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Tanz mit mir

…wenn du dich traust
von

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„Schon in vier Tagen sehen wir uns zum letzten Mal.“

„Ich werde dich nicht gehen lassen.“

„Du bist ja süß!“

„Nein, ich meine es ernst. Heirate mich.“

„WAS?!“

„Du hast mich gehört.“

„Kannst du es bitte nochmal sagen? Nur so…“

„Ich wiederhole mich nicht.“

„Okay… hast du jetzt in echt mir einen Heiratsantrag gemacht oder hab ich mich verhört?“

„Du hast dich nicht verhört.“

„Wow, okay… ähm… ich bin sprachlos. Ich weiß nämlich gar nicht, was ich dazu sagen soll…“

„Ein «Ja» würde völlig ausreichen.“
 

Sasuke starrte plötzlich die Decke an. Er lag in seinem Bett und das ganz alleine. Naruto war nicht hier, ebenso wie der überstürzte Heiratsantrag. Oder?
 

Sasuke schaute auf sein Handy. Das Datum hat sich wie erwartet um einen Tag verschoben. Gestern, als er ins Bett ging, hat er noch keinem einen Antrag gemacht. Der plötzliche Sprung vom Heiraten direkt ins Bett deutete doch eher daraufhin, dass er die Szene nur geträumt hat.
 

Gott sei Dank!
 

Egal, was Narutos Antwort gewesen wäre, hätte Sasuke sie nicht ohne weiteres hinnehmen können. Warum überhaupt kommt sein Gehirn auf solche Sachen? Als könnte er — Sasuke Uchiha — jemandem so spontan einen Heiratsantrag machen. Naruto und er… und heiraten… nein… was für ein sinnloser Gedanke!
 

Sasuke lag seit einiger Zeit mit geschlossenen Augen, dennoch misslang ihm das Einschlafen extrem. Der helle Mondschein schien direkt in sein Gesicht und färbte das Schwarze unter den Augenlider in einen schmutzigen rötlichen Ton um. Tausende Gedanken in seinem Kopf wirbelten chaotisch. In nur vier Tagen wird Naruto abreisen und Sasuke wusste nichtmal, was genau er dabei fühlt. Diese Tatsache versetzte ihn in einem komischen Zustand. Meistens passierte das beim zufälligen nächtlichen Aufwachen. Manchmal kam es aber während des Tages vor. Sasukes Herz wurde in solchen Momenten hundertfach schwerer, als es sein sollte, und es schmerzte stumpf in seiner Brust. Der Junge zog instinktiv die Beine heran und versteckte sich unter der Decke. Sasuke hasste es. Aber leider ließ sich damit nichts machen. Die einzige Lösung hieß abwarten. Er machte die Augen zu und startete das Einschlafen-Programm neu. Die Gedanken wirbelten aber immer noch kräftig in seinem Kopf. Diesmal war es unmöglich sie zu ignorieren. Der Junge wälzte hin und her in der Hoffnung eine bequeme Position zu finden.
 

Nach gefühlt einer unruhigen schlaffreien Ewigkeit konnte Sasuke nicht mehr liegen. Wie aufgezogen sprang er aus dem Bett, zog das Erste an, was auf seinem Stuhl lag, stieg aus dem Fenster und stürzte sich ins nächtliche Abenteuer. Er wollte so schnell abhauen, dass er sich nichtmal die Schuhe angezogen hat. Wo wollte er eigentlich hin? Keine Ahnung, da vertraute sich Sasuke seinem Körper an. Seine Augen verfolgten einen ganz bestimmten Pfad, den Sasuke nicht wiedererkannte. Seine Beine trugen ihn weiter und weiter weg von der Uchiha Residenz. Unter den Füßen spürte er die kühle Erde. Mit jedem Schritt drückte er sich kräftiger vom Boden ab und trieb sich so mit jedem Schritt weiter in die Höhe. Es kam ihm vor, als könnte er fliegen, und seine Umgebung unterstützte ihn dabei mit allen Mitteln.
 

Nach einiger Zeit erreichte Sasuke einen See. Der Uchiha wusste aus irgendeinem Grund, dass das der Zielort der Reise war. Nicht nur weil seine Beine beim Anblick des Sees stoppten. Er fühlte sich mit diesem Ort innig verbunden. Der Mond hing wie ein riesiger Scheinwerfer auf dem sonst so dunklen endlosen Himmel. Dieser hauchdünner Licht tönte alles silbern. Das Wasser glitzerte dadurch märchenhaft. Der see sah aus wie eine feine Stickerei aus Silberfaden. Sasuke setzte sich auf den Boden. Warum ist es überhaupt hier? Wahrscheinlich soll er mal wieder über seine Gefühle nachdenken.
 

