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Meerjungfrauen küssen besser

Aurora/Arielle
von

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Eine Geschichte

Komm heraus, kleine Prinzessin. Ich weiß, dass du da bist!"

Auf frischer Tat ertappt kam eine kleine Meerjungfrau von gerade einmal sechs Jahren hinter dem Korallenriff hervor. Ihr rotes Haar wehte hinter ihr her, während sie auf die Meereshexe zu schwamm.

"Arielle!" Ein leichtes Lächeln umspielte Ursulas Lippen, während ihr Blick jedoch weiterhin gelangweilt blieb. "Hat dein Vater dir nicht verboten, hierher zu kommen?"

Arielle blieb wenige Meter vor ihr stehen und senkte dann bejahend ihren Kopf.

"So jung und schon so rebellisch. Das gefällt mir, Kleines!" Mit ihren Tentakeln griff sie nach Arielle und zog sie näher an sich heran. Arielle lachte, war das für sie doch nur ein Spiel.

"Also, was führt dich zu mir, zu solch später Stunde? Müsstest du nicht längst in der Muschel liegen und schlafen?"

"Ich kann aber nicht einschlafen, Tante Ursula!", klagte Arielle. "Alana schnarcht so schrecklich laut. Und jetzt, wo Papa und Mama weg sind, kann ich mich nicht zu ihnen schleichen." Sie seufzte laut und streichelte fasziniert über Ursulas Tentakel. "Die sind so weich und glitschig, Tante Ursula. Das fühlt sich lustig an."

"Es ist unhöflich so etwas zu sagen!" Ursulas Stimme war harscher als gedacht, denn die kleine Meerjungfrau erschrak und Tränen stiegen ihr in die Augen.

"Ruhig, ruhig, Prinzessin. Aber sei vorsichtig mit deinen Worten. Irgendwann wird jemand kommen und dich in einen Wurm verwandeln, wenn du etwas falsches sagst!"

"Dann wäre ich aber der hübscheste Wurm von allen, Tante Ursula."

"Ach, wirklich? Dabei ist Schönheit nicht alles, Fischlein. Und manchmal kann Schönheit auch dein Verderben bedeuten!"

"Hast du etwa eine Geschichte für mich?" Arielles Augen strahlten vor Freude. Deswegen war sie hier, obwohl ihr Vater es ihr verboten hatte. Sie verstand nicht, weshalb ihr Vater Ursula verbot, den Palast zu verlassen und weshalb er nicht wollte, dass seine Töchter mit ihr Umgang pflegten. Ihre Mama sah das anders. Sie besuchte Tante Ursula auch ständig. Und außerdem konnte niemand so gut Geschichten erzählen wie die Meereshexe.

"Vor langer Zeit lebten einmal ein König und eine Königin. Sie liebten einander sehr, doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihnen. Jahr für Jahr verging, doch die Königin gebar kein Kind.

Und während sie eines Nachts ihr Leid beklagte, da erschien ihr auf einmal eine Fee. Doch es war keine gewöhnliche Fee. Es war die dunkle Fee, die auf den Namen Malefiz hörte. Die Herrscherin allen Bösen, dessen Zauberkräfte so gewaltig waren, dass sie sich in einen riesigen Drachen verwandeln konnte. Sie hatte das Klagen der Königin gehört und so bot sie ihr einen Handel an. Ich kann euch ein Kind schenken, meine Königin. Einen Burschen, so stark, dass feindliche Armeen ihre Waffen niederlegen, wenn sie nur seinen Namen hören oder ein Mädchen von solcher Anmut und Grazie, das jeder Mensch sie nur mögen kann., so sprach Malefiz zu ihr. Doch dafür müsst ihr mir erlauben, eurem Kind zu seiner Taufe ein Geschenk zu machen!

