„Pride Month“
Datum: Sonntag, 6. August Ort: Vancouver (Kanada)
Fröhliche Menschen, regenbogenfarbene Fahnen, laute Musik. Kanada gehört zu den Orten, an denen ich noch nicht war, aber heute sind wir hier. Ran, Sonoko und ich. Mit Kaito.
Hier in Vancouver, Kanada, findet gerade die „Pride Parade“ statt. Eine Parade für Schwule und Lesben, Transgender und Bisexuelle. Eine Parade für ihre Rechte als gleichwertige Menschen. Ich finde das gut. Jeder hat das Recht, der Mensch zu sein, der er oder sie sein will. Diese Parade ist für die Menschlichkeit.
Wir stehen hier inmitten der Menschenmenge, freuen uns mit denen, die hier sind und um ihre Rechte kämpfen. Wir unterstützen sie mit unserer Anwesenheit, mit unserem Lächeln und unserer Freude.
Neben uns ist eine Gruppe Jungs, etwa in unserem Alter. Sie pöbeln, schubsen, spucken. Ich verdrehe nur genervt die Augen. Sonoko beschwert sich bei Ran, wie laut diese Jungsgruppe doch ist und in meine Ohren dringen nun die Worte einiger durch.
„Sowas ekliges! Siehst du die ganzen Schwuchteln hier? Gott findet das eklig! Wir Menschen sind nicht dazu gemacht worden, schwul zu sein, ihr ekelhaften!“ Ein gehässiges Lachen. „Ja, man! Nur eine Frau und ein Mann passen in der Mitte zusammen! Deshalb haben Männer Schwänze, die sie der Frau reinstecken können.“ Wieder ein Lachen. Ich bekomme fast Ohrenkrebs von dieser fürchterlich vulgären Art und Weise. Und von dem Hass, der dahinter steckt.
Kaito neben mir spannt sich an. Ich runzle die Stirn und sehe ihn an. Seine Miene ist ganz finster und es scheint mir, als müsse er sich zurückhalten nichts zu sagen.
Nach weiteren vulgären Worten und Ausdrücken reicht es ihm aber schließlich. Er tippt einem dieser Kerle an die Schulter. Dieser dreht sich zu uns um und bevor ich mich überhaupt dafür entschuldigen kann (obwohl es da nichts zu entschuldigen gäbe), packt mich Kaito am Kragen und zieht mich an sich.
Unsere Lippen treffen sich hart, aber dennoch liegt so viel Gefühl in diesem Kuss, dass mir schwindelig wird.
Erschrockene Laute, einer davon aus dem Mund meiner festen Freundin Ran, dringen zu mir durch. Auch die Jungsgruppe schaut uns empört an, als Kaito sich wieder von mir löst. Ich starre ihn an, aber Kaito hat sich den Jungs zugewendet. „Wenn du es nicht sehen willst, schau halt nicht hin, aber dann guck auch keine Lesbenpornos, du widerlicher alter Sack.“ schreit ihm Kaito dann entgegen. Angewidert verschwindet die Gruppe aus der Menschenmasse. Sonoko lacht kurz auf und feiert Kaito für diesen Einsatz.
„Entschuldige, Ran, dass ich mir kurz deinen Freund ausgeliehen habe, aber ich konnte da nicht länger weghören...“ sagte der junge Magier und verbeugt sich entschuldigend. „K-Kein Problem.“ sagt sie lächelnd und nickt ihm zu. Die beiden Mädchen wenden sich wieder der Parade zu und ich starre immer noch Kaito an. Meine Lippen kribbeln angenehm.
Sein Blick fällt auf mich, er lächelt. Nein, das ist kein Lächeln. Das ist dieses typische KID-Grinsen in seinem Gesicht und für einen Moment, bin ich mir nicht sicher, ob er vielleicht doch der echte KID ist. „Bei dir entschuldige ich mich aber nicht.“ sagt er dann leise und nun grinse auch ich.
„Das brauchst du auch gar nicht.“
