Holz hat!" Hiros Augen leuchteten begeistert, als er Harry und den anderen davon erzählte. "Egal, mit welchem Kern, Zauberstäbe aus Kirschholz sind immer mächtig, aber mit Drachenherzfaser sollen sie am schwierigsten zu händeln sein!"

Harry runzelt die Stirn, während sie am Ende der Treppe angelangt waren. "Hat ... Machiko nicht so einen?"

"Ja, hat sie! Und sie ist eine richtig gute Hexe!", bestätigte Hiro sofort.

Sie gingen eine der Gänge nach hinten. Auch hier befanden sich an den Seiten Räume, die mit Fusuma verschlossen waren.

"Mein Zauberstab ist aus Esche, was bedeutet das für mich?", fragte Theodore plötzlich.

"Esche? Ich würde sagen, dass du an das, woran du glaubst und von dem du denkst, dass es richtig ist, überzeugt bist und dass du diese Einstellung so schnell auch nicht änderst. Du bist stur und mutig, aber nicht grob oder arrogant", erzählte Hiro und grinste Theodore breit an.

Theodore runzelte die Stirn und dachte eine Weile darüber nach, während die anderen sich ausschwiegen.

"Zum Teil ist das korrekt, denke ich ..."

"Ja, nicht alle, alle Eigenschaften treffen immer zu, aber ein paar tun es bestimmt", pflichtete Hiro ihm bei.

Sie waren am Ende des Ganges angekommen, der mit einer Fusuma abschloss. Dahinter konnte man deutlich leise Unterhaltungen vernehmen, weshalb Harry davon ausging, dass sich hier der Speisesaal befinden musste. Harry warf noch einmal einen Blick auf den ungewohnten Umhang: dass er gar so rosa war und fast kein bisschen golden, behagte ihm gar nicht. War er wirklich so ein miserabler Zauberer? Doch Harry hatte keine Zeit mehr, sich weiter Gedanken darüber zu machen, da Hiro sie alle in den Speisesaal führte. Harry staunte nicht schlecht. Was er sah, war ihm jetzt nicht völlig neu, aber er hatte trotzdem nicht damit gerechnet.

Der Raum war sehr groß, Harry hatte den Verdacht, dass der Raum magisch vergrößert worden war, damit alle Schüler hier auch hineinpassten. Der Boden war mit weichen, beigen Matten ausgelegt, in einigen Abständen waren niedrige, quadratische Tische aufgestellt worden, an denen fünf Schüler Platz fanden. Sie waren sehr dunkel gehalten und vor allem sehr, sehr niedrig. Hier musste man sich auf den Boden setzen, anstatt auf Stühle, um essen zu können und Harry hatte jetzt schon eingeschlafene Füße, wenn er daran nur dachte.

Hiro lächelte seine Schützlinge aufmunternd an. "Ah, ich sehe schon, das mit den Tischen hat's euch angetan, was?"

Morag räusperte sich und hob seine Hände. "Es ist nur ungewohnt, das ist alles!"

"Uns werden die Füße einschlafen, das ist mal sicher", bestätigte Theodore trocken.

"Ihr gewöhnt euch bestimmt schnell daran."

Hiros gute Laune steckte Harry einfach an; dass die Tische so niedrig waren und Harry nicht wusste, was es zu essen gab oder ob ihm das auch schmeckte, darüber versuchte er sich erst mal nicht so viele Gedanken zu machen. Als er einen Schritt in den Raum machen wollte, legte Hiro ihm eine Hand auf die Schulter.

"Eine Sache noch, hier geht man nicht mit Schuhen rein. Zieht sie aus und reiht sie einfach da mit auf" Er deutete auf die Wand neben dem Ausgang, wo unzählige Schuhe ordentlich nebeneinander standen.

Nachdem sie sich ihrer Schuhe entledigt hatten, sahen sie sich fragend um. Harry entdeckte Hermine, die bereits mit Susan und Machiko an einem Tisch saßen, neben dem als einziger noch ein zweiter Tisch herangeschoben worden war. Hiro steuerte diesen zu Harrys Erleichterung auch gleich an. Harry warf sofort einen Blick auf Hermines Umhang und musste feststellen, dass er zwar nicht ausschließlich golden, aber zumindest ein ganzes Stück goldener war als sein eigener. Der einzige Lichtblick für ihn war, dass er zumindest mehr Gold aufwies als der von Theodore. Für ein Reinblut, das der Meinung ist, Muggelstämmige dürften gar nicht erst zaubern, musste das ein schöner Dämpfer sein. Harry schielte zu Theodore hinüber, aber der verzog darüber keine Miene oder ignorierte es geflissentlich.