Natürlich lehnte die Königin ab, denn sie wollte nicht, dass Malefiz dem Kind etwas antat. Was brachte ihr ein Kind, wenn es so hässlich war, dass jeder bei dessen Anblick zu Stein erstarren würde? Doch dann belauschte sie ein Gespräch zwischen ihrem Mann und seinem engsten Berater. Sie redeten über die Königin und das sie dem Volk noch immer keinen Erben präsentiert hatten. Ihr seid schon längst nicht mehr der Jüngste, wenn Ihr mir erlaubt, das zu sagen. Sucht Euch eine neue Frau. Eine Frau, die jung ist, die wird euch einen Sohn schenken. So lauteten die Worte des königlichen Beraters. Und so entschied sich die Königin den Pakt mit der dunklen Fee einzugehen. Neun Monate später schenkte sie dem Volk eine Thronfolgerin. Ein kleines Mädchen ward geboren und ihr Name lautete Aurora.

Schon bald sollte die Taufe stattfinden und so wurden Einladungen in alle Ecken und Winkel des Königreiches verschickt. Benachbarte Könige und Königinnen, der ganze Adel und sogar das gemeine Volk wurden zu diesem Anlass geladen. Selbst die drei Schutzfeen des Landes erhielten eine Einladung.

Die Königin hatte ihren Pakt mit der dunklen Fee nicht vergessen. Doch tat sie alles, damit Malefiz nicht auftauchen würde. So schickte sie ihr eine Einladung, in der geschrieben stand, das die Taufe erst in einer Woche stattfand. Sie hoffte, die dunkle Fee damit austricksen zu können. Denn eine Feengabe kann nur während der Taufe verschenkt werden.

Kleines Prinzesschen, so sprach die erste Fee zu dem kleinen Baby. Mein Geschenk sei die Gabe der Schönheit. Eure Anmut und Eleganz soll jeden verzaubern, dem Ihr begegnet. Und dann trat die zweite Fee nach vorne und ihr Wunsch lautete, dass die Prinzessin eine Stimme wie Gold haben würde. Ihr Gesang soll so klar und hell sein wie die Nachtigall selbst.

Und ich schenke Euch die Gabe des Träumens, kleine Prinzessin. Nie sollen Alpträume Euch schlaflose Nächte bereiten, so sprach die dritte Fee. Und als diese ihren Wunsch ausgesprochen hatte, da verdunkelte sich auf einmal der Thronsaal, alle Lichter flackerten und auf einmal stand sie da - die Dinge Fee Malefiz

Sieh an!, so sprach sie zum Königspaar. "Was für eine erlauchte Versammlung, Königin Stefanie. Majestät, Fürstlichkeiten, der hohe Adel und... Sie lachte gehässig. ... Komisch, auch das gemeine Volk! Ich war untröstlich, meine Einladung enthielt leider falsche Angaben. Aber was für ein Glück, das ich sowieso heute in der Gegend war, oder?

Eine der Feen flog hervor. Euch hat niemand eingeladen, rief sie ihr entgegen, doch Malefiz lachte nur unbekümmert.

Oh, aber natürlich bin ich eingeladen. Nicht wahr, meine Königin? Schließlich gehört es sich nun mal, dass jede Fee der Prinzessin ein Geschenk macht...

Oh, ich flehe Euch an, teure Fee. Bitte, lasst meinen Sonnenschein in Ruhe und tut ihr nichts! Bitte, lasst sie am Leben. Vor den Augen aller Anwesenden und vor denen ihres eigenen Mannes ging die Königin auf die Knie vor der dunklen Fee.

Niemals käme ich auf solch einen grausamen Gedanken, liebste Freundin... Alle, die Ihr hier seid, hört mich an! Die Prinzessin soll strahlend und schön wie eine Rose erblühen und von einem jeden geliebt werden, der ihr begegnet. Jedoch... bevor noch die Sonne an ihrem sechzehnten Geburtstag untergeht, soll sie sich mit der Spindel eines Spinnrades in den Finger stecken und in einen Schlaf fallen, der 100 Jahre andauert. Und nur ein Kuss der wahren Liebe soll sie erlösen können. Doch kein Menschenmann auf Erden, ob Königssohn oder einfacher Bauer, soll die Prinzessin aus dem Schlaf wecken können. Und jeder von ihnen, der sie nur wegen ihrer Schönheit liebt, soll in eine Rose mit spitzen Dornen verwandelt werden, kaum dass sich ihre Lippen berühren.

