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Das entlaufene Vulpix

Ein Pokémon-Weihnachtsmärchen
von

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Das entlaufene Vulpix

Das entlaufene Vulpix

Ein Pokémon-Weihnachtsmärchen!
 

Ich saß am Steg des Piers und lauschte dem Rauschen des Wassers. Wir wohnten erst seit wenigen Monaten hier in Kantai City, weil Dad hier einen neuen Job bekommen hat. Eine neue Umgebung, eine neue Schule, neue Leute um uns herum. So ganz hatte ich mich hier aber noch nicht einleben können.

Die rote Abendsonne versank immer mehr hinter dem Horizont und tauchte den Himmel in einem warmen, orangefarbenen Ton. Kaum zu glauben, dass es Winter sein soll. Dieses Wetter, gerade zur Weihnachtszeit, bin ich gar nicht gewohnt.

Neben mir erwachte indes Emma aus ihrem Schlaf und streckte sich. Die rote Mähne am Kopf des Vulpix stand frech ab und verschlafen blickte sie mich an. Das elegante Pokémon und ich sind schon seit Jahren unzertrennlich. Ich hatte sie vor vielen Jahren vor einer Horde Hunduster gerettet, als ich mit Dad einen Ausflug in die Berge gemacht habe. Seitdem folgt sie mir auf Schritt und Tritt.

„Sollen wir nach Hause gehen?“, wandte ich mich schmunzelnd an meine tierische Begleitung und sie nickte fröhlich.
 

Als ich zuhause ankam war die Sonne schon komplett verschwunden und am dunkler werdenden Nachthimmel leuchteten bereits die ersten Sterne um die Wette. Ich hatte vergesen, wie spät es eigentlich schon war. Ich betrat grade unser Haus, als ich meine Mutter aus dem Wohnzimmer fluchen hörte. Sie war dabei eine bunte Lichterkette um die Palme im Wohnzimmer zu wickeln, doch es klappte wohl nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte.

„Kann ich dir irgendwie helfen, Mum?“, fragte ich zurückhaltend.

„Oh, Chloe. Du bist ja schon wieder zurück.“ Ihre Haare standen ebenfalls wild vom Kopf ab. Sie wirkte sichtlich gestresst und im dem Moment, indem sie mich lächelnd ansah, rutsche die Lichterkette von einem der großen Palmenblätter und fiel klirrend zu Boden. Ein genervtes Seufzen entfuhr ihr.

„Das ist ja ganz lieb von dir aber...“

„Mum, sag mal, was riecht hier eigentlich so komisch?“

„Oh, nein. Die Plätzchen!“ Sie rannte in die Küche und ich bemerkte nur noch, wie eine graue Rauchwolke aufsteig.

Vielleicht war es doch besser sie allein zu lassen. Ich glaube, ich wäre jetzt nur eine noch größere Belastung für sie.

Ich wechselte einen alles sagenden Blick mit Emma und wir schlenderten die Treppe hinauf. Mein Zimmer war das Größte im Obergeschoss mit einen eigenen kleinen Bereich für meine tierische Freundin. Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen, während sich mein kleines Vulpix in ihr Körbchen kuschelte und sich anfing zu putzen.

„Ich vermisse das Weihnachten, wie wir es in Dukatia City gefeiert haben. Ich vermisse den Schnee, die vielen bunten Lichter, den Weihnachtsbaum. Hier ist alles so anders. Das hier ist für mich einfach kein Weihnachten!“

Ich hatte eher mit mir selbst geredet und je länger ich über alles nachdachte, wurde es immer später, sodass es mir irgendwann immer schwerer fiel einen klaren Gedanken zufassen und mir allmählich die Augen träge zufielen.
 

Am nächsten Morgen, dem Weihnachtsmorgen, wachte ich erst spät auf. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Draußen bedeckte eine graue Wolkendecke den Himmel. Ein seltener Anblick, da es hier in der ganzen Alola-Region selten regnete. Ich blickte hinüber zum Körbchen von Emma, doch sie war nicht da. Anscheinend war sie schon etwas länger wach als ich.

Ich zog mich um und schlurfte die Treppe hinunter. Das Wohnzimmer sah noch genauso chaotisch aus wie gestern Abend. Mum hatte wohl keinen Nerv mehr gehabt es weiter zu schmücken. Überall lagen Christbaumkugeln und Lichterketten herum. Ich musste aufpassen, wo ich hintrat.

Aus der Küche hörte ich klirrendes Geschirr und aus dem Radio ertönten Weihnachtslieder.

„Guten Morgen, Mum.“, begrüßte ich sie, doch meine Weihnachtsstimmung war immer noch sehr gedrückt. „Hast du Emma gesehen?“

„Guten Morgen, Chloe!“ Mum wirkte etwas erholter als gestern und wusch gerade Geschirr ab. „Ich habe sie rausgelassen. Sie erkundet bestimmt wieder mit dem Flamiau der Nachbarn die Gegend.“

„Ach so.“, brachte ich enttäuscht von mir. Ich hätte es mir gewünscht sie jetzt in meiner Nähe zu haben, aber ich konnte es ihr nicht verübeln. Sie ist schließlich ein Pokémon und kein Mensch und Pokémon lieben nunmal die Natur und die damit verbundene Freiheit. Manchmal konnte ich diese wichtige Tatsache vergessen.

Ich holte mir ein kleines Schälchen aus dem Schrank, schüttete mein Lieblingsmüsli hinein, etwas Milch noch hinzu und aß mein Frühstück. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aber ich kannte meine Mum. Sie hätte eh darauf bestanden, dass ich etwas esse.

„Und wo ist Dad?“, fragte ich unhöflicherweise mit vollem Mund.

„Der ist noch etwas erledigen. Er sagte, er wollte aber bis spätestens heute nachmittags wieder zurück sein.“

„Hmm.“

Der Rest meines Frühstücks verlief still. Naja, wenn man von dem Lärm des Geschirrs und dem Radio absah.
 

„Ich gehe hoch in mein Zimmer und lese etwas.“, sagte ich, als ich meiner Mutter meine leere Müslischüssel zum Abwaschen gab.

„Ist ok, mein Schatz.“

Meine Schritte leiteten mich wieder hinauf in mein Zimmer. Ich wusste sonst nichts Besseres mit mir anzufangen heute, also schnappte ich mir mein Lieblingsbuch aus dem Bücherregal. Es ist ein Thriller und handelt von einer kleinen Gruppe Pokémon, die die Menschen hassen, weil sie die Pokémon zwingen sich gegeneinander zu bekämpfen oder andere Dinge für sie zu tun. Diese Pokémon wollen sich bei den Menschen rächen, entführen sie und quälen sie, in der Hoffnung, dass die Menschen die Pokémon anders endlich behandeln.

Ich kuschelte mich in mein Bett und fing an in diese spannende Geschichte einzutauchen.
 

Am späten Nachmittag klappte ich das Buch zu. Ich hatte es doch tatsächlich geschafft es innerhalb eines halben Tages durchzulesen. Ich legte es auf mein Nachtisch, streckte mich einmal ausgiebig und ging erneut hinunter.

Das Wohnzimmer sah immer noch unverändert aus und ich fragte mich insgeheim, ob meine Mum es überhaupt noch aufräumen wird. Es herrschte hier ein totales Durcheinander und hatte überhaupt nichts von einer gemütlich, weihnachtlichen Atmosphäre.

„Emma!“, rief ich in der Hoffnung, das Vulpix sei wieder zuhause und hätte sich irgendwo in diesem Chaos versteckt, doch nichts rührte sich.

„Ich habe sie seit heute Morgen nicht mehr gesehen.“ Mum erschien stattdessen in der Tür zur Küche. Ihre rot-weiße Kochschürze zierten ein paar kleine, weiße Flecken.

„Das ist ungewöhnlich, dass sie solange weg bleibt.“, stutzte ich und schaute aus dem Fenster. Die dicken, grauen Wolken hatten sich immer noch nicht verzogen und ließen keinen einzigen Sonnenschein hindurch.

„Vielleicht sollte ich sie lieber suchen gehen. Nicht das sie wieder in Schwierigkeiten steckt.“ Ich schlüpfte in meine Schuhe und meine Jacke. „Außerdem kann ein bisschen frische Luft nicht schaden.“

„Ja, ok. Aber bleib nicht zu lange weg. Es ist schließlich Weihnachten.“

„Keine Sorge. Ich bin rechtzeitig zum Abendessen wieder zurück.“, sagte ich kurz angebunden, bevor ich die Haustür öffnete und hinaustrat.
 

Ich spazierte an die Lieblingsorte von Emma und mir. An den Steg, an dem wir uns gestern noch den Sonnenuntergang angeschaut hatten; an dem See mit dem kleinen Wasserfall; auf dem kleinen Plateau, von dem man aus die ganze Stadt sehen konnte, doch sie war nirgends zu finden.

„Wo bist du nur, Emma?“, stöhnte ich enttäuscht, doch plötzlich klingelte mein Handy. Ich habe ganz vergessen, dass ich es eingesteckt hatte. Es war eine Nachricht von Mama.

//“Chloe, kommst du bitte nach Hause? Es ist schon spät! Das Abendessen ist fertig.“//

Betrübt machte ich mich also wieder auf den Weg zurück nach Hause. Ich hatte nicht gemerkt, wie schnell die Zeit während meiner Suche vergangen war.

Ich machte mir große Sorgen um mein kleines Vulpix. Wo steckt sie bloß? Ich konnte mir ihr ganzes Verhalten nicht erklären. Tausend Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Ich konnte an nichts anderes mehr denken außer an das quirlige Pokémon an meiner Seite. Ich wollte doch nur meine beste Freundin wieder zurück. Sogar das missglückte Weihnachtsfest, was mich wahrscheinlich zuhause nur erwarten würde, war mir nun vollkommen egal, obwohl ich Weihnachten sonst immer so gerne mit meiner Familie gefeiert habe.
 

Frustriert trat ich ein Steinchen weg und verfolgte dessen kurzen Flug, bis es vor rötlich-braunen Pfoten liegen blieb. Hoffnungsvoll blickte ich auf. Da war sie endlich wieder und wedelte zufrieden mit ihrem puscheligen Schwanz.

„Emma!“ Überglücklich nahm ich das freche Tierchen auf den Arm, wirbelte es einmal in der Luft herum und kuschelte mich in das weiche Fell. „Ich habe dich überall gesucht! Wo warst du bloß die ganze Zeit?“ Sie schleckte mir mit ihrer rauen Zunge freudig über die Wange, was etwas kitzelte.

Ich war so abgelenkt von meiner tierischen Freundin, dass ich erst jetzt das andere Wesen wahrnahm, was mich mit seinen großen blauen Augen friedlich und geduldig musterte. Es sah fast haargenauso aus Emma, lediglich die Farbe des Fells, welches schneeweiß war, und die Augen unterschieden sich.

„Wen hast du denn da mitgebracht?“

Ich setzte meine tierische Freundin ab, die sogleich zu ihrer Artgenossin trottete. Sie schauten sich kurz an, dann blickte Emma wieder zu mir, dann wieder zurück und die beiden rannten aufeinmal hinfort.

„Hey, wo wollt ihr hin?“, rief ich ihnen noch hinterher und um meine liebe Emma nicht wieder aus den Augen zu verlieren, rannte ich den zweien hinterher.
 

„Emma, warte doch!“ Doch sie blieben einfach nicht stehen, bis wir plötzlich vor einem bunt erleuchteten Haus anhielten.

Unser Haus!

Ich stand am schmalen Tor zum Vorgarten und betrachtete das wundervolle Lichterspektakel. Als ich mich auf die Suche nach Emma gemacht habe, herrschte hier noch ein totales Chaos und ich war fest davon überzeugt, dass das diesjährige Weihnachtsfest verloren sei, doch da hatte ich mich wohl geirrt. Nun erstrahlte alles in bunten Lichtern und an der Haustür, an der nun Mum und Dad standen und mich breit anlächelten, konnte ich sogar einen Weihnachtskranz mit kleinen roten Kugeln erkennen.

Emma heulte neben mir leise auf und wie auf ihr Kommando fielen nun auch noch dicke, weiße Schneeflocken vom Himmel. Es war das weiße Vulpix, was diese Schneeflocken ausspie. Aber es war nicht das Einzige. Um unseren ganzen Vorgarten hatten sich diese weißen, eleganten Geschöpfe verteilt und ließen diese weiße Pracht vom Himmel schweben.

Es war ein wundervoller Anblick, wie sich die Lichter im unberührten Schnee, der erstaunlicherweise doch liegen blieb, spiegelte.

„Frohe Weihnachten, Chloe!“, sagten meine Eltern im Chor.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2018-01-06T13:29:35+00:00 06.01.2018 14:29
Guten Tag.
Eine schöne, kleine Weihnachtsgeschichte! (^-^)
Hat spaß gebracht sie zu lesen.
Wünsch' noch nachträglich einen guten Start im diesen Jahr!
Antwort von:  Teddybaer255
07.01.2018 12:33
Es freut mich sehr, dass dir meine kleine Geschichte gefallen hat ^^
Danke schön für dein Kommi :)
Ich wünsche dir auch noch nachträglich einen guten Start in dieses Jahr ^_^


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