Am Tisch angekommen begrüßte Machiko die vier förmlich. Harry schaute sich an, wie seine japanischen Mitschüler sich setzten und amte sie einfach nach, nur um kurz darauf festzustellen, dass das verdammt unbequem war. Er atmete tief durch – vermutlich nur eine Frage der Gewöhnung, aber wenn er sich Hermine so ansah, dann war sie auch nicht gerade die Entspannung in Person.

"Es gibt sehr viele verschiedene Speisen, wir hoffen, dass sie euch schmecken!", sagte Machiko und griff nach einem feuchten Tuch, das sich in einer Schüssel vor ihr befand.

Sie schien damit ihre Hände zu säubern und dann leicht ihren Mund abzutupfen, dann verschwand die Schüssel und sie platzierte ihre Serviette auf ihren Schoß. Harry wollte dieses Verhalten ebenso imitieren, bis er merkte, dass Hiro das etwas anders machte; er rieb sich mit dem Tuch nicht nur die Hände sauber, sondern auch sein Gesicht. Da Theodore und Morag das nachmachten, entschied Harry einfach, mitzuziehen. Das Tuch war angenehm warm, Harry legte es sich auf seinen Schoß und seine Schüssel verschwand, genau wie alle anderen.

"Oshibori", sagte Hiro plötzlich und hielt noch das Tuch in der Hand. "Wir reinigen uns damit, bevor wir essen. Kennt ihr so etwas?"

"Wir gehen vorher ins Bad und waschen uns dort die Hände, bevor wir essen", erklärte Hermine wie aus der Pistole geschossen.

Morag, der das wohl ebenso sagen wollte, klappte seinen Mund wieder zu und schwieg schmollend.

Harry sah, wie ein Mann in einem farbenprächtigen Umhang an die Stirnseite des Raumes ging. Der Umhang war in rot gehalten und mit unzähligen, goldenen Stickereien versehen. Er hatte lange, graue Haare und einen Bart, der ihm bis zur Brust reichte und am Ende mit einem Zopf zusammengehalten wurde. Sein Gesicht war mit Falten durchzogen, die ihm einen gutmütigen Ausdruck verliehen. Der Mann blieb am Ende des Raumes stehen und die Schüler unterbrachen sofort ihre Unterhaltungen. Für einen kurzen Moment herrschte eine solche Stille, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

"Schülerinnen und Schüler, ich begrüße euch. Mein Name ist Yamanaka Takashi, ich bin der Leiter dieser Schule. Ich erzähle euch das, weil wir heute Gäste unter uns haben. Wie ihr alle wisst, beherbergen wir für einen Monat Schüler aus Hogwarts. Lasst uns unsere Gäste Willkommen heißen!"

Die Schüler klatschten höflich, ehe Yamanaka weiter sprach.

"Ich möchte unsere Gäste zu mir nach vorne bitten."

Die dunklen Augen richteten sich freundlich auf Harry und seine Kameraden. Sie kamen hastig auf ihre Füße und liefen nacheinander zum Schulleiter nach vorne.

"Ich bitte euch, euch nacheinander vorzustellen. Euer Name und euer Alter genügt uns."

Hermine machte erneut den Anfang, ehe sich die anderen vorstellten. Als sie geendet hatte, klatschten die Schüler noch einmal, dann setzte Yamanaka seine Rede fort. "Unsere Gäste sollen einen guten Eindruck von Mahoutokoro bekommen. Sie werden den gleichen Unterricht wie ihr besuchen, mit uns essen, sich mit uns unterhalten und hoffentlich viel Neues und Aufregendes erfahren und lernen.

Nun ist es aber an der Zeit, dass wir unser Abendessen zu uns nehmen."

Yamanaka richtete sich leise an die Hogwartsschüler. "Ich freue mich, dass ihr hier seid. Wenn ihr etwas auf dem Herzen habt, zögert nicht, es mir mitzuteilen. Haruno-chan und Hamada-kun werden sich gut um euch kümmern." Er lächelte sie freundlich an, Harry und die anderen nickten und bedankten sich, ehe sie zu ihren Plätzen zurückkehrten.