Ja, genau das war es.
 

Diesmal war es von besonderer Wichtigkeit. Da hatte Sasuke eine seltsame Vorahnung. Na gut. Der Junge versuchte sich an den komischen Traum von vorhin erinnern. Obwohl es sich um einen Traum von heute handelte, waren die Erinnerungen daran bereits sehr bruchstückhaft und vernebelt. Er ließ sich trotzdem auf den spontanen Heiratsantrag reduzieren. Warum gleich heiraten? Es ist logistisch unmöglich und hierzulande ist es so oder so verboten. Und abgesehen davon konnte sich Sasuke überhaupt nicht vorstellen, jetzt verheiratet zu sein. Trotzdem hat er im Traum eine unmissverständliche Entschlossenheit gespürt, die ihm gerade bei diesem Thema Angst machte. Warum zur Hölle hat er nur von sowas geträumt?! Darauf wusste Sasuke keine Antwort.
 

Was Sasuke allerdings wusste, war, dass er mittlerweile keine Lust mehr hatte, sich zu verstecken. Na und wenn er schon einen Mann heiraten möchte? Was ist daran so schlimm? Er ist in seiner Beziehung glücklich. Sollte nicht eher das zählen? Seine Familie wusste nichts davon, dass er einen unglaublich wichtigen Menschen in seinem Leben hat. Sie wussten auch nichts davon, dass er nachts unerlaubt zu diesem Menschen abhaute und mit ihm einige der schönsten Stunden in seinem Leben verbrachte. Auf die Frage seiner Mutter, ob er was neues hätte, gab er immer dieselbe Antwort.
 

Nein.
 

Sein Vater war nach wie vor an den Updates seines Sohnes nicht interessiert. Sasuke vermutete sogar, dass sich sein Vater allgemein für ihn kein besonders großes Interesse hatte. So war es vielleicht sogar einfacher. Wenn keine Nachfrage kommt, muss man keinen anlügen. Sasuke log andere generell ungerne an, besonders seine Eltern. Dennoch musste er die Wahrheit im Schatten halten, denn im Uchiha-Haushalt wird sie bestimmt hart abgestoßen. Sasuke wird sich vermutlich nichtmal rechtfertigen dürfen. Also wenn er die Wahrheit ins Licht rücken lässt, muss er seiner Familie hochwahrscheinlich Lebwohl sagen. Keiner weiß, wann dieses Fass überläuft. Weil die aktuelle Situation den jüngsten Uchiha schon jetzt richtig doll belastete, vermutete er, dass es nicht mehr lange dauert. Dann erfahren alle, wie er eigentlich gestrickt ist. Und anschließend wird er rausgeworfen. Hmmm… im Schatten versteckt bleiben oder auf die eigene Familie verzichten?
 

Natürlich das zweite.
 

Wow, das war ja einfach!
 

Sasuke seufzte. Welches das keinere Übel ist, war für ihn nicht immer so eindeutig. Erst durch Naruto wurde ihm bewusst, dass es immer besser ist, sich selbst treu zu bleiben. Nur so kann man das bestmögliche Leben führen. Wenn es jemandem nicht passt, dann ist es halt so. Und manchmal ist es dann wirklich besser, sich von den Menschen zu trennen.
 

„Naru, danke”, streifte der kleine Gedanke durch Sasukes Kopf. „Deinetwegen kann ich endlich die Dunkelheit verlassen“, wisperte er zu sich.
 

Sobald diese Worte von Sasukes Zunge fielen, fühlte sich der Junge erlöst. Er atmete tief ein. Die Luft betrat mit Leichtigkeit seinen Körper. Sasuke stand auf. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und entfaltete seine Schulter. Seine Arme warf er in die Luft und streckte sich soweit wie er konnte. Dabei wollte er mit den Fingerspitzen den Mond berühren. In diesem Augenblick war er mehr, als nur er selbst. Sein Geist war überall und nirgends und im perfekten Einklang mit der Umgebung. Er war ein fester Bestandteil dieser Landschaft, nicht mehr und nicht weniger.
 

