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Your dark side

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe ihr habt Kapitel 5 genossen und freut euch jetzt auf das nächste Kapitel. Ich entschuldige mich auch vorweg, dass dieses Kapitel wohl etwas schwächer, als seine Vorgänger, ist. Ich habe echt Probleme gehabt, alles so zusammen zu fügen, wie ich es mir gedacht hatte *seufz* Tatsächlich musste ich es einige Male überarbeiten, damit es ist, wie es ist. (ich kann mich jetzt damit arrangieren)

An dieser Stelle bedanke ich mich nochmal für all die Rückmeldung, die ich bislang bekommen habe. Ihr seid wirklich super lieb :*
In diesem Sinne: viel Spaß mit Kapitel 6 Komplett anzeigen

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I can't believe it

Kapitel 6: I can’t believe it

Als der neue Tag anbrach, wurde Katsuki von dem einbrechenden Licht der Sonne, des späten Herbsts, aufgeweckt. Er hatte vergessen, die Vorhänge des Balkons zuzuziehen. Scheiße auch. Er wollte noch liegen bleiben und schlafen. Er dreht sich etwas, nur um den Widerstand zu spüren und die Augen zu öffnen.

 

Das Erste, was ihm in den Blick fiel, war das friedliche Lächeln auf Eijirous Gesicht. Der Rothaarige war noch in die Kissen gekuschelt und atmete gleichmäßig, wobei ihm einige der roten Strähnen ins Gesicht hingen und ihn verdammt niedlich aussehen ließen. Kurz blieb der Blonde in seiner Position liegen und betrachtete dieses friedliche Bild, ehe er sachte eine Strähne hinter das Ohr des Jüngeren strich und sich seufzend erhob.

 

Er fischte nach seinen Shorts, die er sich überzog und machte sich erst einmal auf den Weg zu Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dabei hatte er sich eine Kippe angemacht und wartete, dass die Maschine, die braune Lebensflüssigkeit fertigbrühte und tippte auf seinem Smartphone herum. Er nahm bald schon einen Schluck seines Kaffees, ehe ihm etwas Rotes ins Auge stach.

 

Er blickte zu der Tür, in der ein verschlafener Eijirou stand und über seine Augen rieb. „Morgen“, nuschelte er verschlafen und Katsuki musste grinsen. Der Rotschopf sah aus, als hätte ein Uhu in seinem Haar genistet, so durcheinander war es. Zudem entging ihm das feine Zittern der Beine nicht, als Eijirou zu dem Tisch ging und sich, leise zischend, setzte. Schien so, als hätte da jemand Probleme beim Laufen. Es war schwer sich einen Kommentar zu verkneifen, doch der Blonde schluckte hinunter, was ihm auf der Zunge lag. Stattdessen lenkte er die Aufmerksamkeit des Rothaarigen auf etwas anderes.

 

„Milch und Zucker?“, fragte er und bekam die Antwort: „Milch ja, bitte, Zucker nein, danke.“ Der Blonde goss ihm Kaffee ein und reichte Eijirou die Tasse, welcher sie mit einem müden „Danke entgegen nahm und einen Schluck machte, ehe er erleichtert seufzte. „Warum bist du schon wach, wenn du noch müde bist?“, wollte Katsuki wissen und wurde aus den roten Tiefen angesehen. „Weil das Bett so leer war“, murmelte er gegen das Porzellan und Katsukis Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. „Ist das so?“, wollte er wissen. Dabei ließ er seine Augen über die Haut wandern, die am Hals deutliche Spuren des Blonden hatte. Das nächste Mal müsste er noch viel mehr von diesen Markierungen auf Eijirous Haut hinterlassen. Doch nun war nicht die Zeit, sich über so etwas Gedanken zu machen. Viel mehr konzentrierte er sich auf den Rotschopf,  „Und deshalb quälst du dich aus dem Bett?“ Eijirou blickte vielsagend zu dem Blonden. „Natürlich! Ich finde, das ist sogar ein sehr guter Grund“, sagte er und nahm noch einen Schluck, während sein Magen zu knurren anfing.

 

„Mir scheint, dass du was zu essen vertragen könntest“, deutete der Blonde an und Eijirou kratzte sich am Hinterkopf. „Vielleicht ein wenig…“, sagte er und beobachtete, wie der Blonde sich wieder zu der Arbeitsfläche bewegte und anfing etwas herum zu hantieren und bald schon roch es in der Wohnung nach gebratenem Speck und Eiern. Katsuki stellte ihnen, jeweils, ein Omelette hin und die Beiden fingen mit dem Frühstück an.

 

Nach diesem verschwand der Rothaarige einmal im Bad und duschte ausgiebig, ehe er von Katsuki Kleidung bekam und es sich in dessen Wohnzimmer gemütlich machte. Während der Blonde duschte, zappte er selbst etwas durch die Kanäle, ehe er an den Morgennachrichten hängen blieb. >…wie die Polizei nun herausfand, hatten sich ähnliche Vorfälle bereits einige Monate zuvor zugetragen. Nun versucht die Polizei die Fälle zu bearbeiten, die eine Parallele aufweisen..<, hörte man die Nachrichten.

 

Eijirou spürte ein seltsames Ziehen in seinem Magen. Er hatte endlich geschafft gehabt, die Sache mit Toshi für sich ruhen zu lassen, doch nun wurde das wieder aufgerollt. Seine Fragen, die durch andere Fragen und jüngere Ereignisse verdrängt waren, kamen zum Teil wieder in seinen Kopf. //Ich sollte mich da nicht noch mehr hineinsteigern…// Trotzdem war ein Teil seiner Gedanken wieder düsterer.

 

Es war für ihn schon eine Leistung gewesen, das endlich auf sich ruhen lassen zu können, doch nun wurde ihm sowas wieder vor die Nase geworfen. Vielleicht lag das Ganze einfach noch nicht weit genug zurück. Er bemerkte gar nicht, wie Katsuki wieder in den Raum kam und ebenfalls zu dem Bildschirm schaute.

 

Erst die eintretende Stille, da der Blonde das Gerät abgeschaltet hatte, ließ ihn verwirrt zu diesem sehen. „Sorry, ich hab ihn einfach angemacht“, entschuldige er sich und versuchte zu grinsen. „Das ist nicht mein Problem. Mich stört mehr dein dämlicher Gesichtsausdruck, Pappnase“, sagte er und setzte sich neben den Rothaarigen.

„Du siehst aus, als hätte man dir dein verdammtes Todesurteil unterzeichnet.“ Eijirou seufzte leicht, ehe er dem Blonden einfach mal erzählte, was ihn an den Nachrichten gestört hatte. Er erzählte ihm von seinem Kindheitsfreund und dessen, ungewöhnliches, Ableben, davon, dass er selbst nachgeforscht hatte, aber irgendwann einfach nicht die Möglichkeiten hatte, weitere Dinge in Erfahrung zu bringen. Auch von seinen irrwitzigen Vermutungen bezüglich der Yakuza erzählte er.

