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Der der die Sonne stahl

von

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Kapitel 2

Es sind zwei Wochen vergangen seit dem Tag, an dem Ebisu ihr von der Möglichkeit erzählte, wieder ein voller Mensch zu sein. Jeder Tag wird immer kälter und die ersten Werbung für Geschenke hängen in den Läden. Auch die Gottheiten scheinen ein wenig mehr als sonst zu tun haben, schließlich sind sie für ihre Aufgabenbereiche zuständig.

In Gedanken versunken geht sie mit ihrer Freundin Ami in das Einkaufszentrum. Sie hatte sie davon überzeugt, dass sie unbedingt Geschenke für andere Freunde als sie bräuchte. Das schwierige dabei ist aber auch, was sie jedem schenken sollte… Yukine bekommt seine lang gewünschte Winterjacke, auch wenn er nicht frieren dürfte. Yato scheint nichts großartig haben zu wollen aber wenigstens einen neuen Schal hat er verdient. Kofuku und Daikoku bekommen ein neues Geschirrset, welches sie erst vor kurzem im Schaufenster hier in der Meile gesehen hat.

“Ich habe dort drüben etwas gesehen, wartest du vielleicht kurz auf mich?” Ami zerrt sie am Ärmel und deutet auf eine Parfümerie.

“Eigentlich brauche ich nur noch was an Geschirr, aber wenn du meinst, dann gehe schnell:” Hiyori setzt sich auf eine naheliegende Bank und sieht in ihre Einkaufstüten. Wenigstens weiß keiner der zwei dass sie heute Geschenke kauft. Danach ist sicher noch ein wenig Zeit, um bei ihnen vorbeizuschauen..:Gedankenverloren beobachtet sie die Menschenmenge, die von Laden zu Laden stürmt und wartet auf ihre Freundin.

“Da bin ich wieder!” fröhlich wirbelt ihre Freundin auf sie zu, in der Hand eine Papiertüte.

Hiyori nimmt ihre Sachen und gemeinsam geht es zu dem letzten Laden. Die Abteilung des Kaufhauses mit Porzellanwaren ist immer so leer, auch wenn die Deko geschmackvoll ist. Wahrscheinlich braucht niemand so was. Ein Set mit hübschen blauen Verzierungen gefällt ihr besonders gut.

“Wer bekommt das denn?” fragt Ami und stemmt ihre Arme in die Hüfte.

“Ein paar entfernte...Freunde von mir.” weicht die junge Schülerin aus und begibt sich mit dem Karton im Arm zur Kasse.

Ami zieht ihre Augenbrauen skeptisch hoch, aber Hiyori lässt sich davon nicht beeindrucken. Schnell zahlt sie und steckt alles in ihre Tasche.

Draußen zieht sie ihre flauschige Handschuhe an und wickelt sich den Schal um den Hals.

“Kommst du mit nach Hause? Wir haben heute wieder meine Oma die kocht da.” bietet ihre Freundin ihr an und zieht sich eine dicke Wollmütze über die Ohren.

“Nein danke, ich habe versprochen heute noch bei jemanden vorbeizuschauen und unterwegs für gute Noten in der nächsten Prüfung beten.” sie laufen die Straße entlang und in Gedanken überlegt Hiyori bereits, ob sie vielleicht wieder ein wenig ihre Spezialfähigkeiten trainieren sollte, da sie in Geisterform so schrecklich verwundbar sein kann.

“Dann viel Spaß!” antwortet Ami und winkt ihr zu. “Das Angebot steht aber immer!” ruft sie noch als sie schon längst fort geflitzt ist. Geduldig wartet Hiyori an der Ampel, die Tasche fest in der Hand. Ein wenig traurig ist es schon, dass sie ihre Freundin für ihre “Besonderen” Freunde fallen lässt wie eine heiße Kartoffel.

Der Schrein der Göttin ist bereits mit Lichterketten geschmückt. Ein wenig kitschig nach Hiyoris Geschmack, aber es ist ja nicht ihr zuhause.

“Hiyori!” sofort kommt Kofuku aus der Tür gesprungen und fällt ihr um den Hals.

“Urgh, pass auf! Du zerquetscht beinahe die Einkäufe!” vorsichtig löst sie sich aus der Umarmung und rettet die Tüte vor den neugierigen Armen, die wie Tentakel danach greifen.

“Pfui, das wird auch ein Geschenk für dich!” schimpft Hiyori über die Göttin wie ein Kind.