Oh,was seid Ihr nur für ein Monster! schimpfte die dritte Fee. Wenn Ihr vor mir aufgetaucht wärt, dann hätte ich mein Geschenk verwendet um euren Fluch aufzuheben.

Malefiz lachte laut. Ich wusste, dass Ihr so etwas sagen würdet. Und genau deshalb bin ich erst danach aufgetaucht! Und dann verschwand die dunkle Fee genauso plötzlich wie sie gekommen war.

Natürlich taten der König und die Königin alles, um ihre Tochter zu beschützen. Sie verbrannten jedes Spinnrad im Reich und entschieden sich schweren Herzens, ihr Kind von den drei Feen großziehen zu lassen. Fernab vom Palast im tiefsten Wald wuchs die Prinzessin zu einer wunderschönen Dame heran. Und am Tag vor ihrem sechzehnten Geburtstag begegnete sie im Wald einem fremden Jüngling. Er war fasziniert von ihrer Schönheit und ihrer Stimme und auch sie war fasziniert von ihm. In diesen Wald kamen nicht häufig Fremde. Und so lud sie ihn ein, am nächsten Tag zu ihr nach Hause zu kommen um dort mit ihren drei Müttern ihren Geburtstag zu feiern. Denn dumm war sie keineswegs. Sie würde nicht zu ihm gehen, er solle zu ihr kommen, an einen Ort, an dem Sie sich sicher fühlte, und ihre Mütter sie beschützen konnten.

Doch die Prinzessin sollte diesen jungen Mann nicht wiedersehen, denn als sie nach Hause kam, musste sie erfahren, dass sie kein einfaches Findelkind war, sondern die Prinzessin dieses Landes. Und als solche war sie dem Prinzen des Nachbarreiches versprochen. Die drei Feen offenbarten ihre wahre Gestalt und brachten die schockierte und niedergeschlagene Aurora zum Schloss. Doch dies war ein Fehler, denn Malefiz nutzte die Gelegenheit um Aurora zu verzaubern und sie in den höchsten Turm des Schlosses zu locken. Dort oben in der Turmkammer stand ein Spinnrad und an dessen Spindel stach sich die Prinzessin, wie es der Fluch vorhergesagt hatte. Und mit ihr verwandelten sich all die Menschen und Tiere im Schloss in eine riesige Dornenhecke, die das Schloss umgab." Ursula verstummte und kratzte sich mit einem Tentakel am Hals.

"Aber, was ist mit dem Fremden, den sie im Wald getroffen hat?", wollte Arielle wissen.

"Nun, dieser Fremde war zufälligerweise niemand geringeres als der Prinz, den Aurora heiraten sollte. Philip war nämlich gerade auf dem Weg zum Schloss gewesen, als er ihr begegnet war. Und wie er es Aurora versprochen hatte, so erschien er am nächsten Tag in der Hütte. Doch dort wartete nur Malefiz auf ihn, die ihn gefangen nahm. Zwar wusste sie, dass der Prinz die sich schlafende Schönheit nicht wecken konnte und trotzdem wollte sie ihn nicht zu ihr zu lassen. Ein Fehler, denn die drei Feen fanden und befreiten den Prinzen und mit ihren Gaben tötete er die dunkle Fee ein für alle Mal.

Und dann brachten die Feen ihn zum Turm, wo sie Aurora in ein Bett gelegt hatten. Als er sie erblickte, war er noch mehr verzaubert von ihrer Schönheit und so erklärte er den Feen, dass nur ein Narr dieses schöne Wesen nicht lieben würde und er sei ganz bestimmt kein Narr, ehe er sie küsste. Und so wurde der Prinz zu der ersten Rose von vielen, die das Schloss bedecken sollten."

"Das ist aber eine traurige Geschichte", meinte Arielle betrübt. "Genauso traurig wie die Geschichte von der kleinen Meerjungfrau, die sich in einen Menschen verliebt und am Ende zu Meeresschaum wird."

"Nun, aber die Prinzessin hat eine Chance gerettet zu werden. Sie muss einfach von jemandem gefunden werden, der weder Mensch noch Mann ist und der sie nicht um ihrer Schönheit willen liebt", erinnerte Ursula sie.