 

Und Katsuki lauschte seinen Worten, während er sich eine Zigarette anmachte und einen tiefen Zug nahm. Sein Gesicht war dabei so schwer zu deuten, wie eh und jäh. Eigentlich hatte Eijirou gedacht gehabt, dass er das bereits könnte, doch er wurde wieder eines Besseren belehrt. „Das mit deinem Kindheitsfreund ist sicher tragisch, aber ich denke da kann man nichts machen“, fing er an und blickte zu Eijirou. „Selbst, wenn es stimmt und die Yakuza ihre Finger im Spiel haben, gerade dann, wirst du keine Chance haben, etwas zu erfahren. Die Yakuza verwischt ihre Spuren und wäscht die Polizei, sodass sie ihre Ruhe haben, wenn es um ihre Angelegenheiten geht.“

 

Der Rothaarige blickte ihn verwirrt an. Woher wollte Katsuki das denn so genau wissen? Der vielsagende Blick des Blonden ließ ihn allerdings schweigen. //Stimmt ja//, schoss es ihm durch den Kopf und er seufzte schwer. „Es ist ein komischer Beigeschmack so etwas zu sehen…ich fühle mich, als hätte ich nicht genug getan.“ „Und genau das ist dein scheiß Problem“, unterbrach der Ältere ihn und drückte die Kippe aus.

 

„Selbst, wenn du herausfindest, was die näheren Umstände wären, selbst, wenn du den Mörder ausfindig machen würdest: Sie würden dich jagen, dich in den Tod treiben und sicher gehen, das du für immer verstummst“, erklärte er und kam Eijirous Gesicht näher. Der eindringliche Blick verpasste dem Jüngeren eine Gänsehaut, die über seinen Rücken wanderte. „Und das ist keine Gruselgeschichte, um dir Angst zu machen, glaub mir.“ Jeden anderen würde er eiskalt in das Messer rennen lassen, aber Eijirou nicht. Dafür lag ihm zu viel an dem Rothaarigen.

 

„Du hast bestimmt Recht, aber es ist einfach nicht meine A-“ Weiter kam er nicht, da die Lippen des Blonden seine verschlossen und ihn so zum Schweigen brachten. Der Kuss wurde von Eijirou mit einem leisen Seufzen erwidert und er lehnte sich etwas gegen den Größeren und blickte ihm in die Augen, nachdem sich ihre Lippen wieder gelöst hatten. „Ist das jetzt deine Art, mich zum Schweigen zu bringen?“, fragte er Katsuki, der nur die Braue hochzog. „Wenn es wirken würde, aber du quasselst ja trotzdem weiter“, schnaufte er. Eijirou grinste frech, als er wieder zu sprechen anfing: „Dann bemühst du dich nicht gut genug, Katsuki“ „Halt die Fresse, Eijirou“, knurrte der Blonde und presste seine Lippen wieder auf die des Rothaarigen. Dieser grinste zufrieden in den Kuss und schlang die Arme um den Nacken des Andren. //Ich liebe dich auch//, dachte er schmunzelnd. Es tat irgendwie gut es dem Anderen gesagt zu haben. Eijirou war sich sicher, dass Katsuki etwas gesagt hätte, wenn er etwas gewusst hätte. Daran zweifelte er so gut wie gar nicht…
 

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Mit den Tagen, ging auch der Herbst langsam immer weiter dem Ende zu und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Winter in das Land käme. Die Zeit, die verstrich, war für Eijirou mit unsagbar schönen Erinnerungen gefüllt. Wenn er nicht gerade am Proben oder Arbeiten war, verbrachte er so viel Zeit wie möglich mit Katsuki und natürlich seinen Freunden. Immer wieder schaffte er es, dass der Blonde mit ihm mitkam. Meist artete das dann allerdings in kleinere Wortgefechte mit Tetsu aus und einmal wäre es sogar in eine kleine Prügelei ausgeartet, da Tetsu einen Punkt an Katsuki getroffen hatte, der dem Blonden nicht geschmeckt hatte. Was genau, wusste Eijirou nicht mehr so genau. Es war auch nur eine Kleinigkeit gewesen, aber einem Bakugou Katsuki pisste man nicht an. Das hatte Tetsu an jenem Tag auch gelernt.

 

Zwischenzeitlich hatten sie wieder einen kleineren Auftritt in der Bar von Tetsus Onkel und Eijirou war überrascht, wie beliebt sie dort wurden. Vor allem die eigenen Songtexte, die Eijirou verfasste, erfreuten sich großer Beliebtheit. Anfangs war Eijirou sehr unsicher gewesen, ob diese nicht etwas zu dunkel und geheimnisvoll waren, doch scheinbar war das genau das, was die meisten Gäste hören wollten.

 

„Dein Liebling ist wohl echt eine gute Inspiration“, hatte Kyoka gesagt und ihn vielsagend angegrinst. Dass er und Katsuki nun eine Beziehung hatten, hatte er nicht wirklich rumerzählt, doch irgendwie hatten seine Freunde da wohl ihre Ahnung und Eijirou meinte nur, dass er dazu schweigen würde. Er wusste nicht, wie der Blonde zu einer Bekanntmachung stand und wollte nichts, ohne dessen Zustimmung, offiziell machen.

 

Und, wenn er ehrlich mit sich war, störte ihn die Situation, wie sie momentan war, sowieso nicht. Das Einzige, das ihn wirklich störte, war, wenn Katsuki seiner „Arbeit“ nachging. Seine Arbeit, die nach wie vor ein verfluchtes Geheimnis war. Obwohl sie nun ein Paar waren und der Blonde ihm viel mehr von sich preisgegeben hatte, als zuvor, war Eijirou unsicher, ob er dieses Thema ansprechen konnte. Es war eigentlich längst überfällig, doch er fürchtete, dass er damit zerstören könnte, was sie nun hatten. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst vor der Wahrheit. Genau wusste er das nicht. Er wusste allerdings auch, dass er nicht ewig so weiterleben konnte. Dazu kam, dass er sich immer wieder verdammte Sorgen machte, wenn der Andere weg war.

 

Gerade saß er auf der Couch des Blonden und hatte eines der Bücher in der Hand, die dieser gerne las, und spürte die kalte Gänsehaut, die seinen Körper entlang kroch, wann immer er schaffte, sich komplett darauf zu konzentrieren und nicht besorgt zur Uhr zu sehen. Katsuki selbst war „arbeiten“ und Eijirou wartete auf ihn. Es war nicht das erste Mal, dass er das tat. Der Rothaarige konnte einfach nicht schlafen, wenn er nicht wusste, dass Katsuki wohlbehalten wieder bei ihm war.

 

So auch heute Abend. Er seufzte schwer und blickte von dem Buch auf die Uhr. Normalerweise war der Blonde zu dieser Zeit spätestens zu Hause. Wobei, wenn Eijirou das richtig mitbekommen hatte, war Katsuki etwas genervter als sonst gewesen. Es hatte auf Eijirou den Anschein gemacht, als wäre irgendetwas an der Sache dran, die Katsuki viel mehr zusetzte, als er dachte? Hatte er bei seinen Untersuchungen etwas herausgefunden? Der Rothaarige war einfach ahnungslos.