Kofuku sieht ein wenig traurig aus und zieht eine übertriebene Schnute.

Aus dem inneren ertönt das vertraute laute Lachen von Yato und Yukine, der ihn anbrüllt.

“Darf ich meine Sachen bei euch abstellen ohne dass jemand hereinlinst?” fragt Hiyori und schiebt die Bambustür auf. Dahinter sieht sie wieder das tägliche Chaos und das Durcheinander.

“Gern, packe es in die Abstellkammer!” Kofuku hüpft zu der Tür am anderen Ende und schiebt sie auf. Vorsichtig steigt Hiyori über Yato, der am Boden liegt und sich vergeblich gegen ein fliegendes Buch von Yukine wehrt.

“Hallo Yukine!” begrüßt sie ihn und winkt ihm zu bevor sie ihre Sachen in der Hinterkammer versteckt.

“Was ist hier wieder los?” Kofuku stemmt ihre Arme in die Hüfte und sieht kaum furchteinflößend aus.

“Er hat sich über meine Schularbeiten lustig gemacht! Sag es ihm, dass die Literatur Japans nicht witzig ist!” schimpft Yukine und weist die braunhaarige an, die ein wenig kleinlaut im Türrahmen steht.

“Komm schon, beruhigt euch.” sie reicht Yato eine Hand und nimmt Yukine das buch aus der Hand.

Kofuku schreit auf und deutet auf Hiyori. Verdammt, da hat sie schon wieder ihren Körper verlassen ohne es zu merken!

“Tut mir Leid!” murmelt sie und legt das Buch beiseite. Die Kontrolle zu behalten ist immer noch nicht einfach. Daikoku steckt seinen Kopf aus der Küche und meldet, dass das Essen bald fertig sein wird. Mit einem guten Gefühl setzt Hiyori sich auf den Bambusboden und genießt das Schauspiel zwischen den Streithähnen. Wie Vater und Sohn manchmal. Und sie darf Mutter spielen weil sie sich kaum einigen können.
 

Der Abend naht schneller als gedacht. Laut der Uhr muss sie in einer halben Stunde zuhause sein.

“Vielen Dank für den Abend wieder!” verabschiedet sie sich und lächelt froh in die Runde.

“Bis morgen wieder!” ihr winken alle zurück und Yato wirft sich auf den Boden hinter dem Tisch. Vorsichtig schiebt sie die Tür hinter sich zu und macht sich auf dem Heimweg. Es ist kalt und ohne ihren Schal und ihre Handschuhe wäre sie wahrscheinlich längst Eiszapfen.

“Hiyori, warte!” gerade als sie über die grüne Ampel gehen will, kommt Yato um die Ecke gerannt und hält ihre Tüte in der Hand. Jetzt wo sie es sieht, merkt sie dass sie ihre Einkäufe wohl bei Kofuku stehen lies.

“Warte, ich komme rüber!” Hiyori beeilt sich über die Straße zu kommen, als es wieder ist wie an dem einen schicksalhaften Tag. Die Lichter des LKWs kommen näher als sie Yato auf der anderen Straßenseite erreichen will. Wie Blumen die aus dem Boden sprießen wird alles groß und langgezogen. Es ist kalt und hell, bis es auf einmal dunkel wird.

Wo ist die Sonne? ist ihr letzter Gedanke. Wie seltsam.
 

Durch einen dichten Vorhang dringen die Geräusche als ob Watte auf ihren Ohren liegen würde. So leise und weit entfernt...Selbst ihre Gedanken wollen nicht so schnell sein, es ist wie Kaugummi lang gezogen.

“Alles....wieder gut…” sagt eine fremde Stimme. Augen öffnen funktioniert nicht und alle ihre Körperteile scheinen fremde zu sein, sie hören nicht auf Hiyoris Willen.

“Geschehen...bestes tun.” dringt an ihr Ohr. So seltsamer Unsinn. Müde lässt sie sich von der seltsamen Kaugummizähe einlullen.
 

Das nächste Mal als sie wieder zu Sinnen kommt, fühlt es sich besser an, immer noch taub aber Hiyoris Sinne scheinen wirklich etwas zu spüren. Es ist schlimmer als der erste Unfall den sie hatte. Danach ging es ihr besser. Aber warum hatte sie diesen Unfall? Sofort schmerzt ihr der Kopf und da sie sich kaum rühren kann, ist es umso schlimmer.