"Also ein Mädchen?", schlug Arielle vor, nachdem sie angestrengt darüber nachgedacht hatte. "Trotzdem gibt es etwas, was ich nicht verstehe. Die Feen wussten doch von dem Fluch. Warum haben sie Philip nicht aufgehalten?"

“Nun, wahrscheinlich hofften sie darauf, das der Fluch, nun wo Malefiz tot war, geschwächt sein würde", erklärte Ursula und gähnte laut.

"Aber was ist mit den Leuten, die bei der Taufe dabei waren? Die wussten doch von dem Fluch und hätten alle Menschen warnen können."

"Oh, das taten sie auch. Doch sie dichteten auch Sachen dazu, sodass am Ende niemand mehr sicher sagen konnte, woraus denn der Fluch nun eigentlich bestand. Und einhundert Jahre sind eine lange Zeit. Da gerät vieles in Vergessenheit. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass kleine Meerjungfrauenprinzessinnen schon längst ins Bett gehören!" Strafend blickte Ursula sie an.

"Begleitest du mich auf mein Zimmer?"

Ursula nickte und so schwammen die beiden nebeneinander her zum Schlafzimmer der Prinzessinnen. Vor den Eingang drehte sich Arielle noch einmal um.

"Eine Frage hab ich aber noch."

"Ja?"

"Kann ein Mädchen denn ein anderes Mädchen lieben?" Arielle blickte Ursula neugierig an.

"Erinnerst du dich an die Geschichte über das einfache Mädchen, dass sich im Tausch für die Freiheit ihres Vater als Gefangene eines verwunschenen Prinzen anbietet?“

Arielle brauchte einen Moment um sich zu erinnern, doch dann nickte sie eifrig.

"Nun, wenn ein Mädchen sich in ein Biest verlieben kann, warum sollte es ihr dann nicht auch möglich sein ein anderes Mädchen zu lieben?"


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ursula wird ihre Rolle als Antagonistin noch annehmen, aber ich wollte sie als Geschichtenerzählerin haben. Denn wir wissen, dass sie einst in Atlantica gelebt hat, ehe König Triton sie verbannt hatte. Genaueres erfährt man über sie im Disney Buch "The Sea Witch:". Ich hab das Buch selbst noch nicht gelesen, aber der Wikipedia-Eintrag inspirierte mich dazu, Ursula als Geschichtenerzählerin zu verwenden.<br>
Voraussichtlich werden noch 2 Kapitel folgen. <br>
Vielen Dank fürs Lesen! <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KageyamaTobio
2017-07-14T14:12:43+00:00 14.07.2017 16:12
Hach CharleyQueens,
ich bin ja ein richtiger Ursula-Fan und ich finde es toll, wie du sie in deiner Geschichte aufgegriffen hast. Es erinnert mich ein wenig an die Scar-Simba-Szenerie, in der der junge Löwe so neugierig bei seinem Onkel aufschlägt.
Die junge Arielle ist zuckersüß und Ursula wirkt trotz ihrer bereitwilligen Art ihr etwas zu erzählen, nicht übermäßig freundlich. Das mag ich, weil es den Bogen zum Originalcharakter schlägt.
Hier und da wirken manche Sätze etwas gehetzt und während du an einer Stelle ausführlich beschreibst, fasst du an anderer Stelle gröber zusammen. Das finde ich etwas schade, weil mir die ausgeschmückteren Formulierungen von dir sehr gut gefallen. Auch fand ich das Wort 'stehen' hierbei: Arielle blieb wenige Meter vor ihr stehen [...] etwas unglücklich gewählt. Es vermittelt doch irgendwie den Eindruck, als wäre sie nicht geschwommen, sondern gelaufen.
Dafür mag ich die Anspielungen auf andere Geschichten sehr gern und damit auch verbunden, die Andeutung des Verhältnisses zwischen Ursula und Arielle. Unsere Tentakellady mutet doch sehr als 'nette Tante' von nebenan an. Sehr amüsant!

KageyamaTobio
☆ Helfer der KomMission


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