Sasuke drückte sich kräftig vom Boden ab und plötzlich hing er in der Luft. So funktioniert Fliegen also? So einfach? Warum ist er dann nicht früher drauf gekommen? Zumal war dieses Flugprogramm anscheinend in ihm hardcodiert. Kaum dachte Sasuke daran, sich zu beschleunigen, oder langsamer zu werden, oder in einer Kurve fliegen, führte sein Körper das Befehl exakt aus und es kostete dem Pilot überhaupt keine Kraft. Er glitt gekonnt durch die Luft und guckte sich dabei neugierig um. Noch nie betrachtete er die Dinge aus dieser Perspektive. Von oben sah alles so klein — ja, sogar nichtig — aus. Der Ausblick in die Ferne war wunderschön: Der Wald schien endlos zu sein und irgendwo weit weg ist er eins mit dem Himmel geworden. Von hier oben glitzerte der See genauso märchenhaft, wie von unten. So ähnelte er einer silbernen Stickerei noch mehr.
 

Sasuke genoss diesen Ausblick für eine ganze Weile. Die Natur war atemberaubend. Sie hat nicht aufgehört wunderschön zu sein. Sasuke war fasziniert von ihr. Plötzlich warf er seinen Kopf nach hinten und schrie in den dunklen Himmel. Ein lauter Schrei eines Habichts hallte kräftig durch den Raum. Er echote solange, bis er schlussendlich in der Ferne erlosch.
 

So fühlt sich also Freiheit an. Gut zu wissen.
 

Euphorisch flog Sasuke unaufhaltsam nach unten. Er wollte sich kopfüber in den silbernen See einstürzen. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Kurz, bevor er kräftig gegen das Wasser aufprallte, sah er gar nichts mehr. Der märchenhafte Ort mit dem silbernen See verschwand spurlos. Dennoch spürte Sasuke, wie er sich blind durch die gewaltigen Wassermassen fortbewegt. Langsam ging ihm die Luft. Zum Glück wusste sein Körper, wo er hinmusste. Bald erreicht er die Wasseroberfläche.
 

Als Sasuke aus den Tiefen des Sees auftauchte, war er plötzlich bei sich zuhause, in seinem Bett. Mittlerweile war es nicht mehr dunkel. Die ersten Sonnenstrahlen malten auf dem Himmel lange orangene Streifen. Der Junge setzte sich hin und guckte sich verwirrt um. Die Sachen, die er für den Waldspaziergang angezogen haben sollte, lagen immer noch zusammengelegt auf dem Stuhl. Seine Füsse waren nicht schmutzig von Barfußablaufen und sein Fenster war zu.
 

Also… war das alles doch nur ein Traum?
 

Natürlich war es nur ein Traum! Niemand kann fliegen! Er kann auch keinen Habicht nachmachen. Außerdem sind die Wälder hier definitiv nicht endlos. Sie sind im Gegenteil recht überschaubar, sodass Sasuke den gesamten Wald auswendig kannte. Schließlich wohnen in dieser Stadt sehr viele Menschen. Aus diesem Grund weiß er auch, dass es hier keinen silbernen See gibt. Sasuke ist wahrscheinlich mitten in der Nacht aufgewacht und kurz darauf wieder eingeschlafen. So überging höchstwahrscheinlich ein Traum in den nächsten.
 

Sasuke konnte sich normalerweise an seine Träume nicht erinnern. Den ersten hat er schon wieder komplett verdrängt. Aber der zweite Traum war so real, wie eine frische Erinnerung. Es fühlte sich echt an. Nur daran, dass die Ereignisse dieser Erinnerung komplett absurd waren, konnte Sasuke festmachen, dass es so nicht passiert hätte. Er war immer noch von den Glücksgefühlen erfüllt, die ihn in der Höhe schreien ließen. Und das mit dem Schatten war auch nicht weg. Das setzte sich ganz fest in Sasuke Kopf.
 

„Danke, Naruto“, wisperte er zu sich und lächelte.
 

Sasuke guckte auf die Uhr und musste nun feststellen, das sein Wecker in 10 Minuten klingelt. Er kuschelte sich in die Decke ein und machte die Augen zu. Diese Minuten standen ihm generell zu, und ganz besonders heute. Heute war nämlich sein Abschlussball. Da darf sein Körper erst recht jede ruhige Minute komplett auskosten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2020-08-13T18:08:14+00:00 13.08.2020 20:08
Aww ich dachte echt das es echt war hach soo eine schöne Story
Antwort von:  suugakusan
14.08.2020 15:10
Danke für dein Review. Das Kapitel sollte genau solche Gefühl auslösen, daher freu ich mich, dass du es so empfunden hast

LG suugakusan


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