“Hiyori?” dringt ihr eine bekannte Stimme an die Ohren.

“Mu...tter?” fragt sie, so kratzig wie eine alte Frau. Die Lippen sind aufgesprungen und ihr Hals trocken.

“Hiyori! Du bist bei Sinnen!” Ihre Mutter springt sofort an ihr Bett und setzt sich, was sie daran merkt dass sich die Krankenhausmatratze sofort nach unten biegt.

Der Raum ist so hell und dort sieht sie verschwommen ihre Mutter, die sich besorgt über sie gebeugt hat.

“Du bist in einen Autounfall verwickelt worden, nur ist es dieses Mal noch schlimmer geendet als dein letzter.” erklärt sie und wischt sich eine Träne weg.

“Es dürfte aber laut Arzt bald wieder alles besser werden, denn gebrochene Knochen hast du schon immer einfach weggesteckt.” Der Redefluss ihrer Mutter sickert erst langsam durch.

Besser, hmm? Ein weiterer Unfall... besser nicht darüber nachdenken.

“Dein Vater ist sich gerade etwas am Automaten kaufen, ich sage ihm gleich dass du wach bist!”

“Hmmm...gib mir bitte Wasser.” meint Hiyori und nimmt einen Schluck aus dem Glas neben ihr. Danach lehnt sie sich wieder in die schrecklich weißen Kissen und schließt die Augen. Das ist alles so viel auf einmal. So viel, dass sie nicht weiß wo sie anfangen soll, nachzudenken.

Ein wenig beruhigter sieht sie auf die gegenüberliegende weiße kalte Wand. Es ist ein wenig, als ob etwas wichtiges fehlen würde. So wie die Sonne wichtig für den Wachstum ist, so ist es als ob es für sie keine mehr gibt. So kalt und schrecklich leer.

“Wir müssen jetzt gleich wieder gehen. Der Arzt wird bald vorbeikommen und danach komme ich mit deinem Papa wieder zurück.” ihre Mutter streicht ihr über den Kopf und Hiyori schließt die Augen. Es wird still im Raum als die Tür wieder schließt.

“Hiyori, das alles ist...krass viel!” neben ihr sieht sie jemanden sitzen. blonde Haare, helle augen. Daneben sitzt ein dunkelhaariger Typ, der den Eindruck eines Penners macht.

“Wer seit ihr?” ein wenig überrascht dreht sie den Kopf zu ihnen und spürt die Lähmung.

“Es ist okay, das war vorhersehbar. Ihre Verbindung zur anderen Seite ist gekappt.” meint der Penner.

“Yato?” fällt ihr ein, wie ein Wort das als einziges in ihren leeren Gedanken aufpoppt.

“Du erinnerst dich!” Yukine ergreift ihre Hand. Er ist so kalt.

“Es ist ein wenig verschwommen und so komisch. Ich weiß nicht was los ist.” meint Hiyori und drückt ihren Kopf tief ins Kissen. Mit wem redet sie nochmal?

“Bitte, du darfst uns nicht vergessen!” Yukine nimmt einen Zettel und kritzelt etwas drauf. Dann legt er es in ihre Hand. Die Verletzte umfasst die Notiz und schließt ihre Augen.

Was ist eben noch einmal passiert? Sie sollte keine Selbstgespräche führen. Erschöpft lässt sie sich wieder in den Schlaf fallen. Je schneller es ihr besser geht, desto eher kann sie wieder mit ihren Freundinnen ihre liebste Boxing-Show sehen.
 

“Heute ist wieder dein Tag! Du willst sicher schnell heim, deine Show sehen oder?” Hiyoris Freundinnen sehen sie beide fröhlich an und bemerken sofort das aufgeregte Glitzern in ihren Augen.

“Natürlich! Und morgen gibt´s die Geschenke. Darauf freue ich mich am meisten!”

Sie umarmen sich gemeinsam bevor sich die Wege trennen. Die Tage sind kalt und die Verletzungen schmerzen manchmal immer noch. Es sind nur einige Prellungen und ein verstauchtes Handgelenk was Hiyori wie immer einfach abwinkt.

Die Hände in dicken Handschuhen geht sie langsam nach Hause. In der Jackentasche ist dieser seltsame Zettel, den sie seit ihrem Krankenhausaufenthalt hat.