"Yamanaka-sensei ist ein sehr mächtiger Zauberer, er leitet die Schule schon seit über 30 Jahren!", erzählte Hiro, während Harry neben ihm Platz nahm und dabei hoffte, sich schnell an die Sitzposition zu gewöhnen.

Theodore musste feststellen, dass er es sich neben Hermine bequem machen musste, was ihm offenbar nicht so recht zusagte. Er verzog den Mund und setzte sich hin.

Hermine zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.

Kaum, dass sich alle hingesetzt haben, erschien, wie aus dem Nichts, verschiedenste Mahlzeiten auf dem Tisch. Harry sah Suppen, in denen Teigtaschen schwammen – lange, dünne Nudeln, gemischt mit Fleisch und Gemüsesorten – frittiertes Gemüse, Fisch, Meeresfrüchte und Fleisch – viel Reis und noch einiges mehr. Auch Gläser tauchten auf und verschiedene Getränke, zum Beispiel ganz normales Wasser, aber auch Säfte.

Machiko fragte, ob alle mit Wasser einverstanden wären, nachdem das bejaht wurde, goss sie für alle ein. Harry stellte fest, dass er zwei paar Stäbchen hatte, war sich aber nicht mehr sicher, warum das so war.

"Also ... ein Paar Stäbchen nimmt man, um sich das Essen auf den Teller zu holen und das andere ist dann nur zum Essen da, richtig?"

Hiro, der offenbar darauf wartete, dass seine Gäste als erste zulangten, bejahte das.

Hermine beugte sich zu Harry über den Tisch und murmelte leise: "Vergiss nicht, dass man sich nicht einfach selbst einschenkt. Wenn du was brauchst, schenk erst mal jemand anderem ein, dessen Glas fast leer ist, dann wird derjenige dich darum bitten, dir einschenken zu dürfen."

"Was heißt hier, vergiss nicht, das wusste ich noch gar nicht!", flüsterte Harry energisch zurück und zog eine kleine Suppenschussel zu sich heran, die ganz angenehm roch.

"O Harry, das hab ich dir heute Morgen beim Frühstücken erklärt!"

"Du hast mir da eine Menge erklärt, ich kann mir das doch nicht alles auf einmal merken!"

Theodore schob sich mit seinen Stäbchen Frittiertes auf den Teller und meinte spitz zu Harry: "Ich wette, du hast dir gar nichts gemerkt, Potter. Granger darf dein wandelndes Lexikon spielen – so wie immer."

"Das mit den Stäbchen hab ich mir gemerkt, Nott!"

"Jungs!" Hermine schüttelte seufzend ihren Kopf.

"Potter-san, ich möchte dich etwas fragen", sagte Machiko unvermittelt und lächelte Harry breit an.

"Ja, sicher doch!"

"Man sagt, du hast letztes Jahr gegen einen Basilisk gekämpft, ist das wahr?" Sie musterte Harry mit dunkel glänzenden Augen und schien ehrlich daran interessiert.

Harry nickte, während er mit seinen Stäbchen eine Teigtasche herausholte.

"Ja, hab ich. Ich geb ehrlich zu, dass ich eine Heidenangst hatte."

"Er hat ja auch ein nützliches Talent, nicht wahr, Potter?" Vielsagend schaute Theodore Harry an und grinste schief.

"Jaah, aber das hat mir bei dem Basilisk nicht viel genutzt, der hat mir nämlich nicht gehorcht", antwortete Harry eisig, ehe er sich seine erste Teigtasche in den Mund schob.

Sie schien mit Meeresfrüchten gefüllt, schmeckte ihm aber sehr gut – die Suppe bereute er schon mal nicht.

Hiro schaute Harry neugierig an. "Darf ich fragen, was das für ein Talent ist?"

"Ich ... äh ..." Harry schaute angestrengt seine Suppenschüssel an.

Er war nicht erpicht darauf, über seine Fähigkeit zu sprechen, aber er konnte ja auch schlecht einfach "gar nichts" sagen.

"Ich ... kann mit Schlangen sprechen", sagte er schließlich zögerlich und könnte Theodore dafür würgen, dass er das Thema überhaupt erst angeschnitten hatte.

Harry erinnerte sich nur allzu gut an sein letztes Schuljahr und wie ihm alle Schüler aus dem Weg gegangen waren, nachdem herauskam, dass er ein Parselmund war. Hier, in einer völlig fremden Umgebung, dafür vielleicht gemieden zu werden, war eine schreckliche Vorstellung für Harry. Es wunderte ihn also nicht, dass Theodore die Gelegenheit nutzte, ihn schlecht da stehen zu lassen, aber es ärgerte ihn ungemein.