 

Er wusste nie mehr, als das, was er von Katsuki zu sehen bekam, wenn dieser einmal irgendwelche Dinge durchlas, die er sich aufgeschrieben hatte und dabei im Wohnzimmer saß. Zu gerne hätte Eijirou da mal mehr nachgefragt, doch nach jenem Vorfall, hatte er nur ein einziges Mal gewagt es wieder zu tun und hatte einen Anschiss bekommen, dass er schon gefürchtet hatte, Katsuki würde ihm gleich den Hals umdrehen. Eine schmerzhafte Lehre, die der Jüngere gemacht hatte. Katsuki konnte wirklich extrem ungehalten werden, wenn es um das Thema ging. Vor allem, wenn er kurz davor war, seine Arbeit zu erledigen. Das hing wohl auch mit dem Wunsch zusammen, alles so perfekt wie möglich, zu machen.

Der Blonde arbeitete intensiv an seinen Aufträgen: Er bereitete gründlich vor und ging seine Überlegungen mehrfach durch. Eijirou hatte ihn schon öfter dabei beobachtet, aber er sprach ihn nicht mehr an, obwohl er die, ein oder andere, Anmerkung machen könnte. Immerhin sahen vier Augen mehr als zwei, doch Katsuki wollte sich nicht helfen lassen. Nicht von ihm, wie es schien und Eijirou?. Er wollte seinem Freund auch nicht auf den Geist gehen und er begnügte sich damit, Katsuki bei sich zu haben.

 

Dieser störte sich auch nicht an seiner Anwesenheit, solange er ruhig war und ihn nicht ansprach zu dieser Zeit. Etwas, womit Eijirou sich arrangiert hatte und mittlerweile klappte es eigentlich gut. Wie gesagt: Eigentlich. Eijirou erwischte sich immer wieder dabei, wie unzufrieden er mit diesem Unwissen war. Es war einfach so frustrierend, nicht alles zu wissen. Vor allem, wenn es um den Mann ging, den man liebte.

 

Das Einzige, was er hatte, waren Vermutungen und Ahnungen, denn auch, wenn er noch immer nicht wusste, was genau Katsuki tat, so wusste er, dass es nichts Legales war. Anfangs hatte es Eijirou wirklich auf den Magen geschlagen, da er sich fragte, ob er damit klarkäme: Mit einem Kriminellen zusammen zu sein.

Es war eine schwere Frage und manchmal dachte Eijirou wirklich, dass er daran verzweifeln würde. Dass er nicht die Kraft hätte, darüber hinwegzusehen, was Katsuki tat und welche Gefahren das mit sich brachte. Es war klar, dass diese Dinge gefährlich waren. Trotzdem versuchte Eijirou in Katsuki nicht zu sehen, was er tat, sondern den zu sehen, der er war. Egal, was er tat…er war sein Katsuki und er liebte ihn, wie er war. Dieser Gedanken half ihm, drüber hinwegzusehen.

 

Wieder seufzte der Rothaarige und ging in die Küche, wo er sich ein Glas mit Wasser holte und einen Schluck machte. Kurz darauf hörte er ein dumpfes Poltern und das Aufschließen der Tür. Sofort spannte der Rothaarige sich an und stellte sein Glas ab, ehe er in den Flur ging. Er wusste, dass Katsuki ein geschickter Mann war, doch auch er war nur ein Mensch und so fürchtete er sich immer davor, dass dieser verletzt wurde, wenn er diese Dinge tat. Und dieses Mal, sollte sich seine Sorge bestätigen. Das wurde ihm klar, als er Katsuki erblickte.

 

Katsuki hatte das Gesicht verzogen und schien eindeutig Schmerzen zu haben. Seine linke Hand ruhte auf seiner rechten Seite und der Rothaarige konnte die rote Flüssigkeit durch den schwarzen Stoff erkennen. Blut. Die Gedanken des jungen Mannes überschlugen sich und er kam näher. „Katsu, was ist passiert?“, fragte er erschrocken, doch der Blonde schnauzte direkt los: „Bleib verdammt noch mal weg von mir!“
 

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So eine verfluchte, gottverdammte Scheiße! Wie konnte das passieren? Wie verdammt nochmal? Er hatte so gründlich gearbeitet. Hatte alles getan, was er tun sollte, hatte seine Zielperson genau beobachtet und trotzdem war das passiert? Wie lange war es her, dass sein Auftrag so dermaßen beschissen für ihn endete, dass er am liebsten jeden einzelnen Penner abknallen würde, der ihm über den Weg lief, nur um sich abzuregen? Nicht genug, dass Eijirou ihm immer wieder mit seinen fragenden Blicken beglückte…jetzt auch noch das. Schon seit einiger Zeit war ihm klar, dass der Rothaarige immer öfter fragen wollte, was mit seiner Arbeit auf sich hatte. Was er tat und warum er es tat. Er wusste, dass Eijirou, ihm zuliebe, nicht viel nachfrage und versuchte sich damit zu arrangieren. Etwas, wofür der Blonde durchaus dankbar war, denn wenn er etwas ungern tat, war es über diese Arbeit zu reden.

 

Nicht, weil er sich dafür schämte oder so: Es war einfach sicherer, nichts zu wissen. Wer wenig wusste, wurde nicht in Scheiße hineingezogen, die er besser nie gesehen hätte. Katsuki hatte das schnell gelernt gehabt und Eijirou sollte diese Erfahrung nicht machen. Es war nach wie vor ein Risiko überhaupt mit ihm zusammen zu sein und trotzdem hatte Katsuki sich auf diese Beziehung eingelassen. Gerade, weil er unerwarteter Weise Gefühle entwickelt hatte, von denen er dachte, sie wären für immer aus seinem Herzen verbannt. Doch Eijirous Neugierde könnte ihn früher oder später dazu bringen, dass er wirklich keine Wahl hat, als zu reden. Fuck.

 

Und diese ganzen Drecksgedanken hatten ihn natürlich abgelenkt und jetzt hatte er den Salat. Katsuki war stinksauer. Sauer auf sich selbst und vor allem auf die gesamte Situation. Er hatte sich den Arsch aufgerissen, hatte seine Recherchen gemacht und mehr und diese kleine Ratte war immer auf der Hut, was es schwer gemacht hatte, die Aktion zu starten. In einer Lagerhalle war es dann zu einem Schusswechsel gekommen. Ihre Schüsse waren etwa zeitgleich abgegeben worden, sodass der Blonde nicht mehr schnell genug ausweichen konnte. Es war nur ein Streifschuss, doch das änderte nichts daran, dass er absolut wütend war.

 

Er hatte sich direkt, nachdem er ihm die Knarre aus der Hand geschossen hatte, auf den Typen gestürzt und erst einmal dessen Gesicht mit seinem Knie Bekanntschaft machen lassen. Bei dem Gefühl des knackenden Nasenknochen, hatte er zufrieden gegrinst. Der Kerl hatte geschrien, wie ein Mädchen und Katsuki hatte ihm gezielt in die Kniescheibe geschossen, als dieser zurückgetaumelt war. Der Blonde hatte sich nicht lange bitten lassen und das zweite Knie ebenfalls zerschossen, während der Kerl wimmernd auf dem Boden lag. „Erbärmlich“, meinte er und ging vor ihm in die Hocke.

 

„Sonst ist dein Maul immer so weit offen und jetzt wimmerst du wie eine kleine Jungfrau“, erklärte er und fuhr mit dem Lauf der Waffe den Hals seines Ziels entlang. „Zudem hast du kleiner Hurensohn ernsthaft auf mich geschossen…“, knurrte er und rammte ihm die Faust so fest in den Magen, dass der Mann anfing zu würgen. „Sowas mag ich gar nicht“, raunte er ihm zu und ignorierte das verdammte Brennen seiner Wunde und das Blut, das langsam anfing, seine Kleidung zu tränken.

 

„Eigentlich müsstest du dafür viel mehr bezahlen, aber ich hab keinen Bock, dass die Bullen mich finden“, sagte er und erhob sich wieder. Er zielte auf den Mann und verpasste ihm vier weitere Schüsse in den Magen und Bauch, hörte die panischen Schreie und sah, wie das Blut aus den Wunden sickerte. „Wir sehen uns in der Hölle wieder“, sagte er und zielte noch einmal auf den Mann und schoss seinem Opfer in die Aterie an seinem Hals und sah, wie das Blut in einem dicken Fluss aus ihm floss. Der kleine Hurensohn würde langsam ausbluten und das innerhalb von kurzer Zeit. Wie sonst auch machte er ein Beweisfoto für Cheshire, ehe er sich umdrehte und die Waffe in seinen Holster verfrachtete und seine Hand auf die Wunde presste, während er verschwand.

 

Verdammte Scheiße. Der Streifschuss brannte fürchterlich und Katsuki presste die Zähne zusammen. Es war doch unglaublich! Er hatte einen Fehler gemacht! Er war nicht vorsichtig genug gewesen und DAS kotzte ihn an(1). Sein gesamter Abend war für den Arsch und er hatte nur noch einen Wunsch: Er wollte nur noch heim, diese verfickte Wunde reinigen und dann seine Kohle abstauben. Für die nächste Zeit würde er garantiert nichts mehr für diesen Penner von Sero erledigen. Je näher er seinem Apartment kam, umso erleichterte war er. Es war anstrengend, seinen Geist zusammenzuhalten, während man stetig Blut verlor. Die Treppen waren wirklich eine Qual für ihn, aber er hatte es bald geschafft.

 

Als er sein Apartment betrat, tauchte, zu seinem Pech, aber der Rothaarige auf. Katsuki hatte ganz vergessen, dass Eijirou immer auf ihn wartete. Eigentlich eine Gewohnheit, die der Blonde gar nicht so schlecht fand, wenn er ehrlich war. Das Gefühl, dass jemand auf einen wartete, war eigentlich ganz nett, doch gerade war diese Tatsache mehr als nur ärgerlich, denn Eijirou sprang natürlich sofort auf die Verletzung des Blonden an und kam näher. „Bleib weg von mir!“, schnauzte er, nachdem dieser gefragt hatte, was passiert war. Er hatte keine Lust sich jetzt mit dem Rothaarigen auseinander zu setzten, doch da hatte er die Rechnung ohne Eijirou gemacht.

 

Leider ließ sich Eijirou davon nicht sonderlich beeindrucken und verschwand ins Bad, um von dort den Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Anschließend war der Rotschopf wieder bei ihm und folgte Katsuki ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzten. Der Blonde knurrte unzufrieden, als Eijirou auffordernd zu ihm sah und wollte, dass er sich freimachte. „Ich kann das allein!“, knurrte er, doch Eijirou schien ihn zu ignorieren und Katsuki zog entnervt Jacke und Pullover aus, nur um den Streifschuss an seiner Seite freizugeben.

 

Der Jüngere zog scharf die Luft ein, als er die Wunde sah, die in einer länglichen Form das Fleisch aufgeschnitten hatte und stark blutete. Trotz allem konnte man am Rand die Verbrennungen des Fleisches sehen. Er hörte den Rothaarigen seufzen, ehe er den kleinen Koffer öffnete und ein Fläschchen Jod sowie eine Kompresse herausholte.

Auf diese träufelte er, nachdem er sie aus ihrem Schutzpapier befreit hatte, etwas von dem Jod und blickte zu Katsuki, welcher nur genervt wegsah. „Ich bin keine Pussy“, erinnerte er den Rotschopf, welcher ergeben seufzte und anfing die Wunde zu reinigen. Als die Kompresse mit dem Jod auf das wunde Fleisch gelegt wurde, zischte der Blonde scharf due Luft ein, da es höllisch brannte. Seine Finger gruben sich in die Lehne seiner Couch, während Eijirou sich daran machte die Wunde zu versorgen.

 

Dabei war Katsuki überrascht, wie geschickt Eijirou das hinbekam und bald schon, war seine Wunde unter einem dicken Verband und der Rothaarige schloss den Koffer wieder. „Wenn du Glück hast, heilt die Wunde, ohne eine Narbe zu hinterlassen“, sagte Eijirou, ehe er Katsuki ansah. Der Blick des Rothaarigen war von Sorge geprägt, doch auch von einer stummen Frage. Es war unschwer zu erkennen, dass er wissen wollte, was passiert war oder was er nun regelmäßig trieb. Es könnte auch sein, dass er Beides wissen wollte, doch Katsuki schnaufte nur und machte keine Anstalten, etwas zu erzählen.

 

Er hörte den jüngeren Mann seufzen, als er den Koffer wegstellte. „Was genau treibst du eigentlich?“, fragte er und Katsuki erdolchte Eijirou praktisch mit seinem Blick. „Das ist nicht deine Angelegenheit“, meinte er genervt. Seine Aussage wurde wieder mit einem schweren Seufzen kommentiert. Er sah ihm an, dass Eijirou darum rang, die Fassung zu bewahren. „Es ist nicht meine Angelegenheit? Da hast du vielleicht recht…Trotzdem, könntest du mit mir darüber sprechen. Ich bin dein Freund, oder hast du Angst, dass ich dich dann verurteile?“, fragte Eijirou nach und Katsuki packte ihm am Kragen, um ihn näher zu sich zu ziehen. „Willst du so dringen mit mir streiten, Eijirou?“, fragte er, wobei seine Stimme direkt lauter wurde. Der Rothaarige forderte ihn doch gerade offensichtlich heraus. „Zumal ich mich erinnern kann, dass wir abgemacht hatten, dass du nicht nachfragst“, fügte er schnaufend hinzu und spürte im nächsten Moment die Hand des Jüngeren an seiner eigenen. Es war kein Gegendruck. Eine einfache, zarte Geste des Jüngeren.

 

„Zu dieser Zeit war unsere Beziehung auch eine Andere“, kommentierte Eijirou und hielt den Augenkontakt aufrecht. „Es ist doch wohl mein Recht nachzufragen, wenn mein Freund verletzt von seiner „Arbeit“ nach Hause kommt.“ Katsuki schnalzte mit der Zunge und wollte ansetzten, etwas zu sagen, doch der Kleinere kam ihm zuvor. „Ich mache mir nur Sorgen um dich und habe trotzdem bis jetzt nicht nachgefragt. Ich habe wirklich versucht es zu akzeptieren, aber das hier…das kann ich nicht einfach so akzeptieren. Es geht nicht mehr, Katsuki und es wird nicht so laufen, wie du das willst“, sprach er weiter und machte eine kurze Pause, ehe der Glanz in den roten Rubinen etwas trauriger wurde. „Vertraust du mir wirklich so wenig, dass du mir das nicht offenbaren kannst?“

 

Die Worte des Rothaarigen ließen ihn schweigen, während er Eijirou in die Augen sah. „Habe ich dir nicht erklärt, dass das keine Frage von Vertrauen ist? Es hat mit deiner Sicherheit zu tun, du Idiot“, sprach er wesentlich ruhiger, doch der Rothaarige schüttelte nur den Kopf. „Das ist so ein Blödsinn. Du willst es mir einfach nicht sagen, denke ich. Glaubst du, dass ich dich verurteile, wenn ich es weiß? Dass ich dich dann hasse? Verdammt nochmal, Katsu! Ich habe mich in dich verknallt gehabt und gesehen, wie du einen Menschen getötet hast: Und selbst das hat mich nicht davor abgeschreckt dich zu lieben.“

 

Katsuki war überrascht, wie eindringlich Eijirou war und vor allem, wie hartnäckig. Sonst hatte er es immer auf sich beruhen lassen und akzeptiert, dass Katsu dieses Thema nicht ansprach, doch nun...Er war wirklich eindringlich. Zwar ruhig, aber eindringlich und sein Blick hatte etwas, das Katsuki bei dieser Art von Gespräch noch nicht gesehen hatte. //Mein Anblick muss ihn mehr erschrocken haben, als erwartet//, ging es ihm durch den Kopf und er seufzte ergeben. „Du bist echt eine Qual, weißt du das?“, fragte er und rieb sich über den Nasenrücken. „Meinetwegen, aber ich werde dir nicht zu viel erzählen, damit wir uns richtig verstehen“, fügte er hinzu und wartete, dass Eijirou nickte. „Geht klar, Katsuki.“

 

Er setzte sich etwas gemütlicher hin und zündete sich eine Zigarette an und inhalierte den Rauch erst einmal tief, ehe er ihn freiließ und das wiederholte. „Um es kurz zu machen: Meine ‚Arbeit‘ befasst sich damit, dass ich eine Reihe von Aufträgen aller Art bekomme. Sei es jemanden umzulegen, jemanden zu Beschützen oder irgendwelche krummen Geschäfte zu tätigen oder zu überwachen: von Drogen- bis Waffenhandel ist da alles dabei, was das Herz der Unterwelt begehrt“, fing er an und bemerkte, wie erschrocken der Rothaarige ihn ansah.

 

„Ich bin nicht so der Geduldsmensch und mit Menschen habe ich ungern tun, deshalb übernehme ich eher Aufträge, bei denen ich wen abknallen muss. Geht schnell und da ist nicht so viel Konkurrenz, da die meisten Menschen schiss haben, dass die ‚Freunde‘ der Opfer auf Rache aus sind“, erzählte er weiter und zog genervt die Augenbrauen zusammen. Es war nervtötend über diese Scheiße zu sprechen, aber noch nervtötender wäre permanent mit dem Rothaarigen deswegen aneinanderzugeraten.

 

Eijirou schwieg eine Weile, schien das Ganze erst einmal etwas sacken lassen zu müssen, ehe er wieder seine Worte fand. „Wie kommst du zu solchen ‚Arbeiten‘?“, wollte der Rothaarige wissen und Katsuki war doch überrascht, wie gefasst der Eijirou war. Lag vermutlich daran, dass er ihn bereits dabei gesehen hatte. „Sagen wir es so: Es gibt eine Schattenseite in dieser Stadt, in welcher Leute, wie ich, und Andere ihre krummen Geschäfte drehen können. Ich habe meinen Kontaktmann und der beschafft mir die Aufträge. Meist befassen sie sich mit andren Mitgliedern des Untergrunds. Du weißt schon: Bandenkriege und der ganze Bullshit“, erklärte er und nahm wieder einen Zug.

Katsuki spürte die Blicke intensiver auf sich und blickte Eijirou an. „Was?“, fragte er und der Rothaarige versuchte, seine Worte zu finden. „Kann ich mir das so vorstellen, wie in diesen ganzen Yakuza-Filmen?“, fragte er und erntete einen skeptischen Blick, ehe ein genervtes Schnaufen folgte. „Das ist nichts im Vergleich zur Realität“, antwortete er, während er seine Zigarette ausdrückte.

 

Eijirou gab sich damit aber nicht zufrieden, sondern fragte natürlich weiter und Katsuki musste sich bemühen, ruhig zu bleiben. Er fühlte sich unwohl mit all diesen Fragen und zum Glück bemerkte Eijirou das auch. „Sorry, dass ich dich so löchere, aber die Chance, dass du mal dazu was sagst, bekomme ich sicher nicht mehr so schnell“, entschuldigte er sich und lächelte ihn kurz sanft an, ehe er wieder ernst wurde. “Ich hab nur noch eine Frage, dann ist Schluss“, versprach er und Katsuki schnaufte entnervt auf, ehe er abwartend die Braue hob.

 

„Warum tust du das?“ Scheiße. Genau die Art von Frage, die er nicht gestellt bekommen wollte. Die Frage nach seinem Warum. „Es ist einfach so“, sagte er und sah in den Augen des Rothaarigen, dass diese Antwort nicht das war, was er sich erhofft hatte. „Ich hab keinen Bock darüber zu reden und an die Scheiße zurück zu denken. Es ist, wie es ist“, sagte er in einem Ton, der klar machte, dass er nicht weiter darüber reden wollte und würde.

 

Er wollte einfach nicht. Er wollte sich nicht erinnern, wollte nicht noch einmal die Dinge vor seinen Augen sehen. Katsuki war angespannt und atmete aus, als Eijirou ein leises „In Ordnung“ von sich gab und dann näher rückte. „Sorry“, nuschelte er und Katsuki seufzte wieder ergeben. „Du bist ein Quälgeist…ein verdammter, neugieriger Quälgeist“, sagte der Blonde. „Aber du bist meiner“, fügte er hinzu und spürte regelrecht, wie der Andere lächelte.
 

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Seit dem Gespräch waren einige Tage ins Land gestrichen. Das alles zu verdauen, war doch nicht so einfach gewesen, wie gedacht. Doch irgendwie hatte er die Informationen verarbeiten können und etwas mehr Verständnis, für Situation des Älteren, auch wenn er noch immer nicht ganz zufrieden war. Da waren immer noch Dinge, die ihm Katsuki nicht anvertrauen konnte/wollte und das störte ihn. Eijirou hatte versucht sich damit abzufinden, dass Katsuki darüber nicht reden wollte, wie er es gerne hätte, hatte versucht, sich damit zufrieden zu geben, was er nun wusste. Aber das war verdammt schwer für den Rothaarigen. Er hatte seinem Freund angesehen, dass diesem das gewaltig missfiel, weswegen er einfach schwieg und nicht weiter nachfragte. Er konnte und wollte nicht riskieren, dass er und Katsuki wegen sowas stritten.

 

Er hatte sich selbst geschworen, dass er Katsuki so akzeptieren würde, wie er war. Das hieß, dass er auch die Geheimnisse des Blonden akzeptieren musste, selbst wenn seine Neugierde ihn fast umbrachte. Hoffentlich würde er das auch weiterhin durchhalten.

Mit einem leisen Seufzen stieg er die restlichen Treppen des Wohnhauses hinauf. Er kam gerade wieder von einer Probe mit seinen Leuten. Sie kamen ziemlich gut voran und würden bald wieder in der Bar von Tetsus Onkel rocken dürfen. Für den Rothaarigen war es erfrischend mit seinen Freunden hin und wieder auf eine Bühne zu stehen. Für ihn selbst war es zwar ein Hobby, aber er wusste, dass es Kyoka viel bedeutete das zu tun, was sie liebte und das auch noch auf einer Bühne. Er lächelte leicht und blieb im Flur stehen, während er die beiden Türen betrachtete. //Ob Katsu schon zu Hause ist?//, fragte sich der Rothaarige und beschloss einfach nachzusehen, da der Blonde gemeint hatte, er wäre vielleicht noch einkaufen, wenn Eijirou zurück käme.

 

Er schloss die Tür zur Wohnung des Blonden auf und schloss diese hinter sich, ehe er sich die Schuhe auszog. Dabei fiel sein Blick auf ein weiteres Paar neben Katsukis Schuhen. Hatte der Blonde Besuch? Neugierig ging Eijirou zum Wohnzimmer, dessen Türe er geschlossen vorfand. Gedämpft hörte er Stimmen, die miteinander redeten. Eine davon war eindeutig die seines Freundes. Die andere Stimme, die gerade zu sprechen begann, kannte er nicht.

 

„Dir ist doch hoffentlich klar, in welcher Lage du dich befindest? Wenn er dich verpfeift, bist du am Arsch und wenn irgendwer rausbekommt, dass der berühmte Ground Zero einen Schwachpunkt hat…“, sprach die eine Stimme und Eijirou zog eine Braue hoch. Sprach der Kerl von ihm? Aber wer war dann mit Ground Zero gemeint? Katsuki? „Das ist nicht deine Angelegenheit“, hörte er Katsuki sprechen. Dieser klang unglaublich gereizt. War etwas passiert? Eijirou spürte, wie die Sorge in ihm anstieg und er lauschte weiter. „Mal ehrlich, Katsu. Wie lange wird das mit euch gut gehen? Wie lange wird er akzeptieren was du bist und was du tust? Er ist ein gewöhnlicher Kerl, der nichts mit dieser Welt zu tun hat. Entweder geht er daran zu Grunde oder wird getötet. Zumal ich interessante Dinge herausgefunden habe: Dein kleiner Liebling war scheinbar ziemlich gut mit diesem Ubara befreundet.“

 

Eijirous Augen weiteten sich. Der Kerl da sprach nicht nur von ihm, sondern auch von Toshi. Was hatte das zu bedeuten? Zu gerne wäre er hineingeplatzt und hätte nach Antworten verlangt, doch noch hielt er sich zurück. Er fühlte sich schlecht, da er Katsuki und diesen komischen Typen belauschte, aber er konnte nicht anders.
 

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Katsuki hatte an diesem Tag eigentlich nicht mit Besuch gerechnet. Er hatte vorgehabt einige Besorgungen für seinen Trainingsraum zu machen, da Eijirou sowieso proben war. Außerdem brauchte er ein paar neue Teile für seine beiden Süßen. Daher wollte er sich auf den Weg machen, wissend, wie lange er im Waffenladen brauchte, wenn er sich alles ansah. Umso überraschter war er, als Sero vor seiner Tür stand. „Yo“, grüßte der Schwarzhaarige ihn grinsend und trat ein. „Was willst du hier Soja-Face?“, fragte der Jüngere genervt und bekam ein gespielt trauriges Gesicht, ehe Sero wieder grinste. „Ich war zufällig in der Gegend und dachte mir: Besuchen wir den guten Katsu doch einfach mal“, erklärte sich der Schwarzhaarige und ließ sich im Wohnzimmer auf der Couch nieder.

 

„Und du glaubst, dass ich dir das glaube? Wir wissen beide, dass du keine „zufälligen“ Besuche tätigst, also spucks aus, Cheshire“, forderte der Blonde und zündete sich eine Zigarette an. „Direkt, wie eh und je“, fing Sero an und lehnte sich etwas zurück. „Tatsächlich zeige ich dir mein bezauberndes Gesicht, weil ich einige Dinge mit dir besprechen möchte. Das Betrifft vor allem einen deiner letzten Aufträge. Du erinnerst dich an den kleinen Drogenkurier, den du ausgeschaltet hast? Scheinbar rollt die Polizei seinen Fall doch wieder auf und versucht nun in unseren Kreisen etwas heraus zu finden. Es wird vermutet, dass sie Undercover-Agenten angesetzt haben, um die Kreise zu infiltrieren.“

 

Der Blonde blies den Rauch aus und blickte Sero scheinbar desinteressiert an. „Und was kümmert mich dieser Bullshit? Ich habe nichts mit irgendeiner Yakuza zu tun und verbinden kann man mich mit keinem meiner Opfer“, fing er an und sein Blick wurde schärfer. „Oder willst du mir unterstellen, dass ich unsauber arbeite, Sero?“ Beschwichtigend hob der Schwarzhaarige die Hände, das Grinsen immer noch im Gesicht. „Nicht doch. Sowas würde ich mir nicht einmal in Traum erlauben zu denken“, fing er an und etwas im Blick des Älteren änderte sich. Sero war listig wie ein Fuchs oder eine Schlange. Geschickt im Ausspielen seiner Karten und seines Wissens. „Trotzdem ist es sehr interessant, dass du Zeugen leben lässt“, erwähnte er fast schon beiläufig und griff dreist nach Katsukis Zigarettenschachtel und nahm sich eine davon.

 

Zufrieden bemerkte er das kurze Blitzen in den Augen des Blonden. „Und noch viel interessanter ist, dass du scheinbar sehr engen Kontakt mit diesem Zeugen hast, der neben dir wohnt“, beendete er seine Worte und blies den Rauch zu dem blonden Mann. Sero war mindestens genauso ein Arschloch, wie er selbst es sein konnte, wenn es um solche Dinge ging. Trotzdem fragte sich Katsuki, woher dieser Arsch so schnell von Eijirou erfahren hatte. Diese miese Ratte von Sero hatte seine Augen und Ohren wirklich überall…verdammte Scheiße. Er durfte sich nichts anmerken lassen. „Was ist dein Problem? Ich habe alle unter Kontrolle“, erwiderte er und schnalzte mit der Zunge. Seros Gesicht passte ihm nicht.

„Dir ist doch hoffentlich klar, in welcher Lage du dich befindest? Wenn er dich verpfeift, bist du am Arsch und wenn irgendwer rausbekommt, dass der berühmte Ground Zero einen Schwachpunkt hat…“, fing er an und Katsuki knirschte mit den Zähnen. „Das ist nicht deine Angelegenheit“, schnauzte er den Schwarzhaarigen an und schnalzte wieder mit der Zunge. Als ob er das nicht wüsste. Doch er war sich absolut sicher, dass Eijirou ihn nicht verpfeifen würde. Sonst hätte er es schon längst getan und Katsuki würde dafür sorgen, dass niemand erfuhr, dass er eine Schwachstelle hatte. Er würde Eijirou beschützen. So einfach war das. Das wäre ja gelacht, wenn er sich von irgendwem einschüchtern lassen würde. Sero erwähnte nur dazu, dass Eijirou mit diesem Ubara, den er umgelegt hatte, befreundet war. Das war ihm bereits bekannt. „Ich bin mir dieses Punktes bewusst“, sagte er und drückte die Zigarette aus.

 

„Meinetwegen können die Bullen da rumstochern, soviel sie wollen. Ich bin kein Yakuzamitglied und somit werden ihre Spuren im Sand verlaufen und der Typ ist nichts weiter, als ein weiterer ungeklärter Todesfall“, sagte er und in diesem Moment wurde die Türe aufgestoßen.

Katsuki und Sero blickten zu dieser und die Augen des Blonden verengten sich zu Schlitzen, als er Eijirou erkannte, der in der Türe stand und sie anstarrte. //Fuck!// Der Blonde schnalzte wieder mit der Zunge und gab ein genervtes „Tch“ von sich, während Sero sich erhob und den Rotschopf betrachtete, der da in der Tür stand und sie mit einer Mischung aus Zorn und Unglauben anstarrte.

 

„Hast du nicht gelernt, dass es sich nicht gehört zu lauschen, Junge?“, fragte der Schwarzhaarige und versuchte in Eijirou zu sehen. Katsuki presste die Kiefer genervt aufeinander und funkelte Sero an. „Halt die Fresse“, forderte er wütend und bekam nur ein amüsiertes Lächeln als Antwort. ‚Dann zeig mir mal, wie du das ausbügelst‘, forderte der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen und Katsuki hätte ihm in diesem Moment am liebsten die Fresse poliert, um ihm das behinderte Grinsen dem Gesicht zu wischen. Doch das konnte warten.

 

Die karminroten Augen wanderten zurück zu dem Jüngeren, der immer noch in der Tür stand, die Hände zu Fäusten geballt, auf den Boden starrend und zitternd. Es sah aus, als würde Eijirou um Worte ringen oder um Fassung. Vielleicht auch um Beides. Der Anblick war etwas, das dem Blonden gar nicht gefiel. Schon gar nicht, wenn er der Grund für Eijirous negative Verfassung war. Sein Kopf ratterte auf Hochtouren Es war ganz klar, dass Eijirou ihr Gespräch mitbekommen hatte. Dessen Haltung sprach Bände. Verdammte Scheiße. Der Blonde konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ihn das gerade ankotzte. Eijirou hatte ihm ja von seinem komischen Freund erzählt gehabt und er hatte dessen Worte nicht ohne Grund abgewürgt. Wieder! Schon wieder gerieten die Dinge aus seiner Kontrolle. Gott, wie ihn das ankotzte.

Noch immer standen die drei Männer im Raum und keiner wagte es, sich zu rühren. Eine unangenehme Spannung hatte sich gebildet und Katsuki fühlte sich, als würde er schwer Luft bekommen. Die Stille, die zwischen ihnen herrschte, war einfach nur erdrückend, doch sie wäre um einiges erträglicher gewesen, als Eijirous Worte, die nun an sein Ohr drangen. „Das ist jetzt nicht wahr, oder?“ Seine Stimme zitterte leicht. Ob vor Wut oder von unterdrückter Trauer, das wusste er nicht.

 

„Du warst es? Du hast ihn umgebracht?“ Die Worte waren leise gesprochen, doch waren sie für den Blonden lauter, als jede Explosion. Scheiße. „Und dann tust du noch so, als würdest du von nichts wissen, während ich dir von ihm erzähle? Davon erzähle, dass mich sein Tod mitgenommen hatte?“ Endlich blickte der Rothaarige auf und Katsuki konnte die, vor Wut schimmernden, Augen des Jüngeren sehen.

„Hast du das von Anfang an gewusst? Hast du mich zum Narren gehalten?“ Der Rothaarige kam näher auf den Blonden zu und blickte ihn an. Sero ignorierten Beide gekonnt. Katsuki hatte sich vorgenommen, seine eigene Wut zu schlucken, und Eijirou meckern zu lassen, doch dieser musste ja den Fehler machen und weiter sprechen. „Waren die anderen Worte von dir auch nur eine Lüge?“

 

Katsuki konnte die heiße Wut spüren, die in seinem Inneren aufstieg. War das sein scheiß Ernst? Sah er etwa aus, als würde er über so etwas, wie seine Emotionen, lügen? War der Rothaarige wirklich so beschissen im Hirn, dass er das glaubte? Der Blonde schnaufte wütend auf und packte Eijirou am Kragen und blickte ihn äußerst wütend an. „Willst du das wiederholen, Shit-Hair?“, fragte er sauer nach und seine Stimme hatte einen warnenden Unterton. Eijirou übertrieb gerade maßlos und provozierte den Blonden unnötigerweise.

 

„Ach? Sind wir jetzt wieder auf dieser Ebene, Bakugou?“, fragte er nach und hielt dessen Blick stand, ehe er sich losriss. „Ich kann es einfach nicht glauben. Warum hast du mir sowas Wichtiges verschwiegen? Du wusstest Bescheid, verdammt! Das kann nicht dein Ernst sein, Katsuki!“ Es war das erste Mal, dass Eijirou lauter wurde. Natürlich löste das in dem Blonden genau die gleiche Reaktion aus. Der Blonde würde sich sicher nicht einfach anschreien lassen. „Was hätte ich deiner Meinung nach denn sagen sollen? Hätte ich es dir auf deine verfickte Nase reiben sollen, dass ich den Scheißer umgelegt habe? Ist es das, was du gewollt hättest?“, fuhr er ihn an und ballte nun selbst seine Faust.