“Wirf ein paar Yen ein, dann kannst du die Verbindung sicher wieder erwünschen!” Y.”

mehr steht darauf nicht und immer wenn sie diese Zeilen ließt, macht es sie seltsamer Weise wirklich traurig. Aber nein, eigentlich sollte sie nicht traurig sein. Ihre Eltern und Freunde geben sich wieder besonders viel Mühe, ein schönes Geschenk zu Neujahr zu machen.

Über die Ampel, dann dort links geht es links. Heute nimmt sie den längeren Weg entlang an dem kleinen Schrein. Er hat eine irgendwie schöne Aura, beruhigend und göttlich zugleich. Vielleicht sollte sie für ein gutes neues Jahr beten? Morgen geht es schon mit den Freundinnen auf ein Fest wo es sicher genug Gelegenheit geben wird. Den Zettel in der Hand und in Gedanken verloren.

Vor dem Schrein angekommen, weht der Wind besonders kalt um die Ohren. Hiyori zieht die Mütze tiefer ins Gesicht und kramt ihren Geldbeutel hervor. Einen Yen nutzen um eine Verbindung herzustellen? Zu wem und warum? Sofort beginnt ihr Kopf zu schmerzen und ihr Herz erfüllt sich mit einer schrecklich tiefen Trauer. Manchmal ist der beste Weg, einfach nicht über alle Entscheidungen nachzudenken.

Genau dann fällt die erste Schneeflocke auf das Papier und verwischt die Kugelschreibertinte auf dem Papier. Es folgen weitere, bis es leicht schneit. Schnee, ist es nicht das was sie sich gewünscht hat? Glücklich sieht sie in den Himmel hinauf und sieht die ganzen dicken Flocken auf ihr Gesicht herab schneien.

Da ist wieder das Gefühl, gemischt mit Freude und Melancholie. Freude über ihre Freunde, die so besonders sind. Nur hat sie sie längst vergessen. Hiyori umklammert den feuchten Zettel und wirft mit der anderen Hand ein paar Yen zur Opfergabe ein.

“Ich wünsche mir, dass ich wieder mit meinen Freunden zusammen sein kann. Welcher Gott mir auch immer helfen kann, bitte.” Ihr stehen die Tränen in den Augen die sofort ihre kalten Wangen herab fließen.

Ob sie es sich nur einbildete oder nicht, es ertönte ein Glockenklingeln und wie ein warmer Sonnenstrahl trifft es ihr Herz, was die frostige Trauer von ihr nimmt.

Ein junges Mädchen im weißen Umhang und ebenso schneeweißen Haaren steht vor ihr. Die Augen sind wie kleine Sonnen, strahlend hell und gelb.

“Dein Wunsch sei dir gewährt. Du musst dir aber im klaren sein, worauf du dich einlässt.” Amaterasu, die Sonnengöttin. Ja, das muss sie sein. Mit einem Handschwenken verschwindet sie so schnell wie sie wieder aufgetaucht ist. Die Erinnerungen an die wunderbare gemeinsame Zeit kommt zurück, vertreibt die Kälte und Trauer. Gemeinsam lachten sie, haben sich gefährlichen Gegnern gestellt...und jetzt sind all diese Emotionen wieder da. Und was ist mit ihrem Körper? So sehr sie es auch versucht, nichts passiert. Kein schlafendes Selbst und kein Geist mit Katzenschwanz.

Hiyori packt ihre Tasche. Dort sind die kleinen Pakete drin, die sie heute morgen eingepackt hatte in Gedanken. Als ob ihr Unterbewusstsein gewusst hatte, dass sie noch Geschenke abzugeben hat.

Durch den Schnee geht es die lange Straße entlang, vorbei an den Fußgängern die ihr erschrocken ausweichen. Beinahe rutscht sie aus, doch das ist egal.

Dort kommt der Park in Sicht, die Bäume sind von einer leichten Schneeschicht bedeckt.

Lichterketten schmücken die Säulen am Eingang und unter dem Dach stehen vier Paar Schuhe. Schnell zieht sie ihre aus, hüpft in der Kälte auf die Tür zu und stürzt hinein. Dort sitzen sie alle, an diesem kleinen Tisch. Yato trägt den schrecklichen kitschigen Weihnachtspullover und Yukine die Schürze die er aus Spaß geschenkt bekommen hat.

“Hiyori!” gemeinsam fallen sie sich in die Arme und der Rest ist eine andere, ebenso glückliche Geschichte.



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