"Mit Schlangen sprechen, das kannst du?", fragte Machiko nach und Harry stellte überrascht fest, dass sie weder angewidert noch verschreckt klang, sondern eher äußerst interessiert, wenn nicht sogar neugierig.

"Ja, es ... Ich kann es einfach, ich hab bei den ersten Malen gar nicht gemerkt, dass ich Parsel spreche", erzählte Harry verlegen und fragte sich insgeheim, warum die japanischen Schüler das nicht schrecklich fanden, aber vielleicht waren sie einfach nur sehr höflich.

Hiro nahm sich den Wasserkrug und machte Harrys halbleeres Glas voll, ehe er sein eigenes füllte.

"Mit Schlangen sprechen zu können ist eine sehr gute Fähigkeit. Hier in Japan gibt es einige böse Wesen, die als Schlangen auftauchen und großen Ärger machen. Es ist nicht gerade leicht, einen Zauberer oder eine Hexe zu finden, die sich dann mit dem Wesen unterhalten kann. Wir bevorzugen es, diesen Wesenheiten lieber nichts anzutun – einige können sehr rachsüchtig sein."

"Also, ist das für euch etwas Gutes, dass ich das kann?", fragte Harry überrascht nach.

"O ja, sehr gut sogar. Ein Parselmund an unseren Tisch zu wissen, ist eine große Ehre für uns!", meinte Machiko und nickte Harry zu.

Harry fiel ein großer Stein vom Herzen. Seine Fähigkeit würde hier also als etwas Positives angesehen werden und ihm vielleicht dabei helfen, neue Freundschaften zu schließen und gut mit anderen Mitschülern auszukommen. Er linste zu Theodore hinüber, der mit ausdrucksloser Miene frittiertes Fleisch aß.

Susan schien nicht recht zu wissen, was sie zu dem aktuellen Thema sagen sollte und beschäftigte sich daher lieber mit ihren Nudeln mit Gemüse – außerdem war sie mit den Stäbchen voll auf beschäftigt, bis Machiko sie fragte, ob sie ihr zur Hand gehen könne.

"Das ist nicht so schwierig wie es aussieht. Wenn es gar nicht geht, können wir dir auch Besteck besorgen."

Susan schüttelte verbissen den Kopf. "Nein, ich möchte das lernen."

"Die mag ich auch am liebsten."

Harry zuckte heftig zusammen und blickte von seiner Teigtasche auf, die sich weigerte, auf seinem Stäbchen liegen zu bleiben. Neben ihm stand ein etwa elfjähriger Junge mit dunkelroten Haaren und berndsteinfarbenen Augen, die ihn eindringlich und äußerst neugierig zugleich ansahen. Sein Gesicht lief zum Kinn hin spitz zu und erschien Harry hinterlistig.

"H-Hallo, ich bin –"

"Harry Potter. Ich hab heute keine Teigtaschen bekommen. Schade eigentlich", fiel der Junge Harry einfach ins Wort und starrte Harrys Teigtaschen gierig an.

Harry glotzte den Jungen verwirrt an. Was war das denn für einer?!

"Wir haben noch andere Gäste, nicht nur Potter-san", sagte Machiko scharf und musterte den Jungen argwöhnisch, der nur langsam seinen Blick von den Teigtaschen lösen konnte.

"Das ist Granger Hermine, Nott Theodore, Bones Susan und McDougal Morag", stellte Hiro Harrys Kameraden vor, behielt den Jungen aber ebenfalls die ganze Zeit über im Auge.

"Du passt gut auf uns auf, nicht wahr?", fragte Machiko und Harry entging nicht, dass ihre Stimme mahnend klang.

Der Rotschopf grinste schief und blickte sie mit unergründlichen Augen an, so als suche er nach einem Schwachpunkt bei ihr.

"Wenn Yamanaka-sama das möchte ..." Er wandte sich Harry zu und deutete auf seine Suppe. "Sei gut zu den Teigtaschen!" Bei diesen Worten machte er ein sehr ernstes Gesicht, ehe er sich umdrehte und leicht geduckt durch den Speisesaal davonschlich.

Harry schaute ihm verdutzt hinterher, ehe er erkannte, was ihn noch viel mehr aus der Bahn warf, als die absurde Unterhaltung über Teigtaschen.

Aus dem Hosenbund des Jungen lugten sieben Fuchsschweife hervor.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück