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Akai Chou - Stay with me

von

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Flucht

Ich lief zusammen mit Deidara den langen Gang des Kellergewölbes entlang, als ich vor mir einen roten Schmetterling sah. Er flatterte vor uns her und wies uns scheinbar den Weg, zumindest hoffte ich das irgendwie.

Nach einiger Zeit erreichten wir das Ende des Flures und liefen in die große Felsenhalle einer Höhle, die mit verschiedenen Tunneln verbunden war. Die Luft war feucht und stickig, es war kühl und irgendwie roch es muffig.

Wir liefen weiter, der Schmetterling war bereits verschwunden, vorsichtig bahnten wir uns unseren Weg voran, als ich seltsame Gestalten bemerkte, die nicht sonderlich freundlich aussahen.

Ich drückte Deidara schnell gegen die Felswand und legte meine Hand auf seinen Mund, dann zischte ich leise: „Wir müssen jetzt ganz ruhig bleiben, okay?“

Er nickte und ich ließ von ihm ab, stellte mich neben ihn und presste mich mit dem Rücken an die Wand. Ich schaute um die Ecke und beobachtete die Gestalten, die wie paralysiert den Gang entlang gingen und irgendwelche Sätze vor sich hin murmelten.

Die Gestalten waren abgemagert, die Rippen stachen deutlich hervor, sowie die Hüftknochen und die Wirbelsäule. Mit gesenktem Kopf schlurften sie den Weg entlang, schlaff hingen die dürren Arme vom Körper. Bei genauem hinsehen konnte ich erkennen, dass die Augen verbunden waren und der Mund stöhnend geweitet war, von den Lippen hingen irgendwelche roten Fäden runter.
 

Das Ritual beginnt bald.

Sie ist zurückgekehrt und nimmt sich das, was ihr zusteht.

Das Ritual wird beendet werden.

Dann sind wir frei.
 

Die Worte hallten in meinem Kopf wieder.

Das Ritual beginnt bald?

Wer ist zurückgekehrt?

Wer wird es beenden?
 

Ein Klirren riss mich zurück in die Realität und ich sah zu der Quelle des Geräusches. Einem dieser Gestalten war etwas runtergefallen.

Es war ein goldener kleiner Gegenstand, bei genauem hinsehen konnte ich erkennen, dass es sich um einen Schlüssel handelte. Vielleicht ja der Schlüssel für die Eingangstür oben.

Ich konzentrierte mich und ließ Chakrafäden aus meinen Fingern kommen, steuerte diese auf den Schlüssel zu und versuchte ihn mit dem Chakra zu verbinden. Es klappte und ich konnte den Schlüssel zurück zu mir ziehen.

Ich bückte mich, hob den kleinen Gegenstand hoch und drehte mich zu Deidara, dann flüsterte ich: „Wir laufen jetzt schnurstracks wieder den Weg zurück, den wir gekommen sind. Sieh nicht nach hinten, lauf einfach weiter, okay?“

„Okay.“

Rückwärts schlichen wir zum Eingang des Gewölbes und drehten uns dann um, dann rannten wir los.

Wir rannten als wäre der Teufel persönlich hinter uns her.

Keiner von uns wagte es einen Blick über die Schulter zu werfen und zu schauen, ob wir verfolgt wurden. Unser Ziel war die Eingangshalle, raus an die frische Luft und dann den Hügel hoch zu diesem Friedhof.
 

Oben im Foyer angekommen stoppten wir. Ich stützte meine Hände auf meinen Knien ab und versuchte meinen Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Ich sah aus dem Augenwinkel zu Deidara, welcher sich an die Wand gelehnt hatte und schwer damit zu kämpfen hatte auf den Beinen zu bleiben.

„Gleich haben wir es geschafft Deidara“, sagte ich zu ihm und raffte mich dann auf.

Mir fiel auf, dass sich der Raum wieder in einem warmen Licht befand, es war auch nicht mehr so kalt wie vorhin und die Kerzen brannten wieder.

Ich ging auf die Tür zu, steckte den Schlüssel in das Schlüsselloch und drehte diesen dann um. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür nach draußen. Ich winkte Deidara zu mir und hielt ihm die Tür auf, er schwankte an mir vorbei nach draußen und blieb dann stehen.

„Ich bin so fertig, Danna, mein Knöchel schmerzt immer noch und ich fühle mich als hätte ich seit Monaten nicht mehr geschlafen“, flüsterte er mit brüchiger Stimme.

Mitfühlend sah ich ihn an, nahm seinen Arm und legte diesen um meine Schultern, während ich meinen Arm um seine Hüfte legte.

„Ich stütze dich auf dem Weg zum Hügel, okay? Versuch dich ein wenig zu entspannen.“

„Danke.“

„Schon in Ordnung.“
 

Schweigend gingen wir den Weg zum Hügel entlang.

Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt.

Ich dachte zurück an den kurzen Kuss dem ich ihm gegen habe, ob er das überhaupt realisiert hatte?

Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

„Was lächelst du denn so, Danna?“

„Nichts.“

Er fragte auch nicht weiter nach, sondern beließ es dabei, erneut schwiegen wir uns an, als wir auf dem Hügel oben ankamen.

Ich ging mit ihm zu einem Baum hin, ließ ihn los und er rutschte an dem Stamm herunter. Er zog die Beine an seinen Körper und vergrub erschöpft das Gesicht in seinen Händen. Ich beschloss ihn für einen Moment allein mit sich zu lassen und ihn nicht weiter zu stören, derweil sah ich mir die Umgebung des Hügels genauer an. Von hier konnte man wunderbar auf das Haus des Puppenmeisters sehen. Ich senkte meinen Blick und sah auf die Wiese vor mir. Hier waren überall Grabsteine, verwelkte Blumen lagen vor diesen und die Natur hatte sich zum Großteil das zurückgeholt, was mal ihr gehörte.

Und dennoch empfand ich es hier als idyllisch und schön.
 

Ich drehte mich wieder zu Deidara um und ging vorsichtig auf ihn zu, ich kniete mich neben ihn und legte meine Hand auf seine Schulter, wobei sich eine Vision auftat.
 

Es war erneut das blonde Mädchen in dem Kimono.

Der weiße Stoff war blutbefleckt.

Sie lachte auf.

Hob ihren Arm an und zeigte dann auf etwas, was auf dem Boden lag.

Oder besser gesagt: Auf jemanden.

Blonde lange Haare.

Die Augen geschlossen.

Als würde er schlafen.

Auf dem Hals ein roter Abdruck, der einem Schmetterling ähnelte.

Deidara…
 

„Deidara!“, schrie ich und erwachte aus der Vision. Geschockt sah mich der Angesprochene an: „Was ist passiert? Was hast du gesehen?“

„Ich hab diesmal gesehen wie du…“, ich brach ab, ich wollte es nicht über meine Lippen bringen. Ich schüttelte den Kopf und spürte wie Deidara seine Arme um mich legte und mich sanft zu sich zog. Er streichelte mir über den Kopf und wisperte: „Es ist alles okay, ich bin hier und du auch. Es ist alles in Ordnung.“

„Ich weiß“, sagte ich und drückte ihn an mich, ehe ich meine Worte von eben noch einmal wiederholte.
 

Wir lösten uns von einander und ich erhob mich schließlich, fragend sah Deidara mich an und ich meinte nur: „Bleib ruhig noch hier sitzen, ich möchte mir ein wenig die Beine vertreten aber ich bleib in der Nähe, keine Sorge.“

Deidara nickte nur erschöpft.

Lächelnd drehte ich mich um und ging auf einen der Grabsteine zu, vor diesem lag ein kleines Notizbuch. Ich nahm es an mich und schlug es auf.
 

Ich bin erledigt Schwester, die Sehnen an meinen Knöcheln wurden mir bei meiner Flucht durchgeschnitten. Das Bluten will nicht stoppen. Bitte gebe nicht auf, du kannst es hier raus schaffen und weiterleben.

Es schmerzt immer noch, der Schmerz wird immer unerträglicher.

Sie hatten mich einfach zurückgelassen. Es wird ein qualvoller Tod sein. Ich wünschte mir, meine Füße würden mir einfach abfallen. Das einzige was mich tröstet, ist die Tatsache dass der Schmerz aufhören wird, sobald ich sterbe…

Ich will dich sehen. Dich umarmen. Ich habe Angst. Ich will nicht alleine sterben. Schwester… Bitte.
 

Gebannt sah ich auf das Geschriebene vor mir. Ich spürte wie meine Augen nass wurden und ich blinzelte die Tränen fort.

Ich verstehe nicht, wieso mir all das hier so Nahe ging, hatte ich die Leute doch nie persönlich gekannt oder sowas, aber dennoch, bewegte es mich irgendwie.

Vielleicht war es die Tatsache, dass die meisten einen tragischen Tod erleiden mussten und die Opfer allesamt in einem sehr jungen Alter waren.

Eine Träne hatte sich aus meinem Auge geschlichen und tropfte auf die Seite des Tagebuches, ein Schmetterling stieg schließlich empor.
 

Der Schmerz hatte nie nachgelassen…
 

„Ich weiß. Aber nun wird er es“, flüsterte ich zur Antwort und sah zu, wie der Schmetterling sich in schwarze Staubpartikel auflöste und ich vernahm ein leises Danke.
 

Was auch immer dieses Dorf hier mit uns machte, es brachte mich dazu wieder zu fühlen.

Das Dorf konfrontierte mich mit Gefühlen, denen ich vor 20 Jahren abgeschworen hatte.

Trauer.

Sorge.

Liebe.

Empathie.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, ich ließ das Buch sinken und richtete meinen Blick auf den Boden. Versuchte mich wieder zu sammeln und die Gedanken und Gefühle wieder wegzuschließen, doch es gelang mir nicht so recht.

Ich spürte wie sich sanft zwei Arme um meinen Oberkörper legten und ich an einen warmen Körper gedrückt wurde.

Deidara…

Er streichelte mir beruhigend über meinen Rücken und ich spürte wie er sein Kinn auf meinem Kopf abstützte. Kraftlos ließ ich mich gegen ihn sinken und genoss einfach nur seine Nähe.
 

„Danke“, flüsterte ich leise.

„Nichts zu danken“, sagte er und schob mich dann sanft von sich, er hob mein Kinn an und sah mir in die Augen.

Er wirkte zwar immer noch erschöpft aber nicht mehr so extrem wie vorhin.

Schließlich war ich es, der die letzten Zentimeter überwand, ich legte meine Lippen auf seine und küsste ihn.

Ich legte all meine Empfindungen für ihn in diesen Kuss.

Liebe.

Leidenschaft.

Sorge.

Zuneigung.

Er erwiderte den Kuss zaghaft und ich spürte wie mein Herz zwei Schläge aussetzte, ich lächelte in den Kuss hinein und genoss es Deidara so zu spüren.
 

Wir lösten uns wieder voneinander und grinsend sah Deidara mich an: „Ich verspreche dir, wenn wir hier draußen sind, wirst du nie mehr so viel Leid erfahren müssen.“

Ich lächelte ihn dankbar an und lehnte mich gegen ihn, vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge und nahm seine Hand in meine.
 

So sehr ich es auch hasste, wieder die Gefühle so intensiv zu empfinden, so sehr liebte ich es aber auch.

Es war einfach ein Teufelskreis.

Gefühle brachten Positives und Negatives mit sich.

Aber man kann auch nicht ganz ohne sie Leben, und das musste ich auch erst mal lernen und zulassen.

Wir standen noch eine ganze Weile so da, als mein Blick auf einen kaputten Grabstein, welcher sich abseits von den Anderen befand, fiel.
 

„Deidara, sieh mal“, sagte ich und löste mich von ihm, ich ging vor und kniete mich vor den Grabstein hin.

Er war rissig, eine Ecke wurde eingeschlagen und Sträucher wuchsen willkürlich über die Fläche.

Ich hob meine Hand an und zupfte diese leicht beiseite. Zum Vorschein kam eine eingemeißelte Schrift, welche zum Teil zerkratzt wurde.
 

Suki Masaki.



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