„Du hast einfach so getan, als wäre das alles gar nicht deine Angelegenheit. Kein Wunder, dass du mir ausreden wolltest, dass ich da weiter nachforsche. Du hattest verdammt nochmal Schiss, dass ich rausfinde, dass du es warst“, sagte er und biss sich kurz auf die Lippe, ehe ihm ein „Du verdammter, verlogener Mörder“, herausrutschte.

 

Katsuki presste seine Zähne so fest aufeinander, das man das Knirschen hören konnte. „Du hast es erfasst“, brüllte der Blonde nun und hatte wirklich Probleme seine Wut zu zügeln. Er wollte seine Faust irgendwo hineinschlagen. „DAS ist es, was ich bin. Ein verfickter Mörder. Tu bloß nicht so, als würdest du das gerade erst erfahren haben. Die ganze Zeit hat es dich einen Scheiß gejuckt und plötzlich, wo es um einen Wichser geht, den du kennst, willst du mir damit kommen? Verarsch mich nicht!“ Katsuki dachte nicht einmal daran, seine Stimme zurückzuhalten. Er brüllte den Rothaarigen an, der aufgrund der Lautstärke doch etwas zusammenzuckte, sich allerdings keinen Millimeter bewegte.

 

„Was erwartest du? Dass ich dir jetzt um den Hals falle und es gut finde, dass du einen FREUND umgebracht hast und es nicht einmal für nötig gehalten hast, es mir ansatzweise zu erklären?“, fuhr er ihn an und schnaufte. „Du bist ein verdammter Lügner, Katsuki! Ich kann einfach nicht glauben, dass ich in ein verlogenes Arschloch, wie dich verliebt ha-“ Den Satz konnte der Rothaarige nicht beenden, denn etwas flog an ihm vorbei und landete laut knallend in der Wand. Erschrocken drehte er sich zu der Stelle und sah, dass das Zippo des Blonden zerbrochen auf dem Boden lag. An der Stelle, wo es mit der Wand kollidiert war, war eine kleine Einkerbung. Ungläubig starrte er zu dem Blonden, der ihn mit einem Blick anstarrte, der ihm das Herz zum stoppen brachte. Neben der überdeutlichen Wut, die in den Augen des Blonden zu sehen war, war da noch ein anderer Ausdruck in den sonst so schönen Seelenspiegeln. Ein Ausdruck, den Eijirou noch nie gesehen hatte und der ihm unzählige Nadelstiche ins Herz versetzte.

Doch gerade war er zu wütend, um wirklich darauf einzugehen und machte auf dem Absatz kehrt und verschwand, ohne ein weiteres Wort aus der Wohnung, deren Tür er laut ins Schloss knallen ließ.

Die Stille, die sich nun wieder im Raum bildete, lag schwer auf dem Blonden und er fühlte sich, als würde die Decke über ihm zusammenbrechen. Langsam sickerte in sein Hirn, was er, eher reflexartig, getan hatte. In diesem Augenblick war er unglaublich dankbar, dass er, gegen seine Gewohnheit, seine Desert Eagles NICHT bei sich getragen hatte (2). //Scheiße.//

 

Er blickte auf, als er das leise Lachen von Sero hörte, der ihn amüsiert ansah. „Sieht aus, als wäre dein kleines Schätzchen auf und davon. Wirst du ihn dir wieder einfangen, oder suchst du dir was Neues?“, fragte er scherzend nach und spürte im nächsten Moment einen stechenden Schmerz in der Wange und merkte, wie er von den Füßen gerissen wurde. Überrascht griff sich der Größere an die schmerzende Wange und schmeckte das Blut in seinem Mund.

„Halt deine verfickte Fresse, sonst werde ich deinem Gesicht einen komplett neuen Schliff verpassen, Sero!“, brüllte er den Schwarzhaarigen an, der beschwichtigend die Hände hob. „Beruhig dich mal. Ich hatte ja nicht geahnt, dass es dir echt ernst mit dem Kerl ist“, versuchte er den Blonden zu beruhigen, der allerdings nicht so wirkte, als wolle er zuhören. „Interessiert es mich, was du denkst? Nein! Es interessiert mich einen gottverdammten Scheißdreck! Und du solltest einfach die Fresse halten!“ Katsuki war kurz davor den Anderen noch einmal zu schlagen. Dieser schien die Situation auch komplett zu verstehen und erhob sich vom Boden. Dabei klopfte er sich die Kleidung ab und wischte das Blut von seinen Lippen und ging zur Tür. „Du solltest auf jeden Fall verhindern, dass er irgendwem etwas sagt“, murmelte der Schwarzhaarige, ehe er Katsuki wieder angrinste. „Ich würde dir ja Glück wünschen, aber das braucht der große Ground Zero sicherlich nicht.“ Mit diesen Worten verschwand er, noch bevor Katsuki irgendetwas greifen und nach ihm werfen konnte.

 

Mit dem Zufallen der Türe, kehre auch wieder Stille in die Wohnung und Katsuki fühlte sich zum ersten Mal, seit langer Zeit unwohl in dieser Stille. Das letzte Mal, als er sich so dermaßen scheiße in seiner Haut gefühlt hatte war, als…

//Verdammter Mist!// Er riss sich selbst aus diesen Gedanken, in dem er die Faust gegen die Wand schlug und der Schmerz sich durch seine Knöchel, zum Ellenbogen hochzog. Er konnte den Schmerz in seiner Hand ignorieren, aber das Stechen in seiner Brust nicht. Es war penetrant und übertünchte alles Andere. Zum ersten Mal, seit langer Zeit empfand er Schuldgefühle. Etwas, worauf er gerne verzichten konnte. Warum? Warum verdammt nochmal, war Liebe so eine scheiß komplizierte Sache? Und wie sollte er das wieder in Ordnung bringen?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Anführungen:
(1) Perfektionismus ist was Blödes
(2) hätte er sie dabei gehabt…gäbe es wohl eine Leiche ._.
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Damit hätten wir das sechste Kapitel geschafft :D Ich hoffe es war trotz der ganzen Informationen gut lesbar. Ich weiß, das ist alles etwas viel und recht flott passiert, aber man muss bedenken, dass sich zwischen den Beiden schon vorher was aufgebaut hatte, nachdem Eijirou ihn gesehen hatte und natürlich auch nach ihrem Geständnis Zeit vergangen ist und die Zwei mittlerweile auf einer sehr engen Ebene ist. Außerdem wäre es doof, 3 Kapitel lang dauernd zu schreiben, wie sie da drum diskutieren, ob Katsuki nun was sagt oder nicht. Ich will ja die Story auch weiter bringen und nicht unendlich viele Kapitel mit reinem Slice of Life machen.
Danke, dass ihr mich bis hierhin begleitet habt und die Story so lange verfolgt. Es freut mich, dass ihr mit an Bord seid :)
Bis zum nächsten Mal

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